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M 3» Weißerih-Ieitung Verantwortlicher Redacteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. 22. Mai 1863. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate di« * Spalten-Zeile 8 Pfg. Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Jemter und Stadträthe zu Dippoldiswalde. Frauenstein und Altenberg. Der ökonomische Zustand des Zwitterstock werks zu Altenberg in den letzten zehn Jahren. Gewiß wird es einen Theil der Leser Ihres Blattes interessiren, über die wirthschaftlichen Zustände des bedeutend sten Berggebäudes in der Altenberger Revier — des Zwitter stockwerks — etwas Näheres zu erfahren. Ich nehme daher keinen Anstand, Ihnen auf Grund zuverlässiger Unterlagen eine ausführlichere, den Zeitraum von 1853 bis mit Schluß 1862 umfassende Mittheilung zur Veröffentlichung zu über geben, und denke, daß die Verwaltung das Licht der Öffent lichkeit um so weniger zu scheuen hat, als die Ergebnisse nur günstig sind und derartige Publikationen wesentlich dazu beitragen, verbreitete irrthümliche Ansichten zu berichtigen und zugleich die volkswirthschaftliche Bedeutung dieses Berg gebäudes im Allgemeinen und für die Stadt Altenberg ins besondere hervorzuheben. Ich schicke zunächst voraus, daß der Bergbau im Stock werke sich dem Fabrikbergbaue, dem Kohlenbergbaue, sehr nähert. Das Gangnetz ist auf verhältnismäßig kleinem Raume so eminent ausgebreitet, und das ganze, durch den großen Tagebruch im Jahre 1620 durch einander geworfene Gestein so mit Zinnstein imprägnirt, daß man fast von einem großen Flöh, von einem Steinbruche sprechen kann, und es im Wesentlichen nur darauf ankommt, durch möglichst wohlfeile Massenproduction die relative Armuth der Zwittermasse aus zugleichen und zu übertragen. Man hat daher hier nicht, wie bei anderen bergmännischen Unternehmungen, für die Ausdauer seiner Erzmittel und für ängstliche Aufsuchung und Aufschließung neuer Gänge besorgt zu sein. Es garantiren diese realen Verhältnisse eine beim Regalbergbau seltene Stetigkeit und Regelmäßigkeit der Betriebsergebnisse, welcher Stetigkeit ohne Zweifel das 400 jährige fast ununter brochene Bestehen des Stockwerks zu danken ist, während eine Anzahl anderer bergmännischer Unternehmungen in unserem Vaterlande ihren Untergang fanden, weil die zeitweilig über raschend großen Betriebsergebnisse keinen Nachhalt und keine Dauer hatten. Für diese Stetigkeit des Betriebes möge als Beleg dienen, daß seit dem Jahre 1682, also in einem 180 jährigen Zeiträume, nur drei Jahre vorkommen, in denen die jährliche Production unter 900 Etr. Zinn gesunken ist. Uebrigens hatte man in älterer Zeit vor dem Pingenbruche ungleich edlere Geschicke vor sich. So wurden z. B. in den Jahren 1577 — 1605 115000 Etr. Zinn, also im Durch schnitt jährlich fast 4000 Etr. producirt; darunter erscheint das Jahr 1582 mit dem höchsten Ausbringen von 6181?/« Centner. Doch ich kehre zum Zwecke dieser Zeilen zurück. In den 10 Jahren von 1853 bis mit Schluß 1862 belief sich die Gesammteinnahme beim Stockwerk (ohne die Waldungen rc.) auf 939,419 Thlr. 26 Ngr. 9 Pf. und die Gesammtaus- gabe auf 845,500 Thlr. 18 Ngr. 6 Pf. Das Quantum des producirten Zinns betrug in diesem Zeiträume 19,080 Etr. 64 Pfund. Die Zinnpreise bewegten sich zwischen 35 Thlr. und 55 Thlr. pr. Etr. Die Belegung bestand in anfangs 300 Mann, zuletzt in 455 Mann. An Ausbeute wurden vertheilt 88,320 Thlr., oder durchschnittlich auf ein Jahr 69 Thlr. pr. Kux. Wenn unter Anderem auch in dies. Bl. es als ein auffallendes Factum besprochen worden ist, daß diese Ausbeuten besonders im Vergleich mit den Ver theilungen der Stöllner Gewerkschaft zu niedrig seien, so kommt hiergegen in Betracht, daß einmal die Stocksgewerkschaft die aus ca. 25 Thlr. pr. Schock Fuhren Zwitter zu berechnenden Gewinnungs- und Förderkosten für die Stöllnergewerkschaft mit zu übertragen hat, und dann hauptsächlich, daß die Stocksgewerkschaft neben einem viel theuerern Grubenbaue um fängliche Wasseraufschlags- und Aufbereitungsanstalten, auch sonstige Tagegebäude zu unterhalten, ingleichen ungewöhnliche Ausgaben zu bestreiten hat, welche bei der Stöllner Gewerk schaft nicht, oder nur in relativ geringerem Maaße vorkommen. So war namentlich das letzte Decennium sehr reich an dergl. außerordentlichen Ausgaben, wie folgende Ziffern dar- zuthun vermögen. Es wurden in diesem Zeiträume, außerhalb des eigentlichen Grubenbetriebes, aufgewendet: 49494 25 15 für das Dampfpochwerk, 35794 - 4 - 1 - für den Neu- u. bez. Umbau der I., II, III., VI., VII., VIII., XII, XIII. u. XIV. Wäsche, sowie des Arsenik-, des Kohlhauses und der Schmelzhalle, 10895 - 14 - 7 - für den Einbau der Wassersäulenmaschine im Römerschachte, 3484 - 16 - 4 - für Reinigung und Erweiterung des Ascher- und Neugrabens, sowie des gro ßen Galgenteiches, ingleichen Herstellung einer neuen Treibewasserabzugsrösche. 2384 - 12 - 4 - für den Betrieb des Stollnumbruchs. 2500 - — - — - für den Auskauf von Brandstätten am nördlichen Piugenrandc, 213 - 21 - — - Aufwand bei der 400jähr. Jubelfeier, 693 - 17 - 7 - für deir Neubau eines Hauses, 1275 ----- Beitrag zu dem Straßenbau von Alten berg nach Geising, 4062 - 6 - 4 - Unterstützung der Arbeiter in den Theu- crnngsjahrcn 1854—1856 durch Ver abreichung von Brod zu ermäßigtem Preise. 110797 c-A 27 8 5 Sa. Wären diese, zu den regelmäßigen Ausgaben nicht ge hörigen Aufwände zu ersparen gewesen, so würde in dem letzten Jahrzehnd die Vertheilung einer jährlichen Ausbeute von 150 Thlrn. pr. Kux möglich gewesen sein. Zum Schluß noch ein Wort über das Dampfpochwerk oder Dampfpferd, wie es spottweise genannt worden ist. Das selbe wurde in einer Zeit gebaut, wo die Zinnpreise bis auf 55 Thlr. pr. Etr. stiegen, und hat vorzugsweise den Zweck, durch Förderung der Massenproduction dergleichen günstige Han- delsconjunkturen möglichst auszunutzen, sowie in wasserarmen