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Ls. November 1837 Mittwoch !gr. baar. Wahrheit und Recht, Frcihtit nvd Sesch!» ra. iS»r ledev« M8 baar. baar. baar. baar. rtx 51»in. » »tn «dkl. s«n Haar, dei täglichem Warfumerl,- , Parfümeur lZ89S-R«I Zu beziehen durch alle Postämter des In- und Auslandes, sowie durch die Expedition iu Leipzig (Querstraße Nr. 8). Prei- für da« Bierteljahr 1'/, Thlr.; jede einzeln« Nummer S Ngr zimmer, ohne die darin befindlichen Personen zu verletzen, drang durch die entgegengesetzte Wand wieder hinaus und schlug im Garten noch ein tiefes Loch in die Erde. In dem bemolirtcn Brauhause zum Donnersberg zer trümmerte ein Stein die Wohnung des OberlieutenantS Engel so total, daß man buchstäblich sagen könnte, sie existire nicht mehr; Decke, Fußboden und Wände waren entzwei. Der Bewohner war zufällig abwesend, wie auch der in demselben Hause wohnende Lieutenant Blum, dessen Zimmer ebenfalls demolirt wurden, wenn auch in geringerm Maße. Der Premier- lieutcnant Greyer, der ein Detachement preußischer Artillerie ganz in der Nahe der Explosion exercirte, blieb wie durch ein Wunder verschont, wäh rend drei seiner Leute gelobtet wurden." Das Mainzer Journal ist am 21. Nov. wieder erschienen; sein ge striges Ausbleiben entschuldigt es mit den argen, in seinem Local angerich- teten Verwüstungen. „Alle Fenster waren zerschlagen und der kalte Wind zog durch die Druckerei und die Maschinenräume, sodaß nicht gesetzt und noch weniger gedruckt werden konnte." Von Details über das furchtbare Unglück trägt daS genannte Blatt nur wenig nach. ES berichtet: „Auch ein Theil der Weißgasse ist arg beschädigt, viele Mauern zeigen Risse, ein zelne sind eingestürzt; daß kein Fenster mehr dort ganz ist, versteht sich von selbst. Das Glacis ist in der Nähe der Unglücksstätte mit ungeheuer« Qua dern übersäet. In dem RochushoSpital liegen nach eingezogenen Erkundi- gungen 17 Tobte und ebenso viele Schwerverwundete, im Vincenzhospital 11 Schwerverwundete, von welchen zwei gestorben sind. Eine besondere dankbare Anerkennung verdient unsere brave Feuerwehr, welche mit gewohn ter Aufopferungsfähigkeit und dem Muthe, den sie bei derartigen Gelegen heiten beweist, vom ersten Moment an zur Rettung der Unglücklichen und ihrer Habseligkeiten herbcieilte und seitdem unausgesetzt dort beschäftigt ist. Ueber die Explosion selbst wird von einem Augenzeugen berichtet, welcher dieselbe von der Zahlbacher Chaussöc aus ansah: Zuerst war eS, als ob ein Blitz von der Erde gen Himmel aufführe, eine so hohe und schmale Feucr- flamme zückte in die Höhe, im nächsten Moment aber erhob sich eine mit schwarzem Dampf gekrönte sehr breite Feuergarbe bis zur doppelten Höhe des StephgnSlhurmS, und nachdem dieselbe einen Moment gedauert und dann verlöscht war, wurde die Umgegend zuerst durch den furchtbaren Knall erschüttert und dann mit jenem Hagel von Steinen überschüttet, der viele Verwundungen und manche Tödtungen nachsichzog. Das bereits gebildete Carnevalscomite hat sich als solches wieder aufgelöst und in ein HülfScomite für die Verunglückten umgestaltet, dessen Sammlungen gestern bereits die Summe von 264 Fl. ertragen haben. Die Aspiranten zu Kapp und Stern werden eingcladen, den Betrag dafür als Gabe für die Verunglückten dem Comile zukommen zu lassen." Dem Nürnberger Correspondenten wird unterm 20. Nov. auS Frank furt a. M. berichtet: „WaS die Veranlassung des Unglücks betrifft, so ist unter vielen Versionen folgende die allgemeinste, auch von den Militärs gcthcilte. Ein österreichischer Feuerwerker, schon oft bestraft und schwerer Verschuldungen verdächtig, wollte sich an seinen Obern rächen. An dem Unglücksnachmittag war in nächster Nähe vom Thurm ein sogenanntes Of- fiziersturnen angesetzt, wobei vom Festungscommandanten bis zum jüngsten Lieutenant alle Offiziere zu erscheinen hatten. Glücklicherweise wurde noch Mittags 1 Uhr obigeS Turnen aus mir unbekanntem Grunde abgesagt, sonst hätte heztte Mainz wol keinen Offizier mehr. Dieses Absagen erfuhr wahrscheinlich der natürlich nicht mehr zum Vorschein gekommene Verbre cher nicht und glaubte durch Anzünden des Pulvers zu der kritischen Stunde seine höllische Rache recht vollständig auszuführen. So war sein Jrrthum ein zweites Glück beim Unglück." Der Mittelrheinischen Zeitung schreibt man ebenfalls aus Mainz vom 21. Nov.: „Soeben höre ich zuverlässig Folgendes: Die um 2 Uhr vor dem explodirten Pulvcrlhurm abgelöste preußische Schildwache sah einen österreichischen Feuerwerker in das Magazin gehen und nicht wieder huauS- kommen, wenigstens nicht vor 2 Uhr, wo die Schildwache abgelöst wurde. (Die Preußen haben nämlich nur das Magazin zu bewachen gehabt, die Oesterreich« indessen haben die Verwaltung des Pulverthurms und die Schlüssel zu den Magazinen.) Gestern fand man nun unter dem Schutt haufen dcS Hauses des Wallmeisters Köhler die, wahrscheinlich durch die Explosion dahin geschleuderten, Schlüssel nebst Schloß des Pulverthurms. Kein Zweifel also, daß Jemand darin war. Da nun aber der österrei- chische Artillcrieoberst auf das bestimmteste versichert, daß an jenem Lage nichts in dem Magazin zu thun war, so ist es klar, daß Jemand auS ver- brecherischcr Absicht, jedenfalls unbefugt hineingegangen war. Ferner fehlt ein österreichischer Feuerwerker Namens Wimmer, dessen Verschwinden sich nicht wol erklären ließe, da er, wenigstens dienstlich, nicht in der Nähe des Pulverthurms beschäftigt war. Man schöpft also Verdacht, daß dieser Wimmer jenes Individuum war, welches die preußische Schildwache zwi schen 12 und 2 Uhr in den Thurm eintreten sah. Ferner dürste seinem Ordre zur Auktion«» JnsertionSgebühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Deutsche Allgemeine Zeitung. Nr 275 Die Pulyerexplofio» in Mainz. Zur Ergänzung der bisherigen Bericht« entnehmen wir zunächst der Main- zer Zeitung vom 21. Nov. Folgendes: „In dem bürgerlichen Jnvalidenhause I wurden gegen 25 Personen untttgebracht, die Verwundeten fanden in dem I Krankenhaus« und im Vincenzhospital Aufnahme, auch die Todten, be° I reits 15 an der Zahl, wurden dort niedergelegt. Am 19. Nov. versammelte I sich der Gemeinderath und vernahm zunächst durch den Bürgermeister, daß I in d«m HoSpital 20 Todt« sich befinden; über die Zahl der Verwundeten fehlt noch Bericht. Al- obdachlos sind gegen 30 Personen im Jnvaliden- hause ausgenommen. Daß auch außer den im HoSpital befindlichen Todten noch andere Personen in der Stadt und deren nächster Umgebung getödtet und schwer verwundet wurden, ist bekannt, doch noch nicht amtlich festge- stellt. Hierauf erstattete die gestern Abend ernannte Commission Bericht, infolge dessen der Gemeinderath sich damit einverstanden erklärte, daß die drei Polizeicommiffare zur Feststellung deS Schadens an Gebäuden und Mobilien unter Mitwirkung sachkundiger Experten eine Untersuchung in ge richtlicher Form sofort beginnen sollen. Kerner wurde die Commission beauf tragt, eine Darstellung de- beklagenswerthen Ereignisses abzufassen und dabei auszuführen, wie der Gemeinderath es seiner Pflicht entsprechend halte, hier für die Gesammlheit der Bürgerschaft auf Schadenersatz anzu tragen. Gleichzeitig mit der Uebergabe dieser Darstellung und Anträge an die Regierungsbehörde zur weitern Befürwortung bei dem Deutschen Bunde soll eine solche an den Prinzen von Preußen, als Gouverneur der Festung, mit der Bitte um dessen Unterstützung'abgehen, damit in möglichst kurzer Zeit durch BundeShülfe der materielle Schaden gelindert sowie die sofortige TranSfe- rirung des in der Stabt lagernden Pulvers in die Außenwerke bewirkt werde. Am 29. Nov. wird hier ein großes Concert staltfindcn, zu welchem sich der Männergesangverein, der Verein für Kirchenmusik und der Lieder kranz vereinigen werden. Anerkennung verdient der Entschluß des Carne- valScomite, die beabsichtigten CarnevalSfeierlichkeiten auszusctzen und die Mitglieder deS Vereins einzuladen, die Summe, die sie für die Vergnü gungen bestimmt, für die in unverschuldetes Elend gerathenen Mitbürger hinzugrben. Diese Auffoderung hat bereits schon die erfreulichsten Erfolge gehabt, indem viele Mitglieder des Carnevalvereins nicht bloS ihren Jahres beitrag, sondern mehr, nütunter das Doppelte zu diesem edeln Zwecke freu- I big hingegeben haben. Auch die Lheatervirection hat den halben Ertrag der am 29. Nov. bei Wiedereröffnung der Bühne stattfindenden Vorstellung zur Unterstützung der Bedürftigen bestimmt. In der evangelischen Kirche kann morgen der Gottesdienst wird« beginnen. Dagegen bleiben die katho lischen Kirchen St.-Stephan, St.-Qulntin und Christoph geschlossen. Der Gottesdienst der Stephan-pfarrei wird vorläufig in der Kapelle der Frauen vom guten Hirten stattfinden. Die feierlichen Todtenämter für die infolge der Katastrophe Verstorbenen finden Montags in St.-Peter, Dienstags in St.-Jgnaz, Mittwochs in der SeminariumSkirche statt. Am Theatergebäude sind die meisten Fenster zertrümmert, die Logen verrückt worden; eine Wand des Saales der Liedertafel ist eingestürzt; am Keller des Weinhändlers Orb unterm Theater, dessen Eingang von 120 Fuß hohen Mauern eingeschlos- sen ist^ sind die Lhüren zerbrochen, eiserne Stangen verbogen und die gro ßen Quadern, in denen dieselben befestigt waren, herausgeriffen. Von den städtische« Brünn«» führe»» die Dchließsteinc in die Höhe; ein Beweis von der Stärke der Lufterschütterung. Eine der wunderbarsten LebenSrettungen »rar die deS Examinators, dessen Haus am Ausgange der Gauthorbrücke kaum 60 Schritt« von dem explodirten Thurme gelegen ist. Während sein Hau- und di« ganze Umgebung zerschmettert uyd di« vor dem Hause ste hende Schildwache getydtel würde, kam seine aus vier Personen bestehende Famili« mit geringen Verletzungen davon. Einer der Gesimssteine des Pul verthurms, gewiß 15 Clr, schwer, wurde auf daS H-uS des Gutsbesitzers Hensty auf dem BaVplatze geschleudert, brach durch das Dach und zwei Stockwerke uqd fies auf da- Bett eine- preußischen Hauptmann-, ohne Jemand zu beschädigen, Ein anderer schwerer Stein stürzte in das Brauhaus Zur Sonne in der Betzelögaffe ; ebenso fielen Steine von ungeheuerm Gewicht in dieDruckerei der Schott'schen Musikhandlung im Weihergarten, zerstörten die selbe und richteten einen Schaden von mehren Tausend Gulden an. Einem Schlofferg«seUen wurde hei dieser Gelegenheit daS Leben dadurch erhalten, daß er eben den Schraubstock auf einen Augenblick verlassen halte; einen Moment später wurde -er Schraubstock durch einen schweren Stein zersplit tert. Im neuen Kästrich wurde die der Explosion zunächst gelegene Kupfer- berg'sche Champagnerfabrit stark beschädigt; daS Haus de-Kaufmanns Heck ist in den Grundmauern erschüttert und wird einer Totalreparatur bedür fen, di« nicht unter 10,000 Fl. kosten kann. Die durch ihre schön« Bau art so interessanten Gebäude daß Hm. Henkell sind stark beschädigt und das Dach -er Champagnerfabrik ist vernichtet. In das HauS des Brand direktors, Hxn. Weiser, schlug ein schwerer Stein ein, flog durch das Wobn- INN88 VI». SV, MV, pr. «rt kr. Ort. > IPlr. 40 Kot km»i» Verlcsut- riigt. Auskunft »Hof RSdt- kn. — Hr. ma Kten- land a. d. volmsdorf. > e in Neu- aune. — » mit Frl. rich Bro- lDresden. ceSden mit w. Burt- auS Por- riedersdorf Wilhelm uste Adel- tscher in m. — Hr. ilie Rich- m Söke- ochmann offmann »tom Ho- er.— Hr. »raEver- Soh«. — ». — Hr«. Hrn. C kl eine Loch»' n.—Hm. Polster nd Säu- il Schu- Ttupel utsbesttzer Hausbc- — Frau chneeverg. Leipzig.— Schneider- Frau Jo- öbeln. — geb. Ha- RSthtS- aff-.