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Erscheint TitnSlag, Donnerstag n. Sonnabend. Abonnementsprels einschließlich zwei illustrierter achtsritigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Ml. Zeitung sür Wriuld, Hkisersdors, Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Ps., siir auswärtige Inserenten 15 Pf. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Klein» und Grotzötsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Cokmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskrast für amtliche Bekanntmachungen dimnmer 88. Kernsprecher: Amt Deuben 114. Dienstag, den 28. Juli 1908. K-rnspr-ch-r: «mt Deuben 114. 21. Jahrgang . Kvksnnlmavkung, °as Abbrennen von Feuerwerks- körpern betreffend. j . Die Vorschrift in § 368,7 des Reichsstraf- Wbuches, wonach bei Vermeidung einer strafe bis zu 60 Mk. oder Haft bis zu 14 in gefährlicher Nähe von Gebäuden Mr seuerfangenden Sachen Feuerwerke ächt abgebrannt und Schüsse nicht .^gefeuert werden dürfen, wird hiermit in Awnerung gebracht. Zugleich wird bemerkt, der Verkauf von Feuerwerkskörpern an Personen unter 17 Jahren bei Geldstrafe bis i" lbO M. oder entsprechender Haft verboten ist. Rabenau, am 24. Juli 1908. Der Bürgermeister. Wittig. üUt Nab m«a fern Rabenau, den 27. Juli. - Ju üblicher Welse wurde am Scmn- ^klid da- Rabe nauer Schützenfest !"» dem Zrpfenstreich eingekitet, der tine sich ^tgesrtzt vermehrende Begleitung von Jung Alt sand. Am Sonntag ruf die Kapelle slüher Morgenstunde die Feststiminuug in M Bürgerschaft wach. Gegen 11 Uhr ver- ^ldlneltei» sich auf der „Albert-Höhe" Lie Mützen mit ihre» »ur in kleiner Zahl er- Menen'N Gästen zu gemütlichem Frühstück. Agm Trauer war leider Herr Bürgermeister Mlig abgehalten an der Veranstaltung teil- dmchmen, weshalb Herr Pastor P.schick die Aihe der Toaste mit anerkennenden Worten R die Gesellschaft elöffuete und seine warme Alprache in einem Hoch auf unsern geliebten ^mg Friedrich August auskiingen ließ, in das Anwesendeir begeistert einstiminten und Rhend die Sachsenhhmne sangen. Herr Schwind »'fite alsdann deir Schützenkönig, Herr Beyer ^'wr, als milden Regenten, während Herr ^gel Ehrengästen und Gäste» s-in Glas ^lhte. Herr Vorsteher Eisler gedachte der ^glichen und städtischen Behörden rind der »ördenmgeli, deren sich die Gesellschaft stets deuselbeii zu erfreuen gehabt habe und Ew»k auf das Fortbestehen de« bisherigen er- 'ällljchen Verhältnisses. Jur Namen der Stadt »"d der Gäste dankte Herr Baumeister Wünsch- ^>m in Worte», die von aufrichtigster Sym- ^thie sür die Gesellschaft getragen waren. Den Aiuß im Neigen der Toaste machte Herr P^ez, indem er das weitgehendste Entgegen- Mmen des Festwirles, Herr Baarmann, her- Aorhob und aus das Wohl desselben trank. Das Frühstück war getragen von der gewöhn et frohen Laune. Der übliche Nachschoppen "itete über zum AuSzuge. An demselben nah- mehrere hiesige Vereine sowie die Bruder- Gllschaft aus Polschappel teil. Kurz nach Eintreffen des Festzuges auf der Schützen- ^iese entwickelte sich dort ein lebhaftes Trei- Der Besuch war sehr zahlrech. Leider äat nach 6 Uhr ein mehrere Stuilden anhal- "e»des, heftiges Gewitter, das voll starkem Re- 8u>guß begleitet war, auf, das den größten Ani der Besucher flüchten ließ, wodurch dem ^ilte und den in ansehnlicher Zahl auf der Mwiese vertretenen Firanten ganz erheblicher Schaden erwuchs. Der zweite Festtag begann Ait herrlichem Sonnenschein. Am Vor mittag ä>nd im Ratskeller das Königsfrühstück statt, AwS in allen seinen Teile» einen harmonischen verlaus nahm. . — Am Sonnabend fiel ein Arbeiter bei iAm Aufbau einer Luflschaukel auf dem Schützen» Platze von ansehnlicher Höhe herab und zog »ch einen Beinbruch zu. --Auch ein Segen der Sozial- polrtik! Mrt Freuden darf konstatiert wer- ^li, daß Vergehe», heivorgegangeil aus dem ^MPfe ums Dasein, von Jahr zu Jahr in Abnahme begriffen sind. Aus dem vorjährigen Bericht des Vereins sür Strasanstaltentlaffene üi der Ephorie Dresden-Land ist z. B. zu eilt» »ehmen dar im Jahre 1907 nur »och 97 Entlassene dahin gemeldet wurden, 31 weniger als 1906, 61 weniger als 1905, 105 weniger als 1904. Das ist die segensreiche Rückwilkimg dir Alters- und JnvaliditätSversicherung, der Unfallversicherung usw. Möchte dies doch im mer mehr Anerkemnmg finden, inbesondere in den Kreisen der Versicherten. — Auf der Anklagebank deS Schöffenge richts zu Tharandt nahmen Platz das Dienstmädchen Flora Emma Wurm, z. Z. in Chemnitz, sowie deren Schwager, der Handar beiter Eduard Ernst Kaden-Tharandt. Erstere wegen Diebstahl, letzterer wegen Hehlerei. Die Wurm ist beschuldigt, im Herbste vorigen Jahres ihrem Dieustherrn Gutsbesitzer Döhnert- HintergerSdors ei» Säckchen Hafer im Werte von 2 Mark entwendet zu haben. Sie hat dies getan als ihr von ihrem Schwager Wäsche überbracht wurde. Kade» hat de» Hafer a» sich genommen und für seine Kaninchen ver wendet. Man erblickt in ihm den Anstifter des Diebstahls und diktiert ihm eine Gefäng nisstrafe von zwei Tage» zu. DaS Mädchen kam in Anbetracht deS jugendlichen Alters mit einem Verweise davon; beantragt waren 2 Tage Geiängnis. — Wegen widernatürlicher Unzucht mußte gegen einen Deubener verheirateten Ge legenheilsarbeiterpolizeilich eingeschritte» werden. — Für das Gauturnfest inBärenstein sind sowohl aus den Gauvereinen wie aus den Bcudervereinen der benachbarten Gaue Sachsens und Böhmens zu den Festlichkeiten am 8. und zum Hanptfeste, Sonntag, den 9. August so zahlreiche Anmeldungen eingegangen, daß ein glänzender Verlauf des Festes sicher ist. Die verschiedenen Ausschüsse arbeiten denn auch mit Hochdruck, damit den Besuchern unsers idyllisch gelegene» Städtchens in jeder Beziehung schöne Stunden bereitet werden können, die ihnen immerdar in angenehmer Erinnerung bleiben sollen. k- — Wie die köuigl. Forstkivierverwaltung Rossau mitteilt, ist der kürzlich in dem dortigen Staatssocstrevier aufgefundene Leichnam als der deS früheren Kontoristen Max Fischer aus Wilsdruff rekognosziert worden. — Am 10. Juni gerieten die Fabrikar beiter Oswald Eduaid Schlicke-Tharandt und Rch. Neinh. Kreutziger-Großopitz während der Arbeit in Streit, der seinen U sprung da rin hatte, daß dem Kreutziger ein Stück Holz iiiS Gesicht flog. Ec vermutete in Schlick? den Täter und bezahlte mit gleicher Münze. Während der Frühstückspause ergriff Schlicke eine Latte, schlich sich an Kreutziger heran, und versetzte ihm von hinten einige Schläge. Beide geritten iiiS Handgemenge und Kreutziger brachte seinem Gegner mit geschloffenem Messer einige Hautabschürfungen bei. Für ihren jugendlichen Uebcrmut erhielten beide vom Schöffengericht zu Tharandt je 10 Mk. Geldstrafe. Dem Zeu gen Opitz-Hintergersdorf, der die Sache zur Anzeige gebracht, wurde der Rat erteilt, der artige Anzeigen in Zukunft zu unterlassen wo cs sich um harmlose Schlägereien handele, wie sie hin und wieder unter der reiferen Jugend vor käme». — Die Rittergüter Sachse »s nach Zahl und Größe. Nach dem präch tigen Werke von Dr. L. Hofmann „Die Ritter güter des Königsreichs SachsenS" gibt cs in unserem Vaterlande noch etwa 920 Rittergüter. Je 268 davon liegen in de» Kreishaupt- mannschaftcn Leipzig und Bautzen, 194 in der Dresdner, 147 in der Zwickauer und nur 41 in der Chemnitzer Kreishauptmannschaft. Die meisten dieser Güter befinden sich in der Gegend von Bautze»; hat doch die Amtshauptmann schaft Bautzen allein 125 Rittergüter aufzu weise». Die wenigsten derselben finden wir in den Amlshanptmannschasten Flöha (9), Anna berg (7) und Schwarzenberg (4). Das giößte ist das zu Pfaffroda (zwischen Sayda und Olbernhau), das elne Fläche von 2286 Hektar umfaßt, also wesentlich mehr als die Hälfte des gesamte» ausgedehnten Stadtgebiets von Chemnitz aufzuwtisen vermag. — Vom Landgericht Dresden erhielt der 20 Jahre alte, schon mehrfach vorbestrafte Arbeiter Gustav Adolph Lahode aus Neu- burgk, wohnhaft in Gittersee, wegen Dieb stahls eines Fahrrad.S 8 Monate Gefängnis und 2jährigcn EhrenrechtSverlust. — Sonnabend nachmittag sand in der Kirche zu DceSden-Strehlen die Trauung deS Herrn AmtShauptmanns Dr. Mehnert in Dippoldiswalde mit der ältesten Tochter des Herrn Geh. Regierungsrals Heink statt. — Kleine Notizen. — In Schir giswalde hat sich in, domstiftlichen Walde der 48 Jahre alte, dem Trünke ergebene Fa brikarbeiter Josef Engelmann erhängt. — Bei Oberwartha fand man auf einem Grenz steine sitzend einen Mann, der sich tiefe Schnitte am Halse und am Puls beigebracht halte, um sich den Tod zu geben. Ec nannte sich Schuh macher Stark aus Pirna und schien offenbar geistesgestört- Der Mann, der heftig blutete, wurde von einem Arzte verbunden und sollte der Heil» und Siechenanstalt in Dresden zuge führt werde». — Beim Nachfülle» vo» Spiri tus in eine» bre»nenden Spirituskocher explo dierte die Kanne und verletzte die Fcau des Hausbesitzers Lenner so schwer, daß sie ins Krankeuhaus übergeführt werden mußte. — In Zwickau stürzte ein 60jähriger Ein wohner im Rausche die Treppe seiner Woh nung hinab, wobei er eine» Schädelbruch er litt, der seinen Tod zur Folge hatte. — In der Nähe des Bahnhofs Wüstenbrand wurde der 21 Jahre alte Streckenarbeiter Zill vo» der Lokomotive ei»es Personene»zuges erfaßt und am Kopfe so schwer verletzt, daß der Tod alsbald eintrat. — Das 5jährige Töchterchen des Feldwebels Lehmann in Kamenz fiel so unglücklich die Treppe herunter, das es bald darauf verstarb. Die Mutter war im Waschhause beschäftigt, während der Vater srüh mit nach dem Truppenübungsplätze Königs brück abgerückt war. — Durch die Kriminal polizei wurde in Chemnitz ein 32jähriger Buchhalter auS Limbach festgenomme», der seinem Prinzipal, einem Geschäftsinhaber, nach und nach etwa 6000 Mark unterschlagen und in seinem Nutzen verwendet hat. — In Eibenstock beging der 39 Jahre alte Sticker Gläß, Vater von sieben Kindern, Selbst mord. — Ein etwa 20jähr. Mädchen sprang in selbstmörderischer Absicht von der Landungs brücke Saloppe in die Elbe, wurde aber von Schiffern gerettet und den Eltern zugeführt. — In Borna bei Chemnitz wurde ein Schcunengebäude eingcäschert, ..das der Chem nitzer Düngerabfuhrgesellschast gehörte und Ecntegerälschaftcn enthielt. In der Schein» übernachteten drei junge Handwerksburschen, die mit verbrannten. Ohne Zweifel haben sie durch Unvorsichtigkeit daS Feuer selbst ver ursacht. Die Leiche» sind derartig verkohlt, daß eS nicht gelang, ihre Personalien fistzu- stellen. Alle Papiere und Kleidungsstücke sind vernichtet; bei einer der Leichen läßt sich nicht einmal fiststellen, ob sie Weib oder Mann war. Die eingcäscherte Scheune ist übrigens wiederholt schon abgebrannt, zum letztenmal im Februar d. I., wobei ein darin nächtigender HandwerkSbursche so schwere Brandwunden erlitt, daß er verstarb. — Wegen Beamtenbeleidigung und Wider- setzung gegen die Staatsgewalt hatte sich vor dem Schöffengericht Auerbach der bereits wegen Unterschlagung zu drei Jahren Gefängnis verurteilte frühere Rechtsanwalt Seiler aus Burgstädt zu verantworten. Der An klage lagert Vorgänge zu gründe, die sich be reits kurz vor Weihnachten vorigen JahreS im Hotel zum braunen Roß in Auerbach ab- spielte» und seinerzeit unliebsames Arifsehe» erregten. Seiler, der aus der Strafanstalt Zwickau vorgcführt wurde, erhielt eine Zusatz strafe von 7 Wochen Gefängnis. — Der 35 Jahre alte Holzhändler Fried rich Wilhelm Bernhard Winkler auS Löbau wurde vomLandgericht Bautzen wegen Wechsel fälschung zu 3 Jahren Gefängnis und 2 Jahren Ehrenrechtsverlust unter Zubilligung mildernder Umstände verurteilt. Wmkfir hat in der Zeit vom Jahre 1898 bis Herbst 1907 in Löbau nicht weniger als 2666 Wechsel gefälscht; diese konnte er jedoch infolge der Entdeckung seiner Straftaten nicht mehr einlösen. — In einer Spinnerei inWerdau kam die 14'/, Jahre alte Anlegerin Vetterlein inS Getriebe eines Selfaktors, wobei sie einen Arm verlor. — Aus noch unbekannten Gründe» e r- hängte sich am Sonnabend srüh inPirna in seiner Wohnung an der Weststraßc der Holzhändler E- — Vo» einem der etwa haushohen Rosen steine in der Nähe der Kelchsteine ist ein in Oybin zur Sommerfrische weilender 15jäh- riger Gymnasiast abgestürzt. Der junge Mann trug bei dem Sturz ziemlich erhebliche Kontu sionen in der Blckengegend davon und wurde bewußtlos vom Platze getragen. Man schaffte ihn mittels einer Bahre nach Oybin, wo er sofort in ärztliche Behandlung genommen wurde. — Der Gasthof in Steinbach brannte vollständig nieder. Der Besitzer erlitt großen Schaden, da fast gariuchts gerettet werden konnte und die gesamte Heuernte und viel Geflügel mit verbrannte. Auch einige Sommer frischler sind von dem Brande empfindlich be troffen worden. DaS Feuer ist durch die Fahr lässigkeit eines 13 Jahre alten Knaben verur sacht worden. Der Knabe zündete beim Schlafen gehen eine Lampe an und warf das brennende Streichholz weg, welches in der Nähe lagern des Heu entzündete. Anstatt Lärm zu schlagen, flüchtete der erschrockene Knabe. — In Bautzen wurde seit Sonnabend mittag das fünfjährige Söhnchen deS Arbeiters Pohle vermißt. Abends wurde es tot aus der Spree gezogen. — Die Wirtschafterin Minna Döll in Leipzig wird sich im September vor dem dortigen Schwurgerichte wegen Mordes, be gangen an ihrem G-liebten, dem Buchhändler Artur Gicgler, zu verantworten haben. — Durch die Ermittelungen über das Verbrechen an der Smma Hei nein Leip zig wird die in Untersuchungshaft sitz.nde Frau Lohmann immer mehr belastet. Wie daS „L. Tgbl." aus zuverlässiger Quelle er fährt, wird im Strafprozesse gegen die Loh mann eine Z ugin auftreten, die unter Eid bc- künden wird, daß an dem Tag-, an dem die Heine Vee starb, die Lohmann und die Heine nachmittags gegen 4 Uhr von ihr im Hofe Lützowstraße 22 gesehen wurden. Beide seien dann in die Lohmamrsche Wohnung gekommen. Die Anklagebehörde nimmt an, daß kurz nach dieser Zeit die Emma Heine verstarb. Die Lohmann leugnet natürlich wie in allen Punkten, so auch hier. — Die schon reich mit Kindern gesegnete Familie eines Bergarbeiters in Kalbe a. S. hat sich um drei Häupter vermehrt, indem die Krau ihren Mann mit Diillingen beschenkte. — Die Stadtverordneten in Leipzig haben 260 000 Mk. zu einem Neubau für eine Schule sür Schwachbefähigtc i» Leipzig bewilligt, so daß mit dein Bau demnächst begonnen werden kann. — Das Perlenkollier der Gräfin Wartens leben im Werle von 200 000 Mark, dessen rätselhaftes Verschwinden im Anfang dieses JahreS großes Aufsehen erregte, ist wiederge- funden worden. Die Kammerfrau der Gräfin, die damals in Haft genommen, aber wegen Mangel von Beweisen freigelassen worden war, wurde aufs neue verhaftet. — Sultan Abdul Hamid will zugunsten seines 23jährigen Lieblingssohnes abdankc». — Die „Südd. Neichskorr." tritt aus Anlaß des bevorstehenden Besuchs deS Königs Eduard bei Kaiser Wilhelm der» Gerede von einer Einkreisung entschieden entgegen.