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ÄiMtmrger Tageblatt Nr. 190 Dlcnstog. den 16. August 1927 50. Jahrgang Glatter Abflug der Ozeanflieger in Dessau China folgen mal zum smens wäre aver auch nicht unmöglich. Es verlautet nämlich, die neue brasilianische Regierung denke daran, ihre gleichfalls im nächsten Sommer wirksam wer dende Kündigung rückgängig zu machen. Die Ent scheidung, ob Argentinien oder Brasilien den dritten wiederwählbaren Sitz erhalten sollen, würde den maß gebenden Funktionären in Genf allerdings große Sorge machen. Gelingt dagegen weder die Regelung der argentinischen noch der brasilianischen Schwierigkeiten, würde die Besetzung des südamerikanischen Sitzes sehr schwierig werden, .da man ihn nunmehr auf drei Jahre vergeben würde. Reichskanzler Ur. Marx sandte dem Rcichsaußenminister Ur. Stresemann anläßlich seiner vierjährigen Amts führung als Außenminister ein Glückwunsch-Telegramm. Wege» der starken Kursrückgänge wird der Zinsfuß -er Rcichsauleihe von 1927 anf 6 Prozent erhöht. In Leipzig fand am Sonnabend und Sonntag eine Rcichswehrhcerschau statt. An Ser Mosel richtete ein Hagelwetter schweren Schaden in den Weinbergen an. In der Schweiz und Italien wurde ein leichtes Erd beben verspürt. In Griechenland ist das Kabinett Zaimis zurückgctreten. In Portugal wurde ciu «euer Staatsstreich versucht, der jedoch im Keime erstickt werde» konnte. In Rußland wurden neue Blntnrteilc gefällt. In China wurden 4V lommunistifchc Arbeiter erschossen. Reichsbannerheerschau in Leipzig. Die Verfassungsferer des Reichsbanners. In Leipzig fand am Sonnabend und Sonntag unter starker Beteiligung aus dem ganzen Reiche die Reichsgründungsfeier des Reichsbanners statt. Bet der Begrüßungsfeier im neuen Rathause hielt der Bundes vorsitzende Hörsing eine Ansprache, in der er u. a. aussührte: Die Weimarer Verfassung sei die Rettung der deutschen Nation geworden. Die furchtbaren Folgen des Krieges und der daraus geborenen inneren Un ruhen und Wirren seien durch die Verfassung und den eisernen Willen der großen Mehrheit der Nation, die die Verfassung beschlossen habe, schon heute abgeschwächt und zum wesentlichen Teil überwunden. Tas Reichs- Avgkeich weit verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altstadt Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleubn- VAederhain, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Amtlicher Teil. Di- Darfst raße in Langenchursdorf ist für Lastkrast- fahrzeuge mit einem Gilamtgewicht von 160 Zentnern gesperrt. Langenchuksdols, 15. August 19^7. Der Gemeinderat. Ebert, Bürgermeister. Jedenfalls ist die Möglichkeit neuer Verstimmun gen gegeben. Auch die Präsidentenfrage, die mit An bruch der neuen Session wieder auftritt, ist diesmal sehr heikel. Für die abschließende Session ist Chile der Vorsitz zugefallen, und nach dem Alvhabet würde nun China folgen. Der chinesische Delegierte ist aber nach Nanking abgereist, und es ist schwer zu entscheiden, welche der vielen chinesischen Regierungen nun einen neuen Vertreter stellen soll. Wie bisher verlautet, wird die Völkerbundsvcr- sammlung im September als Mitglied des Rats an die Stelle der Tschechoslowakei voraussichtlich Finnland wäh len, da ja die kleine Entente im Völkerbundsrat be reits durch Rumänien vertreten ist. Ueber die Neu besetzung der beiden anderen Sitze verlautet noch nichts Bestimmtes, es heißt aber, daß sich Belgien um die Wiederwahl bewerben wolle. Dre vorjährige Rats reform gestattet diese Wiederwahl, die auf drei Jahre erfolgen würde, da ein- und zweijährige Sitze nur im Uebergangsiahr besetzt werden konnten. Nun erfor dert die Wiederwählbarkeitserklärung eine Zweidrittel mehrheit. Belgien gehört zu jenen vier Mächten, die im Jahre 1920 zu nichtständigen Ratsmitgliedern ernannt und seither jedesmal, wenn auch mit wachsender Oppo sition, wiedergewahlt worden sind. Im Falle seiner diesmaligen Wiederwählbarkeitserklärung und Wieder wahl wäre also Belgien der Ratssitz bis 1930 gesichert. Das wäre dann der zweite wieder wählbare Sitz, während den ersten Polen 1926 auf drei Jahre er halten hat und 1929 wieder wählbar wird bis 1932. Durch die Wiederwahl Belgiens würde die Möglich keit genommen werden, Spanien durch die Gewährung eines wiederwählbaren Sitzes bet der Stange zu halten. Man müßte also damit rechnen, daß Spanien an seiner im nächsten Sommer wirksam werdenden Kündigung festhält. Den südamcrikanischen Sitz, den Salvador 1926 als Vcrlegenheitsläsung auf ein Jahr erhalten hat, scheint Argentinien anzustreben. Eine Kandidatur Bra- banncr habe sich in der Zeit der größten Not gegen den Ansturm der Reaktion von rechts und links vor die Verfassung gestellt. Das Reichsbanner habe auch 1924 den Versassungstag der Republik zum ersten Male als Festtag begangen. Daß in diesem Jahre alle Re gierungen, wie sie auch zusammengesetzt seien, Verfas sungsfeiern begangen hätten, bedeute einen ungeheuren Erfolg des republikanischen Gedankens und der Arbeit des Reichsbanners. Leider sei ein großer Teil der deutschen Nation noch nicht bereit, das Hohe und Er habene der Verfassung der deutschen Republik zu er kennen. Diesen ewig Gestrigen sei es leider noch ein gelungen, die Erklärung des Verfassungstages gesetzlichen Feiertag zu verhindern. . Eine Ansprache Tr. Wirths. - < Val-enbnrger Anzeiger Diese« Blatt »»thält die amtliche« Dekanntmachunge« de« Amtsgericht« und de« Stadtrats z« Waldenburg. Ferner veröffentlichen zahlreiche andere staatliche, städtische u. Gemeinde-Behörden ihr» Bekanntmachungen im Schönburger Tageblatt. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg Sachsen. Mitglied dt« SLchstsche» >mb de» Deutschen Z«ttung»verleger-Berein» (S. B.) — Verlagtort Waldenburg Lachsen. RäUMNgssrage und — VerfaffungSseier Pariser Kommentare der Kardorfs-Rede. Die Rede Kardorffs zur Verfassungsfeier hat iu der Pariser Presse ein lebhaftes Echo gefunden. Beson ders stark haben die Ausführungen Kardorffs über die Rheinlandfrage verschnupft. Der Ouotidien meint, daß die Rede Kardorffs weniger eine Provozierung Frank reichs bedeute, als einen Mangel an Urteilskraft er kennen lasse. Man dürfe in Deutschland nicht di« Fassung des Artikels 431 des Versailler Vertrages ver gessen, nämlich, daß die vorzeitige Räumung vom französischen Vertrauen abhänge. Offiziös sei bekannt, daß die französischen Rheinlandtruppen um 6000 Mann vermindert würden. Hoffe Kardorff vielleicht, nun den völligen Abzug der Truppen zu erreichen, Pertinax geht im „Echo de Paris" nur kurz auf die Ausführungen Kardorffs ein, die er als Beweis dafür betrachtet, daß Deutschland aus seiner passiven Haltung herauszutreten beabsichtige. Es könne damit nicht deutlicher gesagt werden, daß die Stunde geschlagen hat, um die Versprechungen zu halten, die in der Locarnopolitik offen zum Ausdruck kommen und stillschweigend angedeutet wurden. Vorläufig begnüge man sich mit einer wirksamen Verminderung der Rheinlandtruppen, dir geeignet sei, die Besatzung zu schwächen und unnütz, wenn nicht gar gefährlich zu gestalten. Das französische Kabinett zögere noch. Immer sei es von dem Revanchegedanken Deutschlands fest überzeugt, aber sein Widerstand werde vergeblich sein, nachdem England, das sich ein halbes Jahr zurückgehalten habe, von neuem seinen Druck in dieser Angelegenheit fühlen lasse. - - — * Ser englische Standpunkt. Während die englische Presse zur Räumungs frage recht widerspruchsvolle Meldungen bringt, wird von unterrichteter Seite erklärt, daß die Verantwort lichen Kreise Englands in dieser Frage folgende Stel lung einnehmen: Man gibt zu, das; Teutschland ein Anrecht auf eiuc gewiss« Verminderung der Bcsatzungsarmee hat. Man be streitet jedoch, daß auf Grund der Vorbesprechungen von Locarno eine Verpflichtung vorliege, wonach eine Herab setzung auch nur auf die deutsche Borkriegsstärke der Rhein- garnisoncn zu erfolge» habe. Man ist ferner der Ansicht, das; die gegenwärtigen europäischen Verhältnisse eine größer« Truppenstärke rechtfertigten, als Deutschland dort vor dem Krieg unterhielt. Es wird ferner darauf hingewiese», daß Frankreich nach dem Kriege 187« keine Beschwerde über die vesatzungsarmce vorgebracht, dagegen so schnell wie möglich seine Schulden bezahlt habe, worauf die Bcsatzuugsarmc« automatisch verschwunden sei. Deutschland hat hiernach in der Räumungsfrage auch von England nicht viel zu erwarten. Zwischen den Zeilen kann man lesen, daß England zum minde sten einen Verzicht Deutschlands auf jede Revision des Dawesplanes a^s Voraussetzung für die Rhein landräumung fordert. Anzeigen bl« vorm. v Uhr am Autgaberaa Ausgabe nachmittag« Uhr tn der Geschäftsstelle in Waldenburg Sa., Obergaff« 38. Erfüllung» ort Waldenburg. Filialen in Altstadt Waldenburg bei Herrn Otto Förster' in Callenberg bei Herr» Friedr. Hermann Richter; in Langenchursdorf bet Herrn Hermann Esche; in Wolkenburg bei Herr» Linu« Friedemann; in Penig bei Firma Wildelm Dahler; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirste». Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik, vuisperrung, Malchinea bruch, Störungen im Betrieb der Druckerei oder unserer Lieser«^ bal der Bezieher keinen Anspruch auf Erhalt der Zeitung ob« Rückzahlung de» Bezugspreise». Für Richtigkeit der durch Her»» sprech» ausgegebenen Anzeigen übernehmen wir keine Siewidr ZinSerhöhnng der Reichsanleihe. Wegen der starken Kursrückgänge. Seit Begebung der Reichsanlethe im Februar 1927 haben sich die Verhältnisse am deutschen Kapital« markt grundlegend verändert. Während in früherer Zeit die Anleihen des Reichs im wesentlichen stabile Kurse hatten, ist unter dem Einfluß der steigenden Kapitalverknappung in den letzten Monaten, wie bei fast allen festverzinslichen Papieren, so auch bei der neuen Reichsanleihe ein verhältnismäßig starker und anhaltender Kursrückgang eingetreten. Von diesem werden insbesondere'auch die Kreise betroffen, die die Anleihe zur festen Anlage erworben und dementspre chend eine Sperrverpflichtung übernommen haben. Sie sind, soweit sie Bilanzen aufzustellen haben, zur Ver buchung erheblicher Verluste gezwungen. Eine gün stigere Gestaltung der Anleiheverzinsung ist daher ge boten. Sie etwa durch Aufhebung des Steuerabzugs oom Kapitalertrag durchzuführen, erschien sowohl aus politischen Gründen als auch deshalb nicht angängig, weil eine solche Maßnahme in ihrer finanziellen Aus wirkung für die Anleihebesitzer keine ausreichende Ver besserung der Rente bringen würde. Angesichts dieser Verhältnisse hat sich der Reichs minister der Finanzen entschlossen, den Zinsfuß der jetzt mit S Prozent ausgeftatteten Reichsanleihe von 1927 mit Wirkung vom 1. August 1927 ab auf « Prozent zu erhöhen, und zwar bis zum S1. Juli 1934, also bis zu dem Zeitpunkt, in dem die erste Auslosung der Reichsanleihe Sattfiudet. Ler erst« -Waldenburg, 14, August 1927. Das vorläufige Programm der Septembertagung des Völkerbundsrates bietet im allgemeinen keine be sonders wichtigen Punkte. Deutscherseits hat man zur Zeit in erster Linie an einer Frage Interesse: an der Rheinlandräumung. Diese Angelegenheit dürfte aber nur außerhalb der eigentlichen Tagesordnung in Persönlichen Besprechungen zur Erörterung gelan gen. Eine zweite Frage, die vielleicht wieder zu leb haften Auseinandersetzungen führen wird, ist häuslicher Natur. Es handelt sich dabei um die Neubesetzung der drei nichtständigen Ratssitze, die in diesem Herbst frei werden. ErkGKnt w«rktäal. Rach«- Vezug-vrei« monal- «»Nam « l Az R -Mack, Hinweise auf AnL ^ «nd Lin-efandte v,10 R.-Mark, Nachweise- und Off«rt«ng»bühr 0,20 R.-Mark, Rabatt nach Tarif. Schwieriger Sa- (Tabellen) mit Aufschlag. G««rL»b«t IMS. -«rnspnchn Mr. ». PostfchNrtfach Mr. 8. -«mcheckkonto Amt Lrtpzla Mr. IE Bankkonto: Vrreln»bank «M kolbt», MliaU Watblnourg. Ltadtatrokont» Waldenburg SO. Ikbatt, gelten nur bet pünktlicher Zahlung, bei ,wana»w,tsee Würetbuii, b» «echnungtbet^ig, wirb jeder «aql«t p»Mt» Im Anschluß an die Begrüßungsfeier fand aus dem Augustusplatz ein großer Zapfenstreich statt, der von mehreren Tausend Spielleuten ausgeführt wurde. Dabei ergriff auch der frühere Reichskanzler Dr. Wirth das Wort, der u. a. aussührte: Pflicht aller Republikaner sei es, zum deutschen Staate zu stehen. Die Eroberung der staatlichen Macht sei republikanische Pflicht. Das Reichsbanner wache über den Staat, den Staat erobern aber könne man nur mit der politischen Partei. Hin zum Staat, hinein in den Staat, hinein in die Regierung sei die Parole. In dieser Arbeit stehe das Reichsbanner zum Führer Otto Hörsing und zur Fahne. Die Republik von heute sei allerdings nicht das Staatsideal. Ter Staat, der erstrebt werde, müsse erst erkämpft werden. Schwarz- Rot-Gold müsse Volkssache werden. Das ganze deutsche Volk soll in der Fahne der Väter das Symbol der deutschen Zukunft und Freiheit sehen. . - - - - Bekanntlich hatte man im vorigen Jahre nach langwierigen Verhandlungen die Ratssrage dahin ge regelt, daß von den neun nichtständigen Mitgliedern alle Jdhre drei ausscheidcn. Erstmalig mußten drei Mitglieder nur aus ein Jahr, drei weitere auf zwei Jahre gewählt werden. Die „Einjährigen" scheiden nun in diesem Jahre aus. Es sind dies Belgien, die Tschechoslowakei und Salvador. Natürlich ist schon etzt ein Streit darüber entbrannt, wer an die Stelle )teser ausscheidenden Mitglieder treten soll. Die Wahl elbst ist übrigens formell Angelegenheit der Völker- iundsversammlung, doch wird sich der Rat natürlich auch damit beschäftigen.