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Dresdner Journal : 07.04.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187504072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750407
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750407
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-04
- Tag 1875-04-07
-
Monat
1875-04
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 07.04.1875
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W78. Mittwoch, ton 7. AM 1877 M U««« 4««ti«L«» »WM*: «MIM-. . . »» U«» 4 Hvb öS rr. »« kk 4«»»«rd»L SM SSWMMM Itvioi»» tritt kv»1 Es 8wmp»t,«»aSM« MM». l»»»ntt»apr«i,«r MW? M» K»vm «to«r jsvivLtt«»«» ?»V1»«Ü«! M V»W» „Lo^WWLät" äi» 2«U»! M kL FA^UoS mit s» Sow» «t ?»1«ch>G^ ^dW»S» kür Sm> 1^. Dres-mrIomMl. . Verantwortlicher Redacteur: Hoftath I. G. Hartmann in Dresden. F> OosuviimoMr s» ii Drvxia« ZoumLt»; »d«uä»o.: ^»A«A ^»rt, L»»4«r- ->«rU»-Vi«»-I^tPttU » N : «a«»«—te»n <4 ^o-kr, »«cU» 7xi«»-8»«dor^-Nr»^-l.»ipttx - «rTLktatt ». >.- »ÜL-d»>: ^toE, S Xor«,ct / /»v<U»<1e^ «ianl, //. 9r,»«v L SckZatt», LtoNAo«', LüreLv; />. ^«ot. «r»»>lk»n ».» : L ^arA«r'»od» «. F. 0 »oü e 8aodt>., Da^b«<-Oo., »»rUt,: /»vH , Luulor«, <7 Se^ü«/^', k»>4» t /kavar, L«Äi«v <4 6»., />«-/« S vo., H»»diuHk: /- Bk»«»t Ft. O^cattt S«r»l>»U«b»r« ^Svisl. Lrptzäitioa ä— O»«M—r Ä«S«L U»r^»r»t^««»tt»W« >» 4. Amtlicher Theil. Dreöde«, 3l. März. Se. Majestät der König ha ben dem Vicariatsrath und ersten Königlichen Hofcaplan Joseph Stspänek in Dresden das Ritterkreuz vom Verdienstorden allrrgnädigst zu verleihen geruht. Der Privatdocent der Theologie I^e. tkeol. vr. pkii. Johannes Delitzsch in Leipzig ist zum außerordentlichen Professor in der theologischen Facultät der Universität Leipzig ernannt worden. Dresden, 1. April. Se. Majestät der König haben allrrgnädigst geruht, den bisherigen Amtshauptmann »u Freiberg, Carl Gustav von Oppen, zum Geheimen Regierungsrathe zu ernennen und denselben provisorisch mit dem Vorsitze bei der Brandversicherungs-Cvmmisston zu beauftragen. Dresden, 5. April. Se. Majestät der König haben Sich bewogen gefunden, den Major a.D. Wolf Adolph von Ziegler und Klipphausen auf Niedercune- walde und den k. k. Linienschiffslieutenant a. D. Alfred von Miltitz zu Kammerherren zu rmennen. Se. Majestät der König haben allrrgnädigst geruht, dem Vorstande der Bauschule an der Kunstakademie zu Dresden, Professor Nicolai, das Comthurkreuz II. Classe des Albrechtsordens zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. Urbtr licht. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Perseveranza. — Italia militare. — Gazzetta di Venezia.) Laaesgeschichte. (Berlin. Wien. Paris. Venedig. Madrid. St. Petersburg.) Ernennunaen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Leipzig. Plauen. Pirna. Bautzen. Reichenau.) Statistik und VolkSwirthschaft. EingesandteS. Lotteriegewinnliste vom 5 April. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische Witterungsberichte. TeleyrapliMe Nachrichten. Straßburg i. U., Montag, S. April, Abends- (W. T. B.) Die Wahlen für den LandeSauSschuß, welche heute im Bezirkstage vorgenommen worden find, find im gemäßigten Sinne ausgefallen. Von 35 Stimmen erhielten u. A. Apotheker Klein 29, Advocat Schneegans 28; Bulach 25 Stimmen. Die außerordentliche Session der Bezirkstage dürfte bereits morgen geschlossen werden. Salzburg, Dienstag, k. April. (Tel. d. Dresdn. Iourn.) Der Redacteur deS „Baycrschen Vaterland", vr. Sigl, ist auf Befehl deS hiesigen LandeSgerichtS verhaftet worden. Dem Vernehmen nach erfolgte die Verhaftung wegen Beleidigung deS Kaisers von Oesterreich in dem Witzblatt „Bremse . Haag, Montag, 5. April, Nachmittags. (W. T. B.) Dre Erste Kammer der Generalstaaten nahm in ihrer heutigen Sitzung den Gesetzentwurf an, welcher die Amortisation von 19 Millionen Gul den der Staatsschuld anordnet. Leuedig, Montag, 5 April, Nachmittags. W. T. B.) Der Kaiser von Oesterreich ist heute Mittag hier eingetrvffen. Auf der Fahrt von Cormons hierher wurde der Kaiser an allen Stationen festlich empfangen (Vgl. die „Tages- geschichte" unter Wien.) Dre Bghnhöfe waren mit italienischen und österreichischen Fahnen geschmückt und Ehrencompagnien an denselben ausgestellt. Die königlichen und Communalbehörden hatten Dresden, 6. April. Ler Kaiser Franz Joseph ist gestern Mittag in Venedig angelangt und der vielbesprochene Besuch des österreichischen Herrschers bei dem Könige von Ita lien in diesem Augenblicke eine vollzogene Thatsache. Die Mailänder „Perseveranza" bringt einen warmen Begrüßungsartikel, in dem der politische Charakter des Besuches besonders betont wird. Oesterreich und Ita lien schütteln sich, um im Shakespeare'schcn Stile zu sprechen, heute die Hand. Sie haben sich, wie die „Italia militare" bemerkt, auf den Schlachtfeldern achten gelernt, und ihre Freundschaft wird dauerhaft sein, wie es bei ritterlichen Gegnern der Fall zu sein pflegt, wenn sie sich ausgesöhnt haben. Die italienische Armee werde stolz sein, in Vigonza von dem Ober haupte der österreichischen Armee in Heerschau besichtigt zu werden, deren Tapferkeit sie oft gewürdigt und deren Werthschätzung und Achtung sie sich zu erwerben gewußt hat. Weiter heißt es: „Wir sind gewiß, daß, wenn der erlauchte Kaiser die italienischen Soldaten an sich vor überziehen sehen wird, er in seinem edeln Herzen jene Gefühle empfinden wird, welche den unter den Waffen ausgewachsenen Männern eigen sind und die den ver aangenen Kämpfen die glücklichen Eindrücke des Augen blicks und die Aussichten der Zukunft entsprießen lassen, indem sie beiderseits und mit gleicher Loyalität Freund schaft und Frieden zu erhalten bezwecken. So sei denn der würdige Souverän eines befreundeten Volkes unter uns willkommen geheißen! Die italienische Armee ehrt fich zum Empfange deS Kaisers eingefunden, der von der Bevölkerung allenthalben mit den leb haftesten Kundgebungen begrüßt wurde. Ueber den Empfang in Venedig ist Folgendes zu be- richten: Auf dem Bahnhöfe von Venedig waren der König, die königlichen Prinzen und die sämmtlichen Civil- und Militärbehörden zum Empfange anwesend. Eine Com pagnie des 71. Linienregiments gab die Ehrenwache. Als der Hofzug in den Bahnhof einfuhr, ging der König Victor Emanuel dem Kaiser entgegen und umarmte den selben. Die Militärkapelle spielte die öj.errcichische Volkshymne. Als die Souveräne im Pavillon des Lan dungsplatzes erschienen, brach die unübersehbare Volks» menge, welche dort der Ankunft des Kaisers harrte, in enthusiastische Hochrufe aus. Die Artillerie gab mehrere Salven ab. In einer eigens für den Kaiser hergerich teten Gondel nahmen der Kaiser, der König und der Kronprinz Humbert Platz. Die Prinzen Amadeus und Thomas, der österreichische Gesandte Graf Wimpfscu, General Menabrea und das gesammte Gefolge des Kaisers schlossen sich in anderen Gondeln an. Unzählig^ Fahrzeuge, worunter alle Gondeln der venetianischep Nobili in Gala, folgten. Die Ufer, Treppen und Paläste waren von Zuschauern überfüllt und die prachtvoll dcco- rirten Balcone besonders von Damen dicht besetzt. Auf der Fahrt durch den Canale-Grande, welche eine halbe Stunde dauerte, wurden die beiden Monarchen überall mit Enthusiasmus empfangen. In den lauten JubÄ der Bevölkerung mischten sich die Klänge der österreichi schen Volkshymne, die von den zahlreichen Musikkapelle« beim Vorüberfahren der Souveräne angestimmt wurde. Auf dem Markusplatze wurde den dort ausgestellten Truppen von den Majestäten die Revue abgenommen und darauf in der Residenz der Kaiser von der Kron prinzessin Margarethe, den Ministern und den Präsi denten des Senats und der Dcputirtenkammer empfangen. Der Markusplatz war von einer dichtgedrängten Volks menge besetzt, welche den Kaiser Franz Joseph und den König Victor Emanuel mit den lebhaftesten Kundge bungen begrüßte. Die Ovationen wiederholten sich, als die beiden Monarchen zusammen auf dem Balcon der Residenz erschienen. Die Empfangsfeierlichkeiten, zu denen sich eine große Anzahl von Fremden hier ein gefunden hat, wurden von dem prachtvollsten Wetter be günstigt. und begrüßt den Kaiser. Dieser Gruß begleite ihn bis zur Rückkehr an die Ufer der Donau, damit ein treues Echo einen lebendigen, aufrichtigen Ausdruck desselben der österreichischen Armer wiederhole". — Die „Gaz- »etta di Venezia" schreibt: Der Besuch des Kaisers in Venedig werde einen tiefen Eindruck in der Geschichte der Wiedergeburt Italiens zurücklassen. Der Entschluß des Kaisers finde die lebhafteste Zustimmung der ge- sammten italienischen Nation und werde auch im Aus lande eine günstige Beurtheilung finden. Indem der Kaiser in diese Provinz komme, verkünde er laut, daß er die Vergangenheit für immer vergessen habe und daß die Freundschaft für Italien und den König Victor Ema nuel nicht eine vorübergehende Thatsache sei, sondern eine leitende Idee der Politik Oesterreichs bilde. Italien werde diese Demonstration mit dem herzlichsten Empfange des Kaisers erwiedern. CagkLsikschichte. * Berlin, 5. April. Wie man der „N.-Z." mit- theilt, würde die Reise des Kaisers nach Italien, die nunmehr als fest beschlossene Thatsache betrachtet werden kann, deren Aussnhrung«nur von dem körper lichen Wohlbefinden des Monarchen abhängig ist, um die Strapatzen, mit welchen dieselbe für den hohen Reisenden unvermeidlich verbunden, auf das ge ringste Maß zu beschränken, keincnsalls über Florenz hinaus ausgedehnt werden. — Der Reichskanzler Fürst Bismarck wurde auch heute Nachmittag von Sr. Majestät dem Kaiser zum Vortrag empfangen. In der am Sonnabend stattgefundenen Sitzung des Staats ministeriums hat Fürst Bismarck als Ministerpräsident den Vortrag geführt. Auch heute, Nachmittags zwischen I und 2 Uhr beehrte Se. kaiscrl. und königl. Hoheit der Kronprinz den Reichskanzler mit einem halbstündigen Besuch. — Graf Münster, diesseitiger Botschafter in London, hat sich gestern von hier nach seiner Besitzung Derneburg begeben und beabsichtigte heute von dort die Rückreise sortzusctzen. — General v. Schweinitz, deut scher Botschafter in Wien, hat sich heute Mittag am hiesigen Hofe wieder verabschiedet und wird Abends auf seinen Posten nach Wien zurückkehren. — Wie die „St. A. Z." meldet, ist gestern hier eingctroffener Nachricht zufolge am 3. d. M. dem Vertrage von Olympia in Athen feiten der Volksvertretung zugestimmt worden, eine für die Alterthumswissenschaft und nicht nur für die Deutschen erfreuliche Kunde. — Vor einigen Tagen sind feiten der Rechtsanwälte Munkel und Dockhorn die Beantwortungen auf die Appellativnsrechtfertigungs- schrift des Staatsanwalts Tessendorff in der Arnim'- schen Proceßsache dem Kammergericht zugegangen. Dasselbe hat vom Stadtgericht noch die Abschriften von einiben in erster Instanz zur Verlesung gelangten diplo matischen Berichten verlangt, welche in den nächsten Tagen dem Kammergericht zugehen werden, womit alles für die Einleitung des zweitinstanzlichen Verfahrens nothweudige Material beschafft sein wird. — Laut einer Verfügung des Generalpostamts vom 2. d. M. werden preußische Banknoten zu zehn Thaler fortan an den Postschaltern als Zahlungsmittel weder angenom men, noch ausgegeben werden dürfen. — Das Statut der deutschen Reichsbank ist, bis in alle Einzel heiten ausgearbeitet, von Seiten des gegenwärtigen Haupt- directoriums der preußischen Bank bei dem Ncichskanz- leramte eingereicht worden. Auch ist dasselbe hier be reits, wie man der „Wes.-Ztg." meldet, genehmigt und wird nun in dieser Form als eine Vorlage der preußi schen Regierung an den Bundesrath gelangen, von Seiten dessen wohl schwerlich noch Abänderungen beliebt werden dürften, da die sämmtlichen Grundsätze, welche in dem Statut zum Ausdruck gelangen, bereits in dem Reichsbankgesetz selber fcstgestcllt sind. Da der Bundes- rath in der ersten Hälfte des Monats Mai zur Be- rathung dieses Bankstatuts zu einer außerordentlichen Session zusammentritt, erwartet man spätestens um Mitte Mai die Publikation des Statuts. Es soll dann un ¬ mittelbar darauf mit der Ausschreibung der Subscription auf die Actien der Reichsbank vorgegangen werden, um jedenfalls so frühzeitig als möglich die Beschaffnng der Geldmittel sicher zu stellen. 1^. Berlin, 5. April. Das Abgeordnetenhaus hat heute Nachmittag nach I Uhr seine Sitzungen wie der ausgenommen. Am Ministertische waren zugegen die Staatsminister Camphausen, Graf zu Eulenburg und vr. Friedenthal. Der Präsident verlas zunächst ein in allerhöchstem Auftrage an das Präsidium des Hauses gerichtetes Schreiben des Hofmarschallamtes vom 21. März, wonach der Kaiser und König sein Bedauern darüber ausspricht, daß sein Befinden ihm nicht gestatte, die Glückwünsche des Hauses zu seinem Geburtstage per sönlich entgegenzunehmen. An Vorlagen sind einge gangen ein Gesetzentwurf betreffend die Kosten, Stempel und Gebühren in Vormnndschaftssachcn; ein Gesetzent wurf, betreffend die Wiederherstellung der Grundbücher des Grundbuchamtes Sickhausen unv ein Gesetzentwurf, betreffend die Ueberweisung einer Summe von 4,500,000 Mark an den Provinzialverband von Schleswig-Holstein. Vor Eintritt in die Tagesordnung machte der Finanz minister Camphausen folgende Mittheilung über das Resultat des Abschlusses der Rechnungen für die Ein nahmen des Jahres 1874: In der Sitzung vom iS. Januar habe ich bereits aus führlich dargelegt, wie sich wahrscheinlich die Finanzvcrhölt- nisse des Jahres 1874 gestalten werden Nachdem Mitte März der Finalabscbluß stattgcfunden, bin ich in der Lage, dem Hause die nachstehenden Mitiheilungen zu machen, Für das Jahr 1874 war die gesammte Einnahme des Staates veranschlagt auf 282,758,017 Thlr., in der Wirklichkeit haben diese Einnah men sich aber belaufen auf 24 >,629,485 Thlr. und sind sonach die Bruttoeinnahmen um den Betrag von 16,871,468 Tblr. ge gen den Voranschlag überstiegen. Die Ausgaben des Staates waren in derselben Höhe veranschlagt, wie die Einnahmen; sie haben aber 241,694,726 Thlr.. also mehr 8.986,709 Thlr. be tragen. Neben dieser etatmäßigen Verwaltung läuft die sog. extraordinäre Verwaltung einher, die im Jahre 1874 von sehr grober Bedeutung gewesen ist. indem statt der vereinnahmten 80 183,504 Thlr. im Ganzen 81,880,801 Thlr., also 1,117,300 Thlr. mehr verausgabt worden sind. Wie Ihnen bekannt, bestehen bei der sog. extraordinären Verwaltung durchlaufende Posten. In diesem Jahre hat sich unter diesen Ausgaben ein Posten befunden von 1 Million Thaler, der ans einem spcciellcn Ver hältnisse herrührt. Die preußische Regierung hatte nämlich im Jahre 1864 mit der oldenburgschen Regierung eineu Vertrag abgeschlossen, wonach Preußen die Verpflichtung übernommen halte, im Laufe von 10 Jahren entweder dafür zu sorgen, daß eine Eisenbahn in der Strecke von der oldenburgischen nach der hannöverschen Grenze angelegt, oder der preugiscye Staat an die großherzogliche Regierung eine Million zu zahlen hatte. Diese letztere Zahlung hat im Lause des Fabres stattfinden müssen, oa der Eisenbahnbau nicht stattgcfunden hat Den Mehrausgaben tritt nun bei dem Extraordmarium ein Mehr betrag von 1,147,300 Thlr hinzu, und ergicbt sich sonach ecn Mehr von überhaupt 1",084,009 Thlr. Diese Mehrausgaben von den Mehreinnahmen von 16,871/68 Thlr in Abzug ge bracht, ergeben einen disponibel« lieberschuß für das Jahr 1874 im Gcsammtbetrage von 6,787,459 Thlr., den wir, falls nicht anders darüber bestimmt wird, für die Ausgaben des Jahres 1875 reserviren können. Die Mehreinnahmen be schränken sich mit nur wenigen Ausnahmen auf die Bergwerks verwaltung mit 7,'>87,824 Tblr., auf die Forstverwaltung mit über 2 Millionen Thaler, auf die Einnahmen aus Ablösungen und Verkäufen 862,581 Thlr. Ferner durch die vorübergehende zinsbare Anlegung von Capitalbeständen einen ZinSacwinn von 644,072 Thlr. Was die Erhöhung der Ausgaben betrifft, so fallen dieselben fast ausschließlich der Eisenbahn- und der Bergwerksvcrwaltung zur Last, da bei der erster« 5,436.991 Thlr. und bei der letztem 3,089 »40 Thlr. mehr gegen den Voranschlag verausgabt worden sind. Ich glaube mich auf diese Beinen ungen beschränken zu dürfen und will nur noch erwähnen, daß in Bezug auf die Eisenbahnbautcn, für welche im Jahre 1874 überhaupt 3O.331.7oo Thlr- verausgabt worden sind, im ersten Quartale dieses Jahres dieser Summe bereits 24 Millionen Mark neu hinzugetreten sind. Das Haus tritt nunmehr in die Tagesordnung ein. Den ersten Gegenstand derselben bildet die Verlesung der Interpellation des Abg. vr. Virchow, welche an die Staatsrcgierung die Anfrage richtet, ob sie dem Land tage noch in dieser Session den Entwurf eines Gesetzes über die Reform der Gemeinde-, Kreis- und Provinzial ordnung für Rheinland und Westfalen vorlegen wird, und im Falle der Verneinung, ob die Staatsregicrung die Vorlage in der nächsten Session einzubnngen beab sichtigt? Abg Vr. Virchow begründete seine Inter- Feuilleton Redigirt von Otto Banck. Der vierte und letzte ProductionSabend deS Ton- küvstlervrreinS fand am 5. d. im Saale des „Hotel de Saxe" Statt und brachte ein höchst interessantes Programm: vier Tonwerke, welche zum ersten Male zu Gehör kamen. Zwei derselben, Quartett (b'-<1ui) nach seiner Sonate op. 14 Nr. 1 L-äur bearbeitet von Beethoven, und eine Sonate für 6Iavieemb»!o obli- xnto und Violu 6i (inmbn von G. F. Händel, hatte Herr Kammervirtuos Grützmacher aufgefunden, ersteres im Privatbesitze in Nürnberg, die zweüe in der königl. Bibliothek in Berlin. Beethoven spricht sich in einem Briefe darüber aus, daß eine Uebertragung von Clavirr- sachen auf Streichinstrumente, deren Naturell dem Cla vier so widerspreche, an sich unnatürlich sei und höch stens vom Componisten selbst geschehen könne; denn um, wie nöthig sei, wegzulassen, umznändern und sogar zu zusetzen, müsse man der Meister selber sein oder wenig stens dieselbe Gewandtheit und Erfindung haben. Er setzt hinzu: „Ich habe eine einzige Sonate von mir in ein Quartett für Geigeninstrumente verwandelt, warum man mich so sehr bat, und ich weiß gewiß, das macht mir so leicht nicht ein Anderer nach." Und gewiß ist diese Uebertragung — die von den Herren Hüllwrck asm, Schubert )un., Göring und Grützmacher vorzüglich vorgrführt wurde - meisterhaft und konnte so nur von Beethoven selbst gefertigt werden; dennoch bestätigt sie nur dessen eignen allgemeinen Ausspruch, daß sich ein eigentlicher Ouartettsatz in seiner polyphonen Aus drucksweist aus einem Clavierstück nur annähernd Her stellen läßt und unmittelbar für Streichinstrumente er funden und gedacht werden muß. Händel'S Sonate für Pianoforte und Violoncell, von F. Grützmacher einge richtet und von ihm und Herrn Heß ausgeführt, ist ein sehr interessantes, mit besonderer Sorgfalt durchge arbeitetes Musikstück. Außerordentlich schön — und mit schönem Ausdruck von Herrn Grützmacher wiedcrgegeben — erwies sich das gcsangvolle Adagio, durchaus frei von zeitlichen Formeln. Herr Medefind spielte — von Herrn Heß begleitet — mit trefflichem, stilvoll behandeltem Vortrage eine von Fcrd. David bearbeitete Sonate (a-moll) für Violine und Baß von einem unbekannten Autor. Ihrem gediegenen, aber mehr rcproductivcn musikalischen Gehalt in der Form nach rührt sie von einem tüchtigen Violinspieler aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts her. Mit Ausnahme des Lar ghetto, welches durchaus moderner entweder im Laufe der Zeit von anderer Hand eingelegt, oder wenigstens sehr wesentlich von F. David umgcändert sein mag. Den Schluß des Abends bildete in vorzüglicher Ausführung, an welcher auch in erfreulicher Weise Herr Concertmeister Lauterbach sich für die erste Violin- stimme bethetligte, ein neues Sextett (k-moll op. 25) für zwei Violinen, zwei Violen und zwei Violon celle von Heinrich Hofmann. Der Eindruck desselben war ein sehr günstiger, namentlich in Bezug auf die ersten beiden Sätze. Der Componist besitzt einen noch zu empfänglich revroductiven Sinn für bedeutende musika lische Eindrücke, welcher die Selbstständigkeit seiner Erfind ung beeinträchtigt. So sind die ersten drei Sätze voll Wag- ner'scher Anklänge. Dennoch kann man sie mehr nur als empfangene Anregungen bezeichnen, die der eigcn- thümlichrn und musikalisch gewandten, in der Stimm führung sehr melodisch flüssigen und ansprechend ver wendeten Gestaltung und Durcharbeitung nicht entbehren. Zu viel Bewegung der Harmonie bringt diese öfter zu einer unklaren, Wohlklang und Bestimmtheit schädigenden Mischung. Hofmann besitzt entschiedenes Talent für eine geschickte, leicht faßliche und gefällig wirkende Be handlung der Technik, der Ausdrucksformen und für das instrumentale Colorit. Vielleicht giebt in nächster Saison eine Orchcstercomposition Hofmann's Gelegenheit, diese Eigenschaften näher und in Verbindung mit sei ner individuellen schöpferischen Kraft zu prüfen. C. Banck. AuS dem Kreislauf der Geschichte. Ter Ausspruch Ben Akiba's, daß Alles schon da- gewescn sei, findet durch die Specialgcschichtc eine viel fache Bestätigung, und wenn sich die menschlichen Zu stände nicht in gleicher Gestalt wiederholten, so waren doch die Abweichungen nur formeller Art. Das zeigt sich in einer interessanten Schilderung von Professor Leo Reinisch, in welcher derselbe nach den allmählich entdeckten und entzifferten Originalurkunden ein Bild der bürgerlichen Gesellschaft Aegyptens entwirft. Gerade so lange Zeit vor Christi Geburt, wie wir jetzt nach derselben leben, erlag die Kraft dieses Culturvolkes jener sittlichen Fäulniß, die sich überall durch Ueber- handnahme des Luxus und der feilen Speculationswuth eingestellt hatte. Der Kampf um's Dasein war ein ver- zweiselter und auch unsere modernen Börsenkatastrophen hatten ihre Parallele. Der üppige Wohlstand, der durch die reiche Beute des Auslandes in die ägyptische Residenz Memphis einzog, weckte allmählich den Luxus in allen Schichten der reichen Gesellschaft und bedingte hierdurch Aus wüchse, welche lies am Lebensnerv der Nation zu nagen begannen. Die Semiten und Juden, Phönizier und Araber kamen in Karawanen gezogen, um ihre Waarrn für thrurrS Geld in der ägyptischen Hauptstadt zu ver kaufen oder gegen die Früchte und Erzeugnisse des Stromlaudes umzutauschen. Viele Kaufleute siedelten sich in Memphis, Theben und andern Städten Aegyp tens an und gründeten große Handlungsctablissements. Mit dem zunehmenden Reichthum aber verminderte sich die Thätigkeit und Arbeitslust der Besitzenden. Ein Papyrus im Museum von Leyden schildert uns die be sitzende Klasse mit folgenden Worten: „Die hohen Herren stecken m Edelsteinen und Byssusgewändcrn, die auf das Schönste gewirkt sind; ihre Frauen kümmern sich keinen Tag um die Arbeit, sondern liegen auf ihren Diwanen. Das Gleiche thun aber auch die Männer." Die erste Folge dieser Arbeitsscheu war die Noth- wendigkcit, eine zahlreiche Dienerschaft zu halten. Da gab es denn die liebe Noth, mit den Dienstleutcn aus zukommen. Behandelte man sic gut, so wuchsen sie der Herrschaft über den Kopf; hielt man sic knapp, so gab es böses Gercde unter den Leuten, indem sie den Herrn als Knauser verschrien, der karg zahle und ungenügende Kost verabreiche. So sagt der Autor des erwähnten Papyrus: „Die Sclavinnen alle sind tapfer mit ihrem Maule und die Hausfrauen klagen und sagen: o, welche Beschwerde verursacht die Dienerschaft!" Und an einer andern Stelle schildert er das Hauswesen eines reichen Magnaten mit den Worten: „Geschnitztes Getäfel und kostbares Holzwerk schmückt seine Gemächer. Seine Leute aber sagen: Gar knapp ist die Bezahlung des Herrn und nicht erhält man aus seiner Hand genügendes Aus kommen, und wie gemein und geschmacklos ist die Kost, die er uns austischt!" Eine weitere Folge des sich steigernden Luxus war die Entsittlichung der Gesellschaft, der Verfall des Fa milienlebens und die Lockerung der ehelichen Bande. Die hohen Herren bekamen Geschmack und Vorliebe für die schmucken und wohlgestalteten syrischen und jüdischen
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