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Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Mo LS4. Freitag, den 20. December 1861. en t. dies. Blatte, da« »ur Zeit in 8200 Exempl chcint, finden eine erfolgreiche Berbnilung. Dresden, dm 20. December. — Se. Maj. der König hat die Errichtung eines königl. sächs. Consulats zu Gothenburg in Schweden beschlossen und den dortigen Kaufmann Pontus Wilhelm Stjernstam zu Aller- höchstseinem Consul ernannt. — * Oeffentliche Gerichtsverhandlung. In der am 19. Dec. gegen die Lehrburschen F. G Haacke, Christ. Fr. Leuschner und F. I. H. Dörmer wegen Mordversuchs, beziehend lich wegen Theilnahme am Beschlüsse zum Verbrechen des Mor des stattgehabten Hauptverhandlung erhielt — wie in der fol genden Nummer dieses Blattes des Genaueren ausgeführt wer den soll — Haacke 8 Jahre Zuchthaus, Leuschner 8 Jahre Ar beitshaus und Dörmer 6 Monate Gefängniß auferlegt. — Am verflossenen Dienstag war das königliche Mini sterium zu einer Probefahrt auf der neu angelegten Tharandt- Freiberger Eisenbahn eingeladen, aus welchem Anlaß die Wagen räume und die Locomotive „Silberblick" festlich geschmückt waren. Der Zug legte die nicht unbedeutende Strecke von Tharandt bis zu den Muldener Hütten in der kurzen Zeit von js Stunden zurück. Diese Bahn, welche bald dem Verkehr wird übergeben werden können, hat vorzügliche Locomotiven aus der rühmlichst bekannten Fabrik von Hartmann in Chemnitz. Die Locomotive „Granada" welche nächstdem an ihren? Bestimmungsort ein- treffen wird, hat, wie wir hören, das hübsche Gewicht von 2000 Centnern. — Man macht hier sitzt große Vorbereitungen zu der heutigen Feier des fünfzigjährigen Jubiläums des Geh. Medicinalrathes und Leibarztes vr. Carus. Derselbe 1789 zu Leipzig geboren, habilitirte sich 1811 als Privatdocent in Leipzig, wo er, sowie uns bekannt, zuerst über vergleichende Anatomie las. Im Jahre 1815 erhielt er den Ruf als Professor der Geburtshilfe und Director der geburtshilflichen Klinik am hie sigen Orte, wo er denn auch seitdem unverändert geblieben ist und 182 7 königlicher Leibarzt und Hof- und Medicinalrath, später auch Geh. Medicinalrath wurde. Von vielen Seiten wurden ihm die bedeutendsten Auszeichnungen; so erhielt er Decorationen von Sachsen, Preußen, Belgien, Schweden, Oest- reich und Dänemark. Außer seiner bedeutenden ärztlichen Praxis beschäftigte er sich viel mit Literatur (die erste seiner zahlreichen Schriften von 1814 den „Versuch eine Darstellung des Nerven systems"), mit Künsten wie Oelmalerei, in welcher er sich sogar auszeichnete und über welche, namentlich über Landschaftsmalerei, er 1831 ein klassisches Werk schrieb, ja selbst den Grabstichel (er stach und radirte mit vielem Geschick, Tafeln zu seinem „Lehrbuch der Zootomie") führte er. Bekannt ist auch die Be schreibung seiner mit dem damaligen Prinzen, nachherigen König Friedrich*August 1828 gemachten Reise durch die Schweiz und Italien, welche 1828 und 1835 herauskam. Man sieht schon hieraus, wie vielseitig Carus gebildet ist, und begreift, daß ein solcher Mann, einen großen Kreis von Gönnern, Verehrern und Freunden hat, und daß bei den vielen Beziehungen zu einem Tollegen, Künstler und bei seiner vornehmen Praxis die Zahl der Feiernden sehr groß ist, daher wir von dieser Feier (20 Decbr.) Bedeutendes erwarten. (D. A. Z.) — Das Magazin „/tu don secueil" hatte Anfang dieser Woche die Ehre, die Mitglieder des hohen Königshauses bei sich zu sehen. Dieselben machten daselbst verschiedene Einkäufe. — Zu der am vorigen Sonnabend abgehaltenen General versammlung bei der Brauerei zum Felsenkeller hatten sich 46 Actionäre welche 538 Aktien vertraten und 148 Stimmen re- präsentirten eingefunden. Nachdem der Vorsitzende des Direk toriums Herr Adv. Tischer jun. die Generalversammlung er öffnet, wieß derselbe in einen langern sehr ausführlichen münd lichen Vortrage nach, warum das 1860>61. Betriebsjahr für alle Brauereien ein so unrentables gewesen sei. Aus seinem Vortrag in welchen er sich auf den bereits früher ausgegebenen gedruckten Geschäftsbericht bezog, entnahm man, welche außer ordentliche Fortschritte der Felsenkeller im letztvergangenen Ge schäftsjahr in seinem Betriebe resp. in dem Absatz seines Fabri kats gemacht; denn während im Monat November v. I. nur 1482 Eimer verschroten, weißt der Oktober d. I. eine Ver schrotung von 4324 Eimer nach, was beinahe das dreifache ausmacht. Sehr erfreulich war die Mittheilung über die aus verschiedenen Nebenprodukten wie Hefen, Trebern, Malzkeime und namentlich Halbbier gemachten Einnahme. Beim Felsen keller muß im vorigen Jahre das Geschäft allerdings doppelt schwer gewesen sein, da derselbe nicht allein mit dem alle Brauereien getroffenen außergewöhnlichen Jahre, sondern auch mit dem Ver lust seines Renomees, wegen des unter der frühern technischen Leitung gebrauten Bieres zu kämpfen hatte und was der letztere Umstand sagen will, werden alle Sachverständige zu beurtheilen wissen. Nichts destoweniger ist das Institut durch die bekannte Rührigkeit seiner Leiter und durch das ausgezeichnete Fabrikat was der neue Braumeister geschaffen, wieder in den Augen des großen Publikums zu dem frühern Ansehen gelangt. Der Vor sitzende hob noch ganz besonders die Uneigennützigkeit und das rastlose Streben des stellvertretenden Director Herrn Felßner im Bezug auf die bekannte Festlichkeit vom vorigen Sommer, sowie auf den Bau und Einrichtung des Zeltes auf der Vogelwiese hervor. Dem Wunsche eines Aktionärs auf Gewährung einer, wenn auch kleinen Dividende, war»das Direktorium nicht in der Lage zu entsprechen und dessen Befürchtung das dadurch die Aktien noch weiter fallen würden, widerlegte das Directorial- mitglicd Herr Bankier Kaiser schlagend. Die zeither als Stell vertreter fungirt habenden Ausschußmitglieder Herr Amtsrath Leuckarth und Herr Amtsverwalter Klinger wurden mit eklatanter Stimmenmehrheit als wirkliche Mitglieder gewählt und hätte wohl die Wahl nicht leicht geeignetere Persönlichkeiten treffen können. Möge der Wunsch des Direktoriums, daß das nun mehr begonnene Betriebsjahr die Actionäre für das letztver gangene entschädigen möge, in Erfüllung gehen. — Die Musikfreunde seien darauf aufmerksam gemacht, daß die zu heute, Freitag, angesetzte Aufführung der „Zauber flöte" in vertiefter Stimmung des Orchesters, und zwar in der