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Vesper in der Snpliiklllmche. Dresden, Sonnabend, den 13. Novbr. 1897, nachm. 2 Uhr. 1. Sonate für Orgel (6-moll) von F. Mendelssohn. 2. Motette nach dem 51. Psalm (op. 109, zum l. Male) von Oskar Wermann. Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit. Wasche mich wohl von meiner Missethat, und reinige mich von meiner Sünde; denn ich erkenne meine Missethat und meine Sünde ist immer vor mir. Entsünd'ge mich mit Dsop, daß ich rein werde; wasche mich, daß ich schneeweiß werbe. Laß mich hören Freude und Wonne, daß die Gebeine fröhlich werden, die du zer schlagen hast. Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gieb mir einen neuen gewissen Geist. Verwirf mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir. Tröste mich wieder mit deiner Hilfe, und der freudige Geist enthalte mich. Denn ich will die Uebertreter deine Wege lehren, daß sich die Sünder zu dir bekehren. Herr, thue meine Lippen aus, daß mein Mund deinen Ruhm ver kündige. Amen. 3. Arie für Mezzo-Sopran aus der Cantate „Ich habe genug", von Joh. Seb. Bach, gesungen von Fräulein Elisabeth Sievert, Concertsängerin. Schlummert ein, ihr matten Augen, fallet sanft und selig zu. Hier muß ich das Elend bauen, aber dort, dort werd' ich schauen süßen Frieden, stille Ruh'. 4. Gemeinde: Gesangbuch Nr 371, l. Ich habe nun den Grund gefunden, der meinen Anker ewig hält. Wo anders als in Jesu Wunden? Da lag er vor der Zeit der Welt, der Grund, der unbeweglich steht, wenn Erd' und Himmel untergeht. Vorlesung. 5. Mtthelyak. geistlicher Chvrgesang von F. Mendelssohn. Wenn im letzten Abendstrahl gold'ne Wolkenberge steigen und wie Alpen sich erzeigen, frag' ich oft mit Thränen: Liegt wohl zwischen jenen mein ersehntes Ruhethal? Müde von der Erdenqual fall' ich zum Gebet die Hände, gieb, Herr, daß ich dort ihn finde, den ich sucht' hienieden, süßen Seelenfrieden im ersehnten Ruhethal. 6. geistliches Lied (op. l07, Nr. 2) von R. Kögel, gesungen von Fräulein Elisabeth Sievert. Wenn es kalt wird und ihr alt seid, will ich schützend mein Erbarmen, meinen Mantel um euch schlagen. Wenn ihr zittert und ihr lahm seid, will ich euch auf starken Armen, nah an meinem Herzen tragen. Wenn es Nacht wird und der Wildniß Thiere sich un heimlich regen, stell' ich um euch Feuerwagen. Will ein Heer sich von Gedanken wider euch verklagend legen, will ich euch Zur Freistatt tragen. Wenn zuletzt an euch der König aller Schrecken seine Wuth zeigt, wenn die Sinne schier verzagen: heben will ich euch und halten höher, als die höchste Fluth steigt, und will euch nach Hause tragen. 7. Aünfstimmiae Motette (op. 75, Nr. 2) von G. Vierling. Du gabst dem ew'gen Geist die arme Hülle, du hast ihn in die Zeitlichkeit entsendet, auf daß also sich sein Geschick erfülle. Sei du mit deiner Huld ihm zugewendet, hilf ihm, o Herr, sich stärken und erheben; sein Heil ist ganz in deine Hand gegeben. (Michel Angelo.)