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Dresdner Journal : 27.11.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187911277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18791127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18791127
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-11
- Tag 1879-11-27
-
Monat
1879-11
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 27.11.1879
- Autor
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Donnerstag den 27. November. M 274 187N. zdo»a»mea1»prel»r Im lsi»«» ck»vt«cdsL : .lül rlicd: . . 18 Usrll. j^Mkrlwd: 4 Uark SO?k. Liarelov Xummern: 10 kk. L«»»«rk»Id äs« äsoticdeo ksioks» tritt ?o»t- uoä 8teiilpvlru»cttlit8 kioru. lvseruteuoivlse: kär äeo KLUM eillsr b^p^ttsoso pstitrsile 20 kk. lloter „Lil^sitLoät" äis Lsils L0 kk. Li-sedvluenr iittzliok mit ^o«n->kme äsr Sonn- vnä ksierta^s ^Ovnä-i lür äso soltt>!näsn 'I'L8 DreMmIourml. Verantwortlicher Redacteur: Im Auftrage Rudolf Günther in Dresden. rn»sr»tsnann»kme »««ieket»» l^tpiix: H. Lrancktetter, Oommi«,ionLr äs, Orssänsr ^ourn äs; S«mi>aiF Nerlt» Vt«a l^ipii^ L»,«I -t ,. H: Aaaie^ts»^ L ^vAt«e, Lerliu Vt«»-L»mdur^- kr»^-l.«ip,i8-knutlltm< » ».HS»etr„: /k«ä. N,rU»: <8. /nr«/« äsnäanit, 8r,m,o - L §c-äotte, Irsilra: F. ÄanAeri'« kiirvico; vdimnir, F>. FoiAt; rr«ilctilrt ». N.: ^acA<-r>eds u. t). ^/srrmanm- »cde Nuekksnälnn^; vvrU»^ L/Äksr, Siuu»o„r: (,' k»n, L«riui. kruLtkurt ». II. 3taN^»N: /)»«-« L L,o.,- «Edur,^ F L^eiäAe», Lts,n«r. U»r»u«x«ber: Nüniel. Lipeäitiov äs, l-r«»äoor äonrviU^ vrskiäen, Avivßerstri^ss zy Machtieflellun^cn auf das „Dresdner Journal" für den Monat December werden zu dem Preise von 1 M. 50 Pf. angenommen für Dresden bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für auswärts bei den betreffenden Post anstalten. In Dresden-Neustadt können Abonnements- bestellnngen auf das „Dresdner Journal" abge geben werden in der Kunst- und Musikalien handlung des Herrn Adolf Brauer (Haupt straße 31), woselbst auch Inserate zur Beför derung an unser Blatt angenommen werden. Inserate für die Weihnachtszeit finden im „Dresdner Journal" eine sehr ge eignete Verbreitung und werden für die Jn- seratenzeile mit 20 Pf., unter „Eiugesandtes" mit 50 Pf. pro Textzeile berechnet. Üönigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Theil. Dresden, 20. November. Se. Majestät der König hat dem Rector Traugott Friedrich Thierfelder in Ehrenfriedersdorf das Verdienstkreuz allergnädlgst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 26. November, Nachmit tags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Dem Vernehmen nacb erklärten sich die Nationalliberalen und die Conservativcn in ihren gestrigen Kractionssitzungen mit den von der Subcommission der Eisenbahn commisfion zum Eiscnbahngesetz ausgestellten Garan- ti-n im Princip einverstanden. (Vgl. die „Tages- geschichte".) Wien, Dienstag, 25. November, Abends. (W. T. B.) Der russische und der deutsche Bot schafter in Konstantinopel, Fürst Lobanow und Graf v. Hatzfeldt, sind hier eingrtroffen; Ersterer wird sich demnächst nach Italien begeben. Buda Pest, Dienstag, 25. November, AbendS. (W. T. B ) Die Deputirtentafel beendete heute die Generaldebatte über den Wehrgesetzentwurf. Die Abstimmung wurde auf morgen vertagt. Im Laufe der Debatte erkannte der Ministerpräsident Tisza auf eine Anfrage Pulszkn's da» Recht der legislativen Körperschaften an, die Initiative zur Reduktion des Armerstandes auch innerhalb 10 Jahren zu ergreifen. Paris, Mittwoch, 26. November. (Tel. d. Dreedn. Journ.) Der Gcncralrath des Seine departemcntS nahm eine Tagesordnung an, welche Bedauern darüber ausspricht, daß der Polizeiprä fect sein Personal nicht purificirt habe. Der Prä- fect erklärte, solche Dinge gehörten nicht zur Com- petenz des Genrralrathes; er werde die Vernichtung des Beschlusses beantragen. Feuilleton. Redigirt von ^rto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Dienstag, dcn 25. November zum ersten Male: „Bianca", romantisch- komische Oper in 3 Acten von A. Schirmer, Musik von Ignaz Brüll. DaS Sujet ist in seiner AuSgangShandlung im ersten Act recht glücklich erfunden, nur zum Theil abcr gelang die Fortführung und am wenigsten der Ab schluß derselben. Der zweite Act hätte besonders in folge eines guten Motivs zum Schluffe desselben An laß zu weiterer sehr heiterer Entwicklung und Beendi gung geboten. Statt dessen aber fügt der Verfasser des Textes einen dritten im ernsten Ton gehaltenen und durch sehr äußerlich motivirte Handlung bewegten Act an, dem die Eoutinuität mit dem zweiten fehlt. Und der Titel „romantisch-komische" Oper er weckt Ansprüche, die nicht erfüllt werden. Besonders nach der Komik, einer feinen oder drastischen, tragen wir Verlangen; eS finden sich dafür nur ewige äußer liche Rothbehelfe. Den beiden für die Komik bestimm ten Personen (Fabin und Fanfaron) mangelt die komische Charakteristik und überhaupt fehlt die drama tisch komisch: Zeichnung der Situationen, und somit müssen wir auch in dieser Hinsicht unsere Anforderungen an den Eomponisten bescheiden. Im Uebrigen aber ist der Stoff von Schirmer, wenn auch sparsam an Geist und W>y, in belebter Handlung mit Bühnengeschick, und sehr taktvoller Behandlung, mit gewandter Bersi- Brüsscl, Dienstag, 25. November, Abends. (W. T. B.) Zn der heutigen Sitzung der Rcprä- sentantenkammer schlug der Deputirte Goblet ver schiedene Kürzungen an dem Cultusetat vor, welche jedoch die BischofSgehalte unberührt lassen. Der Justizminister Bara erkannte an, daß die Haltung deS Clerus es einer jeden liberalen Regierung schwer mache, sich gegen denselben freigebig zu er weisen; nichtsdestoweniger könne er den vorgeschla- genen Abänderungen nicht zustimmen, welche zu vörderst einer eingehenden Prüfung zu unterziehen wären. Die Amendements Goblrt'S wurden ab gelehnt und der Etat deö CultuS und der Justiz mit 82 gegen 5 Stimmen angenommen. London, Dienötag, 25. November, Abends. W. T. B.) Nach hier eingegangenen Nachrichten aus Colon (Baleareninsel im mittelländischen Meere) hat daselbst am 20. d. ein heftiger Orcan gewüthet; 4 Schiffe sind gescheitert, die Werste beschädigt. Personen sind bei dem Orcan nicht umS Leben ge kommen. Edinburgh, Dienstag, 25. November, AbendS. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Gladstone (welcher sich augenblicklich auf einer politischen Werberelfe in Schottland befindet) äußerte in einer heute von ihm hier gehaltenen Rede, die Regierung löse das Parlament deshalb nicht auf, weil sie wisse, daß das Land gegen die Regierung sei, und weil sie sich die Freiheit wünsche, noch 1 Jahr lang Eng land und Europa neue Ueberraschungrn zu berei ten. Die Politik des Premierministers Beacons field stellte Gladstone als eine ehrgeizige hin, die dem englischen Volke stets neue Verantwortlichkeiten bereite, und er ermahnte die Wühler, die dermatige Majorität durch eine liberale Majorität zu er setzen. Dublin, Dienstag, 25. November, Abends. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Man meldet aus Sligo, daß Davith gleichfalls wegen Aufruhrs vor die Gcschwornen verwiesen, aber gegen Kaution frei- gelassen worden ist. St. Petersburg, Dienstag, 25. November, AbendS. (W. T B.) Der zeitweilige Gencral- gouverneur von Charkow, Graf LoriS-Melikow, hat seine Machtbefugnisse auf die Gouvernements Tschernigow, Poltawa, KurSk, Orcl und Woronesch ausgedehnt. St. Petersburg, Mittwoch, 26. November. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Vor dem hiesigen Kriegs gericht wird morgen der große Nihilistenprocrß zur Verhandlung kommen, in welchem der Edel mann Leon Mirsky, die Collegienrcgistratorsfrau Olga Semensky, der Edelmann Hippolyt Golowin, der Collegienassessor Olchin, der Edelmann Nikolai Vereschtswagin, der Kleinbürger Eugen Bekle- miscdew, der verabschiedete Fähnrich Zuri Tarchow und der erbliche Ehrenbürger Georg Lcvensohn, welche der Zugehörigkeit bei einer verbrecherischen Gesellschaft zum Zwecke der Umstürzung der be stehenden Ordnung und der Gesetze mittelst Ge walt, Mirsky außerdem des AttentatSversuchS auf den Gendarmcriechcf General v. Drentelen, des bewaffneten Widerstandes gegen amtliche Per sonen, sowie der Fälschung von LegitimationS- papiercn angcklagt sind. Alle Anderen sind außer dem der Hrblung des Attentäters und der Mit- Wissenschaft des Verbrechens angeklagt. Bukarest, Dienstag, 25. November, Abends. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer beschloß heute nach kurzer Debatte» mit der Bcrathung der Eisenbahnvorlagc zu beginnen. Der Berichter statter verlas den Bericht der Commisfion, in fication, kurz gehallen im Dialog und musikaliich er giebig ausgesührt. Brüll ist der Neigung seines Talentes treu geblie ben, das sich im Gegensatz zur modernen Oper nur der einfachsten, natürlich melodiösen, leicht faßlichen und auszuführenden Musik hingiebt und mit ihr nach dem anstrengenden Genüsse großer, geistreich combinirter und dramatisch bewegter, aber auch überwürzter und lärmender Esfectwerke eine angenehme, beruhigende Erholung bietet. E» knüpft an Kreutzer, Lortzing rc. an und hält mit künstlerisch durchgedildeter Technik, mit Geschmack und echt deutschem Charakter seiner Musik und ohne seine Erfindung zu forciren die kleinen For men der Operette inne. Seine Musik bewahrt in ihrer Anspruchslosigkeit und liebenswürdigen Natürlichkeit, m ihrem freundlich heitern, gemülhvoll warmen Ausdruck eine eigene Physiognomie, gewinnt unsere Sympathie durch graziöse Melodik, feine anmuthige Züge, wahrhafte Naivetät der Erfindung. Aber den Tonmeistern der Vergangenheit wurde ein unbefangen naives Schassen leichter, sie fanden weniger Alte« und Verbrauchtes vor und der Fortschritt der musikalischen Formen und Mittel brachte ihnen zudem stets Neue» hinzu. Jetzt gilt es auch in solchem Sinne zu wählen. Und hierin sollte der talentvolle Componsst eine strengere Selbst kritik walten lassen. Das Alte muß durch neu be seelenden Geist auch wieder neu für unsere Zeit werden. Und in dieser Hinsicht vermissen wir oft genug Ori ginalität, Tiefe und wirksames dramatisches Leden der Gedanken, Feuer, Steigerung, kräftigen Schwung der Gestaltung. Lebendigkeit und Mannichfaltigkeit der Rhythmik hat sich der Eompomft in bedeutendem Maße, verglichen mit seinen beiden früheren Opern, erworben, welchem nur geringfügige Aenderungen der Regie rungsvorlage beantragt werden. (Vgl. umstehend die Rubrik „Zeitungsschau".) Dresden, 26. November. Unter der Ueberschrift „Der G.stbaum der Börse und das preußische Handelsministerium " bringt die Augsburger „Allgemeine Zeitung" einen be- achteiiswerlhen Artikel über das Wesen der Börse und deren Reformbedürftigkeit. Es heißt in demselben: „Liberale Berliner Blätter haben, nachdem die bekannten Worte des Hrn. Maybach gefallen waren, gleichsam herausfordernd ihm entgegengehalten, daß solches nicht die Art sei, wie eine Regierung ein von ihr selber concessionirtes Institut behandle, daß viel mehr, wenn die Regierung Schäden an diesem Insti tute erkenne, es ihre Verpflichtung sei, der Resorm- bedürstigkeit abzuhelfen und darauf zielende Vorschläge statt harter Scheltworte vor die gesetzgebenden Körper schaften zu bringen Unserer Ueberzeugung nach wäre die wünschenswerlheste Folge jenes Wortwechsels die, daß das preußische Ministerium diese Herausforderung aufnähme. Es sollte Ernst machen mit jenem mehr oder weniger ironisch hingehaltenen Vorschläge; cs sollte die Sache entschlossen in die Hand nehmen. Während in den anderen Gebieten des heutigen Wirthschafts- und Verkehrslebens langsam, aber bereits deutlich wahr nehmbar und wirksam eine Politik Platz gegriffen hat, welche zwischen den einstmals herrschenden adstracten Extremen thatsächlich vermittelt, indem sie einerseits die unverrückbaren Fortschritte der modernen Technik und Wirthschaft anerkennt, andererseits die damit ver knüpften Schäden zu beseitigen bemüht ist — hat bis zu dieser Stunde gerade dasjenige specifisch moderne Stück der heutigen VolkSwirthschaft, welches bei seiner Nolhwendigkeit für das gegenwärtige Verkehrsleben doch mit den allergrößte» Schattenseiten behaftet ist, m prak tischen Erörterungen sich regelmäßig mit einer Behänd- lungLweise begnügen müssen, welche entweder das natur- gesetzliche Wirken dieses wundersamen Apparats durch keinerlei Eingriff und keinerlei Vorwurf gestört wissen will, oder ganz im Gegentheil die Axt an den Giftbaum legen will, um ihn völlig auSzurotteu. In diesem Tone hat sich denn auch letzthin die Polemik der Zeitungen be wegt: entweder war hrer ein schweres, durch nichts begrün detes Unrecht begangen gegen ein herrliches Kleinod modernen Fortschrittes — so schien es nach den Emen —, oder aber der Minister hatte das wahre Wort ge sprochen, auch dieses Stück „liberal r Wirthschast" muß mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden... Das ganze Heer der Börsenspeculanten und ihre geh Com- mcrzienräthc voran mögen Wehe schreien, so viel sie wollen — es muß zehn Mal wiederholt werden: an keinem Punkte der heutigen VolkSwirthschaft sammelt sich eine solche Masse moralischen Giftes m solcher Concentration an, wie es an den großen Börsen, wie es s'pcciell an der Berliner Börse der Fall ist. Es mag immerhin wahr sein, daß vielerlei irrige Ansichten über die Technik und die Bedeutung dieser Börsen im Publicum obenauf sind; aber noch viel sicherer ist es wahr, daß in der Hauptsache, nämlich in der Meinung von dem morattichen Zustande der Börse, das Publicum Recht hat. Es kann natürlich auch damit nichts wider legt werden, daß man etwa nachweist, was wir am letzten bestreiten wollen, wie die bisherigen Versuche zur Einschränkung der Böncnspeculation haben erfolg los bleiben müssen; denn sie haben in mißverständlicher Weise sich an Symptome, an äußere Geschäitsformen gehalten und mußten so scheitern. Ferner ist nichts damit dargethan, daß m diesem Weiten und Wagen der Börse der irrthümlich beneidete, leicht erworbene Reichihum Einzelner die Ausnahme, der Untergang vieler Anderen die Regel ist. Das, worauf es an weniger eine nicht blos gefch ckle und maßvolle, sondern auch interessante, eigemhümliche, im Colorit reiche In strumentation. Und ich wünschte, er verschlösse sich nicht der Wahrnehmung, daß es in einer Oper von drei Acten unbedingt nöthig ist, auch einige breit an gelegte, dramatisch chaiakterlstsch diirchgeführte Musik stücke — Ensemblesätze — aufzunehmcn, die nicht mit aneinandergereihtem kurzem Perlodenbau unruhig wechselnd und wenig fließend vorübergehen, sondern Sllmmung und Situation mit entschiedenem Ausdruck zeichnen. Die kleinen flüchtigen Formen ermüden end lich durch Monotonie. So gewinnend uns auch da- Talent des Compo- nisten in Einzeln»,eiten die ganze Oper hindurch an- muthet, so ist doch der erste Act durch seine Strophen- lirder, Arietten (Arie dcr Bianca), Terzett und durch reizende Ballelmusik der musikalisch reichste und fesselndste, und der außerordentliche Beifall, den da- Werk fand, äußerte sich nach ihm durch Hervorruf deS Eomponisten und der Darsteller. Die Oper war unter Direktion deS Kapellmeister» I)r. Wüllner mit außerordentlichem Fleiß einstudirt und wurde vorzüglich gegeben; Frau Schuch, Frl. Rößler und die Herren Götze, Degele, Decarli führten die Hauptrollen mit Fleiß und Gelingen auS; besonders Frau Schuch halte in ihrer Partie Gelegen heit, durch ihren sein ausgearbeiteten, graziösen Gesang und ihre anmuthige Darstellung zu wirken; nächst ihr Hr. Götze, dem ein etwa- lanasamerc» Sprechen des Dialogs empfohlen sei. Die Jnscenirung feiten dc» Hrn. Regisseur» Tetzlaff war vortrefflich und zeichnete sich namentlich durch geschmackvoll und malerisch arrangirte Gruppirungen (Act II) au» kommt, ist die tief verderblich wirkende Erscheinung, daß sich an dieses Organ der heutigen VolkSwirthschaft eine Unzahl von Existenzen ansetzte, welche, durch da» leichte Glück, die mühelose Beschäftigung, namentlich aber durch die unverantwortliche Freiheit des Zutritt» angezogen, inmitten eines vielgestaltigen, betriebsamen, mühevollen Lebens den Eindruck nichtsnutziger, herum- iungernder, gewissenloser Tagediebe macht, daß ein an sich nützliches Institut der Zufluchtsort einer unoerhältnißmäßigen Zahl nutzloser Menschen ist. Gehen sie in den Wogen dieses trüben Gewässer- unter, früher oder später (es ist da- der Meisten Schicksal), so ist vom Standpunkte individueller Gerechtigkeit die natürliche Lösung in gewisser Art be friedigend. Vom Standpunkte öffentlicher Gerechtigkeit aber mit Nichten; denn auf den Trümmern der eben zu Grunde gegangenen hundert Existenzen entsprießen alsbald die Anfänge von hundert anderen. Doppelt anstößig aber sind jene Glücklicheren, welche, mit dem sicheren Instinkt des Gewinnens ausgestattet, den Er folg festzuhalten verstehen und mit einem nichtigen Parvenuthum den antisocialen Zündstoff vermehren in einem Zeitalter, welches von socialer Gleichheit und Gerechtigkeit redet." Das Augsburger Blatt erörtert sodann eingehend die Einrichtungen der Londoner Börse und hebt die erfreuliche Thatsache hervor, „daß in England trotz des auf die wirthschastliche Freiheit ge bauten Lebens der englifchen VolkSwirthschaft Noth wendigkeiten anerkannt worden sind, welche dem Traum oder dem CyniSmus, daß AlleS so recht sei, wie e» sich eben in ungezügelter Erwerbsfreiheit entwickle, sehr bestimmt entgegentreten und sehr nachdrücklich da-Ver langen nach einer öffentlichen Zucht und Zügelung betonen." Der Artikel schließt: „Man ist gewohnt, unsere heimischen Siaatszustände im Gegensätze zu England und zu der Selbstherrlichkeit feine- Parla ments deshalb zu preisen, weil bei un- eine starke Staatsgewalt, anknüpfend an ein starkes Königlhum, besser geeignet sei, wider die Mißbräuche der herrschen den soc:alen Mächte mit heilsamen Reformen für da» Wohl der Gefammtheit einzutreten. Wir wünschen, daß sich dies bewähren möge in der Frage; von wel cher wir hier geredet haben, daß lange Versäumte» endlich nachgeholt werde. Der Anfang aber wird eine gründliche umfassende Aufdeckung des Thatbestande» sein." — Indem die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" von den Auslassungen deS einflußreichen süddeutschen Organs flüchtig Notiz nimmt, bemerkt sie in Bezug auf die besonders an der Berliner und Wiener Börse wuchernden zweideutigen Existenzen: „Er ist in der That nicht einzusehen, warum bei einem staatlich geschützten und machtvollen Organismus, wie die Börse, gegen cin paar Mark Eintrittsgeld ohne jede sonstige Cautel jeder speculaiive Kops jein Wesen treiben darf und in der Börsengejellschast nicht selten Scenen und „Witze" passircn dürfen, für die sich ein leidlich an ständiger Straßenjunge zu schlecht halten würde. Ein Institut, das in das große Getriebe deS Weltmärkte» regelnd eingieisen will und eingreift, sollte auch nur aus Elementen bestehen, die eine äußerliche, wie eine innere Berechtigung dazu haben. Natürlich wird man einweuden, daß die Existenz der Jobber und Schnorrer naturgcsetzlich nothwendig sei, um der Börse Fühlung mit dem Publicum zu erhalten und den großen „Häu sern" ihr Futter zu geben. In England, wo man in der volkSwirthschastlichen Praxis wenig nach Natur- gesehen sragt, hat man im Jahre 1877 eine tönigl. UntersuchungScommission niedergcsetzl, welche da» Wesen der Stockbörse nach allen Richtungen hin zu prüfen hatte und im vorigen Jahre ihre Arbeiten beendet und in der üblichen Form des „Blaubuchs" nicdergelegt hat. Dieselbe ist zu Vorschlägen gekommen, welch« auf wesentliche Verschärfung der Bedingungen der Zu lassung zur Börfe hinauskommen, obgleich eS schon - — " — > > > > Mögen die Wiederholungen der Oper, die im Zu sammenspiel noch gewinnen werden, die warme Theil- nahme des Publicum» finden. C. Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 25 November: „Rolf Berndt", Schauspiel in 5 Acten von Gustav zu Putlitz. Auch die zweite Aufführung diese» Drama» be stätigte die Richtigkeit des hochersreulichen Eindruck», den Kenner und Publicum bereit» bei der ersten empfangen hatten. ES stellte sich durch den günstigen, von poetischem Werth und dramatischem Gehalt moti- virten Erfolg bereits volle Klarheit heran», daß wir e» in der Putlitz'schen Arbeit mit der dauernden Anziehung», kraft eine» dankbaren Repertoirestückes zu thun Haden. Dazu bietet nicht nur die große Bühnengejchicklich- keit Veranlassung, welche sich in der gesammten Be handlung, in der scenifchen Gip^elung de» Sujet» kundgiedt. Ein viel nachhrltigerer und leben»kräf- tigerer Grund ist die Natürlichkeit, die gesunde Wirk lichkeit dieses Sujet» selbst und in zweiter Linie dir psychologische Feinheit, durch welche sich da» scharfe Beobachlung-vermöge» de» Autor» bei d«r Zeichnung dcr Charaktere, bei der Führung de» nicht nach Geist- reichigkeit haschenden, aber auf die dramatischen Be dingungen de» Moments basirten Dialog» au»- zeichnet. Ueber diesen vielvedeutenden Vorzügen macht sich in dem Stücke noch ein anderer Factor geltend, der di« Sympathie de» Her en» erweckt. Dieser F°ctor ist der lautere Impuls einer sittlichen Weltanschauun einer redlichen Kritik der gesellschaftlichen Schn- und Berkommrnh Neu, einer hingehenden B«'
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