Volltext Seite (XML)
um! Onzeistebkatt Bezugspreis: vierteljährlich 1,20 Mark frei ins Haus. Iq der Geschäftsstelle abgeholl viertel jährlich z Mk. Einzelne Nummer m pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag. Für di« kleinfpaltige X»rp«O-AUU asM der«« Raum w pfg. — Zm für die »einspaltige Petit-Heil« u Anzeigenannahme bis,r Uhr mttNWS. Betlagegebühr nach v««tn»an«ß. wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes 11nterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten„Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Dr»^ und Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß Vkrill l. verantwortlich für die Redaktion H. Rühl« in Groß-Vkettla. Nummer 6s s2. Jahrgang Mittwoch, den 28 Mai sW Oertliches und Sächsisches. Vttendors-Gkrilla, 27. Mai — Gestern Abend in der neunten Stunde kamen der 13 Jahre alte Echul- knabe C, sowie die beiden 12 und 9 Jahre alten Mädchen W. beim Baden in der Röder unweit der Eisenbahnbrücke in große Gefahr des Ertrinkens. Auf Hilferufen der älteren Schwester der beiden Mädchen eilten der im Grundstück Nr. 18 wohnende verheiratete Tischler Reichel und der ledige Großmann herbei und die Gefahr über schauend sprangen beide sofort deü Kindern zu Hilfe. Der des Schwimmens kundige Großmann erfaßte den bereits unNr- gesunkenen Knaben und gab ihn dem eben falls im Wasser befindlichen Reichel und holte dann.noch die beiden Mädchen und schaffte diese ins flache Wasser. Der Knabe war schon ganz ermattet und wurde, nach dem er sich durch sachgemäße Arm bewegungen und Abreibungen wieder et was erholt hatte, nach Hause geschafft. — Anläßlich des Geburtstages Se. Majestät des Königs wurde Se. Durch laucht dem Prinzen Ullrich von Schönburg- Waldenburg auf Guleborn bei Ruhland ? daS Großkreuz des Albrechtsordens ver liehen. — Die Beseitigung von Tierkadavern. Für Sachsen gelten für die Beseitigung von Tierkadavern u. 0. folgende Vorschriften: Die Kadavernutzbaren Haustiere einschließ lich der Hunde, der Katzen und des Ge flügels, sind, soweit nicht ihre Verwertung zugelassen wird, unschädlich zu beseitigen. Die unschädliche Beseitigung hat entweder durch Begraben oder durch Hitzegrade (Kochen oder Dämpfen bis zum Zerfalle der Weichieile, trockene Destillation, Ver brennen) oder auf chemischem Wege bis zur Auflösung der Weichteile zu geschehen. Die Beseitigung durch begraben ist durch besondere Vorschriften näher geregelt. Vom 1. Juli 1913 an dürfen a) Kadaver und Kadaverteile, die nach dem Vteh- seuchengesetze vom 26. Juli 1909 unschädlich zu beseitigen sind, b) sonstige Kadaver und Kadaverteile von gefallenen oder getöteten Pferden, Eseln, Maultieren, Maurefeln, Tieren des Rindergeschlechts, Schweinen, Schafen und Ziegen, c) das bei der Fleisch beschau beanstandete Fleisch, soweit es sich hierbei nicht bloß um Körperteile geringeren Umfanges handelt, d) größere Mengen von sonst untauglichen animalischen Nah rungsmitteln (diese nach Anordnung der Gemeinde)^begraben werden. Die Wasen plätze smd von den Gemeinden zu stellen. Soweit das Vergraben nicht auf Wajen- plätzen geschehen muß, darf es auch an sonstigen dazu geeigneten Stellen erfolgen. Die Beseitigung der Kadaver usw. aus Stadtbezirk erfolgt schon jetzt, von gering fügigen Ausnahmen abgesehen, in Abdecker eien. Jnsbewndere. werden in der Haupt sache schon die Kadaver und Kadaveneile und das untaugliche Fleisch, soweit bisher schon eine Einlieferung in Abdeckereien, erfolgte, künftig eingelieferl werden müssen. Von einem Verbot des Vergrabens von Geflügel und totgeborenen Tieren hat man abgesehen. Diese sollen auch künftig ver graben werden dürfen. Das Bergraben darf aber nach den reichs- und landes- gesetzlichen Bestimmungen nur an geeigne ten Stellen erfolgen. Die Regelung ist hiernach im wesentlichen nur eine Fest legung bestehender Zustände. Dresden. Der Eisenbahnkassierer Ma- ichek, der unter dem Verdach', 30 000 Mart amtlicher Gelder unterschlagen zu Haden, vor einigen Wochen in Untersuchungshaft genommen wurde, wurde heule wieder aus freien Fuß ßesetzt. Die gerichtlich« Voruntersuchung ctpvebt zwar noch, aber sie dürfte zu einer E nsiellung deö Verfahrens führen. — Zwischen dem Sonüätsdepot und dem Pulvcrhaufr brach in der Dresdener Heide gestern mittag ein Brand aus, der sehr ver- heeiend gewirkt hätte, wenn nicht einige des Weges daherkommeude Spaziergänger sofort die nöligen Schritte unternahmen, um einen arößeren Waldbrand zu verhüten. Sie alarmierten das zuständige Kommaudo und bald waren Grenadiere und Schützen zur Stelle, die die nötigen Vorsichtsmaßregeln trafen, so daß der Brand sich nur auf etwa 40 <jm ausdchnen konnte. Es heißt, daß hier an mehreren Stellen kas Feuer zu gleicher Zeit ausdrach. — Ein bedauerliches Automobilunglück er eignete sich gestern nachmittag auf der Loh mener Straße kurz vor der Bastei. Ein mit Herrschaften aus Falkenstein i. V. besetztes Automobil erlitt einen vorderen Achsenbruch, wodurch die Insassen aus dem Wagen ge- äleudert wurden. Sie hatten sämtlich ein- "chließlich des Chauffeurs erhebliche Ver etzungen, teils Gehirnerschütterungen, teils Kovfverletzungen erlitten. Von den Verletzten wurden Frau Fabrikbesitzer Suse Thörey durch den Dresdner Unfallwagen, der bald zur Stelle mar, in das Johannstädter Krankenhaus, die übrigen in bas Johanniterkrankenhaus ge bracht. — Ein Unsall trug sich am Sonnabend acgen 9 Uhr abends auf dem Postplotz zu. Beim Aufspringen aus einen Straßenbahn wagen während der Fahrt glitt der in der Annenstraße wohnende Kaufmann M. aus und geriet unter den Vorderperron. Der etwa 35 Jahre alte Kaufmann wurde ein Stück geschleift und dabei so an der Brust und den Beinen verletzt, daß sich seine Uebersührung im Automobil Nach dem Krankenhause in Friedrichstadt erforderlich wachte. — In der Nacht zum Sonnabend wurde m das Kontor einer hiesigen Kaffeegroß>österei ein schwerer Einbruch verübt. Die Einbrecher erbrachen sämtliche Pulte und Behältnisse und erbeuteten eine Reihe von Gegenständen. Ein größerer Betrag, den der Kaffierer zusällig nachtsüber in seinem Pulte zurückgelassen hatte, wurde merkwürdigerweise nicht entdeckt. Arnsdorf bei Radeberg. Tie vom Ge meinderat veranlaßte Voreinschätzung zur Ein- lührung einer Glundwerlsteuer Hal einen Grundwert von rund 44/z Millionen Mark, ausschließlich der Staatsgebäude ergeben. Bautzen. Das Sladtverordnetenkollegium in Bautzen genehmigte die unentgeltliche Ab gabe von 1400 cbm Leuchtgas aus der städtischen Gasanstalt zur Füllung von zwei Freiballons, die Ende Mai oder Anfang Juni zu einer von Bautzen ausgehenden, vom All gemeinen Deutschen Automobilklub veranstal teten Ballonveriolgungssahrt aussteigen sollen. Weiler stimmte man der Einführung einer Ratsvormundschast für alle im Bezirke der Stadt Bautzen unterstützungsberechtigten un- .helichen Kmver zu. In Frage kommen hier bei gegenwärtig 600 Vormundschaften. Königswartha bei Bautzen. Ein Idyll wird aus dem benachbarten Dörfchen Kotten berichtet. Aus Spnrsamkeitsrücksichten hat man dort von der Neuanstellung eines Nacht wächters abgesehen. Der Wachdienst muß deshalb von den einzelnen Besitzern — ins gesamt 23 — abwechselnd ausgeübt werden. Nachtwächterhorn und Spieß wandern täglich von einem Haus ins andere. Zittau. Zwei Steinkreuze aus alter Zeit liegen seit langem im städtischen Walde un weit der Ruine Karlssried in zerbrochenem Zustande. Sie stammen jedenfalls aus den Hussitenkriegen. Da derartige Denkmäler für oie Orts- und Volkskunde von großem Werte sind, hat der Rat beschlossen, die Kreuze ans- besfern und wieder ausrichten zu lassen, um sie vor der Vergessenheit zu bewahren, Wurzen. Eine lustige Geschichte erzählt man sich von einem Geistlichen in einer Land- guneinde bei Wurzen, der einen Amlsbruder vertrat und einen Zettel mit Mitteilungen an die Gemeinde auf der Kanzel vorfand, der noch der Predigt znr Verlesung kommen sollte. Es entging dem Amtsbruder, daß die Schluß notiz privater Natur war, und die Gemeinde war daher sehr erstaunt, ihn vorlesen zu hören: „Nach dem Gottesdienst wollen Sie, bitte, ins Pfarrhaus zum Essen kommen". Neukirchen i. Erzzeb. Gestern spielte sich hier ein aufregender VZrfall ab. In dem Gehöft des Gutsbesitzers Dietzsch, Stollberger Straße, wurde von der Ehefrau des Besitzers ein Mann entdeckt, der ohne Zweifel be absichtigte, einzubrechen. Die Frau schlug Lärm, darauf flüchtete der ungebetene Gast durch das Küchenfenster, Nachbarn verfolgten ihn. Unterwegs gab der Flüchtling zwei Revolverschüsse auf seine Verfolger ab, traf aber nicht. Nachdem er sich selbst zu er schießen versuchte, indes nur eine unbedeutende Verletzung dabei erlitten hatte, wurde er fest- genommen. Es stellte sich heraus, daß man es mit dem in Chemnitz wohnhaften Lageristen Blei zu tun hatte. Lichtenstein. Im benachbarten Rödlitz äscherte vergangene Nacht ein Schadenfeuer das letzte Gebäude des ehemalige» Hermann Kunzeschen Gutes ein. Die anderen Gebäude wurden durch ruchlose Hände vergangenen Sommer bereits in Brand gesteckt, während der Besitzer mit seinen Angehörigen auf dem Felde beschäftigt war. Auch diesmal ist Brandstiftung die Ursache des Feuers. Borsdorf. Sonnabend mittag ver unglückte hier tödlich ein Radfahrer auf eigen tümliche Weise. Um wohl bequemer sort- zukommen, hatte er sich an einem auf der Landstraße nach Wurzen zu fahrenden Auto mobil hinten angehalten. In dec Nähe der Wachstnchsabrik ließ er den Kraftwagen los und wollte sich seitwärts wenden, fuhr dabei aber mit solcher Wucht gegen einen Baum und eine Barriere am Wege an, daß er auf der Stelle tot liegen blieb. Das Automobil, dessen Insassen von dem ganzen Vorfall gar nichts bemerkt zu haben schienen, fuhr in der Richtung auf Wurzen weiter. Amtliche Er hebungen durch die Landeskriminalpolizei (Leipzig) sind im Gange. Plauen i. V. Die neu eröffneten staat lichen Auiomobillinien im Vogtlands scheinen sich recht gut zu rentieren. Die Wagen sind immer voll besetzt, ja. ost genug reichen die verfügbaren Plätze nicht aus, sodaß nicht alle Passagiere befördert werden können. Die Erbtante. Erzählung von Dr. C. Berger. „In Tränen, Erna, was ist geschehen?" „Ach, Artur, die Tante". „Nun, was ist mit ihr?" „Wir halten doch immer gehofft, daß es mir gelingen würde, sie unserer Verbindung geneigt zu machen — und nun will sie gar, daß ich einen anderen heiraten soll". „Einen anderen?" „Nein wir haben ihr nachgegeben, solange es möglich war. Aber Du, einen anderen heiraten als mich? Das gibt es nie und nimmermehr". „Das jage ich auch, das ist ja selbst- verständlich, aber denke Dir, dieser Kummer für unsere armen Eltern. Sie hätten ja gegen unsere Verbindung nichts einzuwenden, aber sie müssen Rücksicht aus die Tante nehmen, meiner jüngeren Geschwister wegen. Das Gehalt meines Vaters reicht bei dieser teuren Zeit gerade nur zur Bestreitung der not- windigsten Bedürfnisse der Familie aus, und er möchte doch gerne, daß meine beiden jüngeren Brüder studieren, daß Fritzi und ich einmal eine anständige Aussteuer bekommen 'ollen. Das ist aber nur mönlich. «enn Tante Agnes von dem großen Vermögen, da- sie von ihrem verstorbenen Mann geerbt hat, wenigstens einen kleinen Teil uns zukommen läßt, und sie weiß das auch ganz gut und tyrannisiert deshalb den Vater, obwohl der eigentlich ihr Lieblingsbruder ist, und die ganze Familie hat unter ihrer Tyrannei zu leiden". „Und was ist denn das eigentlich für ein Kerl, den sie Dir ausgesucht hat?" „Ein Mediziner, gerade wie Du, ein Dr Baluschek". „Baluschek". Der, auch das noch". „Kennst Du ihn?" „Ob ich ihn kenne. Baluschek ist es, mit dem ich in diesem Frühjahr eine Schläger« mensur gehabt hatte, weil er in halbtrunkenem Zustand mich ohne jeden Grund beleidigt hatte. Ich habe ihm eine gute Freiburger Terz bei gebracht, dem unverschämten Kerl. Wie sie nur gerade aus den gekommen sein mag". „Sie kennt ihn erst seit kurzer Zeit, ist aber ganz begeistert von ihm. Sie ist neulich im Stadtpark < usgeglitten und hingefallen und dabei Hal sie sich an der Stirn beschädigt. Dr. Batuscheck war zusällig in der Näht, eilte ihr zu Hilfe, legte ihr einen Notverband an und fuhr dann in einer Droschke mit ihr nach ihrer Wohnung, wo er sie seitdem be handelt hat". „Sonderbar, genau die gleiche Geschichte ist mir auch vor einigen Wochen passiert". „Er hat Tante Agnes dadurch vollständig für sich eingenommen, daß er ihr, als sie über die teuren Zeiten klagte, — Du weißt ja, wie sparsam die ist, beinahe geizig, — empfohlen hat, statt der Fleischbrühe, die sie täglich aus einem Pfund Rindfleisch kochen läßt, einfach Liebigs Fleischextrakt zu verwen den. Die Ersparnisse, die sie dadurch erzielt, Hal sie sich bei Heller und Pfennig genau ausgerechnet, und ist glücklich über diese". „Ueberhaupt solle man nicht so viel Fleisch essen, hat er gesagt, der übermäßige Fleisch genuß trage mit die Hauptschuld an der Ner vosität unserer Zeit, und viel Gemüse, wie unsere Vorfahren es genossen hätten, sei viel gesünder als das viele Fleisch. Das war natürlich Wasser auf Tante Agnes Mühle, denn das Gemüse ist ja viel billiger, wie daS Fleisch, das man jetzt überhaupt kaum noch erschwingen kann. Aber was sperrst Du denn so Mund uud Nase aus?" „Ich bin fassungslos. Genau dasselbe habe ich bei meiner alten Dame auch gesagt". „Ach Du lieber Himmel, wärest Du doch lieber an Tante Agnes geraten, und Dr, Baluschek an eine andere". „Aber es ist ein Zufall, daß wir gerade beide dasselbe Erlebnis hatten, ein Zusall, der ganz gewiß nur alle Jahrhunderte ein mal vorkommt. Sonderbar". Fortsetzung folgt. Tchlachtviehmarkt zu Dresden am 26. Mai 1913. Auf- trieb Stück Tiergattung Marktpreis für 50 Ke Lebend- Ger Schlacht- sicht oe 190 Ochsen 30-52 69-97 278 Bullen 37—48 76 -91 202 Kalben und Kühe 32—50 72—94 333 Kälber 45—95 87—125 642 Schafe 35—48 72—100 2296 Schweine 45—54 63—72 Ge langsa chäflsgang: Bei m. allen Tier gatturgen