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Dresdner Journal : 10.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189907103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990710
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990710
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-10
-
Monat
1899-07
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 10.07.1899
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vtt»>Sprei«: Für Dresden vierteljährlich» 2 Mari 50 Pf., bei den Kaiser- ltch dkulschcn Pvstanstciliku vu-ruli-ihilich»Mark; außer halb de» Deutschen Reiche« Post« und Slempkljuichloa Einzelne Nummern: 10 Pf. Grfchetaenr Dägltch mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fernspr-Anschluß: Nr 1>9L Dresdner M Hsurml. AnkündigungSgebsttzre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeil« kleiner Schutt »v Ps Unter „Eingesandt" die Zeile so Pf. Bei Tabellen- und Zifferntop entsprechender Aufschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Iournal» DreSden, Zimngerstr. 20. Fernspr-Anschluß: Nr. 129». ^157. Montag, den 10. Juli abends. 18SS. Amtlicher Leit. TreSdt«, 8. Juli. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den nachgenannten Beamten bei ihrem Uebertritte in den Ruhestand folgende Aus zeichnungen zu verleihen: dem AmtSgerichtSsekretär Gottlob Hermann Lötzsch in Borna da- Verdienst - kreuz, dem Landgerichtssekretär Gustav Moritz Geigen müller in Leipzig das Albrechtskreuz und dem Amts gerichtswachtmeister Benjamin Gottfried Ebert in Meerane, dem Landgerichtsdiener Traugott Wilhelm Otto in Freiberg sowie den Amtsgerichtsdienern Franz August Angermann in Zittau und Julius Moritz Neuweiler in Colditz das Allgemeine Ehrenzeichen. DreSde«, 8. Juli. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, nachstehende Personal- Berändklungen in der Armee zu genehmigen: Offiziere, Fähnriche v.s.w. Im aktiven Heere. De« 7. Juli 1899. Meißner, Oberst, beauftragt mit der Führung der 2. Jnf.-Brig. Nr- 46, unter Ernennung zum Kom mandeur derselben, zum Generalmajor, vorläufig ohne Patent, befördert. v. Haugk, Oberst, beauftragt mit der Führung der 2. Kav.-Brig. Nr. 24, zum Kommandeur derselben ernannt. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Vorstand des Sächsischen Militärvereins- bundes, Kommissionsrath Tanner in Dresden das Ritterkreuz 1. Klasse der AlbrechtsordenS zu ver leihen. Das Ministerium des Innern hat dem Deutschen Central-Comitä zur Errichtung von Heilstätten für Lungenkranke zu Berlin auf Ansuchen zum Vertriebe von Loosen der von dem Comite im Laufe dieses Jahres zur Förderung seiner Zwecke zu ver anstaltenden Geldlotterie im Bereiche des Königreichs Sachsen Erlaubniß unter der Bedingung ertheilt, daß die Nummern der gezogenen Loose und der auf ein jedes derselben entfallene Gewinn an demjenigen Tage, an dem der öffentliche Verkauf der Ziehungslisten be ginnt, im Dresdner Journal und in der Leipziger Zeitung veröffentlicht werden. Dresden, am 27. J.,ni 1899. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Gebhardt. Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 17. December 1897 — Nr. 298 des „Dresdner Jour nals" und der „Leipziger Zeitung" von 1897 — wird hiermit weiter bekannt gegeben, daß dar bisher als Abtheilung der Fabrik chemischer Präparate von Sthamer, Noack u. Co. zu Hamburg betriebene bac teriologische Laboratorium, welches sich mit der Her stellung von Diphtherie-Serum befaßte, unter der Firma Serum-Laboratorium Ruete-Enoch selbst ständig geworden ist und daß die Etiquetten der von diesem Laboratorium in den Verkehr gebrachten Fläsch chen mit Diphtherie-Heilserum in Zukunft diese Firma tragen werden. Dresden, am 7. Juli 1899. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Kreher. Srsennunge«, verfetzuage« rc. im öffentliche« Dienste. g« GeschiftSSeretche «e« Ministerin«»« Se« K»lt«« nn« -ffentltchen Unterricht«. Erledigt: die ständig« Lchrl »stelle in Kleindorshain Kollator: da« König!. Ministerium de» Kullu» und öffentlichen Unterricht». Ein kommen: außer freier Wohnung 1203 M Sehalt (einschließlich 3 M. Sartennudung), 100 M. nicht in dir Alter»zulage ein- zurechnende persönliche Zulage, 144 M. für 4 Ueberstunden, 72 M. für Fortbildung-schul-, 3S M für Turnunterricht und eventuell an die Frau de» Lehrer» S4M. für Erteilung de»Haad- arbeit-unterricht». Musikalische Befähigung de» Lehrer» wird ge wünscht. Besuche sind bi» zum 20. Juli an den König!- BezirkSschul- inspektor für Dresden lt Schulrat Fink einzureichen. — Zu besetzen: eine Lrhrerstelle in Schedewitz bei Zwickau. Kollator: der Gemeinderat daselbst. Einkommen: der AnfangS- gehalt beträgt bi» zum vollendeten 2k. Lebensjahre 1SVV M. einschließlich 300 M WohnungSgeld. Dieser steigt von da an viermal aller drei Jahre um je 1bv M, zweimal aller vier Jahre um je 200 M. und dreimal aller zwei Jahre um je 100 M., sodaß mit Beginn deS 53. LebenSiahre» der Höchst gehalt von 3000 M. einschließlich 300 M. WohnungSgeld er reicht wird. Gesuche um diese Stelle sind unter Beifügung sämtlicher Prüfung»- und AmtSführungszeugniffe bi« zum 25. Juli bei dem Semeinderate in Schedewitz einzureichen. 3« Geschäftsbereiche beS «tntfteriams be« Kriege«. Beamte der Militär-Verwaltung. Durch Verfügung de» Krieg» - Ministerium- re« 2S. Ja«t 1899 Meyfarth, Unterroßarzt der Land«. 1 Aufgebot» de»Landw.« Bez. Glauchau, Dennhardt, Unterroßarzt der Res. de» Land»-Bez. Dre«den- Neust., Priemer, Unterroßarzt der Res de» Landw-Bez Wurzen, Karnahl, Unterroßarzt der Res. de» Landw-Bez. Leipzig, Gebauer, Unterroßarzt der Res. de» Landw -Bez Pirna, Dittrich, Unterroßarzt der Land«. 1. Aufgebot» de» Landw.« Bez. DreSden-Neust., Naumann, Unterroßarzt der Res.de» Landw -Bez. Annaberg, — zu Roßärzten de« Beurlaubtenstande» — be fördert. Den 7. Juli 1899. Frötzschner, Zahlmeisterafpirant und Militäranwürter, unter dem 1. Juli 18SS al» Rendantur-Assistent beim Kadetten korps zu Dresden angestellt. Nichtamtlicher Lell. TaS Arbeitswilligenschutz-Gesrtz «nd die Nationalliberalen. ES mehren sich die Beweise, daß die Behandlung, die der Vorlage, betreffend den Schutz der Arbeits willigen, seitens der nationalliberalen ReichStagS- fraktion zu teil wurde, keine glückliche gewesen ist, und zwar kommen diese zunächst mittelbaren Beweise aus dem nationalliberalen Laaer selbst. Die „Nat- Lib. Korr." die bisher Hrn Bassermann und seinen Standpunkt aufs eifrigste belobt hat, weist jetzt dar auf hin, daß sie selbst ursprünglich anderer Ansicht gewesen sei, und schreibt: „Der Vorlage zum Schutze des gewerblichen Arbeitsverhältnisses gegenüber haben wir von vornherein den Standpunkt vertreten, daß die Bestimmungen der Gewerbeordnung nicht aus reichen, um jeden Arbeiter, der arbeiten will, vor un zulässigem Zwang seitens der von der Sozialdemo kratie geleiteten Arbeiterorganisationen zu schützen. WaS die parlamentarische Behandlung des Gesetz entwurfs anlangt, haben wir weiter die Ansicht ver treten, daß die Vorlage an eine Kommission hätte verwiesen werden sollen, um für die zutreffenden Grundlagen der beiden ersten Paragraphen und ihre Erweiterung im Sinne der englischen Streikposten bestimmungen eine angemessene Form zu finden" Die „National-Ztg." erklärt ihrerseits, „daß die Ab lehnung einer Kommissions-Beratung durchaus kein Hindernis einer eingehenden Prüfung dieser Fragen der Ergänzung des § 153 der Gewerbeordnung in der »weiten Lesung im Herbst sein wird; sie kann ebenso gut wie in einer Kommission auch im Plenum erfolgen, vollends bei der schwachen Besetzung, welche dieses jetzt gewöhnlich nur aufzuweisen hat". DaS Blatt fügt dann mit bezug auf die Coburger Rede des Hrn. Bassermann hinzu: „Hr. Bassermann hat schließlich die allgemeine Frage ge streift, wie weit in einer Partei, und insbesondere in der nationalliberalen, Meinungsverschiedenheiten ertragen werden müßten. Daß solche unvermeidlich sind, ist eine Thatsache; inde» wird man doch daran sesthalten müssen, daß daS Wesen einer Partei in der Uebereinstimmung liegt und daß daher diese nach Möglichkeit erstrebt werden muß. ES scheint nun, daß hieraus in der vorliegenden An gelegenheit keine besondere Anstrengung verwendet worden ist; in der Presse ist behauptet worden, der Beschluß über da» Verhalten der Fraktion sei in einer schwach besuchten Sitzung mit geringer Mehrheit gesaßt worden. Damit sollte man sich unseres Erachten« nicht begnügen, sondern Wert darauf legen, daß die in der Fraktion, und nicht bloß in ihr, sondern in den BevölkerungSkreisen im Lande, welche man zu vertreten strebt, vorhandenen Anschauungen vollständig zur Geltung kommen. In dieser Beziehung wäre zu beachten gewesen, daß die Arbeiter bewegung in den norddeutschen Großstädten und Jndustrie- bezirken zum Teil anders beschaffen ist als in Baden und Hessen-Darmstadt. Hieran» hätten sich vielleicht Folgerungen betreffs des Schutzes der Arbeitswilligen ableiten lassen, die mit der grundsätzlichen, in der Baffermannschen Rede ver tretenen Aussaffung, mit der wir durchaus einverstanden waren und sind, vereinbar gewesen wären." Nun haben aber auch der industrielle Verein für Rheinland und Westfalen und der industrielle Verein des Regierungsbezirks Köln eine wesentlich andere Stellung zu der Vorlage genommen als die nationalliberale Fraktion im Reichstage, welch letztere somit nicht übersehen kann, daß die große Mehrzahl der Mitglieder jener Vereinig ungen — an der Spitze der ersteren steht der natio nalliberale Abgeordnete vr. Beumer — der national liberalen Partei angehört. Zudem weisen die „Berl. N. N." ausdrücklich darauf hin, daß eS sich hier durchweg um Männer handelt, die mitten im prak tischen Leben stehen und dessen Anforderungen sowie die Verhältnisse der Arbeiterwelt seit langen Jahren aus eigener Anschauung genau kennen. Die national liberale Fraktion im Reichstage hat sich jedenfalls in Gegensatz zu einem sehr starken und sachverständigen Bruchteil der Partei im Lande gesetzt. Noch vorgestern hat, wie aus Dortmund gemeldet wird, der Vorsitzende des Vereins zur Wahrung der bergbaulichen Inter essen, Hr. geh. Finanzrat Jencke, bei der Begrüßung der Generalversammlung das Erfordernis eines ver stärkten Schutzes der Arbeitswilligen mit allem Nach druck betont und die Generalversammlung hat seinen Ausführungen durch einstimmigen Beschluß zugestimmt. DaS alles werden die linksstehenden nationalliberalen Preßorgane nicht unbeachtet lassen können. Frankreich und Deutschland. Der Besuch des Deutschen Kaisers auf dem fran zösischen Kriegsschiffe und der Depeschenwechsel zwischen dein Kaiser und dem Präsidenten der Französischen Republik beschäftigen lebhaft die politischen Kreise. Die deutsche Presse widmet den Vorgängen durchweg sympathische Betrachtungen, wobei sie sich vor einer Ueberschätzung wie vor einer Unterschätzung deS Ge schehenen in acht zu nehmen weiß. In der fran zösischen Presse beobachten die maßgebenden Organe noch Stillschweigen, wenigstens haben wir bis heute von ihnen noch nichts gehört; einige der bis jetzt vorliegenden Aeußerungen bringen das Ereignis unter den kühlen Gesichtspunkt einer gesellschaftlichen Höf lichkeit, andere („Jntransigeant" und „Patrie") ver halten sich, wie zu erwarten stand, ablehnend unter gütigem Hinweis auf den Rachekrieg. WaS die ausländische Presse sonst anlangt, so zeigt sich die österreichische von den Vorgängen bei Bergen sehr angenehm berührt, und auch die englische macht gute Miene. Zur Bekräftigung dessen, was wir selbst vorgestern auSgeführt haben, lassen wir zwei deutsche Zeitungs stimmen folgen: Die „Köln. Ztg." fchreibt: Man darf wohl sagen, daß der Besuch deS deutsche« Kaiser» an Bord de» französischen Kreuzer» „Jphigönte" und der sich hieran knüpfende Drpeschenwechsel zwischen dem Kaiser und dem Präsidenten Loubet al» eine hochersreuliche Ergänzung der Friedenskonferenz im Haag zu betrachten ist. Nicht zum allermindesten, ja in allererster Linie, beruhte die Besorgnis vor einer Störung de» europäischen Frieden» auf dem Ver hältnis zwischen Frankreich und Deutschland. Frankreich schien durch zwei Jahrzehnte hindurch keinen andern Gedanken zu haben, als an Deutschland für die erlittene Niederlage Rache zu nehmen, und die besonnene deutsche Politik, die niemals die ungeheure Wichtigkeit guter Beziehungen zu Frankreich verkannte, blieb durch lange Jahre hindurch machtlos. Erst in den letzten Jahren ist man in Frankreich in Bezug auf die Beurteilung Deutschlands zu anderen Ergebnissen und zu einer gerechtem Würdigung der Absichten Deutschlands gelangt. Zuerst entsagte man dem Mißtrauen, Deutschland könne eine» Tages eine Gelegenheit benutzen, um hinterlistig über Frank reich herzusallen, und mit der Zeit kam auch dir Ueberzrugung zur Wirkung, daß sich zwischen beiden Staaten so manche An- näherung-punkte und gemeinsame Interessen auffinden ließen, denen gegenüber Frankreich eS nicht verantworten könne, bei seiner unbedingt ablehnenden Haltung zu verbleiben Wenn fomit eine Besserung des Berhältniffe- eintrat^ so gebührt dasür nicht zum wenigsten der Dank den witwerholten per sönlichen Kundgebungen deS Kaisers, die in unzweifelhafter Weise feststellen, daß Deutschland sich durchaus nicht mit Frankreich unfreundlichen Gesühlen trage und thatsächlich und ehrlich nichts bessere» wünsche, als mit seinem westlichen Nach bar in Friede und Eintracht zu leben Unter der Einwirkung dieser Wandlung wurde es möglich, daß ein deutsche» Krieg»- schiff sranzösische Häsen anlausen konnte und daß jetzt in Bergen, wenn auch auf neutralem Boden, ein so freundlicher Austausch von Höflichkeiten stattfinden konnte, dem durch die von den Staatsoberhäuptern dann gewechselten Telegramme eine weitere Bedeutung gegeben wurde. Wenngleich wir der Ansicht sind, daß man auch diesem Ereignisse gegenüber nüchterne Ruhe nicht verlieren und auf weitausgreifende politische Kombinationen verzichten soll, so ist eS doch unverkennbar, daß durch die Zu sammenkunft in Bergen die Kette der staatsmännischen und weisen Kundgebungen, die auf die Herstellung aufrichtig freund schaftlicher Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland abzielen, um ein neues gewichtiger Glied vermehrt worden ist. Besondere Bedeutung messen wir in diesem Falle der Haltung der französischen Presse bei, die, soweit sich aus den bisher übermittelten Mitteilungen rrgiebt, sich zur Begegnung in Bergen durchaus freundlich gestellt hat Wir sind allerdings überzeugt, daß eine gewisse französische Presse, sei e» auch nur au» OppositionSgelüst gegen die französische Regierung, e» an Einsprüchen nicht wird fehlen lassen, wenn aber nur die an ständige Presse die Begegnung und den Depeschenwrchsel billigt, so ist da» genügend, um uns zusriedenzustellen Wir dürfen nicht übersehen, in welcher Weise noch vor einigen Jahren der weitaus größte Teil der französischen Zeitungen einen solchen Vorgang aufgesaßt und beurteilt haben würde, und erst wenn wir un» da» vergegenwärtigen, können wir den Unterschied zwischen einst und jetzt ermessen. In den „Hamburger Nachr." ist zu lesen: Die Be gegnung deS Deutschen Kaisers mit der Besatzung de» fran zösischen Schulschiffes „Jphigönie" in dem norwegischen Hasen Bergen hat nicht verfehlt, in Frankreich Aufmerksamkeit zu er regen und die dortige Presse in verschiedenem Sinne zu be schäftigen. Die Zusammenkunft ist, wie man schon seit der Ankündigung im „Memorial Diplomatique" vom 2. Juli wußte, keine zufällige gewesen, sondern beruht aus der Initiative der französischen Regierung, die, jedenfalls unter dem Eindruck des in der Faschodasrage im vorigen Herbste er littenen sedso, den Wunsch und da» Bedürfnis empfand, zu un» in ein freundlicheres, weniger schroff ablehnendes Ver- hältnit al» bisher zu treten. Anderseits wird auch die im Verlause der letzten Jahre immer deutlicher hervorgetretene Abneigung Rußland-, für alle und jede Gelüste Frankreich» nach Wiederherstellung seine» früheren Prestige al- aktiver Ver bündeter in- Feuer zu gehen, auf die Ernüchterung der Re publik in fühlbarer Weise eingewirrt und somit bei der letzteren die Bereitwilligkeit gefördert haben, zu dem einer friedlichen Ausgleichung der Gegensätze geneigten Träger der deutschen Reich-gemalt in ein bessere» Verhältnis zu treten. WaS unS betrifft, so werden wir einen derartigen Wechsel der politischen Temperatur im Nachbarlande gewiß mit freudiger Genug- thuung begrüßen dürfen; nur daß wir nach den gemachten Er fahrungen un» stets gegenwärtig zu halten haben, wie leicht bei unseren westlichen Nachbarn unter dem leisesten Lustdruck daS Wetter wieder umzuschlagen pflegt Man wird also aus Kunst und Wissenschaft. -- Im vergangenen Herbst tagte auf Anregung der päpstlichen Kurie in St. Gallen ein internationaler Kongreß, um die Frage zu erörtern, in welcher Weise die einem sicheren Verderben entgegengehenden wert vollen alten Handschriften weiterhin zu erhalten und auSzubefsern sein würden Auf dieser Konferenz wurde von dem von der König!. Sächsischen Staats regierung entsandten Delegierten eine Imprägnierung ge schädigter Handschriften empfohlen, wie diese von dem König!. Sächsischen Kriegsministerium für die Zwecke der Benutzung von Generalstabskarten im Freien erfunden, angewendet und zu gleichem Zwecke auch von Preußen und Oesterreich-Ungarn übernommen wurde. Die St. Gallener Konferenz hat neben anderen ihr vorgefahrten Konservierungsmethoden die Empfehlung dieser Im prägnierung von deren weiterer Prüfung abhängig ge macht Da nun die im hygienisch-chemischen Laboratorium de« Kriegsministerium» fortgesetzten Untersuchungen den Vorzug der Imprägnierung vor den in St. Gallen em pfohlenen Methoden ergeben haben dürften, die Im prägnierung sich namentlich als ein bisher unerreichte« Schutzmittel für dem Verfalle entgegengehende Archivalien erwiesen hat, so sind von dem Kömgl. Sächsichen Kriegl- ministerium die deutschen Bundesstaaten, Standetherren und eine größere Zahl von Städten ersucht worden, Ver treter ihrer Archive zu einem vom 17. bi» 19. Sep tember d. I» in Dresden tagenden Kongreß ent senden zu wollen Die Könitzl Sächsische Staat»regierung erhofft von der regen Beteiligung der Eingeladenen die seit langer Zeit schwebende Frage der Erhaltung und Ausbesserung schadhaft gewordener Schriftstücke zu Nutz und Frommen der Archive und der Wissenschaft zur Lösung zu bringen Sächsischer Kunstverein. XI. AIS vor wir wißen nicht mehr wieviel Jahren zuerst Bilder der französischen Impressionisten bei uns in Deutschland auftauchten, da war jeder, der sie sah, entsetzt über diese ungeheuerliche Art der Malerei. Heute werden die Namen derer, von denen die einst arg verlästerte neue Malweise auLging, mit Achtung ge nannt, und kein Einsichtiger kann sich mehr der Erkenntnis verschließen, daß wir ihnen eine wesentliche Bereicher ung der malerischen Ausdrucksmittel verdanken. Die Impressionisten haben uns in erster Linie gelehrt, daß da» den Eindruck einer Landschaft auf un» bestimmende Element die farbige Erscheinung in weit höherem Maße ist, al» die Form und der Umriß de« Naturausschnitte«. Sie sind es auch, die un« zeigen, wie man das lebendige Spiel in der Natur, das flimmernde Sonnenlicht, den dahineilenden Wolkenzug, da« im Lufthauch zitternde Blättergewirr de« Baume« und die glitzernde Beweglichkeit de« Wasser» mit unbedingter Nalurtreue auf der Leinwand darpellen kann. Kaum jemand wird die Bilder der Impressionisten ander» al» nur interessant bezeichnen können, und niemand wird darüber im Zweifel sein, daß diese Maltechnik eine zeitlich begrenzte sein wird, eine ephemere Erscheinung in dem Entwickelungsgange unserer modernen Malerei. Aber notwendig war sie, denn sie hat nicht nur unsere Blicke geschärft für die Wahrnehmung jener intimen Stimmungen und malerischen Feinheiten, die durch da« Licht erzeugt werden, sondern sie hat auch unsere Naturanschauung überhaupt umgeformt, sie hat un« gelehrt, malerisch zu sehen und zu fühlen Im Sächsischen Kunstverein sind gegenwärtig eine größere Anzahl Bilder de« holländischen Impressionisten Th. Cool ausgestellt. Seine künstlerische Hauptthätigkeit hat der Maler, nach den hier befindlichen Arbeiten zu urteilen, auf die Darstellung von Architektur werken und Kircheninterieur» gelegt. Die sein Wollen am schärfsten charakterisierende Arbeit, wohl auch diejenige, in der sein Können am ausgeprägtesten zur Geltung kcmmt, ist da« Bild, das Das Innere der Kirche St. Paolo fuori le mura zu Rom darstellt. Der lange Säulensaal wächst gewissermaßen luftig aus dem Boden heraus, die Säulen und Pfeiler schweben leichtfüßig dahin. Alle Konturen ergeben sich nicht aus der Zeichnung, sondern aus dem Gegensätze der farbigen Werte. Nirgends ist eine architektonisch feste Linie zu erkennen, alle tragenden Glieder verlieren sich gleichsam als luftige Phantasiegebilde noch der Höhe hin. Dennoch erscheint der feste Zusammenhalt des Ganzen, die straffe Gliederung der Säulenreihen nicht beeinträchtigt; man hat in vollkommener Weise den Eindruck des gewal tigen, architektonisch imposanten Baue«. Der Beschauer, der diesem Bilde, das nur au« gemeßener Entfernung betrach tet werden darf, kopfschüttelnd gegenübersteht, der sich fragt, ob diese zitternden, formlos zerfließenden Farbenflecke überhaupt eine künstlerische Berechtigung haben, muß daran erinnert werden, das, wa« man ftüher beim Maler al« erheblichen physischen Mangel bezeichnete: hochgradige Kurzsichtigkeit, heute nach den Gesetzen des Impressionis mus als hoher Vorzug gilt. Mit dieser ausgerüstet wird und muß er so sehen, wie Cool auf seinen Bildern die Dinge sieht: in durch Licht« und Luftwellen gelockerten Umrißen, zu abgestimmten Farbenmassen, aus denen hie und da ein vollerer Grundton bricht, zusammengeschoben Nicht jede» der hier ausgestellten Architekturbilder Cools kann al« Beweis für da« Gesagte herangczogen werden, denn nur auf einigen von ihnen wendet er die im pressionistische Maltechnik in voller Freiheit an, dagegen zeigt er diese auf mehreren seiner Landschaftsbilder, ins besondere auf dem großen Gemälde „Der Nemisee bei Mondaufgang" Wer da» Bild in der Nähe betrachtet, wird nur unbestimmte, verschwommene Farbenmaßen sehen, tritt man jedoch auf halbe Saallänge zurück, so sieht man mit Erstaunen, wie diese augenquälenden Ton« maßen zu einem seingestimmten Accorde zusammenfließen Leicht hat der Künstler sich seine Arbeiten nicht werden laßen Das erkennt man aus den zahlreichen Studien und Skizzen, die in einem der Nebenräume de« Haupt saale» ihren Platz gefunden haben. Ein Fülle von Fleiß und ernstem Naturstudium ist in ihnen niedergelegt Auch die Gemälde selbst zeigen, wie Cool bemüht war, Natur und Dinge in wechselnder Beleuchtung zu be obachten und darzustellen. So hat er das Innere de« Pantheons unter verschiedenartiger Beleuchtung gemalt, und auch von einer Ansicht de» Forums bei Nacht sind zwei verschiedene Bilder vorhanden. Man muß dem Maler, der auf seinen Gemälden die Beleuchtung in so unerbittlicher Schärfe zum Ausdruck zu bringen weiß, wohl glauben, daß er sie so gesehen habe, wie er sie dargestellt hat, wenngleich man sich der Ueberzeugung nicht verschließen kann, daß sie, zumindest auf dem größeren Nachtbilde, ungewöhnlich und gesucht erscheint Dasselbe gilt für da« Bild „Colosseum bei Nacht", in dem das auf die Reste des gewaltigen Baue» fallende Mondlicht mit der dröhnenden Kraft eines Feuerbrande« wiedergegeben ist. Interessant um deswillen, weil e« den Bewei« erbringt, daß auch der an die unmittelbare Be obachtung der Natur mit ihren wechselvollen atmosphäri schen Vorgängen scheinbar sklavisch gebundene Impressionist im stände ist, au» sich selbst herau» zu schaffen, ist da« Bild „Thermen de« Caracalla", da» einen der mächtigen Säle diese« Riesenbaues in Rekonstruktion gedacht zeigt. Die Vorführung der Coolschen Arbeiten ist ein neuer erfreulicher Beweis dafür, wie die Leitung unsere« Kunst verein» bestrebt ist, den Besuchern ihrer Ausstellungen immer neue Anregungen darzubieten. Die hohe Bedeut ung de« Impressionismus für die Entwickelung der modernen Kunst wird durch die Arbeiten de» holländischen Künstler« trefflich zur Erscheinung gebracht Wir benutzen daher diesen Anlaß, um unseren Lesern den Besuch ver Sonderausstellung zu empfehlen. W. Doenge«.
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