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Dresdner Journal. Nr. 82 1912. königlich SAchstschev Stacrtsunzeigev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. > Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat Doenges in Dresden. <- Mittwoch, 10. April Ankündigungen: Die ispaltige Grundzeile oder deren Raum im Ankündigung-teile 30 Pf., di«2spaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 150 Pf. PreiSermäßigg. auf GeschäftSanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 1», sowie durch die deutschen Poftanstalten 3 Mark viertel) chrlich. Einzelne Nummern 1V Pf. Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher: Expedition Rr. 1295, Redaktion Rr. 4674. Die heftigen Stürme der letzten Tage haben im Deutschen Reiche — besonders an der Rordseetüste — und im Aus lände großen Schaden angerichtet. An der schwäbischen Alb schneit es wie im Winter. Auf der badischen Rebenbahn Mosbach—Mudau ent gleiste ein Zug. Der Heizer wnrde getötet, der Lokomstw- führer schwer und mehrere Reisende leichter verletzt. Admiral Biale ist an Stelle des aus «esundheitsrüit sichten von seinem Posten zurüUgetretenen Admiral Kara- vrlli zum Oberbefehlshaber der italienischen Flotte ernannt worden. * Der Hauptdeich am Mississippi bei «oldenlacke in Ar» kunsas ist gebrochen. Amtlicher Teil. Justizministerium. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geniht, dem Rechtsanwalt und Notar Geh. Justizrat Dr. Schill in Leip ig den Titel und Rang eines Geheimen Rates zu verleihen. Finanzministerium. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Straßenwärter a. D. Karl August Hentschel in Dittmannsdorf bei Geringswalde das Ehrenkreuz zu ver leihen. . , Die Ministerien des Innen: und der Finanzen haben dem Gemeindevorstand zu Schreiersgrün(Amts- hauptmannschast Auerbach) die Befugnis zur Anordnung der Zwangsvollstreckung in bewegliche körperliche Sachen und in den Arbeits- und Dienstlohn erteilt. Fenier hat nun auch das Finanzministerium dem Ge.neindevorstcmd zu Großzschachwitz (Amtshauptmann, schäft Pirna) die gleiche Befugnis erteilt. Dresden, am 6. April 1912. 424 n o Ministerium des Innern, II. Abteilung. 2871 Die diesjährigen Kachlehrerprüfimgen im Zeichnen und Schreiben finden Anfang Juli vor Beginn der großen Ferien statt. Gesuche um Zulassung zur Fachlehrerprüfung im Zeichnen sind von Bewerbern, die die sächsische Staats angehörigkeit besitzen, bei dem Bezirksschulinspettor ihres Aufenthaltsortes, von Richtfachsen dagegen unmittelbar bei dem unterzeichneten Ministerium bis spätestens den 22. April 1912 unter Beifügung der in 8 4 Punkt 6 der Prüf.-O. vom 1. Dezember 1904 aufgeführten Zeugnisse einzureichen. In dem Gesuche ist anzugeben, für welche Gattung von Schulen der Bewerber die Befähigung zur Erteilung des Zeichenunterrichts erlangen will. Diejenigen, welche sich der Fachlehrerprüsung im Schreiben unterwerfen wollen, haben ihre Gesuche um Zulassung nebst den nach § 28 der Prüf.-O. vom 1. November 1877 beizufügenden Zeugnissen bis zu gleichem Zeitpunkte bei dem Bezirksschulinspektor ihres Aufenthaltsortes anzubringen. Die Bezirksschulinspektoren haben die Gesuche nebst Unterlagen baldigst an den Prüfungskommissar, Bezirks- schulinspektor Oberfchulrat vr. Prietzel in Dresden, einzusenden. - Dresden, den 21. März 1912. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. 2039 Die Königliche Kreishauptmaunschaft hat dem Schulknaben Paul Richard Löwe in Radeberg für die von ihm am 30. Januar dieses Jahres mit Mut und Entschlossenheit bewirkte Rettung eines Knaben vom Tode des Ertrinkens in der Röder bei Lotzdorf eine Geldbelohnung bewilligt. 812 m Dresden, am 19. März 1912. ss84 Königliche Kreidhauptmannfchaft. Durchschnitte der höchsten Preise für im April an Militärpferde zu Aufschläge von fünf vom Hundert: Leipzig für die Stadt Leipzig und die Bezirke der AmtS- hauptmannschaften Leipzig, Borna und Grimma: Döbeln für den Bezirk der Amtshauptmannschaft» Oschatz - » » - - » Mittweida- - - - - Rochlitz: Hafer 100 Kg 22 M. 55 Pf. 21 - 21 - 21 - 97 - 22 - 05 - Leipzig, den 6. April 1912. Königliche Kreishauptmannschaft. verabreichendes Futter mit einein Heu 100 kg 11 M. 26 Pf. 12 - 60 - 10 - 40 - 12 - 08 - Stroh 100 k: 5 M. 78 Pf. 7 - 56 - 6 - 30 - 7 - 88 - 110 152 o 2575 Nichtamtlicher Teil. Bom Königlichen Hofe. Dresden, 10. April. Se. Majestät der König empfing vormittags die Hofdepartementschefs zum Rapport und nahm anschließend die Borträge der Herren Staatsminifter sowie des Kabinettssekretärs entgegen. Nachmittags 4 Uhr 52 Min. wird Se. Majestät zur Auerhahnbalz nach Eisenberg in Sachsen-Altenburg reisen. Deutsches Reich. Die deutsche,» Gesellschaften mit beschränkter Haftung im Jahre lvll Nach den Ermittlungen de« Snserl. Statistischen Amt wurden im Jahre 1911 405l Gesellschaften mit beschränkter Haftung mit 399,87 Mill. M. Stammkapital in deutschen Handels registern neu ein etragen, gegenüber 8872 Gesellschaften mit »35,5S Mill M. im Jahre 1910. Im Jahre 1911 wurden von jenen 4V51 Gesellschaften 2070 unter Einbringung von Sachein- lagen gegründet; das Stammkapital dieser Gesellfchaiten in Höhe von 212,39 Mill. M wurde zum Betrage von 177,25 Mill. M. durch die Sacheinlagen zur Deckung gebracht. Bei 997 bereits bestehenden tätigen Gesellschaften m. b. H. erfolgten im Jahre 191» Erhöhungen des Stammkapitals um 9S.94 Mill. M Bei 7» Gesellschaften fanden Kapiialherab» setz»-gen um 13,87 Mill M statt. 1180 Gesellschaften mit 108,91 Mill. M. Stammkapital traten im Jahre 1911 in Liquidation. Bei 228 Gesellschaften mit 18,14 Mill. M. wurde das Konkursverfahren eröffnet. Am 31. Dezember 1911 waren vorhanden (im Vergleich mit dem Bestände vom »1. Dezember 1910): Stammkapital Millionen Ma-k tätige Gesellschaften m. b. H. . 22 179 (19 SSO) «229,46 (8880,68) Gesellschaften m. b. H. in Liquidation 2 829 (2 437) 357,73 (340,14) Gesellschaften m. b. H. in Konkurs < 654 (574) 83,76 (80,74) Das neue Linienschiff „Oldenburg", das auf der Schichauwerft in Danzig erbaut und am 30. Juni 1910 vom Stapel gelassen wurde, ist jetzt nach Kiel übergeführt worden. Es wird dort ausgerüstet und stellt am 1. Mai mit der jetzigen „Eisaß"-Besatzung unter dem Kommando des Kapitäns z. S. Langcmak zu Probe fahrten in Dienst und tritt gleichzeitig an Stelle von „Elsaß" in den Verband des ersten Geschwaders der Hochseeflotte. Mit „Oldenburg" erhält das Wilhelms- havener Linienschiffsgeschwader den achten „Dreadnought" und gleichzeitig das letzte noch mit Kolbenmaschinen ver sehene Schiff. Die vier Schiffe „Nassau", „Westfalen", „Rheinland" und „Posen" sind je 18 900 t, die vier anderen Schiffe „Helgoland", Ostfriesland", „Thüringen" und „Oldenburg" je 22 800 t groß. Die- Probefahrten werden vorwiegend in der Ostfee stattfinden. Ausland. Se. Majestät der Kaistr in Korfu. Achilleion, 9. April. Se Majestät der Kaiser hörte beute vormittag die Borträge des Chefs des Zivilkabinetts Wirkt. Geh. Rats v. Valentini, des Chefs des Militärkabinctts Eenerals der Infanterie Frhrn. v. Lyncker und des Chefs des Marinekabinetts Admirals v. Müller. Der italienisch-türkische Krieg. Rom, 9. April. Entgegen denNachrichten des türkischen Kriegsministeriums haben die Italiener am 30. März und 1. April bei Tobruk keine Verluste gehabt. Am 4. April hat überhaupt kein Zusammenstoß stattgefunden. Dagegen wurden bei allen Gefechten und besonders am 29. und 31. März, sowie am 1., 2. und 6. April die türkisch-arabischen Truppen unter bedeutenden Verlusten von Tobruk zurückgeschlagen. Admiral Faravelli, Oberbesehlshaber der Flotte, ist auf sein Gesuch, aus Gesundheitsrücksichten, seines Postens enthoben worden. Admiral Viale, Komman- oant des zweiten Geschwaders, ist zum Oberbefehls haber der Flotte, Admiral d'Aste Siella zum Komman danten des zweiten Gefchwadcrs ernannt worden. Tobruk, 9. April (Meldung der „Agenzia Stefani".) In der Nacht vom 6. zum 7. April unternahmen etwa 100 Feinde einen Angriff gegen ein neues ita lienisches Fort, wurden aber durch Gewehrfeuer und die Schüsse der italienischen Maschinengewehre zurück geschlagen. Gegen H3 Uhr nachmittags wurden in 6 Km Entfernung von genanntem Fort Bewegungen feindlicher Truppen von Südosten nach Norden beobachtet, und abend- gegen 7 Uhr wurden einige Gewehrfchüsse in dieser Richtung abgegeben. Gegen >tz11 Uhr abends er öffnete der Feind em lebhaftes Gewehrfeuer, daS dir Italiener ebenfalls mit Gewehrseuer und mit der Feld- artillerie erwiderten. Bald darauf zog fich der Feind in folge der erlittenen Berlnste zurück. Die Italiener hatten keine Verwundeten. Die russische Politik in Persien. St. Petersburg, 9. April. In einem ofn iellcn Communiquö über die persische Angelegenheit wird erklärt, daß die russische Politik in Persien nur die möglichst baldige Beendigung der Unruhen anstrebe, die sür die wirtschaftlichen Jnteresien Rußlands unheilvoll feien und neue Verwicklungen hervorzurufen drohten. Kämpfe in Mexiko. New York, 10. April. Nach einer Meldung aus Mexiko haben die Rebellen unter General Zapata die Stadt Jojutla im Staate Morelos ein genommen. Tie Regierungstruppen unternahmen einen Gegenangriff. Heftige Gefechte sind im Gange. Kleine politische Nachrichten. Paris, 9. April. AuS Tanger wird gemeldet, daß zwei Gruppen des Uled AmramstammeS in der Nähe von Maza- gan einander seit einigen Ta en hestige Scharmützel liefern, bei denen es auf beiden Seiten bereits mehrere Tote gegeben habe. — Konstantinopel, 9. April. Rach Nachrichten auS türkischer Quelle sinv vier Türken aus Alaschgerd (Wilajet Erzerum), die sich nach Kars begeben wollten, bei KaSman auf russischem Gebiete von russischen Soldaten getötet worden. — Washington, 9. April. Die Kommiision für die Handelsmarine hat ih.en Vorsitzenden beauftragt, bei den amerikanischen Gesandtschaften und Konsulaten in Europa Erhebungen über Pools, Abkommen und Kartelle der fremden Dampsschifsahrtsgesellschasten zu v.ran- stallen als Vorbereitung zur Untersagung gegen den Schiffahrt«- trust, die das Repräsentantenhaus vor kurzem genehmigt hat. ZeitungSschau. Ter 111. Sozialdemokrat im Reichstage, das tvird nach Ansicht der „Hamburger Nachrichten" das Ergebnis lei Kampfes in und um Traegers Wahlkreis fein; sie fülr n aus: Es ist alles verlorene Liebesniüh. Die fortschrittliche Bolks- paclei muß damit rechnen, daß nach dem Bekanntwerden ihres StichirahlabkommenS mit der sozialdemokratischen Partei ihr bei Stichwahlen gegen Sozialdemokraten jede Wahlhilfe der rechts stehenden Wähler unbedingt versagt werden muß Selbst wer cisher stets den Grundsatz vertrat: „Unter allen Umständen g gen den Sozialdemokraten", muß jetzt anerkennen, daß die Fortschritts partei sich außerhalb der bürgerlichen Gemeinbürgschast geste t hat. Um die Mandate einiger Führer zu reiten, hat die Partei, die unter Eugen Richter den Kampf gegen die Sozial cmokratie als ihre wichtigst Ausgabe erkannte, Verrat am Bürgertum geübt. Nur wer öffentlich undunumwunden das Wahlabkommen verwirft, den Sozialdemokraten die Gefolgschaft verweigert und das dadurM bekundet, daß er niemals einen Sozial emokraten in das Reichstag-Präsidium wählen würde, nnr ein solcher Libe-