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Ftrnsprechstelle Nr. 22. Die „Sächsische Elbze'tung" erscheint DienSIag, Donner«, tag und Sonebend. Die Ausgabe des Blattes erfolgt T"gS vorher Nachm. 4 Uhr. Abonnements Pr»>S viertel- jährlich I Mk. V0 Psg„ Mi- mona'lich 1 Mk„ rin nonat- lich SO P>. Einjelne Nummern 10 Pf. Alle kaiserl, Postanstalten, Postboten, sowie die ZritungStrüg» nehmen stet« Bestellungen auf die „Sächsische Tlbjeitung" an. Äßsischc MitiG Amtsliisit sk bs Wni«IiA MtsikÄi, bs RniMk lillil dm Aadini zu Amii««. Wc sur dcn LWMÄmi zu ßuhuftciu. Mit „Illustriert. GonntagSblatt". Mit Humor. Beilage „Seifeublaseu". Mit „«andwirtschaftl. Beilage". Tel.-Adr.: Elbzeitung. Inserate, bei der wetten Berbreitung d. Bl. von großer Wirkung, sind MontagS, Mit twochSund Freitags bis spätestens vormittags 9 Uhr auf,»geben. Preis für die gespaltene EorpuSjetl« oder deren Raum 12 Pf. ltabellartsche und komplizierte nach Übereinkunft). „Eingesandt" unterm Strich »0 Pf. die Zeile, Sei Wiederholungen ent sprechender Rabatt. Inseraten-Annahmestellen: In Schandau: Expedition Zaulenstraße 184, in Dresden und Leipzig: die Annoncen - Bureaus von Haasenstein L Bögler, Jnvalidendank und Rudolf Mosse, in Frankfurt a. M.: G. L. Daube L Co. Mr. 82. Schandau, Donnerstag, den 19. Juli 1906. 50. Jahrgang. Japanische Politik. Die Frage, wie sich Japan nach dem Kriege mit Russland in der Mandschurei beträgt, verdient einmal anfgerollt zu werden. Vor dem Kriege mit Rußland hat Japan wiederholt aller Welt verkündet und den Großmächten angczeigt, daß es nur verlange, daß die Russen Port Arthur und die Mandschurei räumen sollten, da sie sich unrechtmäßig dort niedergelassen hätten und ganz Ostasicn zu verschlucken drohten. Port Arthur und die Mandschurei sollten dann an China, den rechtmäßigen Besitzer zurückgcgeben werden. Nun, die nackten Tat sachen zeigen es jetzt, daß Japan nicht daran denkt, sein Versprechen zu halten, und daß es in der Mandschurei und iil Korea den Herrn spielt. Und das Schlimmste für das Ansehen Europas in Ostasicn besteht darin, daß bis jetzt keine einzige europäische Macht gewagt hat, Japan daran zu erinnern, die Mandschurei der chinesischen Verwaltung zu übergeben und Handelsfreiheit allen Nationen in der Mandschurei und Korea zu gewähren. Japans Siege sind deshalb entschieden ein Schlag für den europäischen Handel in Ostasicn. Die Japaner sind raffiniert genug, um als Grund für ihr Bleiben und Herrschen in der Mandschurei und in Korea die Not wendigkeit des Schutzes anzugcbcn, aber ein belgischer Großkausmann, der in der Mandschurei lebt, hat über die Haltung der Japaner in einem langen Bericht reinen Wein cingcschenkt. Der Schutz, den Japan in Korea ausübt, ist ein sonderbares Ding, von Freiheit keine Rede, der „Unterdrücker", den die Japaner ausgetricben, war gnädiger als der Befreier. Und nicht anders ist cS in der Mandschurei, wo auch der von Peking entsandte Taotai Tschausiung nur auf dem Papier die Macht hat, während die Japaner von ihrem damaligen Programm nichts mehr wissen wollen. Sic haben mit rücksichtsloser Hand die Herrschaft an sich gerissen, auch die Mandschu haben nur den Herrn gewechselt und ihre Klagen sind lauter, als sie zur Zeit der Russen waren. Der Taotai selber beschwert sich über das Hineindrängcn der Japaner in alle Verhältnisse. Der japanische Schutz ist viel drückender, zermalmender, frei von Generosität in jeder Beziehung wie derjenige der Russen. Früher war die Sache doch so, daß die Russen schweres Geld in das Land brachten. Die Japaner wollen etwas haben, sie sind arme Schlucker; sie haben für 50 Millionen Tacls Bonds mit Zwangskurs ausgcgcben, die sie nicht ein- löscn können, und die Mandschuren sind in übler Lage, denn die Zahlstelle ist in Pokohama. Fazit: Der Statt halter des Kaisers von China ist nicht Herr in seinen vier Pfählen, er hat in seiner Hauptstadt Mulden absolut nichts zu sagen. Die Japaner haben die Häfen an der Küste, die Leitung der Polizei, die Steuer-Erhebung, den Zoll, die Post, kurz alles, was Geld cinbringt, in Ver waltung genommen und geben die Gesetze. Sie haben auch, ohne China zu fragen, ein Netz von Schienen und Drähten »»geordnet, womit sie die ergiebigsten Gegenden für ihre Unternehmer offnen. Zu diesem Zwecke werden Häuser, ganze Stadtteile, Gottesäcker beseitigt, und zwar durch chinesische Kulis, die nur den halben Lohn wie unter den Russen erhalten. Sie requirieren, was sic brauchen, sic schlagen das Holz aus den Wäldern am Jal», monopolisieren die Boolfahrt und Fischerei, die Ausbeute der Salzseen, die bisher, auch unter Rußland, ihr Produkt gratis abgnben, mährend jetzt die Mandschus ihr Salz mit Widerwillen zahlen müssen. Und nicht nur den auswärtigen Handel haben sie völlig abgespcrrt, sie monopolisieren auch den einheimischen, die chinesischen Kaufleute verlassen in großer Zahl das Land. Ihre durch den Waipupu in Tokio vorgebrachten Beschwerden fruchten nichts, man antwortet, das geschehe aus militäri schen Rücksichten, es gehöre zum Geschäfte der „Räum ung", die noch immer nicht geschehen ist, obgleich der Termin dazu schon längst verstrichen ist. Der Transport mache Schwierigkeiten und man müsse auch gegen eine eventuelle russische Revanche gerüstet sein. Und die Chungnsenräuber beunruhigen das Land, — nämlich im japanischen Sold — so sagt man in Peking. Einstweilen ist nicht viel dagegen zu machen, aber schon hat Juan schikai, der Vizekönig von Tschili, zwei Divisionen seiner modernen Truppen der Mandschurei zugeteilt, und der Taotai organisiert vierzig Bataillone in acht Brigaden. Das hat den Zweck, den Japanern zu zeigen, daß sie „nicht mehr nötig", daß die Chinesen selber im Stande sind, Zucht und Ordnung zu schützen. Aber die Japaner denken nicht daran, zu gehen; in der Mandschurei sehen sie einen Ersatz für die ausgebliebene Kriegsentschädigung. Daneben wird die japanische Einwanderung im Großen betrieben. Ueber Niutschwang, Dalni, den Jalu strömen Lie Japs zu Tausenden ein und bilden ein maßgebendes Element in Mukden und anderen Städten. Die Sach lage ist einfach diese: Die Privilegien der Weißen ver- Pindcru sich, die der Japaner vermehren sich! Politische Rundschau Deutsches Reich. Der Kaiser traf am Montag früh an Bord der „Hamburg" auf der Rückreise vom Nordkap vor dem malerisch gelegenen Digcrmulcn ein. Der hohe Herr erfreut sich auf seiner norwegischen Reise fortgesetzt des besten Wohlbefindens. Die angeblich bevorstehende Begegnung Kaiser Wilhelms mit König Eduard von England gibt noch immer Anlaß zu allerlei Prcßmcldungen. So versichert eine Berliner Depesche in der „Franks. Ztg.", seit dem 27. Januar, dem Geburtstage des Kaisers, habe ein Briefwechsel zwischen dem Kaiser und dem König Eduard stattgcfundcn, in welchem von beiden Monarchen der Wunsch und die Absicht einer Zusammenkunft im gegenwärtigen Jahre bekundet worden sei. Die Erörter ungen darüber, mann und wo sich die beiden Monarchen treffen würden, seien nebensächlich. — Also abwartcn! König Friedrich August von Sachsen traf mit seinen Kindern auf seiner Erholungsreise nach Sal egg (Tirol) am Montag nachmittag in Franzcns- feste bez. Bahnhof Waidbruck ein. Von Franzcnsfeste unternahm dann der König einen größeren Ausflug über Toblach, Ampczzo, Pordojoch, Scllajoch uud die Sciser- alpc nach Scis-Salcgg, dem Reiseziel der königlichen Familie, während die Prinzen und Prinzessinnen von Bahnhof Waidbruck aus die Fahrt direkt uach Salcgg fortsetzten. In Hamburg sand am Montag abend eine stark besuchte Protcstvcrsammlung gegen die Judcnmctzeleicn in Rußland statt. Holland. In Amsterdam sand am Montag nachmittag im Fortgange der Feierlichkeiten anläßlich der 300jährigen Wiederkehr des Geburtstages des berühmten Malers Rembrandt die Eröffnung des neuen Nembrandlsaalcs im Rijksmuseum statt. Prinz Heinrich vollzog im Namen der Königin Wilhelmine den Eröffnungsakt. Oesterreich-Ungarn. Der Herzog von Cumberland und seine Familie, das Großherzogspaar von Mecklenburg-Schwerin, Prinz Waldemar von Dänemark und sein Sohn trafen nm Montag nachmittag aus Gmunden zu einem Besuche beim Kaiser Franz Josef ein. Der Wahlreform-Ausschuß des österreichischen Abgeordnetenhauses genehmigte an« Montag die Schlesien betreffenden Bestimmungen des Wahlrcfvrm-GesetzeS. Der Ausstand der Feldarbeiter im Lemberger Bezirk nimmt immer größeren Umfang an. Frankreich. Am Montag begann vor dem Pariser Zncht- polizci-Gericht die Verhandlung wegen der Vombenexplosion im Gehölz bei Vincennes, wobei bekanntlich der Vvmbenwcrfer selber, der russische Anarchist Stoyga, getötet wurde. Es sind der Mitschuld angcklagt Victor und Alexander Sokoloff und Sophie Speranski, alle drei russischer Nationalität. Major Dreyfus ist dem 12. Artillerie-Regiment in Vincennes zugetcilt worden, der Brigade - Gcneral Picquart wird ein Kommando im Bezirke des Pariser Militärgouverncmcnts erhalte». Rußland. Die revolutionäre Partei in Rußland ent wickelt eine wahrhaft furchtbare Konsequenz in der Durch führung ihres Attentats-Programmes. In Czenstochan wurden die Polizeiwachtmeister Archipow und Schepaniak auf offener Straße von unbekannt gebliebenen Individuen erschossen. — Am vergangenen Sonntag fanden in Petersburg wiederum größere Strnßentumultc statt. — Der Bäckerstrcik in Moskau dauert fort. Der Zar hat durch UkaS vom 15. Juli das 7. Reserve-Kavallerie-Regiment wegen der von ihm be kundeten meuterischen Gesinnung seiner Standarte, die ihn: erst am 19. April 1902 verliehen worden war, für verlustig erklärt. Die Reichsduma tritt immer oppositioneller gegen die Negierung auf." Im Verlaufe der Montagssitzung ergriff Makaraow, der Gehilfe des Ministers des Innern, das Wort, um 33 von der Duma eingebrachte Inter pellationen zu besprechen. Als er hierbei lebhaft das kaiserliche Manifest vom 30. Oktober 1905 und die Haltung der Negierung verteidigte, veränderte sich mit einem Male die bis dahin ruhige Haltung des Hauses, der Nedncr wurde durch Rufe: „Genug! Rücktritt!" und andere unterbrochen. Als Makarow sein Recht auf Redefreiheit geltend machte, suchte der Präsident durch Klingeln die Ruhe wieder herzustellen. Der Lärm dauerte jedoch an; Makarow beendete seine Rede unter den ironischen Zwischenrufen des Hauses. Balkanhalbinscl. Serbien beginnt in seinem Zollkrieg mit Oesterreich-Ungarn cinzulcnkcn. Nach Belgrader Privat- mcldungen ist die serbische Negierung jetzt bereit, alle Bedingungen Oesterreich - Ungarns zn erfüllen und einen neuen Handelsvertrag mit diesem Reiche abznschlicßcn. In Belgrad, Risch und anderen serbischen Garnisonen sind zahlreiche Unteroffiziere unter der Be schuldigung verhaftet worden, einer gegen die Dynastie des Königs Peter gerichteten Verschwörung anzugchören. Im Dorfe Krapa in Mazedonien kam cs zu einem überaus blutigen Kampfe zwischen einer bulgarischen und einer serbischen Bande; die Bulgaren mußten schließ lich fliehen. Norwegen. Die Königin Maud von Norwegen schwebte dieser Tage in ernster Lebensgefahr. Bei einer Wagcn- partie im Norangstal scheute an einer gefährlichen Stelle das Pferd des Wagens der Königin Maud und schob das leichte Gefährt teilweise über den Rand des Weges, sodaß es über dem jähen Abgrund des Lysholglctschcrs schwebte und nnr durch einige Stcinblöckc gehalten wurde. Der König eilte seiner Gemahlin rasch zu Hilfe und befreite sie aus ihrer schrecklichen Lage. England. Die Aufgabe des beabsichtigt gewesenen englischen FlottcnbesncheS in den russischen Osthäfen hat nunmehr auch den Verzicht auf den geplanten Besuch der britischen Kanalflottc in deutschen und dänischen Häfen zur Folge gehabt. Nach einer Erklärung des Untcrstaatssekrctärs Nrmsiman in der Montagssitzung des Unterhauses ist der englische» Regierung der Verzicht auf den Flottenbesuch in Kronstadt usw. von der russischen Negierung unter Hinweis auf die schwierige politische Lage in Nußland nahcgelcgt worden. — Inc englischen Parlamente ist ein Weißbuch über den türkisch-cgyptischcn Grenzstrcit zur Verteilung gelangt. Afrika. Die inneren Schmierigkeiten in Marokko zeigen sich immer wieder. Die Anghcra-Lcute entsandten eine Abordnung zu Naisuli, um gegen die zwischen der marokkanischen Regiermig und Frankreich getroffenen Ver einbarungen zu protestieren, wonach das Denkmal für den ermordeten Franzosen Charbonnier sich in ihrem Gebiet erheben soll. Sie sehen dies als eine schwere Beleidigung an und erklären, die Errichtung des Denk mals mn jeden Preis verhindern zu wollen. Der Aufstand der Zulukaffern in Natal soll nunmehr von den Engländern definitiv niedergeschlagen worden sein. Amerika. Zur Beilegung der kriegerischen Verwickelungen zwischen Guatemala, San Salvador und Honduras hat die Unionsregierung eine Vcrmittlungsaktion eingelcitct. Die Vermittlungövcrhandlungcn sollen an Bord des UnionskreuzcrS „Marblehead" in der Nähe der Gewässer von Guatemala unter Beteiligung von Vertretern der UnionSrcgierung, der mexikanischen Regierung und der genannten drei zentralamerikanischcn Staaten geführt werden. Honduras hat sich schon bereit erklärt, einen Schiedsspruch der Union anzunehmen. Spanien. Während einer Wagen fahrt des spanischen Königspaares in der Umgebung von Madrid scheute pötzlich eines der Pferde, bäumte sich und drängte den Wagen die Wegböschung hinab. Nasch entschlossen sprang König Alfonso aus den» Wagen und brachte das Pferd zum Stehen. — Der am Montag in Madrid abgehaltene Ministerrat beschäftigte sich mit der Frage der Handels verträge. Hierbei gab der Finanzminister die Erklärung ab, daß die Verhandlungen in befriedigender Weise ihren Fortgang nähmen. Ein Königlich Sächsisches Nebenzollamt für den Umschlagplatz Laube. Ein Dresdener Blatt brachte vor kurzer Zeit folgen den Artikel: „Ein Königlich Sächsisches Nebenzollamt für den Unischlagplatz Laube. In Dresden fand mn 23. Jnni, wie man uns schreibt, eine von der Oesterreichischen Nord- westdampfschiffahrts - Gesellschaft einberufene Enquete wegen Errichtung eines sächsischen Nebcnzollamtes für den Umschlagplatz Laube statt, an welcher u. a. zahl reiche Vertreter der Schiffahrts-Interessenten- und Spediteurkreise, darunter für die Vereinigten Elbc- schiffahrts - Gesellschaften Direktor Grünwald, ferner Vertreter der Elbcdampfschiffahrts-Gesellschaft und für die Stadt Tetschen Bczirksobmann und Stadtrat W. Gröschl teilnahmen. Schon lange macht sich der Maiigel einer Zollabfertigungsstelle in Laube sehr unangenehm fühlbar. Alle Cxportkähne von Laub«