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DerSiMHeLrMer 76. Jahrgang Nr. 202 Mittwoch, den 30. August 1922 wachsenden Teuerung nicht auch diese Sätze wieder fal- gelaffen und abermals wesentlich erhöht werden müssen« Für Postkarten: : Dresden Nr. 1521. (7 Bischofswerda Konto Nr. bis bis bi» bis bis 4.— Ul. 1.— Ut, Bischofswerdaer Einzige Tageszeitung im Ämtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Die» Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- mannschast, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. im Fernverkehr im Fernverkehr im Ortsverkehr U(, 7, — Ul. 8, — Ul. 1,50 Ul 4.— Ut. 6.— Ul, 6MrgeAccrtt^ Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung in allen Volksschichten Beilagen: Sonntags »Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda. Altmarkt 1k. — Druck und Verlag de« Buchdruckerei Friedrich May in Bischofswerda. — Fernsprecher Nr. 22 Mk. 33.80, bei Zustellung ins Hi die Post bezogen vierteljährlich Mk. 105.— mit Zustellungsgebühr. Alle Postanstalten, Post'. l , ' ' 7. " " " Geschäftsstelle de« Blatte» nehmen jede ,eit Bestellungen entgegen. yernverreyr , , , , . Ortsverkehr ...... Briefe: 20 Gramm im Fernverkehr 100 Gramm 250 Gramm 20 Gramm 100 Gramm im Ortsverkehr bi« 250 Gramm im Ortsverkehr 5000 Papiermark für 20 Goldmark. Der Ankauf von Gold für dar Reich durch die Reichs bank und Post erfolgt in der Woche vom 28. August bis 3. September zum Preise von 5000 Mark für ein Zwanzig markstück, 2500 Mark für ein Zehnmarkstück (vorher 3500 Mark bezw. 1750 Mark). Für ausländische Goldmünzen werden entsprechende Preise gezahlt. — Der Ankauf von Reichs-Silbermünzen durch die Reichsbank und Post erfolgt vom 28. August bi» auf weiteres zum 120fachen (bisher 80- fachen) Betrag des Nennwertes. Paris versuchen wich, ein Kompromiß zustande zu bringen, wobei natürlich Deutschland in jedem Fall der Leid tragende sein wird. Spekulation auf den deutschen Goldbestand. Paris. 28. August. (Drahtb.) Wie die „Information" meldet, hat der belgische Delegierte Delacroix Dubois nach der gestrigen Sitzung der Reparationskommission eine Lö sung vorgeschlagen, wie die, die gestern der „Temps" als persönliche Anregung veröffentlicht hatte. Die Reichsbank soll durch monatliche Zahlungen einen gewissen Goldbestand, der einen Wert von 210 Millionen Goldmark darstellt, nach einer neutralen Dank schaffen, z. D. der Bank von Holland. Diese würde der belgischen Regierung gleichwertige Kredite zur Verfügung stellen. Das deponierte Gold würde Eigen tum der Reichsbank bleiben bis zur endgültigen Lösung der Frage der interalliierten und der deutschen Schulden. Die Erkenntnis der Wahrheit in England London, 28. August. (W. T. B.) Die „Dimes" schrei ben in einem Leitartikel, eine furchtbare finanzielle Gefahr hinge über der Welt. Wenn Deutschland nicht Zeit gewährt werde, seinen Verpflichtungen nachzukommen, so werd« der Zusammenbruch bestimmt erfolgen. Gouverneur Cox er- kläre, daß die augenblickliche deutsche Regierung bei den» wirtschaftlichen Zusammenbruch Deutschlands auch stürzen werde. Die Unruhen, die darauf folgen würden, ob bolsche wistischer oder monarchistischer Art, würden für einen langen Zeitraum jede Aussicht auf Dar- oder Sachlieferungen zerstören. Dies würde jedoch nicht di« einzige Folge sein, es würde wahrscheinlich zum Kriege führen. Es sei zu hof fen, daß der Patriotismus Poincarös und seiner Kollegen auf der «inen und Dr.Wirths und seiner Kollegen auf der anderen Seite an diese ernste Krise Herangehen würde ohne Rücksicht auf irgend etwas anderes als die Wohlfahrt ihrer Länder und den Frieden und das Gedeihen der Welt. Die „Times" schreiben, es sei sicher, daß Bradbury vor der Re- varationskommission für ein Moratorium für Barzah lungen bis Ende des Jahres und ohne Pfänder eintreten werde. Cs sei auch einigermaßen sicher, daß Bradbury jeden Gedanken an Zwangsmaßnahmen gegen Deutschland durch die Erklärung eines vorsätzlichen Verzugs Widerstand entgegensetzen werde. Leider sei aber kein Anzeichen vorhanden, daß die französische Regierung eine Änderungder Politik, die sie bisher verkündet habe, beabsichtige. Es bestehe sogar die Gefahr, daß die französische Regierung es ablehnen werde, sich an einen Mehrheitsbeschluß der Reparationskommission zu binden. Die Konferenz mit den bundesstaatlichen Ministern in Berlin. Berlin, 28. August. Um ^12 Uhr hat di« Konferenz der Ministerpräsidenten der Länder und der Innenminister der Länder über di« Maßnahmen gegen die Teuerung begonnen. Der Reichskanzler legt« in längeren Ausführungen den Ber- tretern der Länder die Lage in der Reparationsfrage dar. Um 5 Uhr ist eine Kabinettssitzung über di« Wirt schaftslage angesetzt, und um 6 Uhr findet ein« neue Kaufe- renz mit den Ministerpräsidenten und Innenministern der Länder statt. In der Kabinettssitzuna zusammen mit den Länderver- tretern zur Beratung von Maßnahmen gegen die Teuerung, nahmen u. a. teil: der preußische Ministerpräsident Braun, der bayerisch« Ministerpräsident Graf Lerchenfeld, der württemberMche Staatspräsident Hieb er, der badische Staatspräsident Dr. Humm «l und der sächsische Minister- Präsident Buck. Nach den einleitenden Darlegungen des Reichskanzler» erstattete Ernährungsminister Fehr ein längeres Referat über die Lage. Berlin, 29. August. (Drahtb.) Di« Beratungen der Ministerpräsidenten und Innenminister äber die wirtschaft- siche Not Deutschland, wurden, wie die Morgeablälter be richten, in den gestrigen Nachmittags- und Abendstunden fortgesetzt. In einer fiabinettrsitzung nahmen die einzelnen Ressort, zur Lage Stellung. In der daran anschließenden, Fortsetzung der Besprechung der Minister «ab «eichsernäh I — . rungsminister Fehr eine ausführliche Darlegung unserer Er- weitere Anwicklung des diesmaligen Geschäft, von erheb nährua»l«e. In der Aussprache ergrstfen die Mintfierprä- j sicher Tragw^t. sein. , Erschetmnra-iveise: Jeden Werktag abends fürden folgend. Tag. Postscheck.Konto: Amt Dresden Nr. 1521. Gemeind«. Anzeigenpreis: Die Sgrwaltene Grundzeile (Zlm. Mosse 14) Bezugspreis: Bei Abholung in der Ge chaftsstelle monatlich verbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. «4. oder deren Raum 5.— Mk., örtliche Anzeigen 4.— Mk. Im Tert» Mk. 33.50, bei Zustellung ins Haus monatlich Mk. 35.—, durch Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher teil «Zlm. Mosse 14) 14.— Mk. die 3ge,paltene Zeile. Bet Wieder» ... , . - „ - . )r. Störung des Betriebes der Zeitung oder der Besörderungselnrich- Holungen Nachlaß nach feststehenden Sätzen. — Amtliche Anzeige« ftboten, sowie Zeitungsausträger und die tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder die 3ge>paltene Zeile. 10.—Mk. — Für bestimmte Tage oder Plätze es nehmen jede zeit Bestellungen entgegen. Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung des Bezugspreises. wird keine Gewähr geleistet. — Erfüllungsort Bischofswerda. Von der Leipziger Messe. Leipzig, 28. August. Der Fremden,uspruch hat bis jetzt alle Erwägungen iwertroffen, da bis zum ersten Meßtags abend« auf Grund der ausgegebenen Meßabzeichen und Meßousweisen bereits 120000 geschäftliche Messebesucher feftgestellt werden konnten. Nicht berücksichtigt sind dab«i die Ehrenabzeichen, Dienstkarten und Arbesterkarten rc. Dom Aussande werden u. a. noch starke Besuchsziffern aus Iugo» slavien gemeldet, die di« der letzten Frühjahrsmesse über- treffen. Leipzig, 28. August. Än geschäftlicher Beziehung hat di« nervöse Unruhe der letzten Woche etwas auf dl« Messe abaefärbt. Di« Preisfrage beeinflußt« diesmal da» Meßge- schäft hauptsächlich für den Inlandseinkauf mehr als sonst in allgemein bemerkenswerter Weise. Auch bei den Vertre tern des gesamten Auslande» herrscht nach den fetzigen Er fahrungen die Überzeugung vor, daß di« Stabilisie rung der europäischen Valuten die unbedingte Voraussetzung für das weitere Funktionieren jeglichen Wa renaustausches ist. Die voraussichtlich am Mittwoch bevor- stehende Entscheidung der Reparationskommission hinsichtlich des Moratorium » an Deutschland dürfte daher für die . dingt daran festhalten, daß sie produktive Pfänder nicht p,n»ki das Wort. Vie Leratumien werden heute fortgesetzt« aus der Hand geben darf. Es fragt sich nun, ob Line befondere kionserenz der Ernährungsminister soll näch- die Reparationskommission gewillt ist, da» heißt, ob die Ber- sten Montag unter dem Vorsitz des R-ichxrnSbrungsmini- treker der Ententemächte stark genug fein werden. Frankreich sters in Hamburg abgehalten werden. zu sich hinüberzuziehen und davon zu überzeugen, daß Laut Morgenblätter hat der Reichskanzler di« Führer Deutschland in feinen Angeboten nicht wei- sämtlicher Reichstagsfraktionen für Donnerstag abend zu . ter gehen kann. Man darf annehmen, daß man in einer Besprechung eingeladen. Die Parteiführer sollen über su den augenblicklichen Stand der Außenpolitik, sowie über die Teuerungsmaßnahmen unterrichtet werden. Der überwachungsausfchuß des Reichstages ist zu Frei tag vormittag einberufen, um die Durchführung der Gesetze zum Schutze der Republik, insbesondere die bayerische Ange legenheit zu beraten. Die neuen Eifenbahntarife. Die am 1. Oktober in Kraft tretende Erhöhung der Per« sonentarife beträgt im allgemeinen fünfzig Prozent. Der neue Kilometerpreis beträgt dann in der 1. Klaff« 2,025 Ut «jetziger Tarif 1,331), in der 2. Klaffe 1,125 Ut (0,74), in der 3. Klasse 0,675 Ul (0,444), in der 4. Klasse 0,45 Ul (0,296), Hierzu treten bei Benutzung von Schnellzügen folgende Zu schläge: für die 1. Zone bis 75 Kilometer Entfernung in der 3. Kl. 15 Ul, 1. und 2. Kl. je 30 »st, für die 2. Zone bis 150 Kilometer in der 3. Kl. 30 -4t, in der 1. und 2. Kl. je 60 Ut, in der 3. Zone über 150 Kilometer in der 3. Kl. 45 -4t, 1. und 2. Kl. je 90 Ut. Die allerneuesten PortosLtze. Auch der letzte Posttarifentwurf genügt noch nicht. Wie wir hören, wird der Derkehrsrat der Reichspostverwaltung am 4. September wieder zu einer Beratung der neuen Post», gebührenordnung zusammentreten. Halbamtlich verlautet? Die seinerzeit beabsichtigte Erhöhung der Postgebühren ist durch die inzwischen notwendig gewordene Aufbesserung der Beamtenbezüge überholt und mußte daher durch eine neue ersetzt werden. Dies« neue Gebührenordnung enthält -um Teil erheblich höhere Sätze, als ursprünglich vorgesehen war, Dabei mußte es mehr als fraglich erscheinen, ob angesichts der wachsenden Teuerung nicht auch diese Sätze wieder fal len gelassen und abermals wesentlich erhöht werden müssen« Die neuen Derüandlunaen in Daris, route abreijen wird. Die Reichsregierung wird unbe. sidenten Braun uud Graf Lerchenseld, sowie Minister Li " o dingt daran festhalten, daß sie produktive Pfänder nicht pinsfi das Wort. Vie Leratunaen werden beute fortaeiebt Die Reparationslommission hat auf Grund der Berichte der Herren Bradbury und Mauckre über ihre Berliner Ein drücke den Beschluß gefaßt, noch einmal deutsche Vertreter in Paris zu hören, ehe die endgültige Entscheidung gefällt wird. Daraus ergibt sich, daß die Berliner Konferenz nicht als völlig gescheitert anzusehen ist. Offenbar hat man, wenn auch sicherlich nicht einstimmig, so aber doch mit Mehrheits beschluß, die Bedingung der „produktiven Pfänder" für das Moratorium fallen gelassen. Denn da die Reichsregierung deutlich genug erklärte, daß sie sich auf diese Forderung un ter keinen Umständen oinlaffen könne, so wäre cs gänzlich zwecklos, deutsch« Bevollmächtigte noch einmal in Parts darüber zu befragen. Infolgedessen kann man annehmen, daß der letzte deutsche Vorschlag, der in dem Angebot von neuen Liefe- rungsverträgen für Hoz und Kohle bestand, in Paris Gnade gefunden hat. Offenbar haben die einflußreichen französi schen Wirtschaftskreise, die für die Gestaltung der französi schen Reparationspolitik besonders maßgebend sind, sich für den Grundgedanken des neuen Planes ausgesprochen. Den Engländern kommt es aber wohl vor allem darauf an, daß eine Formel der Verständigung mit Frankreich über die Re- parattonsfrage gefunden wird. Sie unterstützen deshalb jedenfalls auch diese neuen Pläne, obwohl sie wirtschaftlich an ihrer Durchführung wenig interessiert sind. Die Pariser Presse zerbricht sich den Kopf darüber, ob es möglich sein wird, ein einstimmiges Votum der Repa rationskommission durchzusetzen. Diese Frage mag für die '.Beziehungen zwischen England und Frankreich von Bedeu- tung sein, für Deutschland kommt es vor allen Dingen darauf an, daß das Moratorium recht schnell und für möglichst lange Frist gewährt wird. Sollte die Lösung nur einen ganz pro visorischen Charakter tragen und nur einen Zeitgewinn für neu« Hauptverhandlungcn bezwecken, so würd« uns die „Atempause" wenig nützen können. Voraussetzung für eine praktisch brauchbare Neuordnung der Reparationsverträge bleibt die Stabilisierung unseres Geldkurses. Sie ist aber nur dann zu erreichen, wenn das Moratorium uns die Mög lichkeit schafft, die zerrütteten Finanzen wieder einigermaßen in Ordnung zu bringen. Das Moratorium kann nur dann wirklich als ein solches betrachtet werden, wenn auch die in ternattonale Finanzwelt daran glauben kann, daß es sich in der Tat um ein Moratorium, nicht aber um eine verschleierte Umwandlung der bisherigen Formen unserer Leistungen in andere handelt. Deutschland hat sich freilich unter dem Druck der Gegner entschließen müssen, von sich aus neue Leistungsgarantieen für die Gewährung des Moratoriums wnzubieten. Die Lie- serungsverträge, die den Kernpunkt der Besprechungen zwi schen der Entente und den deutschen Delegierten am Mitt woch in Paris bilden werden, konnten bisher noch nicht in allen Einzelheiten ausgcarbcitet werden. Sie müssen, um rinen ökonomischen Sinn zu haben, derartig abgefaßt sein, daß eine für die ganze deutsche Volkswirtschaft spürbare Er- ichterung gegenüber dem bisherigen Zustand eintritt. Lei- ter steht der Termin der Entscheidung so nahe bevor, daß die Reichsregieruna kaum noch genügend Zeit behält, um alle sfinzelfragen, die sich aus diesem Angebot ergeben, genauer .urchberaten zu können. Es wäre deshalb wünschenswert, ' iß den deutschen Unterhändlern Sachverständige aus den ^irtschaftsgchi-ten, die für dos Lieferungsabkommen in ragr stehen, beiaegeben werden. Dann könnte man noch !is zur letzten Stunde hin jedes Für und Wider sorgfältig 'wägen. Die deutsche Antwort auf die Einladung. Berlin, 29. August. Montag vormittag um 10 Uhr fand eine Chefbesprechung statt, in der die Einladung der Repa- rationskommission, deutsche Delegierte nach Paris zu ent- senden, beraten wurde. Wie wir erfahren, wurde beschlos sen, der Reparationskommission mitzuteilen, daß die Reichs regierung bereit sei, ihren Standpunkt am Mittwoch in der Sitzung des Reparationsausschuffes in Paris darzulegen. Als Vertreter der deutschen Regierung wird Staatssekretär Schröder vom Reichsfinanzministerium nach Paris entsandt werden. Außerdem werden noch einige Referenten d«r tti Frage kommenden Refforts mit dem deutschen Unterhändler nach Paris fahren, die ihn in der Beratung unterstützen Der deutsche Standpunkt. Berlin, 29. August, über die gegenwärtige Situation n der Moratoriumsrage, wie sie jetzt durch die beoorstebend« Entsendung des Staatssekretär» Schröder geschaffen ist, er- ahren wir aus zuverlässiger Quell«: E, ist natürlich, daß der deutsche Delegiert« zu den ent- cheidenden Beratungen tu Pari, mit bqfiauut« Machtz-