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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.04.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189604194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18960419
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18960419
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-04
- Tag 1896-04-19
-
Monat
1896-04
-
Jahr
1896
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.04.1896
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BezugS-PreiS WMgcrTllgMatt Druck «ud »«sag von G. Pol- t« Leipzig 8V. Jahrgang. ^197 Sonntag den 19. April 1896 v an«». u.ks.e!)!; . Mon- tten. «.V. an«». u. IW,808 rt»Wtvr^»U>»gabr rrfcheivt «« '/,7 Utz«, »e «ocheutag« NM» Uhr. ttot.v.17. Md-, ic Lsik »ite: b^L .87^ 100,80 Urr-ctti« «d Lrreditto»: Lotzsvmsisssr S. UkSrvrM« ist Wochentag« »»»vttrbroche, «eöffnet »«, frth 8 ht» Abeutz« 7 Uhr. A«»»h«eschluß siir Akyeize«: Ubrstz-As«-«-»: »ormttta-S w Uhr/ M»»ß,»-U»r««h,: «achmtttoG» tUhr. vrt d« Filiale» und Aona^nestellen je eine AnzetS»« find stets « hie »rtz«»iti-n zu richt«. Filiale«: vtts «HW»'- Sortt». (Alfter Ha»«)» U«tvrrsitSttftra§« 1, d-»hß Lösche, Kakharinenftr. 14, patt. und König-Platz 7. » o »o «o ^o. v. LK L r; s- mit »0. lbou «v. «0. s.v «.Io Anzeiger. ÄmtsVlatt des königlichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes «nd Volizei-Nmtes der Ltadt Leipzig. i.v i. D i. v I.v I. v I.b. i. 1.0 i.fi l.V. i.o. i-v l.v t.v t.v w (.'or^ w vo»l> 01 i.v 1.0 l.v . i.v Deutsche- Reich. a- Verlt«, 18. April. Der Wahlausschuß der „Mittel- standSpartei" im ReichStaaßwahlkreise Osnabrück ist bei der Stellungnahme zur Stichwahl vollständig aus einander gefallen. Dadurch, daß Herr Liebermann von Sonnenberg sich selbst und den Srcretair de« Bundes der Landwirthe in Hannover mit in den Wahlausschuß hinein genommen hatte, konnte er eS erwirken, daß ein« Mehrheit diese« Ausschusses den Beschluß faßte, den Wählern die Stellungnahme zu üderlafsen. Jetzt aber tritt die unterlegene Minderheit öffentlich hervor. Insbesondere thut dies für seine Person der WahlkreiSvorfitzend« des Bunde« der Landwi rthe, HerrS under - mann, der m einer Erklärung sein Bedauern darüber aus- drückt, daß der Wahlausschuß nicht einmüthig die Parole für den nationalen Eandivaten au-gegeben hat, und daran die mit patriotischer Wärme abgesaßte Aufforderung an seine BerufSgenoffeu, namentlich die Mitglieder des Bunde« der öaudvirthe, knüpft, Mana für Mann gegen den Welfen und für Wamboff einzutreten. Desgleichen erschien vorgestern in Badbergen ein hervor ragender Führer der agrarischen Bewegung un Ahrtlande in einer nationalliberalen Versammlung, um öffentlich aus zusprechen, daß ihn jetzt, vor der Stichwahl, „nicht«, aber auch gar nicht«" mit den Welfen, hingegen da« fiste gemein same Band nationaler Gesinnung mit Wamhoff vereine. — Da« Wahlcomit« der Socialdemokraten hat für die allen Bauten auf unbestimmte Zeit «inzustelleo, da eine Einigung mit dem StreikcomitSr der Maurergesellen »och nickt möglich war. Di« anwesenden Meister erklärten sich bereit, Vorschläge der Gesellen zur Beilegung de« Streik« entgegen zu nehmen, haben sich dagegen solidarrsch verbindlich gemacht, die Forderung der Gesellen m ihrer jetzige« Form abzulchnen. Nicht weniger als 45 Baugeschäfte resp. Maurermeister traten diesem Beschlüsse bei. * Gotha, 18. April. Der Besuch de« Kaisers in Brotterode ist noch höchst zweifelhaft. Durch da« Hcf- marschallamt ist bisher noch keine Nachricht darüber an die maßgebenden Stellen gelangt. Die militairische Feld bahn soll auch noch nicht geeignet sein, dem Kaiser zur Be nutzung empfohlen zu werden. I. Weimar, 18. April. Der gestern geschloffene XXVII. ordentliche Landtag des Großberzogtbums bat in seiner Tagung 15 verschiedene Gesetzentwürfe berathen und ange nommen, die mit den beliebten Ausschuß-Abänderungen auch von der Regierung als verabschiedet erklärt werden. Außer den Etatsberathungen über die Finanzperiode 1896, 1897 und 1898 riefen folgende Gesetze längere Debatten hervor: Gemeindeordnung, Reform des Wahlmodus für die Land- tagsabgeordnelen, Landescreditcasse und Neuregelung der Eivilliste. Die zu letzterem Entwürfe vom Finanzausschuß proponirten und vom Landtag acceptirten Abänderungen haben vorläufig die Zustimmung der Regierung nicht er halten. Von den Initiativ-Anträgen des Landtags ist einer von allgemeinem Interesse nicht zur Verabschiedung gelangt: die Uebernahme der landwirthschaftlicken Lehranstalt zu Jena auf die Universität, weil die Erhalterstaaten diese Uebernabme aus pecuniären Gründen für nicht opportun erachteten. * Beuthen, 17. April. Der AuSstand auf derGodulla- bütte ist beigelegt. * WieSba-e», 17. April. Die Stadtverordneten des Städtchens Nassau (nomen et omsv! Red. des „L. T'^ unter sagten ihrem Bürgermeister Eppstein, sein Mandat als Cvm- munallandtagsabgeordneter auf dem gegenwärtig in Wies- baden versammelten Landtag auszuüben, er habe in seiner Gemeinde zu bleibeu und den Bürgermeisterposten zu versehen, wo'ür er bc- zahlt werde. In Folge besten reichte der Bürgermeister «in Urlaubsgesuch beim Landtag ein, der es aber ablehnte. Der Regierungspräsident Hal sofort den Bürgermeister verstündigt, daß der Beschluß der Stadtverordneten ihn nicht hindere, sein Mandat als Abgeordneter auszuüben. (Boss. Ztg.) * Würzburg, 17. April. Bischof Reichsrath v. Stein ordnete an, daß au« Anlaß des 25jährigen Gedenk tages des Frankfurter Friedensschlusses in allen Pfarr- und Filialkirchen der Diöcese am 9. Mai ein feierliches Requiem für die in jenen Kämpfen gefallenen und seitdem verstorbenen Theilnehmer am Kriege und am 10. Mai ein feierliches Dankamt abgehalten werde. * Nürnberg, 17. April. Der Magistrat bat, dem „B. T." zufolge, einstimmig daS Ersuchen um Unterstützung von Schritten zur Einführung deS Befähigungsnach weises für daS Baugewerbe abgelehnt. * Saarbrücken, 17. April. Die „Neue Saarbr. Ztg." veröffentlicht daS Stenogramm der Rede des Freiherrn v. Stumm. Der Passus über die Auffassung desKaiserS betreffs der Christlich-Socialen lautet danach: „Die Christlich-Socialen misten ganz genau, daß auch der oberste Schirmherr der evangelischen Kirche, der sununus episeopus, auf keinem anderen Standpunkt steht und ebenfalls die christlich-sociale Agitation ans das Schärfste verurtheilt. Ich habe deshalb, als ich an meinem Geburtstag eine Deputation des hiesigen Presbyteriums empfing, keinen Anstand genommen, zu erklären, was ich eben wiederholt habe, daß Se. Majestät der Kaiser die christlich-sociale Agitation aus das Schärfste mißbillige. Diese meine Aeußerung war nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt. Ich nehme es aber den Herren gar nicht Übel, daß sie sie veröffentlicht haben, ich habe nichts dagegen, nur ist der Wortlaut nicht genau so, wie ich gesagt hatte, wiedergegeben: ober di« Sache an sich ist richtig. Die Mit theilung hat großes Aufsehen gemacht. Die Naumann'sche Presse erklärte das für eine Erfindung, für eine unglaubliche Ueberhebung des Freiherrn von Stumm; es sei dies eine Jndiscretion von mir gewesen, das Hosmarschallamt dürfe mich nicht mehr zu Hofe ein laden u. s. w. Ich darf meine Freunde beruhigen; wenn ich diese Aeußerung gethan habe, so habe ich sie mit Allerhöchster Er- mächtig ung gethan. Und ich kann noch mehr sagen: Ich habe hier di« Abschrift eines Telegramm« vor mir liegen, die mir gleich- falls durch Allerhöchste Ermächtigung zugegangen ist, und zwar nicht unter dem Siegel der Verschwiegenheit, das sich noch viel deutlicher über diese Dinge ausspricht. Ich trage Bedenken, dieses Telegramm im Wortlaut zu veröffentlichen, bin aber bereit, es jeden königstrcuen evangelischen Geistlichen — ich habe es hier vor mir liegen — lesen zu lassen, um sich davon zu überzeugen, daß über die Stellung Sr. Majestät absolut kein Zweifel bestehen kann. Meine HerrenI Ich behaupte, daß, wenn es dem Kirchenrcgimcnt nicht gelingt, über diese christlich-sociale Agitation Herr zu werden, so geht unsere evangelische Landeskirche einfach zu Grunde, die Be sitzenden werden auS der Kirche dtnausgetrieben und die Besitzlosen werden den Socialdemokraten in dir Arme hineingetrieben." * Karlsruhe, 18. April. (Telegramm.) Der Kaiser wird heut« Nachmittag dem Officier - Rennen beiwohnen. Später wird der Kaiser bei dem preußischen Gesandten v. Eisrndcchrr den The» einnehmrn und dann noch einige Besuche bei hilsigen Künstlern machen. Morgen Vormittag 11 Uhr 45 Min. «rfolgt sodann di« Abreise mittel« Sonder zuge« über Würzburg nach Eoburg. Oesterreich-Ungarn. * Wie«, 18. April. (Telegramm.) Bei der heutigen Bürgermeisterwahl waren sammtliche 138 Gemeinde- rätbe anwesend. Süsser wurde mit 96 Stimmen ge wählt. 42 Liberale stimmten für GrÜbl. Die in der Umgebung de« Ratbhause« angesammelte Menschenmenge nahm da« Wahlergebniß mit Hochrufen auf Lueger an. (Wiederholt.) Wien, 18. April. (Telegramms Bürgermeistern,ahl. Auf die Frage de« Regienagseammiflar« Friebeis, ob vr. Luegrr die Wohl annrhme, antwortete vr. Lueger mit einer langer«» AnSsuhrung, ia welcher er zunächst hervorhob, er fei heute »um viert«» Male zu» Büraermetfter gewählt. Bei zwei Wahlen dab« di« christlich« VevSlftrung Wien« ««zeigt, daß sie sich durch Beschimpfungen, Drohunoeu m>d Bersvrechuagen nicht deinen kaffe und habe gesiegt, indem sie ihre Rechte mit der gesetzlichen Mass« de« Stimmzettel« vertheidigte. Er spreche tm Auftrag« Landtag« baldigst «in allgem «ineS, auf christlicher und eonsessionrller Gruadlag« beruhende« Bolk«schulges«tz vorzulegen. Dem geqrn- über hat die freiconservative Partei den von ihren Ver, tretern in der Lommssioa ohne Erfolg gestellten Antrag wieder auf. genommen und zu der obigen Resolution den Zusatz beantragt: „Unter Abstandnahme von den zur Erreichung dieses Ziele« nicht erforderlichen, mit der Staatshoheit unvereinbaren Vorschlägen de« Entwurfs von 1892" (d. h. d«s Zedlitz'jchen Schulgesrtzentwurss). — Zur diesjährigen Maifeier bat die Berliner GewerkschaftScommission gestern Stellung genommen und einstimmig folgende Resolution genehmigt: „Gemäß den Beschlüssen der internationalen Arbeitercongresse in Paris, Brüssel, Zürich und des Breslauer Parteitages von 1895 empfiehlt die Gewerkschaftscommission den Berliner Gewerkschaften, den 1. Mai insgesammt als Demonstration für die Classenfvrdrrungen des Proletariats zu feiern. Als würdigste Form der Feier betrachtet die Versammlung das Ruhenlassen der Arbeit. Sie empfiehlt daher denjenigen Gewerkschaften, die den 1. Mai neben anderen Kundgebungen auch durch ArbeitSruhe feiern können, diese eintreten zu lassen." Ueber die Art der Maifeier wurde beschlossen, wie im Vor jahre, Gruppenversammlungen der verwandten In dustriezweige zu veranstalten, doch gaben die Vertreter einer beträchtlichen Anzahl von Gewerkschaften, so der Schneider, Wäschearbeiter, Stuckateure, Zimmerer rc. dic^Erklärung ab, daß sie, der besseren Controlc wegen, für sich auf Sonder versammlungen bestehen müßten. Die Kohlenarbeiter ließen durch ihren Delegirten erklären, daß sie sich au der Maifeier nicht betheiligen werden. — In Sachen der Betheiligung Berliner Turner an den olympischen Spielen in Athen ist die Resolution von Interesse, welche der Ausschuß der vier Berliner Turn gaue beschlossen hat, um dem Kreisturntag und dem Ausschuß der deutschen Turnerschaft gegenüber die einmüthige Stellung der Berliner Turner zu bekunden. Die Resolution lautet: „1) Es ist anzuuehinen, daß die nach Athen gegangenen Mit glieder Kenntniß von den Beschlüssen des Ausschusses der deutschen Turnerschast gehabt hoben. 2) Sie mußten anerkennen, daß die Beschlüße deS Ausschusses der deutschen Turnerschast für jedes Mit glied der deutschen Turnerschaft für moralisch bindend zu erachten stad. 3) Waren sie mit den Beschlüssen nicht einverstanden, so mußten sie dagegen Widerspruch erheben oder 4) vor Eingehen d«r Verpflichtung dem Berliner Counts gegenüber von ihrem Vorhaben ihren VereinSvorständen Kenntniß geben. L) Da sie Beides ver- säumt haben, muß ihre Betheiltgung an den Wettkämpfen in Athen als ein bedauerliches, eines Mitgliedes der deutschen Turner schaft durchaus unwürdiges Vergehen gegen die alte erforderliche Ver- einsdisciplin angesehen werden. 6) Deshalb ist es zu mißbilligen, daß sich Mitglieder der deutschen Turnerschast bereit gefunden haben, den Verlockungen Les Berliner Tomitss zu folgen, von diesem Mittel zur Reise nach Athen anzunehmen und bei der Beschaffung dieser Mittel in öffentlicher Vorstellung durch turnerische Vorführungen mitzuwirken." — Professor vr. Virchow bat sich vor Kurzem in Mailand von einem Mitglied? der Lombardischen Friedens vereinigung ausfragen lassen und dabei folgenden Orakel- spruch abgegeben: „Ich bin kein Prophet, aber während viele Leute die Zukunft düster und drohend sehen, erscheint sie mir gar nicht so ernst. Heute über 20 Jahre wird eine neue Generation längst der elsaß-lothringischen Frage überdrüssig und Frankreich-Stellung zu unS, Dank den wissenschaftlichen und industriellen DerbindungSpuncten, eine freundschaftliche sein. Wenn erst in Deutschland die Freiheit wie in Belgien und England herrschen wird, werden wir noch schneller in diese« FreundschaftSverhältniß mit Frankreich getreten sein. Was uns heute am meisten von Frankreich trennt, ist der Militarismus, den ich und meine Freunde genau wie die Socialisten bekämpfen, und wenn wir auck heute noch nichts im Reichstage in dieser Beziehung erreichen, in Folge der unS ungünstigen politischen Wahlen, so werden wir doch nach den nächsten Wahlen, verstärkt durch die zahlreichen Unzu friedenen, hoffentlich mit mehr Erfolg kämpfen, und wir sind sicher, durch diesen Kampf nicht nur Deutschland, sonder ganz Europa zu nützen." — Schade, daß Herr Prof. vr. Virchow nicht in der Lag« ist, den Militarismus auch — in Frankreich und Rußland zu bekämpfen. * Bremerhaven, 18. April. (Telegramm.) Prinz Heinrich von Preußen ist heute Vormittag mittels Sonderzugs hier eingetroffen, um mit dem Schnelldampfer „All«r" nach Southampton zu reisen. Der Prinz wird in England seine neu erbaute Nacht übernehmen, auf welcher dann die Rückkehr nach Deutschland erfolgt. * Bremen, 18. April. Der Bürgerschaft geht «in Ver trag zwischen dem bremischen Staat und dem „Nord deutschen Lloyd" zu, nach dem letzterer die unter Kosten aufwand von 3i/r Millionen Mark erbauten Dockanlagen in Bremerhaven gegen eine Pachtsumme von 120 000 auf 25 Jahre pachtet. (Magdrb. Ztg.) * Braunschweig, 17. April. Dem hiesigen welsischen Blatte »»folge hat die Braunschweigische Rechtspartei übl« Erfahrungen mit einem von ihr am Dienstag aufgegedenen Telegramm gemacht. DaS Telegramm lautet: „Ihrer königl. Majestät Marie von Hannover zu Gmunden, Oesterreich. Die Mitglieder der Braunschweigischen RechtS-Landrsvartri übersenden der hohen Mutier unsere- rechtmäßigen LandtSfürsten tiefe, ehrerbietigste Glückwünsche." Dieses Telegramm wurde von der Telegrammannabmestelle mit der Begründung zurückgegeben, daß es wegen Unzulässigkeit de« Inbalt« zur Beförderung nicht geeignet sei. Nachdem hierauf die Worte „rechtmäßigen LandeSfiirsten" gestrichen und durch „Herzog" ersetzt waren, wurde daS Telegramm angenommen. Dock Abend« kam da« Telegramm wiederum mit folgender Begründung zurück: „Da« von Ihnen beute Nachmittag aa Ihre Königl. Majestät Marie von Hannöver zu Gmunden, Oesterreich, anfgelieferte Telegramm kann auf Grund der Bestimmungen im A 1, lv. der Teie- graphenordnnng nicht befördert werdeu. Die erbobene Gebühr vou 1,55 folgt anbei zurück. Kaiserliche« Telegrafenamt." Ein drittes, vollständig im Wortlaut geänderte« Telegramm fand endlich Annahme. n. Lössel, 18. April. In einer Versammlung der Bau unternehmer Cassels wurde beschlossen, die Arbeiten an Aus -er Woche. S» dieser Woche find die Berliner Parlaments serie» z» Lude gegangen, abgesehen von dem Herrenhause, dessen summarisches Legislaturverfahren den Zusammentritt seiner Mitglieder zu einer seltenen Nothweadigkeit macht. Der Reichstag sowohl wie da- preußische Abgeordnetenhaus haben den neuen GessiouSabschnitt durch eifrige« Arbeiten markirt. DaS Abgeordnetenhaus hat das schwierige LehrerbesoldungSgesetz^ in zweiter Lesung durch- berathen; im Reichstag ist der Gesetzentwurf gegen den un lauteren Wettbewerb gleichfalls in zweiter Berathung erledigt worden. Diese« Gesetz ist, das Bürgerliche Gesetzbuch, da» vielleicht in dieser „Session, gewiß aber nicht in diesem Sommer zur Verabschiedung gelangt, bei Seite gelassen, die Perle der Session. Es entspricht einem tief empfundenen Bedürfniß, von dessen Anerkennung sich nur ganz vereinzelte Elemente des Volkes ausschließen, und rS hat un Reichstage eine dementsprechende Mehrheit gefunden. Hie Socialdemokratie nebst Volk-partei, hie alle übrigen Parteien. DaS ist ein erquickender Anblick. Daß man bei der von der ReichStagScommission beantragten Ausdehnung de« tz 1 deS Gesetzes, die dieses erst zu einer schneidige«, wenn auch vielleicht im Anfang zweischneidigen Waffe gegen den ebenso widerwärtigen als gemeinschadlichen Rcclame- schwindel macht, auch den StaatSsecrrtair v. Boetticher als Dritten im Bunde der Herren Singer und Lenzmaun erblicken mußte, war ein beklagenswerther UnglückSfall diese« gewandten Beamten, im Uedrigen aber nicht geeignet, das rvsenfarbeae Parlamentsbild zu verdunkeln. Herr v. Boetticher hatte übrigen« bei diesem Gesetzentwurf einen zweiten Unfall zu erleben. Wie er die Verschärfung deS ß. 1 bekämpft hatte, so war er auch in erster Lesung al« ent schiedener und unversöhnlicher Gegner der Beseitigung der Bestimmung aufgetreten, di« den Angestellten eines Geschäft« hinsichtlich der Brrwerthung ihrer Erfahrungen eine Kette fürs Leben anschmriedeN wollte. In zweiter Berathung gab ein anderer BunvesrathSvertreter die Vorschrift preis. Hat der Reichstag sich in der verflossenen Woche gesetz geberisch ausgezeichnet, so wird er in dieser al« Sittenrichter di« Aufmrrksaaskeit auf sich ziehen. Darauf wird nun doch, wie wir schon dargelegt haben, die in Aussicht genommene Duelldebatte schließlich hinauSlausen. ES ist übrigeu« gar nicht« dagegen einzuwenden, daß auch die Volksver tretung die Vorfälle, die daS ganze Land in Erregung ge bracht haben, in den Kreis ihrer Erörterung zieht. Hat sie doch rme formelle Handhabe dazu: der Zweikampf ist »ach einem Rrichsgesetze strafbar, er wird aber so gut wie nicht bestraft. Nach Vieser Richtung könnte bei den Debatten „etwas herauSkommen", wenn man sie, ohne auf Seitenwege abzuweichrn, einschlagen würde. ES ist aber mit Bestimmtheit zu erwarten, daß man den Zweikampf als solchen, nach seiner ethischen und religiösen Seite, beleuchten und ihn natürlich unbedingt und für jeden erdenklichen Fall verwerfen wird. Bei diesem Vorhaben ist aber die Position des Reichstages viel weniger günstig, als eS nach der Haltung der großen Mehr zahl der Tagesblätter scheinen mag. Wenn man das Duell grundsätzlich verdammen will, so kann man keinen ungeeig neteren Anknüpfungspunkt suchen, al« den Zweikampf Schrader- Kotze. Wie sich die Differenzen dieser beiden Männer gestaltet hatten, war der Verzicht auf den blutigen AuStrag zur Un möglichkeit geworden. Da- kann und muß der grundsätzliche Gegner de- Duell« natürlich bestreiten, aber auch nur ein solcher kann e« und darf eS. Ueber daS Institut de« Zweikampfes al« solche« zu Gericht zu sitzen, ist aber nicht die Aufgabe einer gesetzgebenden Körperschaft. DaS Duell Schrader- Kotze ist eS auch nicht, wa« die Gemüther erregt. Der öffentliche Unwille richtet sich vielmehr zunächst dagegen, daß man die Dinge nicht etwa aus sich selbst heraus zu dem Puncte hat gedeihen lassen, wo der Kampf auf Leben und Tod unvermeidlich war, sondern daß man sie geradezu dahin dirigirt hat. Aber auch da- ist nicht die Quelle jene-, da« Volk wegen deS Falles erfüllenden, mit dem Worte „Unwillen" nicht zutreffend bezeichneten Gefühl«. Fast vier Jahre hindurch war der Berliner Hof von einem Sumpf durchzogen. Während dieser Zeit ist viel von Sitte und Religion gesprochen und sind in Berlin auf Anregung des Hofe« diele Kirchen erbaut worden. Der Sumpf aber durfte weiter die Hofluft verpesten. DaS und nicht der Tod d«S CerrnwnienmeisterS v. Schrader ist eS, wa- daS Volk in allen seinen Tyeilen erregt und betrübt. Stichwahl Wahlentbaltung beschlossen. Die deutsch- ociale „Hannoversche Post" dagegen empfiehlt wiederholt auf va« Angelegentlichste die Unterstützung deS welsischen Eaudidaten v. SchelrlI * Berit«, 18. April. Unter der Ueberschrift „Jugend- iteratur" schreibt der „Hannoversche Courier" über da« „Märchenbuch für die Kinder deS Proletariats": „Das Bach ist gut auSgrstattet, daS Papier, da- verwendet worden ist. ist fest, der Druck ist klar, der Einbaud läßt nichts zu wünschen übrig. Der Stil deS Buches ist correcr, auch di« Form der Gedichte ist ziemlich tadellos. Um so gefährlicher ist da« Mach werk, da« der Jugend offen den Elassenhaß predigt. DaS Schluß märchen, wenn wir die kleine Geschichte so nennen dürfen, erzählt von drei Brüdern, die Edelmann, Bürger und armer Konrad genannt werden. Die Brüder haben früher gemeinsam gearbeitet, dann nahm Edelmann „den Brüdern den größten The» vom Ertrage ihrer Arbeit ab, that aber selbst nichts, al« jagen und reiten, spielen und fechten und darauf sinnen, ob er den Brüdern nicht mehr abzunehmen vermöchte." Dann kommt e« zum Kampfe zwischen dem Bruder Edelmann und dem Bruder Bürger, der darauf sinnt, „auch etwas Fett von der Suppe ab- cufchöpfen". Bürger siegte und zwang den Bruder, „auf manchen Voriheil zu verzichten. Später aber vergoldete er ihm sein Schwert, bi« daß eS stumpf ward, schenkte ihm einen bunten Rock, der ihn ehr stattlich aussehen ließ, und setzte ihn so an die Wand, wo er nichts w sagen hatte". Bürger begann jetzt den armen Konrad, obwohl ihm fieser gegen Bruder Edelmann geholfen hatte, zu mißhandeln, nahm ihm, was er konnte, und als dieser „darüber klagte, daß er so Frau und Kinder nicht ernähren könnte, zwang der harte Bruder unter schönen Redensarten auch dir Frau und die Kinder zu schwerer Arbeit und gab ihnen nicht mehr Lohn als bisher". Seitdem sinnt der arme Konrad, der die Geduld verloren hat, darauf, bessere Zeiten herbeizuführrn. Die Erzählung giebt das Thema des ganzen Buches, und ihre Tendenz kehrt immer wieder. Da wird z. B. in einer anderen Geschichte „Die rothe Blume" von einer alten Dienerin Brigitte erzählt, die drei Generationen einer reichen Familie gedient hat und der „dir freie Benutzung de« Pserdestalls al« Anerkennung für langjährige treue Dienste und zugleich als Alters versorgung gewährt worden ist". Sie hat in jungen Jahren eine gute Heirath ausgeschlagen, um nur „bei ihrer liebe» Herrschaft bleiben" zu können. Endlich „meinte die gnädige Frau, eS wäre Hobe Zeit, daß La« alte „Inventar" fortkäme, uud auch der gnädige Herr sagte, er würde ihr gern da« Gnadenbrod geben, aber er könne solche alt«, verrunzelt« Gesichter nicht nm sich leiden, es fiel« ihm auf die Nerven, und überhaupt taugte eS nicht, Dienstboten so lange in der Familie zu haben, solches Volk würde ganz über- müthig «nd bildet« sich Wunder was ein" rc. Lohnarbeit wird nach be- kannten socialdemokratischem Grundsatz bei jeder Gelegenheit als ein ungerechte« Joch für den Arbeiter hingestellt. Die drei Schlangen, die bisher die Menschheit gefesselt hielten, sind der Reihe nach: „die Sklaverei, die Leibeigenschaft und die Lohnarbeit". In einer Unter haltung, in der die Affen menschliche Zustände besprechen, heißt e« von dem Besitzlosen: „Manchmal gelingt eS ihm, di« Kraft seiner Arme zu verkaufen, und er erhält dafür da- " „Was er mit seiner Arbeit schafft?" „Nicht doch, da« was nöthig ist, ihn vor dem Verhungern zu schützen und ost noch weniger, so daß er langsam Hungers stirbt. Die Menschen nennen das Lohn arbeit". Solche Verhetzung unreifer Kinder ist natürlich auch „Kampf mit geistigen Waffen!" ?. Berlin, 18. April. (Telegramm.) Die Kaiserin wird heute Nachmittag um 5 Uhr Ploen wieder verlassen und AbendS um 10 Uhr 40 Min. in Berlin wieder anlangen. Morgen Vormittag um 10 Uhr 50 Min. gedenkt die Kaiserin sich von hier zur VermählungSfeier nach Eoburg zu begeben und daselbst AbendS kurz nach der Ankunft de- Kaisers ein zutreffen. Gestern wohnte die Kaiserin der Tauffeierlichkeit im Hause d«S StaatssrcretairS Freiherrn Marschall von Bieberstein bei; die Hohr Frau hatte huldvoll Palhenstelle bei dem Täufling übernommen. L. L. Berlin, 18. April. (Telegramm.) Der Reichs kanzler Fürst Hohenlohe reist morgen wegen Unpäßlichkeit nicht nach Coburg. (Wiederholt.) D Berlin, 18. April. (Telegramm.) Die „National zeitung" vernimmt von zuverlässiger Seite, der Nachtrags etat für den geplanten Uebergang der Verwaltung ReugnineaS auf da« deutsche Reich werde nicht, wie von anderer Seite gemeldet wird, eine halbe Million, son dern höchsten« 200000 Mark betragen; diese Summe sei im Hinblick auf die aus der Beseitigung der Hoheitsrechte einer Privatgesellschaft sich ergebenden Vortheile eine mäßige. (-) Berlin, 18. April. (Telegramm.) Gegenüber den Angriffen der Herren vr. Arendt und Schröder gegen den Eolonialdirector vr. Kayser und inbesondere der an maßenden Forderung gegenüber, daß vr. Kayser von seinem Posten zurücktreten müsse, weil er Herrn vr. PeterS im Reichstage nickt gegen alle Angriffe deckte, haben, wie der „Nat.-Ztg." auS Hamburg telegraphirt wird, Kaufleute in den deutschen Schutzgebieten und die Colonial-Gesell- schaften Bremen, Hamburg und Berlin an den Reichskanzler einr gemeinsame Eingabe gerichtet, worin im Interesse der wirthschaftlichen Entwickelung der Schutzgebiete daS Verbleiben Kayser'S auf seinem Posten als dringend geboten bezeichnet wird. — Der Kaiser hat nach Kenntnißnahm« von Fritz Kalle'S Schriftchen „Des Reservisten Begleiter in die Heimath", rin Rathgeber für da« bürgerliche Leben (von dem Vieser Tag« wieder «in« neue Auflage erschien) dem Verfasser seine warme Anerkennung au«spreckeu lassen. Gleich zeitig hat er dem Verein „Concorvia" in Mainz, al« Heraus geber der Broschüre, seinen Dank für das patriotische Be streben übermitteln lassen und die königl. Schatull-Verwaltung angewiesen 2500 Exemplare zu bestellen, dem Vernehmen nach für die Leibregimenter. — DaS Kaiserliche Statistische Amt hat, wie im „Reichs anzeiger" mitgetheilt wird, über die Verdaltni^se im Handwerk ein dritte« Heft von Erhebungen veröffentlicht. ES bandelt sich hier ebenfalls um eine Stichprobenerhrbung in 37 ErhedungSbezirken und 150 Zählbezirken, die 70 Hand- werksartrn und 28 Specialitäten de« Schlosser-, Schmiede- und Schreinerhandwerks umfaßt. — Die deutsch-eonservattv-klrrikal-polntsch« Majorität der Lommissio« für da« Leh rer-Besoldang-gesetz hat in dem Commissionsbericht« dem Abgeordnrtenhaose empfohlen, die Resolution zn fassen, die königlich« Regierung zu ersuchen, dem L s.v. r.Ser. U ts. v. AnzeigeN'Pret- -k S-rspalkn« BttitM A) M Neclomtir «mter d«RHsstkststrit («ae- Größer, Schriften laut «f^e» »chs- vri^tchGiß, ^beLMfcher^ Wtt-satz
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