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Ottendorfer Zeitung. It— --- 4! Erscheint Dienstag», Donnerstag» und Sonnabend» abend». Bezug, preis: monatlich qo ssfg.. Zweimonatlich so Pfg., vierteljährlich l,ro Mark. Einzelne Nummer w Pfg. O a Unterhaltungs- und Anzeigeblatt Wochenblatt und Anzeiger Neueste Nachrichten Bezirks- und General-Anzeiger y , o Annahme von Anzeigen bis spätestens Mittag» p Uhr der Erscheinung»»«,««. Preis für di« Spaltzeil« w pfg. z«ltra»b«n»,r und tatellarttcher Satz nach Iwseaderem Tarif. B«i wird«rh»l*ng«n preirermäßigung. 0 —- — a W wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Blöde". Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. 2». 94. Sonntag, den 8. August 1909. 8. Jahrgang. Klinder Alarm. In nächster Zeit erfolgt ein die Freiwillige Feuerwehr. Zur Vermeidung von Beunruhigung wird darauf hingewiesen. Ottenäork-Noriträork, den 4. August 1909. Der Gemeindevorstand. Vrrtlirhes und Sächsisches. Mtendorf-Dkrilla, den r. August,909. — Die gestern abend stattgesundene Gemeinde- Stützung wurde vom Gemeindeältesten Miß- eröffnet und als erster Punkt der TageS- f'dnung die am vergangenen Freitag in der Amtlichen Einwohnerversammlung abgesaßte Solution zur Verlesung gebracht. Zu dieser ^gklegenheit sprach sich Herr Lehmann dahin daß möglichst genau nach den Wünschen Einwohner zu handeln sei. Hierauf wurde "" eingegangenes Wafsergesetz zur Durchsicht ^gelegt, da» aber speziell nur sür Orte mit Wasserleitung in Fiage kommt. Betreffs der Arlesung der Acmeinderechnangen wurde der «»trag gestellt, daß dies, Iden entweder gedruckt geschrieben den Mitgliedern zur Verfügung stellt werden möchten, damit die einzelnen tunkte in Ruhe einer Prüfung unterzogen würden. Der Antrag wurde zur Abstimmung ^geschlagen und wurde mit 7 gegen 5 Stimmen "schlossen, dir Gemeinderechnungen nicht vor- j^ien, sondern daß dieselben den einzelnen Mgliedern gedruckt oder geschrieben zur Ein- M gegeben werden. Es kam dann zur Ver eng, daß die Kosten einer gründlichen ^Vision der Gemeindekafs-n sich auf jährlich ^k» Maik brlausen würden, handele es sich um einfachere Revision, würde eS nur 75 Mk. '°slen. Die Revision der Sparkasse würde sich ^s l00 Mark, bei einfacher Handhabung nur 5g Mark pro Jahr stellen. Hierzu wurde °urch H^rn Schulze der Antrag gestellt, daß Gemeinderechnungen auf 7 Jahre zurück ^geprüft werden möchten Nachdem hierzu Mr Angermann erklärte, daß doch die Un- bstm für die Gemeinde zu hoch seien, sich aber ^schieden« Mitglieder für die Nachprüfung gälten, wurde der gestellte Antrag des Herrn Schulze zum B schluß gefaßt. Der Sparkassen- Mern e,suchte hierauf den Gemeinderat doch ^ch di« Sparkasse in Zukunft mit nachprüfen >u lassen, da doch der CparkassenauSschuß eine gründliche Nachprüfung nicht aussühren könne. Greffs eines Zuschusses zu den Einquartierung«' '°sten wurde für diesmal abgesehen, da ja nur Dag in Frage käme. Ueber die Bausoche ^ller entspann sich eine längere Aussprache fressend die Tro'.toirfrage und die Abtrennung dazu gehörigen Land-s. Hieraus kam eine Mitteilung der Kgl. AmIShauptmannschast zur ^'rlesung, worin mitgeteilt wurde, daß eine Mchleuhung der Straße an der Gasanstalt ^1 notwendig sei. Die Herren Tamme und Egermann erklärten sich hierzu nicht ein- ^rstanden denn wenn jetzt die Beschleußung W geschaffen werde, dürste das später die "rmeinde auf eigene Kosten machen. Hierzu bürden die Straßenbaubedingungen zur Ver- 'sung gebracht und beschoß, der Gemeinderat " dieser Frage, daß wenn die Beschleußung ^4t geschaffen werde, später niemand von der °em,inde verlangen könne, daß diese Be- Aeußung dort schasse. Es wurde hierauf zur eines LchutauSschußmitgliedeS geschritten. ^» Vorschlag wurde Herr Tamme und H rr ^«iea geblockt. Gewählt wurde mit 7 gegen ' Trimmen Herr Tamme. Auf eine Anfrage Herrn Gaida, die ärztliche Untersuchung Schulkinder betreffend, wurde mitgeteilt, es dies Jahr infolge des Hinscheidenü Herrn Dr. Theurich und des Neueintretens Herrn Dr. Stolzenburg noch nicht an- üüngig gewesen sei, die Bestimmung hierüber ;abe der Schuldirektor und werde die Unter- uchung sicher nach den Ferien stattfinden Es wurde mitgeteilt, daß drei Mitglieder des Sparkassenausschusses ihr Amt niedcrgelegt haben und daher neu zu wählen seien. Hierzu wurde der Antrag gestellt, daß der gesamte Sparkassenauöschuh neugewählt werden möchte, da er doch kein Zutrauen mehr verdiene. Der Vorsitzende teilte hierauf mit, daß das mit in Frage kommende Mitglied zur Zeit nicht am Orte weile, also auch von den Vorgängen keine Kenntnis habe. In Vorschlag wurden hierauf olgende Herren gebracht: Hausdorf und Schulze aus dem Gemeinderate und Böheim, Barthel und Küttner aus der Einwohnerschaft. Ge wählt wurden die Herren Hausdorf und Schulze, owie Böheim und Küttner. Eine Steuer reklamation der Herren Wittig, Schäfer, Jüttner und Schulz bezgl Nichtgewährung des Vz Ab zuges bei den Schul- und Kirchenanlagen wird an den Parochialrat verwiesen. Das Gesuch des Waldarbeiters Hempel um Erstattung von Kosten di« gelegentlich eines Unfalles durch die Feuerspritze entstanden sind, wird den Feuerlösch- ausschuß zur Beschlußfassung überwiesen. Herr Lehmann will das Gesuch befürwortet wissen. Ferner wurde noch beschlossen, die Gemeinde vorstandsstelle zur Ausschreibung zu bringen. —* Ferienwanderungen und das neue sächsische Forst- und F-ldstrafgefftz. Die Zeit d r großen Schulferien ist da, und unsere Schuljugend zieht hinaus in Wald und Flur um sich an den Werken der Natur zu erfreuen und geistig und leiblich zu erholen. Die Bewegungsfreiheit ist aber durch das neue Forst- und Feldstrasgesetz vom 29. Februar 1S0S stark beschnitten worden. Es find hier folgende Paragraphen aus dem Gesetz hervorgehoben, welche von Eltern und Erziehern bei Wander ungen durch den Wald zur ganz besonderen Beachtung empfohlen sind, da die Eltern und Aufsichtspersonen sür die Kinder und Pflege befohlenen haftbar gemacht werden. Das Auslesen von Tannenzapfen und Eicheln, das Abbrechen von Zweigen nnd Tannenreisig, sowie das Pflücken von Blumen, Gras, Heidel- und Brombeeren oder anderer Bodenerzeugnisse, ist im Sinne des Gesetzes Forstdiebstahl. Sogar der Versuch d-S unerlaubten Wcgnehmens wird schon bestraft. Für den einfachen Forstdiebstahl schreibt das Gesetz eine Strafe von I bis 30 Mark vor, die bei Zahlungsunfähigkeit in Haftstrafe umgewandelt« wird. Die Bestrafung ist allerdings nur dann möglich, wenn seitens der Eigentümer ein Verbot ausgehängt ist, daß das Betreten ihres Besitztumes nicht erlaubt ist. Von diesem Verbote haben nun viele Wald- besttzer Gebrauch gemacht, und man findet oft den Eintritt in den Wald durch Verbotstafeln gesperrt. Am Rast- und Ruheplatz, auf fremden Wald- und Feldgrundstücken, ist das Liegenlafsen von P-pierresten. Eier- und Apfelsinenschalen tc. ebenfalls nicht erlaubt und wird mit einer Geldstrafe bis zu 60 Mk- geahndet Der unbefugte Gebrauch von Feld geräten, das Bemalen und Verändern von Wegweisern, Oriemierungstaseln, Bänken und Barrieren sind ebersalls wichtige Bestimmungen des neuen Gesetzes. Auch durch das un vorsichtige Gebühren mit Feuer, wodurch sehr leicht ein Wald- oder Grasbrand entstehen kann, hat der Uebeltäter strenge Strafe zu gewärtigen An dieser Härte des Gesetzes sind vor allem die Baumfrevler und Nalurwüster schuld und die Allgemeinheit hat darunter zu leiden. Wünschenswert wäre es, daß man die rohen Leute, die fremdes Eigentum und die Natur nicht schonen gelernt haben, nur mit Gefängnis bestrafen würde. Darum müssen wir die nötige Um- und Vorsicht walten lassen, wenn wir dem Walde oder der Wiese einen Besuch abstatten und unsere Kinder über diese wichtigen Bestimmungen des neuen Gesetzes belehren Unkenntnis schützt bekanntlich nicht vor Strafe. Nur dadurch ist es möglich daß das Gesetz in seiner Härte etwas abgeschwächt wird. —* Nachstempelung von Wechseln. Für Bankgeschäfte und größere kaufmännische Firmen haben die neuen Steuern, abgesehen von den nicht geringen Mehrkosten, vor allem mannig- ache Scherereien im Gefolge. Nicht nur macht >ie Talonsteuer mancherlei Kopfzerbrechen, zu mal erst zwei Tage vor Inkrafttreten des Gesetzes die Ausführungsbestimmungen erlassen ind, sondern in noch weit höheren Maße die Nachstempelung von Wechseln, die über eine ängere Zeit als 95 Tage laufen. Hierbei ist zu beachten, daß der höhere Stempel nicht nur iür Papiere in Betracht kommt, die jetzt nach Inkrafttreten des Gesetzes ausgestellt werden, andern auch sür alle die, welche vom 1. August ab ällig weiden und über einen Zeitraum von mehr als 95 Tagen ausgestellt waren. An genommen also, ein am 1. April ausgestellter Wechsel wird am 2. August fällig, so mußte er obwohl seine Wirkung am gleichen Tage erlischt, noch nachgestempelt werden. Was eine solche Nachstempelung einschließlich der Prüfung des gesamten Wechselporlofnülles Berechnung der Stempehöhe und dessen Einziehung beim Vorgiranlen für Arbeit und Umstände ver ursacht, vermag der Fernstehende kaum zu be urteilen. Sicherlich wäre es aber angebracht gewesen, wenn rechtzeitig vor Inkrafttreten des Gesetzes sür eine weitgehende Veröffentlichung d.r Ausführungsbestimmungen Sorge getragen worden wäre. Dresden. Schon seit langer Zeit treiben die sogenannten „russischen Goldschwindler" ihr Wesen. Sie versenden von Rußland aus an Uhrmacher und Goldwarenhänder Briese in denen sie größere Posten feinen Goldes um 20 bis 30 Prozent billiger anbieten als der Goldkurs steht. Die Käufer werden meist an einen russischen Ort bestellt, wo ihnen auch eine Probe echten Goldes übergeben wird. Haben sie alsdann den Gesamtpreis bezahlt und das gekaufte Quantum erhalten, so zeigt es sich, daß sie betrogen worden sind, denn die geliefert erhaltene Ware ist nichts anderes als Messing. Neuerdings sind wieder gleiche Briefe unterzeichnet mit BoreS Reimann, Leon Sieber und M. Wagner, aus verschiedenen Orten Rußlands an hiesige Einwohner gelangt. Die sich Reimann und Sieber nennende Person ist, wie festgestellt worden ist, mit einem in Wilna wohnhaften bekannten Hochstapler identisch. Dieser führt Betrügereien insofern aus, als er Ausländern rohes Gold, das er angeblich aus ungesetzlichem Wege auf den Goldfeldern erworben hat, zum Kaufe anbietet. Wenn nun der Käufer ankommt bietet er ihm falsche ausländische Goldmünzen zum Kaufe an und geht ersterer daraus ein, so werden ihm Koffer oder Kisten mit Röhren, angefüllt mit seinem Schrot oder Sand, vollgepackt. Aus diese und ähnliche Weise sollen wiederholt Leichtgläubige um größere Summen betrogen worden sein. Es wird deshalb vor diesen Schwindlern hier mit eindringlichst gewarnt. — Der Rat zu Dresden erläßt einen Auf ruf für die Abgebrannten auf der Vogelwiese, in dem hervorgehoben wird, daß 126 Betriebe und 100 kleine Stände dem Flammen zum Opfer gefallen sind oder bei den Rettungs arbeiten beschädigt worden sind. Ferner fordert der Rat die Geschädigten auf sich während der Dauer der Vogelwiese unter Angabe und Nach weis ihres Schadens bei dem Sekretariat der Bogenschützengesellschast zu melden. Von dem BrandungkÜck schwer betroffen ist u. a. auch der Inhaber des belieben Dresdner Tanz- vergnügungSetablifsements „Eldorado", Gustav Fritzsche, Vorsitzender des Landesverbandes der Saalinhaber im Königreich Sachsen. Das von Herrn Fritzsche bewirtschaftete „Augustiner- iräu" ist vollständig eingeäschert werden. Der Rat hat nun dem Kalamitosen die Erlaubnis erteilt, während der Dauer der Vogelwiese in einem Stadlokal „Eldorado" täglich öffentlichen Boll abzuhaten, um wenigstens einigermaßen entschädigt zu werden. Dehnitz Der 15 jährige Sohn des vor zwei Jahren vom Eisenbahnzuge überfahrenen und getöteten Gutsbesitzers Thalmann aus Dehnitz war mit dem Transport einer land wirtschaftlichen Maschine beschäftigt. Durch ein vorüberfahrendes Auto scheuten die Pferde, er sprang schnell hinzu, um sie zu halten, und >abei unter die Räder des Kraftwagens, wo durch er sich schwere Verletzungen zuzog. Bautzen. Die hiesige Waggonfabrik vorm. Busch, die voriges Jahr von einem verheerenden Schadenfeuer heimgesucht worden ist, beabsichtigt ihre Werkstätten wieder massiv aufzubauen und da? Werk zu vergrößern, wodurch sich aber eine vollständige Verlegung des Flußbettes der Spree notwendig macht. Die städtischen Kollegien haben die Spreebettverlegung in enigegenkommenstcr Weise genehmigt. Zittau. Ler zwischen hier und Scheibe postierte Bahnwärter Tempel ist in vor vergangener Nacht von dem nachts 1 Uhr 4 Minuten von Ebersbach hier eintreffenden Personenzuge angefahren worden, wobei er so schwere Verletzungen erlitt, daß er alsbald starb. Zwenkau. In der Leipziger Straße geriet der Geschirrfübrer Müller aus Leipzig unter die Räder seines mit Ziegelsteinen beladenen Wagens und trug dabei schwere Verletzungen davon. Die Ursache des Unfalls war der angetrunken-ne Zustand des Verletzten. Er sand Ausnahme im SadtkrankenhauS zu Zwenkau. Es ist Hoffnung auf Wiederher stellung vorhanden. Leipzig. Wegen Veruntreuung von 3000 Mark aus dem Vermögen ihrer Kinder wurde die Gutsbesitzerswitwe Ida Törgel aus BrandiS unter Annahme mildernder Umstände von der F-rienstraskammer zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Frau T. verlor vor 10 Jahren ihren Mann, welcher das Verwögen von 6000 Mark seinen Kindern vermacht hatte. Mit Hilfe ihrer Eltern richtete sie sich ein Geschäft ein, das sie aber aufgaben. Später versuche sie ihr Glück mit Näharbeiten und Unterrichlgeben. Da starb 1908 ihre Schwiegermutter und sie wurde Verwalterin des Vermögens ihrer Kinder. Als solche hat sie dann in der Not 3000 Mark zum Bezahlen eigener Schulden verwendet. Schönheide. Drei kleine Kinder, zwei Mädchen und ein Knabe des Herrn Albin Seidel hier, spielten im Holzschuppen, dabei sand der Knabe ein Schnitzmesser und schnitt sich damit den Mittel- und den Goldfinger der linken Hand weg, sodaß diese nur noch an den Sehnen hingen. Der Arzt war genötigt, die kleinen Glieder zu entfernen. Niederhaßlau. Hier wurde eine von der Zwickauer Staatsanwaltschaft wegen schweren Diebstahls steckblieslich verfolgte Kellnerin Thekla Hiemisch aus Plauen dingfest gemacht. Bei ihrer Festnahme nannte sie sich dem Gendarm gegenüber Margarethe Müller und Olga Hartman. Außerdem gab sie sich für eine Fabrikbesitzerstochter aus Bitterfeld aus. Im Brettschneiderschen Gasthofe in Niederhaßlau hatte sie mehrere Tage gewohnt und sich dabei ,in das Fremdenbuch als „Grete Müller ein getragen. Mit einem Einwohner des Ortes hotte sie bereits ein Liebesverhältnis angeknüpft wobei sie sich als reiches Mädchen aufgespielt und sonst allerhand unwahre Angaben gemacht hat.