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BezuqS-Prei» We »i»d v„,tt« durch «,!«« Iraarr und Sxrdttrur« r«al tüaltch tu» Hau, gedrachl: IVVt. »»natU, LTV Ml. »trnrUSHrl. v«t unpm tztttal«» » Au, »atz»«ft«a<R adachott: 7» PI. »»»all, L»Äl. vtttt.ltihrl. Durch »»« P»It: chmerhalb Drutlchloud, uud d«r deutsch«» K»I«a>«n vi«rt«ljädr>- 3.» Ml., monatl. «k. au,schl. Poftdeftellgrld. F«rn«r t« Velgirn, Danrmark, dru Donauftaattn, 2talt«n, Uuirmdura, Niedrttand«, 3tor- ««a«n. Ö«st«rr»tch>Un»arn. Sius>land, 8chw«d«n, d<vw«it u. Cpanteir. In alle» i»dn««n Staat«» nur direkt durch di, L«>chäil»Iiell« dr» Blatt«, «rhalttlch. Da» L«ipiig«r Ia,«dlatt «r>ch«tnt 2 mal löslich. Sonn- u. 8«i«rtag, nur m»r»«n». >bonn«mrnt,->ltnnahm«: Iadauni^all« 8, d«i uni«r«n Lrüsrrn. 8tltal«n. Sp«dii»ur«n »d «nnahmrltrll«», >o«t« Poflämt««» »d Lrt«Itröa«r». It»»»l»»rra»s»»r«t, 10 W Morgen-Ausgabe. UriMerTagMM Handelszeitung. r.,^°,ch^!!L Amlsblatt -es Aales «nb -es Nolizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Nr. 181 Wltiwllch, Len 10. April ISIS. Anzeigen-Preis fde Inserat« <-u» ».'«iezta uno Um««b»«U di« lioaltipePeiittel!« ^5Pf, die 'l-klame» zeile > Mk. von ^i^-w.irt» dU vl^ in«.Namen I^U il'kk.' 2n>«ral: von Behörden rm amt lichen leit oi« .<«litrcil« LU Pi S«ichall»anjei^en nnk Plapvorlchrilie« im Preiie erhöh« Rabatt nach Tarts. Peilagezehühr kdelamt« aaslaa« ü Mk. o Taulcnö erkl. Postg«btrhr. Teildetlage HL'^r. 8«kt«rteille öailrage tonnen nicht zurülk» gezogen werben Fiir na, «Iricheinen an beiltmmien Taa?n und Plui;«n wrrS k«t« iSaranti« übernommen. iilnzetaen« Annahme: 2ohann>»n,g« bet lainitichen gttialen u. allen Annoncen» Lrpedttiunen ve» In- und Auslände» Druck und Perlap »vn Fischer L tlürfte» Inhaber: Paul nürfte». -l«d,ttlon und tSeIch<iIt,ft«ll«r 2ohanni»gage lt. H..u-t-FiIiaI« Trerben: Seeilra!!« 4, t tTelepsoa 4b21)l 106. Zsiirygim. HE- Unsere gestrige Abendausgabe umfaßt IS Seiten, die vorliegende Morgeunummer 1ö Seiten. znsammen SS Seiten. Vas Wichtigste. * Nach einer italienischen Meldung haben die Italiener neue türkische Angrisse auf T'obruk erfolgreich zurückgeschlagen. (Siehe den des. Art. Seite 2.) * Italiener und Aufständische haben die Feste Medi an der Küste Jemens erobert. (Siehe den bes. Art. Seite 2.) * Bei Kasman (Rußland) sind vierTürken von russischen Soldaten getötet worden. (Siehe Ausland Seite 9.) * Die Tibetaner sind im Kampf mit den Chi- nesen siegreich gewesen; di« tibetanischen Trup. pen sind im Begriff, auf Lhassa vorzurücken. * Theateranzergen sieh« Seit« 18. Vas msrokkanilche Protektorat. Genau fünf Monate nach der Unterzeichnung deS deutsch-französischen Abkommens, am 4. April 1912, hat die Republik ihre Beute eingcholt. Herr Negnaul,t hat die Unterschrift des Sultans zu dem Unterwerfungsvertrage er langt, der das tausendjährige Reich deS äußersten Westens von Afrika zu dem gleichen Rechtsstande herabdrückt, in den der Bardovertrag Tunesien gebracht hatte. Die letzte Sorge ist von der französischen Brust genommen: kurz zuvor hatte noch eiu Gerücht von Abdankungsabsichten Ml y Hafido allerlei unangenehme Aussichten auf mög liche Prätendentenansstände eröffnet, die das ganze Konzept verrückt haben würden. Denn so verhältnismäßig gering die Widerstände der an maroklanischen Dingen interessierten Mächte gegen eine sofortige vollständige Annexion sein würden — die spanische Frage w-ürde sogar außerordentlich erleichtert werden —, so wertvoll bleibt dem französischen Interesse selbst der Fortbestand der Fiktion, daß französische Maßregeln im Namen eines Landesherrschers geschehen. Hoffen wir, daß die Kautelen unseres Abkommens zureichen, Mißbräuche dieser Fiktion zu verhüten, Abweisungen oder Verschleppungen wirtschaftlicher deutscher Ansprüche mit einem beschränkten Ginflusse des künftigen General residenten und Widerständen des Sultans zu bemänteln! Nach genau sechsjähriger Dauer ist nunmehr der Zwischenzustand offiziell beendigt, welchen die Algecirasakte im scherifischen Reiche geschaffen hatte. Die europäische Diplo matie hat manche Leistungen aufzuweisen, welche die Zensur „völlig ungenügend" verdienen — auch der „Berliner Friede" von 1878 ist im Grunde nichts anderes als ein Dauerzustand des Unfriedens im Balkanlande, der von dem Komi- tatschigelichter bulgarischen, serbischen und grie chischen Ursprungs geradezu in den Formen eines Krieges zum Ausdruck gebracht wird. Aber die „Akte" war zweifellos ihrer Werke schwächstes. Schon die Befristung wichtiger Bestimmungen prägte ih-r den Stempel der Unfertigkeit auf. Tatsächlich ist sie niemals ins Leben getreten. Kaum waren zu Neujahr 1907 ihre letzten Rati fikationen eingelaufen, da wurde die verbürgte „Integrität" durch der Franzosen Einmarsch in Udjda und bald auf der anderen Seite in Casa blanca durchbrochen, ehe auch nur der ge- ringste Versuch zum Beispiel zur Organisie rung der aktengerechten internationalen Gendarmerie gemacht war. Dieses In stitut, dessen Satzungen allein ganze Wochen der Algeciraszeit verschlungen hatten, ist niemals über die Ernennung seines obersten Befehls habers, des Schweizers Müller, hinaus- pelangt. Die neue französische Organisation wird sich jetzt hoffentlich beeilen, diese arme Seele, die ein halbes Dutzend ihrer kräftigsten Mannes jahre als verwunschener Prinz in Tanger hcr- umzuspuken verdammt war, aus ihrem Bann zu erlösen, das einzige lebende Symbol des ungeborenen Algcciras-Marorkos endlich zu be seitigen. Nicht einmal die praktisch greifbarsten Bestimmungen der Akte, besonders die Maß regeln gegen den Waffenschmuggcl, ivarcn zur ernstl;aften Durchführung gelangt: mau hat sich darauf beschränkt, gegen die französische /^>r6As-7rr-rrs^67'rrL--r. 7O7S. 7. S. 6, cken ^4/)/'/7 797-2 begab. Ebensd bleibt die Stadt Tanger, die längst in die eigentümliche Sonderstellung einer international von den fremden Konsuln verwalteten Republik gelangt ist, dem französi schen Einflüsse entzogen. Hoffen wir, daß dem neuen Verhältnisse keine weiteren Reibungen entspringen, daß nach fast zehnjähriger unaufhörlicher Bedrohung des Welt friedens Marokko aushört, der schtvarze Punkt am Himmel der internationalen Politik zu sein! 7)6k«'M//» am 4.L7.F. Kbe/'wr'sLsns Z6^7*LA von 26OOO L /st k/n- t:6N ^o/»QLtLS6/2an§ c/67* 2as7r'mmrarA L?6-* §/)6nc/s?» L-6LN6N ^la^s- stü? L?6M 7/ön/§k6 lZidanFckdsn lvonLksn. §6/n6 ZrL? ^776N§vrüar§s^ 2Lt bs/s^7s?r ÄaZ? Ltt6 §kEre rar/67» Hr'7t6r'7rNA lkl'ss öveokas 56/N6N 7^a/s6/» ran ^6n/üAl/n§ rr/ s?s77sn ser. 7)as Tlnr'eASmr'n/skenLLE ist in ckissem 5inns mit ci6m /Anar^Si- sck6N 7l>ie§sministenir/m in 7enLi/rÄunA §6tnet6n. ^4n clie ^/scla-rtion ckss ^Lsi/)2i§6n 7'a§6Ü7att". 7Lnie§sminist6nium. Die Osteneierlage haben unserer Sammlung für das Flugzeug „Leipzig II" wieder einen Zuwachs von 1033.50 gebrecht, so daß die IX. Quittung mit 2v 628,86 avschließt. Wie aus dem erneuten Ähreiben des sächsischen Kriegsministeriums hervorgeht, sind die bisher getaumelten 25 000 .6 bereit» Sr. Majestät dem Kaiser überwiesen worden. Mit großer Befriedigung kann konstatiert werden, daß die Bürger unserer Stadt, die bisher einen gesunden, von echt vaterländischem Geiste beseelten Opfersinn gezeigt haben, mit ihren Spenden von asten in Deutschland veranstalteten Sammlungen für die Schaffung einer mächtigen, von asten Feinden gefürchteten Luftflotte an der Spitze stehen. Da gilt es, dafür zu sorgen, daß wir in diesem edlen Wettstreit nicht aus unserer führenden Stellung verdrängt werden. Denkt an den so oft gepriesenen Nationalsinn der Franzosen, die bereits mehr als eine Mistion Frank für ihr Vaterland geopfert haben! Aus den bisher bekannt gewordenen Ziffern der deutschen Sammlungen ist zu ersehen, daß wir noch lange nicht so weit gekommen sind. Erst, wenn jeder sein Vaterland liebende Bürger sein Schsrflein opfert, dann kann die nationale Veranstaltung ein Ruhmesblatt in der Geschichte des Deutschen Volkes werden! Darum ergeht an alle Säumigen der ernste Ruf: äjM'dkt für dell Ausbau der deutslhen Kriegs-LnMottr! Lbnit tung: IX. Ein zukünftiger Flieger 12 ./L — A. Landmann 20 — W. Menoershausen, i. Fa. H. Tistes, Lindenau, 10 ./6 — Hilde und Dore 1 50 »L. — Von einer Lehrerswaise . 0 — Doris Schüller 1 — Paul Radelli 20 -/-l — A. Fricdrichsohn 5 — Von zwei armen Assistenten eines hiesigen Post amtes 1 — Von drei deutschen Frauen: Anna, Pauline, Elsa, Breite Straße 32, und einem armen Stubenmädchen, Ehrensteinstraße 34. I., 1 — Iustizrat Dr. Gensel 20 .^1 — Postsekretär Karl Rolost, Breite Straße 32, I., 2 ./L — Die Muli der Oberprima 3 des König - Albert- Gymnanums 15 — H. Beyer 50 — Kabitzsch, Rittergutspächter, Paunsdorf, 10 — „Trotz Futternot" 5 — Professor Dr. A. Hermann Grabau 20 — Dr. Martin Seydel 10 ./r — K.-A. Tisch, Bavaria 25 — Wir waren so fröhlich bei ¬ sammen und bekamen so wenig zusammen! Hänse Piepse 6 .« 50 — Josef Tistes i. Fa. H. Tistes 20 ./L — Emmi Wendt (Taubenschlag) 3 —Arbeits- stube des Putz-Ateliers Frieda Schladitz, Kohlgarten- straße 67, 5 — Von der Tauffeier Eile-Zeisig 3 — Burschenschaft Arminia 14 40 — Otto Beriet, Connewitz, Selneckerstr. 24,5 /t — R. G. 3 — Wilh. Friedrich, Connewitz. Winoscheidstraße 25, 5>ll — T>r. F. M.. Böhlitz-Ehrenberg, 5 — Paul Loewenheim 30 — Von Beamten d. Elektri- zitäts-A -E. vorm. Herm Poege 42 .>1 76 /H. — Fideler Stammtisch, Gosenschänke 7 31 — Tafelrunde, Dusourstraße 11 X 50 — Gustav Hahne 10 ./L — Kgl. Sächs. Militär-Verein Seehausen 6 — Fa. F. W. Hesse 10 — Richard und Max Rost 10 .-L — Verlobungsfeier Hesse- Weidner 10 ./L 50 — Albert Dietze 10 — Vertreter R. M. 10 ./r — Elisabeth Lomer 10 — Bei einer Verlobungsfeier in Lobstädt. Be«. Leipzig, gesammelt 4 36 — A. Barth 10 ./L — Hoch ¬ zeitsgesellschaft am 2. Osterfeiertag im Hotel Palm baum 70 ./L — Frl. Johanna Rothe, gesammelt im Rest. Burkhardt Groß-Dölzig. 1 10 >4. — Erlös einer amerik. Versteigerung einer Ansichts karte des Grafen Sanator, z. Zt. Meran, 60 — Ritter mit der schwarzen Hand 1 50 — Pepi 10 — Die Beamten der 16. Polizeiwache II. Abt. 3 95 /H. — Dr. Arnold Hirt 500 — Frln. Wagner 3 ./L — A. C. 2 — Vom Onkel aus Amerika 1 — E. M. H. O. O., Gohlis, 3 50 — Welter, Wests,r. 7, 1 — H, B. 1 .6 — Gesammelt beim Frühschoppen im Restaurant Bauers Brauerei vom Geldschranksabrikant Hermann Fischer nebst Söhnen 10 ./i — Nob. Beuge, Fahrraohandlung, Thomasring 17, 2 — A. S. 5 — „Wurscht zippel" aus Pfaffendorfer Straße 1 — R. Jahn, Lrebertwolkwitz, 1 — Bei einer Doppelkonfirma tionsfeier gesammelt von Karli Wölcke 8 90 — Karl Opitz 2 .Al Vorliegende Quittung: 1 033.58 I.—VIH. Quittung: - 28 595.28 Bisher eingegangen 286^8,88 Berichtigung. In der Quittung vom 2. d. M. muß es heißen: Literarisch-Dramatische Gesellschaft „Othello", gesammelt an einem Theaterabend am Palmsonntag 5 (siehe auch Leipziger Neueste Nachrichten). — Der gesammelte Betrag wurde je zur Hälfte dem Leipziger Tageblatt und den Leipziger Neuesten Nach richten überwiesen. Dre Redaktion. Bcsatzungsar.uee geriet t.' Wa f ns ndungcn ab zufangen, während die gegen Spanien be stimmten wohl sämtlich in die richtigen Hände gelangt find und in den außerordentlich schwe ren Verluste der Riffkümpfe ihre Wirksamkeit erprobt haben. Die internationale Bedeutung des neuen Aprilvertrages beruht nun also darin, daß jetzt klare Verhältnisse geschaffen werden müs sen. Statt mit einem Schattensultan hat cs Europa mit einem, bei glücklicher Auswahl dieses Beamten, ungemein mächtigen französischen Gcneralrcsidemen zu tun, der die volle Ver antwortung für alles unter marokkanischem Na- men gehende tragen wird. Keine wirtjckstlftlichen Konzessionen können ohne ihn vergeben, keine Anleihe oder sonstige finanzielle Transaktion ohne französische Zustimmung abgeschlossen wer den. Tas unglückselige Institut der Schutzver- wanotschast ist auf den Aussterbeetat gesetzt. Den Schutz der Marokkaner im Auslande übernimmt die französische Vertretung. Als eine Friedensgewähr darf man den Ar tikel betrachten, der die spanische Rechts sphäre endlich ausdrücklich von dem Geltungs bereiche des Protektorates ausschließt. War doch dieses die empfindlichste Lücke, welche bei den bisherigen internationalen Abmachungen zurück geblieben war; denn es konnte von dem stolzen Volke der Hidalgos nicht verlangt »verden, daß ' eS sich für seine marokkanischen Neuerwerbun gen in ein LehcnsverhältniS zu der Republik „Schecken, sch lchecken..." Noeren sagr« sich vom Zentrum los, Gras Oppersdorf wurde l>wgescigt, sie Pankowcr erhoben sich gegen den gewaltigen Heyöebrand, Barth riß sich von Wiemer, Nick.'rt von Richter, Volk und Schaus, von den Laskerlcuten. Bei solcher Trennung können ein paar Nervenstränge mit durchreihen. Alle Par teien kennen diese Kämpfe. Bei Len anderen spielt er sich heute unter der Decke ad, nur bei Den Ratio- nallibcralen tobt er in der Oeffentlichkeit. Und Loch kennt die Oeffentlichkeit nicht die ganz« Erbit terung, sie weiß nicht, wie sehr sich die Kämpfer hoffen. Warum soll man nicht einmal versuchen beide Teil« objektiv zu würdigen? Wem am Liberalismus liegt, der soll sich in der Tatmchen'''age nicht einem Irrtum hingeben. Schonungslose Klarh rt dürste besser als Vertuschung sein. Wir wollen die Farben nrchr allzu dick auftragen, aLer kräftia. und glauben, Daß die Kenner der Verhältnisse oas Btw vielleicht realistisch, aber treffend finden werden. Die „Alten" hassen die .Zungen" und dis „Zungen" die „Alren . Dckbei haken Vie „Zungen" manchmal graues Haar und die „Alten" blondgelock tes. Zehn Zahre ba-bcn die Zungliberalen die Alten als unfähige Trottel hmgestellt, zehn Jahre ein Teil der Alten — nicht aste — die Zungen niederzuhalten gesucht. Das ist der Boden, auf dem sich die Partei- gejchehmffe abspielen, und wenn er sich öffnet, schlagen die giftigen Schwaden des Haffes empor. Atnr der Boden ist nicht von innen aufgebrochen, er ist durch politische Ereignisse der letzten Zeit von außen auf gewühlt. Diese Sachlage wist inan auf beiden Sei ten, aus dem rechten und linken Flügel der Partei, nicht immer offen aneÄennen. Die parteiamtliche Kundmachung über die letzte Sitzung des nationai- liberalen Z«ntraloorstandes sagte: es sei bei aller Verschiedenheit der Auffassungen in Einzelfragen fest gestellt, daß die Partei ebenso weit von grundsätz licher Abireigung gegen ein positives Zusammen arbeiten mit allen bürgerlichen Parteien entfernt, wie sie die Unterstellung der Absicht, eine Großblockpolitik im Reiche treiben zu wollen, entschieden zuriickwersen müsse. Zm Vergleich mit dieser Kundmachung sind die Erklärungen der „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung" (der man überhaupt in letzter Z«it unrecht getan bat) über Minister- konferenn und Erbschaftssteuer Bekenntnisse einer sich restlos yingebcnden Seele. Die nationalliberale Kundgebung kann nicht wahr sein. Wäre si« es, so entbehrte der ganze Streit jedes irgendwie trif tigen sachlichen Grundes, und rnan müßt« die ge samten National! iberalen, die jung.n wie die alten, für Kinder halten, die zur Führung ihrer eigenen Ge schäfte unfähig sind, was ourch ihre ganze Stcstu:rg im öffentlichen und wirtschaftlichen Leben widerlegt wird. Ohne die G r o ß b l o ck f r a ge hätte die Neichs- taaspräsidentcnwahl nicht den Streit in der national- liberalen Partei entfacht, ohne die Großbloclfrage hätte er nicht zu Hellen Flammen angeblasen werden rönnen. Zwar wird behauptet, daß die Großblock frage nir einig« Rechtsnationalltberal- nur Vorwand sei; man kann das, wie der Richter sagt, „unter- stellen", wenn es auch psychologisch wenig glaubhaft ist; aber kein Politiker und kein Beobachter der Zeit geschichte kann die richtig« Stellung zu oem national liberalen Streit cinnehinen, wenn er sich nicht klar macht, daß tatsächlich in weiten nationalliberalen Wählerkreisen tiefst« innere Erbitterung über den Gedanken herrscht, dem Großblock zugeführt werden zu sollen. Die Annahme, daß nur die rheini ch- weftsälische Grossindustrie scharfmachr, daß nur Zu neigung zu den Schwarchlauen oder schwer^blaue List di« Rechtsnationalliberalen beeinflusse, ist phan tastischer Köhlerglaube. Leut«, die nicht das geringste mit all jenen Einflüssen zu tun haben, Leute in Sachsen. Thüringen, in ganz Dcutschlani), empfinden die Erbitterumz. Es ist ein« Gegen wirkung vieler einfacher Gemüter gegen Li« Schach- spielkunst routinierter Parlamentarier. Also auf dieser Seit« st«hon nicht nur Grubenbaron« oder Honoratioren, sondern Volk, viel Volk. Dieser Dolksteil hat das Empfinden, daß ihm Treu, und Eid bruch gegen Kaiser und Reich mgemutrt wird. Sein Verhältnis zu den bisherigen Parteigenoffen, die den Großblock anraten, wird dadurch vergiftet, daß man sich persönlich betrogen fühlt. Denn immer ist aus den Parteitagen von führender Seite versichert war. den, an den Großblock im Reich: werde nich: gemacht. So und nicht anders sind die — subjektiven — Emp findungen der einen Seite, und Uber die Dendö« kann doch schließlich nur urteilen, wer sie kennt. . . Dadurch dürft« glaubhaft werden, daß der Haß des rechten Flügels gegen Den linken schärfer ist als der von links nach rechts. Aber auch dicker ist schneidend genug. Wohl noch niemals, seit es «in neues Reich gibt, hat der Haß im Bürgertum so g«. wütet, wie heute zwischen dem Liberalismus und den „Schwarzblauen". Auch früher betrachtete der Lid:- ralismus das Zentrum als oeins. aln gerade der Freisinn hat bis etwa vor einem Jahrzehnt mit ihm paktiert. Auch war wohl nie in gleicher Weise die Empfindung geschürt worden, daß Las Zentrum di« Ücberlegcnheit erlangt und dem liberalen Dolksteil den Fuß auf den Nacken gesttzt habe. Der linke Flügel Des Nationalliberalismus fielst ganz im Banne dieses Gedankens. Er wird durch den weiteren Gedanken oufgcvLiticht, daß «in Teil der eigenen Parteigenossen den liberalen Ansturm gegen den sch-warzblauen Block schwäche, sich von die em beeinsluffen lass«, ja, zu ihnr übergehe. Also Verrat.