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Blatt Amts und des StadtraLhes des Königs. Amtsgerichts Wutsnrh Abonnements - Preis Vierteljahr!. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Als Beiblättern 1 JllustrirteS Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. ^andwirthschastlicheBeilage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. PuSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. HescHästsstelren: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus vonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mosse und. G. L. Daube L Comp. ^fur Pulsnitz, " Lömgsdrück, Uadederg, Nadrdurg, Moritzburg und Umgegmd Druck und Verlag von E. L. Först er's Erben in Pulsnitz. Rennundvierzigstsv HalMang. «m« H-rm.n- 21. Juli 18S7. Mitttvoch. Lie Lahmlegung »er deutschen Getreidc- miirlte. Wenn man auch das Verbot des Differenzspieles an den deutschen Getreidebörsen durchaus billigt, so ist es doch sehr zu beklagen, daß aus diesem Verbote eine Bewegung herausgewachsen ist, welche einer Aufhebung der Berliner Getreidebörsen und wegen der großen Bedeutung derselben einer Beeinträchtigung und Lahmlegung der meisten deutschen Getreidemärkte gleichkommt. Wollen nämlich Verkäufer und Käufer oder auch Spekulanten die Preise und die Bewegung derselben erfahren, so müssen sie möglichst gleichzeitig die Berichte von allen maßgebenden Märkten haben. Das Fehlen dieser Berichte bringt Unklarheit und Verkehrtheit in die Entwickelung der Preise und schädigt nicht nur das Waaren kaufende Volk, sondern auch die Erzeuger und Händler mit den Waaren. Jetzt wird nun allgemein angenommen, daß die Aushebung, resp. Einstellung der Berliner Getreidebörse nicht nur den ganzen Getreidehandel in Deutschland beein trächtige, sondern auch die Ursache eines Preisrückganges für Weizen und Roggen sein werde, weil wegen der Störung des Marktes bereits vor 6—8 Wochen, wo die Preise eine starke Neigung zum Steigen zeigten, in Deutschland der Weizen- und Roggenpreis nicht auf die rechte Höhe gebracht worden wäre. Wir wollen dabei ununtersucht lassen, ob diese Behauptung sich in der Praxis auch wirklich bewahr heitet haben würde, und ob nicht die bevorstehende gute Ernte in Deutschland die Preise auch bedeutend wieder herabgedrückt haben würde, so viel kann aber gesagt werden, daß der jetzige Zustand des Getreidemarktes für alle Betheiligten, also für die Landwirthe, Händler, Müller, Bäcker und Consumenten unerfreulich und nachtheilig ist. Da nun wohl soviel in der Zeit des heutigen Weltmarktverkehres feststeht, daß der in ländische Getreidepreis, den Zollzuschlag zugerechnet, niemals lange vom Getreidepreise des Weltmarktes verschieden sein kann, so mögen allerdings alle betrügerischen Kniffe und Umtriebe, welche den Getreidepreis in unehrenhafter und für gewisse Spekulanten gewinnbringender Weise herabdrücken oder emportreiben, gesetzlich verboten und bestraft werden, aber ein einheitlich funktionirender Getreidemarkt sollte unter Vermittelung der Regierungen für die Landwirthe und Händler doch sobald als möglich wieder hergestellt werden, so kläglich die Verhandlungen mit der Berliner Produktenbörse auch gescheitert sind. Für die seit Jahren an niedrigen Getreidepreisen krankende deutsche Landwirthschaft ist außerdem so rasch als möglich die Aufgabe zu lösen, daß die Landwirthe, welche in der Erntezeit oft das meiste Geld brauchen, von dem Zwange befreit bleiben, .zu niedrigstem Jahrespreise ihr Getreide verkaufen zu müssen. In dieser Hinsicht können nur Kornhäuser, welche Getreide auf Lager nehmen und dasselbe zu sehr billigem Zinsfüße beleihen, und ferner Verkaufsgenoffenschaften der Landwirthe Wandel schaffen. Auch kann es möglich werden, daß, wenn auf diese Weise der Getreidehandel der Landwirthe eine gewisse Unabhängigkeit erlangt hat, und in den Korn häusern die Getreidevorräthe auch besser nach der Güte sortirt werden können, die Landwirthe dann auch in die Lage kommen, direkt in großen Posten Getreide an die Müller zu verkaufen, wodurch sich wohl noch bessere Preise erzielen lassen dürften als bisher, wo der Händler und die ost schlimme Marktlage die Getreidepreise machten. Trotz des Verbotes des Terminhandels sind die Durch schnittspreise für Roggen bei uns um ca. 4 Mark niedriger wie im Vorjahre; auch alle übrigen Getreidepreise zeigen einen Rückgang. An vielen Orten sind die Preisrückgänge nach der „Stat. Korresp." sehr erheblich. In Posen z. B. ist Weizen um 13 Mark und Gerste um 10 Mark gefallen; in Paderborn hatte Weizen sogar eine Preisermäßigung von 18 Mark zu erleiden. Im Gegensätze zu dem Tiefstände der Getreidepreise in Deutschland stehen die Nachrichten, die aus dem Auslande kommen. Denn wie das freisinnige »Berliner Tageblatt" mittheilt, „ist, während in Paris Weizen um rund 9 Mark, in Pest um 13 Mark stieg, für Berlin ein Rückgang um 21 Mark eingetreten, und während Roggen in Pest um 6 Mark stieg, fiel er in Berlin um 11'/, Mark in der gleichen Zeit." Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Im Beisein Sr. König!. Hoheit des Prinzen Albert beehrte am Sonntag das König!. Offiziers korps des 13. Jägerbataillons, das z. Z. zur Schießübung in Königsbrück weilt, ihren früheren Cafinowirth Herrn Edmund Oehme, jetzigen Besitzer des Hotels „Grauer Wolf" hier, mit einem Besuche und nahm bei demselben ein Diner ein. Nachdem sich der hohe Gast hochbefriedigt über die ihm schon längst als vorzüglich bekannte Küche des Herrn Oehme ausgesprochen hatte, begab sich Hochderselbe mit dem Offizierskorps mittels Omnibus wieder nach Königsbrück zurück. Pulsnitz. Der am Montag, den 19. dss. Mon. abgehaltene Viehmarkt hatte, da in unserer Nachbarstadt Bischofswerda gleichzeitig ein Solcher abgehalten wurde, selbstverständlich darunter zu leiden. Trotzdem entwickelte sich immerhin noch ein ziemlich lebhafter Verkehr und dem- zujolge auch ein leidlicher Umsatz. Es waren zum Verkauf gestellt: 340 Ochsen, 90 Kühe, 170 Schweine. Ein Vor verkauf hatte diesmal nicht stattgefunden. Pulsnitz, 20. Juli. Heute Mittag 1 Uhr brannte das dem Materialwaarenhändler Seifert in Brettnig gehörige, gegenüber der grünen Aue gelegene Hausgrundstück vollstän dig nieder. — Das Niedertreten des Getreides wird streng be straft. Z 368,9 des Str.-G.-B. droht Geldstrafe bis zu 60 M. oder Haft bis zu 14 Tagen demjenigen an, der un befugt vor beendeter Ernre über Wiesen und bestellte Aecker usw. geht. — Die zweite Brut der Staare ist seit mehreren Tagen flügge und in großen Schaaren sieht man jetzt die schwarz grauen Gesellen Herumstreifen, um bald hier, bald da über einen Kirschbaum herzufallen. Sobald die Brutzeit vorüber ist, ziehen sich die Staare in die Waldungen zurück und be leben dieselben bis Ende September. Um diese Zeit ziehen sie in großen Schwärmen nach dem Süden. Dresden, den 16. Juli. Die Kreuzkirche wird nach ihrem Wiederaufbau, für den bereits 76,000 Mark an freiwilligen Gaben eiugegangen sind, im Wesentlichen dasselbe Aussehen wie vor dem Brande zeigen; behufs Erlangung von Entwürfen ist e?n engerer Wettbewerb unter den drei Archüektenfumen Hauschild, Lossow und Vieweg, sowie Schilling und Gräbner veranstaltet worden. Die Genannten Haden ihre Pläne bis zum 11. September einzureichen. Turm und Umfassungsmauern bleiben er halten. Der Jnncnraum der Kirche muß 3000 Sitzplätze haben. Tue Kirche erhält eine große Orgelempore und feuersichere Decke und ebensolches Dach. — Das Dresdener Lichtwerl muß trotz der kur zen Zeit seines Bestehens abermals erweitert werden. Der Erweiterungsbau des Maschinen- und Kesselhauses wird 164,039 M., die Erbauung eines Kohlenschuppens 62,000 Mk., die Einsriedrgung 23,000 Mk., und die Ne- bcnanlagen 11,531 M. erfordern. Hoffentlich stehen die Einnahmen im Einklang zu den Ausgaben. — Die Stadtverordneten mDresden genehmigten am 12. einstimmig und ohne Debatte den Ankauf des Grundstücks der lönigl. Frauenklinik um den Preis von 1 Million behufs Erweiterung des Stadtkrankenhauses sowie den Ankauf des Birkcnwäldchens, soweit es dem Matermhospital gehört, zum Preise von 20 Mk. für den Quadratmeter und dessen Verwendung zur Erbauung eines zweiten Stadlkrankenhauses, zur käuflichen Abtretung eines Bauplatzes zum Neubaue der königl. Frauenklinik an den Staat, sowie zur späteren Errichtung eines Bürgerschul- gebäudes an der verlängerten Prinzen- und Trinitatisstraße. — Zur Erleichterung der Jnsanterie-Ausrüstung kommt bei der Infanterie und den Jägern, wie man aus Berlin schreibt, die Hintere große Patronentasche in Wegfall; da gegen werden in den beiden unteren Ecken des Tornisters aus jede Seite 30 Patronen untergebracht, die leicht und schnell herauszunehmen sind. In jeder der beiden vordern Patronentaschen befinden sich 40 Patronen, so daß der Mann 140 Patronen mit sich führt; der Tornisterbeutel hängt nicht mehr lose am Tornister, sondern ist dort fest gemacht. Infolge des Fortfalls der Patronentasche ist der Mann weniger am Feuern im Liegen gehindert. — Die Sondcrzüge nach den Alpengegenden beför- derten zusammen 834 Personen, und zwar 22 in erster, 516 in zweiter und 296 in dritter Klasse. Die Meisten haben Kujstein als Ziel gewählt. — Zu einem aufregenden Tumult kam es inPirna am Donnerstag Abend im Kaijerhos-Saale in der vom Deutschnationalen Handlungsgehilfen - Verband einberufenen und von 150 Personen besuchten öffentlichen Versammlung, als der über das Thema „Zweck und Ziele der deutsch- nationalen Handlungsgehilfen-Bewegung" referierende Herr F. Schneider aus Hamburg sich in einer scharfen Kritik des 1858er Handlungsgehilfen-Verbandes und hauptsächlich des Verbandes Deutscher Handlungsgehilfen erging. Die in großer Zahl anwesenden Mitglieder des letztgenannten Verbandes erhoben sich einmüthig und widersprachen den vom Redner geäußerten Verleumdungen über ihren Verband. Natürlich kam in dem ungeheuren Tumult, der nur Minuten lang ausdauerte, kein Mensch zum Worte; nur einzelne Rufe wie „Raus", „Verleumdung", „Beleidigung" u. s. A. wurden laut. Weder die unter Aufwendung von bedeutender Lungenkraft von dem jugendlichen Redner noch die unab lässig in Bewegung befindliche Glocke des Vorsitzenden konnten Ruhe verschaffen. Der Sturm der Entrüstung bei den Mitgliedern des Verbandes Deutscher Handlungs gehilfen legte sich erst, als sie hierauf unter donnernden Hochs auf ihren Verband den Saal verließen. Hierauf konnte der Vortragende in seinen Auslassungen fortfahren. — Das am Sonnabend erschienene neueste Lange- brücker Fremdenblatt hat einen Bestand von 301 Par teien mit 677 Personen zu verzeichnen. Die neueste Bade liste Nr. 6 von Augustusbad verzeichnet 371 Parteien mit 470 Personen, während die Curliste von Bad Liegau 77 Parteien mit 134 Personen aufweist. Niederneukirch, 17. Juli. Ein erschütternder Unglücksfall mit tödtlichem Ausgang trug sich in der Schneidemühle des Georgenbades zu. Der 71 Jahre alte Fuhrwerksbesitzer Weser wurde beim Abladen von Holz stämmen von einem derselben überrollt, sodaß die Brust des Verunglückten vollständig zusammengedrückt und das Rückgrat mehrfach gebrochen wurde. Nach kaum einer Stunde war der Schwerverletzte eine Leiche. — In den Tagen vom 17. bis mit 19. Juli wurde in Plauen i. V. das 2. Sächsische Kreisturnfest abge halten, nachdem seit, dem 1. Kreisturnfest in Chemnitz 15 Jahre verstrichen waren. In Plauen war es, wo Heubner, der Turnvater Sachsens 1833 die edle Turnsache einführte, wo dessen Schüler Gustav Fincke den Turnergruß „Gut Heil" erdachte, wo zuerst die Turnfarben Roth und Weiß flatterten. Der ausgiebige Regen, der am Sonnabend be- schieden war, erschreckte die Turner nicht. Unendlich lange Eisenbahnzüge rollten während des ganzen Vortages der voigtländischen Industrie-Centrale entgegen. Nachdem Sonn abend Nachmittag Sitzung der Kampfrichter stattgefunden hatte, erfolgte Abends 8 Uhr die feierliche Eröffnung des Festes durch einen Begrüßungsabend in der schmucken Fest halle. Am Sonntag Morgen 6 Uhr wurde Seitens der 1. Gaugruppe mit dem Turnen begonnen. Hierauf folgte ein Feldgottesdienst auf dem Festplatze. Sodann wurde das Turnen fortgesetzt. Jede der neun Gruppen hatten eine Stunde Zeit zu Freiübungen und je eine halbe Stunde zu Gerätheübungen, Hochspringen und Spielen. Nachmittags halb 1 Uhr wurde zum Festzuge gestellt. 12 Uhr 45 Min. traf Se. Maj. der König auf dem oberen Bahnhofe mit Gefolge ein. Daselbst fand großer Empfang statt. Se. Maj. begab sich hierauf zu Wagen, überall jubelnd begrüßt, durch die Bahnhofstraße nach dem Theaterrestaurant, um von der dort in der Höhe des ersten Stockwerkes erbauten, reich ge schmückten Estrade aus den Vorbeimarsch des Festzuges ab- zunehmcn, welcher nahezu ^4 Stunden währte, trotzdem sich der Zug in straffem Schritt vorwärts bewegte und in Rotten von 8 Mann marschirte. Die Zahl der Theilnehmer wurde auf annähernd 10 000 beziffert. Nach der Besichtigung des Festzuges empfing Se. Maj. der König im Saale des The ater - Restaurants den versammelten Stadtgemeinderath zu Plauen und begab sich dann zu Wagen mit Gefolge nach dem Festplatz. Vor dem für die hohen Herrschaften hier errichteten Pavillon hatten sich in 48 Reihen 2664 Turner aufgestellt uud führten nunmehr eine Gruppe Freiübungen auf, von denen die Liegeftützübungen besonders gut ausfielen. Der Monarch besichtigte noch Keulenübungen und Abthei- lungsturnen an Tisch, Pferd und Barren, um sich jdann den Vertreter des Deutschen Turnerbundes Herrn Ehrenvor sitzenden Dr. Goetz-Leipzig, sowie den gesammten Kreisturn- ralh vorstellen zu lassen. Nach etwa einstündigem Aufenthalt verließ Se. Majestät den Festplatz wieder, um im Gesell schaftshause der „Neuen Erholung" ein Diner einzunehmen, bei welchem 46 Gedecke aufgelegt wurden. Von hier aus fuhr Se. Majestät nach dem Bahnhofe, um halb 6 Uhr nach Bad Elster abzureisen, wo Ihre Majestät die Königin bereits eingetroffen war. Zu der Abends 8 Uhr angesetzten