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Mchmtz-IkitW Inserate, welche bet d» bedeutenden Auflage de« Blattes eine sehr wirk- same Verbreitung finden, »erden mit 16 Pfg. di« Spaltenreile »der deren Raum berechnet. — Ta bellarische und compkieirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pf«. »le „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners ¬ tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg., zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie vie Agenten nehmen Be- . Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde. » Nr. 42. Dienstag, den 10. April 1888. 54. Jahrgang. Lokales und Sächstfches. Dippoldiswalde, 9. April. Nachdem es am Sonn abend entsetzlich geweht und Nachts gefroren hatte, war gestern frühmorgens rings Alles mit Schnee be deckt und darunter der Boden fest gefroren, blieb es auch bis zum Mittag an im Schatten liegenden Stellen. Vormittags war der Himmel klar, Nachmittags bewölkte sichs aufs Neue. Heute, zum Jahrmärkte, herrschte bei ziemlich niederer Temperatur trockenes Wetter. Der Zahl der aufgeschlagenen Buden nach erwartete man keinen lebhaften Besuch auswärtiger Händler, von denen ehemals allein die Schuhmacher, einschließlich der hiesigen, die Schuhgasse und den größten Theil der Herrengaffe zu beiden Seiten einnahmen. Trotz der leichteren und billigeren Bahnverbindung sind die Dresdener Schuhmacher schon längst ganz weggeblieben, und die Siebenlehner und die Nossener kommen nur noch vereinzelt. So ist es auch bei andern Geschäfts leuten. Zudem verkaufen die hiesigen nur noch aus nahmsweise auf dem Markte; die meisten bleiben in ihren Geschäftsräumen. Als Belustigung für Kinder und Heranwachsende Burschen und Mädchen üben noch immer Karoussel und Schaukeln — eine extragroße russische ist auf dem Oberthorplatze aufgeschlagen — Anziehungskraft aus. Das „weltberühmte National- Panorama" von Lucas, eins „der schönsten auf dem Kontinent", wie die Ankündigung sagt, das in Wien, Prag, Brünn, Bukarest, Belgrad, Odessa, Breslau, Dresden und Leipzig und wer weiß wo wegen seiner guten Ausführung mit dem größten Beifall gezeigt worden sein soll, bringt Städte und Kriegsbilder, Operndarstellungen und Unglückfälle zur Ansicht. — In der Nacht vom nächsten Freitag zum Sonn abend wird bekanntlich auf unserer Bahn von Hains berg nach KipSdorf ein sogen. Theaterextrazug ab gelassen. Es trifft diesmal sehr gut, daß im Alt städter Hoftheater zu ermäßigten Preisen „Das Leben ein Traum" gegeben wird, während das Neustädter Theater geschlossen bleibt. Durch den Extrazug und die ermäßigten Eintrittspreise ist diesmal der Besuch des Theaters auch minder Bemittelten möglich gemacht. — Wir nehmen Gelegenheit, die Lehrmeister daran zu erinnern, daß auch Lehrlinge den Vorschriften des Krankenversicherungs-Gesetzes unterliegen und zur Ortskrankenkasse anzumelden sind, sobald die selben Lohn oder Kost, bez. Wohnung vom Lehrmeister erhalten. Unterlassene Anmeldung zieht Geldstrafe bis zu 20 M. nach sich, auch hat der Arbeitgeber für den Fall, daß der Lehrling oder Arbeiter vor der Anmel dung erkrankt, der Ortskasse alle Aufwendungen zu erstatten, welche derselben durch die Erkrankung der betreffenden Person erwachsen sind. — Wie soll man sich erholen? Diese Frage be antwortet vr. Sonderegger folgendermaßen; „Wer mit allen Muskeln gearbeitet hat, der setze sich ruhig hin und gebe mit angenehmen Lesestoff seinem Gehirn eine milde Bewegung; wer nur mit einzelnen Muskeln arbeitete, übe mit Sorgfalt die müßig gewesenen; wer mit dem Gehirn thätig war, ver rege seine Muskeln auf, turne oder marschire im Freien. — In dem benachbarten Reichstädt wird am 1l. April eine Postagentur eröffnet werden. Die neue Postanstalt, deren Bestellkreis den Ort Beerwalde um faßt, wird ihre Verbindung durch eine täglich einmal verkehrende Botenpost zwischen Dippoldiswalde und Reichstädt (aus Dippoldiswalde 6 Uhr Vorm., aus Reichstädt 3 Uhr Nachm.), sowie durch eine Landbrief trägerpost erhalten (Wochentags aus Dippoldiswalde 9 Uhr 30 Min. Vorm., aus Reichstädt 5 Uhr 15 Min. Nachm., Sonntags aus Dippoldiswalde 9 Uhr 30 Min. Vorm.). — Beerwalder Mühle und ForsthauS ver bleiben im Landbestellbezirk von Pretzschendorf. Gleich zeitig wird Ruppendorf dem Landbestellbezirk der Post anstalt Edle Krone zugetheilt. — In Hänichen (Bez. Dresden) wird am 11. April eine Postagentur mit Fernsprechbetrieb eröffnet werden. Die neue Postanstalt, deren Bestellkreis die Ortschaften Rippien mit Ziegelei, Goldene Höhe, Neu- Welschhufe, Poisenhäuser bei Wilmsdorf, Hermanns schacht, Dippoldschacht bei Poffendorf und den Gast hof zur Hoffnung umfaßt, wird ihre Verbindung durch die zur Postsachenbeförderung benutzten, zwischen Dres den und Poffendorf verkehrenden Privatpersonenfuhr werke erhalten. (Aus Dresden: 5,33 Vorm., 1,28 Nachm. und 5,48 Nachm.; aus Hänichen nach Dresden: 7,47 Vorm., 12,17 Nachm. und 7,1 Nachm.) — In Nassau (Erzgebirge) wird am 11. April eine Postagentur eröffnet werden. Die neue Post anstalt, deren Bestellkreis den Ort Nassau, die Halte stelle Nassau und die Niedermühle bei Nassau umfaßt, wird ihre Verbindung durch eine täglich zweimal zwischen Bienenmühle und Nassau verkehrende Boten post (aus Bienenmühle 6,30 Vorm. und 3,5 Nachm., aus Nassau 2 Nachm. und 6,30 Nachm.) erhalten. An Sonntagen fällt die zweite Botenpost aus. Schmiedeberg. Unser Arzt, Herr vr. v. Gost- kowski, welcher seit Anfang August vorigen Jahres die ärztliche Praxis hier und in der Umgegend aus übte, hat uns wieder verlassen und in Lindenau bei Leipzig einen größeren Wirkungskreis gesunden. Be reits ist ein neuer Arzt, Herr vr. Joel, eingetroffen, welcher des ersteren Geschäfte — hoffentlich recht lange — fortzuführen gedenkt. -f- Niederpöbel. Vor kurzer Zeit war in zwei verwandten Familien hier die Diphtheritis ausge brochen und hatte zwei Knaben, einen 9'/» und einen 6jährigen, nach kurzem Krankenlager weggerafft. Gegen wärtig liegen wieder mehrere Kinder an Luströhren entzündung krank darnieder, die jedoch einen günstigen Verlauf zu nehmen scheint. L Glashütte. Am 5. April feierte Herr Bürger meister Kühnel und Gemahlin das Fest der silbernen Hochzeit. An diesem Tage zeigte sich so recht, wie hochgeachtet und geliebt das geehrte Jubelpaar ist, von allen Seiten, von Nah und Fern liefen Zeichen der Liebe und Achtung ein, viele Vereine brachten ihre Glückwünsche rc. dar, während der Gesangverein das Silberpaar durch ein Ständchen ehrte. Möge dem verehrten Vater der Stadl noch ein recht langes Wir ken in unserer Gemeinde bescheert sein. Dresden. Im amtlichen Theile des Regierungs- Organs erfolgte am Sonnabend die Veröffentlichung des „Finanz-Gesetzes" auf die Jahre 1888 und 1889. Auf Grund des verabschiedeten Staatshaus halts-Etats werden hiernach die Ueberschüffe und Zu schüsse des „ordentlichen" Staatshaushalts für jedes der Jahre 1888 und 1889 auf die Summe von 83,358,314 M. festgestellt und wird zu „außerordent lichen" Staatszwecken für diese beiden Jahre überdies noch ein Gesammtbetrag von 28,744,500 M. hiermit ausgesetzt. Zu Deckung des Aufwandes für den „ordentlichen" Staatshaushalt und der auf die Spezial kassen gewiesenen Verwaltungs- und sonstigen Ausgaben desselben sind, außer den, den Staatskassen im Uebrigen in Gemäßheit des Staatshaushalts-Etats zugewiesenen Einnahmen, auf jedes der Jahre 1888 und 1889 zu erheben: a) die Grundsteuer nach vier Pfennigen von jeder Steuereinheit, b) die Einkommensteuer, o) die Steuer vom Gewerbebetriebe im Umherziehen, <I) die Echlachtsteuer, ingleichen die Uebergangs-Abgabe vom vereinsländischen Fleischwerte, o) die Erbschaftssteuer, k) der Urkundenstempel. Alle fonstigen Abgaben, Na tural- und Geldleistungen, welche nicht ausdrücklich aufgehoben sind, oder noch aufgehoben werden, be stehen vorschriftsmäßig fort. Die zu „außerordent lichen" Staatszwecken bewilligte Summe ist, soweit sie nicht aus dem Verwaltungsüberschuffe der Finanz periode 1884/85 gedeckt wird, aus den übrigen mobilen Beständen des Staatsvermögens zu entnehmen. — Königin Karola wird sich von Riva zu etwa 8tägigem Aufenthalt nach Cannes begeben. — Die königlich sächsische Regierung hat beim Bundesrathe beantragt, zu genehmigen, daß dieScheide- münzen der österreichischen Währung innerhalb der Zollgrenzbezirke der königlich sächsischen Hauptzoll- beziehungsweise Hauptsteuerämter Zittau, Bautzen, Schandau, Freiberg, Annaberg und Eibenstock auch ferner in Zahlung gegeben und genommen werden dürfen. Bekanntlich hatte der Bundesrath durch Be schluß vom 26. März d. I. bestimmt, daß vom 1. Juli c. an vorbehaltlich der Gestattung von Ausnahmen für einzelne Grenzbezirke die Zahlungen in fremden Scheide münzen verboten seien. Das Verbot der Scheidemünzen der österreichischen Währung würde nun aber nach Ansicht der sächsischen Regierung innerhalb des sächsisch österreichischen Grenzgebiets bei den engen geschäftlichen Beziehungen zwischen den Bewohnern der beiderseitigen Grenzorte ohne große Störungen für den wechselseitigen Verkehr und ohne Schädigung der Interessen der sächsischen Grenzbevölkerung nicht durchgefühxt werden können, wie denn auch andererseits Mißstände bei der zeitherigen Zulassung der Scheidemünzen im Grenz verkehr mit Oesterreich nicht hervorgetreten feien, die Münzen vielmehr, ohne in den inneren Verkehr über zugehen, von selbst nach Oesterreich zurückflössen. Königstein. Die Bergfestung Königstein begeht dieses Jahr ein seltenes Jubiläum. Im Jahre 1588 wurde sie zuerst als Staatsgefängniß benutzt, welche Verwendung ihr bis 1850 verblieb. Der erste Staats gefangene, der dort Aufnahme fand, war der kur sächsische Hofprediger vr. Martin Mirus, welcher bei den damaligen Neligionszänkereien von dem kalvinistisch gesinnten Staatskanzler vr. Nikolaus Krell gestürzt und auf den Königstein geschickt, nach Krell's Fall, 1591, aber wieder nach Dresden berufen und in sein Amt wieder eingesetzt wurde. Die letzten Staatsgefangenen des Königsteins waren vom August 1849 bis Juli 1850 Kreisamtmann Heubner und Musikdirektor Röckel, vom April bis Oktober 1850 NechtSkandidat Kirbach und der vormalige griechische Oberstlieutenant Heinze wegen Betheiligung am Maiaufstand, sämmtlich zu lebens länglicher Zuchthausstrafe nach Waldheim abgeführt, und vom August 1849 bis Juni 1850 der Russe Michael Bakunin, ebenfalls wegen des Dresdner Mai aufstandes. Er wurde auf der Flucht bei Chemnitz verhaftet und vom Königstein an Oesterreich abgeliefert. Bakunin war der letzte Staatsgefangene auf der Festung Königstein. Bautzen. Der am Mittwoch Vormittag von Dres den in Bautzen eintreffende Kourierzug erlitt am letz teren Orte eine Verspätung von 17 Minuten infolge eines an der Luftdruckbremse bei der Einfahrt im Bahnhof eingetretenen Fehlers, und gewährte es einen eigenen Anblick, wie es der Maschine trotz aller An strengung nicht möglich war, den festgebremsten Zug mit verhältnißmäßig wenig Wagen von der Stelle zu bringen, während derselbe, nachdem es gelungen war, die Bremsen freizubekommen, leicht und blitzeSschnell davonsauste. Zittau. Eine Abortanlage in der Bürgerschule empfiehlt der jüngst erschienene Jahresbericht des Lan- desmedizinal-Kollegiums zur besonderen Nachahmung. Sämmtliche Aborte sind dort in das Kellergeschoß ver legt und so konstruirt, daß alle in einem eisernen Hauptrohre von 15 Centimeter lichter Weite sich sammelnden Abfallstoffe ohne jedes Pump- oder Saug werk, nur durch eigenen Druck bei einer Neigung des Hauptrohrs von I -. 100 in gewissen Zeitabschnitten in Tonnenwagen ausgenommen und zur Kompostbereitung verwendet werden können. Eine Verunreinigung von Grund und Boden ist gänzlich ausgeschlossen, und auch der an sich sehr geringe Geruch verbreitet sich nicht über den Abortraum hinaus. Bei der Größe der Schule, welche 1100 Schüler niit 30 Lehrern um-