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Dresdner W Journal. Ttoniglich Säehsisehev Staatsairzeigev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 196 1906 Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat DoengeS in Dresden. Freitag, den 24. August Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 20, sowie durch die Post im Deutschen Reiche 2 M. 50 Pf. vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. — Erscheint Werktags nachmittags. — Fernsprecher Nr. 1295. Ankündigungen: Die Zeile kleiner Schrift der S mal gespaltenen AnkündigungSseite oder deren > Raum 20 Pf., die Zeile größerer Schrift der 8mal gespaltenen Textseite oder deren Raum 50 Ps. Gebührenermäßigung aus Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags 11 Uhr. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Pfarrer Ernst Johannes Georg Jacob in Neschwitz das Ritterkreuz 1. Klasse vom Verdienstorden und dem Pfarrer Harald Hermann Eras in Mutzschen das Ritterkreuz 1. Klasse vom Albrechlsorden zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem bisherigen Standesbeamten, Privatmanne Thümer in Neudörfchen bei Frankenberg das Albrechtskreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den in den Ruhestand versetzten nachgenannten Beamten der Staatseisenbahnverwaltung und zwar dem Fahrgeldkassierer Friedrich in Bautzen das Verdienstkreuz, dem Lokomotiv führer 1. Klasse Schneider in Dresden, den Lokomotiv führern Lüdecke in Dresden und Meildner in Adorf, so wie dem Oberschaffner Hennig in Dresden das Albrechts kreuz, ferner dem Feuermann 1. Klaffe Kummer in Weida, dem Nachtfeuermann Meisel in Gößnitz, dem Bahnwärter Götz in Holzhausen, sowie dem Weichenwärter 2. Klasse Eils in Leipzig das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Schulknaben Kurt Baumgartner in Zittau für die von ihm am 9. Juni 1906 mittels einer ausgezeichneten Leistung bewirkte Errettung eines Kindes vom Tode des Ertrinkens in einem Teiche in Zittau die bronzene Lebens rettungsmedaille zu verleihen. Nichtamtlicher Teil. Bom Königliche« Hofe. Dresden, 24. August. Zur heutigen Mittagstafel bei Ihrer Majestät der Königin-Witwe im Jagdschlösse Rehe- feld waren Frl Marie v Borries und Forstmeister Breitfeld mit Einladungen ausgezeichnet worden. Mitteilungen ans der öffentlichen Verwaltung. - Das am 24. August ausgegebene 13. Stück des Gesetz - und Verordnungsblatts für das Königreich Sachsen vom Jahre 1906 enthält: Bekanntmachung vom 1. August 1906, die Prüfungsordnung für Lehrer und Lehrerinnen an den Volksschulen betr.; Bekanntmachung vom 1. August 1906, die abgeänderte Satzung der Landständischen Bank des Königlich Sächsischen Markgraftums Oberlausitz; Verordnung vom 15. August 1906, die praktische Beschäftigung der Negrerungs- bauführer bei der Baudirektion im Ministerium des Innern betr (Dresdner Journal Nr. 191); Bekanntmachung, vom 16. August 1906, die Berufung der achten ordentlichen LandeS- synode der evangelisch-lutherischen Kirche betr. (Dresdner Journal Nr. 194.) Deutsches Reich. De* Kaiser. (Berl. Lokalanz.) WilhelmShöhe, 23. August. Se. Majestät der Kaiser reist morgen abend von WilhelmShöhe nach Mainz ab. Nach den neuesten Dispositionen trifft der Monarch, von der Mainzer Truppenschau kommend, am nächsten Sonnabend nachmittags 5 Uhr in Cronberg ein, übernachtet im Schlöffe Friedrichshof und reist am Sonntag abend H10 Uhr nach Berlin zurück. Die Kaiserin. Wie der „Berl. Lokalanz." mitteilt, kehrt Ihre Majestät die Kaiserin am Sonnabend von WilhelmShöhe nach Potsdam zurück. Am 13 September treffen der Kaiser und die Kaiserin mit der Prinzessin Viktoria Luise von Preußen, vom Manöver gelände kommend, im Automobil zum Besuche des HerzogpaarS Ernst Günther zu Schleswig-Holstein auf Schloß Primkenau ein. Der Kaiser gedenkt dort bis Sonnabend, 15. September, Aufenthalt zu nehmen und Sich an diesem Tage nach Schloß Klitschdorf im Kreise Bunzlau zu begeben zum Besuche des Fürsten zu Solms-Baruth. Die Kaiserin wird mit der Prin- zessin-Tochter vier Tage m Primkenau verweilen. Zur Laufe des Kronprinzensohnes. Die „Nordd. Allg. Ztg." meldet: Von den Vertretern aus- ländischer Taufpaten zur Feier der Taufe des Sohnes de« Kronprinzenpaare« am 29. August sind bisher angemeldet worden: Für den Kaiser von Lfterreich Erzherzog Joseph, für den Kaiser von Rußland Großfürst Wladimir, für den König von England Prinz Christian zu Schleswig-Holstein und für den König von Italien der Herzog von Genua. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands. (W. TB.) Essen a. d. R , 23. August. Die letzte öffent liche Versammlung de« Katholikentags wurde heute vormittag '»11 Uhr vom Präsidenten Groeber eröffnet. Gleich zu ihrem Beginn erschienen die Kardinäle Fischer und Vanutelli, von der Versammlung stürmisch begrüßt. Abg. GieSbert« sprach über die Aufgaben der Katholiken und de« Arbeiterstands und über die Grundgedanken der christlichen Arbeiterbewegung. Präsident Groeber ließ alsdann das Antworttelegramm des Papstes verlesen. (Vgl. die Drahtnachrichten der gestrigen Nummer. D. Schriftltg.) Sodann wurde die Wahl für das Zentralkomitee vorgenommen. Domkapitular Prof. Einig-Trier sprach über Gott und die Wissenschaft. Darauf hielt Kardinal Vanutelli eine lateinische Ansprache. Präsident Groeber dankte allen Rednern, die in diesen Tagen die Grundsätze des Christen tums verkündeten, und bat den Kardinal Fischer um seinen Segen. Kardinal Fischer ermahnte zur Einigkeit unter den Katholiken, aber auch unter den Konfessionen. Darauf spendeten Kardinal Vanutelli, Kardinal Fischer, Weihbischof Müller und die anderen anwesenden Bischöfe gemeinsam der Versammlung den Segen. Mit dem Gesang, „Großer Gott, wir loben dich" schloß der Katholikentag. Grünvung einer freien Mittelftanvsvereinigung. (Tägl. Rdsch) Hannover, 23. August. Unter starker Beteiligung wurde hier eine ganz Deutschland umfassende freie Mittelstandsvereinigung gegründet. Sie will angeblich die Hebung des Mittelstands ohne StaatSgesetze durch gegenseitige Selbsthilfe erreichen. Ausland. (Drahtnachrichten.) Kardinal Vanutelli über die kirchenpolitische Lage in Frankreich. Kardinal Vincenzio Vanutelli, der dem Kongreß der belgischen Bischöfe beiwohnte, hat sich einem Redakteur des „TempS" gegenüber über die kirchenpolitische Lage in Frankreich ausgesprochen. Daß der Papst die Enzyklika durch geheime Instruktionen an die Bi schöfe ergänze, bezeichnet Vanutelli als haltloses Gerücht. Der Papst habe die Kultusvereine und alle ähnlichen Vereine durchaus verurteilt. Das Gesetz schiene ihm zu sehr voller Hinterhalte, als daß die Katholiken einen Versuch damit machen dürften. Unmöglich konnte er da« Verhältnis der Unterwerfung annehmen, in das sie durch das Gesetz gebracht würden. Da bei kommen weniger die Strafen in Betracht, als die Be schränkung des Besitzrechts. Diesen Artikel anerkennen, hieße für den Papst sein Todesurteil unterschreiben. Der Kardinal hält c« wohl für möglich, daß man auch in Frankreich zur Konfiskation der Kirchengüter und Verhaftung der Bischöfe schreiten werde, aber er glaubt, diese Gewalttätigkeiten würden die öffentliche Meinung bald umstimmen. Besuchsreise Ves norwegischen Königspaares an europäische Höse. (W. T. B.) Christianis, 23. August. „Aftenposten" zufolge werden der König und die Königin im Herbste eine längere Reise in das Ausland unternehmen, wobei sie den Höfen in Kopenhagen, London und Berlin Besuche abzustatten gedenken. Der Zeitpunkt der Abreise sei noch nicht bestimmt, doch dürfte sie nicht vor Eröffnung der StorthingS, die Mitte Oktober stattfindet, erfolgen. Zu dem Minenarbeiterausstande in Bilbao. (W. T. B.) Madrid, 23. August Ausständige, die von Bilbao kamen, machten den Versuch bei Castro UrdialeS, den Eisen bahnverkehr zu stören. Die Bürgerwehr, die diese« zu ver hindern suchte, wurde mit Steinwürfen empfangen. Sie gab hierauf Feuer; zwei Personen wurden getötet und drei verletzt. Bilbao, 23. August. Die Aufrechterhaltung des öffent lichen Verkehrs wird durch Truppen gesichert. Zeitungen sind heute nicht erschienen. Es kam zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und den Ausständigen, in denen auf beiden Seiten mehrere Personen getötet und verwundet wurden. Alle Festlich keiten sind verschoben worden. Die Arbeitgeber lehnen es ab, irgend welche Zugeständnisse zu machen. Bilbao, 23. August. Heute kam eS auf der Grube „Montegni" zu einem Handgemenge, in dem mehrere Personen Verletzungen erlitten. Zahlreiche Verhaftungen wurden vor genommen. Der Arbeiterklub ist geschloffen worden. Zur Lage in Ruhland. (Berl. Tgbl.) St. Petersburg, 23. August. Der „Nowoje Wremja" zufolge ist Stolypin im Hinblick auf die völlig normalen Zustände in Peterhof wegen Aufhebung des verstärkten Schutze« m St. Petersburg vorstellig geworden. (Meldungen der St. Petersburger Telegraphen-Agentur.) Moskau, 23. August. Mehrere bewaffnete junge Leute überfielen heute die Kaffe der Gütcrstation der Kasan-Bahn und raubten 14000 Rubel. Bei der Verfolgung der Täter, denen eS gelang, zu entkommen, wurden zwei Personen aus dem Publikum verletzt. (Von einem besonderen Korrespondenten) Odessa, 23. August. Vertreter der Regierung sowie der Stadt arbeiten Maßnahmen aus, um die Stadt vor bewaffneten überfallen zu schützen. Für Rechnung der Hausbesitzer werden TageSwachen in den Straßen eingeführt. (Berl. Lokalanz.) Odessa, 23. August. In der hiesigen Abteilung der Bauernbank wurde ein Fehlbetrag von 30000 Rubeln entdeckt. Durch Verfügung des Gouverneur« wurden die Beamten der Bank einer Untersuchung unterzogen, wobei sich herausstellte, daß einige einer revolutionären Organisation angehörten, für deren Zwecke große Summen verausgabt wurden. Ein Buchhalter und fünf Beamte wurden verhaftet Kiew, 23. August. Auf der Station Sm je la überfielen fünf mit Revolvern bewaffnete Personen den Stationschef und raubten aus der Güterkaffe 1700 Rubel Der Stationschef und ein Reisender wurden verletzt. (Berl. Tgbl.) Kattowitz, 23. August. Beim österreichisch russischen Grenzübergang Moczki wurden nachts die Grenz soldaten durch falsche Signalschüffe in einen Hinterhalt gelockt, der Wachtkapitän erschossen und die Soldaten der Waffen be raubt und gefesselt. Währenddem passierten etwa zwölf Mann, vermutlich mit Waffen und Munition, unbehelligt die Grenze. Neue Unruhen in den russischen Ostseeprovinzen. In einigen Gegenden Livlands, namentlich in dem am meisten durch die revolutionäre Bewegung verseuchten Südosten, ist die Lage der dort ansässigen Wohlhabenderen von neuem eine ganz verzweifelte geworden; die meisten befinden sich voll ständig in den Händen der Terroristen, der sogen. „Wald- brüder" und werden unter verschiedenen Drohungen gezwungen, das von diesen Geforderte herzugeben, wenn ihnen das Leben lieb ist, oder wenn das HauS nicht über dem Kopf angezündet und niedergebrannt werden soll. Die umherziehenden Banden sind in ihren Drohungen schon so weit gegangen, daß jetzt wieder ganz wie im vorigen Herbst den Holzkaufleuten, die Wälder gekauft haben, bei Todesstrafe verboten wird, den ge kauften Wald auszuhauen und bearbeiten zu lassen, und in einigen Holzschlägen sind die Arbeiten tatsächlich bis auf weitere« eingestellt worden. Das Einfangen dieser Banden ist äußerst erschwert, da die terrorisierte Landbevölkerung dem Militär keine Auskünfte gibt, den Verfolgten aber Spionagedienste erweist und sie mit Lebensmitteln versorgt So wie die Lage auf dem Lande augenblicklich ist, ist keine Aussicht vorhanden, daß die immer anmaßender werdenden Banditen das Räubern freiwillig einstellen und bis zum Eintritt des Winters vom Militär aufgehoben sein werden, denn, wie man von allen Seiten klagen hört, e« geht auch das Militär mit dem Einfangen der Räuber wenig energisch vor. Im einzelnen liegen heute folgende Meldungen vor: (Boss. Ztg.) Riga, 23. August Auf dem Gute Kroppen- hof in Livland wurde von revolutionären Bauern das Erb begräbnis der Familie Baron Vietinghoff geschändet In Essenhof wurde der Bauernhof de« regierungstreu gebliebenen Gemeindeältesten niedergebrannt. Die Banditen ließen das Vieh nicht aus den brennenden Ställen heraus und beschaffen den brennenden Bauernhof und die flüchtenden Einwohner mit Salvenfeuer. (Von einem besonderen Korrespondenten.) Riga, 23. August. Im Laufe der letzten Tage wurden mehrere Führer der Revolutionäre verhaftet und Briefe und Dokumente beschlag nahmt. Ruhland und Bulgarien. (St. P. T-A.) St. Petersburg, 23. August. Vor einiger Zeit veröffentlichte das bulgarische Blatt „Vetscherna Poschta" eine Reihe gegen den russischen Vertreter in Sofia gerichteter, äußerst feindseliger Artikel. Der russische Minister des Äußern verlangte von der bulgarischen Regierung Auf klärung hierüber und die Zusicherung, daß ähnliches sich nicht wiederholen solle. Da bis jetzt trotz wiederholter Vorstellungen keine befriedigende Antwort eingegangen ist, hat der Minister de» Äußern den russischen Vertreter in Sofia aufgesordert, sich bi« auf weiteres aller Berichte politischer Art an tue bulgarische Negierung zu enthalten und sich auf die Abwickelung der kon sularischen und laufenden Geschäfte zu beschränken. Die griechcnfeindliche Bewegung in Bulgarien. Am vergangenen Sonntag wurden bekanntlich in allen griechischen Kirchen Konstantinopels Requiems für das Seelenheil der in Anchialo getöteten Griechen abgehalten. Die Ansprache, die der ökumenische Patriarch au« diesem An lässe im Phanar an die zahlreich versammelte Menge richtete, hatte, wie man der „Wiener Pol. Konesp." schreibt, im wesentlichen folgenden Inhalt: „Ich rate euch vor allem Ruhe und Enthaltung von jeder Agitation, die geeignet wäre, unsere Nation zu schädigen. Wir orthodoxen Griechen werden verfolgt von jenen, die wir die Orthodoxie und die Zivilisation lehrten, wir nehmen aber wahr, daß sie diese Großmut nicht verdient haben. Unsere Kirchen und unsere Schulen wurden an sich gerissen und zerstört von jenen, die uns Erkenntlichkeit schulden. Unsere heiligen Bücher, aus denen man jene die Orthodoxie lehrte, die heute unsere Feinde sind, wurden von diesen vernichtet und verbrannt; aus Feindseligkeit gegen unsere Nation, die sie dem Christentum und der Zivilisation zugcführt