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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.04.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180404013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918040401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918040401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-04
- Tag 1918-04-04
-
Monat
1918-04
-
Jahr
1918
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112. Jahrgang Morgen-Ausgabe Rr 1«» Donnerstag, den 4. April Bezngsprei«: ü! W» »terlellddilich M. »00 s«r Addolrr monatlich M. t.7i; darch »>I«r, ,i^o»rtümu ^lllalen tat Haa» ,«bracht monatlich M. 2L, »lartal- , 4 L, /Kursblatt des Rates und des vollzetarnte» "den» Aa«,.d« M. o.Sv, S.nnt.,«.A,«,.d. «. VA» «natllch > an« «lia-lich Vogdeft«ll,«»4drX Vauvttchrlftlelter: Dr. Erich «verlh. Leipzig. «nzeigenprei»: L *'.SL »'N: Anaaia«» »- Aaherda» i» ««rt. loti di« »oioaaliall« « VI. » »»«» MV-, dlata« AnZetga» »t« R»i»n«l»«il, M vt, a»4«4rt« U vts Dtlchäftaaiieta«, «tt Vla»»,^chr»i«a i» Dr«il« «rdtht. Wall«,an: «»lamiaailaa« Al. 1<— da« laalan» „«ichl. P-V,«»ItzL Si^«!«,»,«, I» Vi. — vaa» »,» » PI. g«<0»ch.A»Ich»»»4U.I4«ir. >««« an» 144,4. - „»»ich.ckdoatt E vchrilllttta», an» Dalch-st«I«I» lahanntggall« A»^ Verlag: vr Reinhol» L Co, e«u>»ta 1918 Der drohende zweite Schlag Die Kampfpause im Weste« "Id. Berlin, 3. April abends. (Amtlich.) Don dem Schlachtfelde in Frankreich nichts Neues. vtd. Berli». 3. April. Während der seit einigen Tagen im Westen elngetretenen Kampfpause haben sich die Engländer und Franzosen immer wieder in nutzlosen Gegenangriffen verblutet und ihre Verluste ins Ungeheure gesteigert. Dagegen Haden örtlich« Erfolge die Deutschen in den Besitz Wigger Höbenstelluaqen auf dem westlichen Aore-Ufer ge bracht. Gröher« Kampfhandlungen spielten sich zurzeit auf dem Schlacht felde im Westen nicht ab. Dies ist nur natürlich; nach so gewaltigen Schlägen wie in der letzten Woche mutzte eine Kampfpause einlrelen, um dl« weiter«» Eutfcheldungskämpfe vorzubereiten. Anch bet früheren Offensiven hat die deutsche Oberste Heeresleitung so verfahren. So folgte dem Durchbruch bei Eorlice, nachdem der San «rreicht worden war, eine längere Pause, nach deren Ablauf um so kräftiger and erfolgreicher der Ansturm losbrach. Ein gleiches trat in 3talte» nach der Erreichung der Tagliamentollnie ein. Solche metho dische Kriegführung hat bisher die deutschen Erfolge stets gewährleistet. Ausdehnung der Gefahrzone in Frankreich Paris, 3. April. sDrahtb«richt.) Der Mtnisterrat hat an- oeordnet, daß die Departements Eure und Sela« et Olf« sowie bis Arrondissements Mela», Fontainebleau, die Departements Popa« und Cüte d'Or und die Arrondissements Be fangen und Pontarlier neuerdings in die Armeezou« ein bezogen werden. Die Grenzlinien für den vollkommen dem Ober kommando unterstellten Eisenbahnverkehr wurden wie folgt festgesetzt: Nonen. Serguigny, Aouilly. La Puthenaye, Surdon, Menton, Lemens, Angers, Tours, Bourges, Montehanin, Chagny, Dole, Monlarlier. Die Gegenmaßnahmen der Feinde Berlin, 3. April. (Eig. Drahtbericht.) Aach einer Mel dung der «Bost. Zig." aus Zürich berichten die Mailänder Blätter aus Paris, dah seht die Allierten an der Front »ehralt 70 Reserve- dlvisioaen konzentriert hätten, Lurch die sie den Entschei- ^'mgskompf mit dem Feinde zu ihren Gunsten zu wenden hoffe». Möglicherweise werde man Amiens noch preiSgeben müssen, kompldgne sedoch unter allen Umständen halten. Köln, 3. April. (Eigener Drahtbericht.) Die «Köln. Atg.' meldet von der Schweizer Grenze: Wie die Pariser Blätter berichten, wurde der Telegrammverkehr zwischen England und Frank reich am 30. März auf unbestimmte Zelt eingestellt. Die De peschen werden als Briefe befördert. Reue englische DerftürLrmgen Senf, 3. April. (Eigener Drahtbericht.) Die Pariser Zeitungen melden übereinstimmend aus London, dah Verstärkun gen von mehr als 500000 Engländern unterwegs nach der Front in Frankreich feien. Ihr Eingreifen im Kampfgebiet ist in 8 bis 14 Tagen zu erwarte«. Dl« französischen Rordseehäfen find, ebenso wie die englischen, feit Ostersonnabend gesperrt. Haag, 3. April. (Eigener Drahlberlcht.) Aos London wird gemeldet: Der britische Minister deS Flugwesens hat einen Aufruf an die Arbeiter, die beim Flugzeugbau in den vereinigten Köalgreichen beschäftigt sind» erlassen, la dem er sie zur höchsten An spannung ihrer Leistungen ermahnt. Rotterdam,?. April. (Drahlberlcht) Nach einer Meldung des «Rleuwe Aolterdamsche Courant' aus London schreiben die «Times', dah die Erhöhung des militärischen Dienstalters auf 50 Jahre sicher bevorsteht. Der Hauplvorteil, den die Regierung aus dieser Matznahme ziehen wird, wird der sein, dah sie gegen die Be freiung der jüngeren Männer noch schärfer wird vorgehen können. Die Schuldfrage in England Vernachlässigung der intellektuellen Seite des Krieges. Haag, 3. April. (Eigener Drahtbericht.) Aus London wird gemeldet: Die Vorgänge an der Westfront geben Anlaß zu Meinungsverschiedenheiten in England über die Frage, wer die Schuld an den Mißerfolgen trägt. Ein Teil der Presse tadelt die HeeresftlhruNig, ein anderer Teil das Kabinett, da dem Heere di« not- wendigen Verstärkungen vorenthalten worden seien. Oberst Replng - ton vertrttt in dem Organ der höheren Offizier«, in der «Morning Post', die letzte Ansicht und betont dabei, wie sehr diejenigen recht hatten, die immer die Entscheidung im Westen gesucht haben. Man vorlangt nun, datz die östlichen Unternehmungen möglichst eingeschränkt werden, damit di« gesamte Malle der Entente an der Westfront zur Geltung kommen könne. Diese Wünsche veranlassen Manchester Guardian' zu Auslassungen darüber, weshalb man den Osten nicht im Stich lassen dürfte. Das Blatt sagt, man müsse nicht ver gessen, daß Großbritannien ebensogut eine westliche wie eine östliche Macht sei. Außerdem liegen keine Beweise vor, dah die Mißerfolge auf Mannschaftsmangel zurückzusühren seien, denn während des ganzen vorigen Jahres habe Deutschland, trotzdem England ihm an MannschafkSzahl , überlegen war, seins Linien aufrechterhalten können, und als die Deutschen sich teilweise zurückzogen, betrug der Rückzug im ganzen Zähre nicht so viel an Terrain wie die Verbündeten in 10 Tagen verloren hätten. Sv use die Sachen jetzt stehen, habe der Feind genug getan, um den Mut zu Haden, noch weiter zu gehen. Offenbar sei die Organisation nicht in Ordnung gewesen. Fachs Ernennung hätte früh« stattfinden sollen. Es seien Fehler begangen worden, und das Heer habe ein Anrecht darauf, dah diese Fehler mm verbessert würden. Die. Engländer, betrachteten den . Krieg zu sehr von der materiellen Seite und zu wenig von der intellektuellen. Kriege würden durch die Kraft deS Intellekts ebensogut wie durch die Zahl der Mannschaften gewonnen. Die Krifis noch nicht vorüber Genf, 3. April. (Eigener Drahkbericht.) .Makn' schreibt zensiert, man müsse vor der Auffassung warnen, als ob die deutsch« Offensive in Frankreich vorüber sei. Die Beob achtuagen zur Luft und zu Land« hätten vielmehr ergeben, dah ge waltige Vorbereitungen der Deutschen getroffen wür den, und daß jeder Tag neue Angriffe des Feindes in verstärktem Matze bringen könne. Die strategische Lage sei jedenfalls noch immer und'ar nnd in der Schwebe. Auch der Pariser «TempS" warnt vor übereiltem Optimismus. Zu Ezernins Rede Die elsässische Frage. Haag, 3. April. (Eig. Drahtde richt.) Die Rede des Grafen Lzernia findet in der holländischen Presse in der Hauptsache eine sympathisch« Aufnahme. Sämtliche Blätter sind überrascht durch die Enthüllung, dah von feiten Clemeaceaus eine Friedensfrage erfolgt fei. Der «Rieuwe Eourant' sagt: Bis jetzt wutzten wir immer nur, dah Frankreich derjenige Teil der Entente ist, der unter keinen Umständen zum Frieden geneigt ist. Run haben wir es sä'» öster reichisch«» Minister des Aeutzern anders erfahren. Das ist an sich eine Tatsache von großer Bedeutung. Bis jetzt find die Versuch« vou Unterhandlungen immer von den Zeutralmächten aus gegangen. Um Elsah-Lolhringen haben Tausende und aber Tausende in diesen Tagen an der Somme, Ancre, Avre und Luce das Leben lasten müssen. Um Elsah-Lolhringen werden morgen und heute und jeden folgende« Tag weitere Tausende geopfert werden. .Algemeen Handels blad' hebt ebenfalls hervor, Latz im Grunde nur die elsässische Frage das Problem des ganzen Weltkrieges ist. .Het Vaderland ' betont vor allem den Passus, dah Oesterreich unter keine» Umständen Deutschland im Stich« lätzt. .MaaSbode' hebt ganz besonders hervor, dah Graf Czerain ausdrücklich seinem Vertrauen Ausdruck gebe darin, dah es möglich, ja nötig fei, «ine neue Weltordnung auf- zubaven, und dah künftig internationale Verträge die sicherste Garantie iür di« Verhinderung von Kriegen seien. * Wien, 3. April. (Drahtbericht.) Die .Wiener Mittagszeitung' schreibt: An hiesiger maßgebender Stelle verweist man darauf, dah die Erklärungen CzerninS programmatische Bedeutung besitzen. Die Darlegungen des Ministers bilden das beste Dementi der eben wieder In Berkin verbreiteten Gerüchte von einem Gegensatz non Graf CzerninS und der deutschen Politik in der Friedens frage und von den möglichen persönlichen Konsequenzen dieses Gegen satzes, und schließlich von den in Oesterreich nicht erlahmenden unver antwortlichen Versuchen, Verstimmung zwischen den Mittelmächten her- rorzarufen. In dieser Richtung lasten die Worte Ezernins keinen Zweifel zu. Das unlösliche Bündnis mit Deutschland bildet die Grund lage der österreichisch-ungarischen Politik, und der den Deutschen ge machte Vorwurf des Annexionsmus ist alt. Die Beschießung von Paris am Karfreitag Genf, 3. April. (Eigener Drahtbe richt.) Die französi schen Zeitungen vom Sonntag find heut« hier ringrtrofsen. Sie ver- meiden jed« Ortsangabe in bezng ans di« Kirche, die am Karfreitag von einem deutschen Geschoss« getroffen wurde, aber sie geben die Eindrücke vom Unglücksplatz wieder, und daraus läßt sich mit Bestimmtheit ein Schluß ans di« Kirch« selber ziehe». Es sollte nämlich in der Kirche «in Konzert adaehaltea werden, was anch erklärt» dah sich unter de« Pudli- kmn a»ch d«r Schweizer Legationsrat Stroehlin befand, der selbst der reformierten Genfer Kirche angehörte. SS handelt sich um «in Konzert, das vom .TempS' zufällig in seiner Donnerstagsnummer empfohlen worden ist. Der Sängerverein der Kirche von St. Gervais veran staltete am Freitag nachmittag um ^5 Uhr ein Konzert, auf besten Programm nur Kirchenmusik des 10. Jahrhunderts unter Leitung des Dirigenten Requier stand. Im Konzert befand sich auch eine gröher« Anzahl Kinder. Im übrigen stimmen alle Angaben der Zeitungen mit der Oertllchkeit überein. Die Kirch« von St. Gervais lieA unmittelbar hinter dem RalhauS auf dem nördlichen Ufer der Seine, gegenüber dem großen Hospital Hükek de Die». DaS Kirchenkonzert war zum Besten eines von dem Pfarrer der Kirche gegründeten Feldhospitals veranstaltet. Auch diese in der Voranzeige des .TempS' vorhandene Angabe wird durch die Zeitungen vom Sonntag bestätigt. ES ist also unzweifelhaft, dah eS sich tatsächlich um die Kirche von St. Gervais handelt. Bern, 3. April. (Eigener Drahlo er > ch'.) Gegenüber den welschen Blätter, mit dem .Journal de Genöoe" an der Spitze, die den tragischen Tod des schweizerischen Legalionsrates Stroehlin und seiner Frau bei der Beschießung von Paris durch d«c deutschen Geschütze (vgl. auch die Abendausgabe des ,L. T.' vom 3. April) zu einem Aus fall gegen Deutschland benutzen, betonen die .Basler Nachrichten", der Fall scheine bei oller Sympathie und bei allem Mitgefühl, das er in schweizerischen Kreisen ausgelöst habe, nicht dazu angetan, zu einem Rechts fall oder zu einem Prozeß in der oder jener Form Kon- struierk zu werden. Angesichts der Entwicklung des Krieges gehe eS überhaupt nicht an, einen Einzelfoll herauszugreifen und daraus im Namen der Menschheit und im Namen der Menschlichkeit Anklagen aufzubauen. * Paris, 2. April. (Amtlich.) Die Beschießung des Pariser Gebietes durch ein Ferngeschütz wurde heute fortgesetzt. Zwei Frauen wurden verwundet. Japans Absichten in Sibirien London, 3. April. (Reuter.) Die .Times' melden aus Tokio vom :Z0. März, daß die Ausschreitungen der Bolschewik, in Wladi wostok wohl eine gemeinsame Intervention der Alliierten in Sibirien notwendig machen würden. .Dschidscht Shimpo' teilt in einem Artikel mit, daß im Mai eine außerordentliche Sitzung des LandtagrS abgehalten werde, und daß dann die Mobil machung folgen werde. Trotz der ministeriellen Reden, worin die An gelegenheit formell abgetan wurde, wird die Intervention in der Presse noch lebhaft besprochen. Anlaß dazu geben die Gerüchte über Un ruhen in Wladiwostok und die abnehmende Macht der Sowjets. Mar- bato ist der Ansicht, daß die Tatsache, datz die Negierung an eine außer ordentliche Sitzung des Landtags denkt, anderwärts als eine Gewähr dafür angesehen wird, datz die Mobilmachung beschlossene Sache sei. — Der Koirc>oend«nt des .Asaki' in Charbin berichtet von einer Ausbeulung deS amerikanischen Einflusses in Sibirier, und teilt mit, datz die Amerikaner 40 Schiffe der Amur- Dampfschifsahrtsgesellschaft erwarben, weil sic fürchteten, datz diese durch di« Bolschewik! beschlagnahmt würden Staatswirtfchast Uns wird geschrieben: Im Falle .Daimler' ist die Tatsache nicht genügend gewürdigt worden, daß hier ein Beweis voriiegt, wie eine ergiebige Wirt schaftsweise das Einzelerzeugnis um die Hälfte verbilligen kann. Die Produktionswirtschaft der Daimlerwerke gestattete ihnen, dem Reiche einen Motor für ungefähr die Hälfte dessen zu liefern, was die Wettbewerbsunternehmen fordern mußten. Allerdings, dieser ergiebigen Wirtschaft waren die Tore erst geöffnet in dem Augenblick, da sich die zuständige Reichsstellc für einen Lin- heitstyp im Motorenbau entschied. Dieser Entscheidung ge bührt in erster Linie das Verdienst, dein Reiche Ersparnisse, er schlossen zu haben durch die Möglichkeit einer planmäßigen Ver billigung der notwendigen Beschaffungen, denn der erwerbenden Firma lag wohl nicht so sehr der Ruhen des Reiches als die Er wägung nahe, durch das Verdrängen der Mitbewerber sich eins Monopolstellung zu erringen, die sic zu gegebener Zeit einmal zum eigenen Vorteil werde auSnühen können. Jene Ersparnisse aber in ihrem Wesen klarzulegeir, erscheint nützlich, man bekommt dabei manchen wertvollen Fingerzeig für eine künftige erfolgreiche StaatSwirtschast. ES liegt nicht in der Absicht dieser Zeilen, in eine Erörterung über eine Staats- wirtschaft, wie sie etwa Rathenau befürwortet, einzutreten; wir haben zunächst nur die staatlichen Betriebe iin Auge, die bereits vor dem Kriege in Staatshänden lagen, vor allem den Eisenbahn betrieb. Erst vor kurzem wurde an dieser Stelle daraus hingewiesen, daß die Begünstigung eines zielbewußten WirtschaflsverfahrenS durch weitgehende Arbeitsteilung namentlich im Transportwesen der Eisenbahnen gefordert werden muß angesichts der Tatsache, daß ein großer Teil des rollenden Materials in immer stärkerem Maße einem Zustande entgegentreibt, der eine Widerherstellung in Eisenbahnwerkstätten kaum noch wirtschaftlich erscheinen läßt, der vielmehr eine ausgiebige Neubeschaffung notwendig machen wird. Hier gilt eS, nutzbar zu machen, was der Daimlermotor lehrt, das heißt man muh sich vor allem für den Einheitstyp ent scheiden. Wenn wir auch im Wagenbau der deutschen Eisen bahnen in den äußeren Umrissen und in den Grunüzügen eine ge wisse Gleichartigkeit wahrnehmen können, so fehlt doch die Ein heitlichkeit gerade in der teclMischen Ausführung jener Teile, die im Getriebe häutig erseht werden müssen; das sind Zug- und Stoß- Vorrichtungen, Achsen, Räder, Achslager, Schmiervorrichtungen und dergleichen. Die Vielgestaltigkeit dieser Teile erzwingt große Lagerbestände; sie führt aber auch in vielen Fällen zu emfpino- lichen Zeitverlusten in der Güterbeförderung, weil eS eben nicht möglich ist, sich für jeden Bedarfsfall zu rüsten, das brachliegende Kapital mühte sonst ins unheimliche wachsen. In den Kreisen der Volksvertreter hat man Einblick in die kostspielige Wirtschaft, der Eisenbahnen, man empfindet dunkel, dah die Entwickelung dieser Wirtschaft in einen Abschnitt eingetreten ist, wo an eine gründliche Neuordnung herangeganaen werden möchte; die immer von neuem sich erhebenden Reformvorschläge reden eine deutliche Sprache. Der Vorschlag des Wirkt. Geh. Rakes Dr. Kirchhoff hat wenig Gegenliebe gefunden. Aber mit einem Angriff auf sein Rechnungswerk, das doch im ganzen nur schätzungsweise erbracht werden konnte, und mit einem Hinweis auf die geschichtlich ge fügte .Eisenbahnhoheit' der Bundesstaaten sollte die mahnende Stimme nicht zum Schweigen gebracht werden, die uns drängt, in einer großen Einheitswirtschaft den Erfolg zu suchen. Ein greifbarer Vorteil der Reichseinheit im Eisenbahnwesen liegt schon darin, daß eine sehr erhebliche Personalersparnis eintrcten würde, weil der gesamte deutsche Eisenbahnpersonen- und Güter verkehr sich im wesentlichen in einen einzigen Binnenverkehr aus löste und dadurch umfangreiches Schreib- und Rechnungswerk hin fällig würde. Ein weiterer hoher, wenn auch nicht so leicht be rechenbarer Nutzen erwüchse aus der Möglichkeit, auf die Erzeu gungswirtschaft den notwendigen Einfluh sür eine planmäßige Verbilligung der notwendigen Betriebsmittel und aller Er satzteile zu gewinnen. Dah dies nicht auf ein Drücken der Ent lohnung hinauszulausen braucht, wie man gerne anzunehmen pflegt, zeigt wiederum der Fall Daimler, wo sich bei der billigen Lieferung weder die Arbeiterschaft noch der Unternehmer un günstig gestanden haben. Die kostspielige Wirtschaftsform der Eisenbahnen, immer neue Typen in die technischen Einrichtungen einzusttgen, fand ihre stärkste Stütze in der Annahme, daß man nur auf diesem Wege die Leistungsfähigkeit der Eisenbahnen folgerichtig steigern könne. Aber wer wollte den Nachweis erbringen, die Entschließung der Heeresleitung sür einen EinheitStyp der Motoren habe aus die Ent wicklung der Flug-, Ser Kraftfahrzeugtechnik hemmend eingewirki? Man gelangt eben auch durch denAusba u deS Einheikslnps zum Ziele. So dürfen wir erwarten, daß auch die Beschränkung der Lrkomotivgattungen aus gewisse Einheitstypen: Gebirgs-, Güler- zugs-, PerjonenzugS-, Rangierlokomotiven mit einigen Spielraum für Sonderlokomotiven nicht die Triebe zur fruchttragenden Enk- sallung des deutschen Eisenbahnwesens Niederhalten werde. Einen jch»verwiegenden HinderungSgrund für das Einsührcn von Einheits typen bildete immer das zähe Festhalten der Bundesstaaten an ihren Absonderlichkeiten; bezeichnend dafür ist, dah wir es n.chl einmal Oberbau — Schienen, Weichen usw. — zu dem notwendigen EinheitStyp für die gleichen Ansprüche gebracht haben. Insofern verspricht unS auch wenig Erfolg der Weg, durch Konferenz beschlüsse die Entschließung für den Einheitslnp im deutschen Eisen bahnwesen einzuieiten; was allein uns vorwärtSbringcn kann, ist die Entschließung einer ReichSstellc. Es bandelt sich nicht ciniacb um Uebernahme der Eisenbahnen an das Reich oder Verzicht aus jede Vereinheitlichung, sondern cs gibt verschiedene Grade einer deutschen Eisenbahncinheik. So machte auch Kirchhoff kürzlich einen Vorschlag zur Entwicklung einer deutschen Lisenbohneinhett: Zum Zweck einer einheitlichen VcrkehrSleitung im Kriege will er dl« deutschen Eisenbahnen nur bis zwei Jahre nach Frieüensfchluh in die Verwaltung des Reiches geben und die Einzelstaotey durch «in
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