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Dresdner Journal : 15.12.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188712155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-12
- Tag 1887-12-15
-
Monat
1887-12
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 15.12.1887
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A»ki»dig»»ge» fiir die Weihnachtszeit finden im „Dresdner Aourna?^ die geeignetste Verbreitung. Hierbei versäumen wir nicht, darauf aufmerksam zu machen, daß aus Anlaß des Weihnachtsfestes Handel- und Gewerb- treidende» bei Ankündigungen mit mehrmaliger Wiederholung ausserordentliche Bergünstigungen gewährt werden. Amtlicher Teil. Dre-den, 13. Dezember. Mit Allerhöchster Ge nehmigung Sr. Majestät des König- ist dem Haut» bvistrn Richard Hugo Theodor Zander des 11. In fanterie Regiments Rr. 139 in Döbeln in Anerkenn ung der von ihm am 28. September d. Js. zu Borna nicht ohne eigene Lebensgefahr ausgeführten Rettung eines Kindes vom Tode des Ertrinkens die silberne Lebensrettungsmedaille nebst der Befugnis zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. An Stelle des Vicomte de Fontenay ist der bis herige Consul Auguste Jacquot in Düsseldorf zum Generalconjul der Französischen Republik in Leipzig ernannt worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Weinhändler Friedrich Hermann Müller in Leipzig das ihm von Sr. Durchlaucht dem Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt verliehene Prädikat als Fürstlich Schwarzburg Rudol- städtischer Hoflieferant annehme und führe. Nichtamtlicher Teil. Kekegrerphische Wach rechten. Leipzig, 15. Dezember. (Priv.-Tel. d. DreSdn. Journl LaudeSvrrratSprozeß gegen CabanneS. Der Reichsanwalt beantragte 12 Jahr Zuchthau», 1000 M. Geldstrafe und 10 Jahre Ehrenverlust. DaS Urteil wird Montag mittag verkündet. Köln, 15. Dezember. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der „Köln. Ztg." wird auS San Remo gemeldet, baß Sr. Kaiser!, und Königl. Hoheit dem Kron prinzen »egen eine- leichten Reizzustande« in der Kehle eine Einschränkung im Sprechen verordnet worden, Heiserkeit jedoch nicht eingetreten ist. St. Petersburg, 15. Dezember. (Tel. d Dresdn. Journ. Der „Russische Invalide" führt auS, nicht Rußlands militärische Stellung an der Grenze sei eine aggresive, viel eher könne diejenige Österreich-Ungarns und Deutschlands alS eine solche angesehen werden. Dresden, 15. Dezember. Zum Gesetzentwurf, die Abänderungen der Wehrpflicht betreffend. Mit diesem Gesetzentwurf, hochwichtig wie nur je einer war, indem er dem deutschen Volke die Ge währleistung des Friedens oder was fast das Gleiche ist, eine noch größere Garantie der Siege in einem vielleicht unabwendbarem Kampfe sichert, wird sich unser Reichstag in den nächsten Tagen beschäftigen. Wir dürfen hoffen, daß er das Dargebotene mit freudiger Zuversicht entgegennehmen werde. Ist es doch kein anderer Staat Europas im stände, in be ängstigender Zeit seinen Landeskindern einen gleich artigen Schutz und Schirm gegen die schrecklichste aller Gefahren zu zeigeu, wie ihn die dentfche Wehr verfassung für den Kall der Rot vorbereitet hat Wir haben nur nötig, zurückzugreifen auf einen in der Stille dereitliegenden Segen und zu ernteu und fruchtbringend zu machen, wa» die Vorsorge der Ver gangenheit gesäet hat. Die Thronrede, mit welcher die gegenwärtige Tagung des Reichstages eröffnet worden ist, kündigte, die ReichSboten überraschend, einen Gesetzentwurf an, welcher, die Landwehr und den Landsturm betreffend, bestimmt ist, eine Erhöhung der Wehrkraft de- Reiche» herbeizuführen. Sofort erging sich die Presse der regierungsfeindlichen Parteien in weitgehenden Ver mutungen über die Bedeutung und Ausdehnung der in Aussicht gestellten Vorlage, und bei der Stellung, welche diese Parteien dem Heere gegenüber einnehmen, bedarf eS kaum der Erwähnung, daß eS bei diesen Auslassungen an Uebertreibungen aller Art nicht fehlte. Denn es liegt im Wefen dieser Parteien, dem Volke Alles, was von Seiten der Regierung ausgeht, in den düstersten Farben vorzuführen. Bei einer an dern Zusammensetzung des Reichstag», mit einer Mehr- he.t ähnlich der des in diesem Frühjahr aufgelösten, würde aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Landwehr und Landsturmvorloge als Vorwand benutzt worden sein, die Volksleidenschaften aufzuregen. Unter den obwaltenden Umstanden mußte sich die gegnerische Presse mit den üblichen Klagen über die Unerschwing lichkeit der Heereslasten und der neuen Bedrückung des Volkes begnügen. Weiteren Schmerzenstönen von dieser Seite setzte die halbamtliche Mittheilung em Ziel, daß die durch die neue Vorlage bedingten Mehr kosten für das Heer hunderttausend Mark kaum über schreiten werde. Einem Hinblick auf unsere Wehrverfassuna und deren nötigere Erweiterung wendet sich ein Aussatz des ,H. Courier»" zu, indem er auf folgende- hin weist: Landwehr und Landsturm stehen im Volke in hohen Ehren, hat diese Heeresbildungen doch Sage und Dichtung mit einem unverwelklichen Kranze von Ruhmesthaten umwoben. Die Landwehr hat ihren Ur sprung in den Befreiungskriegen, der Landsturm reicht in seinen ersten Anfängen bis auf den Großen Kur fürsten zurück. Auch im 7jährigen Kriege ist gelegentlich da» Landsturmaufgebot ergangen, dock seine volkstümliche Bedeutung hat dieser letzte Aufgeoot der Wehrkraft auch erst in den Jahren 1813/14 erhalten, da e» galt, den alten Erbfeind von dem deutschen Boden wegzufegen. Während die kampfessrohe Jugend und die todermutlge Landwehr in offener Feldschlacht kämpste, hielten die rüstigen Greise, mit Säbel oder Pike bewaffnet, daheim Zucht und Ordnung aufrecht. Da sah man in Berlin Fichte, den starkknochigen Denker, dessen Reden an die deutsche Nation den ersten Anstoß zu der geistigen Erhebung der Deutschen gegen die Unterdrücker gegeben hatten, neben dem feingebauten, gekrümmten Schleiermacher, dem geist vollen Prediger, Wache stehen inmitten von Gevatter Schneider und Handschuhmacher. Wenn von Land sturm geredet wird, treten diese Gestalten in der Er innerung des Volles herauf, wie bei der Landwehr die Tage von Groß-Görschen und Leipzig, da Major Friciiu» mit seiner Königsberger Landwehr da» Grimmaische Thor stürmte. Die Erinnerung an diese Großthaten de» wider den Landcsseind aufgestandenen Volkes war e» vor nehmlich, welche die Verständigung über die von dem König Wilhelm für unerlässig erkannte Umgestaltung des Heeres erschwerte Da die Vorgänge bei der Einberufung der Landwehrpflichtigen in den Jahren 1850 und 1859 die Unzulänglichkeit dieser HeereSbild- ungen für die Verwendung im Kriege dargethan hatten, war eS dem Könige nicht länger möglich, das Heer in seiner bisherigen Verfassung zu belassen, wenn nicht die Sicherheit und der Bestand Preußens dabei in Frage gestellt werden sollte. Die Verteidiger der alten Ordnung aber glaubten, eS gelte bei der Neuordnung nur die bürgerliche Wehrkraft fern zu halten, um ein Berufsheer zu haben, das jederzeit bereit sei, die Freiheit des Volkes mit Waffengewalt zu unterdrücken. So entstand der „Konflikt* zwischen Regierung und Volksvertretung, der erst durch die Heldenthaten des neugestalteten HeereS auf den böhmischen Schlachtfeldern fein Ende erreichte. Doch finden sich trotz der strahlenden Siege in den Jahren 1870/71 noch immer Verteidiger einer anderen Gestaltung der Wehrkraft des Landes, welche im Wesentlichen auf die Bildung einer Bürger wehr hinausläust. So sehr auch gelegentlich ein solches H^er PreiswürdigeS vollbringen kann, so wenig ist es jedoch bei der heutigen Art der Kriegführung geeig net, dem Volke das Gefühl der Sicherheit zu geben, wie wir eS bei unserer gegenwärtigen Heeresverfasiung haben dürfen. Die Bürgerwehren und Milizheere hat die volks tümliche Sage dichterisch erhoben, während die urkun- denmäßige Forschung unwiderleglich die Unzulänglich keit solcher Heeresgebilde dargethan hat. Alle Schrecken des Krieges verdoppeln sich da, wo Bürg rheere auf den Kampfplatz treten. Das beweist die Geschichte der Völker zu allen Zeiten und in allen Landen. Auch die einst so hoch gepriesenen freiwilligen Heere. ES ist Scharnhorsts unsterbliches Verdienst, daß er die bürgerliche Wehrkraft in der Landwehr fest zu« fammenfügte und dem stehenden Heer damit einen immer schlagfertigen Rückhalt sicherte. Aber wie alle menschlichen Einrichtungen auf die Dauer sich als unzulänglich erweisen, so ist auch die alte Landwehr dienstordnung nicht zu halten gewesen. Doch hat sie fast ein halbe» Jahrhundert unverändert fortbestanden. Die allgemeine Wehrpflicht wurde mit dem Gesetze vom 3. September 1814 eingeführt, die Landwehr er hielt ihre feste Ordnung am 21. November 1815. Die Dienstzeit betrug bei der Fahne drei Jahre, in der Reserve des stehenden Heere» zwei Jahre, in der Landwehr ersten Aufgebot» sieben Jahre, ebenso lange in der zweiten Aufgebot», so daß sich die gesamte Dienstpflicht auf 19 Jahre belief. Wer nicht zum Heere oder zur Landwehr gehörte, war vom vollen- d.ttu 17. bi- zum 49. Lebensjahre landstnrmpflichtig. Die Neuordnung de- Heere» im Jahre 1861 bezweckte auch möglichste Entlastung der Landwehr, welche ihrer ursprünglichen Bestimmung gemäß die Unterstützung des stehenden Heere» bilden, nicht aber, wie eS bislang erforderlich gewesen, sofort in die ersten Reihen ein- rücken sollte. So wurde denn bei erheblicher Ver- mehrung der FriedenSheeres die Dienstzeit in der Reserve von 2 auf 4 Jahre verlängert, dagegen die Landwehr ersten Aufgebot» auf 5 Jahre verkürzt, so daß die gesamte Dienstpflicht nunmehr statt 19 nur 16 Jahre betrug Die Bildung des Norddeutschen Bunde» hatte eine weitere Umwandlung im Gefolge. DaS Gesetz, betreffend die Verpflichtung zum Kriegs dienste vom 9. November 1867, setzte fest: den Dienst im stehenden Heere auf 7 Jahre, davon vier in der Reserve, den Dienst in der Landwehr, welche jetzt nur ein Aufgebot hat, auf 5 Jahre. Alle Wehrpflichtigen, welche weder dem Heere noch der Marine angehör ten, bildeten vom vollendeten 17. bi» 42. Lebens- jahre den Landsturm. Die Erfahrungen, welche in dem französischen Kriege mit dem Massenaufgebot des Feindes gemacht wurden, bewogen die deutsche Heeresverwaltung, auch für den Landsturm bereit- in Friedenszeiten feste Be stimmungen zu treffen. So kam da- Gesetz vom 12. Februar 1875 zu stände, welche- an der Dauer der Landsturmpflicht nicht» änderte, aber anordnete, daß der Landsturm bei Verwendung gegen den Feind militärische, auf Schußweite erkennbare Abzeichen er hält und in der Regel in besonderen Abteilungen for miert werden soll. Nur für die Zeit de» Dienste» sind die Landsturmpflichtigen einer militärischen Kon trolle unterworfen. In den letzten zwölf Jahren haben die europäischen Großmächte ihre Heere gewaltig ver mehrt, einzelne dabei auch die Massenaufgebote für den äußersten Fall bereits in feste Verbände gebracht, so daß e» nur de» Befehles bedarf, um auch den letzten Rest wehrfähiger Mannschaft kriegStüchtig gegen den Fernd aufstellen zu können. Auch die deutsche Heeresverwaltung hat sich nicht länger mehr der Einsicht verschließen können, daß e» für die Sicherheit des Vaterlande- geboten sei, die Wehrkraft durch eine Verlängerung der Dienstzeit der Landwehr und der Landsturmpflicht abermals zu er höhen. Es bestimmt daher der neue Gesetzentwurf, dass die Landwehr wieder in zwei Aufgebote zerfällt, davon das letzte die Dienstpflichtigen vom 32. dis mit 39. Lebensjahre umfaßt. Auch der Landsturm, welcher alle nicht dem Heere und der Marine angehörigen Wehrpflichtigen vom vollendeten 17. bi- zum voll endeten 45. Lebensjahre umfaßt, soll in 2 Aufgebote eingeteilt werden. Zum Landsturm l. Aufgebote-ge hören die Landsturmpflichtigen bis zum vollendeten 39. Lebensjahre, zum Landsturm 2. Aufgebots die Landsturmpflichtigen vom 40. bis zum 45. Lebens jahre. Die Landwehr des 2. Aufgebots und der Landsturni hat keine Übungen und Kontrollversamm lungen. Nach diesen kurzen Andeutungen werden an die Pflichtigen keine Anforderungen gestellt, die nicht jeder, der für tüchtig dazu befunden wird und Kaiser und Reich treu anhängt, freudig zu erfüllen bereit sein könnte. Tagesgeschichte. Dresden, 15. Dezember. Für den bevorstehenden Neujahrstag ist am Königl. Hofe die Abhaltung der üblichen Beglückwünschung-- und Prüfen- tationS-Couren in Aussicht genommen. Dresden, 15 Dezember. Bei Ihren Königl. Majestäten findet heute nachmittag in der Königl. Billa zu Strehlen eine Familientafel statt, an welcher Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich Wilhelm von Preußen, Se. Königl. Hoheit Prinz Christian und Ihre Durchlauchten die Prin zessinnen Luise Sophie und Feodora zu Schleswig- Holstein Teil nehmen. ! Dresden, 15. Dezember. Unser Berichterstatter schreibt uns: Se. Majestät der König Christian von Dänemark hat heute früh 8 Uhr 34 Minuten vormittag vom Leipziger Bahnhof aus die Reffe nach Kopenhagen fortgesetzt. Im Laufe des gestrigen Tage- besichtigte der hohe Reisende einen Teil der Königl. Sammlungen und wohnte später im Allstädter Hof« «Heater der Aufführung des „Lohengrin" bei. Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Wil helm wird die Abreise nach Berlin morgen Frei tag 10 Uhr 15. vormittags vom böhmischen Bahnhof aus antreten. Dresden, 15. Dezember. Das evang. luther. Landeskonsistorium veröffentlicht in seinem heute ausgegebcnen Verordnungsblatte die nachstehende, an die Geistlichen des Landes gerichtete Verordnung: „Die bedrohliche und langandauernde Krankheit Sr.Kaisrrl. und Königl. Hoheit des deutschen Kronprinzen, die von dem gesamten deutschen Volke als eine schwere Heimsuchung empfunden wird, hat auch in den Gemeinden Sachsens die herz lichste und lebendigste Teilnahme hervcrgerusen Hat nun da« Landeskonsistorium eS nur billigen können, daß schon bisher vielfach von den Geistlichen deS Landes Gelegenheit genommen worden ist, der Krankheit deS Kaiser!. Kronprinzen teil- im Kirchengebet, teils sonst von der Kanzkl oder vom Altar au« Feuilleton. Der zwölfjährige JesuS im Tempel, von H. Hofmann. Der Geschichtsschreiber Leopold v. Ranke, von JnliuS Schrader. Die Bereinigung der Kunstfreunde für die amt lichen Publikationen der Königl. National-Galerie in Berlin hat diese beiden Nachbildungen al- da- 23. und 24. Vereinsblatt soeben erscheinen lassen. Die Direktton der Königl. National - Galerie hat eS stets für ihre Pflicht gehalten, die ihr anvertrauten Kunstwerke auch denen zugänglich zu machen, welche nicht in der Lage sind, die Sammlungen selbst zu besuchen. Nachdem die Publikationen der Photo graphischen Gesellschaft und die Herausgabe einzelner Radierungen veranlaßt worden waren, erschien es als Ziel, eine Wiedergabe zu finden, welche den farbigen Reiz der Originale zu veranschaulichen vermag. Da» Farbenlichtdruck-Verfahren de- Herrn Troitzsch löst die Aufgabe auf diesem Gebiete in so au»reichender Weise, daß die Direktion sich entschloß, die Repro duktion der Kunstschätze in dieser Technik zu veran lassen. E- ist hierbei avzuerkennen, da- da» erwähnte Farbenlichtdruck-Verfahren nicht nur einen außer ordentlich wichtigen Fortschritt gegen alle- bisher Geleistete darstellt, sondern auch allen innerhalb der naturgemäßen Grenzen der Technik zu stellenden An- svrderungen in ausgezeichneter Weise entspricht. Dir hergestellten Kopien wollen nicht mit dem Original selbst in Konkurrenz treten, allein sie bieten die Er innerung an da» Original mit der vollsten Treue deS photographischen Nachbilde- in derjenigen Reduktion der Farbenwirkung dar, welche die veränderte Größe bedingt. Die im Obigen dargelegten Bestrebungen haben die Direktion der Königl. National-Galerie bewogen, unter der geschäftlichen Leitung de- Herrn Ad. O. Troitzsch die „Vereinigung der Kunstfreunde" in- Leben zu rufen. Von dieser Gesellschaft werden indeß auch Meister werke auS andern Sammlungen in ihrem Lyklu» aufgenommen, wenn dies da» erste der hier empfohlenen Bilder von Heinrich Hofmann in Dresden und eine frühere Vervielfältigung des Guido Renischen Christus- kopfes beweisen, zweier Originale, welche sich bekannt lich in unserer Dresdener Gemäldegallerie befinden. Hofmanns Darstellung ist bei uns so beliebt, daß sie einer besonderen Beleuchtung nicht mehr bedarf. Der Farbenlichtdruck wurde mit einem wahrhaft künstlerischen Fleiß ausgeführt und wird in seiner treuen, durch das stattliche Format unterstützten Wiedergabe den Freunden dieses Gemälde» einen auffallend glücklichen Ersatz für das Original bieten. Meister Schraders Portrait, des großen Forscher» und Darstellers der Geschichte ist eine objektive schöne Leistung im besten Styl; sie verschmäht jeden gesuchten malerischen Effekt und läßt den beredsamen, trefflich wiederaespiegelten geistigen Ausdruck des würdigen Gegenstandes für sich selbst sprechen. Da« auch in der Bervielfältigung unvergleichlich behandelte Bildnis ist ein ErinnerungSblatl für die hochgebildet« Kreise der Nation. Es beweist, daß die herrliche Gabe Julius Schraders als Portraitmaler sich getreu ge blieben ist für und für. Die Kenner und Liebhaber der tüchtigen farbigen Vervielfältigungen von Kunstwerken, die zum Besten der guten Sache mit einer Legion von Schwindeleien den Kampf zu bestehen haben, müssen den aufrichtigen Wunsch hegen, daß man „die Vereinigung der Kunst freunde" wacker unterstütze, damit ihr im Ausgangs punkt lokale» Unternehmen eine immer allgemeinere Tragweite und Nützlichkeit gewinnen kann. O B. Frieda. Lr-ählu-g von B. Mercator. (Fottse-ung.i Hermine Stegmann hatte sich heute erbeten, au- freier Hand Initialen üben zu dürfen. Sie war eine der bestbeanlagten, ja, sie war die einzige, welche von der Erlaubnis zum Malen Gebrauch machte. Dock heute war ihre Zunge eifriger, al» Stift und Pinsel. „Ich thu'S, paß gut auf!" flüsterte sie Paula Weckert eben zu und machte ein gar hochwichtiges, kühn ent- schlossenes Gesicht. Emen Augenblick später jedoch lächelte sie Frieda vollste Unbefangenheit entgegen mit der Frage: „Fräulein v. Alten, ich möchte einige Buch staben mit Malerei recht fein ausführen, einige, nicht alle. Bitte, raten Sie mir doch, hier ist da» große Alphabet, mit welchem soll ich anfangen? Welche» ist der schönste Buchstabe?" „Iss", sagte Friedchen, ohne sich einen Moment»» besinne», und al» da Herminen» Augen plötzlich so merkwürdig triumphierend strahlten, fügte sie errötend hinzu: „Und leicht ist er auch." „Ja, o kinderleicht! Danke sehr, ja, Iss, sehr schön, ich fangs sofort an!" Und Hermine tuschelte eifrigst mit Paula, zeichnete aber zugleich mit glüben- den Wangen, nickte und nickte wieder und rief kurz vor zwölf ganz begeistert: „Ach, Fräulein, bitte, bitte! Es ist mir so prachtvoll geraten! Sehen Siel* Frieda sah, sah ein große» IV. k., von Rosen ranken umschlungen, und ihre Hand, die da» Blatt kielt, zitterte heftig, die blauen Kinderaugen füllten sich mit Thränen und blickten durch den feuchten Schleier wie hilfeflehend zu dem selbstbewußten, schel mischen Backfitch hinüber. ,Zch habe ein k' dazu gezeichnet, da» ist auch so hübsch geschweift und doch klar; nicht wahr, e» macht sich ausgezeichnet als Monogramm?" „Ja, sehr gut", flüsterte Frieda und atmete wie erlöst auf, als jetzt gerade die Schulglcckc erklang. Paula Weilert half Hermine den Mantel anziehen. „Nun, Paula, hab' ich nicht recht gehabt? Sie ist so engelrein, sie mußte sich verraten, siehst Du! Nein, wie mich daS freut!" „Mich auch, es war sonnenklar! Aber Willi, da- glaub' ich doch nicht, Hermine, eher Werner oder Wolf oder Walter!" „Geduld, das lrieg' ich auch noch Heron», laß mich nur sorgen! Vergiß aber nicht: tiefes Geheimnis!" „Natürlich!" Kein Hauch über meine Lippen!" ,Lst recht, und besonders gegen Luise nicht, hörst Du? Die ist mir denn doch zu, zu —" „Sei ganz ruhig, Hermine, ich schweige wie da» Grab."
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