Suche löschen...
Dresdner Journal : 15.06.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187506156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750615
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750615
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-06
- Tag 1875-06-15
-
Monat
1875-06
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 15.06.1875
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
MISS 4k»miemv>»topr«>»r I» ä«ar»«d,L N«U>i»,: SLbrttok: . . . l« dlord ^jsbrUod: 4 öt»kd SV ks. Liur«In« Nummern: 10 kk. L««»rk»N> d»»ä«»t»obm> ksivd« tritt?o«t- and Kwwpelr.uiodla^ blaia. lu»e»i»l«upr«l»er kür 6»n kaum eivvr ^«p»Iton«> ?etitr«ilo: 20 kt. Unter „Iii»^e«uiüt" dis 2«U«: SV Dk. Lrsekslne»: l'äKliok wit >usnuLlnö 6er Aoim- un6 kUsrta^s, Ldsuds Mx äsv kolxvväen l'nx. Dienstag, den 15. Juni. . Z87A DresdnerIMMl. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. I»»«r»t«»»»»tune »>»^trt»r L«tp«lU: F> /jr»n<i«tett«r, LownünsivuLr d« vreeäuer §onrn*k; «I>vn6»,.: sÄ»A«n /»'r-rt , L»»»d«iA->«rll». t-Lr«,I»n-»r»n»rnr» ». ».: Da««»>«te»n F ^o-ier, ItüneL«»: Luci. Lt««««/ I»rUn: §. tüempt, /»vaiicien! dant,A. ^tiSrecitt, Sr»»«»: L >r«»I»u: L Uarss«; Ld«»ntt»: ^r. Vr«»Lkcrt ».U.: L da«A«e'»vt»s n. d 6. //orrm«—» «cae ttuot,>, , Da-L«F vo.» ao,UW: /»V.D., L——v«r: 6. kvt»: Lava«, DaMe, Luii««r F 17o , Daub« -e Do., L»»di>rL: L n«td-en, Vl«>! Li. Oxpciit Kor»o»r«d«rr Lüaibl. Lrpeclition do» Dresdner do«m»I», Dresden, llur^urettisastreeee 8«. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 13. Juni. Seine Majestät der König sind gestern Abend 9 Uhr 10 Min. im Königlichen Hof» lager zu Pillnitz cingetroffen. Dresden, 3. Juni. Se. Majestät der König haben dem zum 2. Secretair und Hilfsarbeiter beim evangelisch- lutherischen Landesconsistorium in Dresden ernannten zeitherigen Fürstlich und Gräflich Schönburg'schen Gr» richtsamtmann vr. jur. Karl Bernhard Pechstein zu Hohenstein den Character und Rang eines Regierungs- rallM in der vierten Classe der Hofrangordnung zu verleihen allergnädigst geruht. Lermischtet. Statistik und LolkSwirthschaft. EingesandteS. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. Beilage. Die zweite Hauptversammlung deS Vereins säch- fiswer Schuldirectoren. Statistik und LolkSwirthschaft. Feuilleton. Börseunachrichten. Telegraphische WitteruugSberichte. Inserate. Bekanntmachung, die Ausgabe verzinslicher Schatzanweisungen im Bettage von 15 Millionen Mark betreffend. Das unterzeichnete Finanzministerium hat, aus Grund der ihm von der Ständeversammlung mittels Schriften vom 5. April 1872 und 30. Januar 1873 dazu ertheil» ten Ermächtigung, beschlossen, an Stelle der laut Be kanntmachung vom 5. Januar 1875 (Gesetz- und Ver ordnungs-Blatt vom Jahre 1875 S. 5 flg.) abgege benen, am 15. Juli und beziehentlich 1. August dieses Wahres fällig werdenden 8sr. 1. und II. der Königlich Sächsischen Schatzanweisungen vom Jahre 1875 im Be trage von je Sieben Millionen Fünfhundert Tausend Mark wiederum zwei Serien (8«r. III und IV der Königlich Sächsischen Schatzanweisungen vom Jahre 1875) im Betrage von je Sieben Millionen Fünfhundert Tausend Mark und zwar jede derselben mit 1,500,000 in Abschnitten zu 300,000 I^it. ä 2,250,000 „ 150,000 „ II 3,600,OM „ 30,OM „ O 150,000 „ 30M.F „ v auszugeben. Der Zinsfuß dieser Schatzanweisungen ist auf drei und ein halbes Procent für das Jahr, die Dauer ihrer Umlaufszrit aber auf fünf und ein halb Monate — und zwar für die erstere Serie (8sr. Hl) vom 1-Juli bis 15. Decembrr dieses Jahres und für die letztere Serie (8er. IV) vom 15. Juli dieses Jahres bis 1. Januar künftigen Jahres — festgesetzt. Die Schatzanweisungen werden von dem unterzeich neten Finanzministerium ausgefertigt. Die Begebung der Schatzanweisungen wird die Kö niglich Preußische Generaldirection der Serhandlungs- Societät in Berlin byoirken, welcher apch die Mittel Mr überMefm werben sollen, soweit nicht die Besitzer derselben acht Tage vor eingetretener Fälligkeit erklären, daß sie die Zahlung unmittelbar bei der Königlichen Finanzhauptkasse in Dresden zu erheben wünschen. Die Bedingungen, unter welchen die Ueberlassung erfolgt, sind bei der Königlich Preußischen General direction der Seehandlungs-Societät zu erfahren. Dresden, am 9. Juni 1875. Finanz-Ministerium. v. Friesen. v. Brück. nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Fulda. Frankfurt a. M. Wien. Prag. Triest. Paris. Bern. Rom. London Christiani«. St. Petersburg. Athen, New- Yort). Ernennungen, Versetzungen rc. im offen». Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial Nachrichten. (Leipzig. Grimma. Bautzen. Crimmitschau. Wurzen. Gersdorf.) Unchnchlen. Berlin, Montag, 14. Juni, Nachmittags. (Tel. des Dresdn. Journ.) DaS Abgeordnetenhaus hat in seiner heutigen Sitzung nach kurzer De batte den vom Herrenhause zuruckgelangten Gesetz entwurf, betreffend die Verfassung der LerwaltungS- gerichte und daü VcrwaltungSstreitverfahreu, an- genommen. Der K 13 wurde nach dem Beschlusse deS Herrenhauses angenommen. Paris, Sonntag, 13. Juni, Abends. (W. T. B.) In dem BoiS-de Boulogne fand heute vor dem Marschall Mac Mahon die jährliche Nrvue der Truppen von Paris» welche circa 25,VW Mann stark find, Statt. Sämmtliche hier anwesende diplomatische und militärische Vertreter auSwär- tiger Mächte wohnten derselben bei. Gent, Sountag, 13. Juni, Nachmittags. (W. T. B.) Von den Personen, welche bei Gelegenheit der jüngsten Procesfivn nach Oostacker "wegen Ruhestörung verhaftet wurden, ist von dem hiesigen Zuchtpolizeigericht ein Angeklagter zu einer Ge- fängnißftrase von 1 Jahr und 3W Krcs. Geld- büße und ein anderer zu 8 Tagen Gefängnißhaft verurtheilt worden. Ein dritter Angeklagter wurde freigesprochen. Madrid, Sonntag, 13. Juni, Vormittags. (W. T. B.) Dem „Jmparcial" zufolge ist dir von der Versammlung liberaler Deputirter im Senats palaste niedergcsetztc, auö V Mitgliedern bestehende Commission mit Ausarbeitung einer VerfaffungS- urkunde beschäftigt, welcher die portugiesische, bel- gische und italienische Constitution als Vorbilder dienen. London, Sonntag, 13. Juni, Vormittags. (W. T. B.) Die Untersuchungüverbandlungen über den Untergang des Dampfers „Schiller" find ge stern beendigt worden. Der Gerichtshof wird dem nächst dem Handelsamte darüber Bericht erstatten. In der gestrigen Verhandlung that der alS Sach verständiger vernommene Chefingenieur der Admi- ralität die Unthunlichkeit einer telegraphischen Verbindung zwischen BishopSrock und dem Fest lande und der Errichtung von Rebelfignalen an dem gedachten Orte dar. Stockholm, Sonntag, 13. Juni, Nachmit tags. (W. T. B.) König OSkar ist heute Nachmittag 2 Uhr auf dem Seewege auS Lübeck vier einge troffen. Die für die Dauer seiner Abwesenheit von Schweden eingesetzte Interimsregierung ist sofort außer Function getreten. Bukarest, Sonntag, 13. Juni, Vormittags. (W. T. B.) Die Mitglieder der heiligen Synode, deS Senats und der Deputirtenkammer waren ge stern zu einer gemeinsamen Sitzung versammelt und wählten den Metropoliten der Moldau, Pa- linik, mit 166 von 192 Stimmen zum Metropo liten und PrimaS von Rumänien. Alchen, Sonntag, 13. Juni. (Agence Havas.) Die Gerüchte von einer beabsichtigten Abdankung des Königs Georg, sowie diejenigen von der An kunft russischer und türkischer Geschwader in den griechischen Gewässern entbehren der Begründung. In der Hauptstadt und im Laude herrscht voll- ständige Ruhe. Der König befindet sich mit seiner Familie gegenwärtig in seiner Sommerrefidenz. DaS französische Geschwader, welches sich zur Zeit iu den gnewischen Gewässern aufhält, iß auf sei ner gewöhnlichen UebungSfahrt hier eivgetroffen; ebenso wird der Besuch eines englischen UebungS- geschwaderS zu kurzem Aufenthalte hier erwartet. New-Uork, Sonnabend, 12. Juni, Abends. (W. T. B.) Die republikanische Convention von Californien hat die Zuschrift deS Präsidenten Grant alS eine definitive Erklärung desselben accep- tirt, daß er auf eine Verlängerung seiner Präsident schaft für eine dritte Wahlperiode verzichte. Nach hiesigen Zeitungen auS Neu-Granada zu- gegangenen Nachrichten wurde bei einem Erdbeben die Stadt Cucuta vollständig zerstört; nur wenigen Familien gelang rS, sich zu retten. 5 andere Städte wurden zum größeren Theile verwüstet. Lon der Bevölkerung deS durch das Erdbeben betroffenen Landstriches, die auf etwa 35,VW angeschlagen wird, sollen gegen 16,VW umgekommen sein. Tsstzesgeschichte. DreSdeu, 14. Juni. Se. Majestät der König sind vorgestern Abend von Ihrer Reise nach dem Leip- ziger Regierungsbezirke zurückgekehrt. Am Sonnabend früh 7 Uhr batten Se. Majestät von Leisnig aus den in der Nähe von Klosterduch gelegenen Aussichtspunkt, die Mailust genannt, besucht. Stach 8 Uhr nach Leis nig zurückgekehrt, wurde daselbst zunächst das Krieger denkmal und die Realschule besucht, in welcher Se. Ma jestät von den Schülern mit Gesang und von dem Di» rrctor mit feierlicher Ansprache empfangen wurden; hier» auf besichtigten AUerhöchstdieselben die Bürgerschule, so wie die dasige Kratzenfabrik und das Johannisthal und fuhren dann, von dem Amtshauptmann Martens ge leitet, nach Großweitzschen, allwo Se. Majestät von dem Pfarrer Hütter daselbst mit einer Ansprache begrüßt wurden. Hierselbst besichtigten Se. Majestät die neu errichtete Irrenanstalt, nahmen mit sichtlichem Interesse von den Einrichtungen derselben unter Führung deS Anstaltsdirectors Di. Huppert genaue Kenntniß, erkun digten Sich insbesondere auch nach dem Krankheitszu stande des einen oder des andern der daselbst unterge brachten Geisteskranken und fuhren nach längerm Ver weilen in dieser Anstalt Mittags nach 12 Uhr nach dem Rittergute Mockritz, um dem Besitzer desselben, dem Kammerherrn v. »Schönberg und dessen Familie einen Besuch abzustatten. Se. Majestät der König geruhten hierselbst, nachdem Allerhöchstdemselben beim Eintreten in das Herrenhaus von dem jüngsten Töchterchen des Hauses mit entsprechenden Worten ein Bouquet über reicht worden war, das Frühstück einzunehmew und setz ten hierauf die Reise nach Döbeln fort. In Döbeln wurden Se. Majestät von dem Bür germeister Thiele, welcher mit den Mitgliedern des Stadt raths und des Stadtverordnetencollegiums am Eingänge zur Stadt Aufstellung genommen hatte, mit Ansprache fcicrlichst empfangen und fuhren hierauf durch die über aus reich und höchst geschmackvoll mit Ehrenpforten, Fahnen, Guirlanden und Kränzen decorirtrn Straßen, in welchen von den Schulkindern Spalier gebildet wor- dm, unter fortwährenden, nicht endenwollenden Hoch rufen der dicht gedrängten Menschenmenge nach dem Gasthofe „zur Sonne", woselbst S«. Majestät die Vor stellung der vor dem genannten Gasthofe aufgestellten Mitglieder des Bezirksausschusses und des aus dem Be- zirksverbaude Döbeln in den Kreisausschuß Leipzig als Mitglied des letztem gewählten Geh. R«th v. König ent- gtgrnzunrhmen geruhten. Nach dessen Erfolg besichtigten Se. Majestät zunächst die Wapprnhtnsche'scht WaijenhauSstiftung, sowie die Lo- calitäten der Amtshauptmannschaft, nahmen weiter die Actien- (vormals Beck'sche) Lederfabrik, ingleichen die Stadlkirch«, sowie die Bürgerschule, die letztere unter Führung des Schuldirrttors Schwabe, ferner auch das Kriegerdenkmal in Augenschein, begaden Sich hieraus nach dem Theater, geruhten daselbst einer Darstellung lebender Bilder beizuwohnen, auch eine Aller hochitbem- selben von Fräulein Mtzsche dargerrtchte Erfrischung an- zunrhmen und besuchten sodann dir Realschule I. Ord nung, woselbst Se. Majestät beim Eintrrten in den großen Saal derselben von den Schülern mit Gesang und von drm Director Dr. Stößner mit einer der Feier des Tages angemessenen Ansprache empfangt» wurden. Se. Majestät der König geruhten hierseldst ein Aller- höchstdemselben von drm rrstrn Schüler der obersten Klasse üderrtichtcs Heft vaterländischer Gedichte entgegen» zunehmen, ließen Sich hierauf von dem Direktor durch die einzelnen Räume der Schule geleiten, geruhten einem kurzen Vortrage des an dieser Schule für den Unterricht in der Physik angrstellten Oberlehrers brizuwohnen und begaben Sich hierauf, nachdrm noch dir Richter'sche Wagenfabrik einer tingehenden Besichtigung unterworfen worden war, nach drm Gaschvf „zur Sonne" zurück. Um 5 Uhr fand in drm Saale des gen. Gasthofs größeres Diner Statt, zu welchem Einladungen ergan gen waren an den Geh. Rach v. König, den Kammer herrn v. Schönberg auf Mockritz, den Amtshauptmann nebst drm Bezirksassessor Starke, den Bürgermeister Thiele, den Stadtrath Schmieder, den Vorstand der Stadtverordneten Adv. Herkner, dir Mitglied« des Be zirksausschusses, den Rittergutsbesitzer Oehmichen auf Choren, den Bezirkscommandeur Oberstlieutenant v. Gutbier nebst drm Adjutanten Hauptmann Küstner, den Anstaltsdirrctor Regierungsrath Schilling und den Super. Schmalz aus Waldheim, den Realschuldtrector Stößner, an mehrere Offiziere drr Garnison Roßwein, ingleichen an die Besitzer und rrsp. Direktoren drr oben erwähnten Fabriken, sowie an eine größere Zahl an derer distinguirter Personen. Nach beendigtem Diner Abends 7 Uhr fuhren Se. Majestät nach der Eisenbahnhaltrstelle Döbeln, allwo sich außer den Vorständen und den Mtgliedern des Stadt raths und des Stadtverordnetencollegiums sowie des BezirksausschMs Meuschen- menge eingefunven hattet 'W^MWWr^r 'Kömg be stiegen hierselbst kurz nach 7 Uhr, nachdem auf Aller- höchstdrnselben von dem Stadtverordnetenvorsteher Adv. Herkner ein dreimaliges begeisttrtes Hoch ausgrbracht worden war, unter nicht enden wollendem Jubel der Anwesenden und sichtlich erfreut über den überaus glän zenden und herzlichen Empfang den bereit gehaltenen Ertrazug. Kurz nach 8 Uhr Abends trafen Se. Majestät in Dresden ein und fuhren sofort unter Benutzung der Verbindungsbahn mit dem Gefolge, von welchem nur der Geh. Rath Bär und der Regierungsrath Dr. Schmidt in Dresden zurückgeblieben waren, weiter nach Nieder- Sedlitz, um Sich von dort nach Pillnitz zu begeben. Dresden, 14. Juni. Se. Majestät der König empfingen heute Mittag im hiesigen k. Restdenzschlosse das Direktorium drr hiesigen Ausstellung gewrrblicher und industrieller Gegenftänve aus dem Königreiche Sachsen (Kaufmann A. Walter, Ingenieur Nagel, Kauf mann Weller), deren feierliche Eröffnung morgen Vor mittag I I Uhr staUfinden wird. Dresden, 14. Juni. Se. Excellenz der Herr Staats - Minister Frhr. v. Friesen hat einen längern Urlaub angetreten und sich zunächst zum Gebrauche einer Cur nach Marienbad begeben. Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Der deutsch-französische Krieg 1876—71. Das 8. Heft des Generalstabswerkes: „Sedan." Der zehntägige Feldzug gegen die Armee von Cha» lons, welcher am I. September mit der Schlacht von Sedan sein Ende erreichte, gehört in der That sowohl wegen der eigenthümlichen strategischen Verhältnisse, als auch wegen der Großartigkeit des taktischen Erfolges zu den denkwürdigsten Abschnitten des deutsch-französischen Krieges. Die ersten Kärnpse in der Grenzgegend und die drei Schlahten bei Metz hatten einen ansehnlichen Theil der französischen Streitmacht in erschüttertem Zu stande nach dem Innern Frankreichs zurückgrworfeu, den andern unter den Kanonen des großen lothringischen Waffenplatzes eingeschlossen und somit zu einer thätigen Theilnahme am Feldkriege unfähig gemacht. Der in Paris entworfene Plan zum Entsatz der Rheinarmee und zur gemeinschaftlichen Wiedereroberung der verlorenen Landcstheile war kühn und großartig angelegt, aber er entbehrte von vornherein der zum Gelingen nothwendigrn Grundlagen. Die Armee war nicht hinreichend kricgS» kräftig, ihre Verpflegung unter den erschwerenden Um ständen mangelhaft. Ihr Feldherr durfte nur selten nach eigner freier Entschließung handeln. Trotz Alledem war bei Beginn des Unternehmens ein theilweiser Er folg nicht unmöglich, denn es stand damals den Fran» zvsrn der nicht zu unterschätzende Vortheil der Uebrr- raschung zur Seite. Während Mac Mahon zur Zeit seines Abmarsches von Chalons nach Reims über die Bewegung der Deutschen ziemlich gut unterrichtet war, fehlten Letzteren im feindlichen Lande und bei verloren gegangener Fühlung jede zuverlässige Kunde von dem Vorhaben des Feindes. Die ersten Gerüchte und An deutungen über den in Paris ersonnenen Plan fanden im großen Hallptquartier wenig oder keinen Glauben. Verloren auch die Franzosen durch die Märsche nach Reims und Rethel eine kostbare Zeit, so standen sie doch am Abend des 25. August mit 150,000 Mann fast schon in der rechten Flanke der nach Westen gekehrten Heeresfront der Deutschen, welche den Feind^noch immer vor sich, in der Richtung auf Paris vermuthetcn. Da trat noch an jenem Abende die entscheidende Wendung ein, welche den Franzosen alle Vorthcile ihrer augen blicklichen Lage mit einem Schlage entzog. Der rechte Flügel des deutschen Heeres wird ange halten und sogleich gegen Norden gewendet und alle jene bereits bekannten und im 7. Heft geschilderten wirksamen Gegrnmaßrcgeln getroffen, welche dem Kriegs- theater eine vollkommen veränderte Gestaltung verleihen. Die plötzliche Frontveränderung führt ganze Heereskörper nebst ihren Trains vor oder hinter die bisherigen Nach- barcolonnm, das sachgemäße, und da, wo es nöthig, selbstständige Eingreifen der beiden betheiligten Armee- commandos der Maas- und III. Armee beugt nach Kräften jedem Aufenthalt in den Bewegungen vor und dir Truppen erweisen sich andererseits als ein zuverlässiges, nie versagendes Werkzeug in der Hand iykr Führer. Die höchsten Forderungen an Marschleistung werden stets erfüllt und überall erreichen dir Corps, wenngleich zu weilen erst in später Stunde, die angewiesenen Ziele. Weit vor der Front dringt die thatkrästige, un ermüdliche Reiterei, aufklärend und den Feind beirrend, in den nördlichen Theil des Argonner Berglandes ein, während andere deutsche Rettermassen in der linken Flanke drr III. Armrc bis vor die Thore von Reims streifen. Es entwickelt sich zwischen beiden Heeren jcnes großartige strategische Schachspiel, welches, so lange es eine Wissenschaft der Kriegskunst giebt, als ein Beispiel tiefer Combtnationsgabe und weiser, schnell gefaßter Ent schlüsse gelten wird. Vergeblich sind die Gegenmaß nahmen Mac Mahons, jedem seiner wechselnden Züge steht ein anderer entgegen, von Feld zu Feld gedrängt, dicht und dichter umhegt, vermögen zwar seine Quer züge vorübergehende Unklarheit über seine Marschrich tung hervorzurufcn, aber die deutsche Heeresleitung läßt, davon unbeirrt, den einmal eingcleiteten Vormarsch über die Straße von Vouziers nach Stenay hinaus stetig und in breiter Front fortsetzen, immer darauf bedacht, die Hauptmasse je nach Erfordern nach der Mitte oder nach einem der Flügel zusammenzuziehen. Der Sieg von Beaumont wird erfochten und angesichts drr offenbaren Unmöglichkeit, den Marsch nach Metz sogleich fortzusetzen, führt der französische Feldherr sein tief erschüttertes Heer noch während der darauf folgenden Nacht in die Gegend von Sedan zurück. In voller Erkenntniß der nun eingetretenen Kriegs lage begnügt sich aber dir deutsche Hreresleitung n cht mehr mit Vereitelung des Unternehmens auf Metz; ihre Maßregeln während der letzten Augusttage haben v el- mrhr schon den doppelten Zweck im Auge, dem Gegner den Vormarsch nach Osten zu wehrm und zugleich auch den Rückzug nach Westen abzuschneiden. Dee erste Auf gabe wird von drr Maasarmre gelöst, indem sie am 31. August auf beioen Chicrknfern von Mouzon bis zur belgischen Grenze Stellung nimmt; zu letzterem Zweck rückt die III. Armee an die Maas heran, welche sie am genannten Tage von Remilly bis westlich l on- chery beherrscht, während einige rückwärts aufgestellte Heerestheile gegen die Eisenbahn von Reims nach MSzisrcS Front machen. Drm rnrrgisch durchgrführten Plane der deutschen und ihrer immer drohender zu Tage trttrnden Angriffsentwickelung gegenüber verharrt die Armee von Chalons am 31. in den Stellungen um Sedan; die letzten entscheidenden Stunden verstreichen in Zaudern und anscheinender Selbsttäuschung über die verzweifelte Lage, aber das Geschick eilt, sich zu erfüllen, der Morgen eines blutigen Tages steigt empor, dessen Abend ein zertrümmertes Reich, eine gefangene Armee und für die Politik Europas eine neue Aera finden sollte. Besondere Vorschriften für den I. September wurden vom großen Hauptquartier zunächst nicht ertheilt. Der am 30. Abends in Buzancy erlassene Befehl ent hielt bereits die allgemeinen Bestimmungen für das Ver halten des deutschen Heeres, und insbesondere war hin sichtlich drr nächsten Bewegungen drr III. Arm« alles Nöthige in drr stattgrsundenrn Besprechung zu Chvmrry festgestellt worden. Auf eine im großen Hauptquartier »u Vendresse einlaufrnde Meldung, daß drr Feind unter Zurücklassung des Gepäcks eilig auf Msztäres abzuzirhen schien, zu welcher vermuthlich der Marsch der Truppen unter Ge neral Ducrot Veranlassung gab, erfolgten zwar entspre chende Weisungen an die Maas- und die III. Armee, indeß die französische Armee erwartete festen Fußes, nach drei Seiten Front machend, in dem von ihr besetzten Dreieck zwischen Givonne, Maas und Floing-Bach den Angriff der Deutschen, und war ihre Stellung, abgesehen von drr strategischen Lage, vermöge der örtlichen Vrr- hältnisie zu einer hartnäckigen Dertheidigung wohl geeignet. Besondrre Befehle für den Tag der Entscheidung waren auch von der französischen Heeresleitung nicht ausgraeben worden. Ein spater auf dem Schlachtfelde Vorgefundenes uneröffnetrs Schriftstück enthielt folgend«» Brfehl: „Heute Ruhe für die ganze Armee."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite