Volltext Seite (XML)
eWger Anzeiger. - -. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. H18». Mittwoch dm 2d. Juni. 18S». Tagesbefehl a» die Eommnnalgarde zu Leipzig »e« »S. Juni LSS« Zum ersten, zweiten, drittm und vierte« diesjährigen Eperzir« rücken da< I. und II. Bataillon Montag den 4. Juli d. I. - III - IV Mittwoch - 6. - I. - II Freitag - III - IV. - Montag - I. - II - Mittwoch - m. - IV. ' - Freitag - I. - II. » Montag - III - IV. Mittwoch auS. Die Mannschaften habe» sich hierzu an dm gedachten Tagen Nachmittags Punct r/»ü Uhr ohne vorhrrgegangeneS Dienstsignal in vorschriftsmäßiger Dienstkleidung auf ihren betreffenden Sammelplätzen einzufinden. Im Fall daS Exerziren an einem dieser Tage unterbleiben müßte, wird durch die Tamboure und Gignaliste» daS Signal: LoS! gegeben werden Der der Go««u»ulgarde. H. W. Neumeister. 8. 11. IS. IS. 18. 20. Aus den Verhandlungen der Leipziger polytechnischen Gesellschaft. In der Sitzung vom 4. Februar d. I. hielt Herr Kefer- stein einen längeren Vortrag über die Braunkohlen, derm Gewinnungsarten, mechanische Aufbereitung und Verwendung und deren Wichtigkeit speciell für Leipzig. Ueber die Abstammung der Braunkohlen von früheren mächti gen Vegetationsdecken deS ErdkörperS herrschen keine Zweifel mehr. Der Sprecher giebt daher nur ein kurzes Bild über die Art und Weise, wie die Braunkohlenlager entstanden sind und geht dann sogleich zur Erläuterung der Gewinnung der Braunkohlen über. Hierbei ist besonder- das Verhältniß der Lagerung zu beachten. Da wo sich Braunkohlenlager finden, sind diese ge wöhnlich noch von mehreren anderen Schichten bedeckt. So fin det man z. B. häufig als oberste Schichte KieS, unter dieser KieS- schicht ein Thonlager, unter diesem eine zweite Kiesschicht, unter dieser oft noch ein Thonlager und dann erst das Braunkohlen lager, und wenn unter diesem eine Schichte von schwarzem Sande ist, häufig noch ein zweites Braunkohlenlager. Diele Schichten liegen meistens ziemlich parallel. Ist die Lagerung noch nicht bekannt, so stellt man, um diese kennen zu lernen, zunächst Bohr versuche an. Beim Graben eines Bohrloches richtet man über der Stelle, wo gebohrt werden soll, einen dreieckigen Bock auf, über welchen mittelst einer Rolle ein Seil gleiten kann, wel ches die Bohrstangen mit dem am unteren Ende befindlichen Bohrer trägt. Die erste und zweite Schicht machen in der Regel keine Schwierigkeiten, dagegen kann die zweite KieSschicht die Ar beit häufig ungemein hindern. Wenn sich nämlich in dieser feiner Sand und, waS gewöhnlich der Fall ist, Wasser findet, so wird dieser Sand durch daS zuströmende Wasser aufgeschlämmt und der feine Sandschlamm füllt immer wieder in dem Verhältnisse das Bohrloch, als er ausgeschöpft wird. In solchen Fällen läßt man den Bohrer in Blechröhren durch diese Schicht laufen. Die tieferen Schichten sind dann wieder leicht zu durchbohren. All« Schichten über dem Kohlenlager heißen daS Hangende, alle unter dem Kohlenlager befindlichen Schichten heißen daS Lie gende. Gewöhnlich bohrt man durch die Kohle hindurch in daS Liegende, um die Möglichkeit eines zweiten Kohlenlager- Nach weisen zu können. Aum Bohren bedient man sich verschiedener Bohrer ; entweder benutzt man einen, der ähnlich einem Holzbohrer ist, oder auch einen sogmannten Ventilbohrer, d. i. ein Bohrer, der unten ein Blechgefäß mit Ventil hat. Beim Hinabstoßen öffnet sich da- Ventil, da- Blechgefäß füllt sich, beim Herauf ziehen schließt sich da- Ventil, so daß der Inhalt nicht wieder auS dem Gefäß« herausfallen kann. Gelangt man auf erratische Blöcke, so benutzt man einen Meißelbohrer. Durch ein einzige- Bohrloch würde man aber keinen genügenden Aufschluß über daS Braunkohlenlager gewinnen, da die Braunkohle keine so großen Flötze bildet wie die Steinkohle und an manchen Stellen ganz auSgeht, d. h. durch Letten oder KieS ersetzt ist; daher muß man möglich viele Löcher an verschiedenen Stellen bohren. Je nach dem Resultate, welche- die Bohrversuche ergeben ha ben, kann nun die eigentliche Gewinnung der Braunkohle auf verschiedene Weise vorgenommen «erde«. Da wo die Kohlen mächtigkeit in einem günstigen Verhältnisse zu den Überlagerungen der Deckgebirge steht, geschieht die Gewinnung durch Tagebau, d. h. daS Deckgebirge wird abgeräumt und nachdem eine Ein- und Ausfahrt hergestellt ist, die Kohle unmittelbar auf Wagen geladen und abgefahren. Einen solchen Bau zeigen die Gruben bei Bitter feld. Die Mächtigkeit de- Deckgebirges beträgt 2 bis 4 Lachter, d. h 7 bis 15 Ellen, die der Kohle 8 bi- ü Lachter, d. h. 11 bis 18 Ellen. Diese Gruben sind einzig in ihrer Art dadurch, daß die sächsisch-thüringische Aktien-Gesellschaft auf ihre Kosten eine Zweigbahn vom Bitterfelder Bahnhof« auS so in die Grube geführt hat, daß die Kohle unmittelbar nach dem Verhau derselben in die Eisenbahn-LowryS geladen und diese mit Locomotiven von der Grube auS weitergeführt werden können. Oefter jedoch ist die Kohle von mächtigeren Schichten überla gert, wie z. B. ln der Nähe von WeißenfelS, Werschen rc., wo man dann den unterirdischen Abbau wählen muß. Doch auch diese Art de- Abbaues der Kohle ist an manchen Orten verhältnißmäßig leicht und bis vor wenigen Jahren war z. B. in dem ganzen bedeutenden Weißenfelser Kohlenrevier keine einzige Dampfmaschine in Benutzung. Schwieriger gestaltet sich der Bau dann, wenn Thonschichten mit wasserführendem Kiese wechseln, wie z. B. bei Kötzschau. Hier lagert unmittelbar über der Kohle eine nur wenige Ellen starke Thonschicht, darüber feiner Sand mit Wasser, darüber Thon, dann wieder Kies mit Wasser, dann Thon und grober KieS mit weniger Wasser. Die größte Schwierigkeit besteht in dem Niederbringen drs ersten Schachtes und gelang hier erst, nachdem 3 Schächte verlassen worden waren, mit außerordentlichen Anstrengungen bei dem vierten Versuche. Doch enden bei derartiger Lagerung wie sonst in den meisten Fällen die Schwierigkeiten nicht, da jeder Bruch deS Deckgebirges in den Raum, auS welchem die Kohle eben entfernt ist, neue hervorruft, so lange, bis dem Hangenden der Kohle die Wasser entzogen sind. Roch schwieriger ist der Abbau da, wo die Kohle unmittelbar von wasserführendem Sand, der dann in der Regel auch eine mindestens der Kohle gleich« Mächtigkeit besitzt, überlagert wird; auch hier scheitern meist die Unternehmungen an den Schwierigkeiten de- Anfang-, dieselben dauern jedoch noch Jahre lang fort, bis ent weder die Wasser abgezogen sind, oder eine Stelle gefunden wird, welche mit Thon oder Letten überlagert ist. Dagegen sucht man anderseits wieder gern dergleichen schwie rige Verhältnisse auf, weil bei dem gänzlichen Abschluß der Lust die Kohle sich sehr gut eonservirt vorfindet und von vorzüglicher Br,