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Erscheint wöchentlich drei Aal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreis beträgt vierteljährlich 1 Mark SV Pf. prienumseanäo. Amchtt für Inserate werden bi» spätesten» Mittags deS vorhergehenden TageS des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit lv Pf., unter „Eingesandt" mit Sv Pf. berechnet. Zwönitz un- Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeindernth zu Zwönitz. 147. Sonnabend, den 14. December 1878. 3. Jahrg. Bekanntmachung. Heute ist Herr Otto Bernhard Pelz aus Lugau als Stadtcassirer und Stadtstcuer-Einnehmer der Stadt Zwönitz an Stelle - des abgegangenen dermaligen Inhabers verpflichtet und in sein Amt eingewiesen worden. Die Eassenexpedition befindet sich im Nathhause voll jetzt ab iin zeitherigen Wartezimmer und ist dieselbe für das verkehrende Publikum von 8—12 Uhr Vormittags und 2—6 Uhr Nachmittags geöffnet. Zwönitz, am 12. December 1878. Der Stadtgemeinderat h. Schönherr. Tagesgrschichte. Berlin, 11. Decbr. Der Kaiser führt, wie die „Prov.-Corr." hervorhebt, die Regierungsgeschäfte wieder in alter strenger Regel mäßigkeit mit einer körperlichen und geistigeir Frische, welche Allen, die ihm nahen, zur größten Freude und Genugthuung gereicht. — Aus London wird berichtet, daß die beiden aus Berlin aus - gewiesenen socialistischen Reichstagsabgeordneten Most und Fritzsche dort eingetroffen sind. Prag, 11. December. Der Kronprinz, Erzherzog Rudolf, hat sich gestern mit einem Zimmer-Kapselgewehr durch einen unglücklichen Zufall in die linke Hand geschossen. Der Schuß ging zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger dnrch die Fleischtheile, die Wunde ist etwa 3/4 ZM, der Schmerz soll nicht bedeutend sein. Nach dem ersten ausgegebenen Bulletin ist das Allgemeinbefinden des Kronprinzen be friedigend und erscheint nur eine längere Schonnng nothwendig. London, 12. Decbr. Gegen Edward Bure Maldon (Franzose) wurde vor dem Gerichtshof in Bowstreet hellte die Anschuldigung erhobeil, dem Unterstaatssekretär Liadel und dem Lord Lyons ein Schreiben geschickt zu haben, worin er drohte, er wolle auf die Königin schießen. Petersburg, 11. December. Heute Nachmittag sammelten sich vor dem Palais des Thronfolgers einige hundert junge Leute, um eiue Bittschrift zu überreichen. Diese Ansammlung erregte Aufmerk samkeit. Der Stadthauptmann erschien bald auf dem Platze, wobei sich herausstellte, daß die jungen Leute Studenten waren, welche in einer Studentenangelegenheit die Protection des Thronfolgers er- bitten wollten. Der Thronfolger befand sich in Zarsköselo, und der Stadthauptmaun nahm die Petition entgegen, worauf sich die Bitt steller zurückzogen. New-Mork, 11. Decbr. Seit zwei Tagen herrscht hier ein heftiger Südoststnrm, durch den im ganzen Lande viel Schaden an gerichtet worden ist. In Folge der durch den Sturm hervorgerufenen ileberschwemmnngen fanden mehrere Eisenbahnunglücke statt, bei denen verschiedene Personen um das Leben kamen. — Der Gouverneur von Südkarolina, General Hampton, ist zum Senator der Vereinigten Staaten für Südkarolina gewühlt worden. Uolrales und Sächsisches. Dresden. Se. Maj. der König und Se. k. Hoheit der Prinz Georg kehrten am 11. December Abends von Allstedt wieder hierher zurück. Leipzig, 9. December. Vor dem hiesigen Schöffengerichte wurde unlängst ein in seiner Art selten vorkommender Fall verhandelt. Der Droschkenkutscher Arnold hatte wegen Beleidigung eines Schutzmanns 5 Tage Gefänanißstrafe zu verbüßen und gerieth auf den Gedanken, den mit ihm befreundeten, zur Zeit arbeitslosen Kutscher Schneider, welcher mit ihm Aehnlichkeit hatte, gegen ein Zehrgeld von 3 Mark und Entschädigung von 2 Mark pro Tag anstatt seiner einsperren zu lassen. Schneider ging nach einigem Bedenken darauf ein, erschien auf dem Gericht, zeigte den Bestellzettel vor, nannte sich Arnold und wurde nach Aufnahme eines Protokolls durch einen andern, als den ehemals in der Sache expedirenden Beamten zur Strafverbüßung ab- geführt. Die Sache ging indessen schief, denn der Zufall wollte es, d<ch Arnold wegen einer neuen Contraveiüion am Tage vor Ablauf der 5 Tage Straffe eine Vorladung auf das Gericht erhielt. Damit kam natürlich die Täuschung an den Tag und Beide, der wirkliche und der falsche Arnold, wurden ohn Aufschub in Untersuchungshaft genommen, in der Hauptverhandlung aber, in welcher sie ihre offenen Geständnisse wiederholten, unter Annahme mildernder Umstände zu je 6 Wochen Gefängnis; verurtheilt. Chemnitz, 11. Decbr. (Oeffentliche Schwurgerichtsverhandlung.) Die heutige Hauptverhandlung bildete das Nachspiel eines blutigen und wahrhaft entsetzlichen Dramas, welches sich in der Nacht vom 11. zum 12. September d. I. innerhalb der Familie des Strnmpf- wirkers Karl Heinrich Köhler in Gelenau abgespielt hatte. Köhler stand uicker der Anklage der verübten schweren Körperverletzung gegen über seiner eigenen Ehefrau. Diese erschien im Gerichtssaale als die Hauptbelastungszeugin. Ein Blick in ihr schrecklich entstelltes Antlitz lehrte, um was es sich handelte. Ihr fehlte — die Kuppe der Nase und ihre Oberlippe hatte das Aussehen einer sog. Hasenscharte. Der eigene Ehemann hatte in unerhörter Brutalität ihr diese Verletzungen vorsätzlich beigebracht. Den Zugeständnissen des Angeklagten und den Zeugenaussagen entnehmen wir Folgendes: Schon lange hatte der Angeklagte sich mit dein boshaften Gedanken getragen, seiner Ehefrau, einer arbeitsamen und fleißigen Frau, die er, ein notorischer Säufer, eben wegen ihrer stillen Lebensweise nicht leiden mochte, etwas aus zuwischen nnd ihr einen Denkzettel beizubringen. In jener Nacht war er spät in angetrunkenem Zustande und erbost darüber, daß er im Spiel verloren hatte, nach Hanse gekommen, und hatte sich zunächst allein in die Stube auf das Sopha schlafen gelegt. Nach einer Weile war er jedoch hinauf in die Schlafkammer, in der sich seine Frau mit den kleineren Kindern befand, gegangen, um sich zu Bett zu legen. Seine Frau hatte aus Furcht vor dem Manne das Lager mit diesem nicht theilen wollen und sich mit der Tochter- schlafen gelegt. Hierüber gerüth Köhler von Neuem in Wuth. Nachdem er eine Zeitlang im Bett gelegen, erhob er sich wieder, holte aus der Wohnstube sein scharfgeschliffenes Rasirmesser herbei, beugte sich über seine schlafende Ehefrau herab und trennte mit einem einzigen, sicheren Schnitt die Nasenkuppe derselben ab. Auch die Oberlippe wurde durch den Schnitt vollständig gespalten. Auf das Geschrei der Unglücklichen -eilten die übrigen Hausbewohner zu Hilfe; sie fanden die Fran, vom Blut überströmt, und den Mann am Boden kickend mit dem Messer in der Hand. Bei näherer Untersnchung ergab sich, daß Köhler sich selbst noch einige leichte Verletzungen am Halse beigebracht hatte. Doch gestand Köhler später selbst z«, daß es keineswegs seine wirk liche Absicht gewesen sei, sich das Leben zu nehmen. — Gegenüber den Zugeständnissen des Angeklagten konnte die Thatfrage in der Hauptsache nicht zweifelhaft sein. Dagegen gingen bezüglich der weiteren für die Annahme der schweren Körperverletzung erheblichen Frage, ob der Angeklagte bei seinem Thun auch die Absicht gehabt habe, seine Ehefrau dauernd zu eickstellen, die Ansichten der Anklage und der Vertheidigung erheblich auseinander. Herr Staatsanwalt Schwerdfeger glaubte diese Absicht als unzweifelhaft vorhanden ge wesen, annehmen zu müssen, indem er ausführte, daß Jeder, der einem Andern vorsätzlich eine derartige Verletzung beibringe, dabei auch nothwendig die unausbleiblichen Folgen dieser Verletznng vor Angen gehabt und demnach -auch gewollt haben müsse. Der Ver- theidiger, Herr Advokat ür. Böhme von Anuaberg bestritt dagegen im AnschftK an die Beharrptrmgen feines Defendenden das Vorhanden sein gedachter Absicht zur Zeit der That Die Geschworenen schlossen