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ls Jahr«. Erscheint: »glich früh 7 Uhr. Inserat« rdr» angenommen: iLbendSÜ.Toim» ,» bi« Mittag» 1» Uhr: tartenstraße 1t. »zeig. intW^Slatt^ den eine erfolgreich« Verbreitung. U»flag«: !L,000 Skrmpla«. Dienstag 7. Angnft 1866 Abonnement: Vierteljährlich 2tt Ngr. bei iinentgcldlicher Lie ferung in'« Hau«. Durch die Königl. Post vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummern 1 Ngr. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile 2 Ngr. n»d UiDvlHm« der Herausgeber: Likpslh Neilhardt. — Verantwortlicher Redacteur: Julius Neilhardt» Dsesd-N dm 7. August. — Glaubwüudigen Nachrichten zufolge hat sich der königl' sische Hof vor wenigen Tagen von der Villa bei Regens- nach Hitzing bei Wien begeben, um ferneren Aufenthalt löst zu nehmen. — Der Herr Graf Hohenthal, königl. sächsischer Gesandter t Berlm, ist vorgestem Abend auf der Böhmischen Bahn hier »jeder eingetroffen. Bekanntlich reiste er vor mehreren Tagen n hier in das königl. preußische Hauptquartier in Nikolsburg, r Herr Gesandte ist nur in Wien gewesen und bereitet sich vor, an dem demnächst zu eröffnenden Friedenskongreß zu lin das Königreich Sachsen zu vertreten. Einem Gerücht Folge dürste ihm a s militärischer Bevollmächtigter der königl. sische Generalmajor v. Fabvice beigegeben werden. — Bogumil Dawison, der Proteus der deutschen ühne, geht zu Gastspiel nach Amerika und schifft sich schon en II. d. M. in Bremen ein. Seit länger denn acht Jahren man ihm schon von Newyork aus glänzende Anträge ge lt, da man die feste Ueberzeugung hegt, daß nur ein so er Name fähig ist, das Hau- bis auf den letzten Platz M füllen. Herr Dawison geht, von seiner Gemahlin begleitet, ch Newyork und wird dort fünf Monate verweilen. Man herte ihm schon früher für diese Zeit 40,000 Dollars zu, cheS Honorar auch leicht gewährt werden kann, da große, neuerbaute, schöne Theater eine Tageseinnahme von sOO Dollars liefert. Ihm wurde die Hälfte jeder Einnahme etragen und so könnte ihm diese Zeit, wenn er jeden Monat 20 Mal spielt, eine Ausbeute von 80,000 Dollars ge. ähren. Herr Dawison hat sich in Allem freie Hand vorbe llten und wird erst nach seiner Ankunft verfügen. Man ver- ngt ihn dringend nach anderen Städten; vielleicht geht er später auch nach dem Süden und auf dem Retourweg nach London, wo er in Betreff eines Honorars schon selbst ein klei ne- Ealiformen finden würde. So ist es denn wieder deutsche Kunst und deutsches Wissen, was jenseit des Meeres den alten Ruhm vermehrt, der unser Erbtheil ist und währt trotz allen Stürmen der Zeit. — Unser verehrter Hofopernsänger Tichatscheck hat von Sr. Majestät dem König von Schweden in Anerkennungseiner künstlerischen Leistungen und zwar bei Gelegenheit seines Ge burtstages am 11. Juli die Dekoration: t.illkris et Xttidus «halten. Bekanntlich gastirte Herr Tichatscheck mehrere Monate uuf der Hofbühne zu Stockholm, wo er nicht nur einige neue Opern in Scene setzte, sondern auch in selbigen die Hauptpar- Ihieen mit einer Anerkennung sang, die seinen Nus von Tag zu Tag mehrte und allen größeren Zeitungen des Landes Ver anlassung gab, seiner rühmlichst zu gedenken. — Der Ertrag einer Sammlung für verwundete und kranke Svldatrn, veranstaltet in dem land- und sorstwirthschaft- lichen Vereine zu Buschhausen bei Reinhardsgrimma, durch dessen Vorsitzenden Herrn Or. Schulze-Hausdorf im Betrage von lo Thlr. 11 Ngr., woran 4 Thkr. für die Hinterlaffenen im Kriege ge fallen« Sachsen bestimmt, wurden uns gestern zur Weiterbe förderung übergeben, was wir hierdurch dankend acceptiren. — Am Sonntag Nachmittag passirte ein aus Böhmen kommend« Extrazug die Marienbrücke, der in ungefähr 40 be deckten Güter- und Personenwagen die «sie aus dem Kriege heimkehrende preußische Mannschaft und außerdem einige Ge päck-, vi« Feldpost- und z vei Eisenbahnpostwagen führte. Lo komotive und Wagen waren mit grünen Bäumchen geschmückt. Gegen Abend und gestern folgten noch mehrere dergleichen Züge. — Am vergangenen Sonntag Nachmittag trafen auf der Böhmischen Bahn die im königl. preußischen Hauptquartier zu NikolSburg befindlich gewesenen Beamteten des königl. preußi schen Kriegsministeriums und d« Feldintendantur hier ein und fuhrm ohne Aufenthalt von hi« nach Berlin. — Das königl. preußische Feldhauptlager wird in drei Eisenbahnzügen mit je über 100 Achsen aus Böhmen durch Dresden zurück nach Berlin befördert werden. Bereits gestern wurde ein solcher Zug erwartet, die beiden anderen sollen heute und morgen Nachfolgen. — In dem Krankenhause hat gestern Morgen ein Maurer au» den Trachenbergen Aufnahme gefunden, der in der voran gegangenen Nacht zwischen Pieschen und Neudorf bei einem Exceß, an de« auch kgk. preußische Soldaten Theil genommen, v-n einem derselben lebensgefährlich verletzt worden sein soll. — Die Zeit d« Vogelwiese und mit ihr zum Theil auch die der sonstigen Gesellschaft»»- und Familien-Vogelschießen ist hinter uns. Wie sehr verschieden war sie mit der der früheren Jahre! Wo sind sie diesmal geblieben, die Akrobaten und saure Gurken-Ankäufer, die Niesendamen und Vratwurstbuden, die Affentheater und Lieüesspiegel, die Zauberkünstler und Würfelbuden? Wo kröhlten diesmal die Preßnitz« Nachti gallen, wo flöteten die italienischen Leierkästen? Alles dieses hatte die allgewaltige Hand des Schicksals verscheucht. Statt der Wallfahrer nach der Vogelwiese zogen die Schanzen tag täglich große Massen Arbeiter oder Neugieriger an sich. Statt de Schießübungen mittels Bolzen nach dem Aar in blauer Lust aus hoher Stange, übten sich die Krieger dort in ihrem ernsten Handwerke. Und welche schmerzlich empfundene Ver änderung hat der Wegsall der „großen Woche" in dem Haus halts-Etat so mancher armen Pfefferkuchen- oder Wurst- und Semmell.-Verkäuferin hervorgebracht? Sie, die durch den damit erzielten Verdienst vielleicht den ganzen Jahres-Miethzins gedeckt sah, trauert jetzt nicht nur um diesen, sondern überhaupt um jeden anderen Erwerb. Der vielen Hundert Hände, welche sonst bei diesem weitbekannten Volksfeste Arbeit und Erwerb gefun den, nicht zu gedenken. Mit einem Worte, der diesmalige Weg fall d« „großen Woche" hat nicht nur in den Annalen der Vogelwiese eine leere Stelle erzeugt, sondern auch bei vielen Gewerbs- und Verkaufsleuten schmerzliche Neminiscenzen zurück gelaffen. Doch wird mit der Wiederkehr geordnet« Zeitoerhält- niffe der erlittene Ausfall hoffentlich bald vergessen sein. — Am gestrigen Vormittag wurde ein junges Mädchen aus Vorstadt Neudorf aus den Fluthen der Elbe gezogen, in dmm sie am vergangenen Sonntag Abend den Tod gesucht und gefunden hatte. D« Anlaß zu diesem Selbstmord ist un bekannt. D« Leichnam wurde polizeilich aufgehoben. — — Von der Forststraße aus wurde vorgestern ein Kutsch« in die Diaconiffenanstalt gebracht. Derselbe war dort auf der Straße in seinen: Blute liegend ausgefundm worden. Infolge plötzlich überkommen« Krankheit soll er vorh« von seinem Wagen herabgestürzt sein. — — Wie aus dem heutigen Inserat zu «sehen, fand gestern die Eröffnung einer Filiale der Sächsischen Bank in Chemnitz statt. Der Vicepräsident der Bank, Herr Geh. Kammerrath KaSkel, ist in Begleitung des Herrn BankdirectorS zu diesem Zwecke gestern nach Chemnitz gereist. — Das „L. T." schreibt: Vor einiger Zeit meldete die N. Allg. Ztg., daß in den sächsischen Beamtenverhältniffen bald eine durchgreifende Aenderung durch Preußen eingeführt werden würde. Ein Anfang ist nun gemacht worden. Die Zoll- und Steuerdirection in Dresden, die Hauptzoll- und Hauptsteuer ämter, bei denen sich preußische Controleure befinden, endlich die Salzverwaltungsbehörde sind unter preußische Mitverwaltung, wmn nicht Leitung gestellt worden. — Ein Soldat der braunschweigischen Artillerie, welcher die Wache auf einem der Wagen gehabt hatte, wurde am Sonnabend Abend bei der Ankunft des Transports in Leipzig vermißt Auf telegraphische Anfrage langte die Mittheilung an, daß d« Mann zwischen Stumsdorf und Halle herabge stürzt sei und daß ihm die Näder beide Beine zerfahren haben. — Wir erhalten Mittheilung von einem in Chemnitz am 5. August verübten großen Diebstahl von Goldsachen und wol len zur Vorsicht desjenigen Theiles unserer Leser, der sich mit dem Einkauf derartiger Pretiosen befaßt, nicht unterlassen, hierauf besonders aufmerksam zu machen. ES wurden nämlich gestohlen: 8 Stück lange goldene Uhrketten, theils Panzer- und Stiftketten; 16 Stück kurze Panzer-, Stift- und Blätterketten; 16 Stück goldene Armbänder, theils glatt, theils mit schw. Steinen; 180 Stück Ringe, theils Siegel- mit blauen, rothen, grünen und weißen Steinen, Damensiegelringe deSgl. mit sol chen Steinen, massive mit Goldplatte und 8 Stück darunter mit d« Gravirung: Gott schütze Dich; 12 Stück verschiedene Herrennadeln; 4 Ningetuis mit Porzellanstäbcn, jedes zu 30 Ringen; ein dergl. zu 64 Ringen; 30 Paar glatte goldene Boutons. — Aus Wien enthält das „Dr. I." eine Zuschrift vom 27. Juli, worin die Bitte ausgesprochen wird, zu vermitteln, daß den im dortigen Hospital (Theresianum) liegenden verwun deten und kranken Sachsen, deren Zahl gegen 400 betrage, „von Seiten mitfühlender Landsleute" eine Sendung guter Cigarren zugehen möchte. Die lieben Wiener hätten zwar große Vonäthe in diesem Artikel zur Disposition gestellt, aber die Qualität sei der Art, daß selbst „die in Stützengrün ge- bornm sächsischen Soldaten dieselben nicht vertragen können." — Wir brauchen Diesem wohl etwas Weiteres nicht beizufü gen, um uns überzeugt zu halten, daß diese Bitte unserer Landsleute Gewährung finden wird, zumal der eingetretene Waffenstillstand und die geregelteren Verkehrsoerhältniffe auch die Schwierigkeiten d« Zusmdung bedeutend «leichtern. — Vorgestern Nachmittags 4 Uhr fand die feierliche mi- litairische Beerdigung des im Cadettenhause an seinen Wunden verstorbenen Feldwebels Knauthe von der 1. Jnfanteriebngade auf den weitm Neustädter Kirchhof statt. Unter dem sehr zahl reichen Publikum, welches sich dazu eingefmiden hatte, wurde d« durch sein wohltätiges Wirken geachtete Oberstleutnant v. Witzleben als einziger Offizier bemerlt. — Am 4. dies. Monats, Nachmittags, war der städtische Armenhausaufleh« Röder in Wurzen im Begriff, eiren um- grabenen Baum neu abzusteifen und hatte zu diesem Zw " eine an denselben gelegte Leit« bestiegen. Es brach ab« die Leiter zusammen und Röder stürzte dergestalt auf die Grund« mau« und Bausteine einer Wafferschleuse, daß ihm die Hintere Kopfhaut losgeschlagen und daS Rückrad verstaucht ward, und er an diesen Verletzungen die Nacht darauf seinen Geist auf« gab. Der Verunglückte stand in gutem Rufe, hint-rläsit eine Frau und eine Tochter. — Den Bonvivants und Gutschmeckern diene zur Nach richt, daß vor einigen Tagen in Epernay die Besitzerin de» berühmten Champagnerhauses, die „Veuvo Lliquot'' verstorben ist: Veurv Lliquvt est morte, vive Olitjuot! — — Ein arbeitslos« Schuhmacher aus der Lommatzsch« Gegend trieb seit mehreren Tagen in hiesiger Stadt die durch die Leichtgläubigkeit des Publikums vielfach unterstützte Indu strie, daß « „als ein bei Koniggrätz verwundeter königl. sächs. Jäger" bettelte In der vorvergangenen Nacht aber, wo er unt« dnselben Firma in ein« hiesigen Schänkwirthschast auf- tauchte, wurde ihm von der Polizei sein Handwerk gelegt — Im Zittauer Lazareth sind folgere verwundete Sach sen: 1) Bau«, Emil, aus Leisnig, 10. Jnfantenrbat. 2. Comp , Fleischwunde an der rechten Hüfte und linken Wade; 2) Schierer, Gustav, aus Oberstützengrün bei Eibenstock, 5. Jnfanteriebat. 5. Comp, Schuß durch den rechten Fuß, Ver letzung de- Fersenbein»; 3) Wachmann, Bruno, aus Stollbery, 2. Jnfanteriebat. 1. Comp., Schuß durch die rechte. Backe mtt Verlust zwei« Backenzähne. Dahingegm ist d« königl sächs. Soldat Ernst Leckscheid aus Mockritz bei Nossen, 11. Jnfante riebat 2. Comp., Schuß durch die Außenseite des linken Ober schenkels ohne Knochenverletzung, Ende vorigen Monats aui» dem Lazareth nach Bertelsdorf bei Herrnhut in Privatpflege übergegangm. — Eine aus Dresden datirte Correspondenz d« „Köln. Zeitung", welche sofort in mehrere sächsische Blatt« überge- gangm ist, enthält u. A. die Mittheilung, daß von Seiten Preußen« „von den sämmtlichen sächsischen Städten erhebliche Contributionen ausgeschrieben werden sollten". — Auf Grund eingezogener Erkundigungen kann das „Dresd. Journ" ver sichern, daß hierorts an maßgebend« Stelle von ein« derarti gen Maßregel Etwas durchaus nicht bekannt ist. — Zwischen Preußen und Sachsen stehen noch besondere Friedensvnhand- lungen bevor, indem in den zwischen Oesterreich und Preußen vereinbarten Friedenspräliminarien wohl die territoriale Inte grität des Königreichs Sachsen stipulirt, alles Weitere aber der speciellen Vereinbarung zwischen Preußen und Sachsen Vorbe halten worden ist. — Im verflossenen Monate Juli wurden 360 Kranke im Stadtkrankenhaus« aufgmommen, incl. des vom Juni ver bliebenen Bestandes 595 verpflegt. Davon wurden entlasse» 304, es starben 47 (incl. 3 sterbend und 1 todt Urberbrach- ter) uud verblieben 244 Kranke in Behandlung. In den Monaten Juni und Juli sind 10 Oesterreich«, 90 Preußen und 31 Sachsen als krank und verwundet ausgenommen wor den. Davon wurden entlassen: 1 Oesterreich«, 46 Preußen und 15 Sachsen; es starben 2 Oesterreich« und 7 Preußen, und verblieben 7 Oesterreich«, 37 Preußen und 16 Sachsen. Zahl d« Verpflegungstage: 7980. Tage-K«schtchte. Oesterreich. Wie die Wiener „Presse" vernimmt, läßt der Verlauf der Unterhandlungen mit Preußen hoffen, daß der definitive Abschluß des Friedens in den allernächsten Tagen erfolgen werde. — Sicherer« Vernehmen nach werden unmittel bar nach dem nahen Abschlüsse des Friedens die Arbeiten zur Erledigung der LerfassungSfrage genau dort wieder ausgenom men werden, wo sie beim Beginn des Krieges abgebrochen »er den mußten, und steht demgemäß zunächst die Wiedereinbrrufung des ungarischen. Landtags bevor. Preußen Die „Nordv. Allg. Ztg." bringt in ihr« Nummer vom 4. August zum ersten Mate dir Rubrik „Nord deutscher Bundesstaat". In derselben theilt sie Amtliches (auS Preußen), dann Nachrichten aus Weimar, Dresden, Hannover und Frankfurt mit. — Der DivisionS - Kommandeur General- Leutnant von Clausewitz, ist auf dem Kriegsschauplatz an der Cholera verstorben. — Graf Bismarck wird, wie es in der „Köln. Ztg." heißt, nicht zum Herzog von Lauenburg, sondern zum Fürsten Bismarck ernannt werden. — Der König ist am 4. August Abends, empfangen von den in Berlin anwesenden Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften, von den Spitzen der Civil- und Militärbehörden, von den Ministern rc., unt« end losem Jubelruf der Berliner Bevölkerung aus dem Hauptquartier nach Berlin zurückgckehrt. In Görlitz fand ein Diner von 45 Gedecken statt. Außer den königlichen Prinzen befanden sich in der Begleitung der Herzog von Ujest, der Ministerpräsident Graf Bismarck, der Kriegsminister v. Roon, die Generäle v. Boyen, v. Alvensleben, v. Mottle, v Podhielsli, das Civil- und Mi st. die MüttarbevoLmäckn