Volltext Seite (XML)
rmd Zugleich weit verbreitet in den Städter! Penig, Lnnzeua«, LichtenfLein-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirkc: Filialen: in Altstadtwaldenbnrg bei Herr» Kaufmann Otts Förster; in Penig Lei Herrn Kaufmann Rob. HLrtia, Mandelqaffe - in Rschsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn. Buchhändler E. Dietze, in Wechselburg bei Herrn Schmied Weber; in Lichtenstein b. Hrn. Buchh. I. Wehrmann. tätlich «if Aufnahme der I!aq« nach Sonn- und Festlagen. Annahme von Inseraten für di« nächster» Hrinends Nummer bis nachmiltags 2 Uhr. Ker Nbonnemsntspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. LS Pf. Akserats pro Zeile 10 Pf., Ginget. 20 Vs. Zipediiton: Waldenburg, Obergaffe 29 ls. Nltstedt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchurs)orf, Langen» leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergrüfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. 27. Freitag, den 1. Februar 1889. Witterungsausfichtm für den 1. Februar: Fortdauernd trübes, nebliges und ziemlich warmes Wetter mit Neigung zu Niederschlägen. Barometerstand am 31. Januar, nachmittags 3 Uhr: 758 mm. Gefallen. An Stelle des auf seinen Wunsch seiner Stelle enthobenen bisherigen Aushülfsdieners, Herrn Schlosser Carl Hermann Lindner aus Waldenburg, ist heute der Sattler Herr Georg Heinrich Schubert ebendaher als Aushülfsdiener hier in Pflicht genommen worden. Waldenburg, am 28. Januar 1889. Königliches Amtsgericht. — Bamberg. Kronprinz Rudolph von Oesterreich f. "Waldenburg, 31. Januar 1889. Als Kronprinz Friedrich Wilhelm von seinem fürch terlichen Leiden befallen wurde, da war die Ansicht all gemein, daß schwerer kein Thronerbe eines großen Reiches heimgcsucht sei; ein fast noch fürchterlicherer j Schlag hat das uns so eng befreundete Oesterreich- - Ungarn betroffen: Der 31jährige Kronprinz Erzher- ! zog Rudolph (geb. 21. August 1858), der treue Freund Kaiser Wilhelms II. und Deutschlands, ist in Meier- ling bei Baden (unweit von Wien), wohin er sich zu einem Jagdausfluge begeben, in Folge eines Schlag anfalls plötzlich gestorben. Die Nachricht übt eine außerordentlich tiefe Wirkung aus, der Eindruck dieser Meldung ist ein ganz furchtbarer. Kronprinz Rudolph war eine Seele von einem Mann, ein außerdentlich liebenswürdiger und volksthümlicher Charakter, von gesunder Geistes- und Herzensbildung und einfachem Wesen. Er galt als kenntnißreicher Militär und erst im vorigen Jahre war er von seinem kaiserlichen Va ter zum General-Jnspecteur der Infanterie ernannt. Der Verstorbene war in allen Nationalitäten Oester reichs gleich beliebt, ohne daß es indessen einer gelang, ihn für sich zu gewinnen, um ihn anderen gegenüber auszuspielen. Mit unserem Kaiser war er bekanntlich durch engste Freundschaft verbunden, die bis auf den heutigen Tag, trotz mancher Klatschereien, ungetrübt geblieben ist. Er war auch ein treuer Anhänger des Friedensbundes und bei seinem jedesmaligen Erscheinen in Berlin wurde er mit Jubel begrüßt. Aus seiner sehr glücklichen Ehe mit der P L nzessin Stephanie von Belgien entsproß nur eine Tochter, die O'/sjährige Prinzessin Elisabeth. Am schwersten trifft die Trauer botschaft den Kaiser Franz Joseph, dessen einziger Sohn er war. Der Kronprinz hat nur zwei Schwestern, die Erzherzogin Gisela, Prinzessin Leopold von Bayern, und die Erzherzogin Valerie. Kaiser Franz Joseph war bei dem Empfang der Kunde völlig fassungslos, der schwergeprüfte Vater weinte bitterlich. Das frohe, lustige Wien war wie vom Donner gerührt, alle Festlichkeiten sind abbestellt, die ganze Stadt bedeckte sich mit Traueremblemen, wie ein Schmerzensschrei ging es durch die Bevölkerung und ebenso in Oesterreich-Ungarn. In Pest, wo die Stimmung wegen der Wehrvorlage aufs Höchste er regt war, wo am Vormittage noch Straßentumulte stattgefunden hatten und die Kammer mit Militär znm Schutze der freien Passage der Abgeordneten um geben war, herrscht Todenstiüe. Mit furchtbarer Kraft hat die Todesnachricht allem Tagesstreit ein Ende ge setzt. Thronfolger an Stelle des Verblichenen wird der jüngere Bruder des Kaisers Franz Joseph, der 56jährige Erzherzog Karl Ludwig, der als sehr ver söhnlicher Mann bekannt ist. Er ist wiederholt zu diplomatischen Missionen ins Ausland verwendet, sonst aber politisch nicht hervorgetreten. Dessen Sohn ist der Prinz Franz Ferdinand, Gemahl der Prinzessin Maria Josepha von Sachsen, der Tochter des Prin zen Georg. Von allen Seiten laufen Beileidstelegramme in Wien ein, Hoch und Niedrig nimmt an der allge- meinen Trauer Antheil und tiefen Schmerz verrathen die Spalten der Zeitungen. Der Streit darüber, was in und mit Deutsch-Ost afrika geschehen soll, ist zu Ende; der Reichstag hat mit außerordentlich großer Mehrheit die ostafrikanische Vorlage, für welche auch Herrn Windthorst's Partei eintrat, angenommen. Damit ist der Zug nach Ost- afrika beschlossene Sache. Hauptmann Wißmann wird i als Reichscommissar mit großen Vollmachten nach der ' Zanzibarküste geyen, dort eine Colonialtruppe aus Ein- ; geborenen bilden, die dem Befehl deutscher Offiziere ! uno Unteroffiziere unterstellt werden und dann, gestützt ! auf diese bewaffnete Macht, an die Lösung seiner Auf- j gäbe gehen. Hauptmann Wißmann hat den besten ! Glauben an das Gelingen seiner Mission; es fehle j ihm nicht an Kenntniß von Land und Leuten und ' Energie, wir wollen also hoffen, daß es seiner Kraft ! und Umsichl gelingen wird, oie Expedition zu einer gedeihlichen Ende zu führen, Ruhe und Frieden dort wieder herzustellen. Ob dies in kurzer Zeii gelingen wird, wissen wir nicht; jedenfalls begleiten die besten Wünsche der deutschen Nation den Zug, denn, da er nun einmal von Ler deutschen Volksvertretung geneh migt, haben wir nur mit dem Beschlusse zu rechnen und nicht mehr mit einer'bloßen Möglichkeit, an wel cher Kritik auszuüben Jedermann freisteht. Deutsch land tritt nun zum ersten Male als kriegführende Colonialmacht auf; denn bisher handelte es sich immer n»r um EinzellExpeditionen unserer Seeleute, die bald b endet waren. Diesmal kommt ein Feldzug in An betracht, ein Kampf mit einem nicht zu unterschätzen den Feind, den bisherige Erfolge stolz gemacht haben. An die deutschen Fahnen ist so mancher Sieg geknüpft; möge sich auch auf dem ostafrikanischen Kriegsschau platz nur Erfolg an Erfolg reihen! MoLiLische Nrmdschmr. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm wurde durch die ihm am Mitt woch Nachmittag gewordene Kunde vom Tode des österreichischen Kronprinzen außerordentlich schmerzlich betroffen. Der Kaiser zog sich in sein Arbeitszimmer zurück und blieb längere Zeit allein. Mit Mühe be wahrte er seine Fassung. Der Kaiser hat die Absicht, selbst nach Wien zur Beisetzung zu reisen; sollten Schwierigkeiten wegen dringender Regierungsgeschäfte eintreten, so vertritt ihn der Prinz Heinrich. Die marokkanische Gesandtschaft, welche dem Kaiser als Geschenk des Sultans prächtige Pferde überbringt, ist in Berlin eingetroffen. Der Botschaf ter hat sich im Hotel Kaiserhof ganz nach marokka nischer Weise eingerichtet, sogar seine eigene Küche er halten, in welcher die Speisen nach morgenländischer Art zubereitet werden. Gegen den Fürsten Bismarck ist in einer Londoner Zeitung ein heftiger Schmähartikel unter dem Titel „Die Dynastie Bismarck" erschienen. Unter den heutigen erregten Verhältnissen wird wenig darauf geachtet werden. Am Dienstag Abend fand bei dem Grafen Herbert Bismarck eine parlamentarische Abendgesellschaft statt. Ueber 150 Abgeordnete und Reichswürdenlräger waren anwesend. Aus Ostafrika wird von deutscher Seite berichtet, daß die Araber während des ganzen Aufstandes wohl an 500 Mann verloren haben; trotzdem ziehen sie immer noch raubend und plündernd umher. Den Deuischen treu geblieben ist nur das Dorf Buani bei Bagamoyo. Die Fiebererkrankungen unserer Seeleute haben erheblich nachgelassen. Kapitänlieutenant Häseler ist nach Ostafrika commandirt worden. Prinz Wilhelm von Württemberg hat am Mittwoch im Auftrage des Königs Karl mit einer Thronrede den neugewählten würltembergischen Land tag eröffnet. In derselben wird besonders hervorge hoben, daß sich die Finanzen in Folge des Eintrittes Württembergs in die Branntweinsteuergemeinschaft des Reiches ganz erheblich gebessert hätten. Es können deshalb auch größere Mehraufwendungen für gemein nützige Zwecke und bei den Gehältern gemacht werden. Angekündigt wird eine größere Zahl kleiner Vorlagen. In Berliner leitenden Kreisen, so wird der „Nat.- Ztg." mitgetheilt, schreibt man der Wahl Boulan- ger's zum Abgeordneten von Par.s eine besondere Tragweite nicht zu und hält die politische Lage da durch in keiner Weise geändert. Namentlich hält man die Lebenskraft der französischen Republik durch die Wahl in Paris keineswegs in Frage gestellt und lehnt eine „tragische Betrachtung" der dortigen Vorgänge durchaus ab. Die Aussichten des europäischen Frie dens werden fortwährend als im hohen Grade befrie digend betrachtet. Im preußischen Abgeordnetenhaus wurde am Mittwoch die zweite Berathung des Staatshaushalts beim Etat der Forsten fortgesetzt. Abg. von Rissel- manu (cons.) befürwortet Erhöhung der Gehälter der Oberförster, denen hauptsächlich die erfreulichen Ueber- schüsse der Farstverwaltunz zu danken seien. Abg. v. Benda (natllb.) schließt sich dem Wunsche an. Minister v. Lucius sagt eine baldmöglichste Berücksichtigung der Wünsche zu. Abg. Graf Matuschka (Centrum) spricht ebenfalls zu Gunsten der Oberförster. Abg. v. Heere- mann (Centrum) fragt, weshalb der Erlaß des Mi nisters, in welchem vor dem Betreten der Forstreviere wegen Ueberfüllung derselben gewarnt wird, nicht schon früher erfolgte. Minister v. Lucius erwidert, daß früher eine Veranlassung dazu nicht vorlag. Die Zahl der Fost-Assessoren ist erst in der letzten Zeit so hoch herangewachsen. Uebrigens herrsche auch in anderen Berufskreisen Ueberfüllung, insbesondere in derJustiz- carriere. Der Etat der Forsten wird nach welkerer kurzer Debatte genehmigt. Beim Etat des Bureaus des Staatsministeriums ist eine Erhöhung der Gehäl ter der Unterstaatssecretäre von 15,000 Mark auf 20,000 Mark vorgesehen. Die Commission beantragt die Ablehnung der Forderung. Finanzminister von Scholz bittet dringend um Bewilligung der Gehalts erhöhung, da es jetzt schon außerordentlich schwer, ge eignete Beamte für diesen Posten zu gewinnen. Abg. Rickert (freis.) ist gegen die Erhöhung, da die Wichtig keit des Unterstaatssecretärs sich durchaus nicht ver mehrt habe. Abg. v. Schorlemer (Centrum) ist gegen die Erhöhung, Abg. v. Rauchhaupt (cons.) theilt mit, ein Theil seiner politischen Freunde werde für, ein anderer gegen die Erhöhung stimmen. Abg. Berger (lib.) meint, die Sache habe keine Eile. Die Erhöhung