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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.12.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19181228015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918122801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918122801
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-12
- Tag 1918-12-28
-
Monat
1918-12
-
Jahr
1918
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)L8 Ihr« l unter Mxsea »ast tei Sport- T»»rdt- p!«>Ke« ip'a d«t X« Ab. Iymp!a1 rch:««n» V. scr schaxrc« te G»- it der )serde- dritten hre» aix^ee Ncüc». Der von li. V. n rsoo er auA l Ü500 r 4000 hlhaut in ent- hatte. Straf- hren nrechttz »<r k < chIr p » n » - »«ich- «r«r ^>ü B«r- tNAlo»«. r be- dinen rivvr- Oer iroaä szea. für , nach >, ei.l- g') n wir ubbte und r mir chiäge sagie. dieser Ü-') otte" ckler »sa: ater- » t. N-Iixl kien Pro- Oi» » von c»- oeb» ckrse iztvll <1. Z. rd-kid N3n- riksn itUcb k äis > io rikbn Wort :mm- Eo. , üea emoa !) „tt. iuroti >, bö- ms - ilmiz lisn i cur Ver- r 6er Oiv r un<1 nizren mrks kt de- , l » v ieder nicht ugcn- ihent" ietdcr 112. Jahrgang Morgen «Ausgabe der Staot Leipzig Bezugspreis: L W" 'V.r-LL'^'IU »<»,i,l!lvr»ch »en. ilr «suatUch M. 1.00. »srch ,»I«,c ilUIeieii M« -«»< ,«dr-»I msustttch M. 2«, »lertet- Ehrlich M.7LI dirch »I« Vs» innerds'd De»«Ich'»ud« »«I-mI-Bilosd« «»al l» M „«.leNIdell» M»k»<» «»««ad« M. Al. I.NU Ssnuleet-A»«,-»« M. ««»attich V,Ndeft«Uge»«de>. e»»)»:»»«m«r: M»rg«»-A»<gab« I > p<. 4>d<»ö-A»t«ad« >« V1> Aaootsebrisileiter: Dr. Erich Everth. Leipzig. Anzeigenpreis: 'g.',^u,"L Anzeiar > » L«v»>d»a im amll. T«N »I» g»!»nel,«U« 8U VI, ». «ul» Sä psi; Ttvtrongzzulchlsg: 2 «^; »lala« Änjeiqen dl» NsIsnetzeN« K> VI, as«w»ll« ä- Vi.: Va»l«rnoljul<dlsg: Ueber 2i>0 ZeNea Umkau- Z0»,. üder Zellen: 50-». »r,Ia>»I««an,el,-n mN Vla'-»»r'<t'r> !»» lm prell» »rl>«b>. Platz an» Daleuvailchrllt »du» Verbindlich»«», ^ellagen: Delamlaaltag« Ui. 7.— bat Laaken» aallch«. .»>,«».ar. Serasprech Lnlchlu ,9lr. l«»ft2. 1<»<U an» l» > >i. — P»ftlch,-tzb°»«» 72VU- KrteMleltaaq an» <?,IchLsl-ft«l>«: Z»boa»I«aast« Ae.lt. Derlaa: Dr. Neinkold <L Co.. Leipzig. 1918 Sonnabend. »en L8. Dezember Nr. VSS Landeswahlen am IS. Januar Drüherlegung der Landeswahlen Dresden. 27. Dezember. (Drahtbericht unserer Dresdner Schriftleitung.) In der heutigen Sitzung drs Londesrat« der A.- und S. Räte Sachsens wurde nach eingehender Debatte ein Antrag der Mehrheitssozialisten, die Wahlen zur sächsischen Nationalversammlung zugleich mit den Reichswahlen sta »finden zu lasten und di« sächsisch« Nalionalversammlung spätestens acht Tage nach der grslsteUung des amtlichen Wahlergebnisses zusammenzuberufen, sowie ein Antrag Nitzsches auf Einsetzung eines Zen tra l r a t e S mit grober Mehrheit angenommen. Ueber den Der saus der Verhandlungen des Landesrats berichten wir aus Seite 3. Beginn der Friedenskonferenz am 6. Januar? Amsterdam, 27. Dezember. (Drahtdericht.) Aus London wird gemeldet: Di« .Morning Post' erfährt, bah das Programm der Friedrntkonferenz einig« Klein« Veränderung«« «rsahren Hal. Die Konferenz werde nun wahrscheinlich am S. Januar ihren An fang nehmen. An den ersten Besprechungen würden sich nur die vier Grohslaaten England, Frankreich, Italien und die Der- einigt«« Staat«,, beteilig«»,. Die übrigen Alliiert«« würden ein- grladeu, sich zu Beratungen einzusinden, bet denen nur ihre besonderen Intrrcsfen in Frag« kämen. So würde, wenn di« Balkanfrag« zur Be sprechung komme, «inr Einladung an Serbien, Griechenland und Aumünlcn ergehen. An den Besprechungen über di« künftige Gestaltung Ungarn« werde dagegen Griechenland als unmittelbar nicht interessiert nicht teilnchmen. Zu Beginn d«r Beratungen komme die allgemeine Lag« in Europa zur Besprechung. Hoog, 27. Dezember. sElg. Drahtbericht.) Dandervelde, der Flihrer der belgischen Arbeiterpartei, hatte mit dem Brüsseler Korre- . spondeulen des Amsterdamer .Handelsblad' eine Unterredung über seinen 1 Standpunkt als Delegierter der Friedenskonferenz zu etwaigen annezionlstischen Plänen. Aus der ihm gewordenen Antwort will der Korrespondent die Schlußfolgerung ziehen können, daß die bclg jche Friedensabordnung gegen jede gewaltsame Annexion stimmen werde. Erleichterungen der Wahl vorbereitungen im besetzten Gebiet Berlin, 27. Dezember. (Drah.bcricht.) Aus die von der Deutschen Wasfenitillsiandäkommissi.'n dem Oberkommando der Alliierten rorgeiragenen Wünsche, daß zur Vorbereitung und Durch'l.hrung der Wahlen zur deutschen Nationalversamm lung die Abipercungsmaßnahmen in dem besetzten Gebiet zu milden, seien, hat Marschall -Fach den deutschen Behörden sol ge.rde ürleichlerungen zuges'andenk 1. Di: ordnungsmäßig:« Verwaltungsbehörden find befugt, ohne Einschränkung Berich.« zu versenden, die sich aus die Vorbereitungen für die Wahlen und auf die Wahlen selbst dez ehen. 2. Preß- und Versamm ungSsre.he > w.rdcn von den alliierten Armeen gewährt in einem Maße, daS mit der Aufrecht rhaliung der Ordnung und dem e nrvandsreien Verhalten der Bevölkerung geg.n- über den alliierten Armeen im Einklang steht. S. Die Einreise in die besetzten G biet« oder die AuSre se nach dem Inn-'rn Deutschlands wird den Personen gewahrt, we ehe im Besitz eines Passirrgesuches der ordnungsmäßigen Verwaltungs behörden sind. Die obigen Anordnungen finden keine Anwendung aus das Gebiet von Elsaß-Lothringen. * » * Bern. 27. Dezember <Drahlbericht.) Einem Straßburger Tele gramm des .Journal des Döbott' zufolge hat der französische Militär gouverneur von Straßburg die Vornahm« der Wahlen für di« deutsch« Nationalversammlung im ganzen elsässischen Gebiete verboten. Die Krise bestehl fort VBerlin, 27. Dezember. (Drahtber. unserer Berlin«, Schristleitung.) Di« politisch« Lage ha« sich auch heul« noch nicht geklärt. Dir Krise dauert an. Ab:r di« Meldungen, die über ihren Stand durch die Blätter lausen, erweis.« sich bei näherer Sach prüfung als durchweg salsch oder zumindest schies. Man dars den Blättern deshalb nichl einmal «inen Vorwurf machen. Es gibt im Augenblick keine einzig« Slell«, wo st« sich auch nur mit «iniger Sicherheit insor- mler.n können. Unrichtig ist «s sedensallt, daß der Zentralrat der A.- u. S.-Räte schon heut« früh zusammengelreten ist. das wird erst morgen der galt se,n. Aber «S gibt wohl auch nicht die ganze Wahr heit wicder, wenn der „Vorwärts' unter der Ileberfchrift „Kei-w Reg erungSkrlse' heute abend schreibt: .Die Gerüchte über dcn Rück.ritt der RalcS der VolkSdeons.ragten oder «inzclner seiner M tglieder werden von der Reichskanzlei für unbegründet erklärt.' E n« solch: Krise be steht, wie gesagt, nach wie vor, und es kann auch sein, daß sie morgen im Zusammenhang mit der Tagung des Zentralrales hren Aus rag findet und wir schon dann ein neues oder wenigst ns zum Teil neues Kab nett zu brgrühen haben In Kreisen, die der sozialdemokratischen MchrhcilSporlei nahestehcm spricht man davon, daß unter Umständen di« Herren Ebert, Schcidemarm und Landsbcrg aus dem Kab nett aus scheiden und durch Nos Ke, Cohen-Neuß und Lelnerl erseht werden Im .Vorwärts' und in der .Freihel' geht Hut« abend der Slrcit weiter, wer an dem Blutvergießen und dem Patsch am Montag und Dienstag d»e Schuld getragen hat. Die beiden überhäufen eirrand.r mit Vorwürfen. Rach der «inen Darstellung sind d« Spar'akuSleula und die Ma:rofen Lämmleln weiß wie Schner, und alle Schuld fällt ar^ Ebert, und insbesondere auf Herrn Wels und ander«. Dabei find n die Mehrhkitssozialistcn, daß da- Kab nett sich in dieser kril scheu S'unde korrekt und politisch w ilsichtlg erwiesen habe. In dies n Streit sich eiuzum scheu hat k: nen Sinn. Fehler werden wohl auch bei den Mehrhcilssoz allsten gemuht worden sein. Das Hauutübel sre llh lieg, liefrr, liegt in der Abne gung und der mangelnden Fähigkeit der Unab hängigen, etwa eine Reg crnng zu b ldcn und «in Staatswcsen zu führen, liegt wohl auch in der ilnenlschlossenhett und dem zur Gewotmh.it ge wordenen Hin- und Herschwanken der mehrheilssozialistischen Kab netts- mikglieder. Nun stehl es freil ch aus, als ob sie 'n letzter S unbe sich ausrasscn wollen und d nselben Weg gehen, dca, mit leider soviel Erfolg, die Unabhängigen und Spartakusleute In allen d'efen Wochen ge gangen sind Im .Vorwärts' lesen wir heut« sa genden Aus ruf: Die Vorgänge der letz en Tage haben die Erregung der Derl'ner Bevölkerung wegen des terroristischen Treibens der Spartakusgrvpp« zur Siedehitze gesteigert. Die sozialistisch« Part«i Deutschlands holl« bereits sür den heutigen Freilaa eine Demonstration geplant, aber wegen der Feiertage konnten die Vorbereitungen nicht so umfassend gelroffen werden, daß mii Sicherheit die ganze Bertiner Bevölkerung von dem Vor haben benachrichtigt werben konnte. Der Will« der werktätigen Mosten muß aber soweit wie möglich zum Ausdruck kommen. Wer nicht wist, daß mehr als VO Prozent der Bevölkerung durch kleine bewaffnete Trupps terrorisiert werden, wer Gewoltstreich«, wie dl« Festtetzung ter Regierung durch eine Schar Bewaffneter oder den Raub des .Vorwärts* durch irgendwelchen Hauten verabscheut, wer will, dah endlich das Blut vergießen in den Straßen Berlins aufhört »nd Ruhe und Ordnung ein kehrt, wer Berlin vor einer Besetzung durch bi« Entente bewahren will, der Halle sich berell. zu demonstrieren. Dl« Wett soll und muß erfahren, wo die Berliner werktällg« Bevölkerung fleht. Jedermann gehört am Sonntag in di« Reihen der Demonflranlen gege» Bluldlklatnr »nd Spartakusbund. Gin Ultimatum der Sbertgrirppe? DD «rlin. 27. Dezember. sDrahtber. unser«, Berkin«, Schris lleitung.) Es ist anzunrymen, dah in der morgigen Sitzung des Zentralrates der Arbeiter- und Sotdatenräle mit den Volksdcauslraglen die drei mehrheitSfozlatistttchen Bolksbeanfiragten, die Herren Ebert, Scheidemann und Landsberg, ein gewisses Ultimatum stellen werden, um di« Sicherheit zu sckossrn, ohne die eine geradlinige Poli'ik auf di« Dauer nn- möglich ist. Es wird sich bann irogen, welch« Haltung die unabhängigen Herren Haase und Ditkmann dazu einnehmen werden. Herr Birth, der mit seine« Sympathie, )n ich, Park z» de. Spar- > takusteuteu neigt, dürft« scdenfolls kaum «in« Ktärung in senem Sinne mllmachen, wie sie die Mehrhcitssozlolisten als DorauSs tzung für jede weller« politische Arbeit verlangen. Di« tmann hat mehr noch als Haas« «ine» vermittelnden Standpunkt eingenommen. Es ist aber nichl ausgeschlostcu, daß, wenn EbertS Verlangen staltgegcben wird, beide ihren Rückiritt aus dem Kadin:tt erklären werden. Aus ave Fälle haben dl« drei mehrheilssoziolistischen Volksbeauf- iragten «in« park« Stütz« im Zentralrat, aber selbst wenn es Edert gelingen sollte, das von ihm Erwünschte zu erreichen, und unter Umständen sogar ein »nehrheitssozialistlsches Kabinett zu bitden, ist die Gefahr weiterer Eingriff« der Straße in den Gang de, RegierungSpolilik damit nichl beschworen, sondern vielleicht noch größer als bisher. Das Treiben der Spartakusgruppe o Berlin. 27. Dezember. (Drahtbericht unserer Ber- liner Schrisileitung.) Di« .Politischen parlamentarischen Nach, richten' schreiben: Von verschiedenen unbedingt zuverlässigen Selten ist der Regierung authentisch mllgeteitt worden, dah die Spartakus grupp« beschlossen Kade, sobald wie möglich, wenn angängig, schon heute, die Volksveausiroglen zu stürzen und de neue Regierung Liebknecht - Ledebour - Eichhorn zu prokla mieren. Di« Spartakuslcule rechnen dabei aus di« Unterstützung der er bitterten Matrosen und großer Teile des Sichcrheitsd'enfles. Die Ka- b.netlssihung am gestrigen Vormittag verlief, wie wir hören, szhr ruhig und g ng rasch zu Ende. Ein« weitere Kabinellssihung hat gestern nicht staltgesunden. Berlin, 27. Dezember. lEig. Drahlber.) Unter den Spar- lakusleulen wird di« Verteilung von Gewehren und Munition fortgesetzt. Gegen den Eintritt d.r Matrosen in di« republikanische Soldatenwehr macht sich in Kreisen d r Soldaten steigender Widerstand geltend. Di« allgemeine Lage treibt deutlich einer gewaltsamen Lösung der Kris« zu. * * Auch der .Voss. Zlg.' gehl jetzt d'e Nachricht zu, daß der Chef der bolschewistischen Propaganda Radek in Berlin wUlt. Ob die An wesenheit Radeks in Berlin m l den in den WeiknochtStagen erfolgten Putschen lm Zusammenhang stehl. Ist eine offene Frage. Bemerkt sei auch, daß in dem Brricht der soz alistischcn Volksbeauftragkev über die Vorgänge am 2S. und 24. Dezember die Rede von .Drahtziehern und Hintermännern' der Bewegung ist, deren Persönlichkeit im Dunkeln gelosten w rd. Diese Nachrichi ist schon mehrfach gebracht worden, ohne daß bisher ein Dementi ersolgl wäre. Rücktritt ber urrabhänqigen Dolksbeauftragten? S Berliti, 27. Dezember. sDrahtbertcht unserer Berliner Schriftlettung.) Die .National zeitung' schreibt: Gegen zwei Uhr mittags wurde eine Ncihe öffentlicher Gebäude angeklingelt und ihnen mltgetellt, daß die den Mehrheittsozlalisten entstammenden VolkSdeauftragten von der Negierung zurückgetreten seien. Diese Nachricht, die, wie man vermutet, aus dem Polizeipräsidium, stammt, ist unwahr. Scheide mann erklärt«, er denke nicht daran, zurückzutreten. Die Stellung der Mehrheitssozialisten im Kabinett und im Zentralrat der A.- und S.-Räte sei so stark, daß sie nicht an den Rücktritt zu denken haben. Eher sei eS möglich, daß die Anhänger der gegensätzlichen Richtung an ihren Rücktritt denken müßten. Ein Rücktritt der Unabhängigen aus der Regierung stehl dagegen nach dem Abendblatt der .Freiheit' bevor. 2n einer Erklärung, die heftige Angriff« gegen Ebert und Scheide mann enthält und in der behauptet wird, daß die unabhängigen Volksbeaustragten von den Entscheidungen der Regierung, die zu den letzten blutigen Vorfällen führten, nicht unterrichtet waren, heißt es zum Schluß: Deckt -er Zentralrat die Mitglieder der Re gierung, deren Verhalten zu einem Blutbad gejährt hat, deckt er eme Politik, die in ihrer Konsequenz dem Sozialismus schädlich ist, so werden wir unsere Pflicht außerhalb der Regie rung erfüllen. Das Ende der nationattiberalen Partei Von Otto Keinath. M. d. R. Mit den alten Formen des Reiches ist auch die national liberale Partei verschwunden. Auch die Gegner der Partei haben vielfach anerkannt, was die nationalliberale Partei dem Reich an der Reichseinheil vorrevolutionärer Form gewesen ist. Ein Gegner hat sie die Partei der Reichsgründung genannt. Ihre Ge burtsstunde war die Siunde der Gründung des Bismarckschen Deutschen Reiches. Sie wuchs und sestigle sich mit dem Erstarken und mit dem inneren Ausbau des Reiches, sie wurde schwer er schüttert während der inneren Kämpfe der achtziger Jahre und sestigle sich neu in der Zeit der allmählichen innerpoiitischen Ab klärung Ende -er neunziger Jahre und im ersten Jahrzehnt det 20. Jahrhunderts, und sie verfiel endlich der Auslösung mit dek Zerstörung des Bismarckschen Erbes. Insofern ist sie sich selbst! und ihrer Bestimmung als der Partei der Reichsgründung trew- geblieben, so daß sich in die tiefe Trauer über den Verfall de4 Reiches Bismarckschen Geistes auch stille Trauer um die Partei mischen kann und dars. Aber die Menschengcschichle und die Geschichte der Völker geht rastlos vorwärts und duldet kein tatenloses Rückschauen irr der Politik. Die neue Aufgabe des Aujräumens des Trümmer feldes, des zähen und fleißigen Ausbouens aus den Resten der Grundmauern erfordert neue Methoden und neue parteipolitisch» Gruppierungen. Was sich vor dem Kriege in dem Denken der Wähler schüchtern anbahnte, das hat sich in dem Wettersturm von Krieg und Revolution durckgesehk: der Wille zu starker Zu sammenfassung der politischen Kräfte. Die demokratisch^ Republik erfordert Parteien, die imstande sind, Träger der politt-^ schon Rechte, Träger der politischen Macht und Träger der vollem' politischen Verantwortung für die Geschicke des Volkes zu se.n. Die deutschen Parlamente der Vergangenheit boten diese Mög lichkeit, das zeigte sich schon bei der vorrevolutionären Par- lamenlarisierung. Es fehlten große geschloßene Parteien mit scharfen Unterscheidungsmerkmalen in ihrer politischen StaotS- ausfassung, und es sehltcn die Willensstärken F ührer. erfahre« in der Ausübung der Staatsgewalt. Das Gebot unserer Tage war> cs, zunächst die Zusammenfassung aller freiheitlichen Kräfte za suchen, die bereit waren, den neuen Bau des Reiches auf demo kratischer Grundlage unter Beseitigung aller Klassen- und Etandesvortclle, aber unter Aufrechterhaltung einer gesunden, den w.nschanlichen und kulturellen Fortschritt sichernden Eigenwirt schaft aufzurichlcn. Es ist bedauerlich, daß diesem Gebot unserer Tage von einigen Führern der alten nalionalliberalen Partei nicht Folge geleistet wurde, obwohl sie es grundsätzlich anerkannt haben. Es ist eins unbestreitbare Tatsache, daß nicht programmatische Unterschiede den vollständigen Zusammenschluß der nalionalliberalen Parket mit der Deutschen demokratischen Partei verhindert haben, sondern gefühlsmäßige, stark ins persönliche spielende Gegensätze. Wie kann man in unserer Zeit sich von der Abneigung leiten lassen, mit dem oder jenem in der Partei zusammen zu arbeiten, weil er vuv der Revolution oder gar vor dem Kriege einmal dies oder jenes gesagt oder geschrieben, oder weil er diesen oder jenen Angriff sich geleistet habe! Und doch sind solche gefühlsmäßige Regungen vet der Gründung der Deuischen Volkspartei ganz wesentlich maß gebend gewesen. Es ist kein Geheimnis, daß der Teil der Na- tionoll.beralen, der den Anschluß an die Deutschdemokrottsch« Partei nicht vollziehen wollte, dies fast nur mit der Abneigung gegen das .Berliner Tageblatt' begründete. Es ist ober doch ein unmöglicher Gedanke, eine politische Partei lediglich auf solche Gefühle zu stützen. Die Parteien brauchen positive und nicht nur negative Grundlagen. Sie brauchen sachliche Unterscheidungs merkmale, um bestehen zu können. Es ist welker kein Geheimnis, daß die Führerschaft Stresemanns eine große Rolle gespielt hat, Jedermann kann irren und auch die bedeutendsten Politiker können Irren. Stresemann hat sich als Parteiführer der Na- lionalliderolen in zwei entscheidenden Fragen geirrt. Es Ist eil» guter liberaler Gedanke, dah führende Politiker nach einem Miß erfolg, ohne im übrigen von dem politischen Leben zu verschwinden, zunächst die Führerschaft abgcben, bis die Partei sie wieder ruft. Ls ist schade, daß Stresemann, der sich als entschieden liberaler Politiker in Fragen der inneren Politik erwiesen hat, daraus nicht von vornherein die Folgerung gezogen hat. Es wäre dadurch eine wesentliche Erleichterung der parteipolitischen Neugruppiekung er reicht worden. So fehlt denn leider dem Ende der nationalliberalen Parket der große trag.sche Schluß, der das Gesamtbild der Partei in der Geschichte des deutschen Volkes einheitlich und befriedigend hätte werden lasten. Sie hat sich in verhältnismäßig kleinen Streitig keiten gespalten. Der eine Teil sucht die Neuordnung im Zu sammenschluß zu einer großen Partei der bürgerlichen Linken, die ausreichend Tragkräfte für deutsche Zukunstspolitik besitzt — der Deuischdemokratischen Partei —, während der andere Teil unter neuem Namen und neuem Programm die nationalliberale Partei in einem Parleisplitter, der Deutschen Bolkspartel, sortzusehen sucht und das Erbe beansprucht. Letzterer Anspruch bedarf noch eines Wortes. Die Deutsche Volkspariei ist durch ganz wenige Männer unter Führung Stresemanns gegründet worden, ohne jeden Zusammenhang mit der Partei. Wollten diese Männer eine neue Partei gründen, so wo- das ihr gutes Recht. Wollten sie aber die nationalliberale Partei fortsehen, so fehlte ihnen jeder Rechtsanspruch, En'scheidungen zu treffen, ohne die bisheriger» Mitatte-e- -er Parteien mit entscheiden zu lasten. Selbst tn An-^
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