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MGeiMHtWer Metzer Tageblatt für Kohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kermsdorf, Vemsdorf, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falben, Langenchursdorf, Meinsdorf, Küttengrund re. Der .Kohenstein-Ernjlthaler' Anzeiger erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des solgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Kaus Mk. l.50, bet Abholung in der Geschäftsstelle MK.I.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) MK.I.50. Einzelne Nummern lv Psg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landdriesträger enlgegen. Als Extra beilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das .Illustrierte Sonntagsblatt-. — Anzetgengebllhr sür die bgespaltene Korpuszeile oder deren Baum 12 Psg., für auswärts 15 Psg.: im Reklameteil die Zeile 30 Psg. Sämtliche Anzeigen finden gleichzeitig im .Oberlungwitzer Tageblatt' Aufnahme. 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Juftizmiuißer Dr. vo« Otto hat de« Ehren- vorsttz i« sSchfischen Richtertxrei« ntedergrlegt Der Verein sächsischer Richter und StaatSan- wälte hatte auf seiner in der vorigen Woche in Chemnitz abgehaltrnen Tagung eine Entschließung gefaßt, in der er energisch Verwahrung einlegte gegen die A«ußerung de- FinanzministerS Dr. von Rüger im Landtage, der die von den sächsischen Richtern für ihre Gehaltsordnung aufgestellten Forderungen „unbescheiden- und die Art der Agi tation hierfür „bedenklich- und „nicht dem Ideal, da» er von einem Beamten habe, entsprechend- genannt hatte. Diese Entschließung deS Chemnitzer Richtertage» scheint die Regierung arg verschnupft zu haben. Denn man darf wohl die Tatsache, die jetzt von den sächsischen RegterungSorganen offiziös verbreitet wird, daß Justizminister von Otto den Ehrenvorsitz deS Vereins sächsischer Richter und Staatsanwälte niedergelegt habe, als die Antwort auf die Entschließung betrachten. UnS scheint daS, schreiben hierzu die „Leipz. N. N-, eine reichlich gesteigerte Empfindlichkeit auf feiten der Regierung zu bedeuten. Denn man kann eS doch den säch sischen Richtern wirklich nicht verdenken, wenn sie einmal gleich anderen Ständen für eine Gehalts erhöhung ihre- Standes eine kräftige Agitation entfalten und wenn sie ferner eine so scharfe Kritik ihre- Vorgehens, wie sie Dr. von Rüger als Ver treter der Regierung fällte, energisch zurückweisen. Die plötzliche Niederlegung deS EhrenvorfltzeS deS Verein- durch Justizmtnister Dr. von Otto muß jedenfalls bei den sächsischen Richtern eine Miß stimmung erwecke», die nicht ganz ungerechtfertigt erscheint. Lie Minifterveraulwsrtlichkeit Gegenüber den Meldungen, daß weder der Reichskanzler noch ein anderes BundeSratSmitglied, wenn die Anträge auf ein ReichSkanzler-Verant- wortlichkeitSgesetz zur Beratung kommen, sich an dieser beteiligen werden, erklärt der Berliner Ver- treter der „Franks. Ztg.", daS werde Fürst Bülow nicht tun. Er oder einer seiner Vertreter werde zu erkennen geben, daß die Frage der Minister verantwortlichkeit eine ernste politische und staats rechtliche Angelegenheit ist, über die man sachlich beraten kann. Den BundeSrat stellt sie vor eine sehr ernste Entschließung, sobald »S sich zeigt, daß die Mehrheit deS Reichstag- sich auf bestimmte Vorschläge einigt. Im übrigen besteht bei den Parteien der bürgerlichen Linken nicht die Absicht oder daS Bedürfnis, die Kritik, die an dem per- sönlichen Regiment oder dem Kaiser geübt worden ist, zu wiederholen. Daß auS den Anträgen etwas Greifbare- herauskommen wird, ist gleichwohl zweifelhaft genug, da innerhalb der Reichstag»- Parteien weitgehende Meinungsverschiedenheiten bestehen. Und selbst wenn ein Antrag zur An nahme gelangen sollte, ist an eine Verfassungs änderung in absehbarer Zukunft kaum zu denken. Der Reichstag kann Initiativanträge einbringrn und annehmen, ohne daß der Bunde-rat genötigt ist, solchen Anträgen zuzustimmen. — Der Ver- faffungSauSschuß der drei freisinnigen Fraktionen deS Reichstags hat in einer Sitzung Stellung ge nommen zu der beantragten Verfassungsänderung. Treffen die darüber laut gewordenen Mitteilungen zu, dann ist eS mit der Blockära vorbei, dann gehen Konservative und Liberale getrennte Wege. Für die Retchtfinanzreform würde dann ein Zu sammenwirken der Konservativen und deS Zentrum» in Frage kommen. Lio erste Les««- der ReichSfinanzreform soll daS Plenum deS Reichstag- noch bi- in die neue Woche hinein beschäftigen, sodaß der umfang reiche Gesetzentwurf mit seinen Gleuervorlagen etwa am 1. Dezember an die Kommission gehen wird. An eine besondere Kommission selbstver ständlich und nicht etwa an die Budgelkommission, die ja ihre Hauptaufgabe, den Etat durchzuberaten, nicht erfüllen könnte, wenn sie sich auf die Vor beratung der endlosen Finanzreformvorlage ein- lassen wollte. Die Kommission für die Finanz, reform hat überhaupt eine ganz besonders schwierige Aufgabe zu lösen. Sie muß den mühevollen Ver such unternehmen, eine Verständigung zwischen den Parteien und zwischen diesen und der Regierung hrrbeizusühren. Die erste Lesung hat diesem Zrele so gut wie garnicht »orgearbritet. Ran hat immer nur nein und neik, und so Nicht und so nicht gehört. Eine positive Zusage, hinter der eine Mehrheit stände, ist überhaupt nicht vernommen wordcn. — Der neue Etat wird dem Reichstage am 1. oder 2. Dezember zugehen; am 7 Dezember soll seine erste Beratung im Reichstage beginnen. DaS hohe HauS wird nach dieser Disposition erst später, als eS sonst Gebrauch war, die Weihnachts- ferien antrrten. Italien. Der italienische Studentenskandal in Wim wird durch da- Verhalten deS Pöbels in ver schiedenen italienischen Städten noch vergrößert, trotz der scharfen Weisung der Regierung, die Kundgebungen zu unterdrücken. Besonder- arg ging eS in Rom zu, wo bet einer Demonstration vor der österreichischen Botschast die Tochter de» Botschafters durch einen Splitter der eingeworfenen Fensterscheibe verletzt wurde. Die Regierung sprach dem Botschafter ihr Beileid au« und enthob den Polizeikommissar, der die Angriffe auf die Botschaft nicht verhindert hatte, seines Amte-. Engla«». Lord Robert- macht für seinen Plan, di« eng lische Armee mit einem jährlichen Mehraufwand von 400 Millionen Mark auf einen dauernden Stand von einer Million Mann zu erhöhen, um gegen einen etwaigen Einfall Deutschlands ge schützt zu sein, in ganz England Propaganda. Er hält nach seiner berühmten Rede im Oberhause in den verschiedensten Städten de- Reiche- Vor träge, in denen er die England von deutscher Seite drohende Kriegsgefahr in den erschrecklichsten Farben an die Wand malt. Die Autorität de» LordS erhöht den Eindruck seiner Graulich- machereirn. ES mehrt sich rapide die Zahl derer, die die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht fordern, um gegen eine deutsche Invasion gesichert zu sein, lieber diese Tollheit schlägt man im ganzen AuSlande die Hände über den Kopf zu sammen. Man begreift nirgend-, wie eine der artig« Bewegung in England Fortschritte machen kann, nachdem soeben erst von den Rednern aller Partiien deS deutschen Reich-tage- sowie von den deutschen Regierung-oertretern feierlich erklärt worden ist, daß Deutschland von den friedlichsten und freundschaftlichsten Gefühlen für England be seelt ist. Versuchter Anschlag ans die Zarin-Mutter? Auf der russischen Station Pondery wurde kurz vor dem Eintreffen eines besonder- wichtigen Eisenbahn zugeS ein verdächtiger, mit einem Re volver bewaffneter Mann festgenommen, der sich der Verhaftung energisch widersetzte und dabei einen Polizeibeamten durch einen Revolverschuß tödlich verwundete. Der Verhaftete nennt sich Awottn und ist lettischer Herkunft. Ein Peters burger Blatt vermutet, daß «S sich offenbar um den mißlungenen Versuch eine- Attentat- auf die Kaiserin-Witwe handelte, die zu dieser Zeit au» Kopenhagen zur Beerdigung deS Großfürsten AlexiS »tntraf. Lie Umwälzung auf dem Balkan. Der erste Bandenkampf zwischen einer starken Abteilung serbischer Bewaffneter und einem boS nischen Slreifkorpt hat in der Nähe von Drina an der serbisch-boSnischen Grenze stattgefunden. DaS GtreifkorpS verlor sieben Monn, die serbische Bande wurde vollständig aufgerieben. Da» wäre für Serbien- KriegSträume schon ein wenig günstiger Anfang. Man wird aber in Belgrad bald noch nachdrücklicher belehrt werden, daß man sich beim Spielen mit dem Feuer die Hände ver brennen kann. Auf Rußlands Hilfe ist nicht zu rechnen; denn der russischen Duma wird schon in den nächsten Tagen eine Vorlage wegen Auf nahme einer auswärtigen Anleihe in Höhe von rund einer Milliarde Mark zugehen. Von Frank reich ist der Petersburger Regierung aber schon bedeutet worden, daß eine Realisierung dieser An leihe nur möglich ist, wenn Rußland daS Seinige zur Erhaltung deS Frieden» auf dem Balkan tut. — In der bulgarischen Gobranje erhob am Mittwoch ein Deputierter den Vorwurf, die Regierung habe den mazedonischen Unterstützungsfonds unrechten Zwecken zugeführt. Der Minister deS Innern wie» dies« Anschuldigung zurück und verlangte die Ausschließung dr» Redner». E« kam zu einer wüsten Tumultszene. Die Gruppe der Agrarier verließ darauf drohrnd den Saal Deutscher Reichstag. 169. Sitzung vom 26. November. Die Generaldebatte über die Finanzresorm- und Tteuervorlage wird fortgesetzt. Abg. Speck (Zentr): Noch nie habe eine Vorlage so viel Unwillen erregt, wie diese. In Bayern herrsche geradezu Entrüstung. Wieder soll der Konsum der breiten Mafien di« Hauptlast tragen. Man komme immer mit steuerlichen Ver gleichen mit dem AuSlande, reiße aber dabei die Z ffern au» dem Zusammenhang« mit den übrigen Verhältnissen, in dem sie allein richtig verstanden werden können, heraus Beispielsweise beginne in England die Einkommensteuer erst bei Einkommen von 3200 Mk. bei unS dagegen schon bei Ein- kommen von 900 Mk. Und gerade diese Mafien mit SOO bis 3200 Mk. Einkommen würden von den Verbrauchssteuern am allerschä'ssten betreff n (Sehr richtig!) Wenn es sich um Steuern handle, komme man mit dem AuSlande; wenn eS sich um Rechte handelt, wolle die R aterung von Hinweis.« auf da» Ausland nicht- w ff n. Welche R chte habe beispielsweise da- englische Parlament, ver- glichen mit dem deuischen Re chSlag! Dagegen seien die Angriffe, welche die Herren links gegen unsere Wirtschaftspolitik richteten, haltlos. Sie habe unserer Industrie genützt, wie die Ausfuhr., ziff-rn beweisen. Am Sytem der Matijkular- boträge dürfe nicht gerüttelt werden. Denn die Einzelstaaten seien auf Gedeih und Verderb mit aem Reiche verbunden und deshalb müßten sie auch finanziell interessiert bleiben. Der Gchatzsekretär hätte daher seine Aufforderung an die Steuerzahler und beteiligten Gewerbe, ihr eigennütziges Jnterrfie zurücktreten zu lasten hinter daS Interest« der All gemeinheit, in erster Linie an tue Bundesstaaten richten müssen. Wenn die Bundesstaaten den Reichstag auflösen könnten, um Forderungen zu erzwingen, so dürften sich auch He Bundesstaaten nötigenfalls nicht vor dem Bezahlen drücken. Gegen die Elektrizität-steuer erhebt Bayern einmütigen Protest. Die Nachlaßsteurr ist em Bodenzin» in neuer Auflage. DaS Branntweinmonopol ist der erste Schritt zum sozialistischen Staat. (Schr richtig! im Zentrum.) DaS Reich darf nicht zum SchnapShändler gemacht werden. Warum erfahren, wir nichts über den GparsamkeitSerlaß deS R ich»- kanzlerS? Wir verlangen klipp und klar Antwort, wie und wo gespart werden soll. Noch immer be- steht der Firlefanz der Uniformen, den man für den Kriegsfall bedecken muß. (Hört! Hö>t l) Die Lcbensgewohnheiten unter dem «rsten Kaiser waren wahrlich einfacher als jetzt nach dem Befiplel von oben. Die Kenntnisse und den ManneSmut Eugen Richters haben wir stets anerkannt. Seinen Ruf nach Sparsamkeit haben wir immer unterstützt. Man hat ihm ja ein Denkmal gesetzt. Der lote Eugen Richter konnte sich dagegen nicht wehren, sonst hätte er sich gesträubt gegen dies.» Denkmal, gesetzt von Epigonen, die von seinen Bahnen so weit abgewichen sind. (Beifall im Zentrum.) Abg. Graf Schwert« Loewitz (kons.): Wir halten neben der Besteuerung der alkoholischen Ge- tränke auch eine ergänzende Besteuerung der alko- holfreiin Getränke sür angezeigt. Der größte Fehler der bisherigen Bedarfsrechnung war der, daß der Bedarf immer nur nach den jeweils nö tigen Ausgaben berechnet wurde, also gewisser maßen unter der Voraussetzung, daß die Au-gaben unverändert blieben. Der neue Schatzsekretär ver- fährt in diesem Punkt richtiger. Stine Rechnung, daß KOO Millionen erforderlich seien, halten wir für nicht zu hoch gegriffen. Ei» Teil de- Aus falles an Zuckersteuer infolge Herabsetzung der Steuer auj 10 Mk. wird allerdings, wie ich glaube, durch den vermehrten Verbrauch wettgemacht wer- >en. Die Anleihewtrtschaft hat unserem ganzen Wirtschaftsleben ungeheuren Schaden zugefügt. Der durch diese Anlethewirtschaft entstandene KurS- Verlust beläuft sich, wenn man auch kommunale und landschaftliche Papiere berücksichtigt, auf nicht weniger al« 3 Milliarden Mark. Die Steigerung )eS Zinsfüße» berechne sich sür unsere Landwirt- chast auf eine jährliche Mehrlast von 120 Mil- ionen Mark Einzelstaat«» und Kommunen seien reilich mitschuldig, aber daS Reich müsse doch mit ,utem Beispiel vorangeh«», um mit di«ser Wirt- chaft aufzuräumen. Al» Leitsätze für da» Ver halten der Konservativen «klärt« Redner 1.: Die in der Dnkschrist aufapstelltkn Grundsätze größerer Gpaisamkeit, stärkerer Schuldentilgung, V rmeidung neuer Anleihen, außer für werbende Ausgaben, Scheidung der Reichs- und einzrlstaatlichen Finanzen, finden unsere volle Billigung. 2.: Die Schaffung neuer Mehreinnahmen erscheint auch be» größer Sparsamkeit mit KOO Million«» eher zu niedrig al» zu hoch dem fi-n, wenn man ganze A-beit machen will. S.: Wr find mit drr Vorlage der verbün deten Regierungen darin «tntg, daß die Dckung de» Bedarf» in der Hauptsache durch stärkere und planvolle Besteuerung de» LuxuS und Ve> brauch» gefunden werden kann und muß, wenn die finan zielle S lbständigkeit der Bundesstaaten und dumit der föderative Charakter de» R »che« gewahrt wer den soll. 4: Insoweit durch den von den ver bündeten R gierungen vorgeschlagenen Ausbau drr B rbrauch»st «er» oder duich die Ergänzung der sonstigen indirekten Steuern der Mehrbedarf nicht voll gedeckt werden kann, lehnen wir zwar eme Heranziehung auch von Steuern aus Besitz und Einkommen für etnen Bruchteil de» Bedarfs nicht ab. Wir können aber, abgesehen von dem Erb recht de» Staate» und der Wehrsteuer, einer wet teren Besteuerung von Besitz und Einkommen nur in der Form erböhter Matrikularbetträge, wenn nötig, auch über 80 Pfg. pro Kops der Bevölke rung hinaus, zustimmen, »eil wir nur hierin die finanzielle Selbständigkeit der BundeSslaaten ge» wahrt sehen. AuS diesen G ünden und «eil wir prinzipiell gegen die Ausdehnung der ErbjchaslS- st.uer aus Eheleute und Deszendenten find, müssen wir die Nachlaßsteuer ablehnen. K: Wir werben die vorgeschlagenen und noch vorzuschlagenden Steuerprojekt« in der Kommission ohne pavteitsche Voreingenommenheit durchberaten, um die Finanz reform, wenn auch mit großen Opfern, in einer den Interessen d«S Reiche» entsprechenden Form zu stände zu bringen. Von den Rednirn der Linken ist angekündigt worden, die Bewilligung neuer Steuern abhängig zu machen von der Ge währung konstitutioneller Garantien und der Er füllung anderer politischer Wünsche, die mit der Finanzreform gar keinen sachlichen Zusammenhang haben. (Hört! hört! recht») Ich muß gestehen, daß wir angesichts der Bedeutung, die daS Zu standekommen ober Scheitern der Finanzreform für die ganze Zukunft de» Reiche» hat, rin solcher politischer Standpunkt geradezu unverständlich ist. (Sehr wahr! recht» ) Wer würde denn von einem Schettern der Finanzresorm den g'ößien Schaden haben, die Regierung oder da» L^no? D.« ver bündeten Regierungen, die Minister würoen ihre Schuldigkeil getan haben, vor dem Land« gerecht fertigt dastehen, und im übrigen ihre Ghälter weil«r beziehen. Aber da» Reich würde in seiner Sicherheit und in seinem Ansehen, da» Land in seiner wirtschaftlichen Position einen tödlichen Schlag bekommen. Aber worauf stützt sich denn diese ganze politische Konstellation der Verkuppelung von politischen Wünschen mit der Finanzresorm? Nur ganz allein auf die Annahme, daß diesen großen Schaden de» Lande» di« verbündeten Re- gierungen nicht so leicht auf sich nehmen würden, als e» der Reichstag tun würde, d. h. mit anderen Worten, daß daS VerantwortlichkeitSgefühl der oe> kündeten Regierungen für daS Wohl de« Lande- größer sein würde al» da» deS Reichstag». (Sehr gut! rechts.) Und wenigste«« für mich und meine politischen Freunde »eise ich diese Unterstellung mit aller En>fchi«d«nhett zurück (Lebhafter Beifall), und ich meine und hoffe, daß auch dec ganze Reichstag, namentlich dujentgen Parteien, die An spruch machen, aus nationalem Boden zu stehen und die Jnten ffen de» Lande» über die Interessen ihrer Partei zu stellen, den gleich»« Standpunkt «innehmen. (L«bhafter Beifall.) Nun haben ja zu meiner großen Freude die Abgeordneten Dr. Müll«r-Mein,ng«n und Kopsch diesen „Kuhhandel", wie Dc. Mülltr-Meiningen, und di«sr Pressung», politrk", wie noch richtiger Kopsch sie nannte, «nt- schieden abgelehnt; aber da» nötigt mich doch, namen» meiner politischen Freund« mit aller Ent- schiedenhett zu erklären (Brummen Singer»), daß un» die Wiederausnahm« dieser Politik den Boden für eine sachliche Verständigung über di« Reich», finanzresorm vollkommen entzieh«» würde. (Härt, hört!, Zustimmung recht»), und daß Hür e» «nt- schied«» ablrhne« müßten, auf dieser Bast» über haupt «tu» Vrrstünd^uug mit dks«n Herrrn zu