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ElbtblaN und Aiynger. Amts»l«tt für die Königl. Gerichtsämter sowie die Stadträthe zu Mesa und Strehla. Redaction, Druck und Verlag von G. Ponsong in Riesa. 89. Sonnabend, den 25. October 1873. Dieses Blatt erscheint in Riesa wöchentlich dreimal, Dienstag-, Donnerstag- und Sonnabend-, und kostet vierteljährlich lü Ngr. — Bestellungen werden bet jeder Post- Anstalt, in unseren Expeditionen in Riesa und Strehla, sowie von allen unser» Boten entgegen genommen. — Inserate werden die einspaltige LorpuSzeile mit I Ngr., die tweispaltige mit 2 Ngr. und die dreispaltige mit 3 Ngr. berechnet. — Zur Annahme von Inseraten sind bevollmächtigt Haasenftein L Bögler in Hamburg-Altona, Leipzig und Frankfurt a. M., R. Mosse in Leipzig, F. W. Gaalbach in Dresden und Eugen Fort in Leipzig. Die nächste Nummer d. Bl. erscheint Dienstag, den 28. Oktober. Die Ausgabe siir Mesa erfolgt am Montag Abend. Inserate für diese Nimmer werde« vis spätesten» Montag Bormittagll Uhr erbeten.. Warnung, trichinenhaltiges Fleisch betreffend. Bei den auf Veranlassung des Königlichen Landesmedicinaicollegiums veranstalteten Erörternngen hat sich ergeben, daß ein Theil der Cavill« im Lande nicht bloS zum eigenen Gebrauche, sondern auch zum Verkaufe Schweine hält und aufzieht. Nun liegt aber die Gefahr sehr nahe, daß die mit den Abfällen kranker, beziehentlich todter Schweine gefütterten Schweine sich dadurch mit Trichinen inficiren können, auch hat sich in der That die Entstehung von Trichinenepidemieen in mehrerer» Fällen auf aus Abdeckereien gekaufte Schweine zurückfübren lassen. Mit Rücksicht auf den Umstand, daß durch ein einziges trichiniges Schwein die Gesundheit und das Leben einer großen Anzahl von Mensch« erheblich gefährdet werden können, der Nachweis der Krankheit aber am lebenden, wie am tobten Thiere sich lediglich durch mikroskopische Unter» suchung führen läßt, so werden auf Anordnung des Königlichen Ministern des Innern sowohl das Publikum, als insonderheit auch die Fleischer—Letztere unter besonderer Verweisung auf 8 367 unter 7 des Reichsstrafgesetzbuches, dem zufolge mU Geld bis zu 50 Thlr. oder mit entsprechender Hast zu bestrafen ist, wer trichinenhaltiges Fleisch feilbietet oder verkauft, auf die obenerwähnten Thatsachen aufmerksam gemacht und vor dem Ankäufe und dem Ausschlachten von aus Abdeckereien herrührenden Schweinen gewarnt. Leipzig, am 20. October 1873. Die Königlich Sächsische Kreis-Direetio«. von Burgsdorff. Bekanntmachung. Die Grundsteuern pro 4. Termin 187S nach S Pfennige« von der Einheit find bis zum 14 November 187S an unsere Stadt steuer-Einnahme zu entrichten. Die Abführung der Commun Anlagen pro 1873 wird hierdurch mit dem Bemerken wiederholt in Erinnerung gebracht, daß gegm die Säumigen nunmehr sofort die Exemtion eingeleitet werden wird. Der Stadtrath zu Riesa, am 23. October 1873. Sieger, Brgrmstr. Tagesgeschichtc. Dresden, 22. Oct. Nach den neuesten Bul letins ist seit gestern Nachmittag bei Sr. Maj. das Bewußtsein fast ganz geschwunden. Vorige Nacht hat Se. Maj. kurze Zeit geschlafen und die Beängstigung hat erw >s nachgelassen; gleichwohl aber dauern Bewußtlosigkeit und Lchwäche heute unverändert fort. Dresden, 23. Oct. Nach dem heutigen Früh-Bulletin habe»» Se. Majestät Nachts einige Stunden ziemlich ruhig geschlafen; im Uebrigen ist das Befinde»» vollkommen wie gestern. Dresden, 23. Oct. DaS „Dr. I." meldet aus Pillnitz von Nachmittags 2 Uhr: Der Zu stand Sr. Majestät ist ein vollständig hoffnungsloser. — Eine von dem Abg. Ludwig in der Zweiten Kammer eingereichte Interpellation lautet: „1) Hat die königliche Staatsregierung davon Kenntniß, daß das in Dresden erscheinende „Katholische Wochenblatt, zunächst für Sachsen" die Behauptung ausgestellt hat, das Unfehlbar keitsdogma sei im Königreich Sachsen dadurch verkündet, daß das bekannte Hirtenschreiben der deutschen Bischöfe in den katholischen Kirchen Sachsens verlesen worden? 2) Gestattet und anerkennt die königl. StaatS- reaierung einen Unterschied zwischen „Hirtenamt- licher, — durch Verlesung von den Kanzeln ohne Landesherrlichen Genehmigung bewirkter Ver kündigung" und „amtlicher und formeller Pro mulgation" der vom römischen Stuhle ausgehen den, durch Druck oder Anschlag nach Einholung Landesherrlicher Genehmigung zu verkündenden Anordnung« ? 3) Wenn Dies nicht der Fall, sondern, wie nach Z 3 de» Mandat» vom 19. Februar 1837 anzunebmen ist, eine Verkündigung oder Pro- MMganon derartiger Anordnungen, gleichviel in welch« Fon« sie erfolgt, nur dann al» legal, amtlich und formell geschehen anzusehen ist, wenn dies»»-« Einholung — va» derartig« Machinationen gegenüber zu thun, und hält die selbe im staatlichen Interesse es nicht für geboten, das Apostolische Vikariat zu bedeuten, dafür Sorge zu tragen, daß die vom Katholischen Wochen blatt« verbreitete Auslegung des Mandats von 1827 den Katholiken iin Königreich Sachsen in entsprechender Weise als falsch bezeichnet und damit constatirl werde, daß eine Promulgation des UnfehlbcnkeitSdogma in Sachsen weder er folgt, noch stillschweigend geduldet worden ist, noch hat geschehen dürfen?" — Bet dem Fürbittegottesdienste, welcher aus Anlaß der schweren Erkrankung Sr. Maj. des Königs am 21. d. M. Abends in den hiesigen Kirchen und der Synagoge abgehalten wurde, konnte sich die allgemeine Theilnahme der Refi- denzbewohner und zahlreicher aus den verschie denen Theilen des Landes hier Anwesender an der schmerzlichen Prüfung, die Gottes Rathschluß über das Königshaus und das ganze Land ver hängt hat, in ergreifender Weise bethätigen. Schaaren von Andächtigen füllten die Gottes häuser und aus Tausenden treuer Sachsenherzen drangen warme, innige Gebete für den geliebten Landesvater empor zum Herrn über Leben und Tod. — Von den Städten unter 6000 Einwohner hat sich weiter Borna für Annahme der revidtrten Städteordnung erklärt, während Elsterberg, Ge ringswalde, Gottleuba, Kohren, Radeburg, Sie benlehn, Taucha und Wehlen die Städteordnung für mittlere und kleine Städte angenommen haben. Die Zahl der Städte, welche sich für letztere ent schieden haben, beträgt nunmehr 59, dagegm haben bis jetzt 41 Städte die revidirte Städteord nung angenommen. Mit ihrer Erklärung im Rückstände befinden sich noch 6 Städte. — Die Regierung hat dem Landtage anae- kündlgt, daß sie im BundeSrathe für em« Ge setzentwurf stimmen will, d« daSärsammte bürger liche Recht der Eomprtenz der Reichraesetzaebung unterwirft. Damit wird ein wesentlich Stuck d« sächsischen Verfassung den sächsisch« Verfassung»- fstlpren entzogen und auf ore rneuysgevauen Übertrag«. Die Regierung hält sich daher ge bunden, die Zustimmung des Landtags zu diesem wichtigen Schritte einzuholen. — Die Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Gesell schaft hat die Concession zu den Vorarbeiten für die Riesa-Elsterwerdaer Verbindungsbahn erhalten, deren Bau in der diesjährigen Generalversammlung der Gesellschaft beschlossen wurde. Die neue Linie schließt sich in Elsterwerda an die im Bau be griffene Kohlsurt-Falkenberger und Berlin-Dresdner Bahn an und hat insofern Wichtigkeit, als sie im Verein mit der von der Leipzig-Dresdner Ei senbahn-Compagnie fertigzustellenden Bahn Riesa- Nossen-Freiberg-Brüx die direkteste Verbindung Berlins mit dem Böhmischen Braunkohlen-Becken bildet. Wien, 21. Oct. Der Deutsche Kaiser hat heute Vormittag in Begleitung des Kaisers Franz Joseph das Lustschloß Laxenburg besichtigt, von wo die büden Kaiser nach Schönbrunn zurück kehrten. Das Galadiner im Ceremoniensaale der Hofburg begann Abends um 6 Uhr. Der Kais« Franz Joseph brachte dabei folgenden Toast auf den Deutschen Kaiser aus: „Nachdem mein innigster Wunsch, meinen lieben Freund und Bruder noch während der Weltausstellung in Wien willkommen heißen zu können, in Erfüllung gegangen ist, so erhebe ich mit freudigem Herzen und bestem Danke das Glas auf das Wohl un seres lieben Gastes! Se. Majestät der Deutsche Kaiser und König von Preußen lebe hoch!" Kais« Wilhelm erwiderte mit folgenden Worten: „Erlauben mir Ew. Majestät, daß ich auf die eben gehörten erhebend« Worte meinen herz lichsten und freundschaftlichsten Dank jauSspreche. An diesen Dank reihe ich dm für die gastliche und freundschaftliche Aufnahme, welche die Kaiserin, meine Gemahlin, und meine Kind« hi« gefunden hab«. SS ist mir eine besondere Gmuachuung, daß ich denfreundlichen Besuch, dm Sw. MajeM in Verbindung mit Sr. Majestät dem Kais« von Rußland im vorig« Jahre in Berlin «acht«, noch während d« Weltausstellung hi« hab« er- wtdern kann«. Di« damals unter un» auSge- tauscht« frrundschaftüch« Gesinnung«, dik ich