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BlatleS rin« sehr wirk sam« Verbreitung^ finden, werden mit 10 Pfg. di« Gpättrnzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarisch« und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theil«, di« Spaltenzeik« 20 Pfg. „VSeiSett-^Zritung" , «scheint wöchentlich drei- WWW M .M M Pili I Ins statten, Postboten, sowie di« Agent«« nehmm Be- ' Amtsblatt für die Königliche Amlshaupimannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Nr. 97. Verantwortlicher Redacteur: Carl Irhne in Dippoldiswalde. Dienstag, den 21. August 1883. 48. Jahrgang. Der Streit um den Congo. Immer enger wird das Gebiet der Erdoberfläche, dessen Erforschung dem menschlichen Unternehmungs geist bis jetzt noch nicht gelungen ist, und wohl kein Zahr vergeht, in welchen» nicht durch neue Entdeckun gen und Forschungsreisen die Grenzen dieses Gebietes noch enger gezogen würden. Auch derjenige Erdtheil, welcher bis jetzt verhältnißmäßig noch am wenigsten bekannt ist, Afrika, erschließt sich unserer Kenntniß immer mehr und mehr, trotz der Schwierigkeiten, welche im „schwarzen Erdtheil" ein mörderisches Klima und rohe Negerstämme dem Vordringen des kühnen Forschungsreisendeu entgegenstellen. Zu denjenigen Landstrichen Afrika's, welche uns erst in neuester Zeit etwas bekannter geworden sinv, gehört auch das Congo- Gebiet, denn obwohl der Congo schon 1484 von dem Portugiesen Diego Cao entdeckt worden ist, so sind von diesem Niesenstrom des westlichen Afrika's im Laufe von beinahe vier Jahrhunderten nur etwa Z70 Kilometer, von der Mündung an gerechnet, be kannt geworden, und erst in neuester Zeit ist durch verschiedene Reisende, namentlich aber durch die 1873 von England und Deutschland gleichzeitig ausgerüsteten Expeditionen, über den Congo, über seine muthmaß- lichen Quellen und über sein Flußgebiet nähere Kunde nach Europa gelangt. Alle Berichte über die Gegend am untern Congo stimmen darin überein, daß dieselbe außerordentliche Fruchtbarkeit zeigt, daß das Klima im Vergleich zu anderen Küstengegenden Afrika's ge sund zu nennen ist, und daß sich die dortigen Ein geborenen durch Intelligenz und Freundlichkeit gegen -ie Weißen auszeichnen. In diesem ganzen Gebiet nun waren bis vor einigen Jahren die Portugiesen die unbestrittenen Alleinherrscher. Der schon ermähnte Diego Cao hatte den Congo bei seiner Entdeckung für König Johann ll. von Portugal förmlich in Besitz genommen; im Laufe der folgenden Jahrhunderte gründeten die Portugiesen an dem unteren Laufe des majestätischen Stromes ausgedehnte Handelsniederlassungen, wodurch natürlich der ganze ausgedehnte Handel in diesen Gegenden zumeist in die Hände der Portugiesen gerieth. Es konnte indessen nicht ausbleiben, daß nunmehr auch andere Nationen auf das Congo-Gebiet aufmerksam wurden und so sind denn hier den Portugiesen in jüngster Zeit Konkurrenten erwachsen; zunächst be gründete die große holländische Handelsgesellschaft »Rieuvo ^trikansodo klanäöls-Vvnnsokimp" in un mittelbarer Nähe der portugiesischen Niederlassungen Faktoreien, welche von den Portugiesen gerade nicht mit allzugünstigen Augen betrachtet werden. Den Holländern sind die Franzosen gefolgt, welche eine große Expedition unter der Leitung de Brazza's aus gesendet haben, um Frankreich ebenfalls seinen Theil am Congo zu sichern, doch steht die französische Expe dition entschieden unter einem ungünstigen Stern, denn de Brazza hat bis jetzt nur Mißerfolge zu ver zeichnen, wozu unerwartete Terrainschwierigkeiten, wie die geradezu feindselige Haltung der von portugiesischen Agenten aufgestachelten Eingeborenen gleichmäßig mit beigetragen haben. Endlich tritt am Conw auch die internationale afrikanische Gesellschaft auf, welche be kanntlich unter dem Protektorate König Leopolds von Belgien steht und unter dem berühmten Afrikareisen den Stanley gleichfalls eine gut ausgerüstete Expedition entsendet hat. Zwischen de Brazza und Stanley herrscht eine scharfe Rivalität, welche möglicherweise zu einem bewaffneten Zusammenstoß beider Expeditionen führen kann, während anderseits auch die Holländer gegen die Stanley'sche Expedition intriguiren, da sie nicht mit Unrecht die unbeugsame Energie und eiserne Willenskraft Stanley's bei Durchführung seiner Pläne fürchten. So durchkreuzen sich am Congo die mannigfachsten Interessen und Jntriguen und es ist noch unklar, auf welcher Seite schließlich der größte Vortheil bleiben wird. Jedenfalls wird aber diejenige Macht an» meisten in» Vortheile sein, in deren Hand der untere Congo und vor Allem seine Mündung verbleiben, denn dem Besitzer d:r Congo-Mündung ist aus sehr nahe liegen den Gründen der weitgehendste Einfluß den ganzen Congo hinauf gesichert, und wird hierdurch der ganze beträchtliche Handel zwischen dem unteren Congo und den hervorragendste»» Punkten der westafrikanischen Küste in seine Hand gegeben. Bis jetzt waren die Portugiesen die allerdings mehr nominellen als wirk lichen Besitzer der Congo-Mündung; wir sehen aber, wie sich auch Franzosen, Holländer und die Stanley- sche Expedition bemühen, in diesen Strichen des süd westlichen Afrikas festen Fuß zu fassen, und ist es mehr als fraglich, ob sich die Portugiesen im Allein besitze der unteren Congo-Gegend werden behaupten können. Sollre sich indessen das Gerücht bestätigen, daß Portugal sein Territorium an England abtrcten wolle, so würde schließlich an der Congo-Mündung keine der Flaggen der hier mit einander konkurrirende» Nationen, sondern diejenige des meerbeherrschenden Albion wehen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Das räthselhafte Verschwin den des hiesige» Lehrers L. Stein, über den, während er auf einem Ausfluge in Berlin weilte, seit nunmehr 14 Tagen alle und jede Nachricht fehlt, hat im Publi kum Anlaß zu so viel irrigen und gehässigen Gerüchten und Angriffen gegeben, daß wir hier nur erklären können, daß Gründe für eine freiwillige Entfernung des genannten Herrn zur Zeit nicht vorliegen, daß also entweder eine Verunglückung oder ein Verbrechen nicht ausgeschloffen ist. — Der Lehrer Kästner in Annaberg, gebürtig aus Ruppendorf, der Ende Juli eine Ferienreise an getreten hatte, war bis jetzt ebenfalls, ohne den Sei- nigen Nachricht gegeben zu haben, verschollen, und man erging sich in den verschiedensten Muthmaßungen. Heute erfahren wir, daß seine Eltern in Ruppendorf die Kunde erhielten, er liege erkrankt in Italien. Hoffentlich kehrt er bald gesund wieder in seine Heimath zurück. — Der Fahrplan für die am 3. September zu eröffnende Eisenbahnstrecke Schmiedeberg-Kipsdorf ist nunmehr erschienen und schließen sich die Züge der selben an die der Strecke Hainsberg-Schmiedeberg unmittelbar an. Den Interessen der hiesigen Gegend ist damit wenig gedient. — Die Maul- und Klauenseuche, die in je einen» Gehöfte zu Schmiedeberg und Wendischcarsdorf ausgebrochen war, ist laut Bekanntmachung der kgl. Amtshauptinannschast wieder erloschen. Dippoldiswalde, 20. August. Die Bitte um Gewährung von Freiquartieren für die zur Jahres feier des Dresdner Hauptvereins der Gustav-Adolf- Stiftung ist von so erfreulichem Erfolge begleitet gewesen, daß es nicht nur möglich gewesen ist, alle bisher angemeldeten Gäste (insoweit dieselben nicht ausdrücklich Gasthofsquartiere verlangt haben) unter zubringen, sondern daß immer noch einige Quartiere unbesetzt geblieben sind, welche als Reserve für etwa noch anzumeldende Abgeordnete dienen. Um nun den freundlichen Qnartiergebern vorher Notiz zu geben, wer denselben als Gast zugewiesen worden ist, wird ihnen der Wohnungsausschuß in diesen Tagen Karten mit der Bezeichnung der betreffenden Gäste zugehen lassen. Wenn etwa der oder jener Angemeldete nicht eintreffen und das dargebotene Quartier nicht benutzen sollte, so möge man dafür nicht den Wohnungsaus- schuß verantwortlich machen, sondern die Ungunst der Umstände, die vielleicht noch in letzter Stunde dein Abgeordneten die Reise verbieten, was besonders des halb leicht Vorkommen kann, da sich eine große Anzahl amtirender Geistlicher unter denselben befinden. Hoffen wir indeß, daß Alles in erwünschter Weise vor sich gehen und das Fest jedem Theilnehmer eine ange nehme Erinnerung hinterlassen möge. — Morgen Dienstag, 21. August, Abends 8 Uhr, wird in einer Versammlung im „goldnen Stern" Hr. Uhrenfabrikant Moritz Großmann aus Glashütte, der von Mitgliedern aller Parteien für die bevorstehende Landtagswahl als Kandidat im 5. städtischen Wahl kreise aufgestellt worden ist, sein Wahlprogramm dar legen und sind zu dieser Versammlung sämmtliche Wähler, gleichviel ob Freunde oder Gegner des Hrn. Großmann, eingeladen. — Für Frauenstein und dessen Umgegend steht am nächsten Mittwoch, 22. August, ein musikali scher Genuß bevor, auf den wir auch an dieser Stelle gern aufmerksam machen. Frau Concertmeister Kröber und die Herren O. und R. Tronicke, kgl. Hof opernsänger und Correpetitor, werden ein Gesangs- Concert im Nohland'schen Saale geben und die hiesige Stadtmusikkapelle des Hrn. Hoppe durch Vorträge sich dabei betheiligen. Der reiche Beifall, der den Concert- gebern bereits früher und vor einigen Tagen in Schmiedeberg von den zahlreichen Zuhörern zu Theil ward, läßt auch hier auf gute»» Besuch hoffen. — Wir erwähnen auch noch, daß nächsten Sonntag, 26. Aug., ein gleiches Concert auf der Alberthöhe bei Rabenau stattfinden wird. — Nächsten Sonntag wird im hiesigen Gasthof zum goldenen Stern eine Tanzaufführung, ein Schnitterfest, zur Darstellung gelangen. — Die 3. Klasse der 104. kgl. sächs. Landes- Lotterie »vird am 3. und 4. September gezogen »verden. Die Erneuerung der Loose zu derselben hat bis zum 25. August zu geschehen. — Aus Anlaß der nächstens beginnenden Herbst übungen der Truppen machen wir unsere Leser von neuem darauf aufmerksam, daß in den Aufschriften der Postsendungen an die bei den ausgerückten Truppen- theilen befindlichen Offiziere, Militärbeamten, Unter offiziere und Mannschaften, das Regiment bez. Ba taillon, sowie die Kompagnie bez. Eskadron, Batterie, Colonne u. s. w., bei welcher sich der Empfänger be findet, genau angegeben sein muß und daß als Be stimmungsort nicht das schnell wechselnde Marsch oder Kantonnementsquartier, sondern zweckmäßig nur der Garnisonsort, von dem aus die Postanstalten die Nachsendung auf dem schnellsten Wege vermitteln, zu bezeichnt»» ist. Dresden. Das außerordentliche Budget des Landtages wird für das Reffort des Unterrichts- Ministeriums eine Anzahl Bauforderungen aufweisen. Der größte Posten darunter ist eine Summe von 200000 Mk. als erste Nate zur Vergrößerung der Fürstenschule in Grimma. — An» Sonnabend hat die Eröffnung des Pano - rama's durch Ihre Majestäten den König und die Königin und vieler Mitglieder des königl. Hauses statt gefunden. Die hohen Herrschaften nahmen voin Po dium aus das riesige Schlachtfeld in Augenschein, und was den Eindruck anlangt, den das Panorama auf alle Anwesenden machte, so war derselbe ein bewäl tigender und künstlerisch hocherfreuender; die Majestäten drücken dein Künstler, Prof. Braun, als sie nach ein stündigem Aufenthalt das Panorama wieder verließen, ihre vollste Befriedigung aus. Der Zudrang des Pub likums nach Schluß der Feierlichkeit war ein äußerst lebhafter. — Während einzelne Nelieftheile des Schilling'schen Niederwald-Denkmals noch in der Bierlingschen Gießerei, in Lauchhammer rc. in Bronze fertig zu stellen sind, ragt die „Germania" selbst bereits hoch auf ihrem Postamente. Auch der Engel des Krieges und der des Friedens sind zu ihren beiden Seiten aufgestellt.