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Dresdner Journal : 06.11.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187411068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18741106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18741106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-11
- Tag 1874-11-06
-
Monat
1874-11
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 06.11.1874
- Autor
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1874 Freitag, den 6. Nonemver MLS8. Dns-nerIomMl 4Lt»rUed:. . . . S DUtt. Lviod«, tritt ko«^ »mi Verantwortlicher Redacteur: Commisfionsrath I. G. Hartmann in Dresden I» > ».»»«»«» Lslsds: äsuttodoo Io8sr»t«a»»i»»dw» »u»W>rt», / l^tprtU! FV ^ranclstrttrr, OoiLoüiWlollkr ^s« Oresclasr 4ouruLls; ebsnäa« : ^ort u. L L»wdurx->«rltt- Vj«»-l.«ix,^.L»i,l.Lr«,l»a-rr«Lllkart» ».: 7/»a/,r,u,tei>» al- kvAker, Lsrli» Vi,»-H»wdLr^-?r»x.l,,jp,j^-rr»L^- kort a. H. - Nüllcdso: Nu 4 U»rU»: ^1. Ke4k»»e»^r, /nra/«c/<-«e/ant, // »rsmsii- »r«,- I»a: ^.Ltei»Afn's Uüreau; cdswiulF t />. 7i-»a>- wrt »H.: F.' ^/«rArr'»>okv u. F. C.1/rrr»ian»'«ekt! tjuekl- ^cr«t^«<kCa.,- 8»rlitr: /nv/), H»iwov«r: C. §r-i<Wie-r, k»n, : //ura«, Fn/itte, Lu//,er eL Co., Stottsssrt: i)««ös «t Co., §üäti. ^»inoaicen-Lüreou, Vien - ^tk. O/^c/iL. U«r»u8xvkorr »<- l^üni^I. krpcckition ckt-8 Drosüuor ckourniil«, Oresciou, ^lurFuretiioiißr»«»« Ko. 1. zijUirlloU: 1 Ddlr. lb Kzr. tu»«». Lu»L«li»s K amrasru r 1 U^r 1o»«r»teoprel»«r kür äsu k»luo «ioor kstittoii«: S kl^r Uotsr „LiL^v«Ulät" äis 2«il«: b Uxr. Li^ckeknev, iL^Iicd illit NuiruGivs ävr 8ollll- uvck k«isrt»x«, ^booä» kür äov koisvoävv 1»8 Ämtlicher Thcil. Dresden, 3. November. Seine Majestät der König haben zu genehmigen geruhet, daß der Kammerhrrr, Ceremcuienmeister von Heildorff das von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzoge von Sachsen-Wei- mar ihm verliehene Comthurkreuz des Ordens der Wach samkeit oder vom weißen Kalken annehmc und trage. Dresden, 24. Octobcr. Se. Majestät der König haben dem emeritirten Cantor und 1. Mädchenlehrrr Johann Gottlieb Kränkel in Freiberg die goldene Medaille vom Verdienstorden zu verleihen geruht. Dresden, 29. October. Sr. Majestät der König haben dem Kirchschullehrer Maximilian Leipnitz in Großzössen die goldene Medaille vom Albrechtsorden zu verleihen geruht. Bekanntmachung, eine Neuwahl für den Landesculturrath im dritten Wahlbezirke betreffend. Nachdem der zeitherige Abgeordnete des 3. Wahl bezirks zum Landesculturrathe wegen Wegzugs sein Mandat niedergelegt hat, ist in Gemäßheit 8 5 des Ge setzes, die Reorganisation des Landesculturraths betreffend, vom 9. April 1872 für den bezeichneten Wahlkreis die Neuwahl eines Abgeordneten zu bewirken. Das Ministerium des Innern hat beschlossen, diese Neuwahl in der Heil bis Mitte des nächsten Monats vornehmen zu lassen und den Rittergutsbesitzer R. Echtermeyer auf Cunnersdorf bei Kaitz zum Wahl- commissar ernannt. Der gedachte 3. Wahlbezirk umfaßt, nachdem die Auf hebung der Gerichtsämter Schönfeld und Moritzburg durch Bekanntmachung resp. vom 7. Februar und l. Oc tober vorigen Jahres (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 207 und 521) erfolgt ist, die Gerichtsämter Rade burg, Wilsdruff, Döhlen, Dresden, Radeberg, sowie die von dem vormaligen Gerichtsamt Schönseid an das Ge richtsamt Pirna überwiesenen Ortschaften Bennewitz (mit Bennewitzer Grund), Eschdorf, Nossendorf, Rosinen- dörfchen und Wünschendorf (nebst Vorwerk), endlich die von dem vormaligen Gerichtsamt Moritzburg an das Gerichtsamt Meißen überwiesenen Ortschaften Coswig (mit Spitzgrund und Kreiern), Neu-Coswig, Kötitz und das Kreier Forstrevier. Dresden, den 3. November 1874. Ministerium des Innern. Für den Minister: Sehmaltz. Fromm. Nichtamtlicher Tlnll. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Donnerstag, 5. November, Nachmit tags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) In der heutigen Sltzung deS Reichstags fand zunächst die erste Berathung deS Gesetzentwurfs über den Land sturm statt. Der Kriegsminister v. Kameke bezeichnet die Vor lage als eine Ergänzung des Reichsmilitärgesetzes, die bei der Berathung des letziern verheißen wurde. Die Regierung erhofft die Zustimmung des Reichstags. Die Auffassung der ausländischen Presse, welche in dem Ge setze Eroberungsgelüste fand, sei vollständig grundlos. Der Landsturm sei kein Element der Eroberung, son dern lediglich zur Vertheidigung. Nach einer kurzen Debatte, in welcher Graf Balle- strrm gegen, Koch, Duncker und Graf Bethusy-Huc für die Vorlage sprechen, wird der Cutwurf einer 14glie- deriaen Commission überwiesen. ES folgt die erste Lesung deS Gesetzentwurfs, betreffend die militärische Controle über die Per- sonen deS Beurlaubtenstandes, der an dieselbe Commission geht. Nächste Sitzung Montag; auf der Tagesord nung steht die erste Lesung deS ReichhauShaltS- etatt. Posen, Mittwoch, 4. November, Nachmittags. (W. >T. B.) Der durch die Excommunication deS Pr^isteS Kubeczak bekannte Decan RzezniewSki in Jarociu ist heute, weil er die Herausgabe der Kirchenbücher von WloSciejewSki verweigerte, ver haftet und in daS Potizeigefängniß zu Pleschen abgeführt worden. Bayonne, Mittwoch, 4. November, Mittags. (W. T. B.) Die Carlisten haben heute früh mit dem Bombardement von Jrun begonnen. In Kuenterabia find gestern 1000 Mann RegierungS- truppcn gelandet worden. London, Donnerstag, 5. November. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Kohlengrubenbefitzer von Dean- Forest (Grafschaft Gloucester) haben die Löhne um 10 Procent herabgesetzt. Bazaiue ist heute mit Krau und/Kindern auf einem englischen Dampfer nach Lissabon abgereist und geht von dort nach Madrid, wo bereits Woh nung für ihn grmiethet ist. Die Nachricht, daß Bazaine der spanischen Regierung seine Dienste ««geboten habe, ist unbegründet. Rach neuerdings hier auS Schanghai einge gangenen Nachrichten erscheint eine friedliche Bei legung der Differenzen zwischen China und Japan wegen Formosa noch zweifelhaft. New > Aork, Mittwoch, 4. November, Mittags. (W.T. B.) Ueber daS Resultat der gestrigen Wah len in den Congreß liegen folgende weitere Mel dungen vor: Die Majorität der demokratischen Partei bei den in New-Uork stattgehabten Wahlen beläuft sich auf 40,000 Stimmen. Bei den Wahlen für den Staat New-Uork wurde zum Gouverneur Filden, zum Mayor Wickham gewählt; die übrigen Staatsämter erhielten Dorsheimer, Wagener, Thayer und Miller, welche sämmtlich der de mokratischen Partei angehören. In Massachusetts wur den zum Congreß 6 Republikaner und 5 Demokraten gewählt. Der Demokrat Gaston trug bei der Wahl des Gouverneurs mit einer Majorität von 5000 Stimmen den Sieg über den Gegencandidaten, General Butler, davon. Kentucky und Texas haben gleichfalls demokra tische Deputirte zum Congreß gewählt. In Georgia wurden 9 demokratische Deputirte in den Congreß ge wählt; in Delaware wurden ebenfalls die demokratischen Candidaten gewählt. Bei den Wahlen zur gesetzgeben den Versammlung in Kansas siegten die Republikaner. Bet den Conareßwahlen in Nevada Md- Miumissa wurden sämmtuchc republikanischen Candldaten gewählt. In Virginien wurden 6 Demokraten und 3 Republika ner in den Congreß gewählt, in Maryland 5 Demo kraten. In Südcarolina ist das Resultat noch zweifel haft. Fernersind in den Congreß gewählt: in Tennessee 8 Demokraten (2 Wahlen sind noch nicht bekannt), in Louisiana l Republikaner und 5 Demokraten, in Ar kansas 4 Demokraten, in New - Jersey 3 Demokraten, in Wisconsin 6 Republikaner und 2 Demokraten. New-Aork, Mittwoch, 4. November, Abends. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Ausfall der Congreß- wahlen hat in Washington empfindlich berührt und wird dort als Symptom der Unzufriedenheit deS Landes mit der Regierungspolittk und als Miß trauensvotum gegen die Regierung betrachtet. Die Republikaner find nicht entmuthigt, sondern vielmehr überzeugt, ein dauernder Umschlag der Stimmung deS Landes werde nicht eintretcn. Die Presse betrach tet das Wahlresultat als einen Protest gegen die dritte Präsidentschaftskandidat»»! Grant'S und ge gen die schlechte Verwaltung desselben. Tagesgtschichle. I-. Berlin, 4. November. Tex Reichstag er ledigte in seiner heutigen Sitzung in dritter Lesung die Postverträge und kleineren Gesetzentwürfe, welche vor gestern zur ersten und zweiten Berathung gestanden hatten. ^Demnächst bot der Gesetzentwurf wegen Ein ¬ führung der Reichsmünzgesehe in Elsaß-Lothringen meh reren Abgeordneten der rechten Seite Gelegenheit, ihre Bedenken über den im Verkehr auftretenden Mangel an Goldmünzen und die durch die ungünstige Handels bilanz herbeigcführte Ausfuhr von Reichsgoldmünzcn in das Ausland zu äußern. Die Vertreter des Bundes- raths, aeh. Oberregierungsrath Ur. Michaelis und Staatsunnister Camphausen, unterstützt von den Abgg. Or. Bamberger und Mosle, suchten diese Bedenken auf das richtige Maß zurückzuführen. Der Gesetzentwurf selbst fand keine Beanstandung. Die allgemeinen Rech nungen des Norddeutschen Bundes und des deutschen Reiches bis 1871, sowie das rcctificitte Budget für 1873 wurden einer 7 gliederigen Commission überwiesen, wogegen bezüglich des Gesetzentwurfs über den Marken schutz Plenarberathung beschlossen wurde. (Vgl. den Sitzungsbericht in der Beilage.) — Der Etat der Po st Verwaltung für 1875, welcher dem Reichstage zugegangen ist, enthält unter den einmaligen Ausgaben u. Ä. ein Postulat von 180/>00 Mark als erste Rate zur Herstellung eines neuen Dienstgebäudes in Dresden für die vom Hauptpostamte abzuzweigende Pakctexpedi- tion, sowie für die Oberpostdirection und den Posthal- tereibctrieb. In den Erläuterungen dazu heißt cs: „Die Nothwcndigkeit der Beschaffung erweiierter Dienst- räume für das Postamt in Dresden ist bereits seit Jahren fühlbar hervorgetrcten. Wie die Einwohnerzahl Dresdens in der Zeit von »832 bis 187» von 6i,ooo aus »77,000 gestiegen ist, so hat auch der Postverkehr daselbst, namentlich während der letzten Jahre, in überraschender Weise zngenommcn und erreicht in seiner gegenwärtigen Gestaltung (abgesehen von dem ausländischen und dem Zertungsverkebr), nahezu denjenigen von Köln. Zur Bewältigung dieses Verkehrs sind neben dem Hauptpostamte nach und nach innerhalb der Stadt noch 8 Zweigpostanstalten eingerichtet worden. Gleichwohl ist dadurch dem empfindlichen Raummangel bei der Eentralbetriebsstelle keineswegs genügend abgeholfen. Vielmehr hat sich derselbe, namentlich in Bezug aut den Paletvcrkehr, wegen lln;uläng- lichkeit des Hofraums, woselbst auf einer Fläche von 664 Qn.-Meter 20 bespannte Postwagen mehrmals täglich gleich zeitig sich bewegen müssen, bis zu einem wirklichen Nolhstandc gesteigert. Line bauliche Erweiterung des Hauptpostg.bäudes ist nicht ausführbar, weil daö Grundstück den dazu crsorder- lichen Flächcnraum nicht darbittet und die Möglichkeit der Erlangung angrenzenden Terrains nach den bestehenden Besitz- Verhältnissen ausgeschlossen ist. Es wird deshalb beachsichtigt, die Pakeiexpedition nach dem nahe belegenen Posthalterei grundstücke, welches einen Flächenraum von 460» Qu.-Meter umfaßt, zu verlegen, in dem dort zu erbauenden Dienstgcbäude zugleich die Oberpostdirection unlcrzubringen und auf diese Weise im Hauptpostgcbäude den zur besseren Unterbringung der übrigen Amtsexpcditionen nöthigen Raum frei zu machen. Die Ausführung dieses Planes bedingt zugleich die Abtragung übrigens durchweg im chüchüw» Grads dar ja lüge» Posthalterrigebäude und deren Ersatz durch neue. Diese Neu- Herstellungen werden insgesammt, dem bauamtlichen Kosten anschläge zusolgc, einen Betrag von 1,680.000 Mark erfordern, wovon für das erste Baujahr 180.000 Mark in Anspruch zu nehmen sind." * Berlin, 4. November. Se. Majestät der Kaiser begab sich heute Vormittag mittelst Extrazuges nach Potsdam zur Stiftungsfeier des großen Militärwaisen- hauses daselbst, wohnte zunächst dem Gottesdienste in der dortigen Garnisonkirche bei und begab sich um 12 Uhr in das Militärwaisenhaus, woselbst im Beisein Sr. Majestät die Zöglinge der Anstatt gespeist wurden. Die Rückfahrt nach Berlin erfolgte Mittags nach >2 Uhr. Nachmittags ^5 Uhr wurde das Präsidium des Reichs tags von Sr. Majestät empfangen. — Morgen Mittag reist Se. Majestät mit den königl. Prinzen über Breslau nach Ohlau, um dort am Freitag und Sonnabend Hof jagden abzuhalten. Die Rückkehr von dort nach Berlin erfolgt am Sonnabend Abend. — Wie die „Pr.-Corr." heute meldet, gedenkt der Reichskanzler Fürst Bis marck von seinen Besitzungen in Lauenburg am 6. No vember nach Berlin zurückzukchren. — Wie der „D. R.- A." meldet, erscheint es, nachdem die Vorbereitung der Reichsgesetzgcbung über die Gerichtsorganisation und das gerichtliche Verfahren so weit vorgeschritten ist, daß dem Reichstage die bezüglichen Entwürfe zugegangen sind, geboten, das Reichskanzleramt durch Bildung einer juristisch-technischen Abtheilung sowohl zur Ausübung des ihm verfassungsmäßig zustehcnden Auf sichtsrechts über die Ausführung der Reichsjustizgesetzc, als auch zur Vorbereitung der weiter auf diesem Ge biete in Aussicht zu nehmenden Gesetzgebung in Stand zu setzen. Außer den für das ganze Reich oer Justiz- abtheilung zufallenden Aufgaben wird dieselbe bei den, demselben Bereiche angehörigen Geschäften der Central- Verwaltung Elsaß-Lothringens zu betheiligen sein. Die Besetzung der Stellen wird indeß nur allmählich vorge nommen werden, je nachdem ein erweitertes Bedmfniß sich gellend macht und genügende Kräfte sich zur Ver fügung stellen. Es liegt namentlich in der Absicht, thunlichst Juristen ans den verschiedenen deutschen Rcchts- gebieten in die Abtheilung zu ziehen, damit die Kennt- niß der in den verschiedenen Theilen des Reichsgebietes vorhandenen Gesetzgebung und bestehenden Zustände durch Mitglieder vertreten sei, die sich bisher inmitten dieser Verhältnisse bewegt haben. Die Gcschäftslocali- täten für die Abtheilung werden in dem Dienstgcbäude des Reichskanzleramts zur Versügung stchcn. — Nach der „N.-Z." hatte am Dienstag Nachmittag Graf Ar nim in seinem hiesigen Palais wieder ein anderthalb stündiges Verhör vor dem Untersuchungsrichter Pcscatore zu bestehen. — Der „Wes-Ztg." wird telegraphirt: Der Bun- desrath hat heute die Etats der Militär- und Ma- rineverwaltung angenommen und dem 'Gesetzentwurf, betreffend die FesWellung des Reichshaushalts mr 1875, seine Zustimmung ertheilt. Die Erhöhung der Matri- cularbeiträge gegen 1874 beläuft sich auf 25 Millionen Mark. — Der „D. R.-A." publicirt heute folgenden, an den Reichskanzler ergangenen allerhöchsten Erlaß, be treffend die Einrichtung eines berathenden Landes- ausschusses für Elsaß-Lothringen: „Um den Wünschen entgcgenzukommcn, welche von Ver tretern der Interessen des Reichslandes aus den Bezirkstagen kundgegeben worden sind, und von der Absicht geleitet, die Ver waltung bei der Vorbereitung der LandcSgcsetze durch die Er fahrung und Sachkunde von Männern bcralhen zu sehen, welche durch das Vertrauen ihrer Mitbürger ausgezeichnet sind, er mächtige Ich Sie, Ihrem Vorschläge entsprechend, in Zukunft Entwürfe von Gesetzen für Elsaß-Lothringen über solche Ange legenheiten, welche der ReichSgcsctzgebung durch die Verfassung nicht Vorbehalten sind, einschließlich des LandeShaushaltSetaW, einem aus Mitgliedern der Bezirkstage zu bildenden LandeS- ausschuß zur gutachtlichen Berathung vorzulegen, ehe sic den nach 8 3 des Gesetzes vom 9. Juni »87» und nach 8 8 des Gesetzes vom 26. Juni »873 zultändigen Factoren der Äcsctz gebung zur Beschlußfassung zugehen Auch will Ich Sie er- mächtrgcn, über VcrwaltungSmaßregeln allgemeiner Bedeutung, welche nach der bestehenden Gesetzgebung nicht der Berathung oder Beschlußfassung der Bexirkstage unterliegen, die gntacht- ttcht finrer Vettmmntttng zu vernehmen. Der Landesausschuß wird aus Mitgliedern der Bezirks tage derart gebildet, daß die Bezirkstage cingeladcn werden, je zehn ihrer Mitglieder dazu zu wählen, sowie drei Stellvertre ter, welche für den Fall der Verhinderung der Mitglieder in der durch die Wahl bestimmten Folgeordnung cinbcrufen wer den. Die Wahl geschieht mit einfacher Stimmenmehrheit in geheimer Abstimmung aus drei Jahre, wie verliert ihre Wirkung, lobald der Gewählte aushört, Mitglied des Bezirkstages zu sein. Zeil und Ort der Sitzungen »u bestimmen, behalte Ich Mir vor. Die Sitzungen sind nicht öffentlich. Der Landcsausschuß wählt in der ersten Sitzung für die Dauer der jedesmaligen Session einen Vorsitzenden, einen Vertreter desselben, sowie die erforderlichen Schriftführer. Er beschließt über seine Geschäfts ordnung und kann zur Vorbereitung seiner Beschlüsse Com missionen und Berichterstatter ernennen Die zur Berathung bestimmten Vorlagen gehen ihm durch den Oberprasidcntcn zu, welcher berechtigt iy, den Plenar sitzungen und den Commissionsbcrathungen bcizuwohncn und sich in denselben durch Commissare vertreten zu lassen. Der Oberpräsidcnt und seine Vertreter muffen aus Verlangen jeder zeit gehört werden. Die abzugcbcndcn Gutachten enthalten die Beschlüsse der Plenarversammlung und die Begründung derselben Auch die in der Minderheit gebliebenen Ansichten sind darin vorzutragen. Sie werden in beglaubigter Ausfertigung dem Obcrpräsidcnten durch den Vorsibendcn zugestellt. Die Mitglieder des Landesausschusses erhalten Diäten und Reisekosten. Die dadurch, sowie die durch Abhaltung der Sitzungen entstehenden sachlichen Kosten sind auf den LandeS- haushaltsctat zu bringen. Ich ermächtige Sie, die zur Ausführung dieses Meines Erlasses, welcher durch das Gesetzblatt für Elsaß-Lothringen bekannt zu machen ist, erforderlichen Anordnungen zu treffen. Berlin, den 29. October »874. Wilhelm. Fürst v. Bismarck." Feuilleton. Redigirt vou Otto Banck. K. Hoftheater. — Allstadt. — Am 4. November: „Zphigenia auf Tauris-, Schauspiel in 5 Acten von Goethe. Auch diese Vorführung eines klassischen Werkes ge hörte zu den Theaterabenden mit ermäßigten Preisen, und es zeigte sich selbst bei dieser für sehr gewählte Kreise geschaffenen Dichtung wiederum die regste Theil« nähme des Publicums. D»cs beweist, daß in demselben jene gebildeten Kreise eine große Ausdehnung einneh men, mehr Vielleich: als anderswo, obgleich überall die Abgrenzungen des Wohlstandes und die der feinen» Intelligenz keineswegs zusammenfallen, sondern in sehr auffallenden Abweichungen ausemandergehen. Leider ist es nöthig, diese Thatsachen immer wieder zu betonen, da sich hier und da die Meinung geregt hat, als sei es eine Hrrabziehung der Kunst und ihrer nobeln Re» sirven, wenn man ihre Bestimmung erfüllt, das heißt, wenn man sie für Alle ebenso zugänglich macht, wie sie für Alle beschaffen ist. Der Erfolg fortgesetzter Auf führungen wird am besten die richtige Ansicht über diese ohne schwere Opfer zugänglichen Theatergenüsse geltend machen. Wie die Antigonedarstellung, hat auch die des Dra mas „Jphigenia" dereinst zs den herrlichsten Leistungen unserer Bühne gehört. ToL liegt die Titelrolle dem ausgezeichneten Talente des Krl. Ulrich näher, als die Antigone, und zwar in demstlben Maße und durch die selbe poetische Weltanschauung, Gefühls- und Denkweise, welche das nicht minder erhabene Goethe'sch« Werk von dem des unsterblichen Hellenen unterscheiden. Jphigenia wird bei aller antiken Einfachheit und Größe doch durch das Element moderner Reflexion, durch mehr lyrische Gefühlsmalerei, durch dramatische Beweglichkeit ihrer innern Lebensconflicte und deren sccnische Darstellung der gegenwärtigen Schauspielkunst sympathischer und leichter faßlich gemacht, als die ganz in der Schicksalstragödie und im Staatsconflict stehende Schwester der Thebanischen Jünglinge. Um so viel zu gänglicher ist uns auch Thoas mit seinen rein mensch lichen Herzenskämpfen gegenüber dem Kreon und seinem starren Eigenwillen finsterer Tyrannei. Dieses nicht so streng antike Naturell der Jphigenia kommt denn auch vielen Eigenschaften der Darstellerin zu Gute, ihrer geistreichen Betonung in der Detail malerei, ihrer Neigung, im Einzelnen scharf zu schatti- ren. Dies entschädigt hier für den Mangel (an Fülle leidenschaftlicher Jugendkrast annehmbarer, als sich ein solcher Ersatz bei der Antigone vollziehen kann. Thoas, früher von Hrn. Winger, jetzt von Hrn. Jaff^ gespielt, kann noch nicht voll befriedigen. Wenn jener Vertreter allmählich in den Jahren zu weit vor gerückt war für das Begehren des Herzens der Jphigenia gegenüber, so trug Hr. Jaffs seine Partie noch in einem zu strengen, trockenen Tone vor; cs darf kein taurischer Doctrinar im Gewände der Gewalt aus dem Könige werden. In den Orest wird sich Hr. Porth erst mehr und mehr hineinzuarbeiten haben. Bei Hrn. Dettmer ging mit dieser Aufgabe der erregte Herzenston durch, so innig er berührte; Hrn. Porth fehlt dieser Ton noch zu sehr, und die veste technische Declamation vermag ihn nicht zu ersetzen. O. B. Großes Concert unter Leitung des Herrn Gencral- musikdircctors Or. Rietz und Mitwirkung der k. Kammcr- virtuosin Frl. Mary Krebs und der königl. Hofopern sängerin Frl. Th. Malten, gegeben von Friedrich Grützmacher, königl. Kammervirtuos. Das Concert, welches durch die hohe Gegenwart Sr. Majestät des Königs ausgezeichnet wurde, eröffnete Gluü's Iphigenien- Ouvertüre mit dem Schlüsse von R. Wagner, der in ein anderes Jahrhundert htnüberführt und durch Ton färbungen und Klänge, die Gluck nicht eigen sind, als ein fremdartiges Anhängsel erscheint. Der Concertgeber bewährte seine bekannte Meisterschaft als Violoncello- virtuos ersten Ranges, seine eminente Fettigkeit und Sicherheit, seinen mit inniger Empfindung und feinem Geschmack künstlerisch durchgebildeten Vortrag in einem Concert von I. Raff und in drei kleineren Piecen: Romancsca, Scherzo (Grützmacher) und Capriccio (Volkmann). Namentlich die letzteren gaben ihm Ge legenheit, die eigenthümliche Tonsprache seines Instru mentes in reizender Weise esfcctuiren zu lassen. Raff's neues Concert ist jedenfalls eine schätzbare Bereicherung für das Concettrepertoire des Violoncell, für welches übrigens am wirksamsten und dankbarsten bisher immer nur die Virtuosen desselben geschrieben haben. Am be deutendsten im Gehalt ist unstreitig der erste Satz des Concerts, geistreich und interessant in der Durcharbei tung und in der Instrumentation behandelt; nur er weist sich diese überhaupt zu voll, reich und bedrückend dem Violoncell gegenüber: Wie sich in vollendeter Weise leicht, klar und mit individueller Einzelnsprachr das Orchester zu den» concettirenden Instrument ver halten kann, erwies der Vergleich mit Bcethoven's Clavierconcett 6-moII. Fräulein Mary Krebs spielte dasselbe ganz vorzüglich: durchaus mit künstlerisch fer tiger, virtuoser Beherrschung und feinsinnigem musika lischen Verständniß, mit warmem Ausdruck feiner Ton- schattirung und äußerst klarer, innerlich belebter Ge staltung. Sehr schön gelang die Ausführung der Ca- denz von A. ^kubinstein, und diese, poetisch und phan- tasiercich in Conccption und Erfindung, geistig sorgsam »»nd mit strenger Wahl durchgearbcitct, — wozu der Hinblick auf Beethoven anspornte — zeigt die hohe Be gabung Rubinstein's ungetrübt von Flüchtigkeit und ausschweifender Willkür. Fraulein Th. Malten er warb sich lebhaften Beifall durch den Vortrag dreier Lieder (mit Violoncello) von I. Dürkner und durch die gesanglich schwierige Production einer Arie aus der Oper „Genoveva" von Schumann, deren Bedeutung indeß erst in der dramatischen Situation verständlich werden kann. C. Banck. Preisaufgaben. Von der Leipziger Univer sität sind für das gegenwärtige Studienjahr folgende Preisaufgaben gestellt worden: Die theologische Facultät wünscht: „ckiscjnigitio inkNituatur llo opi^toiso »4 Oolo886N68 liutÄO orißink; Uüulinnr»." Die juri stische: „Es sollen die Grundsätze über die Ucbernahme fremder Schulden, soweit sie dem Handelsrecht ange hören, behandelt werden. Es sind die einzelnen von dem Handelsgesctzbuche erwähnten Fälle durchzugchcn und ganz besonders die Fragen zu erörtern, inwiefern beim Zutritt zu einer Societät oder bei dem Erwerbe einer fremden Firma eine Ucbernahme fremder Schulden stattfindet." Die mcdicinischc: „Die Rctinalpulscrschei- nungcn bei Herzkrankheiten". Die philosophische: (I.Kl.) „clo Oic«roni8 8»nclii8 »nti^u»ri>8"; (II. Kl.) „In welchem Verhältniß steht Hcrbart's Begründung der Ethik durch die Lehre von den praktischen Ideen zu Kant's Grundlegung zur Metaphysik der Sitten?"; (UI. Kl.)
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