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Dir „Weißeritz. Zeitung' «-scheint wöchentlich dre mal: Dienstag, Donneri tag und Sonnabend. - Preis vierteljährlich 1 L 25 Pfg-, zweimonatlö 8t Pfg., sinnwnatlich t Pfg. Einzelne Nummer 10 Pfg. — Alle Posta, statten, Postboten, sow die Agenten nehmen N stellungen an. Anserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und conqllicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theite, die Spaltenzeile 20 Pfg. für die Königliche Amtshauptmannschafi Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Irhnc in Dippoldiswalde. Nr. 89. Lokales und SLchstsches. Dippoldiswalde, 1. August. In der gestern Abend stattgefundenen Versammlung des Gewerbe vereins, der ersten nach der Ausstellung, gab der Vorsitzende zunächst Kenntniß voll mehreren Eingängen, unter denen die ablehnende Rückantwort der König!. Generaldirektion auf die unter dem 9. Mai an die selbe gerichtete Petition des Gebirgsverein, welcher sich der Gewerbeverein angeschlossen hatte, ferner das an läßlich des Besuchs Sr. Majestät in Dippoldiswalde an das Komitee der gewerblichen und landwirthschaft- lichen Ausstellung gerichtete Dankschreiben des König!. Kreishauptmanns v. Einsiedel das Interesse in An spruch nahmen. Letzteres diente als naturgemäßer Uebergang zu dem Berichte über das finanzielle Er- gebniß der Ausstellung. Da dasselbe trotz des be deutenden Ausfalles an Eintrittsgeldern an dem total verregneten Dienstag ein befriedigendes ist (für den Verein rund 960 Mk., wozu noch ein Antheil an dem vorhandenen Garantiefonds kommt), so machte es keine Schwierigkeit, die vom Vorstande gestellten Anträge zur Ausführung zu bringen, welche darin bestanden, daß zunächst ein Fond für künftig zu veranstaltende Ausstellungen auf Zinseszins angelegt, eine ent sprechende Summe zur Beschaffung von Erinnerungs gaben an die bei der Ausstellung von Lehrlings arbeiten Betheiligten bewilligt und der Volksbibliothek ein namhafter Beitrag zugedilligt wurde. Gleichzeitig beschloß man, demnächst eine Exkursion zu veranstalten. Als Ziel wurde zunächst Hainsberg und Deuben (Papier- und Sammetfabrik), dann Dresden zu ge meinschaftlichem Mittagseffen, endlich Tolkewitz (Neue Welt) bestimmt. Besseres Wetter ist freilich Bedingung zur Ausführung des rasch entworfenen und acceptirten Planes. Frauenstein, 31. Juli. Der gestrige hiesige Vieh markt war zahlreicher besucht als sonst. Es waren zum Verkauf ausgestellt: 22 Pferde, 4 Füllen, 5 Kühe, 11 Ochsen, 1 Kalbe, 1 Kalb und 265 Ferkel. Letztere wurden sämmtlich verkauft und wurden für das Paar 21 bis 30 Mk. bezahlt. — Gestern besuchte die Ferienkolonie Schönfeld unter Führung ihres Hrn. Lehrer Rümmler unsere Stadt und nahm mit Jnter- esse die Burgruine und den Park in Augenschein. — Heute besuchte eine Anzahl Muldaer Sommerfrischler unsere Stadt und besichtigten außer der Ruine und dem Parke auch die hiesige Schule. — Leider verleidet das anhaltende Regenwetter manchen Sommerfrischler den Aufenthalt in unserer Gegend, so daß einige so gar beabsichtigen, bald wieder in ihre Heimath zurück zukehren. Hoffentlich tritt die ersehnte wärmere und trockene Witterung nun bald ein. Auch die Land- wirthe würden dieselbe mit Freuden begrüßen, da sie dann das Heu vollends einernten könnten und in diesem Jahre nicht abermals die Wiederkehr der Kar toffelfäule zu befürchten hätten. Dresden. Ihre Majestäten der König und die Königin werden sich am Freitag auf ca. 8 Tage nach Rehefeld begeben; von einer gänzlichen Verlegung des Hoflagers von Pillnitz nach Rehefeld für den Mo nat August ist indeß abgesehen worden. — Auch in diesem Jahre ist den deutschen General kommandos gestattet morden, Mannschaften, soweit dies thunlich, für Hilfsleistungen bei den Feldarbeiten zu beurlauben. Gesuche zur Ueberlaffung von Soldaten sind unter Angabe der Zahl der gewünschten Leute und der Zeit, für welche dieselben beansprucht werden, an das kompetente Generalkommando zu richten. — Als es sich vor länger als fünfzehn Jahren um die Erbauung einer direkten Eisenbahnlinie zwischen Leipzig, der ersten Handelsstadt, und Chem nitz, der ersten Industriestadt Sachsens, handelte, ent brannte ein heftiger Kampf darübex, ob die Linie über Kieritzsch und Borna oder über Liebertwolkwitz und Lausigk geführt werden solle. Schließlich war der Um- Donnerstag, den 2. August 1883. stand maßgebend, daß zwischen Kieritzsch und Borna bereits eine Bahn vorhanden war und es sich daher nur um Fortführung derselben bis Chemnitz handelte; die erste Kammer machte bereits damals, wiewohl ver geblich, darauf aufmerksam, es werde in gar nicht ferner Zeit das Bedürfniß einer Korrektion der soge nannten direkten Bahnlinie von Leipzig nach Chemnitz gebieterisch hervortreten, indem man auf dieser Linie thatsächlich fast genau dieselbe Zeit gebraucht, wie auf den Routen Leipzig-Gößnitz-Chemnitz und Leipzig-Dö- beln-Chemnitz, um von der einen Großstadt zur andern zu gelangen. Wie bestimmt verlautet, ist dieses Pro jekt von der Negierung selbst wieder ausgenommen worden und gedenkt dieselbe dem nächsten Landtage eine Vorlage wegen Erbauung einer normalspurigen Eisenbahn von Geithain über Lausigk und Liebert wolkwitz nach Leipzig zugehen zu lassen, durch welche die direkte Verbindung Leipzig-Chemnitz hergestellt wird. Ein Widerspruch feiten der Kammern steht wohl kaum zu erwarten, zumal die Linie keine erheblichen Terrain schwierigkeiten bietet und auch sonst keine besonderen finanziellen Opfer erheischt. Mylau. Die „Deutsche Bauzeitung" schreibt zum Mylauer Unfall: „Versuche, welche angestellt, aber noch nicht abgeschlossen sind, haben als wahrscheinlich ergeben, daß der Riemen des Fahrstuhls (aus der Liebig'schen Fabrik in Reudnitz bei Leipzig) zuerst auf die falsche Scheibe gelegt worden war, dann bei der Umsteuerung zu einem Theil seiner Breite auf der Losscheibe liegen geblieben ist, und die Schraube ohne Ende eine rückgängige Bewegung zugelaffen hat; bei der betreffenden Stelle wird dann wahrscheinlich die Bremse den Dienst versagt haben. Da die Kette, in welcher der Fahrstuhl hing, nicht gebrochen ist, so hat die vorhandene Fangvorrichtung nicht in Wirksamkeit treten können. Der Treibmechanismus hat die Kette bis zum Stillstand abgewickelt, wobei die in Holzröhren zu beiden Seiten des Fahrstuhles vorhandenen, je 98 schweren Gegengewichte um 0,« Meter aus der Führung herausgehoben worden sind. Das eine der Gewichte ist nach Anprall an dem über den Fahrstuhl aufgestellten Treibapparat im Fahrstuhlschacht herab gefallen. Der Unfall erklärt sich also durch: falsche Riemensteuerung — unvollkommene Umsteuerung des Riemens — Versagen der Bremse — Bruch einer Gegengewichtskette. Die Untersuchungen des Fahr stuhls in der Fabrik von Herrn Georgi in Mylau fanden durch die Herren Fabrik-Inspektoren Herbrig und Zivilingenieur Kunze aus Zwickau wie auch den Erbauer des Fahrstuhls am 12. v. M. statt. Sebnitz. Zu dem 6. Säug er fest des sächsischen Elbgausängerbundes am 5. und 6. August in hiesiger Stadt haben sich von Dresden allein schon 28 Vereine mit 625 Sängern angemeldet; man hofft, daß in dem freundlichen, von Bergen umrahmten Sebnitz wohl gegen 1400 Sänger zu freudigem Wettgesang sich ver einen werden. Am Sonntag, den 5. August, soll nach einem festlichen Empfange der eintreffenden Sänger um 11 Uhr die Hauptprobe stattfinden, dann findet gegen 3 Uhr der Festzug nach deni Festplatze statt, wo um 4 Uhr das Konzert beginnt. Um 7 Uhr Abends geht der Festzug durch die Stadt zuni Markt platz, wo eine Luther-Feier mit Festrede von Herrn Pastor Hofmann veranstaltet wird. Um 9 Uhr wird dann in 4 Sälen Kommers abgehalten. Der Vor mittag des 6. August ist Ausflügen nach der Schweizer krone, nach dem Kuhstall, Nixdorf, dem Hochbusch, Spitzberg und nach der Grcnadierburg gewidmet, Nach mittags findet Militär-Concert, Abends Ball statt; am 7. August schließt das Fest mit einem früh 9 Uhr eröffneten Sängertag. Hagesgeschichle. Berlin. Laut den neuesten Gasteiner Meldungen wurde erst am Sonnabend Nachmittag das Neise- 48. Jahrgang. Programm des Kaisers Wilhelm endgiltig festgesetzt. Die Abreise von Gastein erfolgt am 7. August, Nach mittags halb 2 Uhr. Von Lend setzt der Kaiser mit einem Separat-Hofzuge um 3 Uhr 30 Min. Nach mittags die Reise nach Salzburg fort. Die Ankunft dort erfolgt 5 Uhr 30 Min. Nachmittags. 6 Uhr Abends findet im Hotel de l'Europe, dem Absteige- Quartier des Kaisers, ein Diner statt. Am 8. Aug., Vormittags 9 Uhr 30 Min., setzt Kaiser Wilhelm die Fahrt nach Ischl fort, woselbst er 12 Uhr Mittags anlangt und im „Hotel Kaiserin Elisabeth" Logis nimmt. Am 9. August, Nachmittags 4 Uhr, erfolgt die Weiterfahrt über Hof nach Schloß Babelsberg. Bom Rhein. Innerhalb der letzten 14 Tage ist die Figur der Germania des Nationaldenkmals auf dem Niederwald vollständig aufgestellt worden. Gleichzeitig damit sind auch bereits die vier mächtigen Kränze, die Palmenzweige und die Schrift am oberen Theile der Architektur befestigt. Die Figuren, die nunmehr aufgestellt werden sollen, sind die Figuren „Krieg" und „Frieden". Frankfurt a. M. In dem Prozesse gegen die Abgeordneten Frohme und Geiser wegen Mißbrauchs ihrer Eisenbahnfreikarten erkannte das Gericht vorgestern Abend auf Freisprechung. Wenn auch eine objektive Schädigung der Eisenbahnverwaltung vorliege, da die Angeklagten das fragliche Gepäck nicht hätten zur Be förderung aufgeben dürfen, so habe das Gericht doch gleichwohl die volle Ueberzeugung von der rechts widrigen Absicht der Angeklagten nicht gewinnen und bei dem obwaltenden Zweifel nicht anders erkennen können. Oesterreich. Im böhmischen Landtage hat am 28. Juli vr. Rieger seinen Wahlreformantrag begründet, worauf derselbe mit allen Stimmen gegen die der deutschen Abgeordneten einer aus 15 Mit gliedern bestehenden Spezial-Kommission zugewiesen wurde. Zur Sitzung hatte sich ein zahlreiches Publikum eingefunden und waren die Abgeordneten nahezu voll zählig erschienen. Riegers Ausführungen, die in dem Satze kulminirten, daß durch die von ihm beantragte Wahlreform kein Recht der Deutschen verkürzt werden solle, daß keiner der beiden Volksstämme in Böhmen eine Hegemonie-Berechtigung habe und daß eine Ver ständigung zwischen denselben emtreten müsse, wurden von der Linken mit großer Ruhe, von der Majorität dagegen mit demonstrativem Applaus ausgenommen. England. Den Engländern geht allgemach immer klarer die Erkenntniß auf, daß sie mit ihrem Wider spruch gegen das Suezkanal-Abkommen eine Dummheit von ganz ungewöhnlichem Unifange be gangen haben. Handelsherren und Rheder waren es, unter deren Hochdruck die öffentliche Meinung gegen die Vorschläge des Herrn von Lesseps aufgewiegelt wurde, und nun muß ein Schisisherrn-Organ, die „Shields-Gazette'" die durch die Ablehnung des Ver trags geschaffene Situation mit folgenden Worten be leuchtet: „Herr von Lesseps bleibt, was er war, der Diktator unserer Route nach Indien, der alle die un geheure Gewalt eines Monopolisten handhabende Hüter des Kanals. Die Handelsintereffen des Landes haben durch die Verwerfung des Regierungsprojektes mehr verloren, als die Negierung durch dessen erzwungene Zurückziehung verloren hat". Italien. Die Zahl der Opfer an Menschenleben, welche das Erdbeben von Ischia (s. vor. Nr.) ge fordert hat, wird auf mindestens 3000 geschätzt. Ein unbeschreibliches, dumpfes Getöse begleitete das Erd beben; große Wolken verdüsterten den Himmel. Ueber- all hörte man Angst- und Entsetzensrufe. Alles eilte dem Meere zu, nach Barken und Kähnen. Im Theater in Casamiccola brach während der Vorstellung, veran- anlaßt durch einen infolge des Erdbebens herabgestürzten Kronleuchter, Feuer aus. In Neapel sieht man über all Verwundete, da viele neapolitanische Familien auf i