Volltext Seite (XML)
WWW MWM Sonnabend, den 9. April 1921. 74. Jahrg Vr. 82. * enthaltend die amMche« Bekanntmachungen der 2lmlshaupkmannschaften Schwarzenberg und Zwickau, sowie der Staals- u. Städtischen Behörden in Aue, Grünhain, Kartenstein, Johann« georgenstadt, Löbnitz, Neustädtel, Schneeberg, Schwarzenberg bzw. Wildensets. Verlag von E. M. Gärtner» Aue» Erzgeb. KMtspnch - Anschlüsse: Aue 81, Lbhnitz <AmI Au«) 440, Schneeberg 10. Schwarzenberg 19. Drahianschnsi: Dolkisreund Aueerzgedirg». «,,,,»»»«»> >»>>«»» ««» » « »eich »I. »MrI-« «I w» ««,; der» U« d^« «NiUlMMch wir» li oo, KlMiatUch M«» e so. l» v«l»»l»vd«jir» »n «m« »« Np. ülmxlz«»« t.00MS.» miiwLrt»I.«0INIi., UeltNrht Vn- I» «M»«, INI »I» »old. All, «.OS M».. h» NMmnnu du g«il« e.io «Ml. v»m»«a.n»»»>o«chpi «r irem ckii«t««»«»««V»« Nr dU «M «ich«wm»< du e Uhr u d« S«»l«ia«I», MU«», auu a«^hr Nr du *»I»ad»u Mr Mu»!««» » ,»w«i4«I«d«>« r»« I»lU« « MINuuUr Siel« «ne» M» ,w«s«. «Ichn« »u «UchSaMU d« dir» sind. spn<M- »»k««Ix»eii Nnzel,»». - gtr 71»»,ad« >n°«rla»«l Äg^andUr särlliil»« td«rn>i»>»l du SaeMIUVmi Ml« Aer-ilwott»»,. - U»UrbrUd»»»«» M» Srlchdft» »UrUd«, M,rl»d« »M» «nlprdch». SU 3«d!ons«!>erzu, »d N»«d»r, »«iU, R-tdlU »I» »IM mninborl -»»»«,«lcheftderNr« I» >»«, «tM». »d»«<i «r »ad Scdwiri^Mr» Schwarzenberg Karlosselverkaus am Soonabrnb, -« 9. vprN 1^, »nr». S—1 Uhr, im Elskelltr. Sa do» Dereinsrraister sind am S. diese» Monoi» . 1^ aus dem Dlaiie 28: Siedlungsoereia SIgenh«i» Vanier U Sa^ L, aus dem Blallr 27: Mixern«rein z» Beierselb «nsgegeben wird sebes ouanlum. — Der Preis briräat für den Zeniner 50 — Wb. — Vie i Aarlosseln werden nur gegen sosoriig« Bezahlung abgegeben. Di« Geld« werd«» vorh«r im Ernühnmg»- Schneeberg, » aml — Siadlhaus l — kassiert. > Schwarzenberg, den 8. April 1921. Le» Bat der Sladl. — Lrnährungsamt. «Mgetragen worden. Amtsgericht Schwarzenberg, am 8. April 1921. ' Die amttichen Bekanntmachungen sämtlicher Behörden U»»«e t» den Seschöslsstellen -es „Srzgebirgischen Doilissreundes" t« «ne, < Lvhnitz na- Schwarzenberg eingeseheu werben. Eine RegiemngserklSrung. " —L Man muß es den neuen Männern lassen: fi« find außer» ordentlich gelehrig. Kaum haben fie sich au» der Atmosphäre der Volksversammlungen und Zahlabend« heraus aus Ministersessel ge schwungen, da beginnt bei ihnen die Umstellung. Sie gewöhnen sich di« Denk- und Ausdrucknoeise günstiger Diplomaten an. L» wird um die Sache herumgeredet und wenn man mit der Lektür« ein«» wichtigen Erlasses fertig ist. dann hat man das Gefühl, «in« Qualle angegriffen zu haben, di« immer nachgib^ wo man auch gufaßt. Man ist« nach «einer solchen Manipulation meist und«, friedigt und ärgert sich über di« schleimt en Finger al» da» einzig« Ergebnis. E» werden immer groß« Däne von der frischen Luft geredet, welche di« Revolution im Gefolge gehabt hat und von den Perrücken, di« nur so gepflogen find. Und wenn man di« Wirklichkeit betrachtet, da sind doch nur dumpf« Erlasse da» Er gebni» und der Zopf, der hängt hinten. Wir geben ohne weitere» zu, daß e» keine Kleinigkeit ist, wenn von der sächsischen Regierung verlangt wird, zu den Vor kommnissen der letzten Zeit Stellung zu nehmen. Bei ihrer Zu- sommensetzung kann nicht ander» als ein« quallige Erklärung da- bet herauskommen, oder, wenn man will, «in Eiertanz. Der Vanden und Strick« find auch zu viele, mit denen sich unser« Minister selbst gefesselt haben, und das Zeug zu Entsesselungs- künstlern geht ihnen völlig ad. Wenn einer einmal «inen versuch macht, sich Luft zu schaffen, dann wird er von Chemnitz oder irgend wo ander» her bös« angehaucht und er sinkt tu sein dumpfe» Da sein zurück. Eine unglückliche Situation. Unter diesen Umständen muß man mtt der EMLrung der sächsischen Regierung auf di« peinliche Anfrage der drei bürger lichen Parteien (die sich darin zu Wortführern der ganzen fried liebenden Bevölkerung Sachsen» machen) zu den bedauerlichen Vorkommnissen der letzten Wochen zufrieden sein. Der Katze wird di« — wenn auch etwas dumpf klingend« — Schelle umgchängt, und wenigsten» ein Teil der Verantwortlichen an den Putscheveien an den Pranger grstellt. Mtt dem versuch »reaktionären* Be strebungen und Handlungen die Mitschuld zu geben, wird die Historie etwas umgebogen, aber schließlich kann man doch in einer Erklärung von 60 Druckzeilen nicht ausschließlich gegen dt« Vt«gt«rungsstützen auf der äußersten Linken zu Felde ziehen. Da» würde dort keinen guten Eindruck machen. Der ruhig« Mann fragt sich aber, was die Bombenattentat« in Sachsen, di« auageführten und die verhindertlen, zu tun haben mit den Bestrebungen z. B. des Forstrat, Escherich», dt« geradr dechtn gehens solch« anarchtstische Akt« unmöglich zu machen. Und bet dem Schlußsatz« mtt der »jungen demokratischen Freiheit* werden sich di« Auguren ange lächelt haben. Der preußisch« sozialistisch« Minister Severing er klärte «rst vor kurzem, daß von Seiten seiner Partei Aktion«» un mittelbar bevorständen. Wir stick» neugierige inwieweit solch« etwa» mit Demokratie zu tun haben und möchten fragen, ob den sächsischen Ministevgenoffen diese» Herron «twa» von dies«» kommenden Dingen bekannt ist. von der Polizei ist ziemlich viel die Sied« in der Erklärung, wir dachten, den Poltzeistaat hätten wir hinter un». Wertvoll ist besonders das etwa» verklausuliert« Eingeständnis der sozialistischen Regierung, Laß sie sich mit der Einrichtung der Sondergericht« ein verstanden erklärt hat. Die Chemnitzer werden die Ohren spitzen, aber zugleich weiterhin nicht unterlassen^ da» Bürgertum für diefe unglückliche Einrichtung verantwortlich zu machen. Der versuch de» Herrn Fellis?, di« Deschlußunfähigkeik de» Hauses durch die übliche Abwanderung au» dem Saale herbei- zuführen, ist mißlungen. Mit Demokratie hat so etwa» nicht» tzu tun, auch nicht» mit offener, «hrlicher Kampfesweise. Der Mut derjenigen Angchörigen der Mehrheitspartei, welch« ihre Ueber- geugung über di« Parteidisziplin setzren und die Beschlußfähigkeit ermöglichte^ ist anzuerkennen. Hier zeigt sich deutlich die Kluft, di« Innerhalb der Mehrheitler herrscht und di« zu Werbrücken wohl kaum möglich fein wird. O » L ' V«e«-«n, 7. April. 8» veainn der heutigen San-tag »fit- zung teilte Präsident Fräßdors mit, daß sowohl von unabhängiger al» von kommunistischer Seite eine R ihr von Anträgen und Anfragen vorliegt, di« Im Zusammenhänge mit der Regierungserklärung behan delt werden soll. Bon den bürgerlichen Fraktionen ist gemeinschaftlich folgender Antrag Hofmann-Blüh«r-S«yfert etngebracht «norden: „Der Landtag verurtcilt auf» schärfst« die verbrechertschen kom- munistischen Gewalttat- Er erwartet von der Regierung, daß fie mit allen gesetzt!«' Mitteln den Vorbereitungen weiterer Ge ¬ walttaten rechtzeitig , nachdrücklichst »ntgegentritt und daß fie ftmb«joad«r* «ich -je zu SMM G^Mattn und Frasbv«Y -«9» lungen auffordernden Prrsst-Lrzvugniss» mit allen gesetzlichen Mit- teln unterdrückt.* Mtnisterprästdent vuck gab darauf namens der Regierung folgende Erklärung a-r An d«u letzten Wochen sind In Sachsen und tn anderen Tollen de» Deutschen Reiche» derroristisck-e Putsche und verbrecherische Ge waltakte verübt worden. Da» Verhalten -er kommunistische« Partei, ihr« Zeitungsartikel und Aufruf«, di« Gleichzeitigkeit und Gleichartiges der verbreche» beweisen, daß durch planmäßige» ge waltsame» vorgehen der Sturz der bestehenden Verfassung erreicht mck» dt« Gewaltherrschaft einer Minderheit aufgerichtet werden sollte, R« außer der Terrorisierung der Bevölkerung schwer« Schädigungen der gesamte» Volkswirtschaft und de» Staate» her- beiführ« mußt«. Der Regierung «arm die van «iner Stell« aus geleiteten Vor bereitungen zu Lom versuche «iner gewaltsamen Erreichung dieses Ziele» nicht unbekannt geblieben. Der Minister de» Innern hat daher bereit» am 22. Mär» durch Rundschreiben an die Polizei- behörden auf bi« drohend« Gefahr aufmerksam gemacht und zu erhöhter Aufmerksamkeit und Beobachtung aufgefordert. Dieser Anordnung und ihrer Befolgung durch die Polizeiorgan« ist «» zu danke», daß wir im Sachsen vor noch Schlimmerem bewahrt ge blieben sind. Dynamitanschläge aus di« Rathäuser im Falkenstein und Rodewisch und die Landqerichtoqedäud« in Dresden, Freiberg mck» Leipzig, di« erheblichen Sachschaden und Verletzungen dreier Personen hinterlassen haben, sind nach Art der Ausführung mck» Ausführung und Aussagen Inhaftierter »ach einheitlichem Plan« ausgefüh-.t und hängen mit den Attentaten in Berlin und ander wärts zusammen. Dt« Regierung hat diesen Vorgängen gegenüber ihre Pflicht erfüllt. Aufopfernd un- umsichtig hat die Polizei unter Vermeidung unnötiger Härt«» der Regierung die Durchführung ihrer Aufgaben ermöglicht. Don der Absicht der Errichtung von Sondergerichte» zur Ab- urtoilung von Verbrechern, bl« im Zusammenhang mit den organi sierten MLrzunruhen sichen, hat die Sächsische Regierung am 89. März von der Reichsregierung Mitteilung erhalten. Die Er richtung von Gondergerichten Ist ein« Sache de» Reiche», auf welch« die Regierungen der Länder keinen entscheidenden Einfluß haben. Di« Sächsisch« Regierung hat aber ihrer Meinung dahin Ausdruck gegeben daß di« Errichtung solcher Gerichte nur zur Entlastung des Reichsgerichte» und leinerfall» für sämtliche sächsische Landyerichts- bezirke für notwendig erachtet werden könnte, um eine mich im Interesse der Angeklagten schnell« Erledigung der anhängigen Sachen zu ermöglichen. Di« Regierung erwartet, daß bei den Verhand lungen die Gericht« streng sachlich di« ihnen gewordenen Aissgaden erledigen und keinen berechtigten Anlaß zu dem Vorwurf geben, Tendenz- oder Klassenurteile zu fällen. Di« Regierung verkennt nicht, daß dl« wirtschaftliche» Nöte, da» steigende Glend und Beunruhigungen Lurch reaktionär« Be strebungen und Handlungen «in« Stimmung in Ler Bevölkerung er zeugt haben, di« für solch« Gewaltakte einen fruchtbaren Boden schaffen. Sie ist aber weiter davon überzeugt, daß durch wahn» witzig« Gewaltakt« und Terror Not und ElenL nicht beseitigt, son dern verschlimmert und zuletzt nur reaktionären Bestrebungen Dor- schub geleistet wird. Wer die junge demokratische Freiheit festigen und dadurch Len Wog zur sozialistischen Gesellschaft bahnen will, muß das Mittel -er Notwehr gegen Gewalt zur Abwehr von sinn- losen Zerstörungen und zum Schutz« Ler Freiheit mck» Sicherheit L«r Personen anwenden. Die Ausführungen de» Ministerpräsidenten wurden fast vom ganzen Hause mit eisigem Schweigen cntgegengenommen. Nur in den Reihen d«r Mehrheitssozialisten machte sich «in schüchterner versuch zu einer Etimmungskundgebung bemerkbar. Hierauf begründeten di« Abgg. Wecker (Unabh.), Elau» (Dem.), Schnirch (Unabh.) und Z-pfel (Kom) di« vorliegenden Anfragen und Anträge, di, sich besonder» gegen di« Sondergericht« wandten und sich für dt« Amnestie «insetzten. Minister de« Innern Lipki»ki nimmt hierauf da» Mort, um zu nächst in längeren Au»führungen über die Arbeitslosigkeit, über den Krieg und sein« Folgen und über die Iustizrntschridungen in der letz ten Zeit zu sprechen, die in ihrer Zusammenwirkung den ^oden ge schaffen hätten, auf dem di» Vorgänge der letzten Mit sich ereignen konnten. Lr macht weiter auch noch der Presse den Vorwurf, daß sie jeden kleinen Vorgang aufgebauscht und teil» völlig an» der Lust g«- irisfene Nachrichten verbreitet habe. Er geht dann auf die einzelnen Vorgänge «in, stellt dabei fest, daß an» dem Geständnis einer Ler in Unterslichunftshaft sich befindlichen Attentäter hervoraegangen sei, daß di» Att«ntat« in Sachsen auch planmäßig von der Leitung der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschland» vorbereitet worden seien. Er spricht weiter von der Enttäuschung der Arbeiterschaft über da» Fehlschlägen ihrer So zialisierungshoffnungen und redet ferner in diesem Zusammenhang, von der Orgelch und der Soldntenpartei. Suker mußte sich der Minister wieder zu dem Vekenntni» bequemen, daß sehr wahrtche n- lt» »»« »Nllttch« K» h««»-« ^-4» M.» Der Minister zitiert» dann ein« Anzahl von Aufruf»» der kommunt« stischen Press» und betont, daß die Bewegung in Deutschland etngelei- tet sei, um die Arbeiterschaft über den Zusammebnruch de» kommuni stischen Systems in Rußland hinwegzutäuschen. Der Polizei sei schock vor den Attentaten bekannt gewesen, daß da» Telegraphengebäude un da» Rathaus in Dresden zerstört und daß er selbst und Ministerprä sident Duck um dl« Ecke gebracht werden sollten. Die ganz« kommu nistische Kampfmethode sei sinnlo ». gu dem Antrag« d«r bürger lichen Parteien erklärte der Minister, daß er ihn ablehnen müsse, w«ik er nicht di» Verfassung außer Kraft setzen könne. Abg. Wirth (So».): Die zweit« Revolution sei von den Koamm- nisten schon längst vorbereitet worden. Eine Partei, dt« solche Dinge wie in Mitteldeutschland, die nur zum Schaden der Arbeiter und der Volkswirtschaft ausschlagen müßten, vorbereitet, habe da» Recht verwirkt, sich noch länger eine politische Partei zu nennen. Die Sozialdemokraten hätten niemals rin Bündni» mit der kommunistischen Partei oder Fraktion geschlossen; fie nähmen -i« Hilfe, woher fie komme und fie würden sich nicht beirren lassen, dies» Hilfe auch weiterhin willkommen zu heißen. Di« Rechtsparteien leie« e», die den Nährboden geschaffen hätten, au» dem sich die Dinge, wt« sie in Mitteldeutschland und in Sachsen sich ereignet haben, entwickel» konnten. Iustlzmlnister Dr. Harnisch verbreitet sich über die rechtliche» Grundlagen der Sondergerichte. Der Reichspräsident sei aus Grund von Artikel 48 der Reichsverfassung berechtigt, Maßnahme» zur Aufrechterhaltung de» geltenden Strafrecht» zu treffen. Dazu sei nichts besser geeignet, al» schnelle Justiz, und solcher schnellen Justiz sollten die Sondergerichte dienen. Abg. Deutler (Leutschnat.) begründet den Antrag der bürgerliche» Parteien und wendet sich zunächst gegen die Behauptung der Sozial»- demokraten, daß die Rechtsparteien den Nährboden für dt« letzten Ver brechen geschaffen hätten. Die Ereignisse in Mitteldeutschland^seien nicht au» den wirtschaftlichen Verhältnissen herausgewachsen, sondern künstlich gezogen worden, und zwar mit russischem Selo, und mit russischem Geiste. Wenn auch die wirtschaftlichen Verhält nisse nicht gut seien, so seien sie doch nicht so, daß man Rathäuser und Landgerichte in die Luft sprengen müsse. Auch bei dem letzten Auf stande sei wieder zu beobachten gewesen, daß di« Herren, die ihn ent facht haben, sich rechtzeitig vorsichtig zurückgezogen haben. Da» seh« man ja daran, daß di« kommunistischen Abgeordneten jetzt noch in unserem Landtage fehlten. Di« parlamentarische Tätigkeit der Kom munisten im sächsischen Landtage, di« hauptsächlich in maßloser Auf hetzung bestand, sei ebenso schuld an den letzten Vorgängen, wie die Presse der Kommunisten. Dem Minister des Innern, Lipinski, müsse man raten, daß er den von ihm selbst »ugegebenen russische» Import von landfremden Ausländern erschweren soll, daß er ihn verhindern und daß er die landfremden Leute wieder zurückschicken soll. Redner stellt die Frage aus, ob von der Regierung genügend Vorsichtsmaßregeln getroffen worden seien, um Bergwerke und Dyna- mitfabriken so zu überwachen, daß au» ihnen nicht ein reger Verkehr mit Sprengmitteln zu verbrecherischen Zwecken entstehen könne. Wenn der Sozialdemokrat Wirth einen Zusammenhang »wischen seiner Par- tei und den Kommunisten in Abrede gestellt hat, so sei doch festzustel len, daß dieser Zusammenhang mindestens ein historischer ser. Die Regierung sei ja zustandegekommen mit Hilfe der Kommunisten. Jetzt konkurrieren die drei sozialistischen Regierungsparteien untereinander al» sozialistische Dralshüter. Deshalb sei es begreiflich, daß dir Re- gierung. so lange sie zusammengesetzt ist wie gegenwärtig, eine ge- wiff« Scheu empfinde, fest zuzugreifen. Auf Zurufen von den Kom munisten, daß di« Arbeiter vor dem Kriege geknechtet und entrechtet worden seien, erwidert der Redner den gurufern: „Die Herren da Lrü- den haben ja die Zustände vor dem Krieg noch gar nicht erlebt; sie sind ja erst nach dem Kriege zur gegenwärtigen politischen Vröß« er wachsen.* Zum Schlüsse erklärt der Redner, daß sein« Partei von der Negierung erwarte, daß sie dem Fortschreiten der Revolution end- lich einen wirksamen Damm entgegensetz«. Abg. Sievers (Kom.) versucht tn einer stundenlangen R«de die Kommunisten von der Schuld an den Vorgängen in Mitteldeutschland und Sachsen freizusprechen. Er spricht über di« Ursachen zum Welt krieg, über Kapp und Stinnes, denen er di« Schuld zuschiebt. Weiter wendet er sich in langen Auseinandersetzungen an die sozialdemokra- tischen und unabhängigen Führer, stellt ihnen vor Augen, daß da», was die Kommunisten In Mitteldeutschland getan haben, dasselbe sei, wa» di» heutigen Kommunisten von ihren alten Lehrern, nämlich den Sozialdemokraten und Unabhäng-gen, gelernt hätten. Dor der Revo lution seien e» die Sozialdemokraten und Unabhängigen gewesen, die bei Streik» versuchten, die Streikbrecher au» den Betrieben heraus zuholen. Etwa» andere» hätten di« Kommunisten in Mitteldeutsch land auch nicht getan. Weiter kennzeichnet der Redner die Haltung der sozialistischen Press« al» Heuchelei, die, so lang« «in« gtwiffe Gefahr bestand, von den Dorgangen in Mitteldeutschland abzurücke» versuchte, die aber, al» die Gesahr beseitigt war, sich aufdie Hal- tung «insttllte, die die kommunistische Presse rin- genommen hab«. Weiter erklärte der Redner, daß seine Partei kein Intenss, daran hab«, di« gegenwärtig« Regierung jetzt sterben zu lassen. Abg. Blüh«, (Deutsche Dpt.): Gegenüber dem Dorredner müsse «r erklären, daß in Deutschland niemand so unreif sei, daß, nachdem, wa» die Kommunisten jetzt geleistet hätten, der Kommunismus aus weiter» Ausdehnung bei un» rechnen könnte. H«ut« säßen au»schließ- lich di» Kommunisten auf der Anklagebank. Sievers hab« an d«r Frag» vorbtigereüet, wer die Schuld an den Attentaten trage. Don den Deutschnationalcn bis zu den Unabhängigen seien sich im Hause alle einig darüber, daß die Kommunisten die moralisch un- rechtlich D»rurtkilt»n "nd. Di» Regierungserklärung gebe kein« klare Stellungnahme zu den Sonüergerichten; In -I«s«, Fra«'sei sie schwammig Niht »inverstanden sei er mit dem »^luß d«e Regieruuaserklärung, di« di» wirtschaftlichen Röt» al» die Ursachen brr Vorgänge -er letzten Wochen darzustellen sich bemühe. Im Inter» »ff» der historisch»» Wahrheit müsse scstaestellt werden, -aß di» plan mäßig tn russisch»« Sinn« betrieben» Vtrhetzung di« Schuld trag». SE Och»*» Köcht Kh H K--«A t»»ch VL« iM»