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Die „Weiseritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei- mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 Al. SS Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All- Postan stalten, Postboten, sowie vie Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmtz-IrilW. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bet d« bedeutenden Auflage de» BlatteS eine sehr wirk same Verbreitung^ finden, werden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder oereir Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.—Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile SO Pfg. Amtsblatt für bi« Königliche Amtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht mb den Ktadtrnth zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redakteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem Nr. 133. " Dienstag, den 17. November 1896. 62. Jahrgang. atokakes und Sächsisches. Dippoldiswalde. In der am vergangenen Sonn abend abgehaltenen Versammlung des hiesigen land- wirthschaftltchen Vereins sollte Herr Direktor Endler-Meißen zunächst einen Vortrag halten, doch war es infolge ZugSverspättgung dem Genannten leider nicht möglich, rechtzeitig hier einzutreffen und so mußte der Vortrag für die Dezember-Versammlung reseroirt bleiben. Nach Berichterstattung über die VereinSthätigkeit während des Sommers und nach Erledigung der vielen Eingänge verschritt man zur Neuwahl des Direktoriums, da durch den Wegzug der Herren Eteyer und Winter beide Borsitzenden posten erledigt waren. Aus der Wahl gingen hervor die Herren: StadtgutSbesitzer O. Müller hier als Vorsitzender, Rittergutsbesitzer Nitzsche in Reinhardts grimma als dessen Stellvertreter, Buchdruckereibesttzer Jehne hier als Schriftführer, Vorwerksbesitzer Melde in Oberhäslich als dessen Stellvertreter und Mühlen besitzer Heise hier als Kassirer. — Zum Schluß ver abschiedete sich Herr Bankdirektor Steyer vom Verein und wünschte demselben auch fernerhin Blühen und Gedeihen, worauf der neue Vorsitzende demselben für seine erfolgreiche Thäligketl herzlichsten Dank aussprach, welchem Danke auch die Versammlung durch Erheben von den Sitzen Ausdruck verlieh. — Das diesjährige Stiftungsfest, bei welchem jedes Mitglied für eine Dame ein Freicouvert hat, wird am 16. Dezember im Gasthof zum „goldenen Stern" begangen, und rvird bet demselben wie bisher stets in üblicher Weise eine Prämiirung treuer Dienstboten stattfinden. — Wir machen darauf aufmerksam, daß ani be vorstehenden Bußtage, 18. d. M., nicht nur Vormittag 8 Uhr, sondern auch Abends 6 Uhr in hiesiger Stadt kirche Beichte und Kommunion gehalten werden soll. — Seiten des KreiSauSschuß ist das Konzes- stonSgesuch des vr. Kuntze in Radebeul zur Errichtung eines Sanatoriums in Kipsdorf und das Gesuch d.s Aistenbauers Büttner in Schmiedeberg um Erlaubniß zur Aufstellung eines ElektomotorS genehmigt worden, Oberhäslich. Se. Maj. der König haben dem am 1. d. M. in den Ruhestand getretenen Straßen wärter Carl August Wilhelm Heyne hier das Allge meine Ehrenzeichen verliehen. Dasselbe ist dem Ge nannten im Beisein mehrerer Kollegen und des AmtS- straßenmeisters Dietze von dem Amtshauptmann vr. Uhlemann in feierlicher Weise ausgehändigt worden. JohnSbach. In der am vorigen Sonnabend Nachmittags im hiesigen Gasthose stattgesundenen Ver sammlung der BullenhaltungSgenoffenschaft und des landwirthschastlichen Vereins JohnSbach mit Falken hain und Umgegend wurde von Herrn vr. Kohl- schmidt, Direktor der landwirthschastlichen Schule in Freiberg, ein Vortrag gehalten, welcher, in gediegener Ausführung uud durch Experimente erläutert, die zahlreich erschienenen Zuhörer dem Herrn Vortragenden zu großem Danke verpflichtete und dem wir im All gemeinen Interesse Folgendes entnehmen: Die 1886 in Dresden begründete, über ganz Deutschland ver breitete deutsche LandwirthschastSgesellschaft hält im Zahre 1897 in Hamburg ihre 11. und 1898 in Dresden ihre 12. Wanderausstellung ab, zu welcher «ine rege Bctheiligung insbesondere durch Ausstellung geeigneter Lhtere erwünscht ist und werden denjenigen Ausstellern, welch« einen landwirthschastlichen Verein angehören oder die unter 1200 Steuereinheiten haben, die Kosten von der Regierung vergütet. Nachdem der Redner sich über die Zweckmäßigkeit der Zuchtregtster, in welchen Angaben über Abstammung, Alter, Milch ertrag, rc. der einzelnen Thiere zu machen sind, in «ingehender Weis» verbreitet hatte, ging er zur ve- antwortnng der Frage über: Wie wird eS dem prak tischen Landwirth möglich, sich ein klares Bild zu mache« vo« dem Nutzen seine» Viehes? und empfahl mll Rücksicht darauf jedem viehdefitzer ganz besonders, sich die kleine Mühe zu machen und monatlich zwei mal den Milchertrag und einmal den Fettgehalt der Milch sämmtlicher Kühe festzustellen, welch letzteres Verfahren mit Hilfe eines einfachen Apparates im Preise von ca. 2 Ml. geschehen kann und zugleich praktisch zur Vorführung gelangte. Schließlich sprach sich Herr vr. Kohlschmidt noch über den Nutzen der Reiffeisenschen DarlehnSkaffen aus. Bärenstein. Hier wurde nach einem Vortrage des Herrn vr. Wiedfeldt, Geschäftsführer des Ver bandes landwirthschaftlicher Genossenschaften im König reiche Sachsen, über die Bedeutung des Genossenschafts wesens für die heutige Landwirthschaft die Gründung eines Darlehus- und SparkassenoereinS für Stadt und Dorf Bärenstein beschlossen. Die Gründung dieser Genossenschaft erscheint bedeutsam, weil sie außer dem Dorf auch das kleine Landstädtchen umfaßt. Es ist zweifellos, daß diese landwirthschaftliche Genoffen- schastskaffe, die für ihre Mitglieder laufende Rechnung etnrichten wird, in demselben Maße wie für die Land leute auch für die Städter — nicht nur für die Stadt gutsbesitzer, sondern auch für die Handwerker, Be amten rc. — große Vortheile bieten wird. Burkersdorf. Beim hiesigen Gutsbesitzer Göpfert ist wegen plötzlicher Erkrankung eine Kuh getödtet worden, welche nach bezirksthierärztltchear Gutachten mit Milzbrand behaftet gewesen ist. Der Kadaver ist daher vorschriftsmäßig vergraben und sind gegen Weiterverbreilung der Seuche alle sonstigen Vorsichts maßregeln getroffen worden. Herr Göpfert besitzt noch 5 Rinder und 1 Kalbe, welche insgesamml einer Untersuchung unterzogen und dabei als gesund be funden wurden. Reichenau. Muthmaßlich in Folge böswilliger oder fahrlässiger Brandstiftung ist am 12. d. Mts., des Abends 9 Uhr, die isolirt in dem zur hiesigen Gemeinde gehörigen Gimmlitzthale gelegene Scheune des Brettmühlenbefltzers Finsterbusch total in Asche gelegt worden. Das Wohnhaus und Schneidemühlen gebäude konnten gerettet werden. Zur Hilfeleistung erschien am Brandplatz an erster Stelle die freiwillige Feuerwehr von Nassau, ca. 5 Minuten später die frei willige Feuerwehr von Reichenau und nach weiterem gleichartigem Zwischenraum die Feuerwehr von Frauen stein. Den vereinten Bemühungen der Wehren ge lang es, das Feuer aus seinen Heerd zu beschränken. Der Kalamitose hat die Mobilien nicht versichert. Außer mehreren Schock Hafer und Roggen ist auch ein Theil des in der Scheune befindlich gewesenen Ackergeräthes mit vernichtet worden. Freiberg. Die in Halsbrücke am vorvergangencn Sonnabend über den Prellbock hinausgefahrene und abgestürzte Lokomotive „Haydn" ist am 12. November Nachmittags endlich wieder auf das Bahnhofsterrain gebracht worden. Man hatte viele Mühe gehabt, die über 500 Centner schwere Maschine aufzugleisen und mußte von dem Damme, an dessen Fuße die Maschine im Erdreiche festsaß, ein Stück abgraben und ein schiefe Ebene Herstellen, auf welcher dann ein Stück interimistisches Geleis im Anschlüsse an das Bahn- hossgeleis angelegt wurde. So wurde es erst möglich, der abgestürzten Lokomotive den Halt zu geben, dessen sie bedurfte, ehe an ein Herausschassen derselben zu denken war. Erst am Donnerstag war man mit diesen Vorarbeiten so weit, um die Aufgleisung zu bewirken. Eine von Freiberg nach Halsbrücke ge sandte Lokomotive erwies sich als zu schwach, die ge stürzte Kollegin aus dem Graben zu ziehen und so mußte eine zweite Maschine mit in Aktion treten. Den vereinten Anstrengungen beider Lokomotiven glückte es denn auch, die „Haydn" an armstarken Tauen und Ketten aus ihrer unangenehmen Lage zu befreien und nach beinahe fünftägiger Abwesenheit wieder ihrem Beruf« zurückzugeben. Pirna. Hier trägt man sich mit der Absicht, für die an unserer Realschule mit Progyinnastum nöthig werdenden, bezw. schon bestehenden Parallelklassen den Lehrplan eines Realgymnasiums einzuführen. Der Rath beschäftigte sich jetzt mit dieser sehr lebhaft tnter- essirenden Angelegenheit und beschloß dabei, von dem Realschuldirektor Professor vr. Muth noch ein spezielleres Gutachten einzuholen. Schandau. Schon jetzt macht sich unter der hiesigen Bürgerschaft eine lebhafte Strömung gegen den Bau der elektrischen Straßenbahn vom Marktplatze aus (mit Berührung der Markt- und Kirchgaffe) bemerkbar. Es wird hervorgehoben, daß bet diesen zwei engen, im Centrum der Stadt gelegenen Straßen, die nicht einmal die Anbringung des Fuß steiges zulassen und auk denen tagtäglich Hundert« von Personen, Erwachsene und namentlich Schulkinder, zu verkehren gezwungen find, nach dem Bau der Bahn ein Paffantenverkehr äußerst gefährlich, ja beinahe unmöglich würde. Zudem befürchten auch die Be- wohner genannter Straßen, daß sich nach Inbetrieb setzung der neuen Beförderungsmittel große Hindernisse beim Abladen von Feuerungsmaterialien und dergl., da eben in Zukunft Lastwagen an die einzelnen Grund stücke nicht heransahren, bez. nicht längere Zeit vor ihnen halten werden können, fühlbar machen werden. Diesen Umständen würde, wie der „Pirnaer Anz." schreibt, in der Hauptsache sicherlich abgeholsen, wenn die Erbauerin der Bahn veranlaßt würde, einige Grund stücke auf der Lindengaffe und Badestraße anzukaufen, sodaß die Schienengeleise alsdann direkt vom Markt platz aus durch die Lindengaffe mit Ueberbrückung der Kieritzsch nach der Bade- und Kuhstallstraße geführt würden. Gottleuba. Selten ist eine Neuerung so ein- müthig bei ällig ausgenommen worden, wie die geplante elektrische Beleuchtung in unserem Städtchen. Das Unternehmen soll noch in diesem Winter ver wirklicht werden. Fabrikbesitzer Leinbrock beabsichtigt, auf seine Kosten die Leitung bis in die Stadt herein zu bauen, während für den Anschluß an dir Haupt- leitmig jeder Interessent selbst aufzukommen haben wird. Der Bau der ganzen Anlage soll dem Ver nehmen nach dem Elektrotechniker Göllnitz in Pirna übertragen werden. Neustadt b. Stolpen. In der Nacht zum Freitag sind hier 12 zum großen Theil mit Erntevorräthen ungefüllte Scheunen, 2 Schuppen und 2 Wohnhäuser ein Raub der Flammen geworden. Außerdem mußte ein Wohnhaus, das dem Feuer neue Nahrung ge geben haben würde, niedergerissen werden. Zum Glück herrschte fast völlige Windstille; trotzdem aber hatten die hiesigen und die zahlreich au« der Um gebung zu Hilfe geeilten Feuerwehren große Mühe, eine weitere Verbreitung des Feuer» zu verhindern. Bei der zur Zeit hier herrschenden seuchtkalter Witte rung bleibt als Entstehungsursache des GroßfeuerS nur Brandstiftung übrig. Moritzburg. Im lausenden Jahre, und zwar bis Anfang November, sind 43278 ZutcittSkarten (ä 10 Pf.) zum königl. Thiergarten verkauft worden. Diese Einnahme in Höhe von 4327 Mk. 80 Pfg. fließt bekanntlich in den Kirchen baufondS von Moritz burg-Eisenberg. Die Zutrittsgelder für Equipagen rc. dürften gegen 1000 Mk. betragen haben. Rochlitz. Die am I. und 2. August hier und in der Umgegend nicdergegangenen wolkrnbruchartigen Regen haben an Kommunikation-Wegen, Brücken rc., insoweit sie von Gemeinden zu erhalten sind, einen Schaden angerichtet, der die ursprünglich angenom mene Höhe von 37000 Mk. ganz wesentlich über steigt, sodaß manchen Gemeinden, wie auch Privaten, ganz bedeutende Opfer durch Wiederherstellung der zerstörten oder beschädigten Objekte erwachsen. Wurzen. Die Erkrankungen an Dtphtheriti» und Scharlach sind in den letzten Tage« wieder häufiger hier aufgetreten. Namentlich ist es die gefürchtete HiphtherittS, die immer neue Opfer fordert. I«