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28. Februar 1858 Nr. 48 Deutsche Allgemeine Zeitung -Wahrheit uad Recht, Freiheit «nd Gesetz!» MV >! Rasch, 1» lhilipp r. Im stmtzkartm- en Anstalt h danernde ein Soh», i bei Frei- > Dresden , wie äi« oster w« Irritisebe» ;anr. Die et.» Prri« für da« Liertel- jahr I'/, THIr.; jede ein zelne Nummer 2 Ngr. UM I» oo6icn ili nunc 8 Vi- r, Kut ster irelie um! nickt xe Veutsck- sn dSsmc» r In- un« enner «er Verlc ein« stern Ort einen guten, aufmunterndrn. Die Anwesenheit Napoleonas in der Krim ist dem wiener Cabinet eine gewissere Bürgschaft dafür, daß Frankreich (und mit ihm England) Oesterreich in dem einmal begonnenen Kampfe gegen Rußland nicht im Stiche lassen werde, als selbst die 100,000 Franzosen, die unmittelbar Oesterreichs Grenzen decken Helsen sollen. Zn Berlin freilich wird man sich in großer Verlegenheit befinden; denn jener Entschluß bricht alle Brücken ab, über die hinweg man noch zu dem er- sehnten Ziele der Vermittelung zu gelangen hoffte, macht all? Sendungen von vornherein vergeblich, die man noch möchte versuchen wollen, und drängt den schwankenden Willen mit unbarmherziger Gewalt auf die scharf« Schneide eines einfachen: Entweder — Oder! /sngelien- lert «tain I«. Ic. vi den. Die eoäicv rumssuv I-t. 4. d mlt grd . Glaui- t. — Hr. : Zöller. :imar mit nburg mit !- Plesch Utz.— Hr. P. Mill, Kaiser Napoleon in der Krim. ---Leipzig, 24. Febr. Die mit so großer Bestimmtheit von mehren Seiten gemeldete Absicht des Kaisers der Franzosen, in eigener Person sich zur Armee in der Krim zu begeben, ist schon als solche eine bedeutungsvolle Demonstration, wcnn sie aber wirklich zur Ausführung kommt, ein höchst folgenreiches Ercigniß. Zunächst dürfte wol die Veröffentlichung eines so wichtigen und unerwarteten Entschlusses ein Gegcnfchlag auf das neueste Manifest des Kaisers von Rußland sein sollen. Hatte das letztere den Zweck zu zeigen, daß der Zar keineswegs gewillt fei, bei den bevorstehenden Fric- densverhandlungen in Wien klein zuzugeben, sondern daß er an Dem, was er einmal als sein Recht und seine Pflicht prorlamirt, uncrschüttctlich fest, halte, so konnte einer solchen Demonstration kaum «ine wirksamere entgegen gesetzt werden als vir Ankündigung, daß der Kaiser der Franzosen in Per son sich an die Spitze jener Tapfer« stellen wolle, welche dazu ausersehen sind, den ersten empfindlichen Schlag gegen Rußlands Macht auf dessen eigenem Boden zu führen. Eine derartige persönliche Antheilnahmc des französischen Staatsoberhaupts an einem Kriege, der auf Hunderte von Mei len entfernt von Frankreichs Grenzen geführt wird, hat noch ganz etwas Anderes zu bedeuten, als wenn Kaiser Nikolaus zu seiner Armee im eige nen Lande, wie fern auch von seiner Hauptstadt, sich begeben würde. Das Letztere wäre nur etwa-ganz Natürliches; das Erstere Ist daS Außergowöhn- lichstc, was geschehen kann. Der Monarch, der zur Vertheidigung seines Landes gleichsam die eigene Brust dem eindringcndcn Feinde entgegenwirft, verpflichtet sich damit nur zur tapfersten und unerschütterlichsten Gegenwehr, aber zu nichts weiter; der Monarch, der persönlich sei« bestes Heer in das Land des Gegners führt, kann es mit Ehren kaum wieder herausführcn, ohne dem Gegner auf seinem eigenen Gebiet den Frieden dictirt zu haben. Es läßt sich daher denken, mit welcher Verzweiflung dieser Entschluß des Kaisers Napoleon alle Freunde des Friedens um jeden Preis, alle Geg ner einer kräftigen Kriegführung, alle geheimen Anhänger Rußlands, alle Bärsenmänner und Spekulanten auf hohe Cutse und niedere Gesinnungen erfüllen mag. Zn derThatwäre es die bitterste Satire auf die sogenannten Friedenskonferenzen zu Wien, wenn im Augenblick ihrer Eröffnung der Souverän einer der conferirendm Mächte einen Schritt auf der Kriegsbahn varwärtsthäte, der sich nicht so leicht zurückthun läßt. Denn ministerielle Erklärungen und selbst amtliche Befehle kann man desavouiren oder zu- rückzunehmen, Schiffe und Mannschaften kann man unverrichteter Sache wieder heimwärts ziehen lassen, aber ein absoluter Herrscher an der Spitze einer durch seine Gegenwart zur höchsten Kampfeslust entflammten Armee kann unmöglich mit derselben Hand, mit welcher er soeben erst den Cvm- mandostab erfaßt hat, einen Frieden unterzeichnen, der ihn und seine Trup pen zum rühmlosen Abzüge nöchigen würde. Das ist die diplomatische Seite dieses Ereignisses. Aber dasselbe bietet auch noch eine andere von nicht geringerer Bedeutung dar. Man hat bis her noch immer gezweifelt, und man hatte Recht zu zweifeln, ob die Ex pedition g«gen Sewastopol mit einem günstigen Resultat, oder nicht vielleicht gar mit einer Katastrophe für die Verbündeten endigen werde. Von dem Augenblick an, wo der Kaiser Napoleon sich auf den Weg begibt, um selbst an jener Expedition theilzunehmen, muß dieser Zweifel viel an Kraft ver lieren. Man darf zu den strategischen und den diplomatischen Talenten des Kaisers und seiner vertrauten Rathgeber in dieser Gache (welches nicht ge rade seine Minister zu fein brauchen) das Vertrauen hegen, daß diese nicht ihn und er nicht sich selbst'der Gefahr aussetzcn werde, sich solidarisch mit einer Unternehmung zu verbinden, welche vielleicht in dem Augenblick sei ner Ankunft, oder was noch schlimmer wäre, nach derselben scheitern, wol gar eine furchtbare Krisis über eins der schönsten Heere Frankreichs herauf- führen möchte. Dazu kommt, daß mit der Entfernung aus Frankreich Napoleon unter allen Umständen ein gewagtes Spiel spielt. Es ist be kannt, wie selbst unter seinem großen Oheim fast jede längere Abwesenheit desselben die von seiner eisernen Hand niedergehaitenen Parteien zu neuen Hoffnungen, bisweilen selbst zu Verschwörungen crmuthigte. Der sieg- und ruhmgekrönt heimkehrende Imperator hat von solchen Parteiversuchcn nichts zu fürchten; aber ein zweites Moskau dürfte in seinen Rückwirkungen nach innen gegenwättig noch gefährlicher werden als 1812. Entweder also muß schon jetzt vor Sewastopol Alles so stehen, daß der Kaiser hoffen darf, Zeuge eines Sieges, nicht einer Niederlage zu sein (und darüber wird man ja nunmehr in Paris die zuverlässigsten Berichte durch die Generale Riel und Pckisster haben), oder die Anstrengungen zur Ergänzung des noch Feh lenden uüb zur Sicherung des Erfolgs werden in der nächsten Zeit sich verdoppeln. Welchen Eindruck die Abreise Napoleons zur Armee, wcnn sic wirk lich «folgt, än^ Wien und in Berlin machen wirb? Wir glauben, am er- Sonntag. Die Zeitiwg erscheint mU Au«nahme de« Montog« täglich und wird Nachmittag« 4 Uhr aus- gegeben. Stu, fern« eg. Lil»,«, für, a. M. y PIe> l nach Bcr. Wagencla^ «rhSbUn > gde» arg', an»»»«« und rach «ö«,.». lach Ersun wdednrg, teichfalla nur Sicht« 10 II. H «erll». not.; I Uhr. -12 Uh). on8-9II. öffnet!^ stner Zn. . lU—4 N. s, Cabmei idehauses. -tennalM- rtra/Me. Abends in thalgaffel. Devtschlon d. Preußen, t Berlin, 22. Febr. Es war hier die Angabe gestern ver breitet, daß der Abschluß des Sondervertrags zwischen Preußen und den Westmächlen bereits erfolgt sei. Diese Angabe soll indessen noch etwas verfrüht sein, obwol mit Bestimmtheit anzunehmen sein dürfte, daß in der kürzesten Frist rin solcher Vertrag zwischen Preußen und den Westmächlen abge schlossen werdey wird.--- Die im englischen Parlament erfolgte Erklärung, daß England und Frankreich den russischen Import durch Preußen nicht zu hindern beabsichtigen, hat in der hiesigen Handclswelt einen außerordent lich günstigen Eindruck hcrvorgcbracht. — Im Hinblick auf dje Aufbietung aller Streitkräfte des Landes von Seiten Rußlands wird die Behauptung ausgesprochen, daß beim Bundestage demnächst der Antrag auf Mobil- machung der Contingenlc desBundes erneuert werden würde und der Erfolg diesmal nicht zweifelhaft sein dürfte. Aus Allem möchte indessen hervorgehen, daß Preußen die außerordentlichen Rüstungen Rußlands nicht in einem Sinn« äuffaßt, welcher die Mobilmachung der Bundescontingente al« nothwendigc Folge erscheinen lasse. Abgesehen von den in der Preu ßischen Corrospondcnz in dieser Beziehung dargelegren Anschauungen Hörl man auch in andern bedeutenden hiesige« Kreisen das Manifest des Kaisers Nikolaus mehr im friedlichen als im kriegerischen Sinne beurthellen und hervorhebcn, daß die ganze Haltung Rußlands rein vcrthejdigendcr Art sei. —' In einem hier »ngelangten Schreiben aus Stockholm heißt cs, haß bestimmter Grund zur Annahme vorljege, daß Schweden sich he« Most- machten binnen kurzem »»schließen werde. — Der Prinz von Preußen, welcher von seinem katarrhalischen Unwohlsein noch nicht gänzlich wikd.er- hergestcllt ist, weift noch immer hier. Die Angabe einiger Blätter, wo nach derselbe bereits nach der Rheinprovinz zurückgckehn sei, ist mithin irrig. Es ist über die Rückreise des Prinzen nach Koblenz, wie man hört, noch nichts festgcstellt. Da augenblicklich die wichtigsten Verhaudlussgefl m Bezug auf die künftige Stellung Preußens gepflogen werden upd das Er gebniß dieser Verhandlungen vcrmuihlich schon bald hcivorlreten dürfte, so möchte die Abreise des Prinzen in den ersten Tagen wol noch nicht prfol- gcn. — In der ll. Kammer wird demnächst das neue Concursgefetz zur Verhandlung kommen. Bei der Wichtigkeit dieses in das Verkehrs- leben ticfemgreifenden Gesetzes ist die Aufmerksamkeit auf die Beschlußfas- supg der Kammer in hohem Grade gerichtet. Wie man hört, wird) da dieses Gesetz bekanntlich eine so große Zahl von Paragraphen umfaßt, übex daMbe im Ganzen abgcstimmt werden, und alsdann erst wer den die zu den betreffenden Paragraphen beantragten Abänderungen zur Verhandlung kommen. Wcnn über jeden einzelnen Paragraphen in der Gesammtsitzung verhandelt werden würde, so nähme die Beschluß fassung über dieses Gesetz viele Tage in Anspruch. Wie man sich erin nern wird, wurde bei de« Berathungen der Kammern über das Strafge setzbuch wegen des großen Umfangs desselben derselbe Gang wie der oben angcdeutcte befolgt. — Professor Stahl hat bei der Abstimmung über das neue Gcfttz in Betreff der Armenpflege nicht mit seiner Partei ge stimmt, sondern sich zu Gunsten der Städte ausgesprochen. Zn den Kressen der Rittergutsbesitzer der äußerste« Rechten hat dies.natürlich wenig Be friedigung erregt.— Bereits vor längerer Zeit theilftn wir mit, daß der große Evangelische Bund in den verschiedenen europäischen Ländern sich bei Gelegenheit der diesjährigen allgemeinen pariser Kunst- und In dustrieausstellung in Paris versammeln und dortBerathungen halten werde. Der berliner Zweig des Evangelischen Bundes wird, wic wir hören, durch den hiesigen Prediger Eduard Kuntzc vertreten werden. Die Berathungen der sckmmtlichen Vertreter des großen Evangelischen Bundes werden am 4. Juli zu Paris beginnen. Zu diesen Berathungen sollen, wie in der Auffodcrung des Ccntralcomitc für den französischen Zweig des Evangeli schen Bundes ausdrücklich hervorgchobcn sein soll, die Bekenner des evan- gSlischen Glaubens ohne Ausnahme Zulaß erhalten. Ä« beziehen durch alle Postämter b<« In- nutz Auslände«, sowie durch s . Vrpedition in Leipzig (Ouerftraßc Nr. 8) t,»nSfled«hr Ikanm einer Zeil« 2 Rgr.