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Nummer 96 - 24. Jahrgang Kmal wöchtl. VrzunSprciS: für April ^0 ^ /tnickl Bestellgeld. Anze g. nprcise: T>e 'jiNiUeäe >v Llellengewche 2» T'e Pelit.N-llamezeäe ^ 8g LtNlimeter breit, l <t Oiiertengebuhr für selbst ad:,vier 2i» ,3,. bet Uebericndnng durch vie Post luperdem Pvrtozuichlag. E»uii-Nr 10. Sonntags-N^ IS GeichäftNcher Teil: Joses stohmonn. Dresden. söcklWe Sonntag, 26. April 1925 °rm Kalle höherer Gewalt erlischt ,ede Verpflichtung «uf Lleserung sowie Lrsüllung von Anzeigen-Äustrngen u. Leistung von Schadenersatz. FUr undeutlich u. d. ffecnruf librrmittelte Anzeigen übernehmen wir keine Berant. wonung. Unverlangt eingesandte und mit Rückporto rächt versehene Manuskripte werden nicht auwewahrt. Sprechstunde der Redaktion S bi? v Uhr nachmittags. Hauptschriftleiter: Dr. Joses Albert. Dresden. LÜ. Ao!N»vl vesretsn»«». plsger 8lr. 34 «znLsvdvke Stkilmple lirsKsttii Dolfszeuung Die Entscheidung Mt Auf fieben Jahre vergib! bas deutsche Volk sein wichtigstes Amt Nednktlori der Sächsischen VolkSzett,ma Dresden-Mit. 16. Holbemitr-in- .:?r"rn- U?722 Die Präsidentenwahl soll ein Ringen um den besten Mann des Volkes sein. Der oberste Trä ger der Staatsgewalt soll in höchstem Matze all jene Eigenschaften in sich verkörpern, die ihn befähigen, die Interessen seines Volkes in jedem Augenblick mit Takt und Willenskraft zu vertreten. Nicht Parteiinteressen, nicht Wünsche dieser oder jener Gruppe können hier den Ausschlag geben, sondern die ganze Nation will geführt und vertreten sein. So konnte bei der Aufstellung der Kandidaten nur die eine Frage maßgebend sein: welcher deutsche Mann verbürgt uns auf Grund seiner Persönlichkeit, seines Charakters und auf Grund seiner bisherigen st aatsmän nischen Laufbahn, datz er das Amt eines Präsidenten voll und ganz erfüllt. Männer von lauterem Charakter, von Willen und Energie g bt es zweifellos eine nicht unerhebliche Menge. Aber die zweite Eigenschaft, die der staatsmännischen Fähigkeit, ist doch sehr viel seltener anzutreffen. Man mutzte also in den Kreis jener hinübergreifen, die in den letzten Jahren einen Beweis für diese Fähigkeit bereits erbracht haben. So war es notwendig, datz auch der Name Marx vou Anfang an zur Debatte stand. Zwar gehört Marx der Zentrumspartei an, aber es handelte sich darum, ob er in seiner Eigenschaft als Kanzler bewiesen hatte, datz nicht seine Partei, sondern das Wohl des gesam ten Volkes den Ausschlag gab. Eigentlich erübrigte es sich, diese Frage aufzuwerfen. Aber das Gedächtnis der Menschen ist bekanntlich kurz, und wenn sie heute ans der Hand irgendeines Menschen eine Gabe empfan gen, so ist es nicht ausgeschlossen, datz sie tags darauf, wenn es ihnen wieder besser geht, den Wohltäter vergessen, oder ihn obendrein aus „persönlichen Gründen" intrigieren. So ist auch von den meisten bereits jene Zeit der Inflation, des Ruhr- und Nheinkampfes, jene gefährliche Periode, in der Deutschland Gefahr lief, für eine unabsehbare Zeit aus dem Gesamtrat der Nationen Lusgeschaltet zu bleiben, wieder vergessen. Und dennoch bildet diese Periode die schlimmste in der Geschichte »er Nachkriegszeit. Man rief nach dem starkenMann. Schon drohte die völlige Anarchie im Rhein- und Ruhr gebiet. der völlige Zerfall der Währung. Da kam Marx. Tr nahm die Zügel der Reichsregierung, und langsam, zäh und unermüdlich gab er dem Staatsschiff eine andere Wendung. Deutschland atmete auf. Es lebte wieder. Tin Jahr lang war Marx Kanzler des Reiches. Dann setzte die unheilvolle Intrige der Deutschen Volkspartei und der übrigen Rechten ein, so datz »ine Krise der ande ren folgte. Im Reich wie in Preußen. Und üieies, was bis heute hätte getan werden müssen, Probleme, die bis heute weiter hätten gelöst werden müssen, blieben unerledigt liege». Die Rechte wollte die Staatsgewalt an sich bringen. Das Kabinett Luther kam zustande. IMd der Erfolg? Dieses Kabinett konnte nichts weiter Mn, als auf den Gpuren des Kanzlers Marx seinen Weg gehen. Alle Gewaltsysteme, die mit so großem Pomp, mit lo großer Emphase vorher verkündigt wurden, alle „großen Versprechungen", die über das Maß der Marx, schen Leistung hinausgeben sollten, fielen in das Nichts zusammen. Die rauhe Wirklichkeit war anders als die schöne Phantasie der „neuen Männer". Marx ist also der Realpolitiker der Nachkriegszeit gewesen, und er hat es verstanden, einen ausgezeichneten Stab von Mitarbeitern um sich zu scharen. War es des halb vermessen, als man auch seinen Namen als Präsi dentschaftskandidaten in die Debatte warf? Eigentlich war es nur eine Selbstverständlichkeit, denn auch das Amt des Reichspräsidenten muß den besten Realpoli tiker zu seinem Verwalter haben. Gewiß hätte es auch noch andere geeignete Männer gegeben. Und das Zen trum hat gerade in diesem Sinne jede Parteirückficht fal len lassen, und ist, um auch möglichst weite Kreise nach rechts zu erfassen, wie erinnerlich, s. Z. auch für die Kan didatur Getzler eingetreten. Aber Stresemann und seine Partei zerschlug sie. Wir können heute von all diesen Vorgängen in Anfangsstudium des Wahlkampfes absehen und uns mi den beiden gegenwärtigen Kandidaten Marx un! H "bürg befassen. Nur zwischen diesen beiden is noch die Wahl. Es bleibt nichts anderes mehr und füi einen von beiden müssen wir uns entscheiden Es wird nun allerdings kaum noch einen objektiv denkenden Menschen geben, der nicht wüßte, daß Hinden- burg zwar eine von uns allen hochverehrte Persön- Warum wir Mar Nicht aus verwerflichem Persönlichkeitsknlt. Nicht zur Stärkung irgendwelcher Partei- oder Bsruss- gruppe. Nicht dem einen Religionsbekenntnisse zuliebe, der anderen Weltanschauung zuleide. Nicht zur Förderung irgendwelcher Sonderinteresssn oder Machtansprüche. Einmütig und geschlossen hat der Volksblock, der berufene Vertreter aller deutschen Volksschichten, ohne Unterschied der Parteien und Stände, den vom Vertrauen des Inlandes wie des Auslandes getragenen Kandidaten für die Vollispräsidentschaft auf den Schild erhoben. Worauf gründet sich dieses starke und unerschütter liche Vertrauen zu Marx? Weil er sich als ehrlicher Poli tiker, als aufrichtiger Charakter, als ausgeglichene Per sönlichkeit, als Staatsmann großen Formats, als echter deutscher Mann in Deutschlands schwerster Not erfolgreich bewährt hat. Warum ist er der beste Anwärter für das Amt des Reichspräsidenten? Weil er mit geistiqsr Frische, selbständig und selbst tätig. im Dienste für Volk und Vaterland gewissenhaft arbeitet. Weil er frei und unabhängig von jeglicher Ein mischung verantwortungsloser Ratgeber, die sichere und zuverlässige Gewähr bietet für volksersprietz- liche Erfüllung seiner hohen und verantwortungsvollen Amtspflichten. Weil er zu seinen Worten und Taten steht und sich aus Herzensüberzeugung bekennt zur Weimarer Reichsverfassung. lieh keil und ein Charakter ist, daß ihm aber jedes, auch das geringste Matz von staats- män nischen Fähigkeiten fehlt, lind doch ist gerade dieses letztere neben der charaktervollen Persön lichkeit das Entscheidende. Es ist auch allen zu be kannt, datz Hindenburg selbst sich mit allen Mitteln wehrte, in den politischen Strudel der Gegenwart hin eingerissen zu werden, und daß er hoch und fest beteuerte, er habe sein ganzes Leben hindurch nicht das geringste Interesse für politische Dinge gehabt. Aber rücksichtslos hat ihn Tirpitz doch noch aus der Ruhe seiner letzten Jahre aufgerüttelt und ihm vorgetäuscht, das ganze Deutsch-la.nd rufe ihn als den einzigen Net ter. So ist er gegen seinen Willen zum Kandi daten geworden. Wer die Qualitäten Hindenburgs zuin Reichspräsi denten richtig einschähen will, der lese die Rechtspresse während dieses Wahlkampfes. Zweierlei tritt in den Vordergrund. Erstens: Die ganze Wahlpropaganda ist auf das Stimmungs mäßige abgestellt. Hinden burgs Name, der doch in allen Deutschen als Heros lebt, soll den Appell an dasGesühlderMasse ausüben. Als der Reichsblock völlig ratlos war, und nicht ein ein ziger würdiger Mann dort gefunden wurde, wo man sich früher so laut und selbstbewußt als „national" und „Bes serkönnende" bezeichnete. da blieb nur als einzige Ret tung der Name Hindenburg. Iarres hatte versagt und alle übrigen sich würdig dünkenden „nationalen" Män ner mit chm. Und nun kam die größte Schande, die jemals deutsche Parteien sich selbst angetan haben. Um den Parteiegoismus zu retten, wurde Hindenburg als zugkräftiger Mann genommen, trotz dem man wußte, daß er nicht im entferntesten den Aufgaben des schwersten aller Staats ämter gewachsen sei. So ist also der Name des Feldmarschalls auf das Gefühl der nicht Denkenden ab gestellt. Mit schönen Worten mutzte dieses Gefühl den Lesern der Reichsblockpresse immer tiefer und eindring licher gestaltet werden. Das ist die eine Seite der Retchs- blockpropaganda. Und dann die zweite: Wer nichts an positiven Tatsachen für irgendeine Sache aufbringen kann, verlegt sich bekanntlich auf das andere Mittel, das des Angriffs mit unerlaubten Mitteln. Weil die Rechts presse niemals von den einzig notwendigen politischen Fähigkeiten ihres Kandidaten reden konnte (weil sie ein fach nicht da waren), und nichts, aber auch nicht das geringste Grundsätzliche für die Kandidatur Weil er mit starker Hand den aus freier Bsl rs- entscheidung geschaffenen deutschen Volirsstaat, die demo kratische Republik, schützt und stützt. Weil er aus edtei Freiheitsliebe, aus aufrichtiger Toleranz, jeder religiösen und weltanschaulichen Usbe:zsngm-g, jeder ehrlichen, politischen und wirtschaftlichen Richtung gerecht wird. Weil er ernstlich bestrebt ist, den großen Gci Luken der Volksgemeinschaft zu verwirklichen und alle itac-is- erhaltenden Kräfte zur gemeinsamen Aufbauarbeit zu vereinigen. Weil ec deutsche Kultursntwicklnug und Volksbildung eifrig fördert. Weil er aus reicher praktischer Erfahr u n g seine besten Kräfte der Gesundung nuferer Wirtschaft dem gerechten sozialen Ausgleich, der Wohlfahrt aller Stände und Berussklassen widmet. Weil er für Freiheit und Selbständigkeit unseres deutschen Vaterlandes, für Auflvärtsentwichlui'a unseres deutschen Volkes, für Befreiung der besetzten Gebi-.tr furchtlos und treu sich einsetzt. Weil er als Hort des Friedens und der Versöhnung dem verständigen Zusammenwirken aller Kultnrstaaten unablässig dient. Aus diesen durchschlagenden Gründen wählen wir Marx. Staatsbürgerliche Gewissensvflicht gebietet jedem Wähler, jeder Wählerin, am 28. April die Siin'.me zu geben nur für Wilhelm Marx. Hindenburg angeführt werden konnte, so mutzte um so mehr der Gegner in den Staub gezogen wer den. Man bedenke, daß all diese Leute noch vor Iahren zu denen gehörten, die händeringend und flehend den Rheinländer M arx baten, das Kanzleramt zu übernehmen und die dann gehobenen Herzens auf- atmeten, als sie wieder festes Geld in den Taschen hatten, als Rhein und Ruhr doch nicht verloren gingen und als die ersten Kredite des Auslandes nach dem Abschluß des Londoner Paktes nach Deutschland hereinkninen. Wie wandelbar ist doch der Mensch. Und wie häßlich kann er in seinem Kampfe werden, wenn nicht die Wahrheit, son dern der eigene Instinkt die Triebkraft ist. So bildete sich ein System heraus, das die Unwahrhaftigkeit, die wir in diesem Falle leider mit Verleumdung bezeichnen müs sen. systematisch züchtet. Noch nie hat die Presse dieser Kreise ein tieferes Niveau erreicht, als gegenwär tig. Es fing an mit der Barmat- und Höfle-Sensation. Einen haben sie bereits in den Tod gehetzt, ohne bis heute einen Beweis für seine Schuld zu erbringen. Marx, dem selbst von seinen ehrlichen Gegnern das Zeugnis lautester Charaktereigenschaften ausgestellt werden mutzte, wird mit denselben Waffen bekämpft. Flugblät ter mit unwürdigsten Karikaturen werden verbreitet, seine religiöse Ueberzeugung wird verzerrt, der Papst und der Vatikan gegen ihn ausgespielt, bis schließlich Nom selbst diesen Dingen auf das Entschiedenste ent- gcgentrat. Auch das war wiederum bemerkenswert, datz ausgerechnet die. die sich sonst wahrhaftig wenig um die Pflichterfüllung irgendeiner religiösen Gemeinschaft küm mern, das Konfessionelle in den Kampf hineinzogen. Man glaubte auch dadurch das Gefühl der Masse in Bewegung zu bringen. Stimmungspropaganda und Entwürdigung des Gegners, die leider mit der Lüge Hand in Hand geht, sind kkfl KIl.DIZPbl voll 0U8HV DOllö 10» 135 gsnrseitige Klicker in feinstem Kuplertlekckrucle. nebst 6in' kabruna unck erkISrenckem Text OroiZqusrtsormst. Preis n klinstieriscbem Orixinslprscbtbsnck inOunrieinen PVI. lS- kin unermeÜIicber llelcbtum künstleriscber, seeliscber unck »itt- licber >VerIe strömt aus Dantes »Qöttlicker Komöckie" reit mebr -I, einem bslden ll-ibrtimsenck in ckie dtenscbbeit. ! ktokbueli- !, bsncklung, Ikeiileii-li.. Lebloöstr. 32. pernrul 201S2