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Dresdner Journal : 17.06.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188006176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800617
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800617
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1880
-
Monat
1880-06
- Tag 1880-06-17
-
Monat
1880-06
-
Jahr
1880
- Titel
- Dresdner Journal : 17.06.1880
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O138 Donnerstag, den 17. Juni. 1880. öLUrlicU: . . IS S1»rk jtjLUrliek: « bo pf. 8>n»«Iov Xumwvro. lv äs« äevtsckev kisioUv» tritt koxt- oaä 8tswp«l»u>tvkl^ kioia. I»»sr»tsopr«l8«r RSr «Iso k»uw siosr z«p»It«o«o kvtitrsil« 20 ?l. Unter „Lin8««u»ät" äis Lsils lw kt. DreMerÄonnml. Ulliel» ">>t Xn«n»Ums äer 8000- noä keiertn^b ^t>soä» tür äsn rolj?«näsv Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. In«srntsn«»n»kims ou,HrIlr1«r />>. Lranäitttter, Uoiuuii^iunüi <1^, Orsoäusr äourunk; N»mi>urU-N«rN>> Visa V«»«I -Lreiiou r-ai,I<Nn t ». n: //aa,en^tr»>> L ^»A/rr, NsrU» Vi»a-8>tmkurb- kr»b'^p^>S rr«»ilturl ». L Lünetxm: L«rUn §. ^»rnici'. /n t n/,</en-ta»L / Lr«w«n: F Lc/i/vtte,' Nr»,I«»: F. öür<>»u; vdsmnitr: />. rrsnktnrt » H.: F ^atAer^!<ei>8 u. F (7. »oüv t!iickk-»»1!nn8; OorUt«: c/ Rsnnovsr: <7. L'e/ii<> kari, LerUll-I'rLllllkllrt » ». Slutt^»rt: Dun-e lliundur^: L7LU<ZAe», Lteiner. NsrLiiiixsdsr: NSviel. Lxpeäitiov äs» I-r«8äoer ävnrn.U«, Itn^äen, Zv-illke-striUE ^o. 20. -- Dresden, 16. Juni. Am 13. d. waren eS 2 Jahre, daß sich der Lon- greß von Berlin unter dem Borsitze de- Fürsten Bis- Deilage. Börsennachrichtrn. Nichtamtlicher Theil. U e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. Zeitnvgsschan. Tage»,»schichte. Dresdner Nachrichten. Vie Wolkenbrüche in der Oberlaufitz. Prooiuzialuachrichteu. (Plauen i. V. Frauenstein.) Eingesandt»». Feuilleton. Amtlicher Theil. Se. Majestät der König hat allergnädigst geruht, dem Fabrikdirector Heinrich Ferdinand Loose zu Chem nitz daß Ritterkreuz I. Elaste deS AldrechtSordenS zu verleihen. gehend, die Regierung solle Schritte thun zu Gunsten einer gleichzeitigen Entwaffnung der Mächte in Europa. Der Premier Gladstone erwiderte hierauf, durch die Kriege, welche im Laufe der letzten 30 Jahre in Europa geführt worden feien, seien Operationen voll zogen worden, welche einen andauernden Frieden be günstigten. Die Einigung Italiens, die Wiederher stellung de- deutschen Reichs und die jüngste Beftti- ung der Slawen seien durch nicht friedliche Mittel erreicht worden; ungerecht geführte Kriege müsse er mißbilligen, nicht aber Freiheitskriege ES wäre wohl erwünscht, rationellere und minder kostspielige Mittel, als den Krieg zur Schlichtung von Differenzen der Nationen zu finden; eS müsse aber der Regierung DiScrrtion in einer so delicaten Frage überlassen bleiben. — Eourtney beantragte ein Amendement, in dem ausgesprochen wird, daß eS die Pflicht der Regierung sei, jede passende Gelegenheit zu ercreifen, um den fremden Regierungen die Entwaffnung anzu empfehlen. — Der Premier Gladstone erklärte, er könne das Amendement zwar nicht empfehlen, wolle eS aber auch nicht bekämpfen. Der Antrag Richard'S wurde hierauf abgelehnt und daS Amendement Conrtney'S angenommen. London, Mittwoch, 1k. Juni, Vormittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Ein Telegramm, welches „Reuter'S Office" auS Konstantinopel zugrht und welchem zufolge die Pforte ihre Botschafter davon benachrichtigt habe, daß die Beschlüsse der Berliner Conferenz für sie nicht bindend sein könnten, da die Parteien bei den Verhandlungen der Conferenz ausgeschlossen seien, gilt in unter richteten Kreisen für nicht correct. Die Erklä rung der Pforte gehe vielmehr dahin, daß sie gern bereit sei, die Eröffnungen der Conferenz ent- gegtnzunehmrn. Die Pforte habe die in Art. 24 det Berliner Vertrages vorgesehene Mediation selbst sehalichst hrrbeigewünscht und zweifle nicht, daß die Mächte die schwierige Stellung berücksichtigen werden, welche ihr durch die Hergabe von GebietS- thrilen an und für sich erwachse. Ueber die Stellung, welche die Pforte für jetzt in der griechischen Krage einnimmt, verlautet, die Pforte zeige sich bezüglich der Abtretung von Theilen deS thessalischen Gebietes bereitwilliger, während sie bezüglich der Abtretung auf epiroti- scher Seite geltend mache, daß eine solche bei den muhamedanischcn Albanesen in EpiruS Widerstand finden werde. Konstantinopel, Mittwoch, 16. Juni. (Agence HavaS.) Die Pforte hat sich wegen der Dring lichkeit infolge deS Zusammentritts der Berliner Conferenz zunächst darauf beschränkt, die auf die griechische Frage bezüglichen identischen Aeuße- rungen der Signatarmächte zu beantworten. Eine demnächstige Rückäußerung bezüglich Arme niens und Montenegros ankündigend, erklärt die Pforte, die Vermittelung der Mächte in der griechischen Frage entspreche ihren Wünschen. Die Pforte sehe in dieser Vermittelung das einzige Mittel zur Lösung derselben, nachdem die übertriebenen Ansprüche Griechenlands eine directe Verständigung unmöglich gemacht hätten. Die Pforte erinnert daran, daß die Vermittelung der Mächte ohne Beeinträchtigung der Unabhängigkeit und freien Entschließung derjenigen Macht eifolgen solle, welche Opfer zu bringen berufen sei. Telegraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch, 16. Juni. (W. T. B.) Die amtliche „Wiener Zeitung" veröffentlicht die öster reichisch-deutsche HaadrlSconvention, sowie daS Ge sek, betreffend die Regelung deS LeredelungSver- kehrS im LerordnungSwrge. Die gleichzeitig ver öffentlichte Verordnung deS GesammtministerivmS regelt im Einvernehmen mit der ungarischen Re gierung den LeredelungSvrrkehr mit Deutschland bi» zu« SV. Juni 1881. Pari», Dien»tag, 15. Juni, Abend». (W.T. B.) In der heutigen Sitzung de» Senat» erklärte auf eine Anfrage de» Vorsitzenden der Zolltarif- commisfion, Aeray, (vgl. unsere Pariser Correspondenz unter „TageSgeschichte") der ConseilSpräfibent Kr»y- einet, er halte da» Recht der Regierung aufrecht, Handelsverträge au» eigener Initiative abzu- Freycinet verlas sodann die zwischen Leon Say und dem englischen StaatSsecretär deS Auswärtigen, Earl Granville, gewechselten Schreiben, zum Beweise dafür, daß die französische Regierung sich ActionSsrei- heit gewahrt habe. — Feray erklärte sich hierdurch zufnedengestellt. — Pouyer-Quertier beantragte in dessen, diese Frage zu einer Interpellation zu machen. — Der Conseil-präsident Freycinet war hiermit einverstanden. Nach einer Rede Pouyer-Quertier'S und einer Erwiderung Freycinet'», in welcher dieser auS- führte, daß nur Pourparlers stattgefunden hätten, aber keine Verpflichtung übernommen worden sei, wurde der von Freycinet verlangte Uebergang zur Tagesordnung angenommen, obwohl Pouyer-Quertier inzwischen seine Interpellation zurückgezogen hatte. Loudon, Dien»tag, 15. Juni, Abend». (W.T. B.) In der heutigen Sitzung de» Oberhauses wurden bei der Specialdebatte über die Begrab- nißbill mehrere von der Regierung bekämpfte Amendements nach längerer Debatte angenommen. Nack» denselben soll die Beerdigung von Nonkon formisten auf kirchlichen Kirchhöfen nur da zuläs sig sein, wo die Nonkonformisten keine Gottesacker besitzen; ferner sollen dir consecrirtev Theile der Kirchhöfe von der Vorlage ausgeschlossen werden. I« Unterhause erwiderte der UntrrstaatSserre- tär Dilke auf eine Anfrage Balfour », die morgen Nachmittag in Berlin zvsammevtrrtende Con- feren» sei berufen worden, um die griechisch türkische Grenzfrage zu berathen; die Vorlage der bezüglichen Schriftstücke werde demnächst er- , folgen. Richard brachte »inen Antrag ein, dahin marck versammelte. Heute tritt ebensalls in Berlin ein reducirter europäischer Areopag, die Botschafter co nferenz, zusammen, um einen wichtigen Theil der orientalischen Frage, welcher von der Conferenz un erledigt gelassen wurde, zu vollenden. Den Vorsitz wird die- Mal der interimistische Leiter deö auswär tigen Amts, Fürst Hohenlohe, führen; Fürst BiSmarck gedenkt jedoch während der Dauer der Lonserenz in Berlin zu verweilen. Wie schon auS der Einladung zur Conferenz hervorgeht, soll die griechische Frage allein den Gegenstand der Berathung bilden. Art. 24 deS Berliner Vertrages ermächtigt die Vermittelungs mächte für den Fall, daß die Pforte und Griechenland sich nicht über die im 13. Protokoll deS Berliner CongresseS angegebene Grenzberichtigung zu ver ständigen vermögen, beiden Theilen ihre Vermit telung anzubieten. Nach dem fraglichen 13. Pro tokoll aber ladet der Congreß die hohe Pforte ein, „sich mit Griechenland über eine Berichtigung der Grenzen von Thessalien und EpiruS zu verständigen,und er ist der Meinung, daß diese Berichtigung auf der Seite deS ägäischen Meeres dem Thale von Salambria, und auf der Seite des jonischen Meeres dem Thale deS Kalama würde folgen können." Man sieht, die Grenzlinie ist nicht gerade mit großer Genauigtelt bestimmt. Es ist vielmehr eine erhebliche Latitude gelassen, um localen Ansprüchen und Wünschen gerecht werden zu können. Allein eS bestehen zwischen der Türkei und Griechen land nicht nur verschiedene Auslegungen der obigen Stelle deS 13. Protokolls; eS bestehen sogar erhebliche piincipielle Differenzen. Griechenlands Ansprüche stützen sich auf die Grenze, welche der Berliner Con- greß festgesetzt hat, und Griechenland beansprucht in- solge dessen die Stadt und den Bezirk von Janina; die Türkei dagegen möchte die Grenzlinie deS 13. Pro tokolls erheblichen Modifikationen unterwerfen und will namentlich den Besitz von Janina nicht ausgeben. Die technische Frage der bestimmten Festsetzung der Grenze kann daher nicht gelöst werden, ohne daß zuvor diese principielle Frage entschieden wäre. Die Feststellung der Grenzlinie ist, sobald man sia, über die Principlen geeinigt, eine rein wissenschaftliche, welche jedoch nicht nur die Terrainbeschaffenheit, sondern auch die ethno graphischen Verhältnisse des Lande- zu berücksich tigen hat. Diese Mitberücksichtigung der einzelnen Racen der Bevölkerung, welche bei den Balkan ländern noch schwerer, als anderwärts inS Gewicht sollt, ergiebt nun sür Griechenland bei der Grenz- regulirung ein fast um die Hälfte kleineres Gebiet, als die Griechen von Anfang an auf Grundlage der oben citirten, sihr dehnbaren Stelle deb 13. Protokolls forderten. Die Augsburger „Allgemeine Zei tung" veröffentlicht eine sehr interessante Studie, der- zufolge Griechenland durch die Einbeziehung von Ja nina und die Tracirung der Grenze längs des KalamaS und deS Salambria außer 295000 Griechen noch 73 000 Nichtgriechen (Kutzo-Wlachen, Albanesen, Türken) erhalten würde. Will man von den Kutzo-Wlachen, welche den Pindus seiner ganzen Ausdehnung nach bis zur gegenwärtigen griechischen Grenze bewohnen, absehen — da jede Grenzregulirung über den Puidus gehen muß — so müßte eine Grenzlinie, welche nur griechische Gebiete als neue Territorialermerbungen deS Königreichs umschließt, wie folgt verlausen: von Pre- vesa durch das Lurothal auswärts bis zur Thalwurzel (5 deutsche Meilen südlich von Janina); hier biegt die Linie östlich ab, schneidet bei Kalarytes das obere Artathal (also bereits Zinzareugeblet) und setzt über den PinduS in schnurgerader Richtung gegen Trikala. Von hier solgt die Linie 4 bis 5 Mellen dem Salambria, geht dann ins Thal des südlichen Neben flusses (PharsalltiS) über, läßt PharsaluS südlich lie gen, um in nordwärts ausgreifendem Bogen Volo und den Pelion einzubeziehen. Der Seepunkt im Osten wäre Karditza. Was das streitige Vilajet Ja ¬ nina angeht, kann angenommen werden, daß in den nördlichen Bezirken die Muhamedaner die Nicht- muhamedaner um das Dreifache, in den südlichen Bezirken die Christen die Muhamedaner aber nur um das Doppelte überwiegen. Unter den Nicht griechen kommt vorzugsweise das albanesische Ele ment in Betracht. Es wird daher vielfach das starke Hervortreten der Albanesen in dem Bezirk Janina gegen die griechischen Ansprüche gel tend gemacht. Hierüber liegt ein vom 4. April 1879 datirteS, sehr wichtiges Document seilen des franzö fischen Ministers Waddington vor, welches gerade diese Anschauungen widerlegt und eine umsassende Recht fertigung der Vereinigung JaninaS mit Griechenland enthält. „Es wird Jedermann nur unterschreiben kön nen — sagt die „National-Zeitung" —, was darin gesagt wurde; denn es wird der historischen Wahrheit durchaus gerecht. Vor Allem ist es ein Jrrthum, wenn hier und da Janina für eine Hauptstadt der Alba nesen gehalten wird; es ist dies niemals gewesen, es hat vielmehr unter den griechischen Städten einen Rang behauptet und in mehr als einer Hinsicht Bedeutung erworben. Versteht man unter „Albanesen" die Leute, welche nördlich von Epirus wohnen, so ist es gewiß, daß sie nicht daran denken, Janina sür ihre Stadt und gar für ihre Hauptstadt anzusehen. Sie beküm mern sich um die südliche Landschaft nicht, lassen ihre Blicke nicht so weit in die Ferne schweifen und haben nicht das entwickelte Nationalgefühl reiferer Völker. Sie würden die Einverleibung Janinas in das helle nische Königreich nicht übel nehmen, eS sei denn, daß sie von der Pforte dazu aufgereizt werden. Die An stalten dazu haben die Türken freilich schon lange ge troffen; es würde daher einer ernstlichen Abmahnung von Seiten der Großmächte bedürfen, eine solche aber auch genügend sein, um alle Gefahren fern zu halten. Was aber die Albanesen in EpiruS selbst und also auch die in Janina betrifft, so verhält es sich mit ihnen und mit ihren Beziehungen zu den Griechen genau ebenso, wie mit den zahlreichen Alba nesen, welche im hellenischen Königreich ansässig sind. Diese letzteren gelten dort, wie bekannt, vollständigst für Landeskinder und für Brüder der Hellenen, ja es wird zwischen Albanesen und Hellenen gar nicht unter schieden. Dies kann allerdings nur die Verwunderung jedes Fremden erregen, welcher sieht, daß zwischen hellenischen und albanesijchen Gesichtern und Gestalten in der That doch ein recht handgreiflicher Unterschied ist. Es ist aber darum nicht weniger wahr, daß die Landesbewohner selbst nicht danach fragen, und eS ist auch nicht etwa auf politische Berechnung zurück zu führen, wenn von einem Unterschiede, welcher Zwiespalt stiften könnte, gefchwlegen und abgesehen wird; sondern es liegt daran, daß m früheren Jahrhunderten alba- nesisches Volk sich so massenhaft über Griechenland verbreitet, sich überall festgesetzt und sich auch durch Ehen nut den älteren Bewohnern eingebürgert hat, daß sich jetzt nicht mehr daran denken läßt, die Alba nesen als ein besonderes, fremdes Volk im Königreiche zu betrachten. Sie haben längst die griechische Sprache und, soweit es ihre Fähigkeit erlaubte, auch den griechischen Geist und seme Bildung angenommen. Um die Albanesen in Epirus steht es ebenso. Mau zählt sie nicht besonders, man unterscheidet sie nicht von den Griechen, deren Sprache und Religion sie theilen. Wohl aber sehen alle Griechen, wo sie auch wohnen, auf dem europäischen, dem asiatischen Festlande oder auf den Inseln, Janina sür eine ihrer Städte an, wie sie ganz Epirus für ein Land von griechischer Bevölkerung und Gesittung ansehen. Alle Griechen wissen, daß Janina sich schon vor 200 Jahren durch seine Schulen hervorlhat und hierdurch sür die Er haltung und Pflege des hellenischen VolkSthumS etwas Hervorragendes leistete; desgleichen ist es schon lange Feuilleton. Redigier von Otto Banck. Für Holofernes wird durch diese Aenderungen die Situation sehr unwesentlich geschädigt und auch der Anflug des Komischen nicht gesteigert, wenn er als babylonischer Feldherr aus seinem Thron sarkastische Blutwitze macht, die materialistische Liebe feiert und die sämmtlichen Zwischenpausen dem einsamen Trunk widmet, höchstens durch die Ermordung eines Unter gebenen sich pikant zerstreuend. Für Judith aber ändert sich Viele-; sie ist bedeu tend schwieriger zu spielen, al» sie sich Hebbel gedacht hat; denn da sie jetzt in weiblicher Reinheit aus dem Lonflict hervorgeht und diesen nur Holofernes zur Freude aller Tugendhaften ziemlich theuer, nämlich mit seinem Kopfe, bezahlt, so ist die tapfere Bethulierin nicht mehr zugleich auch die Rachegöttin für ihr ge opfertes Selbst und ihre früheren Reden und Träu mereien au- dem Mysterium der Erotik und ihrer Raturrechte sind gegenstandslos geworden. Hierunter leidet jede Darstellerin, auch Frl. Ziegler. Aber sie versteht e», durch die überraschenden Mittel ihrer kraftgepanzerten Persönlichkeit der Judith und deren Schicksal auch einseitig, als Vaterlandserretterin, ein hohes Interesse abzugewmnen. Ich muß auch bei dieser Rolle sagen, daß die früher so starke Hinneigung der Künstlerin zur Deklamation erfreuliche Rückschritte aemacht hat. Sie sprach viele entsprechende Stellen rm einfachen Ton und nicht ohne weibliche Wärme. Daneben aber fand da» kühne Patho», der patrio tische Schwung, die werbliche Anforderung an den Mann und fernen Muth, der breite, sprachlich edle Stil ihre» Vortrag» den reichsten Beifall, und zwar den Beifall eine» nur durch den Ruf der Künstlerin gefüllten Hause». K. Hostheater. — Altstadt. — Am 1b. Juni: „Judith", Tragödie in fünf Acte« von Friedrich Hebbel. (Neu einstudirt; Frl. Clara Ziegler, al» Last^ Da» große, jederzeit geistig fesselnd und dramatisch ergreifend wirkende Trauerspiel war sorgsam einstudirt; seine schon frühere Jnseenirung giebt ihm auch formell und in Hinsicht auf die Ausstattung eine wackere Un terstützung. In der That ist diese dem Stücke sehr »u wünschen, denn die sittliche Zähmung, die durch die Bühnendearbritung seit langer Zeit nicht ohne manchen triftigen Grund, aber nicht gerade mit poeti schem Glück durch Streichungen und Kürzungen vor genommen wurde, ändert die Motive und mit den Motiven auch die beabsichtigte Wirkung. Manche» ist jetzt blo» noch de»halb verständlich, weil e» vor un seren Augen geschieht, — warum e» geschieht, wird theilwei» psychologisch und pathologisch kaum noch an gedeutet. Wohl zu merken will ich damit nicht sagen, daß man zum Wortlaut de» Urtexte» zurückgreifen könnte; keine»weg». Aber ich möchte zur Wahrung de» Dichter» betonen, daß man sich an den Urtext er innern muß, um nicht in Vergessenheit gerathen zu lassen, daß Hebbel etwa» Andere», jetzt undurchsichtig Gewardene» wollte und daß die» mehr war ,U» das Rigorosum der blosen Action mit ihrem Fanatismus der alttestamentlicheu Inspirationen. Hr. Porth wurde schon früher als Holofernes an erkennend hervorgehoben, ebenso Frl. Berg als Mirza. O. B. Zur deutschen Industrie auf der Düsseldorfer Ausstellung. Bis jetzt ist in der deutschen Presse diese große Ausstellung, besonders die damit verbundene Abthei- lung für Kunst, wesentlich Malerei, ziemlich spärlich behandelt worden. Es steht zu erwarten, daß sich dieser Mangel noch ausgleiche. Oftmals hat die Kritik, und zwar aus Wohl meinung und auS dem sehr zeitgemäßen Drange, Re formen zu begünstigen, Veranlassung nehmen müssen, die Schwächen in der deutschen Industrie und im Kunstgewerbe zu erörtern und auf das Zurückstehen dieser Culturfactoren im Vergleich zur Tüchtigkeit der eigenen Heimath in früheren Jahrhunderten und im Vergleich zwischen den modernen deutschen und vielen modernen ausländischen Leistungen hinzuweisen. Wir fanden dabei die Franzosen vielfach in der Avance. Weit angenehmer ,st eS, fleißig und endlich er rungene Fortschritte der deutschen Industrie zu be leuchten. Noch willkommener muß eS sein, wenn dies von einem unbefangenen Franzosen geschieht. Diese Objektivität ist bei der jetzigen, politisch aus gereizten Empfindlichkeit der Franzosen keine häufige Erscheinung. Sie zeigt sich indeß in einem Artikel der „France", worin über die Düsseldorfer Ausstellung berichtet und den Erzeugnissen der deutschen Kunst und Industrie frank und fiel volle- Lob gespendet wird. Der Brr fasser, Hr. Turgan, schreibt: „Als ich im Jahre 1866 einige Tage bei Krupp in Essen zugebracht und auf dem Exercirplatze be« Düsseldorf die Exercitien der preußischen Infanterie und Cavallerie mit angesehen hatte, bekam ich das schmerzliche Vorgefühl der preu ßischen Militärkraft; als ich die wundervolle Aus stellung, die seit dem 9. Mai in dieser Stadt eröffnet ist, durchwanderte, war der Eindruck ebenso tief und vielleicht noch unangenehmer, da ich gezwungen war, die unbestreitbare Vorzüglichkeit gewisser Producte, die vortrefflichen Anordnungen, die äußerste Sauberkeit und das Geschmackvolle fast aller Installationen zu be wundern. Und doch ist es nur eine ProvinzialauS- stellung Westfalens, der Rheinlande und einiger benach barten Distrlcte." Nach einigen Bemerkungen über Düsseldorf und einer kurzen Beschreibung des AuS- stellungSgebäudeS fährt der Verfasser sort: „Die Berg werksindustrie dominirt und übertrifft bei Weitem unsere Klasse 43 der Ausstellung von 1878. Die Sammlung von Mineralien ist außerordentlich reichhaltig und so vortrefflich classificirt, so vollkommen in ihrer Einrich tung, daß unsere ganze Bergakademie, Schüler und Lehrer, einen großen Gewinn davon haben würden, wenn sie die kurze Reife nach Düsseldorf machten." Hieraus folgt eine Beschreibung der Krupp'jchen Riesenkanone und mehrerer andeier Gußstahlsabrikate, „welche die stetigen Fortschritte des kolossalen Etablissements in Essen beweisen"; sodann wird rühmend hingewiesen auf die „nicht minder bedeutenden" Eisen- unv Guß- stahlsabriken von Duisburg, Oberhausen, Neuwied, Hagen, Dortmund, Aachen rc., aus die ausgezeichnete Vertretung der anderen Metalle, wie Zink, Kupfer, Blei, Nickel, Braunstein rc. durch die verschiedenen
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