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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187709046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770904
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-09
- Tag 1877-09-04
-
Monat
1877-09
-
Jahr
1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1877
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Urfchetttt tilAltch früh «'/. Uhr. Ntt«cN»» »»» Trprtttt», Jvh«»»iSg»ff« »K »wechstuobe» Nr »cb«lt->r BovaittagS 1G--t2 Uhr. Nachmittags 4—« Uhr. »«nähme der für die nächst- sotOllldc Nummer bestimm»n Jmrratr au Wochcittagrn bis 8 Uhr Nachmittags, an Sonn- uud Festtagen früh vis V.V Uhr. >» de« -Ulatr» fitt Jus. Lmuchmr: Ott» Llem«. Umversitätsstr. 22. LatUchLHfche.Katbarwenstr. I8,p. - am bis Uhr. Anzeiger Organ str Politik, Lvcalzeschichtk, Handclö- mb Bes-Lstrdakkhr. Avs»»gr IL.SLV >t-»»r»r»w,rrtt viertelt. iurl. BrmgcrUHn 5 ML. durch di« Post bezogen e Gft. Jede etozet« Nummer Lv ^ch Belegexem-lar lv Ps. Gebühren für Eprab«tiager» ahne Postbefchcherrmg SS DV. u.U Popdrstrderaug Mü- L» irrste 4geip. Bourgeois. X, 1^. Glider« >:chnstku taut «usrr« PrerSvrrjnchmß — Tabellariichv Satz nach höherem La«! Rrrttmr» «Ner de« Lttartto»»»,:q dt« Svaltzttl« 4Ü Ps- Juserat« find sttt« au d.»m«»tr zu senden. — Rabatt wir» war gegeben. Zahlung peaoanmanu. oder durch Postvorschuß. W 247. DienStag den 4. September 1877. 71. Jahrgang. Bekanntmachung. Die dou »»< zur Submission ausgeschriebene Legung dou Lrottoirplatteo in der Partheustraße ist vergebe» uud werde» daher die unberücksichtigt gebliebenen Herren Submittenten hierdurch ihrer Offerten entlassen. Leipzig, am 27. August 1877. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Waugemann. Bekanntmachung. Nachdem der Zuschlag der am 28 vor. Mt«, licitirteu «»h»»»a i» „graae« Wolf" allhier für da« tm Bersteigernngstermine gethane Höchstgebot erfolgt ist. so werden die übrigen Bieter ihrer diesfaLsigen Gebote hiermit enuafseu. Leipzig, am 1. September 1877. N«t»«r-t<t».Me»ta«t. Graf. Die Leipziger SeLavftirr. ii. —r Leipzig, S. September. In früher Mor genstunde war die Capelle de- Infanterie-Regi ment« Nr. 1V7 schon wieder auf den Beineu, um den Festtag mit einem Weckruf durch die Haupt straßen der Stadt eivzuleiten. Der Himmel, »elcher um diese Zeit noch ein etwa« zweifelhaf te« Gesicht machte, heiterte sich im Laufe de« Vormittag« mehr und mehr auf und von Mittag ah gab e«, wie wir hier gleich bemerken wollen, da« prächtigste Wetter von der Welt. Der Festschmuck der Stadt war ein Sberau« reichhaltiger, in viele» Straßen erglänzten im goldenen Sonnen- licht die Fahnen and Flaggen in derselben Massen hastigkeit, wie vor sieben Jahren am Tage von Sedan. Vormittag« in der elften Stunde vereinigte sich eine große Menschenmenge aus dem Markt platz, um die von der Capelle de« Mufikbirector« Herrn Matthie« vom Baleon de-Rathhause« vor- aetragene Festmusik «nzuhöreu. Kurze Zeit darauf fand eine noch weit stärkere Menschenansammlung aus dem A»a»st»«vlatzesvor dem Museum statt, auf deren Terrasse dieMännergesangvcreine Hella«, Lie dertafel, Männergesangverein, SängerkreiS und der Zvllnerbund im Verein mit der Capelle der 107 er und unter Leitung de«Herrn UniversitälS-Musikbirector« vr. Langer eine Musikaufführuug veranstalteten Die Militatrmufiker trugen zunächst den Kaiser- marsch vo» Richard Wagner vor, und darauf »urden die drei Lieder „die WuAn det Geiste«", gedichtet von M. Zille, für Männerchor und Orchester compontrt von W. Tschirch, die „Wacht am Rhein" und „blueto iwperutor" von Felix Dahn gesungen. Die Strapazen de« vorauSge- gangeneu Tage« und namentlich der Commer« m der Centralhalle schienen auf viele der Herren Sänger einen zurückhaltenden Einfluß ausgeübt zu habe«. Dafür fang die um Herrn vr. Langer versammelte kleine Schaar um so braver und i« that auch Herr Capellmrister Walther da« Seinige, um die Aufführung in jeder Beziehung zu einer wohlgelungenen zu gestalten. Zur Mittagsstunde vereinigten sich viele Bürger- kreise bet festlichem Mahle. So fanden derartige, zahlreich besuchte Festesten im Kaufmännischen Verein und in der Insulaner-Riege statt. Dort hielt unser wohlbekannter Mitbürger, Herr Fedor von Kvppen, die Festrede, während m der letztgedachten Gesellschaft deren Mitglied Herr Biunoer in einer markigen Ansprache die Bedeutung de« Tage« erörterte. Zwei weitere Trtvksprüche in demselben patriotischen Geiste, von den Herren Sparig auf Kaiser Wilhelm und vr. Friede. Hofmann auf die deutschen Frauen »»«gebracht, folgten darauf. Reben diesen ernsteren Toasten entfaltete sich auch der allbekannte Insu lanerhumor in einer solchen Weise, daß für die Theilurhmer de« Festmahle- die Stunde de- Auf bruche- «ach de« Neuen Schützenhaufe zu frül schl»g.HLI Nachmittag- S Uhr bot der Fleischerplatz ein bunt uud «auuichfaltig belebte- Bild. Dor waren die verschiedenen Vereine zu dem Zuge nach de« Festplatze mit ihren Fahnen und sonstigen Abzeichen ausmarschtrt. Der Zug wurde kurcl eine Reilergruppe, welche mit Festschärpen gesctznück war. eröffnet. Al-kaun kam« dt« Mustkapelle der tv?er, dt« Mitglieder de-Leipziger Turnverein-, die Mitglieder de« Eeutralcomu- und die geladenen Ehrevgäi e, die Säuger, welche weit stärker «l- am vormittag vertreten waren, die Schützen, die Mitglieder de- KaufmLnvischen Verein-, der Polytechnischen Gesellschaft uud endlich dit Mit glieder de- Allgemeinen Turnverein«. Schlag 3 Uhr fetzte sich der stattliche Zug durch die Lesfiog. und die Kraukfurtrr Straße nach de« Neuen Schützenhaufe tu Beweauvg. Eine unge heure Menschenmenge bewegte sich al« Begleitung z» beide» Setten einher. Im Reuen Schützen- Hause stellte sich der Zug auf dem freien Platze vor de« Hauptgebäude auf. die Fahnen wurden malerisch in der Halbrunde auf der Freitreppe gruppirt. Rach dem Gefaug de- MSnverchor« „Weiheaesang", gedichtet von C Köhler und vou « FrarzRbt compoutrt, hielt Herr Bürgermeister vr. Georgi folgend« Festansprache au die Ver fammlung: Verehrt« und lieb« Festgevoffrnl Die Vereinigung »«Uhr pna erst« Mal« r« unternommen Hai. der Frier d«s 2. September in unterer Stadt einen »«u »eitr-«» Kreis« zugänglichen Mittelpunkt zu bieten, ha» mir den ehrenvollen Auftrag rrthetlt, di« festlich« Versammlung hier mit «tue» kur»« Wort zu begrüben. Und so sehr ich auch Werth darauf g,l:gt habe, daß »irse Veranstaltungen au« dem ftnru Antrieb« und Schapen unserer Bürger hervorgtugru, so Hab« ich doch die Gelegenheit, bei solchem Anlässe zu »einen Mit bürgern red« zu dürfen, gern ergriff«, weil ich ja weiß, daß e» nicht meine Ausgabe fern kann und zu riu braucht, Sir zu belehr« und aufzuklären über dir vrdeutnug drS heutig« Lage-, souveru daß ich nur mit cinfachtm Worte außzusprech« habe, wa» in unser Aller Herzen lebt- «W LS Uud so lass« Sie mich dmn in Ihrem Namm rasch beseitig«, was unser Fest nicht ist. Unser Fest ist uicht rin Fest gewöhnlicher Fröhlichkeit, di« uur schicklichen Anlaß zu Fest« sucht ; nein fröhlich soll es sich hoffentlich «twickrln hier im Grunde, aber dieser Frohsinn wurzelt u rrnst« Gedaukea, mit dev« wir heute der Er- muerung an thränmieiche uud »och so unendlich große Tage lausch«. Unser Fest ist aber auch nicht rin Fest nationaler Eitelkeit uud Ruhmsucht. WaS Fichte einst u d« Zeiten unserer tiefsten Eruiedriguug von d« Anbetern der Ehre und de» Notionalruhme» gesagt: Die deutsche Klarheit hat vorläugst bi« zur uvrr- chütterlichen Ueberzeugung eingrseheu, daß dieses eere Trugbilder find, uud daß keine Wunde uud kemrBer- iümmlung de« Einzeln« durch d« Ruhm der gauz« Natron geheilt wird", dieses Wort, e» gilt hoffentlich, oder ich darf sag«: Gott ser Dank, auch noch in d« Tag«, wo wir uns wieder erhob« haben zu einer Höhe, in der die Versuchung zu solcher Ruhmsucht an uns heran treten könnte New, unser Fest soll Nicht« sein al« ein Ta«kessest, de« Dankes gegen dm Höchst«, »essen Suade sich au uus erwies« hat, des Danke» legen die Lebend« uud die Todt«, dir den Tag von Sedan in tode-mothigem Ring« uns gewann« haben, und, was für uu« alle« Dies in sich schließt, «in Fest de« Lieh« zu« Vaterland«. Ja au« d«, Lieb« zu« Vaterland« ist e§ geboren, diese« Fest. Wer von un« denkt heute nicht an den herrlich« Tag vor sieben Jahr«, da di« Botschaft vou Sedan der uu» aufleuchttte wie da« ausgehende Gestirn de» Tage« und Freud« uud Jubel au«aoß in alle Semüthrr ; wie da na Hause und auf den Straß« und überall der Freund dem Freund« «jauchzte, wie fremde Hand in fremde Hand sich drückte, und durch den innigen Druck hin durch zog der Gedanke: wir sind Brüder eine« auf- erstaudrnea Volke«, da« Vaterland ist un« gegeben, ge geben durch den Heldmmuth unserer Brüder da draußen, gegeben nach laug« and schweren Leid«, gegeben zu allem Herrlich«, wa« da« Vewußtsrio, ein Vater laud zu besitz«, in der Meuschenseele anrrgt. O glück lich ist zu preisen, wer die Zeit mit vollem Verständviß durchlebt hat Uud alljährlich, wenn diese Zeit wieder kehrte, da regle e« sich, w:e e« i» edlem Weine sich regt, w«m draußen dir Zeit der vlüthr wird«,kehrt, uud da rief r« und rief e« durch da« deutsch« Volk: ist denn da« Feuer auSgrbrannt. wa« damals auflodertr? Uud da rang r» nach Gestaltung zu einem Fest« der Frcude und immer deutlicher und dringlicher wurde uoserm Volke der Gedanke: da« Septembers«« de« Jahre« 7U r« soll brennen allezeit und immer reiner uud Heller und mächtiger, dmn e« war da« Feuer der Lieb« zum vaterlande! Uud in diesem Sinne und au« diesem Geiste Hab« die Schütz« uud Turotr uud Gesangvereine uusrrer Stadt in diesem Jahre unternommen, unserer Fest frrude eine einheitliche Form »u geben. Ich sage: au« diese« Geiste! Denn »a« dies« Vereine »usens Vater land«« fett Jahr« und Jahrzehnten erstrebt uud geübt HM», auch Da« ist geboren au« der Liebe zum BwMaude. Sie habe» ihn Luvk geübt »tt dem Gr»D« uah dem Gisste, de» btt Lieb« zur Knust ein girbt. ab« b» recht» Werth stk st« hat «tt« VMl uur gehabt i» de« Allgemein«, auf da« sie ihr V« sondere« zmückbezoq«; bi« Lieb« znm vaterlaude ist «vch für st« der Quell, au« dem sie all« Zeit Per na getrunken Hab« und trinke» werden, uud au« »Que> Hab« sie d«u Gedanken zu unserer heutig« geschöpft uud die Kraft zu seiner Durchführung den, Irmd darum ist auch durch st« unser Fest «tu der Lieb« zu« Vaterland«. Und »or Aue« ist e« doch die Lieb« zum Vater laude geweseo, btt un» diesen Tag gewann« bat, die Fürst« und Völker hingerissen zu der Einstim migkeit m der Abwehr de« üdermüthig« Feinde«, tu der Vertheidtguug de« bedroht« Vaterlaub«« Wohl war« unsere Hern so trefflich geschult wie trefflich geführt, uob druuoch. w«u wir auf die heiß« todbringend« Kämpfe, auf die aufreibend« Strapazen blicken, die st« »u besteh« halt«, uub wenn wir sehen, wie sie sie de-andea haben, daun müssen wir uu« doch sagen, auch an ihn« ist da« Wort wahr geworden: „fie Hab« gesiegt, weil da» Ewige fie be geistert», und so siegt immer und nothwrndig dies« Be geisterung über Den, der nicht begeistert ist. Nicht dttwewalt der Armee, noch die Tüchtigkeit der Waff«, sondern di, Kraft de« Ge» kt he« ist r«, welch« Siege erkämpft." Ja, dtt Kraft de« Gemüthe«, welche geflossen war au« der Lieb« rum Vaterland«, st« bat mi» dies« Tag b«. reitet. Diese Lieb« Hot gesiegt über Da«, wa« ihr «t grgeosteht. wie btt Nacht entgeger sieht dem Tage, über die Selbstsucht. Dir Selbstsucht hatte sich der Leituug de« französischen Volk« bemächtigt, di« Selbstsucht war im französisch« Volk mit all« Negierung« küusteu gefördert ward«, m» der Selbstsucht die Herr schaft zu erhalt«; da wurde fie g«tritt« durch da« Berbängutß ihrer eigen« Lousequeu, amen dtt Macht der Vaterlandtzgedankw im deutschen Volke, um daran kläglich zu zerschell«». Uub so ist der Lag von Seda» riu Tag des Triumphe« der Litte zum Vaterlaude ge worden. nicht uur für uu«. sondern für alle Welt, denn er verkündet aller Welt dt« ewige Kraft uud die ewige Geltung dieser sittlich« Macht. Und bade ich nun noch uöthig, Sit zu frag«, warum wir diese« Fell der Liebe zum Vaterland« sein» / Sie werden und können mir sagen: die Litt« eben ist r«. di« un» dazu drängt. Aber Viele in unserem Volke frag«: wa« ist un« da» Vaterland ? O di« Beklagrnswrrth«, tu mancherlei Hinficht mög« fie arm sein, aber am ärmst« «erd« fie »och dadurch, daß man ihnen da« Vaterland raubt. Und auch wir werden dm recht« Gewinn »ou unserer Feier uur Hab«, wenn wir un« zur recht klar« Erkennt«'ß bring«, wa» uu» der Batrrlaud-gedank ist uud sein muß. Es wäre vermess« von mir, wmn ich den tiefen Inhalt dieses Gedanlen« hier vor Ihn« >u «twickrln versuchen wollte, aber einige kurze Au- beutungen, mehr soll e« uicht sein, wollen Sie mir doch »erstatt«. Ich Hab« gesprochen von der Selbstsucht, die im sranzvfisch« Volk gen ährt worden und die der Baterland-liece «tgtgensteht wie di« Nacht dem Tage; nun wohl, fie durchzieht auch deu Körper unsere« Volke«, ie bildet dtt groß« Gefahr aus dem Wege, dm dtt Sut- oickeluug der Menschheit genommen hat. Vefrriuug des Keuschen, da« ist da« Ziel, d-m diese Entwickelung mit Bewußtsein ertgegeugeht, Befreiung ve« Mensch« in der Sphäre seine« Rechte«, seiner Arbeit, seine» Denk««. A'rr soll« wir in dem Ring« nach diesem edlen uud gerecht« Ziele nicht erliegen, sollen wir nicht soaar in tzefahr komm«, zu verlieren, wa» Jahrhunderte für m»S angebahvt Hab«, dann kommt Alle« darauf an, daß wie den befreit« Mensch« davor bewahr«, zum selbst» üchtigm Menschen zu werden, daß wir ihn davor bt- »ttteu, in de» Ring« für sei» Ich diese« Ich zur »mudlag« uud zum Ztelpuuctt seiue» Wesen» zu machen, uud eine« der wichtigsten und in dcr Natur de« Ge danken« liegend« Mittel hierzu ist eben, daß »tt ihm Mg Hinweis« auf die Gemeinschaft, iu der er stcht, auf die Pflicht«, dir er gegen dies« Gemeinschaft har, daß wir mit einem Worte in ihm «tzünd« die Litte zum Vaterlaude und zu seine« Volke« Genossen. Da« ist der große Inhalt und die große Aufgabe dn Liebe zum Vaterlaude in dem dreifachen Ringen, m dem wir stehen. Die bürgerliche Freiheit, sie wnd un« uur tu dem Maße erworben und erhalt« werden, al« »tt Liebe zum Vaterland» Wurzeln schlägt iu deu Herz« aller Bolk-genoff«, als der Einzelne durch diese Lieb« sich bewußt wird der Pflichten, mit drum er gcbund« ist an da« Ganz«, uud al« dies« Litte ihn lehrt, heilig zu halt« da« Recht, da- die Gesammtheit fich gesetzt hat. Uud di« Freiheit der Arbeit al« Grundlage unserer wtrthschaftlich« Gestaltung, st« hängt davon ab, daß weit über dir Grenzen hinan«, welch« da« Recht zu zieh« vermag, die Beschränkung Kitt, welch« der Ein- zrlue fich im Gebrauch seiner Kräfte aufrrlegt in dem immer tiefer und immer mächtiger werdend« Gefühle für das Wohl de« Ganz« und da« Gedeih« seiner Brüder. Und dm groß« Kampf der Frei heit de« Geiste«, in dem die Weltnscheinuna« ver schiedener Jahrhunderte gerade jetzt um dir Entscheidung ringen, wir «erd« ihn zu einem gedeihlichen Ende führen nur tu dem Maß«, als wir den kämpseud« Staat stärker» durch die sittlich« Kräfte der Liebe zum Vaterlaude, «U wir ertödtm die Trieb« der Selbstsucht und erweck« die Aufopferung uud die Hingabe au da« Ganze und al« wir ersetz« die Zucht der Furcht uud der Hoffnung bmch eine strenge selbstauferlegte Zucht der fter« sittlich«» Gemeinschaft. Und «w, verehrte Festgenossen, frage ich noch einmal: dürfe« wir et» Fest der Lieb« znm Vaterland« feiern ? Wir bikk» es nicht nnr, wir wüst« es feie«, uud unser heißer Wunsch kann nnr der sein, daß Niemand, Niemand htnnwg geh«, ohne daß er fich gestärkt fühlt in seinem sittliche» Woleu und sein« sittlichen Kräften. Bon dieser Mich« Stärkung unsere« Volk« hängt unsere Zukunft ab. Möge solcher Segen auch auf da« heutig« Fest gelegt sein. Da« «alte Gott! Wie Welterbransen, so kräftig klangen die Hoch rufe, welche die Tausend« »nd Abertausend« nach Beendignna tztt Festrede mit dem verehrten Redner «urf da- Laterland «-brachten. E- er folgte «ck-davn der allgewetne Gesang de-von Herrn vr. Friedrich Hofmann nach der Melodie „Sind wk vereint z»r «len Stnnde" eigen- für die Feier gedichtete« Feflliede-, «ad nnnmehr erfolgte die Anslösnng de- Zuge- »nd der anderen Festtheilnehmrr in die weiten Ränme de- Schützen- Hanse-. E- konnte wohl keine geeignetere Keflkätte ge wählt werden. Ist schon au fich der Waldpark ve- Neuen Schützenhanse- ein Platz, der z«r Be gehung von Sowmerfesten einladet nnd der deshalb anch, wie die gegenwärtige Sommerszeit gezeigt hat, vo« Publrcn« stark in Anspruch genommen wird, so war durch die Htvznnahme der groß« Wiesenfläche« hinter den Schießständen ein Raum geschaffen worden, wie er für derartige Festzwecke kann, günstiger gedacht werden kann. Der so geschaffene Festplatz war ans drei Seiten vo« grünen Walde eingefchlossen »nd batte namentlich Lurch den Eich«bestand de- wilden Rofenthales nnd de- Lentscher Holze« einen prächtigen Hintergrund. Die ans dem Platze vom Cowitb getroffen« Vorkehrungen erwiesen sich, wa« die räumlich« Uuterbrivgnug der Kestgäste aubelaugt, al« zweckmäßig. E« war eine hinreichende Masse von Tafel» »nd Bänken anfgeftellt worden. Aber in anderer Hinsicht find viele Klagen lant geworden. ES «nß zngegeben werden, daß ein solche« Massen fest immer gewisse Unbequemlichkeiten für seine Theiluehmer haben wird und daß dabei nicht Alle« wie a« Schnürchen gehen kann. Aber beffere Maßregeln in B«ug ans die Verabreichung von Bier «ü» anderen Ge tränken hätten sicher getrost« werden können. E« war doch schon vormittags, nachdem da« Wetter sich zum Günstig« gewendet, »uhedivgt zu erwarten, daß viele Tausende da- Fest besuchen würden. Nach unserem Dafürhalten mußte nult der Wirth de- Neuen Schützeuhauses sein Augen merk vor Allem darauf richten, daß auf der ganzen Ausdehnung de- Festplatze- eine größere Anzahl Vterverkaus-stellen eingerichtet wurden. WaS war aber geschehen'? vier Buffet- waren errichtet, einige davon mit sehr enge« Zugang, »nd »aa kann sich die Seenen denken, die fich an diesen Stellen abspielten. L- ist thatsächlich io Hunderten von Fällen vorgekommen, daß Festbefucher stunden lang keinen Tropfen Vier zu erlangen vermochten. Derartige Zustände müssen für die Folge unbedingt vermieden werden, wenn da- Publicum nicht die Freude am Fest verlieren soll. Dann entstanden nicht geringere Unannehmlichkeiten aus dem Um stande, daß nur zwei Eingänge zu« Schützenhause »nd zwei Caffenstellen vorhanden waren. Nament lich in der vierten Rachmtttagsstunde herrschte ein fürchterliches Gedränge an den beiden Eingängen Auch nach dieser Richtung hin wird man im künf tigen Jahre zweckmäßige Abänderungen ein treten lasten müssen. Nachdem die vereinigten Gesangvereine aus dem für sie »nd die Musiker errichtet« Podium die Männerchöre „Da« ganze Herr de« Vaterland«' »nd „Da- treue deutsche Herz" vorgetragen hatten, nahmen die turnerischen Uebungen unter Leitung de« Herrn Direktor vr. Lion ihren Anfang. Der Andrang de- Publicum- war hierbei et» so gewaltiger, daß es kaum möglich war, den für die Uebungen nöthigen Raum frei zu Hallen; für künftige Fälle dürfte sich empfehlen, diesen Raum durch feste Planken abzngrenzen. Zu nächst zeigte eine größere Anzahl Turner ihre Fertig keit durch Uebungen an einer Springwavd. Der Grundgedanke war hierbei, dem Publicum durch Massenvorführung den Beweis zu geben, wie die durch da- Turnen erlangte körperliche Ausbildung nöthigenfallS i« praktischen Leben, im Kriege rc. benützt werden kann. Dann folgten die Wett- übungen, wrlcbe au- Tiesweitsprung, Wettlauf und Fünfkampf, oem griechischen Pentathlon, be standen. Die Beiheiligung an allen dieser! Uebuvgen war eine sehr rege. Im Tiefweit- springen siegten Otto vübring vom Allgemeinen Turnverein zu Leipzig, welcher 8,52 Meter sprang, und Max Krasfelt von demselben Verein, der einen Sprung 6,45 Meter vollbrachte. Im Wettlaufen blieb Loui- Zeibig vom Plagwitzer Turnverein »nd H. Crustus, Schüler de« Nicolaighmnasium-, Sieger. Der erstere durchlief in 22 Sekunden und der letzere in 22»/, Sekunden die 175 Meter lange Bahn. Der Fünfkampf umfaßte Wettspringen, Ball« schleudern. Laufen, Stetnstoßen und Ringen. Diese Art von Kampf soll namentlich die Gleich mäßigkeit in der körperlichen Ausbildung darlegen. Rach harter Anstrengung ging schließlich »ater der gespauuten Aufmerksamkeit de- Public»«-, welche- iu lauten Jude! ausdrach, als der Sieg entschieden war, Max Krassen vo« Allge meinen Turnverein in Leipzig als Sieger hervor. Derselbe hatte Karl Trnndmavu von demselben Verein al- letzten Gegner i« Ringkampf ge worfen. Nach de» beendeten Uebungen n urde die feierliche Verkeilung der Etchenkrünze an die Sieger durch den Vorsitzenden des kÜlgemeinen Turnvereins, Herrn vr Zenker, vorgenommen. Während de« ganzen Nachmittag- »ad Abend karten die Sänger »nd dtt Capelle der 107er fortwährend mit Musik- und Loncertvorträgen abgewechselt. Al« die Dunkelheit heretugebrochen war. wurden vo« Lomitb bunte Laterne» au jedem Tische aufgr pflanzt und der weite Feflplatz bot dadnrch, nawentlich wenn »au ihn vou der Plattform de« Hauptgebäude« überblickte, einen wunderhübsche» Anblick Einen glänzenden Ab schluß aber fand da« schöne, im aroßen Ganzen gut gelungene Volksfest dnrch dtt Abbrennung eine« großartigen Feuerwerk« au« der Fabrik von Jacob L Knvfel in Liudenau. In der neunten Stunde begann die Rückwanderung der Kesttheil-
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