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WHeritz-Ieitung Anzeiger fiir Dippoldiswalde und Umgegend 77. Jahrgang. Nl- 36 AmKfiKK fiir die Königliche Umlshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Mpxoldiswatde. Mit achtfettlgem „Illustrierten Anterhattungsblatt". Mit land, und hanswirtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehnr. - Druck und Verlag von Carl Irhne in Dippoldiswalde. .««lßeN--Z*wu»L'' rrschelnt wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und »Kd anden vorhergeken- denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummem !v Pfg. - Mle Postan- statten, Postboten, sowie snsereAusträgerneymen Bestellungen an. Sonnabend, den 25. März 1911 II Inserat« werden mit 15 PK., solche au« uns«« Ämtshauptmm u rschaft mtt 12 Pfg. die Spaltzell« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nm von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 3S bez. ZV Pfg. - Tabellarisch« und koinplizierteJnserat« mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, K redaktionellen Teile, di' Spaltenzeile 30 Pfg. Roß- und Viehmarkt in Frauenstein sm 27. MLns ISA. Da § 2l der MInIsterial-Berordnung vom 31. August 1905 in Kraft gesetzt worden ist, dürfen alle Tiere nur dann auf den Viehmarkt aufgetrieben werden, wenn sie vor Betreten des Marktplatzes durch den Herrn Kgl. Bezirkstierarzt untersucht worden sind. Die Untersuchung der Tiere findet am 27. d. M , vormittags von 8 bis '/glO UHr am Eingang der Freiberger und Teplitzer Strotze zum Marktplatze statt. Ursprung». Zeugnisse sind für alle Rinder und Schweine (mit Ausnahme der Korbserkey beizubrlngm. Frauenstein, am 20. März 191l. Der Stadlgemeinderat. Montag, den 27. März dieses Jahres, vormittags 11 Ahr, sollen im Berfteigerungsraume des Königlichen Amtsgerichts hier 1 eüvkenen Svknvidlisvk und I Lissins öffentlich gegen Barzahlung versteigert werden. Dippoldiswalde, am 24. März t9II. ' (2 l 6 l / ll. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgericht». Drucksachen für Gemeindebehörden fertigt Buchdruckerei Carl Jehne. Brennholz-Auktion. Mittwoch, den 29. Marz, abends 7 Ahr, sollen im Restaurant zum „Schützenhaus" die am Walksteig, Eichleite und vordere Schwarzbach ausbereiteten harten Brenn- Hölzer und desgl. Reisig, sowie die im Bödchen, hauptsächlich in Abt. l und 2, auf- bereiteten weichen Rollen, l und 2 m lang geschnitten, versteigert werden. Auf allen Stellen, auch in der Schwarzbach, bequeme Abfuhre. Auch sind noch einige Schloten weiches Reisig, Meter l O Pf., im Bödchen abzugeben. Dippoldiswalde, den 23. März 1911. Die stadt Forstverwaltung. Holzversteigerung. Frauensteiner Staatssorstrevier. Frankescher Gasthof in Frauenstein. 1. April 1911, vorm. 9 Ahr: 60 rm w. gesp. u. ungesp. Brennscheite, 75 rm h. u. w. Brennknüppel, 4 rm h. u. w. Zacken, 273 rm h. u. w. Äste, 441 rm w. ungeschn. u. 9 Lghsn. w. Brennreisig, 572 rm w. Stöcke, letztere in Abt. 5 V, 6V, 8, 26, 27 Kahlschläge. 3 April 1911, vorm. 9 Ahr: 189 w. Stämme, 23 h. Klötze, 8968 w. Klötze 7/15 cm, 6390 w. Klötze 16/58 cm, 1220 w. Reis stangen, 4 rm w. Nutzschelte, 20 rm w. Schleifknüppel. Kahlschläge: Abt. 5V, 6O, 7, 8, 22, 26, 27. Durchforstungs-und Einzelhölzer: Abt. 5L, 5l), 21, 50, 51, 52,54. König!. Forstrevierverwaltung und König!. Forstrentamt Frauenstein. Die Vagavundenfrage. Sobald mit dem Erscheinen des Frühlings die bessere Jahreszeit wieder anhebt, so pflegt iich auch wiederum ein alter Notstand zu zeigen, die leidige Frage der Vaga bunden oder „Wanderarmen", wie ein euphemistischer Aus druck lautet. Was sich während des Winters in den Städten, namentlich in den Großstädten, an arbeitslosen und arbeitsscheuen Elementen herumgedrückt und in häufig sehr zweifelhafter Weise fortgefristet hat, das wird mit dem Eintritte schönerer, wärmerer Witterung sozusagen frei und beginnt nun hinaus, ,,in die Weite" zu streten, und aufs neue werden jetzt die Landstraßen mit den Ge stalten der „armen Handwerksburschen" bevölkert. Er probte Volkswirte und Sozialpolitiker haben schon vor Jahren berechnet, daß alljährlich etwa 200000 „arme Wanderer" vom beginnenden Frühjahr an bis in den Spätherbst hinein Deutschland nach allen Richtungen der Windrose bettelnd durchziehen, welche Zahl in der Zwischenzeit eher noch eine Vergrößerung als eine Herabminderung erfahren haben dürfte. Ohne Frage stellt diese erstaunlich große Ziffer von Leuten, die ohne jede feste Existenz und von jeder Ordnung losgelöst sind, eine ernste soziale Erscheinung dar, und schon immer ist von Behörden, von Vereinen, von Philanthropen daran gearbeitet worden, diesen Mißstand der vazierenden Bettler nach Möglichkeit einzudämmen, die Scharen der „fahrenden Ritter der Landstraße" allmählich zu verringern. Was man indessen auf solchem Gebiete bis jetzt getan und er reicht hat, das ist doch nur Flick- und Stückwerk geblieben. Weder den besonderen Vereinigungen zur Eindämmung des Vagabundenunwesens, noch den zum selben Zweck ins Leben gerufenen Anstalten und Einrichtungen, z. B. den Arbeiterkolonien, hat es bis jetzt gelingen wollen, das Heer der „armen Reisenden" merkbar zu reduzieren, das sich leider unermüdlich eben immer wieder aufs neue rekrutiert. Nur das eine ist allerdings schon längst an erkannt und sestgestellt worden, daß mit rein pol zeilichen Maßregeln absolut nichts zu einer irgendwie ersprießlichen und annehmbaren Lösung der Vagabnndenfrage zu er reichen ist, einfach, weil es sich hierbei um ein Problem handelt, dem mit Polizeimitteln überhaupt nicht bei zukommen ist. Dann bleibt noch die Frage übrig, ob nicht mittels der Gesetzgebung etwas Durchgreifendes zur Minderung des sozialen Notstandes, welches das Baga- bundenwesen darstellt, geschehen könnte. In den kürzlichen Verhandlungen des deutschen Reichstages über den Etat des Reichsamtes des Innern ist dies Thema mit berührt worden und hat sich hierzu namentlich der Staatssekretär vr. Delbrück geäußert Seinen beiressenden Ausführungen war zu entnehmen, daß das Reichsamt des Innern sich schon oft mit der Wanderarmenfrage beschäftigt hat, und daß es hierüber bei den einzelnen Bundesregierungen ein« Umfrage gehalten hat, deren Ergebnisse nunmehr vorliegen. Sie lassen aber erkennen, daß das ganze Problem außerordentlich schwer zu lösen ist, weil sich sehr schwer entscheiden läßt, wer arbeitswillig, arbeitsscheu oder arbeitsunsähig ist. Es gibt Gebiete, in denen fast überreich für die Wanderarmen gesorgt wird, es sind aber auch Bezirke vorhanden, wo sie mit einer milden Gabe nach der nächsten Gemeinde abgeschoben werden. Da ist es denn, wie der Staatssekretär weiter ausführle, für die Gesetzgebung eine höchst heikle Aufgabe, ein- zugr-ifen, doch schweben gegenwärtig Erhebungen, ob auf Grund der gehaltenen Umfrage gesetzgeberische Maßnahmen zu empfehlen seien. Im allgemeinen kam Herr vr. Del brück zu dem Schluß, daß dem Uebel des Vagabunden tums kaum durch Gesetze gesteuert werden könne, sondern nur durch verständnisvolles Zusammenwirken aller be teiligten Kreise; es kämen da allgemeine Kulturaufgaben in Betracht, deren Lösung durch keinerlei Gesetzes paragraphen, sondern lediglich aus dem Volke heraus zu erreichen sei. Demnach darf wohl bis auf weiteres nicht mit der Möglichkeit einer Bekämpfung der Vagabunden plage aus gesetzgeberischem Wege gerechnet werden, sodaß diese Sorge auch fernerhin der Allgemeinheit überlassen bleibt. Als erste Norni bei den Versuchen, dem Wander- armenwesen entgegenzuarbeiten, muß aber die Forderung gelten, jedes unbedachte Schenken zu vermeiden und statt dessen stets eine, wenn auch noch so geringe, Arbeit seitens des Wanderarmen als Gegenleistung für die von ihm erheischte Gabe zu verlangen. Wenn diese Forderung in immer weiteren Kreisen s rikt durchgesührt wird, dann wird auch die Möglichkeit wachsen, wenigstens die arbeitslos gewordenen, aber arbeitswilligen schiffbrüchigen Existenzen wieder zu gesunden Verhältnissen zu verhelfen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Gegenwärtig liegt im Rathaus die Liste der für den beantragten Achtuhrladenschluß in Be tracht kommenden Inhaber offener Verkaufsstellen mit den darin eingetragenen Aeußerungen für und gegen die Ein führung öffentlich zur Einsicht aus. Die Liste enthält 136 Geschäftsinhaber. Davon haben sich 102, das sind 75 Prozent, an der Abstimmung beteiligt und von diesen 102 Abstimmenden wurden 82 Stimmen „für" und nur 20 Stimmen „gegen" die Einführung des zeitigeren Laden- schluises abgegeben. Die erforderliche Zweidrittelmehrheit ist somit vorhanden, ja sogar noch erheblich überschritten. — Der hiesige Männergesangveretn „Eintracht" hält am kommenden Sonntag in der Reichskrone ein öffentliches Konzert ab. Das Programm weist eine Reihe sehr schöner Nummern aus, sodaß ein Besuch warm empfohlen werden kann. — Zu deinem 23. März abgehaltenen Viehmarkte waren 22 Pferde und 58 Ferkel aufgctrteben. Es wurden 7 Pferde und sämtliche Ferkel, letztere mit 36—55 Mark pro Paar, verkauft. — Das König!. Landgericht Dresden verurteilte am 23. März den noch nicht 18 Jahre allen Böttcherlehrling Kurt Richard Nitzsche, der, weil es ihm in der Lehre nicht mehr gefiel, das Wohnhaus seines Meisters in Geising in Brand steckte und dadurch einen Schaden von mehreren Tausend Mark verursachte, zu acht Monaten Gefängnis. Dresden. Das Negierungsorgan, das „Dresdner Journal", kommt in seiner heutigen Nummer auf die Zeitungsnotizen über den Baron de Mathies und seine Anrempelungen gegen den König Friedrich August zu sprechen (siehe unsere heutige l. Beilage) und schreibt dann: „Mit Rücksicht darauf, daß die Mitteilungen in der Presse mehrfach besprochen worden sind, sei in Ueber einstimmung mit der ersten Veröffentlichung in, „Dresdner Journal" nochmals betont, daß der Apostolische Nuntius in München den Monsignore Mathies im Auftrage des Papstes nach München zitiert und ihm dort wegen seines Verhaltens gegenüber Seiner Majestät dem König von Sachsen mündlich die schärfste Mißbilligung Seiner Heilig keit des Papstes eröffnet hat, daß Herr Mathies hierauf die in seinem Buche begangene Beleidigung selbst miß billigt hat, daß er versprochen hat, um das geschehene Un recht wieder gut zu machen, die beleidigende Stelle seines Buches in einer Neuauflage zu streichen und sich auch in Zukunft vor jeder Ehrfurchtsverletzung gegenüber Seiner Majestät dem König zu hüten. Wie diesem Tatbestände gegenüber Baron de Mathies auf Ehrenwort hat ver sichern können, daß er von Rom nicht die geringste Weisung erhalten habe, sein Unrecht wieder gut zu machen, ist unverständlich. Wenn seine ehrenwörtliche Erklärung nicht noch in die Zeit vor seiner Zitierung nach München fällt, so muß ihn sein Gedächtnis merkwürdig im Stich gelassen haben. Dohna. In der hiesigen Badeanstalt verunglückte am Montag Herr Bäckermeister A. Im Dampfbad stieg er die Stufen empor und zerdrückte dabei durch sein großes Körpergewicht eine dieser Marmorplatten, wobei er sich eine große Wunde am Bein zuzog, die genäht werden mußte. Mittelst Geschirres wurde er nach seiner Wohnung gebracht. Freiberg. Die Mitglieder der drei Gesangvereine in der kerndeutschen Stadt Brüx rüsten sich zu einer Fahrt nach Freiberg zu einem Besuche der hiesigen Gesangvereine. Der Besuch wurde auf den 8. und 9. Juli festgesetzt. Taubenheim. Durch die Gendarmerie wurde hier am Dienstag ein 16jähriger Bäckerlehrling festgenommen, der mit Mädchen unter 14 Jahren unzüchtige Handlungen vorgenommen hatte. Chemnitz. Der Konflikt in der Chemnitzer Metall industrie zieht immer weiters Kreise. Nachdem sich schon in vielen Betrieben die Kupferschmiede den Ausständigen angeschlossen haben, beschlossen nunmehr auch die Dreher und Schlosser, die Arbeit niederzulegen. Bereits Donners tag früh sind sie in mehreren Fabriken von der Arbeit weggeblieben. Arnsdorf. Nachdem die Familie des Totenbettmeisters Burkhardt den Polterabend der Tochter gefeiert hatte, wurde die Mutter der Braut nachts von einem Herz schlag betroffen, sodaß die zur Hochzeitsfeier kommenden fröhlichen Gäste am anderen Morgen anstatt ein Hoch zeitshaus ein Trauerhaus vorsanden. Löbau. Sehr umfangreich scheint die Donnerstag auf dem Wochenmarkt durch die Polizei vorgenommene Be schlagnahme von Butter stückchen mit Mindergewicht gewesen zu sein, denn es wurden mehrere Körbe und eine schwere, Butter enthaltende Kiste nach dem Rathaus ge schasst. In Frage kommen fünf Händler. Tagesgeschichte. Berlin. Wie die „Deutsche Tageszeitung" hört, ist für die allgemeinen Reichstagswahlen ein Termin im letzten Drittel des Monats Januar 1912 in Aussicht ge nommen. — Im preußischen Abgeordnetenhaus- wendete sich am Donnerstag der Reichskanzler scharf gegen die Stellung nahme der Konservativen zur relchsländischen Verfassungs- reform.