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WOm-WUss NM j lmüAMWr Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, HermSdmf, BernLdorf, Rüsdorf, Langenberg, Meinsdorf, Fallen, LangenchurSdorf, Reichen bach, Callenberg» Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grkna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rußdorf, «erschein« Wochentag nachmittag» — Fernspr. Nr. N. Postscheckkonto Leipzig 23 464, — Gemeindegirokonto 14. — Bankkonten: Commerz- und Privat-Bank Zweigstelle Hohen stein-Ernstthal — Darmstädter und Nationalbank Zweig niederlassung Hohenstein-Ernstthal. — Unverlangt etngesandl« Manuskripte werden nicht zurückgeschickt. — Einsendungen ohne Namensnennung finden keine Ausnahme. 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August Die Schweizer Depeschenagentur meldet: Die Vollsitzung der Marinekonferenz ist nun endgültig auf Donnerstag nachmittag 8 Uhr angefetzt worden. Zunächst sollte die Sitzung auf Mittwoch anberaumt werden; aber da Admiral Jellicoe sich nach London begeben hat, um an der Beerdigung seines Bruders teilzunehmen, mutzte die Sitzung auf Donners tag verschoben werden. Die Lage scheint sich n i ch t g e ä n de r t zu haben. Die aus Washington erhaltenen In-» struktionen bestätigen aber und verstärken, wie es scheint, den Standpunkt der amerikanischen Delegation. Die englische Delegation verharrt ihrerseits auf der von ihr eingenommenen Stel lung. Die Versuche der japanischen Delegation, zu einem Kompromiß zu gelangen, haben zu keinem Ergebnis geführt. Bon japanischer Seite sind übrigens keine neuen Vorschläge eingebracht worden. Die am Sonntag abgchaltenen Besprechungen zwischen den Führern der Delegationen, über die zwar einige Einzelheiten bekannt wurden, haben in kein ein Punkte zu irgend einem Ab- to m m e n geführt. Bereits letzten Donnerstag hatte sich die britische Delegation gegen die von den amerikanischen Vertretern am Sonntag veröffentlichte Sicherungsklnusel ausge sprochen. Zwischen der britischen und der amerikanischen Delegation besteht noch immer eine Differenz betreffend die Kreuzer zweiter Ordnung, ob 7500 oder 8500 Tonnen und deren Bewaffnung mit 6 oder 8-Zollgeschützen. Wenn nicht im letzten Augenblick eine Ueberraschung auftritt, so hat man unter diesen Umständen den gestimmten Eindruck, dah die Vollsitzung am Donnerstag die letzte sein wird und datz man in diesem Augenblick Erklärungen über die Punkte vorbereitet, von denen sich die drei an der Konferenz teilnehmenden Nationen trennen werden, ohne zu einem Ergebnis gekommen zu sein, aber mit dem Vorbehalt, auf die Marine abrüstung zurückzukommen. Man hofft nicht mehr London, 1. August Nach Meldungen aus Washington hatte der britische Botschafter in Washington, Sir Ho ward, mit Staatssekretär Kellogg heute eine zweistündige Besprechung über die Ereignisse in Genf. Ueber den Inhalt der Unterhaltung wird strengstes Stillschweigen gewahrt. In Kreisen der britischen Botschaft wurde nach der Besprechung erklärt, datz man nunmehr den Glauben aufgegeben habe, daß die Genfer Seeabrüstungskonferenz zu einem Ergebnis führen würde. Die amerikanische Zusatzklausek London, 1. August Zu dem amerikanischen Entwurf einer Zu satzklausel zu dem abschließenden Vertrag meldet der Genfer Korrespondent des Reuter- biiros: Dieser Vorschlag ist von den amerikani schen Hauptdelegierten den britischen Delegierten mehrere Tage vor ihrer Abfahrt nach London unterbreitet worden. Obgleich der Vorschlag auf keinen günstigen Boden siel, hat der amerikanische Delegierte ihn In der nicht öffentlichen Sitzung vom Donuerstag formell eingebracht und dies erklärt zum Teil die Zu sammenkunft des britischen Kabinetts am Frei tag. Bisher haben die britischen Delegierten keinerlei Ansicht über diesen Entwurf einer poli tischen Klausel ausgesprochen, deren Zweck an scheinend ist, die Engländer mit einer „Sicher heitsvorrichtung" zu versehen für den Fast, daß sie die Zahl ihrer großen Kreuze» vermehren müssen. In einer weiteren Reuter-Meldung aus Genf heißt es: Die von Amerika vorgeschlagene politische Klausel wird von Beobachtern dahin ausgelegt, daß sie einen Mangel an Ver trauen zu den Teilhabern ds Vertrages be züglich der Einhaltung der Vertragsbestimmun gen bekundet. Daß die Engländer einer der artigen Klausel nicht zu st im men können, bedeutet keine Ueberraschung. Das Ergebnis der Konferenz bleibt infolgedessen noch immer in der Schwebe. Coolidge für Vertagung der Seeabrüstungs- konfcrenz auf unbestimmte Zeit «Eigene Funkmeldung) Ncuyork, 2. August Der amerikanische Staatssekretär Kellogg wird entgegen den ursprünglich geäußerten An sichten nunmehr doch mit dem englischen Mini sterpräsidenten Baldwin zusammentreffen und zwar in Vuffallo am kommenden Sonntag. Wie hierzu aus Napid-City gemeldet wird, hat Coolidge jedoch sich dahin entschieden, daß anläßlich dieses Zusammentreffens jedenfalls Kellogg die Frage der Seeabrüstung nicht aufrollen wird. Er hat erklären lassen, daß er eine Vertagung der S e e a b r ii st u n g s- konferenz auf unbestimmte Zeit einem offenen Zusammenbruch der Konsereirz in der Plenarsitzung am kommenden Donnerstag vor ziehen würde, und hat entsprechend« Anweisun gen nach Genf geben lassen. Berlin, 1. August Der französische Senator deMonzie, der jetzt Präsident der französisch-russischen Schulden konferenz ist, hat dem Pariser Mitarbeiter der „Nachtausgabe" in einer Unterhaltung Erklärun gen über died-eutsch-französischen Be ziehungen abgegeben. Der Senator ging in der Unterhaltung davon aus, daß seiner Ansicht nach eine Verständigung zwischen Deutsch land und Frankreich eine Selbstverständlichkeit sei, man sei aber von der Verwirklichung noch weit entfernt. Seit Locarno sei die Frage einer loyalen Annäherung der beiden Völker erst akut geworden. Er selbst gehöre zu den entschieden sten Anhängern dieser Politik, vorausgesetzt, datz sie wirklich durchgefllhrt werde. Im Vorder gründe des Interesses stünde die Beendigung der Rheinlandbesetzung, die Regelung der deutsch- polnischen Konflikte und die beschleunigte Liqui dierung der Saarfrage. Als Minister der öffentlichen Arbeiten unter Briand, so erklärte de Monzie, habe ich einen Plan für ein Abkommen überdie Saar gruben ausgearbeitet, der der Auftakt zu einer allgemeinen Verständigung werden sollte. Mein Plan ging dahin, datz die S a a r g r u b e n von privaten Gesellschaften in Be trieb g e n o m m e n werden. Diese Gesellschaf ten sollten ans deutschen, französischen und italie nischen Firmen gebildet werden. Von einer Ausbeutung durch eine Privatgruppe erwartet oe Monzie eine außerordentliche Steigerung der Produktion und Sicherung von Absatzgebieten. Wäre das Kabinett Briand, in dem ich damals Arbeitsminister war, nicht znrttckgetreten, so würde ich meinen Plan bestimmt verwirklicht haben. Feste Besprechungen waren bereits mit französischen und italienischen Interessenten aus genommen. Mein Plan hat freilich nichts von seinem ursprünglichen Interesse eingebllht. Größere Zurückhaltung lege ich mir in der Frage der Nheinlandbesetzung auf, weil Frankreich wieder hcrgestellt. Selbst 50 Pro zent des Reichstages hätten sich der Locarno politik angeschlossen. Aber sie fügten hinzu — was begreiflicherweise der „Excelsior" mit faust dicken Lettern an der Spitze des Berichtes von Lehmann, Erotzmann und Danziger hervorhcbt: „Frankreich muß wegen seiner Sicherheit gegenüber Deutschland noch Mißtrauen be wahren. Weiter wollen wir nichts hinzufügcn." Selbstverständlich war es nicht notwendig, noch etwas hinzuzufügen: was die Lehmann, Großman und Danziger sagten, Frankreich solle gegen Deutschland Mißtrauen haben, das fiel bei den Besuchern sofort auf fruchtbaren Boden. Man kann sicher sein, datz diese Verdächtigungen auch in Paris auf fruchtbaren Boden gefallen sein werden. Nur mutz man, um die ganz« Perfidie solcher Andeutungen zu verstehen, wissn, was die französische Liga für Menschen rechte und deren deutscher Ableger sind. Die französische Liga für Menschenrechte ist durchaus patriotisch. Seit Jahren ver hindert sie, daß der Kampf um die Kriegsschuld- frage in Frankreich geführt werden kann. Mit glieder, die erklären, di« Liga dürfe keine andere Pflicht haben, als die Kriegsschuldfrage zu klären, werden einfach ausgeschlossen. Niemals wäre es der französischen Liga für Menschen rechte eingefallen, etwa heimliche Rüstungen Frankreichs öffentlich zu denunzieren, und auf ihrem letzten Kongress haben die Vertreter fast einstimmig dem Gesetz Paul-Boncours zugestimmt, datz Frauen, Greise und K i n- ich entschlossen bin, das Kabinett Poincarce zu unterstützen, selbst wenn es sich nicht zu der un- mittelbaren Regelung entschließen kann, wie ich sie mir vorstelle. Ich habe ganz besonder« Gründe, eine verstärkte Tätigkeit auf dem Ge biete der Wiederannäherung zu wünschen. Al- Präsident der französisch-russischen Schuldenkon ferenz fühle ich mit jedem Tage mehr die Un möglichkeit, zu einem Ergebnis zu gelangen, so lange die Sowjetrcgierung Deutschland gegen Frankreich ausspielen kann. Die falsche Intimi- tät Deutschlands mit Rußland ist angetan, mein« Aufgabe beträchtlich zu erschweren. Tatsache ist jedenfalls, datz auf keiner der beiden Seiten ein genügend starker Wille zur Verständigung be steht. Wir müssen uns zunächst einmal von dem Wunsche nach Verständigung ganz durchdringen lassen, dann werden die Schwierigkeiten von selbst gelöst werden. In einem sind wir uns einig: datz eine Verschleppung für beide Parteien grosse Nachteile mit sich bringen würde. Die „Nachtausgabe" bemerkt zu dieser Er klärung des französischen Senators: Wenn man die Folierungen, wie sie in der Unterredung zu sammengefasst sind, betrachtet, so ergibt sich, datz man in Frankreich als Voraussetzung für die Rheinlandräumung noch alle bekannten Forde rungen ans der Zeit vor Locarno erhebt: Ver stärkung der Sicherungen im Rheinland, Ver zicht Deutschlands auf eine grundlegende Renj- sion des Dawesautachtens. Erklärung Dcitticb- lands gegen den Anschluss Deutschösterreichs, Ver ständigung mit Polen im Sinne eines Ost locarno. In Deutschland werden die Erörterun gen französischer Probleme über die Möglichkeit einer Verständigung in den letzten Tagen wieder optimistischer beurteilt, und zwar, weil man nicht die in der Gesamtheit vorgebrachten Forderun gen, sondern immer nur den Teil der Forderun gen behandelt, den der einzelne Politiker oor- bringt. der in Kricgszeiten der M i l i t ä r g e w a l t unterstehen sollen. Der deutschen Liga für Menschenrechte kann Professor Hertz im „Excel- sior", wo er seine Unterredung mit Lehmann und Genossen veröffentlicht, nachrühmen, dass diese unablässig militärische Ver fehlungen Deutschlands denunzierte, heimliche Rüstungen entschleierte. Lehmann stehe deshalb noch immer unter der Anklage d>s Hochverrates, aber die Anklage schlumim '« im Augenblick. Professor Hertz teilt weiter n t, Grossman rege sich besonders über dieSchütze:r« vereine auf. Allerdings dürften diese nur Gewehre mit 200 Meter Schussweite haben. Aber die deutsche Liga für Menschenrechte sei bereits in der Lage gewesen, zum Beispiel in Arrcndorf Maschinengewehre, welche sich im Be sitz von Schützenvereinen befanden, zu entdecken. Grossman fragte: „Woran können eigentlich die Schiitzcnvereine denken? Wozu können sie eines Tages benutzt werden?" Wir haben dem nichts weiter hinzuzufügen, als ein kräftiges Pfui! SeAie» Lin „Protokoll" des Eemeinderates Paris, 1. August Havas veröfentlicht einen Bericht ar« O r ch i e s, in dem es heisst: Angesichts der vom der grossen deutschen Presse verbreiteten tenden ziösen Berichte über die Umstände, unter denen im Jahre 1914 die Zerstörung von Orchies er«, Nach den Ostseftungen die Seevatterten Line Nachkontrolle zunächst abgelehnt London, 1. August Die „Times" melden aus Berlin, dass die erste Unverbindliche Fühlungnahme mit der Reichsregierung über eine Nachkontrolle der Seebatterien, von denen einige noch nicht auf feste Lafetten montiert worden seien, auf entschiedene Ablehnung gestossen sei. Das letzte Wort sei aber zweifellos noch nicht ge sprochen. ch Der letzte Satz dieser Meldung ist bezeichnend, denn er kündigt schon jetzt an, dass wir wahr scheinlich wieder „mit uns reden lassen" und eine Kontrolle der Seebatterien zulassen werden, wie es ja auch hinsichtlich der Ostfestungen der Fall gewesen ist. Deutsche gegen Deutsche Di« famose „Liga für Menschenrechte" Paris, 1. August Professor Henri Hertz von der Pariser Sor bonne wollte sich über die Zuständ« in Deutschland erkundigen und fand niemand anderes als die deutsche Liga für Men schenrechte, um die gewünschte Auskunft zu erhalten. In deren Bureau in der Wilhelm straße fand er drei Männer mit Namen Leh mann, Grossman und Danziger, die ihm erklärten, es gehe in Deutschland besser. Locarno und Thoiry hätten das Vertrauen zu