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Schönburger Tageblatt ikgüch «U Suknahme der Tage Fiklaken: lv MtHsdiNssd-ukr-rg bet ?err» nach Sonn« und Festtagen. Lrnahme von Inseraten für d,e nächster» 'ch-tnende Nurmne» 5'" nachmittags 2 Lhr. Ker Abonnement-preiS beträgt vierteljähr lich K «k. «S tßf. Lnserate pro Zeile 10 Pf., Ginge?. 20 Pf. *r»eSition Waldenburg, Obergaste Wie. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lnnzenn«, Lichteuftein-Callnberg und in dm Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Mtstsdt-Waldenburg, BräunSdorf, Callenberg, St. Ggidlen, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumback, Kaufungen, Langenchursdorf, Lragen« Trnba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. LOL Freitag, den 30. August 1889. Waldenburger Anzeiger AMMM sSr de« Mdtrsttz r« Waldenburg Kaufmann Otto Förster; in Penrg bs' Herrn Kaufmann Nob. Härtia, Mandelqaste in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn. Buchhändler E. D ehe^ in Wechselburg bei Herrn Schmied Weber; in Lichtenstein b. Hrn.Buchh. I. Wehrmann. der treue der uns befreundeten Nationen. Der Tag von das ganze Hauptquartier, die Generale von Walder- von Hahnke, von Wittich u. A. Der Kaiser, der jeden osficiellen Empfang verbeten hatte, begrüßte einem Händedruck den commandirenden General Bronsart, den Landrath und bestieg dann unter sich fee, sich mit von Kaiser am Mittwoch Vormittag 9"/s Uhr in dem festlich geschmückten Küstrin eingetroffen. Der Kaiser trug die Uniform des Jngenieurcorps mit Ueberrock und Schärpe, den Krimslecher nmgehängt, die Schuppen- ketten unter dem Kinn. In seiner Begleitung befand ' großem Jubel des Publikums seine vierspännige Equi- s Page und fuhr durch die Straßen von Küstrin, in i welchen alle Vereine derselben mit Fahnen und Musik kapellen Aufstellung genommen hatten. Die Menschen mengen begrüßten den Monarchen mit lebhaften Hochs. Der Kaiser fuhr alsdann nach Vöritz. wo die Bat terien gegen Küstrin errichtet waren. Nach der Be sichtigung derselben wurde das Feuer gegen die Festungs wälle eröffnet, welches lebhaft erwidert wurde, worauf die Kolonnen zum Sturm auf dem durch alle modernen Vertheidigungsmittel gedeckten Terrain vorgingen. Von beiden Seiten wurden alle Neuheiten der modernen Jngenieurkunst entfaltet. Mittags wurde das Manö ver abgebrochen. Der Kaiser wollte am Nachmittag sich nach Vietz im Kreise Landsberg begeben, um im Massiner Revier dort zu pürschen. Heute Donnerstag Vormittag wird die Heimkehr nach dem Neuen PalaiS in Potsdam erfolgen. Zum künftigen preußischen Finanzminister soll ein Mitglied des Reichstages ausersehen sein und zwar der conservativen Partei. Nicht unmöglich ist es, daß damit der frühere Abg. und jetzige Reichsschatz'ekretär von Maltzahn-Gültz gemeint ist. Die russische Kaiserfamilie wird heute Donners tag in Kopenhagen ankommen und mit großem Pomp empfangen werden. Der König Christian von Däne mark wird seinem kaiserlichen Schwiegersohn an Bord eines Kriegsschiffes entgegenfahren. In Mainz ist, wie schon mitgetheilt, ein Wagen meister verhaftet. Es soll sich dabei um Rechnungen ür Waaren handeln, welche der Verhaftete dem dortigen Artilleriedepot gar nicht geliefert, wohl aber angekreidet Politische Wnrrvschttu. Deutsches Reich. Zur Beiwohnung der Festungsmanöver ist „Nowoje Wremja" zu berichten, daß alle Ehrenbezei gungen und Huldigungen, die dem Kaiser dargebracht wurden, nicht von der eingeborenen Bevölkerung ber- rührte», sondern von der deutschen Negierung für klin gende Münze geradezu bestellt worden seien. Als han delnde Personen bei dielen Kundgebungen seien nur Beamte und Eingewanderte aufgetreten. Der Erfolg der Reise werde statt Versöhnung neue Aufreizung sein, sie gebe den Revanche Gedanken gerade in dem Augen blicke, wo er mit dem Niedergange Boulangers in Vergessenheit gerathen wäre, neues Leben." Das sind dieselben Blätter, die unseren Kaiser im vorigen Som mer in Petersburg recht sympathisch begrüßten. Wir sehen, was wir von Rußland zu erwarten yaben und wohin die russischen Sympathien in Wahrheit steuern. Ueber die Thätigkeit der deutschen Ansied lungscommission in Posen, welche im Laufe des letzten Sommers wenig hervorgetreten ist, wird Fol- "Waldenburg, 29. August 1888. Der ruhmvolle Tag von Sedan kehrt in seiner ernsten und patriotischen Gedächtnißfeier jetzt zum neun- zehnten Male wieder. Der 2. September sieht heute bereits ein frisch herangewachsenes Geschlecht, welches den Jubel und den Stolz jenes Ehrentages deutscher Waffenthaten nur vom Hörensagen kennt. Aber das erhabene Bewußtsein, welches damals alle Herzen durch glühte, mit geeinter deutscher Kraft einen frevelhaften Friedensbrecher niedergeschlagen zu haben, belebt auch die herangewachsene Jugend, die unser deutsches Kaiser reich machtvoll hat erstarken und emporblühen sehen. Es ist freudiger, echter Nationalstolz, welcher die deutsche Brust erfüllt, nicht das Verlangen oder Streben, jenen großen Sieg durch 'einen noch größeren zu krönen. Aus jenen Tagen von Blut und Eisen ist ein starkes Geschlecht erwachsen, aber kein kriegslustiges, und unser Kaiser Wilhelm II., welcher damals dem heimkehrenden lorbeergeschmückten Großvater und Vater entgegenjubelte als Knabe, schätzt heute als Mann das Zeichen des Friedens höher, als alle Kränze kriegerischen Ruhmes. Deutschland ist seit den Tagen von Sedan unter der Leitung seiner Kaiser ricsenstark geworden, und mit seiner Stärke hat zugleich seine innige Liebe zum Frie den zugenommen. Es hat sich bestrebt, eine solche Stellung zu gewinnen, welche ihm Unabhängigkeit, seinen Bürgern Schutz und Schirm, der ganzen Nation Ehre gewährt, und dies ist ihm gelungen. Dank der Klugheit und Mäßigung der Seiten des Reiches, der EitlMÜthigkeit der deutschen Stämme und der BundeS- Wttteruugsansfichten für den 30. August: Ziemlich heiteres nud warmes, zeitweise wolkiges Wetter. Barometerstand am 29. August, nachmittags 3 Uhr: 767 mm. Unverändert. Sedan als Ruhmestag Deutschlands giebt uns nicht den Ansporn zu neuen Kriegsthaten um jeden Preis, er beseelt uns im Gegentheil mit jener patriotischen Genugthuung, die, zufrieden mit dem Erreichten, nichts Anderes wünscht, als eine dauernde Erstarkung der Verhältnisse, die 1870/71 mit dem Schwerte erkämpft wurden. Der Tag von Sedan ist für uns eine Mah- nung zum Frieden; gerade das Volk, welches das Höchste errungen, Einheit und Freiheit, Achtung und Ehre, soll dabei stehen bleiben und nicht nach dem zweifelhaften Ruhme des Eroberers trachten. Das deutsche Reich gehört zu den wenigen großen Staaten der Geschichte, welche dieser Versuchung widerstanden haben, und die oft wiederholten Friedensworte unseres Kaisers geben uns die Gewähr, daß in Zukunft wir die bleiben werden, die wir unter Wilhelm I. und Friedrich III. waren. Machtvoll und stark ist unser Vaterland, aber auch friedliebend und treu, und so wird es bleiben. Das eine Wort Sedan bildet eine der gewaltigsten Episoden in der Weltgeschichte. In der Folge des 2. September 1870 und durch Sedan schritt die Entwicke lung der Staaten Europas in einem Jahre weiter vor, als sonst in hundert, wurde die rapideste Neuge staltung der Zustände Europas vollzogen, die je vor gekommen. Ist denn aber diese Neugestaltung Europas wirklich schon zum Abschlusse gekommen? Deutschland und seine Bundesfreunde sagen ja, andere Staaten sa gen nein, und dunkel ist heute, wie die Zukunft die Loose der Völker noch werfen wird. Der Tag von Sedan, der uns zum Frieden mahnt, sollte Andere nicht zur Rache aufrufen, sondern vielmehr zur Einkehr. Wir verlangen nicht nach einem zweiten Sedansiege, aber gewiß ist, daß das Volk, welchem ein solcher Tag bereitet wird, schwer für die Leidenschaft und Kurz sichtigkeil derer wird büßen müssen, welche es zu dieser hat. Bei einer Durchsuchung der Wohnung des Wagen meisters wurden eine Anzahl Geschäftsbücher mit Be schlag belegt. Der Dampfer „National" mit der deutschen Ex pedition zur Erforschung der Meere unter Leimng des Professor I)r. Hensen ist jetzt in St. Vincent auf den Kap Verdischen Inseln eingetroffen. An Bord ist Alles wohl. In Paris wird ein internationaler Bahnen- congreß abgehalten werden, auf welchem Deutschland aber gänzlich unvertreten bleiben wird. Das einzige deutsche Mitglied des Congreßvorstandes, Präsident Thielen-Hannover, ist aus demselben ausgeschieden. In München werden die Einjährig-Freiwil ligen jetzt ganz besonders streng genommen. Wie die „Franks. Ztg." berichtet, hatten kürzlich bei einem anstrengenden Marsche in fest marschmäßiger Ausrüstung einige Einjährige um die Erlaubniß gebeten, austreten zu dürfen. Daraufhin machten die Hauptleute des betreffenden Regimentes in ihren Compagnien bekannt: „Jeder Einjährige, der von nun ab austritt, muß zur Strafe dafür kaserniren, weil anzunehmen ist, daß er Abends zu lange kneipt, überhaupt einen lieder lichen Lebenswandel führt, folglich den Strapazen nicht mehr gewachsen ist. Jeder Gemeine, der auslritt, darf aus den nämlichen Gründen die Kaserne nicht mehr verlassen." Für die Armee werden gegenwärtig auf Zimmer plätzen in Spandau Proviantbaracken gebaut. Die- i selben bestehen aus Holz und sind scwohl an den Sei ten, als auch oben mit wasserdichter Leinwand bedeckt. Sie sind etwa 20 Meter tief und 10 Meter breit. Ihr Hauplvorzug besteht darin, daß sie leicht trans portabel sind, binnen wenigen Minuten und in gleich kurzer Zeit auseinander genommen werden können. Sie sollen besonders zur Aufbewahrung von Proviant und zu Bäckereizwecken verwendet werden. Die Bewegung auf Erhöhung der Kohlenpreise macht Fortschritte. Eine Versammlung von sogenann ten Strecken-Kohlenhändlern (Versandt direct ab Zeche) beschloß in Duisburg, für bestimmte Kohlensorten eine allgemeine Preiserhöhung von 5 — 10 Mk. für den Doppelwagen herbeizuführen. Viel zu wenig Beachtung hat in Deutschland bis- her das Scandaltreiben der russischen Blätter gefunden, mit welchen dieselben die Kaiserreise in El saß Lothringen bedenken. Die russischen Zeitungen übertreffen an Lügen und Bosheiten die französischen noch weit. So weiß die in Hofkreisen viel gelesene Katastrophe drängten. Wie eine Prophezeiung klingen die Worte, welche ein österreichischer General ange sichts des deutschen Sedantages jetzt ausgerufen hat: „Wenn die verbündeten Staaten, welche den Frieden wollen, angegriffen werden, so werden sie siegen durch ihr Recht und durch ihre Macht!" Seit zehn Jahren wohl schon hat so Mancher am Sedantage sich ge fragt, ob er wohl im nächsten Jahre den deutschen Ehrentag wiederum im tiefsten Frieden begehen wird, und sicher haben nicht viele daran gedacht, daß der Sedantag zum neunzehnten Male wieder kehren wird, ohne daß von Neuem die Waffen gegen einander ge klirrt haben. Und doch ist es so! Menschliche Vor aussicht trügt häufig, schwer oder unmöglich ist es, auch nur annähernd zu sagen, was uns im folgenden Jrhre allein bevorsteht. Aber haben wir denn auch Grund, trübe in die Zukunft zu schauen? Deutsch land ist stark, und die Erinnerung von Sedan wird in ernsten Tagen der Ansporn sein, alle Feinde und i Gefahren zu beseitigen, die Kaiser und Reich bedrohen, f Das wissen wir, und das ist unsere Zuversicht.