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Nr. 80. Friedrich Georg Wiecks 1865. Deutsche Maschineutorf- und Torskohlenbereitnnff in England. Bon Prof. l)r. A uftu st Boftel. Der von Jayr zu Iabr sich mehrende Verbrauch au .gohlc hat bekanntlich schon längst in Deutschland die Aufmerksamkeit auf die KohlendarstcUnng ans Torf hingelcitct. Aber auch sogar in dem stcinkohlenreichen England, da cs sich gegenwärtig daselbst nm die Herstellung besserer, den schwedischen nicht nachstehenden Eisensvrtcn handelt, wozu bisher nur Holzkohle verwendet werden konnte, hat seit Kurzem die Torfverkohlung eine früher nicht geahnte Bedeutung ge funden. Bedenkt man, dass in der täglich mehr sich ausbreitcnden Eiseufabrikation ein einziger das ganze Jahr ununterbrochen im Betriebe stehender Qfen wöchentlich 6000 Ecutner Kohle verzehrt, so ist cs nicht zu verwundern, das; auch die dichtesten Wälder, welche bisher ausschließlich diesen ungeheuren Bedarf an Holzkohle zu lie fern hatten, bald eine bedenkliche Lichtung zeigen mußten. Die Torf moore von Großbritannien und Irland bedecken einen Fläckenraum von 5 Millionen Acres, wovon die Hälfte allein Irland angchört. Bei diesem überaus großen! Reichthum an Torf ist es einleuchtend, daß man cs in England versuchen mußte, die übliche rohe Methode der Torfbcrcitung, deren sich fast ausschließlich nur die irische Land bevölkerung bediente, nm ein höchst unvollkommenes Brennmaterial aus dem Torf« herzustellcn, wesentlich zu verbessern und auf solche Weise einen zur Verkohlung geeigneten, dem Holze ebenbürtigen Brennstoff zu gewinnen, indem wie bekannt die Qualität einer Torf kohle von der Qualität der Torfsorle ganz und gar abbängig ist. Zahlreiche und mannigfachc Versuche unter Aufwendung großer Kosten sind ausgeführt worden, um diesen Zweck zu erreichen, allein nur zu häufig zum Nacktheite der Unternehmer ohne das gewünschte Resultat. Dieses Mißlingen rührte häufig davon her, daß mau die eigeuthümlich widerspenstige Natur des Torfes, sowie die Schwierig keit, ein breiartiges Rohmaterial mit 80 bis 90 Proc. Wassergehalt in einen festen und harten Zustaud übcrzuführen, nicht richtig erkannt und gewürdigt batte, wie dies auch in Deutschland bis vor wenigen Jahren nocb mitunter der Fall war. Von dem praktisch -industriellen Geiste der Engländer ist indcß, wie zu erwarten stand, dieser wichtige Gegenstand bald mit richtiger Sachkcnntniß erfaßt und kurcbgcführt worden. Eine Gesellschaft, die Oonckonseck ?eat Lomprin)' in London, hat ein Verfahren der Torfbcrcitung adoptirt, welchem dem Priucipc nach ein System zu Grunde liegt, das zuerst iu Bayern in größerem Maßstabe zur Aus führung gekommen, nämlich das bekannte Wcbcr'schc System. Der technische Vorstand der Ooiickousock U<-»t Oonipau^ hat von den Spccialitätcn des Wcber'schcn Verfahrens auf das genaueste persöu lich Einsicht genommen, nm namentlich von dem ans dem Torfwerke Moosschweigc bei München gemachten Erfahrungen im schwierigsten Thcilc der Fabrikation, der eigentlichen Verkohlung, ausgcdchntcn Gebrauch machen zu können. Tas iu England eingesührteVerfahren stimmt, wie schon bemerkt, in seinem Grundprincipe mit dem Wcber'schcn überein, indem eine vorangehende Maccratiou des Torscs als unumgängliche Vorbe dingung eines guten Torfpräparates erkannt wurde. Ich selbst habe schon vor Jahren*) dieses Priucip als das allein richtige bezeichnet und cs wäre wohl übertriebene Bescheidenheit, wenn ich mich nicht freute und mir zu einigem Verdienste anrcchncte, diesen spceifisch bay rischen Betrieb iu seiner ganzen Bedeutung und Tragweite zuerst erkannt zu haben, indem meinem damaligen Aussprüche eine nun so entscheidende Bestätigung zu Theil geworden ist. In der technischen Ausführung weicht das englische modificirtc Verfahren nur insofern von dem Wcber'schcn ab, als ersteres ganz auf der Maschincnlcistung basirt ist, während letzteres auch für den kleinsten Handbetrieb sich eignet. Nach dem englischen Verfahren gehl der in ganz rohen Massen gegrabene Torf zuerst durch eine rohe Maschine, weiche die größeren Stücke zerkleinert. Dann gelangt er mittelst einer archimedischen Schraube zu den Maceratoren oder Mahlmühlcn, nach Art der Kaffeemühle eonltrnirt, und wird von da aus durch ein Baud ohne Ende zu einer Formmasckinc gebracht, die durch Schlagen den zu Brei gemahlenen Torf in eine zusammen hängende Masse verwandelt, ibn in Stücke von geeigneter Größe schneidet und ihn auf ein Band ohne Ende ablcgt, das ihn zu der Trockenkammer führt. Die Torfstückc gehen hier auf Bändern, die von der Maschine in Bewegung gesellt werden, durch einen Raum von 800 Fuß Länge und sind während dieser Zeit einem heftigen Strome von heißer Luft ausgesetzt. Um die Trocknung zu beschien nigcn und zugleich möglichst gleichmäßig >n machen, ist die fortschrei tende Bewegung des Torfes so eingerichtet, daß die Stücke von der Maschine fortwährend gewendet werden und auf je 25 Fuß WcgeS dem Lnftstrome eine neue Qbnchäche darbicteu, waS 52 Wendungen für die ganze Länge der Trockenkammer ausmacht. Die zur Trock nung nach dieser Methode erforderliche Zeit beträgt nickt mehr als ,) Der Torf, seine Statur und Bedeutung. Braunschweig, 1856. 50