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Dresdner Journal : 12.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189901128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990112
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-12
-
Monat
1899-01
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 12.01.1899
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Ich deutfchen Pvftanslalien Vierteljährlich S Marl; außer halb de« Deutfchen Reiche« Haß» und Slempeljufchlag Etnzelne Nummern: 10 Pf. Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der So»n- und Feiertage abends. Fernspr -Anschluß:Rr 1S9S. Vres-mr MMMl. Anküudt»u«»»,rb»tren: Für den Raum einer arspal- »ruen Zeile kleiner Schrift 20 Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile so Pf Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Sünigliche Exvedition des Dresdner Journal- Dresden, Zwingerstr. 20. Fern spr -Anschluß: Nr 1285. ^9 1899. Donnerstag, den 12. Januar abends. Amtlicher Teil. E« Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Oberschaffner I. Klasse bei der StaatSeisen- bahuverwaltung Silbermann in Reichenberg das Albrechtskreuz zu verleihen. Bekanntmachung. Die am 24. Juni 1837 verstorbene Witwe des Geheimen Registrators Gräfe, Frau Sophie Dorothee verw. Gräfe geb. Körnig, hat in ihrem am 10. Juli 1834 errichteten, am 25. Juni 1837 vor dem vormaligen Justizamte Dresden publicierten Testamente ein Kapital von 24000 M , welches infolge eines am 19. Juli 1834 von der Erblasserin errichteten Kodizill- auf die Summe von 58693 M. 2 Pf. vermehrt worden ist, mit der Bestimmung ausgesetzt, daß die nach Verlauf eines Jahres, von ihrem Todestage an gerechnet, er wachsenden Zinsen dieses Fonds zu gleichen Teilen an sechs durch das Los zu bestimmende eheliche Kinder, Enkel, Ur- oder Ururenkel ihrer Geschwister oder der Geschwister ihres obengenannten Ehegatten, welche noch nicht das 14. Lebensjahr erfüllt haben, verteilt werden sollen. Die zur Perception Gelangenden bleiben nur zwei Jahre nach einander im Genüsse, können aber in der Folge, wenn keine anderen Interessenten vor handen wären nochmals und nach Befinden mehrere Male durch das LoS auf die gleiche Zeit in den Genuß dieser Zinsen treten. Da nun im laufenden Jahre die 31. stistungS- mäßige Verteilung der Zinsen des Stiftungs vermögens auf die Zeit vom 24. Juni 1898 bi dabin 1900 vorzunehmen ist, so werden die Eltern und Vormünder aller nach obigen Bestimmungen zur Perception mehrerwähnter StistungSzinsen Berufenen hierdurch aufgesordert, ihre Kinder und Pflege befohlenen bei dem unterzeichneten Ministerium mit Beibringung der erforderlichen Legitimation baldigst und längstens den 12. Jvui 1899 schriftlich anzumelden, unter der Verwarnung, daß diejenigen, welche bis dahin nicht angemeldet, oder nicht ausreichend legitimiert würden, zu dem Losung-- termine nicht zugrlassen und bei der Verteilung der betreffenden Gelder nicht berücksichtigt werden sollen. Zu der unter Leitung de- Justizrats Recht- anwalts und Notars vr Zerener in Dresden statt- findenden Verlosung selbst ist der 29. Juni 1899 anberaumt worden, an welchem Tage die Eltern, resp. Vormünder der angemcldeten und legitimierten Per ci pienten vormittags 10 Uhr im Gebäude der Dresdner Kaufmannschaft Ostra-Allee Rr. 9 -art. zur Losung entweder in Perfon oder durch gehörig legitimierte Bevollmächtigte sich einzufinden haben. Für die im Verlosungstermine Außenbleibenden wird durch eine hierzu beauftragte Person gelost werden. Eltern bez. Vormünder, welche vom Erfolge der Verlosung keine Nachricht erhalten, haben anzu nehmen, daß ihre Kinder bez. Mündel keinen Gewinn erlangt haben Dresden, am 9. Januar 1899. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. vou Seydewitz. Auerbach Bekanntmachung, Seit dem 1. Januar diese- Jahre- ist ein dritter Nachtrag zum statistischen Warenverzeichnisse und zum Verzeichnisse der Massengüter in Kraft getreten, der bei jeder zu Zollabfertigungen befugten Amtsstelle in einem Exemplare zur Einsichtnahme feiten de- Publikum- ausgelegt ist oder bereit ge halten wird. Dresden, am 9. Januar 1899. Königliche Zoll- und Steuer-Direktion, vr. Löbe. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentliche« Dienste. JmErschäft-beretchedr-Mtntftertum-derFinanie«. Bei der Berg- und Hüiten-Berwaltung sind ernannt worden: Oehmichen, zeither Bergingenieur, al» Assistent sür Geologie bei der Bergakademie zu üreibrrg; Funke, zeuher Eeschirrschreibrr und Brandlontroleur, als Malereilagerhalter, Deroche, zeither Brandsortirer, al- Geschirrschreiter und Brandkontroleur, Thronick, zeither Sortirgedälse, al» Brand- sortirer, Behnisch, zeilher Lagergrhülse, al« Sortir^ehülse bei der Königl. Porzellanmanusaktur zu Meißen. I« Geschäftsbereiche «es «tntftertnms de» Knltn» und-ffentliche« Unterricht». Erledigt: die dritte ständige Lehrerstclle in DitterSdors. Kollaior: das König! Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts Gehalt 1200 M bei freier Wohnung im neuen Schulhaule. Bewerbungsgesucht sind bi- zum 28 Januar an den Königl BezirkSschulinspektor Echulrat Dachselt in Chemnitz einzureichen. — Zu besetzen: nach zu erwartender Genehmigung der obersten Schulbehörde die neu- errichlete vierte ständige Lehrersielle an der Schule zu Heidenau bei Pirna. Kollator: dar Königl. Ministerium de- Kultus und öffentlichen Unterricht- zu Dresden Die Stelle gewährt außer freier Wohnung oder 2L0 M Wohnung»- entschädigung ein jährliche- Einkommen von 1200 M., welche» biS zu einem Höchstgehalte von 2500 M ansteigt Gesuche sind an den Kollator zu richten und mit den erforderliche» Beilagen bi- zum 26. diese- Monat- an den Königl Bezirk»- schulinsvektor Schulrat Lehmann zu Pirna ernzureichrn; — die zweite ständige Lehrerstelle an der sech-klasfigen Bolktschule in Altmügeln b Mügeln (Bz Leipzig). Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1200 M Grundgehalt, S6 M anteilige- Honorar vom Fortbildungsschulunterrichte, 1K0 M Wohnungsgeld. Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher Prüfung-- unv Amt-sührung-zeugniffe bi- zum »1. Januar bei dem Königl. BezirkSschulinspektor Reil in Oschatz einzu reichen; — die Lehrerstelle in Löbenhain bei Limbach Kollaior: die oberste Schulbehörde Da- Einkommen beträgt bei freier Wohnung und Gartengrnuß 1000 M Behalt, 200 M im v rau» gewährte AltrrSzulage, 72 M für den Foribilk>ung4schuluuterriLt, 8ü M Feuerung-entschädigung und eventuell 72 M. au die Frau de« Lehrers sür den Unterricht in weiblichen Handarbeiten BewerbungSgesuche nebst den er forderlichen Beilagen sind bis 28 Januar an den Königl. BezirkSschulinspektor Schulrat Richter in Chemnitz einzureichen Nichtamtlicher Teil. Tie „Fleischnot"-Tebatte. Wie zu erwarten war, hat die Interpellation über die vom Hrn Reichskanzler veranstaltete „Fleischnot"- Enquete neue sachliche Ergebnisse nicht gezeitigt. Nachdem diese Angelegenheit von allen Leiten so auSgiebig wie nur möglich erörtert und auch der Standpunkt der Regierung bekannt geworden war, konnten die Reichstagsverhandlungen darüber in der Hauptsache nur Wiederholungen und Bestätigungen deS bisher Gesagten bringen. Gleichwohl hat die „Fleischnot" Debatte ihr Gutes gehabt. Wir glauben zwar nicht, daß die noch immer betriebenen Agita tionen zu Gunsten unbeschränkter Vieheinsuhr nun mehr enden werden, allein die AuSsichttlosigkeit der selben ist jetzt vor dem Lande klargestellt und das Verharren der Regierung auf dem Boden der natio nalen Wirtschaftspolitik auch hinsichtlich deS Vieh- seuchenschutzes ist authentisch zum Ausdrucke gebracht. Auch in anderer Beziehung waren die „Fleischnot" - Verhandlungen von Interesse und von besonderem Werte namentlich für unsere nationalen Produltlv- stände, denn es hat sich gezeigt, daß die „Agrarier" denn doch nicht so schlimme Menschen sind, wie sie in der freihändlerischen Presse geschildert werden, sondern daß sie an dem Grundsätze „Leden und Lebenlassen" festhalten. Gewiß hat der Einfluß der Fraktionen dazu beigetragen, daß der Ton der Interpellation sowie deren Begründung vollständig einwandfrei war, und eS ist jedenfalls als ein Gewinn im Jntcresse deS wirtschaftlichen Einvernehmens zwischen Handel, In dustrie und Landwirtschaft zu erachten, daß das Vor gehen deS Bundes der Landwirte, daS, wie bekannt, anfangs auf Widerspruch stieß, schließlich jedes agita torischen Beigeschmacks entkleidet worden ist. Diese Mäßigung wird der guten Sache der Landwirtschaft sowie auch dem Bunde der Landwirte nur nützen. Der Hr. Staatssekretär Graf v. Pofadowsky, der im Namen deS Hrn. Reichskanzlers die Interpellation beantwortete, gab einige bemerkenswerte Daten auS den bisher gesichteten Eingängen infolge der bekannten Umfrage über die Höhe der Vieh- und Fleifchpreise, über den Stand des Fleischbedarfs und über die Aussichten für unsere Fleischversorgung. Erschöpfend konnten diese Angaben nicht sein, da daS sehr reich haltige Material noch einer eingehenden Durchsicht unterliegt; doch schon aus dem allgemeinen Ueberblick geht hervor, daß man von „Fleischnot" auch nur mit einem Scheine von Berechtigung nicht sprechen darf. Wohl sind die Preise für Rinder und Rindfleisch in den letzten Jahren in einzelnen Gegenden eiwaS ge stiegen, dafür sind sie aber in anderen Gegenden stabil geblieben und sogar gefallen. Aehulich ist es mit anderen Fleischsorten, außer mit Schweinefleisch, das allerdings durchweg eine Preiserhöhung erfahren hat. Dabei darf aber nicht vergessen werden, daß diese Erhöhung vorau-gesehen werden mußte, weil die Schweinepreise vom Jahre 1896 einen ganz un gewöhnlichen Tiefstand erreicht hatten. Was die Viehzucht betrifft, so wird aus fast allen Gegenden eine erhebliche Zunahme derselben gemeldet, eine Zu- nahme, die im steten Wachsen ist. Somit mußte der Hr. Reichskanzler zu der Ueberzeugung gelangen, daß der gegenwärtige Stand der Viehproduktion zusammen mit der beschränkten Einfuhr vollauf für die Volks ernährung genügt Mit Nachdruck trat der preußische Landwirtschaft-minister Frhr. v. Hammerstein für Auf rechterhaltung deS Seuchenschutzes ein; er erklärte jedoch ausdrücklich, daß die Einfuhr nur im sanitären und veterinären Interesse, keinesfalls aber um eine Preissteigerung herbeizuführen, beschränkt werde. Da bei hob Frhr. v. Hammerstein hervor, daß Deutsch land mit derartigen Maßnahmen weit weniger schroff verfahre als da» Ausland, wo weit strengere Einfuhr verbote bestünden als bei uns. Daß aber eine strenge Handhabung der Seuchengesetzgebung im Jnlande wie im Auslande notwendig sei, ist das Urteil sämtlicher in Frage kommenden Organe dcs Reiches. Im übrigen bot die über die Bedeutung des Gegenstände- hinausgedehnte Debatte wenig Be merkenswertes, und es war wohl nur die Rücksicht auf die noch in der Rednerliste verzeichneten Fraktions- Mitglieder, daß der von der Rechten gestellte Schluß antrag — noch dazu auf Verlangen deS Hrn. Singer in namentlicher Abstimmung — abgelehnt wurde. Erfreulich war dabei das eine, daß sich daS HauS als beschlußfähig erwies, und daS ist in einer der ersten Sitzungen nach den Ferien eine seltene Er scheinung, die um so höher zu veranschlagen ist, als die „Fleischnott'-Dcbatte nicht allzu viel interessante Momente versprach und auch thatsächlich nicht auf- wirs. Eines dieser Momente war Hrn. Rickert zu verdanken, der in großer Entrüstung gegen die Aeußerung des Frhrn v. Hammerstein, daß die geg nerische Presse nationale Ziele nicht verfolge, wenn sie die Interessen des Auslandes vertrete und die Stellung der deutschen Regierung dem Auslande gegenüber schwäche, protestierte. Dieser Widerspruch forderte aber nur die Heiterkeit der Rechten und die entschiedene Erklärung deS Hrn. LandwntschaftS- ministerS heraus, daß er bei seiner Aeußerung be harre. Wirklich hat ja in dieser Frage, wie in Fragen der nationalen Wirtschaftspolitik überhaupt urd ebenso bei der Ausweisungsangelegenheit, die demokratische und sozialdemokratische Presse zum großen Teile mit mehr und weniger Gefliffei heit die Interessen de- Auslandes in den Vordergrund gestellt. Ties ist nun mit Recht einmal vom BundeSratstische unumwunden ausgesprochen worden. Im übrigen ist die Fleischnot-Debatte, der sich heute die erste Lesung der Militärvorlage anschließen wird, trotz gegnerischer Provokationen ruhig und sachlich verlaufen — wenn man von dem vorübergehenden Zwischenfall Rösicke-Stephan absieht. Auf der Linken hatte man gehofft, die „Agrarier" durch allerlei Spitzen „wild'^ machen zu können, aber der Versuch ist fehl- geschlagen. ES herrscht eben in den verschiedenen Kreisen des Reichstages, mit Ausnahme der Linken, das Bestreben, die vorliegende:» Aufgaben in Ruhe und Sachlichkeit zu erledigen und „parlamentarische Stürme" nach Möglich keit fernzuhalten. So wird hoffentlich die radikale Linke, die den Reichstag vielfach als Spielraum für Aufreizungen benutzt, diesmal schlechter als in der letzten Tagung abschneiden. In der Bevölkerung würde die entsprechende würdige Haltung des Reichs tages den besten Eindruck machen. Tagesgeschichtr. DreS-t«, 12. Januar. In den Paradesälcn des Königl. Residenzschlosses fand gestern abend dcr erste diesjährige große Hofball statt, zu dem 95«» Ein ladungen ergangen waren. An diesem Ballfeste nahmen Beide Königliche Majestäten, Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Georg, der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg, der Prinz Albert und die Prin zessin Mathilde teil. Ferner befanden sich unter den Festteilnehmern daS i_'orp8 «lixlomaticjuo und die Herren Staatsminister mit ihren Damen, Damen und Herren deS fremden und einheimischen Adel-, die Generalität und die Offizierskorps mit Damen, hohe Staatsbeamte, Vertreter der Kunst und Wissen schaft, der Finanz- und HandelSwclt :c. Die ersten Gäste erschienen kurz nach 8 Uhr. Die Versammlung derselben erfolgte im großen Ball saale und im Stucksaale. Eine Paradewache vom Königl. Gardereiterregimente war am Eingänge zur Gallerie in der II. Etage ausgetreten und erwies den Ankommenden die militärischen Honneurs. Ihre Königlichen Majestäten und die Durch lauchtigsten Prinzlichen Herrschaften erschienen H9 Uhr im roten Salon und nahmen die Vorstell ungen der neu angemeldeten Damen und Herren ent gegen Nach 9 Uhr traten die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften, umgeben von den Damen und Herren der Königl. und Prinzl. Hof- und Militärstaaten, in den Ballsaal ein. Nach einem halbstündig»n Cercle wurde der Tanz mit einer Polonaise in folgender Ordnung eröffnet: Ihre Majestät die Königin mit dem Königl. Preußischen Gesandten rc. Grafen Dönhoff, Se. Majestät dcr König -mit Freifrau v. Niethammer, Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Georg mit Frau Minister Schurig, die Frau Prinzessin Johann Georg mit dem Königl. Bayerischen Gesandten :c. Frhrn. v Niethammer, der Prinz Johann Georg mit Frau Kunst und Wissenschaft. Konzert. Da« dritte Konzert de« Hrn. Jean Loui« Nicods gestaltete sich durch die Mitwirkung de« Berliner Hofkapellmeister« Hrn Richard Strauß, der seine neueste Orchesterkomposition „Don Quixote" dirigierte, zu einem der anregendsten und eindruck«oollsten de« Winter«. Die Tondichtung de« zweitgenannten Musiker« bildet gleichsam die Fortsetzung zu „Till Eulenspiegrl« lustigen Streichen" unv könnte Veranlassung geben, das Wesen de« Humors in der Musik einerlei», und die Grenzen der instrumentalen Au«druck«fähigkeit und AuSdruck«- möglichkeit anderseit« in eingehendere Beleuchtung zu rücken In welcher, man möchte sagen, unerhört virtuosen Weise Hr. Strauß da« Orchester zu behandeln versteht, ist au« seinen früheren symphonischen Werken hinlänglich bekannt; im „Quixote" ist jedoch noch ein weiterer Ochrin in der geistvollsten Farbenmischung gethan. Daß diese überraschenden, völlig neuen instrumentalen Au-druckS- mittel (z. B in der drastischen Schilderung einer blökenden Hammelherbe) dem Hörer zunächst befremdend, zum Teil sogar chaotisch vorkommen, erscheint vielleicht nur natürlich Und ob man sich im Laufe der Zeit an solche, kaum von eine« Berlioz geahnten Orchesterrffekte gewöhnen, sie al« charakteristisch notwendig und klar faßbar betrachten wird, bleibt abzuwarten Jedenfalls haben wir aber in der artigen Wandlungen in den letzten Jahrzehnten zu viel Erfahrungen erlebt, al« daß die Vorsicht nicht geboten schiene, mit völligen Abweisungen wei«lich zu Hause zu bleiben Zweifellos hat Strauß für seine Werke von ungewöhnlichem, zum Teil geradezu kolossalem Inhalt Lu«druck«mittel und Au«druck«formen gesunden, die den Tondichtungen vollkommen entsprechend und in ihrer Art dnrchau« di« ursprünglich« Erfindung ihre« Autor« find Strauß und neben ihm Gustav Mahler sind zur Zeit wohl Vic Einzigen, oie va» Orcyrsier jo ooUpanvig »n der Gewalt haben, wie man c« gestern im Gewerbehausc hörte. Und doch, wie verschieden sind beide, da die Ton dichter in ihrer Orchestrierung al« Jndioivuen völlig auf gehen, jener in ungezähmtcr Leidenschaftlichkeit, dieser mit einer bemerkenswerten Zugabe von Philosophie und Welt- Überwindung Höchst geistreich und eigentümlich ist bei Strauß, zumal in seinem gestern gehörten, in Variationen form geschriebenen Werke, die gleichzeitige Verwendung von zwei oder mehreren Melodien Er bringt sie nicht nur melodisch zusammen und schafft durch ihre kontra- punktischen Beziehungen ncue, völlig unerwartete Har monien, er betrachtet Melodie und ursprüngliche Harmonie auch al« untrennbar und läßt so gleichzeitig mit ver schiedenen Motiven auch verschiedene Harmonien aus- einanderstoßen. Da» wirkt zuweilen hart und unvermittelt, aber niemal« unschön, so daß man dem „Harmoniekampfe" bi« zu seiner Lösung mit Genuß und doppeltem In teresse folgen kann Auf die verschiedenen Abenteuer und Situationen, in die der Komponist den „welt bekannten Helden" Don Quixote und seinen Diener ver wickelt zeigt, de« näheren einzugehen, würde den Rahmen dieser Besprechung übersteigen In den zehn musikalischen, ohne Unterbrechung sich folgenden Bildern erscheinen stet« dieselben, üderau« charakteristischen Hauptfiguren de« be rühmten spanischen Roman«, die nur in jedem neuen Abschnitte ein« der jeweiligen Begebenheit entsprechende thematische Veränderung und Umbildung erfahren Der Erfolg de« Werke«, dessen Wiedergabe da« höchste Maß von Leistung«sähigkeit nach technischer wie geistiger Seite bei den Au»sührenden voraulsetzt, war ein unbestrittener. Die« konnte nicht Wunder nehmen, da die regelmäßige Besucher der NicodS-Konzerte für da« Verständnis moderner Werke seit Jahren sozusagen systematisch heran, gezogen worden sind Hr. Strauß wurde wiederholt an da« Dirigentenpult zurückgerufen Wie groß übrigen« die Verwandtschaft der Straußschen Musik hmnchnrcy »yrrr ryylymrjlyen Vietfeuigkeit und harmonischen UrsptüngUchkett mit der Tonsprache eines Berlioz ist, zeigt die Ouvertüre zu „Benvenuto Cellini", die unter der geist- und temperamentvollen Leitung des Hrn. Nicodö eine hinreißende Wiedergabe erfuhr. Nicht minder klangschön und künstlerisch vornehm gestaltete sich die Vorführung des Rich. Wagnerschen „Siegsried-Jdyllt" und der bekannten symphonischen Dichtung „1,es Urötuckes" von Franz Li«zt Man hat da« ausgezeichnete Chemnitzer Orchester kaum je so einheitlich und abgerundet spielen hören, wie am gestrigen Abende Auch die hervorragendsten Solisten der Kapelle erwarben sich erneute und allseitige Anerkennung: die Herren Börner (Bratsche) und Mann (Violoncell) für ihre treffliche Mitwirkung in dcm Etrauß- schen Phantasiestück, und Hr Konzertmeister Franke für den technisch sicheren, stilgerechten und tonschönen Vortrag deS Bruchschen 6 moll-KonzerteS für Violine. U S Optik. Millionenfache Veryrößerungen will vr. Elmer Gates mit einem neuartigen, von ihm er dachten Mikroskope ermöglichen Die Nachricht wurde schon einmal kurz besprochen, aber von den Fachzeitschriften mit erklärlichem Zweifel hingenommrn Jetzt hat Gate« im „American monthly microscop cal Journal" einen aul- führlichrn Artikel über seine Entdeckung veröffentlicht, der zwar lange nicht genug sagt, um volle Sicherheit über den Wert der Entdeckung zu verbreiten, aber doch genug, um ein klare« Bild davon zu verschaffen Die Haupt- sacke bei dem neuen Mikroskope oder richtiger „Doppel- Mikroskop" besteht darin, daß au« einem einfachen Mikro skope da« Ocular herau«genommen wird und daß an dessen Stelle ein zweite« Mikroskop aufgesetzt wird, dessen Objekt in de» Brennpunkt de« entfernten Ocular« zu liegen kommt Auf dies« W«ise wird also da« in dem ersteren Mikroskope entstehende Bild durch da« zweite hindurch beobachtet Der Effekt diese, Maßnahme, die übrigen« unser«« Wissen« für di« d«utsch« Wiff«nschaft (wemgftcn» für mincralogifche Untersuchungen) nicht gan- unbekannt ist, giebt die Möglichkeit, stärkere Vergrößer ungen mit schwächeren Linsen zu gewinnen Wenn Gäte rn dem ersteren Mikroskope eine 1 Zoll Linse und im zweiten eine '/>, Zoll Linse als Objektiv und bei Gebrauch der kürzesten Tubenlänge ein zweizöllige« Lcular anbrachte, so erhielt er eine Längenvergrößerung von nahezu 10000. Also wird eine viel stärkere Vergrößerung mit schwächeren Linsen durch Verdoppelung des Mikroskop« erzeugt als bei einfachem Mikroskop mit den stärksten Linsen. E« kann gleich bemerkt werden, daß diese Thatfache die Herstellung starker Mikroskope bedeutend verbilligen würd«, da die kräftigsten Linsen die kostspieligsten sind E« lohnt nicht, die Ausführungen von Gates bis ins einzelne zu verfolgen; wir wollen un« mit der Erwähnung begnügen, daß er schließlich zu einer Längenvergrößerung von über -i Mill gelangt, die einer Flächenvergrößerung von über 12 Trillionen entspricht Da« grenzt nun völlig ans Un» glaubliche oder hat vielmehr die Grenze de« Glaublichen iaentlich schon überschritten Ein Einwand gegen die Wahrheit dieser Behauptung wird jedermann sofort in den Sinn kommen: zu solchen Vergrößerungen reicht da» durch ein Mikroflop gelangende Licht gar nicht mehr aus, damit der auf dem Tisch« de« Mikroskope« befindliche Gegen stand noch sichtbar sein könnte Da« giebt nun vr Gate« auch zu, er sagt aber, daß die photographische Platte lichtempfindlich genug sei, um ein so stark vergrößerte« Bild fefttuhallen Allerding« macht er den Vorbehalt, daß eine sehr starke Lichtquelle angewandt werde, daß da« benutzte Lich» cui ardig sei und daß die Wände der auf da« Mikroskop grsetzten photographischen Kammer voll kommen undurchl.issig für da« äuß re Licht seien; ferner muß die Anwesenheit selbst de« feinsten Stäubchen« ver mieden werdrn Unter Berücksichtigung dieser Bedürfnisse will er vorläufig den Erfolg gehabt haben, da« durch sein Mikroflop hindurchgesandte Licht auf da« Hundert- fache der Lichtstärke zu bringen, die man mit den bi«-
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