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SälhIW WrsM'G Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann Amtsblatt für Lie kgl. Amtühauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden B«, stet« Ltssmrng W> 43. Jahrgang Politische Weltscha». au g. Frankfurt a/M. u. s. w. Jnserate»- Auuahmestelle»: Dü Th.arandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerr«««» MüLer in Dresden. deS parlamentarischen Apparats und Verminderung der ! Wahlaufregungen. Der Antrag RickertS sei völlig undurch führbar. Aus der längeren Auseinandersetzung deS Abg. Keichensperger-Olpe, welcher den Standpunkt de- CentrumS entwickelte, ging hkrvor, daß derselbe die i Fragen der zweijährigen StaiSperioden und der vier- z«ser«te »erdul bi- Moniag Mittwoch « Freitag Mittag angenommen »nd tasten ? die Upalt. Heile 1bA. Unter Lingrsandl: 30 Pf. Haasenftei»» Vogler, Rudolf Mosse, G L. Daube L Lo. iäkriaen LeaiSlaturperioden alS offene betrachtet, dagegen 77er L Berufung de- Reich-tagS fest^ Staatssekretär v. Bötticher entschuldigte dre Abwese«- beit de- Reichskanzlers mit dessen GesuodhettSzustand, bestritt die hochpolitische Bedeutung der Vorlage, er klärte zweijährige Etatsperioden für finauz.ell möglich und vortheilhaft und bekämpfte den Antrag Rickert. Dre dmtsche ReichSpartei erklärte durch den Abg. Stumm ihre vollständige Uebereinstimmung mit dem Stand punkte der Regierung, den hierauf der Abg. LaSker auf das Schärfste befehdete, indem er die diShengen Leistungen de» Reichstags erhob und daS Spiel de- Kanzlers mit den Parteien verurtheilte. D,e Sitzung wurde sodann auf Mittwoch vertagt. Bei der AdschiedSaudienz des Grafen Botho zu Eulenburg kündigte der Kaiser dem früheren Minister deS Innern an, daß er ihm eine seit em'gen Wochen erledigte Präbende am Dome zu Brandenburg verliehen habe. Diese Domkapitularenstelle ist mit nahezu 4000 Thalern dotirt. Graf Eulenburg wird sich mit seiner Familie für einige Zeit nach dem Süden begeben und soll die Absicht haben, sich später bei Dresden dauernd niederzulassen. , Die Behauptung des Fürsten B smarck, m der MiethSsteuer überbürdet zu sein, ist mit dem Hinwei» beantwortet worden, daß der Fürst v. Pleß, der Herr v. Bleichröver und die englische Botschaft zu ungefähr dem dreifachen MiethSwerth wie Kü'st Bismarck ein geschätzt worden sind. Die Stärke diese- Argument» veranlaßt die „Nordd. «llg. Ltg.- zu ein,r heftigen Kritik dieser drei Abschätzungen, die »m völligen Widerspruche mit der Behauptung deS Kanzler» steht, daß die Ber liner MiethSsteuer vorzugsweise den aimen Mann bc- laste. Die Berliner Kommunal Beamten bestehen übri gens darauf, daß Herr Oberbürgermeister Forckrnbeck ihnen Genugthuunq verschaffe, widrigenfalls sie allesammt demissioniren, oder nach Anderen direkt bei dem Kaiser remonstriren wollen. — Bon Karlsruhe in Baden durfte, der „Post- zufolge, in der nächsten Zeit die Publ kation der Verlobung der Prinzessin Viktoria von Baden, Enkelin deS Kaiserpaarcs, mit dem Kronprinz,« von Schweden und Norwegen zu erwarten sein. — Bei dem parlamentarischen Diner, welches am Dienstage im Reichskanzlei palaiS stattfand, führte der Abg. Windthorst zumeist daS Wort zur Verherrlichung der Schutzzollpolitik. Die Gäste entfernten sich früh, da eine allgemein« Unterhaltung nicht zu Stande kommen wollte. — Am Freitag Abend verschied im Darmstädter Hofe auf der Zeil zu Frankfurt am Main der Prinz Georg von Hessen im vollendeten 88. Lebensjahre. Prinz Georg Karl, geboren am 14. Februar 1793 war ein jüngerer Bruder deS im Jahre 1867 verstor ¬ ben Jahre» 1881, un» ermächtigt, dem bestehenden Gebrauche der katholischen BiSthümer de» deutschen Reiche» deizutrrte» und, denselben gleich, für Se. Ma jestät den regierenden Kaiser und sein Kaiserhaus kirch- > sich zu beten. Ohne Zweifel, vielgeliebte Christen, l können wir für die Mitglieder deS KaiserstammtS nicht beten, wie für die, welche dem Leibe der katholischen Kirche zugehören; da» weiß Jedermann und ^muß Jeder wissen, wie auch, daß nach dem bekannten Willen des StattbalterS Christi uns die Pflicht obliegt, von Gott zu erbitten, daß er den Machthabern die wahre Glückseligkeit und der katholischen Kirche in denselben Staaten den Frieden und das Wohlergehen möge ange- drihrn lassen. Kür den Kaiser beten heißt zugleich so- viel, als für die Kirche, für unser Vaterland und für unS selber beten." Ein zweites Entgegenkommen der römischen Kurie ist die Gestattung der Wahl eines ' Bisthumsverwesirs zu Paderborn. Der Gewählte ist der vierundsiebzigjährige Domkapitular Drobe, der in diesem Jahre bereits sein 50-jährigeS Priesterjubiläum feiert. Er war bisher bischöflicher Official und geist licher Rath am Generalvikariat und ist Inhaber deS Rothen Adler-OrdenS vierter Klosse. Ebenso soll in Osnabrück in dem Domkapitel an Stelle des verstorbenen Bischofs ein Vikar gewählt worden sein. Mit solcher Wahl vergiebt die Kirche ihrem Rechtsstandpunkte Nichts, weil diese Wahl keine Anerkennung eine- staatlichen Richlerspruchs in sich schließt, wie dies bei Neuwahlen an solchen Stellen der Fall wäre, wo der Bischof nicht gestorben, sondern nur abgesetzt ist. Wollen diese Vikare zu Paderborn und Osnabrück jedoch Geistliche anstellen, dann müssen sie auch die Anzeigepflickt anerkennen. Ob Pflicht und Andens wieder in Gang zu setzen. Diese Kavitels-Wahlen gewähren der Kurie jedenfalls den Vortheil, die Spannung der Gläubigen wieder wach zu rufen und Erwartungen, welche die Staatsgewalt erfüllen soll, zu erregen. Möglich aber auch, daß der Papst nicht nur die preußische Regierung in Anspruch zu nehmen wünscht, sondern daß er auch selbst etwas zu leisten gesonnen ist; er würde wenigsten» in den Zeit- umstävden einigen Antrieb hierzu finden können. Die Aussicht auf den baldigen Abschluß deS Kul turkampfes ist geeignet, das Crntrum zu Koncessionen geneigt zu machen So ist die Verweisung der Vorlage über Vie zweijährigen GtatSperioden an eine Kommission bereit» zwischen dem Centrum und den Konservativen verein bart worden und wirv jedenfalls beschlossen werden. In der Dieostagssitzung deS Reichstags wurde gleich zeitig mtt der Berathung de« Gesetzentwürfe» betreffend die Abänderung der Artikel 13, 24, 69 und 72 der RejchSverfaffung (wegen zweijähriger Etats- und vier jähriger Legislaturperioden) der Antrag deS Abgeordneten Rickert verhandelt, welcher den Reichskanzler ersucht, dahin zu wirken, daß der ReichShaushaltSetat vor den Etats der Einzelstaaten festgestellt werde. Abgeordneter v. Bennigsen bestritt den verbündeten Regierungen nicht da- Recht, eine Vorlage, die wie diese in der vorigen Session nicht erledigt worden sei, dem Reichs tage wiederum vorzulegen, wohl aber die Opportunität eine in der vorigen Session so schroff abgelehnte Vor lage, welche wichtige Rechte deS Reichstage- abändert, zu erneuern. Er wies auf den Antrag Rickert hin, der es ermögliche, bei zeitiger Einberufung deS Reichs tages den Reich-hauShaltSetat bis Weihnachten festzustrllen; eS würde dann naturgemäß eire Pauke von mehreren Wochen eintreten und brauchten die ReichSlagSmitglieder nicht so erschöpft in die Sessionen der Landtage hinüber- grhen. Die Einführung der zweijährigen Etatsperioden in Preußen sei aber durchaus nicht gesichert. Die Neu heit des Zolltarifs, die kaum überstandene wirthschaft- liche Krisis und der große preußische Staatsbetrieb machen es unmöglich, aut zwei Jahre im Vorau- sichere Etats frstzusiellen. Der Reichstag kann auch nicht auf die Beschlußfassungen über Petitionen, Anträge auS seiner Mitte unb dlewirksameKontrolle der Verwaltung verzichten. Abg. v. Marschall vertheidigte die Vorlage, welche die parlamentarische Arbeit vermindere ohne BolkSrechte zu beeinträchtigen DaS Volk wünsche Vereinfachung n»«1ßusr ««fielt. Lis LßitWA yjcheiiu DonnerAg, und e««n«bp»H früh PretSr vl-teljährl. M 1^0. sich jetzt die römische Kurie in diesem Punkte nachgiebiger zeigen will als bisher, darüber ist noch nichts bekannt. Wahrscheinlich ist, daß die Kurie neue Verhandlungen hierüber gewünscht, und möglich, daß sie eS zu erkennen gegeben hat; die Kapitelswahlen sollen wohl alS Aus gangspunkt dienen, um das Verhandeln über Anzeige- Deutsche- Reich. Al» eine Kundgebung von hoher friedlicher Bedeutung wird die Anordnung deS KirchenaebetS für den Kaiser durch den diesjährigen Fatzenbrief deS Straßbvrger Bischof» Räß angesehen. Diese Anordnapg ist, wie der Hirtenbrief mntheilt, ^fche Anweißnug HM päpstlichen Stuhle- erfvlgt. Der betreffende Passus lautet: „Zufolge wiederholter Aeußerungen hat unser Heiliger Vater, Papst Leo XIII., dessen providrntieller Sonder beruf darin zu bestehen scheint, den allgemeinen Frieden der Kirche wieder herzustellen, mittelst einer besonderen Zuschrift, datirt Rom, vom 12. Januar de- laufen- Feuilleton. Der Herr Baron. Novelle von Lüßvitz Habicht. (25. Fortsetzung.) Die schöne Frau schien ziemlich verdrießlich zu sein, denn sie entfaltete -egen den Fremden nicht gleich ihre gewohnte Liebenswürdigkeit, sondern fragte nach ein«r flüchtigen Verbeugung ziemlich kühl und herablassend: WaS wünschen Sie mein Herr? Hasin-ky war nicht der Mann, der sich so leicht außer Fassung bringen ließ. Der Graf hatte zwar Recht, die Parsmin war eine höchst brillante Erscheinung, übler « war nicht afkommtj», um eine Frauenschönheit zu be wundern, sondern um feinen juristischen Scharfsinn zu edtfalten. Gestalten, ä-ie mir, .Frau paroyio, daß ich Platz Ughme, Henn unsere Angelegenheit dürste nicht so rasch erledigt sein, sagte der Advokat mit einer so überlegenen Ws»-«, alS habe er schon Über diese Frau dm Sieg gewgnnen. Miklich wurde di« Baronin durch die, Hutung dos Oremdm ein «vrnig verblüfft. Sie^achte pur eine etnladoode Hckndbew-guug und ließ sich dann Kloß nist einer Miene, »ie auf «ne, sehr langm^lig« AuSeinandrr- sstzung-gefaßt ist, im nächste« Sessel nieder. Iwan zog sich ebenfalls einen Stuhl herbei, aber »nr, tkn sekne Anne dakauf zu lehnen «nd in bequemer Haltung, dicht hinter der Baronin, die Eröffnungen deS Advokaten abzuwarten. Rasin-ky nahm ohne Weiteres Platz und einen Blick guf den Kammerdiener werfend, sagte er mit einiger Betonung: Meioe Mittheilungen, Frau Baronin, hätte ich Ihnen gern unter vier Augen gemacht. Sie können ruhig sprechen, vor diesem Henn habe ich keine Geheimnisse, und sie wandte sich lächelnd nach Iwan um und zeigt« ihr strahlendste- Antlitz. Sie ist in der Thai irech, dachte der Advokat, laut entgegnete er jedoch mit einer leichten, höflichen »«rbouguug: Wie Sie e- wünschen, Frau Baronin. Uzd wa- ist Ihr Begehr? Ich bitte, fassen Sie sich kurz. Ich habe wenig Zeit, sagte sie mit allen Zeichen der Ungeduld. Ich Habe nur einige Fragen an Sie zu stellen, be gann Rafwgfy von Neoepz, der absichtlich eine juristische Bedächtigkeit entfaltete und der sich den Anschein gilb, al- bereite ihm die Handhabim? der französischen Spmche ganz besondere Schwierigkeiten, während er derselben völlig mächtig, mar. Fragen Sie! drängte die schöne Frau und nagte dabei ein wenig an,^h er Unterlippe. Matzn hat Ihre Vermählung mit dem Herrn Baron Bloomhau» stattgefunden und seit wann find Sie Wittwe? Mein Heryl Wgg berechtigt Sie, solche zydring, lichtyFragen zrz stellen? rief die Baronin empört und wallte von ihre« Sessel guffpringen; aber Iwan mochte ihr ein.bnüdtgtndes Dort zug,flüstert haben, denn sie chlieb nach einer heftigen Bewegung sitzen. Ich komm« al- Bevollmächtigter de» Baron Bloom- hauS-Rosenberg, der als nächster Agnat ein vollgil- tige» Recht darauf hat, diese nähern Informationen einzuziehen. Die Baronin stieß rin höhnische- Lachen au- und flüsterte ihrem Kammerdiener leise Etwas zu, dann sagte sie laut: Ah, daS ist vortrefflich! Der Herr Baron ist also solchen Freunde- wi« de» Grafen Brücken- bürg vollkommen würdig. Ich muß gestehen, da- find ganz be»und«rnt»ürdigc Sdelleute! und sie lachte v-u Neuem. e Rafinsky ließ sich durch die spöttische Heiterkeit der schönen Krau nicht außer Fassung bringen und fuhr in trockenem GeschäftStone fort: e» ist freilich nur ein« einfache Förmlichkeit; aber da» Gesetz schreibt vor, daß Derjenige, der irgend einen Besitz antrcten will, auch s«in Recht darauf nachweisen muß und in diesem Falle möchte ich Sie bitte», mir da- Zeugniß Über ihre mit dem Herrn Baron emaegangene Ehe und dann den TodtkincbeiN de» Baron BloomhauS vorzulegen» «eiter bedürfen Sie nicht», mein Herr? fragte d,e Baromn mit goriugschätziger Kiene, ohne den Advo Ä" E«ck<« ,u yü.divn. Si-b-r Iw«, wandt« sie sich zu dem Kammerdiener, willst Du so L Papiere herbnbringen, damit Ver Wunsch de» Herrn befriedigt wttd. Iwan flüsterte ihr Mieder ganz leise ei« paar Worte zu und entfenite sich dann. Die sch^e Wittwe machte also au- ihrem Ber- * «ZU ihrem Bedienten nscht mehr daS m «VE,- Alt Ü» » l-k», sich b,,«» Asflnseffol Hurück «nd betrachtete hinter seiner golhenpr