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Dresdner Journal : 22.07.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189707220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970722
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970722
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-07
- Tag 1897-07-22
-
Monat
1897-07
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 22.07.1897
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Vez»,«»rri«: Für Dresden vierteljährlich: S Mark 50 Pf., bei den Kaiser lich deutschen Postanftalteu vierttljahrlich S Mark; außer halb des Deutschen Reiche- Post- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Ps. Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend». Fernipr.-Anschluß: Nr 1295 v»kk»»i«n»,-,r»ühre«: Ftlr de» Naum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift »0 Pf Unter „Eingesandt" dir Zeil« 50 «. Bei Tabellen- und Ziffrrnsatz entsprechender «nfschlag Her» »-«et er: SLnigliche Expedition de» Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr »0 Fernspr.-Anschluß: Nr 129» ^S167. Donnerstag, den 22. Juli, abends. 1897. Piejemgerr D-rieVer unttr-s Klattes, welche es von hier aus nach einem andern Aufenthaltsort nachgcsendet zu haben wünschen, bitten wir, mit der bezüglichen Bestellung gleich zeitig die an die Post zu entrichtende Ueber - Weisungsgebühr einsenden zu wollen. Die Gebühr beträgt im ersten Monat eines Viertel jahres 60 Pfg., im zweiten Monat 40 Pfg. und im dritten Monat 20 Pf. Auf ausdrücklichen Wunsch besorgen wir die Nachsendung unter Kreuzband. Tie da durch entstehenden Kosten richten sich nach dem Gewicht der einzelnen Sendungen. Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Gr»en»llgeo, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. I« GeschäftSderrtche »es Ministeriums des Kultus uns öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die zweite ftänd ge Lchrerslclle in Trünzig Kollaior: das Nönigl Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts Einkommen: 1000 M. Gehalt und 100 M Wohnungsgeld für einen unverheirateten, 15» M für einen verheirateten Lehrer, außerdem 78 M für Fortbildungsschul- und 72 M für Turnunterricht. Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher Prüfung-- und AmteführungS- zeugnisse bis zum 1». August bei dem König! Bezirk-- schulinspektor Schulrat Lohse in Zwickau einzuieichen; — die 1V. Stelle an der Bürgerschule zu Lausigk Tas Ansangs- gchalt beträgt 12»» M einschließlich te» Wohnung-gelbes Be- werbungsgesuche mit sämtlichen Beilagen sind bis zum 1» August an den Stadigemeinderat zu Lausigk einzarrichen AWamtlicher Teil. 1f«gla«d wird schutzz-Vnerisch. Tic Londoucr Blätter veröffeurlichen den Wort laut eines Rundschreibens, das der Vorsitzende des HandelSamtes, Hr. Ritchie, an die Vereinigung der britischen Handelskammern gesendet hat, und in welchem er die Einrichtung eines britischen HandelS- informationsbureaus befürwortet, das der britischen Geschäftswelt ihren Kampf gegen den ausländischen Mitbewerb erleichtern helfen soll. Wie auch aus anderweitig signalisierten Symptomen erhellt, ver zweifelt man in England mehr und mehr daran, mit dem bisher beibehaltenen System die alte kommerzielle und industrielle Supremalie behaupten zu können; es scheint vielmehr, daß sich auf handelspolitischem Ge biete jenseits des Kanals ein bedeutsamer Frontwechsel vorbereitet. Was das eingangs erwähnte Rund schreiben Mr. Ritchies betrifft, so charakterisiert es sich den „Berl. Pol. Nachr." zufolge als eine weitergesührte Entwickelung der Politik, welche der Kolonialmmister Chamberlain vor etwas über Jahresfrist in seiner damaligen Depesche an die Kolonialregierungen darlegte. Herr Ritchie betont die Notwendigkeit für die britischen Produzenten, sich besser, als es jetzt der Fall ist, über den ausländischen Mitbewerb, sowohl im allgemeinen als im einzelnen, zu unterrichten. Es scheint, daß das Handelra-mt, dem Mr. Ritchie vorsteht, eine Zeit lang mit sich selbst darüber zu Rate gegangen ist, ob und in welcher Lunst und Wissenschaft. Der Rat der König!. Kunstakademie zu Dresden hat beschlossen, von der Veranstaltung einer akademischen Kunstausstellung im Jahre 1898 abzusehen Für diesen Beschluß war die Ansicht maßgebend, daß zunächst die Ergebnisse der dicSiährigen internationalen Kunstaus stellung abzuwarten seien Die Erfahrungen, welche man auf dem mrt sichtlichem Erfolge betretenen Wege der Aus stellung diese« Jahres gemacht hat, sollen für die zu künftigen akademischen Kunstausstellungen nutzbar gemacht werden Insbesondere wird vor der Fortsetzung der akademischen Kunstausstellungen in Dresden noch darüber zu beraten und zu entscheiden sein, mit welchem Programm zur Beschickung dieser Ausstellungen aufzufordern ist, in welchem Ausstellungsräume und während welcher Jahres zeit sie abzuhalten sind Das Goethe. Jahrbuch für 1897. (Fortsetzung.» Zahlreich, höchst mannigfaltig, gelegentlich schrill durch einander klingend, sind die Stimmen der Zeitgenossen im 18. Bande Zunächst in Briefen an Goethe, unter denen die von Heinrich Boß dem Jüngeren und die von August Wilhelm Schlegel die wichtigsten und interessantesten find Im Briefwechsel Goethe« mit Lichtenberg handelt es fich hauptsächlich um Goethe« optische Studien und Beiträge zur Farbenlehre, und die Verschiedenheit der physikalischen Anschauungen beider Männer führte schon mehrere Jahre vor Lichtenberg« Tode (1799) zu einer Entfremdung, an der übrigen« auch die menschenscheue Abgeschlossenheit, in der der Göttinger Physiker und satirische Schriftsteller seine letzten Jahre verbrachte, ihren Anteil gehabt haben kann Charakteristisch ist die Art, in Form der Staat den britischen Geschäftsleuten in ihrem Ringen gegen den ausländischen Mubewerb zu Hilfe kommen könne. D. h. mit anderen Worten, es fehlt nicht mehr gar zu viel, und die britische Handelspolitik, die mit einem Fuße schon längst im schutzzöllnerischen Lager stand, läßt das der Form halber noch festgehalte,ic Freihandels prinzip auch nach außen hin vollends fallen und richtet sich auf einen engeren Zollvrrband des Mutterlandes mit den Kolonien ein. Mit Recht be merkt ein gouvernementales Blatt, der Gedanke, daß es möglicherweise Sache des Staates sein könne, den heimischen Produzenten in irgend einer Weise unter die Arme zu greifen, würde in England noch vor wenigen Jahren al» eine „protektionistische Ketzerei" denunziert worden sein. In seinem erwähnten Rundschreiben aber gelangt Hr. Ruchie immerhin doch zu dem Schluß, daß mit Rücksicht auf den zunehmenden scharfen Wettbewerb des Auslandes es zum mindesten die Pflicht des Staates sei, ausgiebige Informationen über die Be dingungen, unter denen der Wettbewerb des Auslandes sich so machtvoll entwickelt, zu sammeln und unter den heimischen Interessenten zu verbreiten. Die bezüglichen Winke des Kotonialministers Chamberlain haben ihre Wirkung in dieser Richtung zwar ebenfalls nicht ver fehlt, aber Hr. Ritchie geht noch weiter. Die Ein- richlung eines Zentral Jnsormationsburcaus, wie sie ihm vorschwebt, würde der staatlichen Initiative auf kommerziellem Gebiete Thür und Thor öffnen. Die Funktionen des gedachten Bureaus würden dann bestehen, Berichte hinsichtlich der Nachfrage nach britischen Er zeugnissen auf allen Märkten der Welt zu sammeln und Aufschluß zu erteilen über die Zölle, denen sie unterworfen werden, die Transitkosten rc. Das von Ritchie verlangte Jnformationsbureau würde Vertreter des Schatzamts, des Auswärtigen und des Kolonial amts, sowie Delegierte der britischen Handelskammer- Vereinigung zu seinen Mitgliedern zählen. Man darf wohl als sicher annehmen, daß die Handelskammer vereinigung sehr bald, und zwar zustimmend, sich zu dem Vorschläge des Hrn. Ritchie äußern werde. Für die allmählich immer mehr in das schutz- zöllnerische Fahrwasser steuernde Handelspolitik Eng lands sind auch die nachstehenden Meldungen be zeichnend. In Kanada nämlich hat man, wieberichtet wird, beschlossen, der Einfuhr englischer Waren be sondere Vergünstigungen zu gewähren. Auf Grund der in den Handelsverträgen mit England enthaltenen MeistbegünsUgungsklaustl steht Deutschland und Belgien das Recht zu, dieselben Vergünstigungen für sich in Anspruch zu nehmen. Aus diesem Grunde ist in Eng land von verschiedenen Seiten eine lebhafte Agitation in die Wege geleitet worden, welche die Kündigung der Handelsverträge mit Deutsch land und Belgien anstrebt. Die englische Re gierung hat ihre Kronjuristen beauftragt, die Frage zu untersuchen, und diese haben sich jetzt dahin aus gesprochen, daß die kanadischen Vorzugstarife den Be stimmungen der zwischen England ein« rseits und Deutsch land und Belgien anderseits bestehenden Handelsverträge zuwiderliefen. Für die Kündigung der Vertrüge tritt selbst ein Teil der liberalen Presse und auch der Cobdenklub ein. Nach einer Meldung der „Köln. Ztg " glauben die am Londoner Hofe beglaubigten Botschafter und Gesandten, daß die englische Regier ung zur Kündigung des deutschen wie des bel gischen Handelsvertrages schreiten wird. Von anderer Seite kommt sogar schon die Nachricht, Sir Wilfried Laurier, der Premierminister von Kanada, kehre in seine Heimat mit der schriftlichen Versicher ung der englischen Negierung zurück, daß Großbritan nien beschlossen habe, die Handelsverträge mit Deutsch land und Belgien zu kündigen. Diese Entscheidung soll angeblich am 12. Juli getroffen worden sein. Zu dem beantragten Verbote der Getreideeinfuhr äußern sich heute die „Berliner Politischen Nachrichten". Wenn es richtig ist, was vielfach behauptet wird, daß nämlich das genannte Organ naher Beziehungen zu dem Finanzminister v Miquel sich erfreue, so wäre die Stellung dieses Ministers zu dem Anträge hin reichend geklärt Denn die „Berl. Pol. Nachr." wenden sich in sehr scharfen Worten gegen das Ver langen des Bundes der Landwirte. Tie Auslassung lautet wie folgt: Darüber, daß der vamenS keS Bundes der Landwirte ge stellte Antrag, die Einfuhr von Getreide auf sechs Monate zu verbieten, mit den abgeschlossenen HandelSverirägen nicht voreinbar ist, besteht in der Presse aller politischen Parteien vollständige Uebereinstimmung Ebenso darüber, daß schon aus diesem Grunde der Antrag für die Reichsregierung nicht nur unannehmbar, sondern völlig indiskutabel ist BorauSsichtlich dürfte auch sehr bald in der bündigsten Form zur öffent lichen Kenntnis gebracht werden, daß die Reichsregierung genau aus demselben Standpunkte steht. Man hätte erwarten sollen, daß die Antragsteller so gut, wie die gesamte politische Presse, die rechtliche Unzulässigkeit ihre« Verlang,ns und damit die gänzliche Ersolglosigkcit ikrcS Schrittes hätten einsehen müssen, und es ist aus diesem Um stande bereits bei der öffentlichen Erörterung der Schluß ge zogen worden, daß bei dem Anträge gar nicht auf einen prak tischen Erfolg gerechnet sei, sondern daß lediglich agitatorische Zwecke damit verfolgt würden Es gelte, die Landwirte, welche der Mißerfolg des FeldzugS gegen die Produkt, nbörse kopfscheu zu machen drohe, durch ein neues kräftiges Zugmittel für den Bund der Landwirte wieder festzumachen. Indem wir diefe Auffassung registrieren, ohne sie uns an zueignen, möchten wir aus die Gefahren hinwciien, welche Anträge von der Art des vorliegenden für die Landwirtschaft selbst und ihre berechtigten Jntereffen und Forderungen Hervor rufen Sie nötigen die Regierung zu einer ent- fchiedenen Ablehnung und erschweren so ein gedeih liches Zusammenwirken derselben und der Vertreter landwirtschaftlicher Interessen zur Förderung derselben in den Grenzen des Staattwoh's Vor allem aber drohen Forderungen der hier bezeichneten Art alle anderen Kreise unseres Voiles, und zwar auch diejenigen, welche fest auf dem Boden des Schutes der nationalen Arbeit stehen, zu einer ge schlossenen Phalanx zur Abwehr zu vereinigen und die Agrarier gänzlich zu isolieren. Ist aber einmal eine starke antiagrarische Strömung in den nicht an der Landwirtschaft unmittelbar beteiligten Kreisen des Volkes erzeugt, dann wird cS ungemein schwer sein, auch die berechtigten Wünsche und Forderungen der Landwirtschaft zu erfüllen Manche Anzeichen sprechen dafür, daß die Neigung zur Bildung eines solchen antiagrarischcn Ringes bereits jetzt bedenklich zunimmt Tie rechten Freundt der Landwirtschaft werden dafür sorgen müssen, daß diese Bewegung nicht durch Anträge nur den auf Erlaß eines Einfuhrverbot- auf Beneide »och weiter verstärkt wird Auch die Zenlrumsprcsse verhält sich immer ab lehnender gegen den Antrag deS Bundes. In besonder- scharfen Worten thut dies u. a. auch der in Münster erscheinende „Westsale", ein sonst unbedingt argrarische Jntereffen vertretendes Zentrumsorgan. Ta- Blatt protestiert im Namen der Landwirtschaft gegen da- unkluge Vorgehen des Hrn. v. Plötz und stellt fest, daß die Aktion allein auf das Konto des Bundes Vorstandes zu schreiben sei. — Was übrigens das Verhältnis des Bundes der Landwirte zu den Konservativen anlangt, so führt die „Kreuzzeitung" heute aus einer jüngst heraus gegebenen anonymen Schrift eines Konservativen über den Bund der Landwirte folgende Bemerkungen an: .Es ist eine nichr wegzuleugnende Thatsachc, daß bei her vorragenden Führern de- Bunde- der Plan bestanden hat und noch heute testeht, den Bund der Landwirte selbständig zu machen, d h als politische,Mittelstandsvarlei' aus eigene Füße zu stellen In Bundeskonferenzen ist dieser Plan Ihatsächlich auf seine Opportunität hin geprüft, aber bis jetzt noch vertagt worden . . . Gewisse Elemente, die im Bunde der Landwirte das Won sühren, versolgen den Plan lebhaft weiter, ver mittels Verschmelz« ng der engeren Bundesmandatare mit der antisemitischen Resormpartei eine eigene „Agrar-" oder .Deulsch-Partei" zu bilden Man wird in der konservativen Partei nicht abwarten dürsen, bis jene Elemente die Stunde sür gekommen erachten, um ihren Plan zu reali sieren. Erst vor kurzem haben direkt angestellte Wanderredner deS Bundes mit einer srappanten Gleichmäßigkeit die Erklärung abgegeben, die alten Parteien HStien abgcwirtichaslet, „es gehe mit ihnen nicht mehr " Mit solchen Äußerungen haben auch Antisemiten und Christlich-So^ale ihre Selbständigmachung eingeleitet Werden diese also vom Bunde nicht un zweideutig desavouiert, so es die konservative Partei sich selbst schuldig, Ausklärungen zu sordern. Schon kraft des Beschlusses des letzten Delegiertentag, S, wonach kein Parteimitglied neben der konservativen auch noch einer anderen politischen Organisation angehören dars, muß sie c- thun." Hierzu bemerkt dann die „Kreuzzeitung" selbst Folgendes: Wäre es an dem, so dürsten die betreffenden Elemente des Bunde- sich natürlich nicht wundern, wenn die Konser vativen fich ihrer Haut wehrten Vorläufig aber muß diese Behauptung bewiesen werden; die Erklärungen einer anonym gehaltenen Schrift genügen dazu nicht Wenn der Versasser nicht au« seiner Anonymität herauStreten will, so bezeichne er wenigstens die „hervorragendeu Führer »es Bundes", bei denen dieser Plan bestehen soll, mit Namen, damit sie sich erklären und auch andere Leute der Sache näher treten können. Trifft die Behauptung der Bro schüre ;u, so würde dies dem Bunde bei der konservativen Partei natürlich sehr schaden. Vorläufig ist ober nicht- fest- gestellt, und de-halb können wir diesen unter konservativer Etikette ausgehenden Angriff gegen den Bund nur beklagen Die „Deutsche Tageszeitung", das Organ de- Bundes der Landwirte, beeilt sich, diese Diskussion zu beendigen — vorläufig wenigstens — indem sie erklärt, der Vorstand de- Bundes denke nicht an die Gründung einer eigenen Partei. Tagesgeschichte. Dresden, 22. Juli. Zum Thee bei Ihren Majestäten im König!. Schlosse Pillnitz waren gestern abend Se. Exceüenz der Staats- und Kriegsminister General der Infanterie von der Planitz nebst Ge mahlin und Töchtern mit Einladung beehrt worden. Dresden, 22. Juli, über da« Fernher;- und Elek trizitätswerk, welches der Staat sür eine Anzahl im Mittelpunkte Dresden« gelegene Gebäude zu errichten be absichtigt, sind im Publikum mehrfach irrige Ansichten verbreitet, die ihren Weg auch in die Spalten öffentlicher Blätter gefunden haben Danach soll einerseits die Ruß- beläftigung vermehrt, andererseits sür die naheliegenden öffentlichen Gebäude Feuer«gesahr herbeigeführt werden Nun leuchtet aber doch ein, daß die zur Verfügung stehen den RauchbefeitigunaSmittel bei der Einen Esse de« Fern heizwerke« viel wirksamer angewendet werden können, al« die« jetzt bei der vorhandenen größeren Anzahl verschiedener Essen möglich ist, welche künftig außer Gebrauch treten werden Noch weniger ist e« zu verstehen, wenn von einer Vermehrung der Feuer«gesahr gesprochen wird. Gerade da« Gegenteil ist der Fall Für die an der Fernheizung beteiligten Gebäude, aus denen künftig die jetzt vor handenen ungefähr 80 verschiedenen Feuerung«anlagen entfernt werden, muß die Feuersgefahr sich ganz bedeutend mindern — und das ist ja gerade mit der Hauptzweck der ganzen Anlage. Durch da« Gebäude der neuen An lage selbst kann aber eine Feuersgefahr für die Nachbar schaft schon deshalb nicht erstehen, weil es ausschließlich aus feuersicherem Materiale errichtet werden wird Ferner foll der dafür bestimmte Platz unglücklich gewählt sein, weil die Bebauung desselben einen Teil de« Ausblickes auf die Elbe vom Theaterplatze aus wegnehmen werde. Dabei wird ganz vergeßen, daß der fragliche Platz längst zur Bebauung bestimmt ist; in den letzten Jahrzehnten war er zur Bebauung mit einem Künstlerhause auSersehen. Gegen diesen Plan ist der Verlust de« Ausblicke« nach der Elbe nicht ins Feld geführt worden Weiter wird die Verlegung der Anlage in das Kleine Ostragehege als wünschenswert bezeichnet In diesem Falle würde aber ein viel längerer Hauptkanal mit großen Mehrkosten erforderlich, auch der ^trieb verteuert und erschwert werden Derartige Werke müßen naturgemäß möglichst in der Nähe derjenigen Gebäude, zu denen sie gehören, liegen, und e« ist unwirtschaftlich, sie weiter als unbedingt erforderlich abzurücken Wa« endlich die mehr fach ausgetauchten Zweifel an der ästhetischen Gesamt wirkung de« geplanten Baue« im Verhältnis zu feiner Umgebung anlangt, so wird dem unbefangenen Betrachter die auf der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbc- der Lichtenberg seine Bewunderung für Goethe« „Wilhelm Meister" ausspricht: „Meinen herzjichsten Dank für die wahrhaft große Unterhaltung, die Sie mir mit der Fort setzung Ihres Romans gewährt haben Sollte es wohl ganz ein Roman sein? Ich habe sie mit dem Gefühl von Gegendruck gelesen, ohne welches ich in keinem Buche sortfahren kann Ich kann nicht recht deutlich sagen, was ich unter diesem Ausdruck verstehe, ich glaube aber der Sache nahe zu kommen, wenn ich es durch oft wieder kehrendes Gefühl von der Superiorität des Schriftstellers über mein wertes Selbst nenne; diese bestehe nun in der Anordnung, dem Ausdrucke, den Gedanken oder den Em pfindungen Mit einem Worte, ich lese gar keine Bücher, wo ich noch beim dritten oder vierten Bogen sagen kann: das kann ich auch " Unter den von Gräf mitgeteilten Briefen des jüngern Voß an Goethe findet sich auch der aus Jena vom 17 April 1804, in dem Heinrich Voß über den Eindruck der geist- und gemütvollen, meisterhaften Charak teristik der „Gedichte von Johann Heinrich Voß", die Goethe für die neue „Jenaer Litteraturzeitung" geschrieben hatte, auf seinen Vater berichtet: „Wenn mein Vater seiner Arbeit wegen heute schreiben könnte, so würde er Ihnen selbst aus der Fülle seines Herzens sagen, welchen Ein druck die Rezension seiner Gedichte auf ihn gemacht Lange hatte er sich nach dem Augenblick gesehnt, wo er sie lesen sollte; gestern und vorgestern fragte er mich zu mehreren Malen, wann ich denn die Korrektur bekäme; heute morgen endlich habe ich ihn auf das angenehmste überrascht Ich habe mich, während er las, recht an seiner freudigen Miene erlabt, ja wahrlich ich habe den Ausdruck seines Gesichtes verstanden und nichts sehnlicher gewünscht, als daß auch Sie zugegen sein möchten, um sich über ihn zu freuen Mein Vater hat ja früher nie die Freude gehabt, durchaus verstanden zu fein, und doch ging sein ganze« Streben dahin, verstanden zu werden Wozu ihm jetzt die Aussicht und Hoffnung aus die schönste Weife geöffnet ist Nun fing er an, sich lauter zu äußern Durchaus hat ihm Ihr herrliches Wort gefallen, in allen Teilen hat er es wahr, gerecht und zulänglich befunden Ob der große Haufe die Rezension billigen wird oder genießen kann, bezweifle ich sehr, und es ist mir, als ob ich schon die Stimmen hörte, da sei ein angenehmes aber sehr ge haltloses Geschwätz zum Vorschein gekommen Vielleicht möchten solcher Leute wegen Zitate notwendig gewesen sein, aber das Werk selbst wäre dadurch geschändet worden, das sehe ich jetzt mehr ein als jemals Der wahre Leser wird sich mit meinem Vater über das tiefe Studium der Gedichte wundern und freuen. Er wird mit ihm über zeugt sein, daß nie eine vollkommenere Charakteristik von irgend einem Werke sei gegeben worden." Es berührt wunderlich, wie selbst in diesem von Dankgefühl über strömenden Briefe der etwas gröbliche Vossische HauSdialekt in der Wendung vom „angenehmen Geschwätz" durchschlägt — In den Briesen August Wilhelm Schlegels an Goethe spricht sich eine enthusiastische Verehrung der poetischen Thätigkeit Goethes aus, die in der seinen Wendung gipfelt, daß Goethe mit der Ballade „Der Gott und die Bajadere" sein Geheimnis ein wenig verraten habe: „wir laßen uns nun nicht ausreden, daß Sie der Gott Mahadöh selbst sind, der jetzt, ich weiß nicht in der wievielsten Ver wandlung auf der Erde umhcrgeht." An die Goethischen Balladen und Idyllen de» Cchillcrschen Musenalmanach« sür 1798 anknüpfend, ruft Schlegel au«: „Welche neuen Aussichten für die Poesie eröffnen sowohl Ihre Idyllen al« die hier ausgestellte Reihe von Balladen! und wie werden durch solche Beweise diejenigen widerlegt, welche behaupten, das Gebiet der Dichtung werde durch den Gang der Bildung immer mehr verengt und sei nahe daran, völlig erschöpft zu fern! Sie haben der Ballade durch die Wahl de« Stoffe«, durch die Behandlung und selbst durch die erfundenen Silbenmaße ganz neue Rechte gegeben und für alle« bi«her Vorhandene in dieser Gattung ist ein anderer Maßstab gefunden, ein neuer Gesicht«punkt gegeben." E« ist ein volles Jahrhundert, daß der Roniantiker diese ästhetische Erkenntnis in seinem aus führlichen Briefe vom 24 September 1797 aussprach, der ganze Verlaus diese» Jahrhunderts hat seine Kritik nur bestätigen können. Neben den Briefen an Goethe enthält das Jahrbuch eine Reihe von Auszeichnungen, die zur Schilderung der Zeitzuständc und Zeitstimmunaen — des „Milieus", wie man heute sagt — wertvolle Beiträge liefern Da stehen die von C. Schüddekopf erläuterten „Briefe aus der Wertherstadt" von 1778 und 1779,' Mitteilungen eines jungen Hamburgers, deS vr iur. Arnold Günther, der in Wetzlar den Spuren der Werther-Dichtung nachgeht, dabei mannigfachen Irrtümern und selbst müssigem Klatsch anheim fällt Aber wertvoll als vertrauliche Herzensergüße eines warmen Anempfinders, der begeistert in Goethes Spuren wandelt und so zugleich Zeugnisse für da» Fortbestehen der Wertherstimmung — für un» vor allem wichtig durch den Nachwei», wie bald sich selbst im Kreise der Nahestehenden die Legende des berühmten Stoffes bemächtigt — charakteristisch aber auch für die Person de« Briefschreiber«, der in der Wertherstadt einem Anfall von „Werther-Fieber" nicht entgeht Aus einer tiefen Em pfindung für Natur und Dichtung läßt sich der junge Günther zur Nachfolge de« vielbewcinlen Schatten» fori- reißen Während in Hamburg seiner eine Geliebte wartet, die er al» Nelly besingt und später heimführt, wird er in Wetzlar erst von der Frau de» Hamburgischen Prokurator» von Bostel, dann von der jungen Gräfin Wittgenstein unb endlich gar von einer Lotte, der Tochter de» dortigen Kammermediku» Held bezaubert Auch er lernt sein Mädchen auf einem Balle kennen, schwärmt mit ihr über Romane und erfährt erst zu spät, daß sie bereit« versprochen ist Aber trotz der leidenschaftlichen Matte seiner Briese bleibt es bei ihm ein Spiel Die Sentimentalität, die sich selbst genug war und da« Leben beherrschen wollte, ging bei dem jungen Geschlechte noch stark im Schwange, zu einer Zeit, wo der Dichter de»
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