Volltext Seite (XML)
Diese- Blatt erscheint ttgltch Abend« »nd tk durch alle Post- anüaltrn de« 3»- »nd AnSlandr« j« beziehen. Dresdner Journal. Pret« sik da« Vierteljahr IX Lhlr. Zasrrtionlgebstb. re» fhrdrnRanw einer ßespaleenr» Zeil« » Pf. Herold für sächsische und deutsche Interessen. Redigirt von Karl Biedermann. Anzeigen aller Art für das Abends erscheinende Blatt werden bis 12 Uhr Mittag- angenommen. Inhalt. Biederman's fünfter Bericht an seine Wähler. — Die Aufhebung des Stempelpapier«. — Der Arzt und Geburt-Helfer al« Kommunalgardist. — Tagesgeschichte: Dresden: Ernennung; Versammlung der Eiseabahndirektoren; Feuer. Chemnitz: Adresse an die Nationalversammlung. Crimmitschau: Unruhe; Katzenmusiken. Au« OelSnitz: Der Bürgerverrin. Berlin. Flensburg. Hannover. Frankfurt. Wien. Mailand. Pari«. Stockholm. Petersburg. Bukarest. — Feuilleton.—Eingesrndetes. —GefchLftSkalrnder. — Ort«» kalendrr. — Anzekowmene Reisende. — In der Beilage: Die sogenannten Advokatrnsprcimina betreffend. — Lagesgeschichte: Aus dem Boigtlande: Gesundheitszustände. Fünfter Bericht an meine Wähler. Frankfurt, den 5.August 1848. Werthe Mitbürger! Sieben Paragraphen de- Entwurf- der „Grundrechte" sind nunmehr berathen und angenommen. Da- ist allerdings erst des Ganzen! Aber fürchten Sie nicht, daß die Berathung de- ganzen Entwurf- siebenmal so viel Zeit kosten werde, al- die ersten sieben Paragraphen. Der Anfang eine- solchen Werke- ist allemal das Schwerste; je weiter man darin vorschreitet, desto schneller geht e-, und so hoffe ich auch hier, daß die Versammlung sich bei der Erörterung der spätem Abschnitte kürzer fassen werde, al- namentlich bei der Be sprechung de- ersten Artikel-, der allerdings — Da- muß man zur Entschuldigung der langwierigen Debatten sagen — gerade eine der wichtigsten und zugleich schwierigsten Fragen unser- künftigen Staats- recht- betraf. Uebrigen- halte ich die auf die Besprechung der Grundrechte ver wendete Zeit keineswegs für eine verlorene. Vielmehr bin ich der Meinung, daß e- von höchster Wichtigkeit sei, das Volk über die Be deutung und den Werth der einzelnen dieser Rechte gründlich zu beleh ren, was nicht besser geschehen kann, als durch die Debatten selbst; ja ich schlage den Nutzen einer solchen Belehrung, wodurch jeder Para graph der Grundrechte sofort gleichsam in Fleisch und Blut de- gan zen Volke» übergeht, beinahe ebenso hoch an, al- die Feststellung der Grundrechte selbst. Denn was würden diese dem Volke helfen, wenn sie ihm ein Unverstandene- und Fremdes blieben? Darum bin ich auch entschieden dagegen, daß man die Berathung der Grundrechte über- Knie breche, wohl gar den ganzm Entwurf ohne Di-kusston annehme. Ich würde Da- auf- tiefste beklagen. Man sagt zwar: da- Volk sei ungeduldig, es wolle Resultat« sehen, «s werde alle- Vertrauen zu uns verlieren, wenn wir nicht bald ihm wenigstens e i n fertige- Stück Verfassung darböten. Aber Da- kann mich nicht in meiner Ansicht wankend machen. Wenn da- Volk so wenig Geduld hätte, daß eS lieber eine über HalS und Kopf in Bausch und Bogm angenommene Verfassung hinnehmen möchte, al- ein paar Wochen länger warten, so wäre es nicht werth, eine gute Verfassung zu erhalten, so würde eS beweisen, daß «S für die neue Freiheit und Selbstregierung, die ihm zu Lheil geworden, noch nicht reif sei. Man sagt femer: die Nationalversammlung solle die Berathung der Grund rechte möglichst rasch beendigen, um an die Feststellung der Grenzen der Reichsgewalt und ihre- Verhältnisses zu dm Einzelstaaten zu kommen, sonst werde der Sondergeist, der sich schon jetzt stark zu regen beginne, so übermächtig werden, daß dann nickt- Ordentliches mehr zu Stande käme. Dieser Grund hat Etwa- für sich; allein so viel Gewicht kann ich doch nicht darauf legen, daß ich um einer solchen Furcht willen ein Abbrechen oder Ueberstürzen de- Verfassung-werk,- ür räthlich halten möchte. Es ist wahr, der Sondergeist hat in der letzten Zeit an Stärke zugenommen und wird vielleicht hier und da noch mehr zunehmen; die scköne Zeit der allgemeinen, einmüthigen nationalen Erhebung, wo Alle- in dem einm Gedanken de- einigm, freim und mächtigen Deutschlands aufging, scheint für den Augenblick verschwunden zu sein, und wohl könnte man wünschen, daß sofort in jenem ersten Schwünge nationaler Begeisterung der Grund zu einer dauernden Einigung aller deutschen Staaten und Stämme gelegt worden wäre, welchen jetzt zu legen ungleich schwieriger erscheint. Jn- deß, auch darüber bin ich nicht so ängstlich, wie manche meiner Kolle gen es zu sein scheinen. Ich denke so: ist der nationale EinheitS- gedanke noch nicht so tief ins VolkSbewußtsein eingedrungen, um dm unseligen Sondergeist, der sich dem Allgemeinen nicht fügen will, mit der Wurzel au-zurotten, so Hilst e- gar wenig, den Letztem durch Ueber- rumpelung für den Augenblick zum Schweigen zu bringen, er wird doch wieder auftauchen, und ist e- wohl besser, wenn er in dem schon fertig gezimmerten Gebäude zu rumoren und an dessen Säulen zu rüt teln beginnt, al- wenn er während des Bauen- seine Tücken merken läßt, wo man wenigsten- gleich weiß, wie man mit ihm daran ist, und den Bau so einrichten kann, daß er dem schlimmen Feinde Widerstand zu leisten vermöge? Lassen wir also immerhin den Sondergeist, wo er nun einmal noch nicht erstorben ist, sich regen und zu Tage kom men, lassen wir un- dadurch nicht irren, sondem bauen wir ruhig und unverdrossen an unserm Werke fort, und vertrauen wir dem gesunden Volkssinne, der jene- bösen Geiste- doch zuletzt Meister werden wird! Je besonnener, je ruhiger, je gefaßter wir zu Werke gehen, desto mehr werden wir diesen gesunden Volk-geist stärken, desto mehr wird er sich in die neue Verfassung hineinleben, und dann soll es jenen Sonder lüsten wohl vergehen, den hehren Bau unserer nationalen Einheit und Freiheit mit frevler Hand anzutaften! Bin ich somit gegen jede unzulässige Uebereilung de-Verfassungs werk,- und vielmehr für ein ruhige-, gründliches, durch Nichts beirr te- Fortarbeiten an demselben, so wünschte ich doch ebenso entschieden einen raschem Fortgang dieser Arbeiten, al- bisher, und die Beseiti gung jeder unnöthigen Verlängerung oder Verzögerung derselben. Wie Die- zu ermöglichen sei, Da- ist der Gegenstand vielfacher Berathun- gen sowohl in der Versammlung selbst, al- in den einzelnen Klub- ge wesen. Auch unser Klub hat sich mit dieser Frage speciell beschäftigt. Einige- glaubt er zur Abkürzung der Verhandlungen beigetragen zu haben durch den von ihm ausgegangenen und von den andem Klub angenommenen Beschluß: daß in-künftigr die Mitglieder der einzelnen Klubs nur solche Anträge einbringen sollen, welche von ihren Klub genossen gutgeheißen und unterstützt worden sind. Dadurch wird sich die Zahl der Anträge bei den spätem Paragraphen der Grundrechte bedeutend verringern. Ein fernerer Vorschlag von un-, durch welchen wir auch die Zahl derjenigen Anträge zu beschränken hofftm, welche von den sogenannten Stegreifrittern, d. h. Mitgliedem, die sich zu kei ner Pattei halten, ausgehen, ward zwar vom Ausschuß für di, Ge-