Volltext Seite (XML)
Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumeration-- Preis 22j Sgr. (^ Tdlr.) vierteljährlich, Z Thlr. sür da- ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man pränumerlrt ans diese- Litcratur-Blatt in Berlin in der Expedition der AUg. Pr. SiaatS-Zeitung (Friedrichsstr. Nr. 72): i» der Provinz so wie im Au-lande bei den Wohllöbl. Post Aemtcrn. Literatur des Auslandes. Berlin, Mittwoch den 12. Mai 1841 England. Wallisische Literatur und Wallisische Nationalfcste. Von den Ucberresten Wallisischer oder Wätscher Nationalität und Dichtkunst, die sich mit einer seltenen Stärke und Festigkeit in den Bergen der Grafschaft Wälcs erhalten Haden, hatte bis jetzt die große Mehrzahl der gebildeten Europäer nur eine sehr geringe Kunde. Viele von ihnen kennen den Namen des Landes wohl nur aus dem Titel des Prinzen von Wäles, und Andere haben zwar oft im ersten Theile von Shakespeare's Heinrich IV. von dem wilden Walliser Owen Glendower gelesen, der „den Amaimon ausprügelte und Lucifer zum Hahnrei machte und den Teufel auf das Kreuz einer Wälschen Streitaxt den Vasallen-Eid leisten hieß", ohne sich weiter um das Land Wales zu bekümmern. Wenn ferner in demselben Stücke Mortimer zu seiner Wälschen Gattin, deren Sprache er nicht ver steht, sagt: Ja ich versteh' den Blick: bas holde Wäl'sch, Das du von diesen schwell'nden Himmeln gießest, Ist zu bekannt mir: und, schämt' ich mich nicht, So wollt' ich dir in dem Gespräch erwiedern, so haben wohl nur die wenigsten Leser gedacht, daß es sich der Mühe verlohne, der Sprache und den Sagen dieses Volkes eine genauere Kenntniß zuzuwenden. Und doch hat es an patriotischen Wallisern nicht gefehlt, welche die Lieder und Denkmäler ihres Volkes, die bis in das sechste Jahrhundert hinaufreichcn, gesammelt haben, unter denen vor allen Owen Iones, aus dem Thale Mpvyr, zu nennen ist, der sich sowohl durch ein (nur in etymologischer Hinsicht gerade nicht ausgezeichnetes) Wörterbuch (2 Bde. London, 18US) wie be sonders durch sein Werk: 'l'lw lUvv^rian ^rtlminlogz- ul ^Vnlen (Z Bde. London, l80i—7) einen rühmlichen Namen erworben hat. Von dem letzteren Werke hat im vorigen Jahre der gelehrte Rektor der Edinburger Akademie, John Williams, eine Ucbersetzung be gonnen, weil, wie er sagt, die Sprache des alten Wäles nicht ein mal mehr den jetzigen Bewohnern der Grafschaft, geschweige denn den anderen Engländern, verständlich ist. Die sprachvergleichcnde Richtung der neueren linguistischen Studien hat auch in des Engländers Prichard sLondon, El) und des Franzosen Pictet (Paris, UM) tüchtigen Büchern über die Ver wandtschaft der Celtischen Sprachen mit dem Sanskrit, dem Latei- teinischen, Griechischen und anderen Sprachen viele interessante Be merkungen zu Tage gefördert. Ihnen schließt sich Bopp in seiner Schrift vepelben Inhalts (Berlin, 1839) und Lor. Diefenbach in dem verdienstlichen Werke veliw» (Stuttgart, 1839) an, der dem Walli- sischen neben dem Irischen und Nieder-Bretagnischen eine verdiente Berücksichtigung angedeihen läßt. Nicht minder hat ein anderer Deutscher, der Preußische Negierungs-Rath Alb- Schulz") zu Bromberg, der gewandte Uebcrsetzer und gelehrte Erklärer Wolfram's von Eschenbach und der Gudrun, den Wallisischen Sagen ein so eifriges Studium gewidmet, daß seine Abhandlung „über den Ein fluß der Wälschen Traditionen auf die Literaturen Frankreichs, Deutschlands und Skandinaviens" als die würdigste Lösung dieser Preis-Aufgabe von der Wallisischen Gesellschaft, der Oz'mroixulüwn 8nniet). zu Mcrgavennp in Wäles gekrönt und so eben in Eng lischer Ucbersetzung herausgegeben worden ist. Es ist sehr erfreulich, daß, wie ein Deutscher, Professor Wagner in Marburg, den Eng ländern nach ihrem eigenen Zugeständniß die beste Ausgabe des Virur ol >Vssietlelü gegeben hat, so wiederum ein Deutscher mit kritischer Fackel diese entlegensten Gegenden des Britischen Alterthums beleuchtet hat. Jene patriotische Gesellschaft zur Erhaltung der Wallisischen Sprache und Dichtkunst verdient eine ausführlichere Erwähnung, als ihr bis jetzt in irgend einem Deutschen Blatte zu Theil geworden ist, sowohl wegen der Reinheit ihres Strebens, als wegen der echt volksthümlichen Weise, in welcher sie alljährlich ihre Zusammenkünfte in Abcrgavenny begeht. Schwerlich möchte es einen der vielen AlterthumS-Vereine in Deutschland, England, Frankreich, Belgien und Skandinavien geben, der auch in seiner äußeren Form, im Kostüm und in der ganzen Sceneric die Eigenthümlichkeit längst vergangener Jahrhunderte so treu darzustellen vermöchte und sich vcr wärmsten Thcilnahmc einer außerordentlich großen Volksmenge 'i Sein schriftstellerischer Name ist San Marte. (an einer solchen fehlt es den übrigen Alterthums-Vereinen fast überall) zu erfreuen hätte. Die (tvmreixiüüwn Sooiecie«, welches Wort eine Versammlung von Wallisern oder Kymren sder alte Name des Volks) bezeichnet, hatten der Sache nach schon lange in Wales bestanden. Ihr Zweck waren Preis-Aufgaben für die besten Gedichte auf abwesende Freunde und Wohlthäter und die Lösung von allerhand Fragen, musikalischen oder antiquarischen Inhalts, jedoch mehr nur für die nächste Umge bung, bis im Jahre 1833 die Oz-mreigiüüion von Aberga- vcnnp, besonvcrs auf Veranlassung des Sir Bcnjamist Hall, eines reichen Gutsbesitzers zu Llanover im Wallisischen, und seiner edeln Gattin, zusammentrat, um jenen lokalen Bestrebungen einen nationa len Mittelpunkt zu bieten. Die vierundzwanzig Mitglieder, aus denen der Verein zuerst bestand, hatten sich schon im folgenden Jahre auf 82 vermehrt und wurden in den folgenden Jahren immer mehr; im I. 1838 waren sie bis aus 22S gestiegen. In gleicher Weise vermehrten sich die Preis-Aufgaben über historische und dichterische Gegenstände, und die dafür ausgesetzten Summen beliefen sich weit über 390 Pfv. Sterl., ungerechnet die Prämien und anderen Ge schenke. Ein besonderes Verdienst aber erwarb sich der Verein im Jahre I8Z8 durch die Haltung eines kisteüloäü'»: oder einer Ver sammlung sämmtlicher Barden aus allen Theilen von Wäles. Da durch bezweckte derselbe, die Talente der LandeSbewohner zu crmuthi- gen, die Reinheit der Wallisischen Sprache, als einer der ältesten unter allen Europäischen Sprachen, zu erhalten und die Fertigkeit im Spielen der Alt-Wallisischen, dreireihigen Harfe (Go trmlo Kari,") zu bewahren, da die besten National-Lieder allein auf diesem Instrumente in ihrer ganzen Kraft und Stärke vorgetragcn werden können. Die siebente Versammlung des Vereins ward im Oktob-r 1849 zu Abergavennp im Lanve Wales (Grafschaft Herford) gehalten, und Alles hatte sich vereinigt, dieselbe glänzend, feierlich und heiter zu machen. An einem schönen, sonnenhellen Morgen dcS 7. Oktober bewegte sich der festliche Zug durch die Straßen der mit Fahnen und Kränzen reich geschmückten Stadt Abergavennp. Voran ging eine Abtheilung der Schottischen Leibwache (Go 800,« (lro^) in ihren scharlachenen Nöcken und glänzenden Helmen mit weißen Federn; dann kam ein Wagen mit Harfenspielern, hieraus die Fahnen des Vereins, auf denen nationale Sprüche, als (tvmra üro.-j b)'G (d. h. XValoü snr over), Ooxv Il.V'i >'r SaiG ll^niraog (G<- üurntinn ol G« vcnrlü co Go lVol.G lanxuaxo) und andere zu sehen waren. An sie schloffen sich die mit Medaillen, den Zeichen ihrer dichterischen Siege, geschmückten Barden, ihnen folgten die anderen Barden, zwei und zwei, in der Kleidung ihres Ordens, mit lang herabwallenden Bärten; die beiden Anführer des Zugs waren der eine in ein purpurnes, der andere in ein karmoisinfarbigcs seidenes Gewand gekleidet. Nach ihnen kamen die Mitglieder des Eomitö'S und die Mitglieder des Vereins. Diesen folgte eine ausgesuchte Militair-Musik aus der benachbarten Stadt Newport, die, mit den Harfnern, abwechselnd kriegerische Märsche vortrug, daun der Präsident, Herr I. W. Rolls, in seinem Wagen, nebst einem Gefolge sehr angesehener Personen. Eine Ab- thcilnng der Schottischen Leibwache schloß den Zug. Man giebt die Zahl der Theilnehmcr an dieser Prozession auf 7999 an. In einem hierzu erbauten geräumigen Zelte nahm die Ver sammlung ihre Plätze ein. Der Präsident eröffnete die Versammlung mit einem Ueberblick über die Geschichte des Vereins. Thomas Price, ein ausgezeichneter Geistlicher und Wallisischer Literat, redete über die Schicksale der Wallisischen Sprache und über ihr Vcrhältniß zu den anderen Europäischen Sprachen und erwähnte ganz besonders das aus einer Wälschen Handschrift in Orford, dem rothen Buche von Hcrgest, durch Ladp Charlotte Guest, eine in Wälcs ansässige gelehrte Dame, auf ihre eigenen Kosten herausgegebenc und zugleich in das Englische übersetzte Mabinogion. ES enthält dies Werk in einfacher, schmuckloser Sprache, etwa wie in den Deutschen prosaischen Volksbüchern vom hörnen Siegfried und den Heimonskindern, die lediglich auf Wallisischen Quellen beruhende Abfassung der Sagen vom König Arthur und seinen Helden. Der Inhalt dieser Walli sischen Mabinogicn oder Mährchen (jnvonilo inmnwtioim nach Owen) stimmt mit den älteren Französischen Arthur-Romanen überein, nur ') Diese vorzüglich im nördlichen Tkeilc von Wälcs einbcimischc Hove bat drei Reihen von Satten. Jede Hand greise i» eine verschiedene Saiten desvaniinng; eine dritte, Lie in der Mitte liegt, enthält die Halden Tone und wird iwischen durch noch vom Finger erreicht.