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Wichemück «rjchün«! drei Nummern. Vränumeratjons-Prel« 22j Silbergr. (j Lh!r.) vierteljährlich. 3 THN. für kni ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theile» der Preußische» Monarchie. M agazin für die Pränumcrationen werden von jeder Buchhandlung (in Berlin bei Veit u. C omp., Zagerslraße Nr. 28), so wie von allen Königl. Poft Aemtern, angenommen. Literatur des Ausl a u d c s. .1/ 117 Berlin, Dienstag den M September 1845. Nord-Amerika. Andrew Jackson. Vor etwa drei Monaten verstummte plötzlich in Nord-Amerika der Lärm der Geschäfte und das Kriegsgetöse der Versammlungen und Journale. Andrew Jackson, der frühere Prästdent der Union und ihr tapferster und uner müdlichster Beschützer, war gestorben, und in ernster und allgemeiner Trauer ehrte das Volk der Bereinigten Staaten die Leiche seines dahingeschiedencn Helden. Der nordamerikanische Freistaat, der noch kein Jahrhundert eristirt und unter den Ländern beider Hemisphären schon eine so gewichtige Stimme hat, verdankt seinen wunderbaren Aufschwung zum großen Theile den Talenten und der uneigennützigen Hingebung der Männer, die er so weise war, zu seinen Leitern zu wählen. Wie glänzend in der That ist die Reihe der Staatslenker von Washington und Franklin bis auf unsere Tage! Waren jemals unler den leitenden Staatsmännern Europa'S Tugend und Vaterlandsliebe so unverficglichk Alle Präsidenten der Union waren sich freilich nicht gleich an Weisheit und Kraft; aber, wie verschieden auch der Einzelnen Geist und Charakter gewesen, ihre politischen Rollen zeigten so viel UebereinstimmendeS, daß es von ferne scheint, als hätten sie eine gemeinschaftliche Physiognomie und gehörten sänunt. lich zu derselben Familie. Unter dieser Gruppe berühmter Männer nimmt Jackson mit den ersten ' Platz ein. Er hatte das Glück, zu militairischcm Ruhm zu gelangen, eine seltene Auszeichnung für einen Bürger der Vereinigten Staaten. Aber nicht weniger glorreich als im Kriege waren seine Kämpfe im Frieden. Der er bittertste Widerstand hemmte seine Schritte; dennoch verherrlichte er seinen Namen durch große Maßregeln, und so mächtig war sein Einfluß, daß er noch nach seinem Tode die Vereinigten Staaten beherrscht. Der Held ist todt, aber die Erbschaft seines Geistes ist geblieben. Der Anschluß von TejaS und die beharrlichen Ansprüche auf das Oregon-Gebiet sind diese Erbschaft. Das Leben Jackson's hat darum nicht nur ein Recht auf die Theilnahmc Amerika'-, sondern auch Europa'S. Ein Hauptorgan der amerikanische» Presse sagte jüngst, Jackson's Geschichte würde einen Band der Geschichte seines Landes bilden. Seine Gegner sanden diesen Ausspruch übertrieben, mochten aber doch nicht die politische Bedeutsamkeit und Größe des berühmten Mannes leugnen. Und ließen wir auch den Band bei Seite, für uns würde sein Leben immer ein merkwürdiges Blatt in dem Buche der Geschichte bleiben. Jackson wurde am 6. März 1767 in einem Distrikte Süv-Karolina's ge boren, der den Namen Warhaw führt. Seine Familie stammte aus Schott- land. Sie hatte dieses Land verlassen, als die englische Herrschaft schwer auf demselben lastete, und war nach Irland geflohen. Aber sie fand hier den selben Druck, dem sie zu entgehen gehofft hatte, und entschloß sich darum, in Amerika ihr Heil zu suchen. Süd-Karolina und die umliegenden Kolonieen hatten sich damals noch nicht von Großbritanien losgesagt. Die ersten Lebensjahre Jackson's waren nicht geeignet, ihn für den großen Kampf gegen die Unterdrücker seines Vaterlandes vorzubereite» ; er brachte sie aus dem Lande, in einer Pächtcrei zu, die von den Seinigen bebaut wurde. Zwei Jahr war er alt, als sein Vater starb. Die Familie zählte nun, außer seiner Mutter und ihm, noch zwei Söhne, Hugo und Robert. Der junge Jackson widmete sich unter Leitung seiner Brüder, die älter waren als er, dem Ackerbau, dem einzigen Erwerbsmittel der damaligen Kolonisten, als er von presbpterischen Missionären bemerkt wurde, die sich vornahmen, ihn für ihre Zwecke zu erziehen. Er verließ den heimatlichen Heerd, um in eine religiöse Schule zu trete»; aber seine Studien wurden bald durch das Ge räusch der Waffen unterbrochen. Der älteste der Waisen aus Warhaw, Hugo, hatte einen ruhmvollen Tod auf dem Schlachtfeld? gefunden. Jackson beschloß, ihn zu rächen, und stellte sich mit seinem zweiten Bruder unter die Fahnen des Obersten Sumter. So jung er war, hielt er dennoch die Mühen dieses ersten Feldzugs heldenmüthig aus; endlich aber fiel er mit Robert in die Hände der Engländer, welche die beiden Gefangenen nach Eampden führten. Hier zeigt» Jackson bereits jenen edlen Stolz, der später ein Hauptzug seines Charakters wurde. Ein englischer Offizier, der ihn in seiner Gewalt hatte, wollte ihn zu einer erniedrigenden Dienstleistung zwingen. Er erwiederte mit WürdF, daß er kein Kammerdiener sey, sondern ein Soldat. Der Offizier beharrte bei seiner Forderung, aber fruchtlos; seine Drohungen beugten den jungen Amerikaner nicht, der, wie man erzählt, einen Säbelhieb erhielt, aber dennoch lieber die Schmerzen, als eine Dcmüthigung ertrug. Der Auf. opferung ihrer Mutter gelang es cuolich, den Brüdern ihre Freiheit wieder- zuschaffen. Die muthigc Frau kam, allen Gefahren des Krieges trotzend, nach Charleston ins feindliche Lager, und war so glücklich, von dem eng. lischen General die Freilassung ihrer Söhne zu erlangen. Aber die Mühen der Reise hatten ihrer Gesundheit einen tödtlichen Stoß gegeben; sie starb, ehe sic mit ihren Kindern in die Heimat zurückgekehrt war. Robert folgte ihr bald, und Jackson stand nun allein in der Welt, ohne Freunde und Verwandte. Unterdeß war der Krieg beendigt worden, und Jackson, der dem Vater, lande seinen Arm nicht mehr widmen konnte, ließ sich in Charleston nieder. Hier wurde er in ein verschwenderisches Leben hineingezogen, dem er sich mit der ganzen Heftigkeit seines Charakiers überließ. Drei Jahre verlebte er im Taumel der Zerstreuungen, bis, als sein kleines Erbtheil ausgezehrt war, der alte soldatische Geist wieder in ihm erwachte. Er riß sich aus den Banden, von denen er sich hatte umstricken lassen, und ging nach Salisbury in Nord- Karolina, wo er mit Eifer das Studium der Rechte ergriff. Zwei Jahre später wurde er zum Advokaten ernannt und begann zu plaidiren. Bald ge nügte ihm der Gerichtshof zu Salisbury, der Schauplatz'seiner ersten Ver suche, nicht mehr. Er wanderte deshalb in den Staat Tennessee nnd ließ sich in Nashville nieder. Diese Uebcrsiedclung war der erste Schritt zu seinem Glücke. Tennessee und das ganze westliche Territorium, in welchem es gelegen ist, hatte damals keine Aehnlichkeit mit seiner heutigen Gestaltung. Ungeheure Wälder, in denen die Trümmer der vernichteten indianischen Stämme wieder zu Völkern heranwuchsen, bedeckten zum größten Theile jene Gegenden. Einige Pflanzer aus dem Norden und Oste» waren bereits in diese Wildniß gezogen und rangen heldenmüthig die unbebauten Felder den Ureinwohner» ab und jener wuchernden Vegetation, die eher des Menschen Feindin als Helferin ist. Jene ans Wunderbare gräuzende Energie der Ansiedler, der die meisten Staate» der Union ihr Entstehe» verdanken, zeigten sich hier wieder in glän- zendem Lichte. Hier gab es zu arbeiten und zu kämpfen, und darum war dies ein Feld für die kräftigen, unermüdlichen Sprößlingc der anglo-amerika- nischcn Race. Auch dem Advokaten von Nashville behagte dies bewegte Leben. Sein Geist und Charakter fanden einen Wiederholt in dieser »»gezähmten Natur. Alles an ihm, selbst seine Sprache, hatte die rauhen, ungeregelten Formen, die anderswo mißfallen hätten, aber in der derben Umgebung, in der er sich jetzt befand, an ihrem Platze waren. Jackson machte Glück. Die Bewohner Tcnnessee'S richteten ihre Blicke auf ihn, und als sich der neue Staat eine Verfassung gebe» wollte, beriefen ihn die Stimmen seiner Mit bürger in die Versammlung, der die Sorge für dieselbe übergeben war. Im folgenden Jahre wurde er Mitglied des Repräsentantenhauses, und nicht lange darauf trat er in den Senat. Er verließ denselben, um das wichtige Amt eines Attorney-General in Tennessee zu übernehmen. Um diese Zeit rüstete sich England zu einem Einfall in Nord-Amerika. Die Engländer benutzten gern eine Gelegenheit, die sich ihnen darbot, die alten Niederlagen zu rächen und vielleicht nun jene Kolonieen wieder in ihre Gewalt zu bringen, die, seitdem sie sie hatten aufgeben müssen, so herrlich emporge- blüht waren. DaS Gerücht verbreitete sich, daß ihre ersten Angriffe auf den Süden gerichtet seyu würde», der an, wenigsten Widerstand zu bieten schien. Tennessee war bann mehr gefährdet als die anderen Staaten nnd mußte auf eine kräftige Vertheidigung bedacht scyn. Der Staat ernannte Jackson zum Oberbefehlshaber der Miliz und beauftragte ihn, über die Sicherheit des Ter. ritoriums zu wachen. Durch eine Laune des Schicksals, deren er nicht un würdig war, wurde der frühere Freiwillige aus Warhaw mit einem Sprunge in einen General umgewandelt. Er hatte kaum die Elemente der Kriegskunst gelernt, aber sein kräftiger Geist und das derbe Leben, das er zu führen ge. wohnt war, vervollständigten seine Kenntnisse. Voll Vertrauen auf seine Kräfte, berief der neue General die Miliz. Mehr als dreitausend Menschen schaarten sich um ihn, und an der Spitze dieses Armee-Corps zog er längs des Mississippi herab, nach Natchez, wo man die Engländer erwartete. Sie er schienen nicht, und die Besorgniß vor ihrem Einfall verlor sich nach und nach. Jackson erhielt den Befehl, sein Heer wieder auseinandergehen zu lassen, weigerte sich aber, zu gehorchen, da er die Sicherheit seiner Mitbürger nicht theilte. Seine Vorsicht war nicht unnütz gewesen. Denn als er nach Tennessee zurückkehrte, fand er die Creeks-Indianer in Aufruhr. Dieselben hatten die Besatzung des Forts Minns medergehauen und rüsteten sich eben zu