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Die ,.Weißeritz-Zeitung" scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Big. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ftalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wcheriy-IeitW Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Jnferate, welche bet da bedeutenden Auflage de« BlatteS «in« sehr wirk same Verbreitung findet^ werden mit lOPfa. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Umishauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jll »strikten Unterhaltungsblatt".Mit land- und hauswirthschastlicher Monattbeilage. Nr. 112. Sonnabend, dm 24. September 1898. 64. Jahrgang. Gedenktage für 1898. Zum 70. Geburtstag und 25jähr. Regierungsjubilämn König Alberts von Sachsen. 84. September. 1891. Einweihung der neuen Fürstenschule in Grimma. 25. September. 1891. Die sächsischen Regimenter erhalten die von ihnen 1870/71 erbeuteten französischen Geschütze zurück, um sie vor ihren Kasernen aufzustellen. 28. September. 1870. Die sächsische Kavallerie übernimmt den Sicherungsdienst für die Armeemagazine. Die Krisis in Oesterreich. Jäh halte die entsetzliche Blutthat von Genf den politischen Tageswirren im Reiche der Habsburger, welche gerade in letzter Zeit besonders hervortraten, ein vorläufiges Ziel gesteckt, vor der allgemeinen Trauer um die bahingemordete edle Kaiserin Elisabeth mußte der Kamps der Parteien und Nationalitäten verstummen. Nun aber die unglückliche Fürstin den letzten Schlaf in der Gruft der Wiener Kapuziner kirche schläft, macht die Tagesgeschichte in Oesterreich- Ungarn ihre Rechte erneut geltend, die während der nationalen Trauerzeit zurückgestellten, schwebenden schwerwiegenden Streitfragen beginnen wiederum sich zu regen. Beim Ministerpräsidenten Grasen Thun hat eine Konferenz der Vertrauensmänner der Rechten des österreichischen Abgeordnetenhauses zur Erörterung des Ausgleiches zwischen Oesterreich und Ungarn statt gesunden, man ist jedoch hierbei über einen „unver bindlichen" Meinungsaustausch nicht htnausgelommen, derselbe soll daher nächster Tage fortgesetzt werden. Ob diese Besprechungen zu irgend einem greifbaren Ergebnisse führen, bleibt abzuwarten, jedenfalls dürfte die am 26. September anhebende neue Sitzung des österreichischen Reichsrathö baldigst zeigen, daß die verwickelte AusgleichskrisiS noch auf dem alten Fleck steht. Tue Thunsche Regierung hat sich nicht bewogen gefühlt, die den deutschen Oppositionsparteien mit Recht so verhaßten Gautschschen Sprachenverordnungen zurückzuztehen, trotzdem verlangt sie, daß oie Deutschen ihr den Gefallen thun und die Ausgleichsoorlagen im Abgeordnetenhause mit durchdrücksn helfen, dann hat Graf Thun den Ausgleich in der Tasche, der deutsche Mohr aber kann gehen, nachdem er seine Schuldigkeit gethan. Wie es scheint, spekulirt der leitende Staats mann Oesterreichs bei seiner politischen Rechnung darauf, daß die deutsche Opposition es in Hinblick auf die noch in den Herzen der gesammten Bevölkerung wohnende Trauer um die verewigte Landesfürstin nicht wagen würde, abermals parlamentarische Ob struktion zu treiben und dergestalt wieder Szenen her auszubeschwören, welche zu der soeben bekundeten Ein- müthigkeit aller ökerretchisen Parteien in der Klage um die Heimgegangene Kaiserin im grellen Gegensatz stehen müßten. Aber mit diesem Calcül dürste sich Gras Thun täuschen; die Deutschen wissen, was für ste jetzt auf dem Spiele steht, wenn sie wiederum nachgeben, sie werden darum zweifellos, wenn ihnen die Regierung keine Kompensationen in der Sprachen- srage gewährt, gegen den Ausgleich stimmen und sich hierin von keiner elegischen Stimmung beeinflussen lasten. Wohl hat Kaiser Fran, Josef sein Dank- manifest an die Völker Oesterreich-Ungarns in dem Wunsche ausklingen lasten, daß dieselben endlich den Weg gegenseitiger Liede und Eintracht finden möchten, aber eS steht leider nicht danach aus, als ob oiese leise Mahnung aus dem Munde des Herrschers ihre Wirkung thun werde. Die Deutschen haben ihre Ver söhnlichkeit und ihr Entgegenkommen gegenüber den andern Nationalitäten, wie gegenüber den verschiedenen österreichischen Regierungen der letzten Jahre selber gewiß bis zur äußersten Möglichkeit bethätigt, trotzdem sollen gerade ste immer und immer wieder ducken und hübsch den Mund halten, wenn stets von Neuem auf dem Deutschthum herumgehackt wird — eine solche Lammesgeduld muß doch einmal ihre Grenze haben! Speziell den Czechen fällt es gar nicht ein, in ihren nationalen Forderungen um ein Jota zu weichen; eben jetzt, da die nationalen Trauertage Oesterreichs kaum abgelaufen sind, hat die czechische Volkspartei Mährens unter heftigen Angriffen auf die Deutschen abermals ein Wunschbouquet präsentirt und hierbei ungenirt den Ruf nach VerfaffungSbruch und Staats streich ertönen lassen; für eine solche Sprache der ge hätschelten Czechen besitzen natürlich die Wiener Re gierungsblätter kein Wort des Tadels. Jedenfalls ist das „Programm" des Grafen Thun für den wahrscheinlichen Fall, daß der Ausgleich im Abgeord netenhaus« am Widerspruch der Deutschen scheitern sollte, bereits fertig. Der RetchSrath wird aufgelöst und eine neue Wahlordnung eingesührt werden, die in der Hauptsache die »Wahl der Mitglieder zum öster reichischen Abgeordnetenhause den Landesvertretungen der Kronländer überträgt; nach Lage der Verhältnisse müßten sich hierbei die Parteien der Linken auf einen empfindlichen Mandatsverlust gefaßt machen. Das wäre nun freilich der Staasstreich, wie er im Buche steht, und zu welchem aufzuschwingen sich noch Badens und Gautsch scheuten. Aber der mehr als zweisel- hasten Staatskunst des Grafen Thun scheint eben jedes Mittel recht zu sein, um aus der langen inneren Krisis irgendwie herauszukommen, mag auch gleich der österreichische Staatskörper selber hierbei die tiefsten Wunden erhalten. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die amtlicheHauptkonferenz der Lehrerschaft des JnspektionSbezirkS Dippoldiswalde, die am Donnerstag, den 22. d. M. im hiesigen Rath haussaale stattfand, wurde beehrt durch die Gegen wart der Herren Schulrath Fink und vr. Prietzel aus Dresden, Superintendent Meier, Amtshauplmann Lossow, Major Thiele, Bürgermeister Voigt, Stadt- räthe Heinrich, Mende und Reichel und einiger Herren Geistlichen. Rednerpult und Rückwand war diesmal mit Laub- und Blumendekoration versehen. Nach all gemeinem Choralgesang sprach Herr Bezirksschulinspektor vr. Lange das Gebet, bekundete Namens der Lehrer schaft Theilnahme der Wehmuth über Bismarcks Tod aus, gedachte auch der abgeschiedenen Kollegen Kögel- Kreischa, Wackwitz-Dippoldiswalde und Bente-Allen berg, erwähnte, daß die Kollegen Lukas-Reinholdshain, Rößler-Frauenstein und Neumann-Nassau in den Ruhe stand gegangen sind, und zeigte dann in längerer An sprache den Weg, auf d em der Lehrer sein hohes Ziel erreichen könne, nämlich wenn er beherzige das Wort: „Wer viel reden soll, der muß viel schweig n" als ein ernstes Mahnwort für den Dienst in der Schule, für den Umgang in der Gemeinde und an sich selbst. Die durch die Ansprache hervorgebrachte weihevolle Stimmung sand AuSklang in der Motette von Klein: „Der Herr ist mein Hirt". Hierauf hielt Herr Be zirksarzt vr. Lehmann einen ausführlichen Vortrag über Schulhygiene, aus dem wir als besonders be- achtenswerth herausheben wollen, die Empfehlung, den Wand sockel nicht mit Oel-, sondern mit Emaillefarbe anzustreichen, weil Oel die Gerüche anziehe und wieder abgebe. Das gesetzliche Mindestmaß von 2'/, Kubik meter pro Kind hielt der Herr Vortragende für viel zu unzureichend. Fenster dürften weder im Rücken des Lehrers noch der Kinder angebracht sein. Die Rouleaux müßten die ganze Fensternische bedecken. Am meisten zu empfehlen seien zweisitzige Subselien nach gesetzlicher Vorschrift. Die Reinigung der Schul zimmer müsse öfters vorgenommen werden als bisher. Besonderes Augenmerk sei auf Ventilation zu richten. Auch seien öftere Paufen zwischen den Unterrichts stunden zu empfehlen. In der Debatte über diesen beherzigenSwerthen Vortrag beklagte Herr Amtshaupt mann Lossow, daß die Schulbehörden bei gesund- hettssürdernden Einrichtungen der Schulräume manchem Vorurtheile begegneten, und Herr Bezirksschulinspektor vr. Lange wünschte, daß in unserm Bezirk der Turn unterricht noch mehr zur Einführung gelange. Hier auf erstatteten die Vorsitzenden der Zweigkonferenzen Bericht über die Jahresarbeit in denselben, besonders über die Grundsätze beim Lese- und Aussatzunterricht. Am Anfang seiner amtlichen Miltheilungen bestätigte der Herr Bezirksschulinspektor, daß Se. Azellenz Herr Minister v. Scydewitz für die Lehrerschaft großes Wohlwollen bekunde. Am Nachmittag vereinigte man sich zu einem Mittagsmahle, das Herr Rathskeller pachter Müller zu aller Zufriedenheit hergerichlet hat, an dem auch erliche Ehrengäste theilnahmen, und das außer durch ernste und heitere Trinksprüche auch durch verschiedene musikalische Darbietungen gewürzt wurde. — Die hiesige Schmiede-Innung beschloß in der am 18. d. Mts. abgehaltenen außerordentlichen Ver sammlung als freie Innung fortzabestehen. — Wir machen darauf aufmerksam, daß der Gottes dienst aus Anlaß des Gustav-Adolf-FesteS in Kreischa Nachm. 2 Uhr und die Nachversammlung, welche im Saale des Kreischaer ErbgerichtS ftattfinden wird, Nachm. 4 Uhr beginnt. — Wiederum einen Beweis für die gesunde Lage unserer Stadt giebt die hiesige Ortskrankenkasse, wo bei einem Mitgliederstand von über 600, vorigen Sonnabend nur 4 Erwerbsunfähige auf der Kranken liste verzeichnet waren. Der Durchschnittsbetrag der erwerbsunfähigen Kaffenmitglieder im Vorjahre, in welchem durch die Hochwafferkatastrophe die Zahl ca. 750—800 betrug, war 10 pro Woche. Möchte diese Notiz solchen zur Kemitniß gelangen, welche eine ge sunde Gebirgsluft und eine, wenn auch kleinere doch mit freundlicher Bewohnerschaft um so besser lebende« Stadt dem Trubel und Hasten der Großstadt den Rücken kehren möchten. Altenberg. Nach langen schweren Leiden ent schlief am Donnerstag Vormittag im 62. Lebensjahre Herr Stadtralh Behr. In den letzten Jahren be kleidete er noch neben verschiedenen anderen Ehren ämtern die Stelle eines Direktors beim hiesigen Zwitter stockwerk. Dresden. König Albert hat sich am 23. Sept. Vormittags nach Breslau begeben, um daselbst an der Feier der Vermählung der Prinzessin Feodora von Sachsen-Meiningen (Nichte Kaiser Wilhelms) und des Prinzen Heinrich XXX. Reuß j. L. theilzuneymen. — Am nächsten Sonntag hält in der Sophien- kirche Hosprediger vr. Löber seine Abschtedspredigt, da er nach 24jährigem Wirken als Prediger auf Rath der Aerzte das Amt eines ersten HospredigerS niederleit. — Senatspräsident Lößnitzer ist zum Präsidenten des königlich sächsischen Oberlandesgerichtes ernannt worden. — Die von uns wiederholt erwähnte Aus stellung gewerblicher Unterrichtsanstalten des König reichs Sachsen, welche in den bevorstehenden Herbst serien in Dresden und zwar im städtischen AuS- stellungSpalaste an der Stübel-Alle stattfindet, wird Sonntag, den 25. September, Vormittags 11 Uhr, eröffnet und Mittwoch, den 5. Oktober, Mittags 12 Uhr, geschloffen. Sie ist an den Sonntagen von Vormittags 11 Uhr und an den Wochentagen von 9 Uhr an bis zum Eintritt der Dunkelheit geöffnet. Zunächst ist die Ausstellung zwar für die Vorstände, Leiter, Lehrer und Aussichtsbehörden der ausstellenden Anstalten bestimmt, aber da ste geeignet ist, auch in weiteren Kreisen lebhaftes Interesse zu erregen, so soll auch diesen der Zutritt ermöglicht werden. Zu diesem Zwecke werden Dauerkarten für die ganze Dauer der Ausstellung und Einzelkarten ausgegeben. Eine Dauerkarte kostet 1 Mk>, eine Einzeltarte an den ersten drei Tagen (25., 26. und 27. September) 50 Pfennig, an den übrigen Tagen 30 Pf. Mitglieder von Gewerbe- und Handwerkervereinen zahlen 20 Pf. bet Vorzeigung der Mitgliedskarte. Schüler anderer.