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Dresdner Journal : 22.04.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188204220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820422
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820422
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-04
- Tag 1882-04-22
-
Monat
1882-04
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 22.04.1882
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M92 Sonnabend, den 2? 2lpril. 1882. Xdoaoemeotüprvl,: Iw S«at,ck«o L«iek»: aükrlicN: .... 18 U»rlc. ^Mkrlick: 4 Uarll KO Dk. Diar«Ioe Kuiuruvrn: 10 Dk. ^»»»»rd»Id de» dsut»clisn N»icN«s tritt kost- und 8tswpsIru»cbI»A binru. I-svrLtvnpreiso: kür den k»um einer ^«palten«.» kotitreils SO kk. Unter „k!i»^o«!lndt" d>« Leite SO kk. vsi 2'»b«IIea- und 2iüerus»tr SO Ä> Fuksetdsx. ürsebelnen r TLsticil mit ^usnakme der 8onn- und keiertaxs Xdonds kür den kolbenden H^. Dres-nnZonrnal. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Inverateoavnabme »nsMLrtsr l.»ix»ix: />. LrandÄetter, UomwissionLr de« Dresdner dournsls; Nsmdnrx L«rUn -Vl«n - l-sipsiz vsssl Lr»,!»n-?r»nLivr1 ». N : //oasenstein F koA/rr, L«rIiu-Vi«nH»mdllr^. rrsss -I-sipii^ -rrsnkfort ». H. Hvn^dsa: /tu,/. Lknsse; LsrUn: /nra/idendan/ ,' Lrsmen: A. Le/</otle,' Lr«,I»u: /,. StonArn's Lureou <Lmi7 /kobat/«-,' rr»otlsurr » » -. F,. /aeAer'seiie kuetiNLndluo^; üörlit«: kr. ^ku//rr' Hsnnovsr: U. Kc/iüs^/er, ?»rt, Lsrltn - krLvkkurt » N.- Stutlxsrl: /-««deck Oo., Sswdurx: ^1U. Lteiner. N v r a u « x v d « r r ^öoiei. krpedition de» Dresdner donrnnl», Dresden, Lvin^erstrL»»« Ho. 20. Amtlicher Theil. Aekanntmachung. ES wird hierdurch zur öffentlichen Kenntmß ge bracht, daß der Lolterie Collecteur Eduard Seib erlich in Riesa auf sein Ansuchen von der ihm übertragenen Agentur der Altersrentenbank enthoben und die letztere dem 0r. wsä. Friedrich Camillo Kreyß in Riesa übertragen worden ist. Dresden, den 18. April 1882. Finanz-Mini st erium. Für den Minister: Meusel. Bekanntmachung der Königlichen Brandversicherungs-Commission vom 17. April 1882. Unter Bezugnahme auf die von dem Königlichen Ministerium de» Innern wegen Concessionirung der Norddeutschen Feuerversicherungs-Gesellschaft zu Hamburg unterm 23. Februar dieser JahreS m Nr. 51 der Leipziger Zeitung und Nr. 51 des Dresdner Journals erlassene Bekanntmachung wird hierdurch zur öffentlichen Kennlniß gebracht, daß von der Direktion der vorgedachten Privat FeuerversicherungS-Gejellschast die Herren Kausleute Carl Dietrich und -Hermann Bernhardt Dietrich, in Firma: Gebrüder Dietrich in Leipzig zu Bevollmächtigten dieser Versicherung-- Gesellschaft für da- Königreich Sachsen ernannt, auch in dieser Eigenschaft bei der Brandversicherungs»Commission legitimirt und von derselben bestätigt, sowie bei dem Rathe der Stadt Leipzig in Pflicht genommen wor den sind. Dresden, am 17. April 1882. Königliche Brandversicherungs-Commission. Edelmann. Rudolph. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht: Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Hamburger Nachr'chten. New-Uorker Staatszeitung.) Tagesgeschichte. (Berlin. München. Coburg. Ham burg. Wien. Prag. Agram. Rom. London. Kopen hagen. St. Petersburg. Belgrad. Bukarest.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Chemnitz. Freiberg.) Vermischtes. Statistik und Volk-wirthscdaft. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. Beilage. Statistik und BolkSwirthschaft. Eingesandt»-. Kirchennachrichten. Börsennachrichten. Telegraphische WittrrungSbericbte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. London, Donnerstag, 20. April, Abend-. (W. T. B.) Die heutige Sitzung de- Unterhauses degann mit der Beantwortung einer Interpellation. Der Unterstaatssecretär des Auswärtigen, Sir Charles Dille, erklärte auf eine Anfrage des Barons Worms, die englische Regierung habe der türkischen und der ägyptischen Regierung den Abschluß einer Convention anempfohlen, um die Rechte Italiens be züglich des Gebietes an der Assabbai näher zu de- finireu und zu begrenzen. Die Regierung sei der Ansicht, daß der Abschluß einer Convention im In teresse Aegyptens liege, damit alle ohne eine solche Convention möglichen Complicationen verhindert wür den. Gleichzeitig würde durch dieselbe die Anerkennung der Souveränetät des Sultans von Seiten Italiens und die Anerkennung der Autorität des Khedive über die Westküste des rothen Meeres herbeigeführt werden. In der Convention sei stipulirt gewesen, daß die Niederlassung Italiens an der Assabbai einen rein kommerziellen Charakter tragen solle; auch sei darin der Sklavenhandel und der Handel mit Waffen ver boten gewesen. Aegypten habe die Convention ab gelehnt; die Verhandlungen würden indeß noch fort gesetzt. Bei einer hierauf folgenden, von den Anhängern Parnell's angeregten Debatte brauchte das Parlaments mitglied Redmond in Bezug auf den Obersecretär für Irland, Forster, die Worte: „wenn Forster ein ehrlicher Politiker und ein ehrlicher Mann wäre!" — Der Sprecher fordert Redmond zur Zurücknahme dieser Worte auf. — Redmond nahm seine Aeuße- rung hierauf zurück, sprach aber zugleich sein Bedauern darüber aus, daß die Geschäftsordnung verbiete, die Wahrheit zu sagen. Das Haus beschloß mit 207 gegen 12 Stimmen, Rebmond für den Rest der Sitzung zu suspendiren. Lord Lennox wies darauf hin, daß angesichts der bedeutenden Vermehrung der Flotte des Auslandes der englische Handel gefährdet erscheine; das Haus möge daher erklären, daß eine Verstärkung der eng lischen Flotte erwünscht sei. — Im Lause der Debatte betonte der Secretär der Admiralität, Trevelyan, der Vergleich der englischen Flotte mit der französi schen biete ein zufriedenstellendes Resultat. Frankreich besitze 11 aktive und 29 Reservepanzerschiffe, England 26 aktive und 23 Reservepanzerschiffe. Extracredite zum Bau von Schiffen seien nicht erforderlich, wenn Frankreich nach Vollendung seines jetzigen Programms keine weitere Vermehrung der Flotte vornehme. Der Antrag Lennox wurde ohne Abstimmung abgelehnt. „Reuter'S Office" wird au- Kalkutta vom heutigen Tage gemeldet: Nach hier eingegangenen Nachrichten aus Mandalay haben die politischen Morde wieder begonnen; der König ließ seine beiden Schwestern, die Unterkönigin, den Schatz- kanzler und SV ihrer Verwandten tödtrn. Kopenhagen, Donner-tag, 20. April, Nach mittag-. (Tel. d. Hamb. Nach») In der heutigen Sitzung de- VolkSthingS erklärte HögSbro al- Präsident: „Angestellte Untersuchungen haben er geben, daß Jen- Busk die in der ReichStagSzei- tung au- Versehen der Stenographen nicht ent haltene Aeußerung, daß „der König weggejagt werden könne", gebraucht hat." Der Präsident be klagte, sie überhört zu haben, da er sie sonst spe- ciell gerügt haben würde. St. Petersburg, Freitag, 21. April. (Tel. d. DreSdn. Journ.) DaS „Journal de St. PüterS- bourg" schreibt: Auswärtige Journale, besonders die „Politische Correspondenz", täuschen sich, wenn sie sagen, der russische Botschafter bei der Pforte, v. Novikow, sei nach St. Petersburg berufen worben, weil die Regierung seine Haltung in der KriegSkostenentschädigungSfrage gemißbilligt habe. Nirmals sei eine dreistere und bewußtere Beleidi gung ausgesprochen worden. Die Regierung billige vollständig daS Verhalten des Hrn. v. Novikow und des Obersten Tbörner, wünschte aber, ein gehende mündliche Aufschlüsse über den wenig freundschaftlichen Charakter deS Vorgehens zu er- halten, welches die Pforte seit einiger Zeit Ruß land gegenüber beobachte. DaS officiöse Organ erklärt weiter, die Er nennung deS BaronS Jomini zum Staatssekretär involvire keineswegs dessen Ernennung zu dem bisherigen Posten des Hrn. v. Giers. Washington, Donnerstag, 20. April, AbendS. (W. T. B.) Der Präsident Arthur hat Alfonso Taft zum Gesandten in Wien, William Dayton zum Gesandten im Haag und NikolaS Fish zum Ge- sandten in Brüssel ernannt. Dresden, 21. April. Die Vetobotschaft, mit welcher der Präsident der nordamerikanischen Union am 4. d. die Anti- chinesenbill dem Senat ohne seine Unterschrift zu rücksandte, war erwartet worden; aber sie überraschte durch ihre Fassung und den Standpunkt, welchen der Präsident m derselben der Chinesenfrage gegenüber einnimmt. Wiederholte lange Cabinetssitzungen über diese Frage und das Gerücht, daß eine entschiedene Mehrheit im Cabinet gegen die Bill in ihrer vom Congreß beschlossenen Gestalt (Ausdehnung des Ein wanderungsverbotes aus 20 Jahre) sei, was jedoch den Präsidenten nicht abzuhalten brauchte, sie den noch zu unterzeichnen, machten ein Veto gegen dieselbe höchst wahrscheinlich. Gleichwohl fiel dieses in Bezug auf die principiellen Gesichtspunkte gegen diesen un amerikanischen Prohiditiv-, ja Proicriptionsact ent schiedener und unumwundener aus, als man von einem republikanischen Politiker zu erwarten Veranlassung hatte. Präsident Arthur hat sich mit dieser Vetobot- schast in der That zur Höhe des Staatsmannes er hoben, und es verdient ebenfalls Erwähnung, daß die Abfassung deS Dokumentes seiner eigenen Feder zu geschrieben wird. Aus einem der Botschaft beige gebenen Memorandum, welches der chinesische Gesandte an die Hand gab, e> hellt ferner als erfreuliche That- sach-, daß vor der Entschließung des Präsidenten auch mit dem Vertreter der betheiligten Vertragsmacht eine Vernehmung stattfand und diese sogar zur Aufnahme eines Punktes in die Botschaft führte, der außerdem vielleicht ganz überfehen worden wäre, obgleich er mehr theoretischer, als praktischer Bedeutung ist. Es ist dies der im Memorandum unter 5) hervorgehobene Umstand, daß die Bill keine Vorschrift in Bezug auf die jetzt in fremden Ländern lebenden und durch die Vereinigten Staaten nach China zurückzurcisen beab sichtigenden chinesischen Unterthanen enthalte. Es heißt da: sung nur gewiß, dachte sie; wäre sein Schweigen in jenem verhängnißvollen Augenblicke ihr eine Bürg schaft für dauerndes Verstummen; ihrer selbst glaubte sie wohl sicher zu sein. Am besten schien eS ihr, daS Haus zu verlassen. Aber welchen Grund sollte sie der Familie angeben? Und überdies, die Zeit war sür Roderich's Besuch gemessen, er selbst mußte bald wie der adreisen. So galt es auSharren, sich selbst be zwingen und ihn durch eigne Ueberwindung mahnen, baß auch er sich zu überwinden habe. Es folgten unerquickliche Tage, an welchen auch von außen kein Sonnenstrahl mehr durch die Fenster fiel. Mehr und mehr sah sich die Familie auf sich selbst angewiesen, aus Gemeinsamkeit bei der abend lichen Lampe. Es war eine von Hause aus glückliche Familie, und doch begann ein Druck, eine Bangigkeit sich über den sonst so fröhlichen Kreis auszubreiten. Inga sprach wenig und sah von ihrer Handarbeit nicht auf; Roderich that sich Zwang an, zu reden, und sprach von Dingen, die Keinem, ihm selbst am wenigsten, von Wichtigkeit waren. Selbst Konrad,ne begann den ihr ungewohnten Zwang zu empfinden und schalt innerlich auf Roderich, daß er sich langweile und durch seine Zerstreutheit die Anderen auch nicht einmal belustige, sondern in die Langeweile hlneinzieh-'. Die Mutter, welche niemals zu beobachten schien und doch Vieles bemerkte, wollte solche Stimmungen nicht auskommen lassen und gab der Unterhaltung eine bestimmte Richtung. Sie ließ vorlesen, Jeder mußte seinen Theil dabei leisten; sie,uchte Urthe,le, anknüpsende B spiechungen darüber hervorzulocken. Sie wußte Ro derich an daS Clavier zu bringen — welche- er srei- lich sehr vernachlässigt hatte — und Konradinen'S Ge- »Eine große Anzahl von Ehinesen lebt in Tuba, IPeru und anderen Ländern, die nicht nach Hause zurückkehren können, ohne über das Gebiet der Bereinigten Staaten zu reisen, oder in San Francisco anzulegen. Dieses Recht zu verweigern, scheint mir eine Verletzung des Völkerrecht» und der internationalen Höslichkeit, und wenn die Bill zum Ge setz werden sollte, würde sie in dieser Hinsicht zu einer gro ßen Härte gegen Tausende unschuldiger Ehinesen in fremden Ländern ausschlagen.' Die- ist unbestleitbar richtig, und diesen Punkt total übersehen zu haben, gereicht der gesetzgebenden Gewalt der großen Republik nicht eben zur Empfeh lung. Auch in der Erwartung, daß der Präsident, wenn er die Bill ablehnen sollte, sich nur auf den Standpunkt der bedingten Gegner derselben, namentlich deS Senators Edmunds, stellen, d. h. nur auf eine kürzere Frist der Chinesenausschließung dringen würde, sieht man sich durch das von ihm zur Begründung des Betos Vorgebrachte getäuscht. Präsident Arthur sucht sich zwar den Anschein zu geben, als ob eine die AusfchließungSzeit auf 10 oder 5 Jahre beschrän kende Bill seine Genehmigung gefunden haben würde; aber der weitere Verlauf der Botschaft steht damit in entschiedenem Widerspruch. Er basirt feine Eliiwen- düngen gegen die Acte wesentlich auf eine Bezugnahme auf die deutlichen Absichten und Ausdrücke deS neuen Vertrags von 1880 mit China und die diplomatischen, diesem vorhergegangenen Unterhandlungen. Durch diese sei zwar von der asiatischen Regierung die „Re- gulirung" der Chineseneinwanderung vertrauensvoll m die Hände der Vereinigten Staaten gelegt, aber zu gleich entschieden gegen eine Ausschließung jener pro- testirt worden. Und da der Präsident der Ansicht »st, daß ein Zeitraum von 20 Jahren, „fast ein Menschen alter", einer völligen Ausschließung ziemlich gleich kommen würde, so erklärt er unumwunden, daß er die vorliegende Acte für „einen Bruch der nationalen Treue ansehe, und daß ihn die Ehre der Nation zwinge, die Acte zurückzuweisen." Die zweite vom principiellen Gesichtspunkte höchst anerkennenSwerthe Einwendung deS Präsidenten ist gegen die durch die Bill beabsichtigte Einführung eine- Paßsystems gerichtet, w-lche- außerdem eine Verletzung des ältern Burlingamevertrages mit China enthalten würde, welcher den chinesischen Unterthanen alle Rechte der bestgestellten auswärtigen Nation gewährleistet. Es heißt hier in der Botschaft: .Ohne eine Ansicht über diesen Punkt auSzusPrechen, möchte ich die Ausmerksamkcit deS CongresseS aus die That- sache lenken, daß das System persönlicher Registrirung (pv- lizeiliche Eintragung) oder Pässe undemokratisch und dem Geiste unserer Institutionen widersprechend ist. Ich zweifle daran, daß es weise wäre, einen,Sprengungskeil' (entieinz vedß«) der Art in unser Gesetz zu treiben Eine Ration, wie die Bereinigten Staaten, eifersüchtig auf die Freiheiten der Bürger, sollte wohl zögern, eine Politik ihrem System einzuverleiben, welche vor dem Fortschritt liberaler Einrich tungen rasch verschwindet." Das ist eine starke, aber durchaus nicht überflüssige Arzneigabe wahrer amerikanischer Gesinnung für die Gesetzgeber der Republik, und zwar beider Parteien, denen nur noch die momentane Zweckmäßigkeit al- Princip übrig geblieben ist. Auch vom praktischen Standpunkte der Handelspo litik kann der Präsident nur eine kurze SuSpensionS- periode für rathsam erklären. Er sagt mit Bezug daraus: .ES bedars keiner Beweisführung, um zu zeigen, daß die Politik, die jetzt anzunehmen im Vorschlag ist, die un mittelbare Wirkung haben müßte, die orientalischen Rationen von uns abzustoßen und ihren Berkehr und Handel in freund lichere Hände zu treiben." Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß der Ver kehr Nordamerikas mit China von neuem Datum und der erste Vertrag mit diesem noch nicht 40 Jahre alt ist. „Dieser erste bedeutende Act teS „AusallSpräsiden- ten", schreibt der New-Iorker Correspondcnt der „Ham - sang zu begleiten; steine harmlose Liedchen, die sie mit ebenso harmlosem Stimmchen ohne viel Kunst zu singen wußte. Dazwischen fing er an, nach seiner Weise auf den Tasten zu phantasiren. Er kam in ein Volkslied, brach es aber ab, denn eS brachte ihm Tage der Frühlingswa'iderung ins Gedächtniß. Rasch ging er in ein anderes über — aber er erinnerte sich, wie Inga eS einst mitgesungen — er hatte ihre Stimme noch vor dem Gehör. Er .ieß auch diese Melodie fallen und kam unvermittelt in eine dritte, mit der es ihm auch nicht besser ging. „Roderich, du spielst schauderhaftl" rief Konradine plötzlich und schien ernst lich ungehalten. Er lachte und stand auf, aber es lachte Niemand mit ihm. „Lesen wir!" sagte die Mutter und schob ihm das Buch hin, welches sie be gonnen hatten. Diese Stimmungen, ohne jedes Aussprechen getra gen, verschlimmerten sich von Tag zu Tage, fast von Stunde zu Stunde. Schon hatte die Mutter, unter vier Augen mit Roderich, ^ie Worte auf der Zunge: „Reise ab, mein Sohn!" aber sie besann sich, vorauS- sehend, daß er selbst bald zu diesem Entschlusse kom men werde. Und sie hatte Recht, nur noch die Frist, die er sich gesetzt, wollte er auSharren. Denn sein Stolz bäumte sich in ihm aus, unter Stimmungen zu schwanken, deren Druck er noch nicht gekannt, die seiner sonst kräftigen Natur zuwider waren. Fortsetzung folgt.) Pädagogik. Ucker die hundertjährige Wiede, kehr vom Geburtstage Fliedrich Frübel'S (am 2l. April) bringt die Luthardt'sche „Kirchenzeitung" eine kurze Betrachtung, in welcher die verschiedenen Parteien mit Feuilleton. Redigirt vou Otto Banck. Inga Svendsou. Novelle von Otto Roqnette. (Fortsetzung.) Sie hielt wirklich daran fest. Die Mutter redete zu, Roderich durste nicht widerstreben. Er empfing die Mädchen in seinem Arbeitszimmer, und ohne große Vorbereitungen nahm er ein Blatt und den Griffel zur Hand. Konradine sorgte sür die Unterhaltung. Aber nicht zehn Minuten waren verstrichen, als sie, ihre kleine Handarbeit untersuchend, sand, daß ihr das Stickgarn auSgegangen sei. Sie ging, um sich neuen Vorrath zu holen. Roderich und Inga sahen sich allein, und eine Bangigkeit kam über Beide. Sollte er etwas sagen? Und was? Sollte er den Moment ohne eine Frage, ohne ein Wort vorübergehen lassen? Noch hielt er die Blicke fest aus sein Blatt gerichtet; er gab sich den Anschein, zu zeichnen, aber seine Hand strichelte m der Ausregung nur auf dem Papier um her. Da hob er die Augen aus und blickte Inga voll und durchdringend an. Eine dunkle Röthe überzog »hr Gesicht, sie zuckte zusammen und schlug die Augen nieder. Er hatte den Griffel mit beiden Händen krampf haft gefaßt und zerbrach ,hn. Da ließ sich eine träl lernde Stimme auf dem Gange hören. Beide fühlten sich wie ertappt; sie hatten kein Wort gewechselt, aber in einem Blick und einem Errölheu hatten sie einander verstanden. Dennoch athmeten sie auf, als Konradine wieder eintrat. Roderich zerriß das bekritzelte Blatt und nahm ein neues. „Nur nicht zu viel verwerfen!" rief Konradine. „Es war ja nicht schlecht angelegt!" Die Sitzung verlief nun ruhiger. Endlich legte Roderich den Griffel bei Sette, und die Zeichnung betrachtend, sagte er: „Es ist nichts! Aber die Stümperei mag eben fertig sein!" — „Sprechend ähnlich!" rief Konradine. „Ausgezeichnet! Roderich, Du hast Dein Meisterstück gemacht! Inga, daS Blatt nehmen wir mit! Komm zur Mutter!" Roderich's Eifersucht war dahin. Er glaubte in Jnga's Herz gesehen zu haben. Aber durfte eS ihm zur Freude gereichen, daß sie ihn liebte? Konradine gaukelte glücklich zwischen Beiden hin, arglos, mit ver trauensvollem Gemüth — waren sie nicht Beide mit ihren Gedanken gegen das gute Mädchen treulos, ver- rätherisch, im Innersten schuldig? So dachte Rode rich und hätte gern gewußt, ob Inga ebenso dächte. In der That hatte sie die gleichen Empfindungen und Gedanken, nur noch schärfer und vorwurfsvoller, gegen sich selbst gerichtet. Daß er sie liebte, war ihr klar geworden, mit innerstem Aufschrei deS Jubels, mit Entsetzen, mit Selbstanklage gegen ihr eigenes stummes Geständniß, wenn eS sich auch nur in einem Erröthen kund gegeben. Daß sie sich von ihm ent fernt halten, jede Regung vor ihm fortan verbergen, jede Annäherung vermeiden müsse, erschien ihr als Nothwendigkeit. Aber wie schwierig war da« in einem Hause, wo die Familie, der sie sich nicht entziehen konnte, so einig zusammenlebte; wo er daS Recht hatte, sie in jeder Stunde anzureden! Wäre sie seiner Fas-
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